Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Das Jahr des Feuers – Aus der Asche – Tage des Leids – Die Nacht der Asche II

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Lynia
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BeitragThema: Das Jahr des Feuers – Aus der Asche – Tage des Leids – Die Nacht der Asche II   Das Jahr des Feuers – Aus der Asche – Tage des Leids – Die Nacht der Asche II EmptySa Jan 09, 2016 9:33 pm

„Auf, auf, ihr Helden.“ Leonardos Stimme gab schließlich den Ausschlag und wir setzten uns, nachdem man mir, wie gewohnt eigentlich, viel zu wenig Zeit gelassen hatte, dieses Phänomen mit Madas Kraft um uns herum genauer zu analysieren, Richtung Praios und damit Alt-Gareth in Bewegung, wo ich ja auch den Haupt-Tempel des Ingerimm wusste.
Was mich und meine Freunde dort vermutlich erwartete konnte ich mir ganz ohne Phantasie ziemlich gut vorstellen.
Ungewollt und doch unaufhaltsam schoben sich die memorierten Bilder Wehrheims, welches ich mir auf dem Weg hoch nach Kholak-Kai eingeprägt hatte ins Gedächtnis.
Hier jedoch hatten wir das Magnum Opus Widharcals vor seiner Vollendung stoppen können. Trotzdem unterschieden sich die Bilder nicht sonderlich, nur dass sie hier eben näher und damit deutlicher waren.
Ich analysierte die Schäden und versuchte aus diesen abzuleiten in wie weit das Magnum Opus gekommen war.
Luft war offensichtlich, dass hatten wir selber noch erlebt.
Humus war weniger offensichtlich, aber ich sah die eine oder andere Sporenkapsel, welche ich auch schon auf dem Mythraelsfeld hatte niedergehen sehen, daher musste ich davon ausgehen dass wir es wohl auch mit pervertiertem Humus zu tun bekommen könnten.
Bei Feuer war ich mir nicht sicher, musste aber, auf Grund dessen was ich letztlich in diese Kristalllinse vor Galottas Thron gesehen hatte, davon ausgehen dass auch dieses Element noch zum Einsatz gekommen war. Sicher, viele Brände waren vermutlich durch Brandgeschosse oder durch Übergreifen bestehender Brände entstanden, aber es war unwahrscheinlich dass normales Feuer so plötzlich erlischt wie es erfreulicherweise bei vielen Bränden direkt nach Galottas Tod der Fall gewesen war.
Ob Erz noch pervertiert worden war vermochte ich nicht mit Bestimmtheit zu bestätigen. Ich ging aber davon aus, dass dem nicht so war, dafür waren die Zerstörungen an den Gebäuden einfach nicht massiv genug.
Ebenso schien das Ausmaß der Zerstörung zwar keinem bestimmten Muster zu folgen, aber sie war deutlich unterschiedlich konzentriert.
Manche Häuser waren schlicht nur noch ein Trümmerhaufen, andere schienen, von Dreck und Asche abgesehen, unversehrt, aber diese waren die Ausnahme.
Aber es war offensichtlich, dass die Zerstörung, zumindest bis zu dem Zeitpunkt wo wir sie gestoppt hatten, in unterschiedlicher Intensität an verschiedenen Orten gewirkt hatte.
Insbesondere Bereiche mit Wasser, wie die Bereiche um Brunnen oder auch nur Efferd-Schreine waren kaum zerstört.
Ich hörte die Geräusche der geschundenen Stadt, Schreie, das bersten brechender Gebäude, das fauchen unkontrollierten Feuers, das knacken und poltern des brechenden Erzes, wenn wieder ein Teil von Kholak-Kai abgebrochen und auf das was unter ihm gewesen war gefallen war.
Ich sah das Leid, die herumirrenden Menschen, die Unsicherheit, auch in Bezug auf unsere Gruppe, die gehetzten Blicke in den Himmel und diejenigen, welche all das hinter sich gelassen hatten, im einen oder anderen Sinne.
Ich sah Tela wie sie in eines der teilweise zerstörten Gebäude ging. Da weder Ghor noch Hakim sie aufhielten oder begleiteten verzichtete ich ebenfalls auf eine Regung in dieser Richtung. Vielleicht wollte Tela auch einfach kurz alleine sein.
Ich hatte völlig vergessen das sie als Hexe Madas Kraft vermutlich anders auffasste und verstand wie ich es tat und sie all das, was an Madas Kraft frei und doch irgendwie gebunden war entsprechend anders fühlte.
Aber ich war auch dankbar für die kurze Pause. Ich konnte aus eigener Kraft gehen und meine Arme benutzen, aber jeder Schritt schmerzte, auch wenn es noch erträglich war, jeder Atemzug war anstrengend und plötzliche Bewegungen, wenn ich zum Beispiel aus dem Augenwinkel etwas sah und mich schnell danach drehte waren Qualen in meinem halben Körper.
Ohne meinen Stab wäre ich schon mehr als einmal einfach stolpernd zu Boden gegangen, aber dank diesem konnte ich mich fangen und, wenn auch langsam und vorsichtig, aus eigener Kraft weitergehen.
Leider kam wieder einmal, für meine Verhältnisse, Tela viel zu früh aus dem Haus zurück und damit auch die Aufforderung, weiterzugehen.

Der Splitter des Widharcals hatte nicht aufgegeben.
Ganz im Gegenteil.
