Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Der Untergang von Wehrheim I

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Lynia
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BeitragThema: Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Der Untergang von Wehrheim I   Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Der Untergang von Wehrheim I EmptyMi Dez 17, 2014 12:17 pm

Keranvor ruhte wieder in der Wildnis der Schwarzen Sichel.
Wir machten uns hingegen auf, sein Vermächtnis zu wahren.
Zumindest das, was Balphemor übrig gelassen hatte, was wenig genug war.
Obaran stand nun wohl, soweit es derische Zeitbegriffe fassbar machten, vor seinem Herrn, die Seelenlichter der Wächter der Schwarzen Sichel bei sich. Ob ich das als einen Sieg anerkennen sollte, ich wusste es nicht.
Hatte der Feind erreicht, was er wollte?
Nicht gänzlich, sonst würden nun wohl acht oder neun Irrhalken die Reihen der Heptarchen stärken. Aber sicherlich hatte er einen großen Teilerfolg errungen, die Wacht der Schwarzen Sichel war zerschlagen, der Feind hatte die Dämonenpforte schon durchschritten und hielt auf Wehrheim zu.
Das konnte gut sein. Aber ein Feind, der sich vor acht Greifen fürchtete konnte so mächtig nicht sein, ohne dass ich dabei die Leistung eines Greifen oder seine Kampfkraft in Frage stellen wollte. So oder so, die Anweisungen Obarans waren eindeutig gewesen.
Wehrheim musste gewarnt werden.
Aber, und es musste schon viel passieren um mich davon abzuhalten, vorher würde ich in Gallys mindestens eine Stunde, am besten einen Tag, in Tempeln der Zwölfe verbringen. Es war wichtig für mich, mich mit einem Geweihten unterhalten zu können. Vielleicht nicht unbedingt im Detail über alles was ich gesehen und gehört hatte und die Rückschlüsse die ich daraus gezogen hatte, aber zumindest über so viel, dass es meiner Seele wieder besser ging.
„Wird schon werden. Schließlich sind wir jetzt in der Lage Wehrheim noch rechtzeitig warnen zu können“, sprach mich plötzlich Ghor an und zwinkerte mir aufmuntern zu.
Ich wollte zurück lächeln, aber Ghor hatte sich schon wieder seiner Ausrüstung zugewandt. Es war immer wieder erstaunlich, wie dieser immer zu sehen schien, wie ich mich fühlte und was mich beschäftigte.
Auch meine Freunde hatten sich soweit zum Abmarsch fertig gemacht, dass wir nur noch zahlen mussten und los konnten. Erwartungsgemäß hatte die Ankündigung, dass wir das Schwein, in welches Holgrir verwandelt worden war mitnehmen würden für ein wenig Verwunderung gesorgt. Verwunderung, die ein paar Münzen schnell beseitigen konnten.
Vor der Herberge ließ ich meinen Blick nochmals zurück auf die Bergkette der Schwarzen Sichel gleiten. Dort oben lag Keranvor, behütet und verhehlt wie ehedem und niemand wusste davon, außer unsere Führerin, aber die war eine verschlossene Frau, deren Gespräche sich wohl auf leichte Bewegungen mit dem Kopf und ab und zu einem undefinierbaren Laut zu beschränken schienen. Aber ihr drohte keine Gefahr. Balphemor von Punin wusste wo sich Keranvor befand und er kannte ganz offensichtlich auch das Wort, um diese Grotte zu öffnen. Der Feind brauchte also niemanden anderen, sollte er diesen Ort nochmals aufsuchen wollen. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass er es auch gar nicht mehr vorhatte. Balphemor hatte nicht ganz erreicht, was er wollte, aber doch genug. Weitere Greifenseelen zu fangen dürfte schwer werden und einen lebenden Greifen, dessen Blut als stärkstes Paraphernalia dienen konnte noch viel mehr.