Hakim, der den Beutel trug, in welchem wir den Splitter wussten, hielt ihn immer so weit wie möglich von seinem Körper entfernt aber ich konnte seine Aura, seine pulsierende Macht deutlich spüren und erkennen. Noch immer schien es für mich so, wie wenn der Sack eigentlich gar nicht vorhanden wäre und der Splitter wenige Finger und Hakims Hand frei in der Luft schweben würde.
Immer wieder schickte er Wellen seiner Macht aus, ganz wie wenn er seine Diener in der Nähe rufen wollte, aber bisher hatte seinem Ruf noch niemand geantwortet.
Zumindest niemand, den ich wahrnehmen konnte.
Erfreulicherweise hatte er seine Kraft im Moment aber ein wenig eingebüßt, nachdem er vor ein paar Minuten plötzlich einen besonders starken Stoß ausgesandt hatte, der es sogar geschafft hatte Tela in die Knie zu zwingen.
Das wiederrum hatte mich auf eine interessante, neue Idee gebracht, die mir momentan half ein wenig Abstand zu allem um mich herum zu halten.
Es war ja nicht nur im Volksmund verbreitet, dass viele Hexen durch ihre bekannten Flüche sich gefährlich nahe an die Gefilde Tyakra´mans bewegten. Aber konnte es sein dass sie auch auf Grund ihrer Nähe zu Sumu eine besondere Abscheu gegenüber Widharcal empfanden?
Mir war klar, mit Tela würde ich darüber wohl eher nicht sprechen, dafür fand ich das Thema zu persönlich um darüber mit jemandem zu sprechen der mir so nahe stand. Aber vielleicht konnte ich ja mit einer ihrer drei Bekannten dazu mal ein paar Sätze wechseln, sollten wir diese mal wieder treffen. Aber für den Moment begnügte ich mich mit meinen Gedanken und Überlegungen zu diesem Thema, und unterdrückte den Wunsch, zumindest für die Grundlegendsten Notizen ein Blatt Pergament aus meiner Umhängetasche zu ziehen.
Plötzlich stand Tela neben mir und, sehr zu meiner Überraschung, legte mir einen Arm um die Hüfte und lächelte mich an, wie ich erkannte, als ich meinen Kopf hob um zu schauen ob der Balsam ausreichend gewesen war und ihr zugeschwollenes Auge wieder frei war.
Ich wusste, dass Tela in meinem Gesicht lesen konnte wie ich in einem Buch und wagte für einen Moment daran zu glauben, dass sie erkannt hatte worum sich meine Gedanken gedreht hatten und das sie bereit war, mir diesen Wunsch zu erfüllen.
Das war natürlich völliger Blödsinn.
Warum sollte sie ausgerechnet jetzt mit mir über ein Thema, das ihr sicherlich unangenehm war, nicht nur sprechen, sondern mir auch noch mehr oder weniger direkt vor Ghor und Hakim erklären wie sie als Hexe das Ganze fühlte? Allein die Absurdität der Gedanken ließ mich, wenn schon nicht offen lachen, so doch zumindest ihr lächeln erwidern.
Aber wir waren am Leben und damit hatten wir ja immer noch die Gelegenheit für solch ein Gespräch.
Telas Blick glitt von meinem weg und ich folgte ihrem Blick, nur um zu erkennen, dass sie nur nach unseren Freunden geschaut hatte, wie wenn diese die vergangenen Sekunden zur Flucht genutzt hätten.
Wieder hatte ich das Gefühl dass sie mehr oder weniger gespürt hatte, was ich gedacht hatte.
Ganz offensichtlich begann sich Dere wieder in seinen gewohnten Bahnen zu bewegen.
Einer der beiden äußerte etwas von lächelnden Frauen und das es Gareth nicht so schlimm steht, aber sicher war ich mir nicht, da ich ob meiner Gedanken bezüglich einer Flucht direkt hinter den beiden nach der Figur von Meister Leonardo schaute.
Als ich ihn erblickte kniete er gerade an einem zerstörten Flaschenzug und schien, auch wenn ich mir dessen nicht sicher war, um diesen zu weinen, während er die zertrümmerte Leiche an seiner Seite mit keinem Blick würdigte.
Plötzlich lachte Tela neben mir los und ob der Absurdität des ganzen tat ich dasselbe. Ganz offensichtlich war ich nicht die einzige, der das ganze hier langsam über den Kopf wuchs.
Aber ein gezischtes, aber erfreulicherweise trotzdem deutlich hörbares „Gargyle, Gargyle“ von Meister Leonardo beendete diesen Moment, wofür ich nicht undankbar war.

Die von Meister Leonardo erwähnten Gegner befanden sich keine zwanzig Schritt von uns entfernt und blickten lauernd in unsere Richtung, machten aber keinerlei Anstalten ihre Plätze zu verlassen oder sonst wie gegen uns vorzugehen.
„Hast du einen Ignorantia auf uns alle gewirkt?“ flüsterte mir Tela leise ins Ohr, wie wenn sie Angst hätte das die Gargyle uns zwar nicht sehen aber dafür vielleicht hören könnten.
„Nein.“ Gab ich ebenso leise zurück. „Würdest du es denn für richtig halten? Soll ich es noch tun?“
„Nein, lass mal. Es ist besser wenn du deine Kräfte schonst.“
„In Ordnung.“
Da kam von den Männern das Zeichen zum Aufbruch, direkt gefolgt von einer mir dargebotenen Hand Ghors.
Wir hatten uns die letzten Schritte einen größeren Schutthaufen hochgearbeitet, auf dessen anderer Seite, wenn wir weiter Richtung Alt-Gareth wollten, es diesen wieder hinabging und Ghor war nicht entgangen dass ich nicht so sicher auf den Beinen war wie ich selber gerne gewesen wäre.  