Ich würde in Gareth in der Stadt des Lichts natürlich einen ausführlichen Bericht über Keranvor abgeben, trotz allem war es ein Ort, über den die Praioskirche wissen sollte, aber ich selber sah keine weitere Gefahr von diesem Ort ausgehen. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass jemand zufällig an die Grotte laufen würde hielt ich für ausgeschlossen. Zum einen gab es in der Bevölkerung dieses Landstriches ja herzlich wenig Gutes über Keranvor zu hören, was deren Begeisterung diesen Ort zu suchen zusätzlich schmälerte und zum anderen lag die Grotte ja wirklich so unwirsch, dass es eigentlich keinen Grund gab sich auch nur in ihrer Nähe aufzuhalten. Sollte trotz alldem durch irgendeinen Zufall doch jemand an die Grotte gelangen, so würde er vor der verschlossenen Steinwand stehen und Schriftzeichen sehen, die er nicht verstehen würde. Aurelian in Imperialen Schriftzeichen, die Anzahl der Menschen in dieser Gegend, die beides lesen und verstehen konnten schätzte ich auf mich und ich hatte ja vor, diese Gegend wieder zu verlassen. Sollte sich tatsächlich doch jemand mit ausreichend Kenntnis in Sprache und Schrift finden würde man auch nur erfahren, dass dort stand sprich das Wort für diesen Hort, was auch nicht hilfreich war, solange man eben dieses Wort nicht kannte. Ohne Verkanor würde man vor der Felswand stehen bleiben.
Ich hatte diese Wand magisch untersucht, im geschlossenen und offenen zustand. Es war keine Magie, welche diesen Ort verschloss, also konnte man sie auch nicht magisch untersuchen und damit das Wort erfahren. Außerdem bedeutete das, zumindest ging ich davon aus, dass die Grotte für alle anderen, die nicht bei einer Öffnung der selbigen in einer gewissen Nähe waren weiterhin geschlossen war. Balphemor hatte die Grotte geöffnet, daran gab es für mich keinen Zweifel. Er selber hatte sich vielleicht noch mittels Magie Zugang zur Grotte verschafft, aber seine drei Baumwächter oder auch die Sphinx hatte er sicherlich nicht auf diese Art in die Grotte gebracht. Daher musste er das Wort ebenfalls erfahren und die Grotte geöffnet haben. Da wir aber vor der verschlossenen Grotte gestanden hatten, obwohl diese ja vor uns geöffnet worden war konnte man davon ausgehen, dass sie sich entweder nach einiger Zeit wieder von selber schloss oder, was ich eben für wahrscheinlicher hielt, sie nur für eben die Personen offen war, die bei ihrer Öffnung dabei waren.
Ich würde diese Vermutungen in meinem Bericht hervorheben müssen. Es war wichtig, dass klar war, dass ich diese Punkte nicht hatte verifizieren können und es sich um Vermutungen und Mutmaßungen handelte. Alles andere hätte den Bericht verfälscht und ihn damit eigentlich so gut wie unbrauchbar gemacht.
So unbrauchbar wie meine Reisevorbereitungen, wie ich sah.
Nun hatte ich zwar eine Robe weniger zu verpacken, immerhin musste ich nun meine zweite Reiserobe tragen, nachdem meine andere nicht mehr existierte, und auch ein paar Socken, ein Brusttuch und ein Lendenschurz weniger beanspruchten nun Platz in meinem Rucksack, aber irgendwie lag trotzdem noch was neben diesem und ich hatte jetzt schon das Gefühl, dass ich ihn gar nicht mehr würde richtig verschließen können. Aber zumindest in dieser Hinsicht hatte ich weder Zweifel noch Vermutungen noch sonstige Probleme, immerhin war ich jetzt schon seit über zwei Jahren eine Reisende Adepta und dies nicht das erste mal, dass ich Probleme mit meiner Ausrüstung hatte.
„Äh, Tela? Ghor? Hakim? Kann mir bitte jemand hier helfen?“


Die ersten Anzeichen dafür, dass es vielleicht doch anders kommen würde als von mir erhofft waren subtil und leicht zu übersehen.
Vögel zogen über unsere Köpfe hinweg und flogen in Richtung der Gebirgsgipfel.
Weitere Zeichen zeigten schon eher, dass etwas nicht in Ordnung sein könnten.