Ich nahm sein Angebot mit einem dankenden Nicken an und ließ mir, soweit notwendig, den Geröllhaufen hinunter helfen.
Aber der gute Ghor hatte sich so sehr Gedanken um mich gemacht, dass er gar nicht auf sich selber geachtet hatte und plötzlich seitlich von mir nach hinten wegkippte.
Als ich mir sicher war das mir nicht gleich das gleiche drohte drehte ich mich zu ihm um, um ihm zu helfen, soweit ich es vermochte. Aber erleichtert stellte ich fest, dass Tela, die hinter uns gewesen war, sofort reagiert und das schlimmste verhindert hatte, denn sie hielt Ghor sicher und weitestgehend aufrecht, welcher mir auch schon mit einer Geste zu verstehen gab, dass alles in Ordnung sei.
Erleichtert drehte ich mich wieder in eine vernünftige Haltung und setzte meinen Weg, nun eben einfach etwas langsamer und vorsichtiger, fort.

Am Fuß des kleinen Berges, im nach hinein kam ich nicht umhin, ihn so zu nennen, ertönte von hinter mir die Stimme Telas, deren „Wir machen hier mal fünf Minuten Pause“ in meinen Ohren wie ein Excelsior nach einer schweren Prüfung klang.
Ihr „Lynia, komm doch mal bitte“ hingegen hatte eher etwas von, dass Buch ist zur leider nicht in der Bibliothek. Aber es war Tela und sie hatte eine Bitte geäußert, also richtete ich meinen Oberkörper wieder auf und drehte mich ihr zu.
Ghor stand immer noch bei ihr, also wohl kein kurzes Gespräch über die Probleme einer Hexe mit der uns umgebenden Verderbnis.
Kurz darauf erkannte ich, wie nah ich dran gewesen war, aber doch ziemlich weit weg davon.
Ghor war das Problem, wobei Problem wahrscheinlich nicht der richtige Ausdruck war. Vielmehr war Ghor das Phänomen, das war viel passender.
Ein Teil von Ghors Haut war mit Schuppen bedeckt.
Keine Fischschuppen, eher Echsenschuppen, wie bei einer Eidechse, nur etwas größer. Aber sie schienen ihn nicht zu schmerzen, wobei, bei Männern und ihren Aussagen bezüglich Schmerzen konnte man nie wissen. Aber auch als ich die betroffene Stelle betastete gab Ghor kein Au von sich.
„Da war diese farbige Schliere in der Luft. Als meine Hand durch diese glitt sah ich, wie sich die Kratzer auf meiner Hand schlossen. Also dachte ich, Ghor, dachte ich, wenn das mit dem Rest auch funktionieren würde, dass wäre schon praktisch. Allein schon, damit Lynia nicht noch mehr von Madas Kraft für einen Balsam für mich aufwenden müsste.“
Für einen kurzen Moment war ich begeistert.
Nach all den Jahren und Verbesserungen hatte Ghor endlich erkannt dass es Madas Kraft und nicht Astralenergie, Zaubermacht oder was für Begriffe er sonst noch so ersonnen hatte, hieß.
Ich war begeistert, ließ ihn das aber nicht wissen.
Noch nicht.
„Ja, und wie ich das so dachte änderte diese Schliere ihre Richtung und schien in mich hinein zu fließen und ich konnte förmlich spüren, wie Sumus Blut zurück in meine Körper floss und auch meine restlichen Verletzungen schloss und meine Schmerzen nahm.“
„Bei Hesinde.“ Fuhr es mir heraus, bevor ich es stoppen konnte. „Das ist faszinierend.“ Fügte ich schnell, auch wenn ich das ebenfalls gerne für mich behalten hätte, hinten an, um Ghor wissen zu lassen wie er meinen Ausspruch zu verstehen hatte.
Aber, bei Hesinde, das war es wirklich.
Faszinierend.
Wenn das, was Ghor erzählte wahr war, und ich hatte keinen Grund seinen Worten nicht zu glauben, dann konnte die freigesetzte Kraft Madas nicht nur von Anwendern dieser Kraft genutzt werden, sondern von einfachen Menschen ebenso, wenn auch vermutlich nur begrenzt.
„Also ich finde es jetzt nicht ganz so faszinierend. Eher, kränklich.“ Unterbrach Tela meine Gedanken und zeigte auf die Schuppen auf Ghors Haut.
„Hm, mir fällt auf Anhieb keine Krankheit ein, die einem eine Schuppenhaut wachsen lässt, aber Ghors Aussage nach ist die Erscheinung eh an ein anderes Phänomen gekoppelt. Analys Arcanstruktur.“ Ich betrachtete Ghor und vor allem die betroffene Hautstelle ziemlich genau, aber sonderlich lange musste ich ihn nicht untersuchen, auch wenn ich es, insbesondere bezüglich der Wirkungsweise gerne getan hätte. Aber mir war klar, dafür war nun mal, leider, keine Zeit.
„Und. Wächst mir jetzt eine Schlangenhaut oder werfe ich die wieder ab?“ Ghor war ein wenig von mir weggetreten und schaute mich an, nachdem ich ihm mit einem leichten Klopfer mit meiner Hand auf seine Schulter das Ende meiner Untersuchung signalisiert hatte.
„Nein und vielleicht.“ Ich musste kurz durchatmen.