Gen Praios bot sich ein merkwürdiger Anblick: Eine regenschwangere schwarze Wolke lag über der
Ebene. Wolkenarme umfingen den Himmel und ließen kein Licht hindurch. Ungewöhnlich, dass es zu dieser Jahreszeit solche Gewitterfronten gab.
Die letzten Zweifel oder besser gesagt Hoffnungen machten dann die Flüchtlinge zunichte, denen wir begegneten. Alleine schon der Ausdruck in ihren Gesichtern zeigte, dass sie entsetzliches gesehen hatten und ihre Worte bestätigten dies. Knochenheer und schwarze Wolke waren die häufigsten und leider auch die fast einzigen verständlichen Begriffe, welche wir aus den Mündern der aufgeschreckten Leute vernehmen konnten.
Nur vereinzelt kam von vor allem älteren Leuten eine klare Aussage, wie „Die Pestbeule Warunk ist aufgeplatzt und Eiter quillt hervor.“ Während die meisten anderen Aussagen in etwa „Es sind so viele. So viele…“ lauteten.
Am meisten verunsicherte mich die Aussage eines unscheinbar aussehenden Bauern, dessen Blick jedoch nicht mehr Dere wie wir es sahen zu erblicken schien. „Die Toten aller Lande haben sich erhoben. Das ist das Ende Deres.“
Auch meine Freunde wurden von diesen Leuten und ihren Aussagen berührt und aus unserer langsam zurückkehrenden Entschlossenheit und Zuversicht unseren neuen Auftrag so zügig und gründlich wie möglich zu erfüllen, hatten wir doch zumindest die Verwandlung der Greifen verhindert und damit schon einen ersten Beitrag geleistet, wurde langsam wieder die Frage: „Wo hatte es angefangen, irgendwie gegen uns zu laufen?“
Sollten wir wie in Keranvor schon wieder nur gerade so rechtzeitig kommen, um das allerschlimmste zu verhindern, was aus dem schlechten zuvor noch erwachsen könnte?
Vor zwei Tagen hatten wir Balphemors Ritual unterbunden und damit die Seelen der Greifen gerettet, wohingegen wir die Greifen selber nicht mehr hatten retten können.
Nun waren wir auf dem Weg Wehrheim zu warnen und mussten erkennen, dass es wie in Keranvor werden würde. Hoffentlich. Wir würden Wehrheim warnen können, aber mehr vermutlich auch nicht.
Wir hatten die Kuppe eines Hügels erreicht und die verdunkelte Baernfarn-Ebene lag vor uns. Nur in weiter Ferne war ein Streifen von Licht zu erkennen. Vor uns jedoch bot sich ein Bild, vor welchem die Marschälle und Barone des Neuen Reiches seit Jahren in ihren Alpträumen flohen: Der Feind nahm sich das Land.
Sechs Jahre nach der dritten Dämonenschlacht hatten die Schwarzen Lande die Ogermauer oder Dämonenpforte, wie sie auch genannt wurde hinter sich gelassen.
Eine finstere Wolke, die wie lebendig über den Himmel kroch, verschluckte auf Meilen hinweg die Sonne und ließ das Land unter ihr in Finsternis versinken.
Zu unserer Rechten erblickten wir ein mächtiges Heer, das im Schatten der Wolke über die Reichsstraße gen Efferd marschierte: Gerippe, Knochenbanner, Leichname, Untote.
Tausend? Zehntausend?
Über das Pflaster rumpelten Kriegsmaschinen und Belagerungsgerät. Im Hintergrund und an den Seiten sah man Gehöfte, Haine und Dörfer in Flammen stehen, überall dort, wo die mordenden Untoten schon vorbeigekommen waren. Aber auch die Wolke schien Boden und Pflanzen auszudörren, wo sich ihre Schwaden niedersenkten.
Die mit dem Heer ziehende Wolke, bedeckte wie ein gewaltiges Trauergewand etwa 50 Rechtmeilen Land und taucht es in tiefe Dämmerung. Dämmerung, welche es den Untoten Heerscharen erst erlaubte vor Praios strafendem Blick geschützt zu dieser Tageszeit zu marschieren. Ihre Schwaden begannen etwa 50 Schritt über dem Grund und reichten bis in 400 Schritt Höhe. Ihr Ursprung schien ein ständig qualmender Unheilkessel auf einem Wagen mit mehreren Beschwörern. Wie eine lebende Rauchsäule wirbelte die Wolkenessenz in die Höhe.
Dass dieser Brodem unnatürlich war, zeigten auch Mahlströme, rote Blitze, zuckendes Wetterleuchten und Fratzen in der Schwärze. Tentakelartig wanden sich Schwaden hinab, streiften Wiesen und Wälder und hinterließen gelbes Gras und kranke Bäume.
Aber am meisten erschrak ich, als ich das Ziel meiner Hoffnungen in unerreichbarer Ferne, zumindest im begehbaren Sinne, erblickte.
Links von uns befand sich Gallys auf dem wehrhaften Berg. Ein kleiner Teil des feindlichen Heeres war wohl zu einer Belagerung zurückgeblieben, aber die Stadt selbst stand noch und Flaggen der Stadt und des Reiches flatterten trotzig von den Türmen. Mir erschien es eher wie ein höhnisches winken zerschlagener Wünsche. Gallys mit seinen Tempeln des Firun und der Rondra und seinem Travia-Schrein umlagert von Truppen der Schwarzen Lande und zwischen ihnen die eigentlichen Heerscharen des Feindes. Und hinüberfliegen schien angesichts dessen, was sich über dem Heerzug in der Luft befand auch keine gute Idee zu sein. Und da Untote kein Licht benötigten um Lebende zu erkennen brauchte ich auch nicht auf die Nacht zu warten.
So stand ich da auf diesem Hügel und konnte nichts anderes tun als zumindest dafür zu sorgen, dass mein Bericht den Ansprüchen genügen würde.
Also ließ ich meinen Blick über das vor uns marschierende Heer gleiten.
Unter schwarz-violetten Bannern mit der Aroqa-Rune wankte die Soldateska der Untoten vorwärts. Eine Legion wandelnder Leiber, die Straße, Heide und Wald überfluteten. Kein Wort, keine Rufe oder Schlachtgesänge waren zu hören, nur tausendfaches Scharren, Schleifen und Knochenknirschen. Fahle Gebeine wankten voran, Schritt um Schritt, und sie wirkten, als würden sie so lange in Bewegung bleiben, bis die Sterblichen aller Lande im Takt des Endlosen Heerwurms mitmarschieren würden.
Skelette klapperten in rostigen Harnischen, Zombies kauerten auf Kadavergäulen, Brandleichen hinterließen rußige Spuren, Vogelscheuchen mit Pferdeschädeln staksten übermannshoch durch die
Reihen. Die Untoten präsentierten rostige Waffen und abartige Klauen. Schädelpyramiden und Beinzäune rollten von selbst vorwärts und errichteten sich an anderer Stelle neu. Tanzende Einzelknochen trommelten im Takt der marschierenden Legion auf Stämmen und Steinen. Und um all das herum wirbelten Schwärme von Krähen und trippeln zahllose Ratten.
Im Zwielicht der Wolke marschierten auch Lebende: Streiter, Söldner und Totschläger der Schwarzen Lande. Sie begleiten einige Geschütze und Tross: Onager, Ballisten und schwere Ochsenwagen.
Irgendwo im Zentrum des Heeres war die Quelle der finsteren Wolke zu sehen: Von dort aus stieg eine rußige Rauchsäule in die Höhe und speiste die Unheil verheißende Wolke, die jedes Sonnenlicht verschluckte.
Dies war der Endlose Heerwurm, dem sich jedes seiner Opfer selbst als Untoter anschließen muss.
Ich konzentrierte mich nicht nur auf das offensichtliche, was ich sah, sondern versuchte so viel zu erkennen und an Einzelheiten zu erfassen, wie ich vermochte. Ich bemerkte auch dass in der Luft über dem Heerwurm durchscheinende Gestalten mit verzerrten Mündern und ausgestreckten Armen zu Hunderten ihre Kreise zogen: Nephazzim, die auf neue tote Leiber warteten, um sie zu beseelen.