Nun, da wieder ein Teil von Madas Kraft aus meinem Körper geflossen war, befand sich in diesem wieder eine Lücke und die uns umgebende, pervertierte Kraft bot sich an, diese zu füllen und genau das verhinderte ich nun.
„Nein hört sich besser an als vielleicht.“ Kommentierte Ghor meine Aussage, ließ aber seinen Blick beständig durch die Gegend gleiten und fixierte mich dabei nicht direkt. Auch seine Hand mit dem Haumesser sah ich nicht als Bedrohung. Seit wir losgelaufen waren hatte er beständig mindestens eine seiner beiden Waffen in einer Hand.
„Die Form, welche Widharcals Wirken annimmt misst sich an bestimmte Gesetze. Dein Nutzen aus seiner Kraft war die Heilung von Verletzungen, erlitten durch Einflüsse von außen. Die Schuppenhaut soll dich schützen. Hättest du Brandverletzungen gehabt hätte es auch eine Haut aus Stein sein können. Und ob die Schuppen abfallen oder sich einfach auflösen kann ich nicht sagen, aber sie werden verschwinden. Sie sind direkt mit der, von Widharcal pervertierten Kraft Madas in deinem Körper verbunden und diese löst sich gerade, wenn auch ziemlich langsam, auf. Aber sie ist der Anker an welchem die Schuppen hängen und wenn die Kraft deinen Körper ganz verlassen hat werden dich auch diese Schuppen wieder verlassen.“
„Bist du dir sicher?“ vernahm ich Telas Stimme.
Ich blickte kurz zu ihr.
Sie hatte, im Gegensatz zu mir, die Gunst der Stunde genutzt und sich kurz hingesetzt.
„Ja. Ich habe diese Form…“
„Danke, mir genügt dein Ja“ unterbrach Ghor meine Ausführung. „Also meinst du, ich kann mich weiterhin mit diesen Schlieren in der Luft hier heilen, aber ich sollte es halt nicht übertreiben.“
„Nein!“ kam es von Tela überraschend deutlich und diese stand auch plötzlich direkt neben Ghor. „Du wirst diese pervertierte Kraft nur nutzen, wenn Lynia nicht da ist um deinen Arm wieder an den Körper zu heilen, oder ähnlich schlimmes. Sonst nicht. Als nächstes wachsen dir Ranken aus dem Gesicht, und dann dürfte der nächste Kontakt mit Garether Bürgern die bewaffnet sind, zurzeit also vermutlich alle, ziemlich unangenehm werden.“
„Aber genau das wollte ich doch gerade sagen, Tela.“ Ghor stemmte eine Faust in die Hüfte und schaute sie kurz direkt an. „Wenn der Feind mich, nachdem Zehn gleichzeitig gegen mich gekämpft haben, tatsächlich so verletzt hat, so dass ich direkt Hilfe brauche, Lynia aber, warum auch immer, nicht da ist um mir zu helfen, dann, und nur dann, werde ich auf diese überraschende Form der Hilfe zurückgreifen.“
„Dann ist es ja gut.“ Tela klopfte Ghor auf die Schulter und ging an ihm vorbei.
Offensichtlich war mein Teil dieser Geschichte vorbei und ich konnte mich endlich…
„Pausenende. Weiter geht´s.“
Diesmal war es Tela, die meine Ausführung fast schon im Ansatz unterbrach.
Galotta, Kholak-Kai, Magnum Opus, zum Trotz, manche Dinge änderten sich wohl nie.

Ingerimm, genannt der Himmlische Schmied, war der direkte Gegenpart zu Widharcal und es war eben genau das Magnum Opus dieses Erzdämons, welches über Gareth gekommen war, und auch wenn sich der selbsternannte Kaiser Galotta das anders gewünscht hatte, kein Sterblicher, egal mit welcher Macht, würde einem Erzdämonen bis zur letzten Konsequenz vorschreiben können was dieser wie zu tun hätte.
Widharcal hatte die Gunst der Stunde genutzt und das Haupthaus seines Gegenparts in Gareth da facto so gut wie möglich dem Erdboden gleichgemacht.
Diese Gedanken kamen mir, als ich auf die rauchenden Trümmer blickte, von denen ich im Schwerpunkt nur auf Grund der Umgebung sagen konnte, dass dies mal der Ingerimm-Tempel gewesen war.
Auch die Anwesenden Geweihten des Ingerimm waren ein Hinweis, aber in der ganzen Stadt waren Geweihte unterwegs und versuchten im nach hinein zu retten was zu retten war, auch wenn mir, schmerzlich, bewusst war, dass irgendwie Beide Seiten zu sehr mit sich selber beschäftigt gewesen waren und damit, wieder einmal, direkt einer dritten Partei zugespielt hatten.
Es waren nur kleine Szenen am Rand auf dem Weg hier her gewesen, aber für den Kundigen hatten sie gereicht sie zu erkennen.
Hier eine Tracht eines Geweihten, aber ohne eine Leiche welche sie trug, dort ein brennender Schrein, das einzige brennende in Umkreis von mehreren Häusern, und Menschen die ihm dabei zusahen ohne etwas zu tun.
Dort Leute die auf die eh schon unkenntlichen Überreste einer Leiche einschlugen, die auf ihrem Wappenrock, wie zum Hohn, immer noch gut erhalten das Zeichen der Dämonenkrone trug.
Und hier nun die absolute Zerstörung eines der Haupttempel von einem der Zwölfe, und natürlich ausgerechnet das Haus des Gottes, dessen Element mit die größte Zerstörung gebracht hat, das Feuer.