Außerdem erkannte ich das Banner des weißen Drachenschädels auf Schwarz: das Feldzeichen der Warunkei. Die Untoten marschierten unter der magischen Macht von Dutzenden von schwarz-violetten Thargunitoth-Bannern mit der Aroqa-Rune. Sie standen im Schatten des Banners der Heulenden Finsternis aus Gold und Menschenhaut, das die Kräfte aller Untoten bündelte.
Daneben sah ich auch die rote Dämonenkrone auf Schwarz und das Irrhalkenbanner, Truppen Galottas. Offenbar war dies eine gemeinsame Attacke der beiden Reiche.
Ich bemerkte Aktivitäten am Rand des Heerzuges und richtete meinen Blick darauf.
Wie ein Schatten folgten den Heeresteilen graugrüne Ghule mit langen Klauenhänden und reißzahnbewehrtem Unterbiss. Auf zwei oder vier Beinen laufend, verschlangen sie Leichenteile und
fielen in hungrigen Rotten über unvorsichtige Untote her. Ein Umstand, welcher der Führung des Heerzuges nicht entgangen und den sie nicht zu dulden bereit schienen, wie die Gruppen berittener, lebender wie Untoter, welche diese Ghule jagten zeigte.
Schließlich hatte ich, was ich zwar sicherlich nicht gewollt hatte, aber eben für später für meinen Bericht benötigen würde und nickte meinen Freunden dankend zu, dass sie mir diese Minuten gelassen hatten.
Ein wenig war ich auch dankbar darüber, dass niemand etwas sagte. Vermutlich würden sie, was ja grundsätzlich nicht verkehrt war, denken, dass ich der verpassten Gelegenheit in Gallys in einem Tempel zu beten nachtrauerte, aber ebenso wie sie wusste ich, dass wir in zwei Tagen, vielleicht auch erst in drei, die Reichsstraße schied ja ganz offensichtlich für die nächsten Meilen als Reisemöglichkeit aus, in Wehrheim waren und dort gab es ja auch Tempel.
Und bei den Zwölfen, Bericht hin, Pflicht her, dort würde ich einen besuchen.


Araschar hatte Obaran die Klinge genannt, die ich, wieder einmal, gedankenverloren in meinen Händen hielt und zu ergründen versuchte.
Araschar war ein Schwert, eine schlanke, elegante Waffe, deren Klinge aus einem schwarzen, wurmbunten Metall geschmiedet war, welches mich ein wenig an die Waffen meiner Freunde erinnerte. Sie war ziemlich elastisch und ein Klingentest, wie Ghor und Hakim es nannten, also einen Hieb mit der flachen Hand gegen die flache Seite der Klinge, erzeugte einen glockenhellen klaren Ton. In Gold war das Wort Araschar auf beiden Seiten der Klinge zu lesen.
Der Griff war mit goldenem Draht umwunden und war durch und durch mit Symbolen des Götterfürsten verziert, der Knauf erinnerte mich an das Sonnenszepter eines Praiosgeweihten, auch wenn es noch edler und kunstvoller erschien, die Parierstange lief in beiden Armen in je einen Greifen aus, deren Schnäbel spitz zuliefen.
Wo sich die beiden Arme trafen prangte beidseitig eine Sonnenscheibe, aus einem Stück Bernstein geschnitten welche ihre Strahlen über die beiden Greifen und die Klinge hinweg fortsetzten.
Anfänglich war die Waffe von Blut, Brandflecken und, auch wenn ich diese Tatsache wohlweislich verschwieg, agrimothischem Rost überzogen. Dieser Rost war auch das einzig magische an der Waffe gewesen. Weitere Untersuchungen in diese Richtung hatten nichts ergeben und daher hatte ich weitere magische Bemühungen auch eingestellt.
Das Blut und die Brandflecken hatte ich inzwischen abgewischt und der Rost war so gut wie gänzlich von alleine verschwunden, was nach und nach diese Details der Waffe hervorgebracht hatte und mir Untersuchungen auf andere Art und Weise erlaubten. So betrachtete ich die Waffe in unseren kurzen Pausen und suchte in meinem Gedächtnis nach Hinweisen, soweit es die Umstände zuließen. Selbst ich hatte inzwischen erkannt, dass selbst das beste Pferd nicht auf jedem Weg einfach von einem Punkt zum nächsten ritt und die Reiterin auf seinem Rücken sich gänzlich ihren Gedanken hingeben konnte. Das mochte auf ebener Strecke und freiem Gelände noch ganz gut klappen, in den Vorgebirgen der Schwarzen Sichel war das eher weniger der Fall.
Aber mir blieb genug Zeit und Hingabe, zumindest bis zur Entdeckung der Heerschar der Schwarzen Lande, um mich damit zu beschäftigen.
Aber auch nach der Entdeckung der Heerscharen waren die Gedanken an diese Waffe eine willkommene Abwechslung zur Analyse des Bildes des Heerzuges für meinen Bericht.
Araschar. Der Name des Schwertes klang ein wenig wie Urischar, des Praios Alveraniar der Ordnung. Dieser soll mitsamt den Illuminierten einigen Horaskaisern und späteren Praios-Heiligen wie Arras des Mott erschienen sein, um diesen göttliche Visionen oder manchmal auch Missionen überbracht zu haben.
Auch sollen einige Horaskaiser dieses Schwert getragen haben. Eine Information und ein Umstand, der im Neuen Reich natürlich nicht gerne propagiert wurde. In den wenigen, zu diesem Thema verfügbaren Schriftstücken, die ich erfreulicherweise einsehen konnte, was wohl auch daran lag, dass sich außer mir niemand sonderlich für solche Themen interessiert hatte und diese Bücher daher auch leichter verfügbar waren als andere, die ich eigentlich eher hätte lesen wollen, wurde sogar vom göttlichen Horas selbst als Träger berichtet. Auch Belen-Horas und schließlich Silem-Horas waren als Träger aufgeführt gewesen. Silem-Horas war dann auch als der letzte, bekannte Träger der Waffe aufgeführt gewesen. Offensichtlich war, nachdem dieser das nach ihm benannte Edikt verfasst und erlassen hatte die Anwesenheit eines Symbols wie Araschar nicht mehr notwendig.
Es war auch aufgeführt, dass diese Waffe von Greifen überbracht worden war und auch oft wieder von diesen fortgetragen worden war.
Ein Umstand, den ich ebenfalls vor meinen Freunden verschwieg war die Erkenntnis, dass diese Waffe mehr war als nur ein symbolträchtiges Schwert. Ich konnte es selber noch nicht so richtig fassen aber es kam mir ein wenig vor wie die Bindung zu meinem Stab, auch wenn mir klar war, dass der Vergleich zwischen Zauberstab und göttergegebener Waffe unglücklich war. Aber es traf es mit am besten, ja, es überstieg die Bindung zu meinem Stab sogar.
Ich hatte das Gefühl, die Waffe prüfte mich.
Anfänglich schien die Waffe mit mir als neuer Trägerin alles andere als Einverstanden und ich konnte ihre Abneigung förmlich spüren, ihr tasten in meine Seele waren wie Schläge auf meinem Körper und insbesondere meine Verbindung zu den Fäden von Madas Kraft schienen ihr, verständlicherweise, äußerst zu missfallen. Dann plötzlich hatte es aufgehört. Zumindest das Gefühl der Abneigung und die Schmerzen. Das tasten war geblieben, ebenso das Missfallen meiner Magiebegabung, aber entweder Araschar hatte aufgegeben, was ich nicht glaubte, oder aber, was mich trotz allem ein wenig verwunderte, es hatte mich als neue Trägerin akzeptiert. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass ich eben eine Trägerin für die Waffe sein würde, im Sinne einer Lastträgerin, oh Praios, über diese Vergleiche müsste sich ja sogar Tyakra´man noch erbauen können, aber ich hätte nie damit gerechnet, dass sich Araschar mir offenbaren würde.
Ich war nicht mehr nur die Trägerin Araschars, ich war die von Araschar Außerwählte, die der es bestimmt war, diese Waffe zu führen, mit all den Möglichkeiten, welche dies mir eröffnete.