Ich sah eine große Gruppe Menschen, die zusammen mit den Geweihten des Ingerimm hier versammelt waren. Offensichtlich war aber der eigentliche Grund dieser Versammlung der gegenseitige Schutz und weniger die gemeinsame Hingabe an den Roten Gott.
Meine Freunde näherten sich dieser Gruppe und begannen irgendetwas zu erzählen.
Ich wusste es nicht, und ich wollte es auch gar nicht wissen, was sie schon wieder zu erzählen hatten. Ich sah Hakim sich wieder in Pose werfen, hörte Ghor von irgendetwas erzählen, oder war es Hakim, ich wusste es nicht, und es interessierte mich nicht.
Ich sah die rauchenden Trümmer des Ingerimm-Tempel, ich erkannte Ihre Gnaden Granitherz und wie sich die anderen Geweihten ihr gegenüber verhielten.
Es herrschte Ordnung, es herrschte Struktur, es herrschte die schaffende Hand. Hier, inmitten der Verwüstung, gab es einen Hort der Beständigkeit, der Ordnung, der Führung. Hier hatten die Menschen noch etwas, an das sie sich halten, an dem sie sich orientieren konnten.
In solchen Momenten war es etwas wunderbares, etwas erfreuliches, etwas, dass einem ungewollt oder willkommen, einfach ein strahlen auf das Gesicht legte.
Der direkte Gegenpart des Eigentlichen Urhebers der Zerstörung war gefallen, aber nicht besiegt, sein Haus zerstört aber seine Diener am Leben.
Zumindest die meisten.
„Euer Gnaden, Granitzherz.“ Ich verbeugte mich tief vor der Gesellin des Ingerimms und drückte jedes der fünf Worte meiner Frage förmlich aus mir heraus. Ich kannte die Antwort und wollte sie eigentlich gar nicht bestätigt bekommen, aber einfach zu fragen wie es passiert war, dass wäre ihrer nicht würdig gewesen. So presste ich mehr oder weniger „Die Meisterin der Esse Hitzacker?“ heraus, und hoffte einfach, dass die Gesellin des Ingerimm Granitherz nicht nur bestätigte, dass diese inzwischen, hoffentlich, im Paradiese Ingerimms weilte sondern von sich aus erzählte, wie es geschehen war.

Die Meisterin der Esse war während des Schutzes der bei Ingerimm Schutz und Hoffnung suchenden gefallen und ihr derischer Leib lag nun unter den Trümmern des Tempels.
Bis zuletzt hatte sie den glauben an Ingerimm hoch gehalten und Hoffnung und Zuversicht verkündet, ja, gar die Überlebenden Geweihten angehalten, den Tempel wieder zu errichten.
Ich hörte einzelne Stimmen der Umstehenden, die immer wieder einwarfen, welche Wunder die Meisterin der Esse vollbracht hatte. Durch Flammen sei sie marschiert wie durch einen Sommerhauch, glühende Holzbalken soll sie mit bloßen Händen auf die Seite gewuchtet haben, im dicksten Rauch geschuftet und geatmet wie wenn sie gar keine Luft bräuchte für ihre schwere Tätigkeit.
Ich ließ die Worte verblassen und gab mich meiner Erinnerung hin.
Gestern noch war ich hier gestanden und hatte mich mit ihr unterhalten.
Auch über das, was geschehen würde und was nun ja auch eingetreten war.
Der Tempel des Ingerimm zerstört, die Meisterin der Esse tot.
„Welcher Tempel nun, Lynia?“ Telas Stimme und die von dieser formulierte Frage brachten mich zurück ins hier und jetzt.
Ja, das war wahrlich eine gute Frage.
Wir trugen den Splitter Widharcals mit uns und ich musste gestehen, der Tempel des Ingerimm war für mich die erste und sinnigste Wahl gewesen.
Ich musste auch gestehen, ich hatte nicht damit gerechnet, diesen Intakt vorzufinden, aber Hoffnung hatte ich trotzdem gehabt.
Leider umsonst.
„Wenn man nicht mehr weiter weiß, weiß die Herrin der Weisheit meist Rat“ zitierte ich einen Leitspruch unserer Akademie, um überhaupt etwas gesagt zu haben und Tela damit zu signalisieren dass ich ihre Frage gehört und verstanden hatte. „Außerdem liegt ihr Tempel am nächsten“ wie mir gerade so einfiel, als ich mir die groben Gegebenheiten der Straßen Gareths ins Gedächtnis rief. „Selbst wenn man uns da nicht weiterhelfen kann, wird man wissen, wo…“ Ich ließ meinen Blick über die rauchenden Trümmer vor mir gleiten „vorausgesetzt, der Tempel ist unversehrt geblieben.“
Knacksend brachen ein paar Balken der Trümmer vor uns in sich zusammen und Funken stoben nach oben und ließen ein paar Wagemutige, die zwischen den Trümmern nach wer wusste was suchten, erschrocken zurückweichen.
Bei Hesinde, Funken, Flammen, Hitze.
Erschrocken zog ich die rauchige Luft ein.
„All die Bücher, das Wissen. Die Irrhalken müssen erkannt haben, woher diese Bäume mit den Pentagramma gekommen sind und könnten auf die Idee gekommen sein, gegen diese Quelle vorzugehen, bevor sie noch mehr der ihren durch diese verlieren.“ Ganz plötzlich hatte ich ein noch schlechteres Gefühl als ich es schon die ganze Zeit gehabt hatte.