Ich wusste nur nicht, welche Möglichkeiten das sein sollten.
Einzig die Tatsache, dass Araschar verletzend gegen Greifen und Sphingen wirkte hatte sich mir offenbart, aber erfreulicherweise war es mir inzwischen gelungen, auch wenn ich nicht wusste wie, meine Gebete in diese Richtung als alleinige Ursache wagte ich zu bezweifeln, diese Kraft der Waffe zu bannen, beziehungsweise diese von dieser zu nehmen.
Natürlich war ich mir der Tatsache bewusst, dass ich dadurch, dass ich Gebete als Möglichkeit der Manipulation Araschars zwar nicht ausschloss, sie aber nicht als alleinige Ursache sah, sicherlich einigen Ärger bekommen würde, wenn ich das alles in der Stadt des Lichtes erzählen würde, aber als Magierin, Fachrichtung Analyse war diese Möglichkeit für solch einen komplexen und ungewöhnlichen Vorgang, eine Waffe mit unterschiedlichen Möglichkeiten, die sich auch noch ändern ließen, einfach zu simpel.
Was mich der Frage, was die Waffe konnte und wie ich es aktivieren konnte nicht näher gebracht hatte. Aber ich sah, dass Hakim inzwischen ebenfalls mit dem Essen fertig war, also würde ich diese Frage aufschieben müssen, immerhin hatte ich meinen Freund darum gebeten, mir zu zeigen wie ich die Waffe zu mehr als nur zum mit mir führen und ab und zu betrachten nutzen konnte.
Natürlich, meinen Stab hatte ich immer noch und nur weil er jetzt in der Lage war meine Freunde zu retten hatte ich nicht mehr Angst um ihn als vorher, immerhin war er immer noch unzerbrechlich und konnte als magisches Objekt auch Gegner schädigen, die normale Waffen einfach ignorierten. Aber es sah einfach immer gut aus, wenn ich Schwertkämpfer oder auch Hakim und Ghor mit ihren Klingen üben sah und nun, da ich zur Zeit nun mal solch eine Waffe mit mir führte, warum nicht einfach mal damit üben? Mehr als Schiefgehen konnte es nicht und Hakim würde schon so Rücksichtsvoll sein und nur mit der flachen Seite seines Säbels nach mir schlagen. Hoffte ich.
„Und?“ Hakim stand vor mir, seinen Säbel zum Gruß vor sein Gesicht haltend, locker und entspannt, ohne Rüstung, aber trotzdem die Beine leicht gespreizt für einen sicheren Stand.
„Bereit, wenn du es bist.“ Ich erhob mich, Araschar ganz unbewusst dabei als Stütze nutzend, wie ich es sonst mit meinem Stab tat, was mir gleich den ersten „Oh Rondra, Frau, was tust du denn da?“ – Blick von Hakim und vermutlich auch Ghor einbrachte. Um Hakim nicht doch noch dazu zu verleiten, vielleicht doch ein- oder zweimal zu vergessen die Klinge so zu drehen, dass mich nur die flache Seite traf verzichtete ich auf einen Gruß mit Araschar sondern hielt die Klinge nur gerade vor meinen Körper.
„Dann lass uns mal mit ein paar Grundlagenübungen anfangen. Spalte mal einen Scheiten Holz. Ja, das ist keine Axt in deiner Hand, ich weiß, du sollst auch nur einen Schlag ausführen wie als ob.“
Offensichtlich konnte Hakim meine Mimik ebenso gut erkennen wie Tela und Ghor oder es tauchte doch irgendwo an mir als Schriftzug auf, was ich manchmal dachte.
Etliche imaginären Holzscheite und imaginär gefällte Bäume später erbarmte sich Hakim schließlich meiner, trat hinter mich und führte ein paar Schläge lang meinen Arm. Er hatte von Anfang an Wert darauf gelegt, dass ich Araschar nur mit einer Hand führte, auch wenn meine Hände klein genug waren, dass ich den Griff gut mit Anderthalb Händen greifen konnte und eigentlich nur mein Kleiner und mein Ringfinger meiner linken Hand den Knauf ein wenig umfassten.