Vor lauter nach der Stadt des Lichtes schauen hatte ich nicht einmal nach dem Pentagon-Tempel geschaute.
Was war ich für eine Magierin?

Der Pentagon-Tempel, der Haupttempel der Allwissenden in Gareth brannte.
Nachdem ich meinen ersten Schock überwunden hatte, was den Umständen geschuldet etwas länger gedauert hatte, erkannte ich, dass der Schaden nur auf den ersten Blick so schlimm schien wie es den Anschein hatte.
Die Rauchschwaden aus dem Gebäude waren nicht allzu dicht und schwarz und auch ihre Anzahl zeugte zwar von etlichen, aber von der Größe her wohl eher kleineren Feuern.
Sicher war ich mir nicht, aber die allgemeine Ruhe, welche die Geweihten Hesindes, die ich sah, an den Tag legten belegten dies.
Ich erkannte immer wieder Menschen mit vollen Eimern im Gebäude verschwinden und andere mit leeren wieder herauskommen, aber es zeigte mir doch auch, dass sich die Brandbekämpfung noch lohnte und man nicht schon so weit war, dass man das Gebäude räumte.
„Ah, gelehrte Dame.“ Vernahm ich eine Stimme und als ich mich ihr zuwandte kam ich nicht umhin, auf die Knie zu sinken und mein Haupt zu neigen.
Direkt vor mir stand der Erzwissensbewahrer Yitskok, der Metropolit des Pentagon-Tempels.
„Euer Eminenz.“ Begrüßte ich ihn leise.
„Bitte, erhebt euch, gelehrte Dame.“
Ich folgte der Aufforderung und erhob mich, dabei aber einen vorsichtigen Blick zurück zum Tempel gleiten lassend.
„Hesinde sei Dank.“ Der Erzwissensbewahrer hatte meinen Blick wohl erkannt und die damit verbundene Frage bestimmt ebenso. „Die Beschädigungen halten sich ziemlich in Grenzen und die meisten Brände entstanden durch umgestoßene Kerzen, sind aber erfreulicherweise alle schnell genug entdeckt worden um schlimmstes zu verhindern. Geraume Zeit noch, aber ich glaube, dass schlimmste haben wir hinter uns.“
„Verzeiht, eure Eminenz, aber die Bäume des Tempels?“ ich blickte in die Runde und betrachtete die nun wie im Winter völlig kahl dastehende Bäume, welche den Tempel umgaben und erkannte Grauschnauz, wie er frei und gut sichtbar neben Tela, die zusammen mit Ghor und Hakim vor einem mir nicht bekannten Geweihten der Herrin der sechs Künste stand, in der Luft flog.
Unweigerlich fuhr meine Hand vor den Mund um den sich einen Weg bahnenden Schrei zu unterbinden.
Jetzt noch ein Warnruf war vermutlich so sinnig wie dem Erzwissensbewahrer vor mir mittels meines Stabes und der Ewigen Flamme Feuer anzubieten.
„Wir haben heute schon merkwürdigeres und schlimmeres gesehen, gelehrte Dame, und da dieses Wesen nicht sonderlich bedrohlich erscheint und zudem in eurer Begleitung kam, sehe ich keine Bedrohung in ihm.“ Erzwissensbewahrer Yitskok Stimme und Aussage schafften es tatsächlich, mich wieder zu beruhigen. „Aber nun, nachdem ich eigentlich gerade eben die erste ruhige Phase seit Beginn der Schlacht hatte, wollte ich eigentlich endlich mal zu einem der Bäume treten um mich mit diesem ein wenig zu beschäftigen. Wollt ihr mich begleiten?“
„Es wäre mir eine Ehre, euer Eminenz.“ Ich nickte tief und dankbar und drehte mich so, dass ich in die gleiche Richtung laufen konnte wie der Erzwissensbewahrer.
„So wie es scheint“ begann Erzwissensbewahrer Yitskok „hat eine bisher noch nicht ermittelte Person offensichtlich eine alte rohalsche Sicherung gegen Irrhalken und Karakilim ausgelöst. Aber genaueres, außer die direkte Auswirkung, die wir teilweise mehr schlecht als recht beobachten konnten wissen wir noch nicht.
„Ich kann zumindest schon mal beisteuern, dass der verankerte Zauber eine Abart des Pentagramma war.“ Begann ich und blickte Hoffnungsvoll auf das kommende Gespräch mit Erzwissensbewahrer Yitskok.
Jetzt musste der Hesinde-Tempel nur noch in der Lage sein den Splitter Widharcals vernünftig zu verwahren, dann hätte ich nämlich ausreichend Zeit für dieses Gespräch.

Hunderte von Quadern Geröll aus Unmetall und pervertiertem Holz, durchzogen von stinkenden Luftwolken und Säureflüssen hatten die Stadt des Lichts unter sich begraben.
Der eins größte, bekannte Tempel Aventuriens war zerstört.
Die prachtvolle goldene Kuppel des Tempels der Sonne war zerborsten.
Dunkle Rauchschwaden stiegen aus den teilweise über dreißig Schritt hohen Resten Kholak-Kais auf. Und mitten im Chaos ragte der metallene Kopf eines Greifen aus den Trümmern.
Die Dunkelheit hatte das Licht verschlungen und ich hatte sie gebracht.
Und doch stand ich nun hier, am Tor zum Ort meiner größten Schmach, meines größten Frevels.
Neu-Gareth war zu weiten Teilen zerstört und die Stadt des Lichts war Teil von Neu-Gareth gewesen.
Auf dem Weg hierher war die Zerstörung immer schlimmer geworden, aber es hatte nichts geholfen. Ich hatte versucht mir vorzustellen diese Spur der Zerstörung in Richtung Meilersgrund laufen zu lassen, dem Stadtteil, der Praioswärts von Alt-Gareth lag und voll mit Häusern, dicht an dicht zugebaut war, während hier in Neu-Gareth einzelne Villen zusammen mit ihrem Park eine Fläche belegten, die in Alt-Gareth einem guten Dutzend Häuser, die meisten Mehrstöckig Platz geboten hatten.
Aber es hatte mir nicht wirklich geholfen.
Und nun, wo ich das ganze Ausmaß der Zerstörung der Stadt des Lichtes erblickte waren meine Zweifel bezüglich der Richtigkeit meiner Handlung im Thronsaal Galottas so groß wie noch nie.
Ich sah die Leichen von Dutzenden Personen, aber alle trugen Kleidung die sie den Angreifern zuordneten, im Schwerpunkt am Greifentor, auf welches wir uns zubewegten.
Ganz offensichtlich war hier hart gekämpft worden.
Aber das war ein gutes Bild.
Hier waren die Angreifer auf mehr als nur gut ausgebildete und bewaffnete Gegner gestoßen.
Hier waren sie auf die Sonnenlegion gestoßen, welche die Stadt des Lichts beschützt hatte.
Ich konnte mir nicht vorstellen dass die Panthergarde die Angehörigen des Kaiserhauses ebenso beschützte, den bei diesen war ihre Aufgabe eine Ehre, die nur den Besten zukam, die Sonnenlegion hingegen war eine Berufung, die man nur antrat, wenn man es von sich aus, aus tiefstem Herzen wollte.
Aber jeder Gegner, der hier gebunden und letztlich besiegt worden war hatte seine Waffe nicht gegen weniger gut ausgebildete oder gar gänzlich unbedarfte Garether Bürger richten können.
Aber ich war mich auch im Klaren darüber, welche Art von Gegner sich auf diesen Angriff eingelassen hatten und war mir sicher dass die Sonnenlegion in absehbarer Zeit weit unter Soll aufgestellt sein würde.
Umso verwunderter war ich, als man uns mehr oder weniger direkt am Tor Platz machte und uns in die Überreste der Stadt des Lichts eintreten ließ.
Im Gegenteil.
Jeder Geweihte, dem wir begegneten begleitete uns und schon nach wenigen Schritten waren wir von einer kleinen Gruppe aus singenden und betenden Geweihten umgeben.
„Verzeiht. Wohin führt ihr uns?“ fragte ich die Sonnenlegionärin neben mir, die einfach nicht aus ihrer Ausbildung ausbrechen konnte und mich derer entsprechend genau beobachtete.
„Zur Erhabenen Weisheit. Er selber hat es so befohlen.“
„Eure Erhabene Weisheit hat befohlen, dass wir zu ihm geleitet werden sollen?“ Ich war erschrocken stehen geblieben, aber meine Freund und die sie begleitende Prozession gingen weiter.
„Nicht direkt ihr. Eure Erhabene Weisheit hat befohlen, dass der Unheilige Splitter und seine Träger direkt zu ihm geführt werden sollen, wenn sie die Stadt des Lichts betreten.“
Ich verzichtete auf die Frage nach dem Splitter.
Inzwischen schien es eher so wie wenn Hakim einen rot glühenden Sack trug als einen normalen Stoffbeutel. Und das Licht pulsierte und blitzte auch durch die den Splitter umgebende Hülle hinaus. Man musste wirklich schon Blind sein, dass im Dunkeln der Nacht nicht zu sehen. Und selbst ein Blinder würde es vermutlich mit seinen anderen Sinnen spüren, was sich ihm da näherte.
„Ich würde gerne im Goldenen Garten beten.“ Ich war stehen geblieben und hatte meinen Blick sehnsüchtig auf die Überreste des Goldenen Garten gerichtet.
Auch in diesem lagen Trümmer Kholak-Kais, aber er war nicht gänzlich unter diesen begraben, so wie manch andere Gebäude, die ich nun unter eben diesen unheiligen Trümmern wusste.
Bei Praios, wie viele Diener des Götterfürsten lagen unter diesen begraben?
Die Sonnenlegionärin winkte einem nahen Lichtverehrer zu und wies diesen an, mich zu begleiten, bevor sie mich mehr oder weniger einfach stehen ließ und der Gruppe um meine Freunde folgte. Sicher, ich würde in einem Splitter der Dämonenkrone auch eine größere Gefahr sehen als in einer einzelnen Magierin meines Alters, aber die Tatsache dass ich gerade mehr oder weniger die Erlaubnis bekommen hatte den Goldenen Garten tatsächlich zu betreten überraschte mich schon.
Ich hatte meinen Wunsch einfach geäußert, ohne direkt darüber nachzudenken.
Ich hatte einfach gesagt, was ich gedacht hatte, aber ich hätte nicht geglaubt, dass ich dafür wirklich die Erlaubnis erhalten würde.
Ja, ich hatte die Genehmigung, die Stadt des Lichtes zu betreten, aber die Goldenen Gärten waren die Privatgärten des Boten des Lichts und ich war mir sicher, meine Aufenthaltsgenehmigung, auch wenn sie vom Boten des Lichts persönlich kam, hatte diese nicht mit eingeschlossen.
Aber ich wollte mein, in letzter Zeit eh nur spärlich vorhandenes Glück nicht über Gebühr strapazieren und ging, ich kannte ja den Weg, zu den Goldenen Gärten.
Der Lichtverehrer, sehr zu meiner Verwunderung, ging dabei tatsächlich hinter mir und nicht vor mir um mich doch noch aufzuhalten.
Kurz vor dem Tor zum Goldenen Garten drehte ich mich jedoch zu diesem zurück.
„Verzeiht, euer Ehren. Wäre es möglich, dass man meinen Freunden mitteilt, wo ich mich befinde?“
„Aber natürlich, gelehrte Dame. Verbleibt ihr in den Goldenen Gärten?“
„Ich würde gerne hier bleiben.“ Ich schaute unsicher zu dem Lichtverehrer vor mir. Er war der einzige Diener Praios in meiner unmittelbaren Nähe. Ich sah im Hintergrund Dutzende von ihnen, aber es herrschte keine Panik oder helle Aufregung, vielmehr sammelten sich unterschiedliche Gruppen an unterschiedlichen Plätzen und nur vereinzelte bewegten sich manche von ihnen zwischen den Gruppen hin und her. „Wenn das möglich ist.“
„Das ist es.“ Der Lichtverehrer verbeugte sich leicht vor mir. „Ich verbleibe am Eingangstor, werde eure Nachricht aber weiterleiten lassen.“
„Danke, euer Ehren.“ Ich verbeugte mich ebenfalls, deutlich tiefer als der Lichtverehrer und ging dann durch das Tor in den eigentlichen Goldenen Garten.
Auch wenn ich bisher nur einmal in diesen gewesen war, es war ja auch erst ein paar Stunden her, wie ich mir eingestehen musste, so wusste ich doch noch den Weg den ich gehen wollte.
Und so fand ich mich kurze Zeit später wieder kniend vor den Alveranien, wie schon so wenige Stunden zuvor und wieder betete ich, wieder nicht für mich, sondern für meine Freunde, natürlich wieder einschließlich Grauschnauz, nur dass ich diesmal im Gebet dankte, dass diese das hinter uns liegende so gut überstanden hatten.
Dann betete ich für all jene, welchem diesem Angriff schon zum Opfer gefallen waren und auch für diejenigen, die seinen Folgen noch zum Opfer fallen würden.
Und schließlich, als ich mir sicher war an alle gedacht zu haben, die ich in meinem Gebet bedacht haben wollte, leistete ich mir den Luxus und betete für mich Selbst.
Aber auch als ich dies vollbracht hatte war kein Diener, kein Lichtverehrer, kein Geweihter und auch kein Sonnenlegionär an mich herangetreten und hatte mich darüber informiert, dass meine Freunde auf mich warteten.
Also erhob ich mich und trat an die Bank, auf welcher ich vor wenigen Stunden noch zusammen mit dem Boten des Lichts gesessen war und genoss den Frieden, den dieser Ort trotz allem ausstrahlte.
Den Frieden und die Verhältnismäßige Ruhe.
Irgendwann lag ich halb auf der Bank.
Es war einfach über mich gekommen.
Nun, nachdem all die Anspannung über die Ungewissheit des Kommenden,
die Furcht vor dem Unbekannten, was innerhalb Kholak-Kais auf uns gelauert hatte,
die Aufregung bezüglich all der Unglaublichkeiten derer ich ansichtig wurde,
die Last der Verantwortung für die Rettung Gareths, wir waren seine einzige wirkliche Chance gewesen,
die Angst vor dem Versagen bei der Aufgabe, welche uns gestellt worden war,
der Druck der ob all dessen beständig auf mir gelastet hatte,
zumindest für den Augenblick, verschwunden waren,
hatte mein Körper einfach seinen Tribut gefordert.
Dann bemerkte ich, dass ich gänzlich auf der Bank lag, war aber so schlau und zog zumindest meinen Umhang aus um diesen als Decke zu nutzen und legte meine Umhängetasche unter meinen Kopf.
Mein Geist war meinen Körper gefolgt und ich hatte nicht mehr die Kraft, dagegen aufzubegehren, auch wenn ich mir nur allzu bewusst war, wo ich mich eigentlich gerade befand und wie verwerflich, ja fast schon Frevlerisch mein Tun eigentlich war.
Einzig, es war mir schlicht in diesem Moment einfach egal.
Ich war Fertig, am Ende, körperlich wie geistig.
Ich konnte und wollte nicht mehr.
Ich wollte einfach nur schlafen.
Das dies ausgerechnet an einem Ort sein sollte, von welchem ich nie auch nur geträumt hatte ihn jemals von innen zu sehen, war, trotz meiner Verfassung, irgendwie eine Art kleine, ganz persönliche Belohnung, nur für mich ganz alleine.
Mehr wert als alle Adelstitel und Lehen welche man mir hätte verleihen können.
Und ich war dankbar dafür, dass ich so noch fühlen und denken konnte.
Irgendwann merkte ich, dass jemand neben mir stand.
Ich sah die weiße Tracht eines kirchlichen Dieners des Praios, aber erkannte die Ranginsignien nicht. Ich merkte nur, dass die Person neben mir, ich konnte noch nicht einmal sagen ob es ein Mann oder eine Frau war, meinen Kapuzenumhang sanft über meinen Körper legte, dann sachte über meinen Kopf strich um schließlich mit einer Hand über meine Augen und mein Gesicht zu fahren und meine Augen dabei sanft zu schließen.
„Danke.“
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Das Jahr des Feuers – Aus der Asche – Tage des Leids – Die Nacht der Asche II
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