„Nein, nein, nein Lynia! Ein Schwert, das ist wie eine wunderschöne Frau, sie muss in deinen Armen zerfließen während du dich mit ihr vereinigst. Du musst behutsam mit ihr umgehen, du musst ihren ganzen Körper spüren und sie ganz vorsichtig führen, aber deinen Griff, den darfst du niemals zu locker lassen. Ihre Eleganz, ihr Feuer... du musst wissen wann der richtige Moment gekommen ist um ihre Leidenschaft zu entfachen. Der Umgang mit einem Schwert ist wie das Liebesspiel... und endet oft genauso tödlich“.
Ich überlegte noch, ob ich bezüglich Hakims Vergleich mit dem Liebesspiel mangelnde Erfahrung meinerseits in diese Richtung hin erwähnen sollte, aber sein lautes Lachen hinter mir hielt mich davon ab. Männer und ihre Scherze. Aber er stand nun neben mir und korrigierte von dieser Position aus immer wieder meinen Schwertarm.
Schließlich trat Hakim wieder vor mich und zog mit einer fließenden Bewegung, die mich unweigerlich einen Schritt zurück machen ließ, seinen Säbel, welchen er nach der Begrüßung wieder weggesteckt hatte.
„Ich fange mal mit ein paar ganz langsamen Schlägen an. Versuch einfach mal nur, dein Schwert in die Bahn meines Säbels zu bringen. In Ordnung?“
Ich nickte Hakim stumm zu. Wir übten erst seit ein paar Minuten und schon jetzt spürte ich den feinen Schweißfilm auf meinem Rücken und nicht nur dort. Aber zumindest fiel es mir noch nicht schwer, Araschar zu heben.
Hakims erste Angriffe gingen gegen meine Beine und kurz darauf auch hoch gegen meine Schulter. Die Angriffe gegen meine Beine waren noch halbwegs einfach zu parieren. Ich brauchte zwar immer einen Sekundenbruchteil bis ich erkannte, wohin Hakim zielte und entsprechend ruckartig musste ich dann Araschar immer in den Weg von Hakims Säbel reißen, aber es gelang mir erstaunlicherweise immer. Auch die ersten Schläge gegen meine Schultern entbehrten jeglicher Eleganz meinerseits. Manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass Araschar selber bestimmte, wohin meine Hand das Schwert führen sollte. Es war mehr eine Ahnung. Ich hatte mich zwei-, dreimal bei der Seite vertan, auf die Hakim zielte aber Araschar hatte sich trotzdem vor die richtige Schulter gehoben. Aber so weit, meine Vermutung zu überprüfen indem ich willentlich das Schwert vor die falsche Schulter führen würde ging ich dann doch nicht.
Ghors Lachen, welches ich von hinter Hakim vernehmen konnte machte das Ganze nicht besser, auch wenn es ein offenes, klares Lachen war und nicht irgendwie hämisch oder beleidigend klang.
Für ein paar Momente war ich abgelenkt, aber trotzdem gelang es Araschar, Hakims folgende Attacken abzuwehren. Inzwischen war ich mir sicher, dass Araschar meinen Arm führte, auch wenn ich nicht wusste, wie genau das von statten ging. Am liebsten hätte ich Tela gebeten, das ganze magisch zu betrachten, aber das war ja leider nicht möglich.
Araschar konnte nicht jeden Schlag Hakims abwehren, was aber wohl nichts mit der Geschwindigkeit dessen Attacken zu tun hatte, sondern vermutlich einfach auch irgendwo den Grenzen meines Körpers geschuldet war.
„Manchmal ist es eben auch genau andersrum... mit den Frauen und den Schwertern“, grinste Hakim schließlich und grüßte mich abschließend mit seinem Säbel.
Ich konnte nur keuchend und dankend nicken, während ich mich auf Araschar abstützte, was wieder einen „Oh Rondra, Frau, was tust du denn da?“ – Blick von Hakim und vermutlich auch Ghor einbrachte, was ich aber im Moment beides gut ignorieren konnte.


„Ghule!“ War es ein Ruf, waren es meine Gedanken, war ich diejenige, die gerufen hatte?
Ich wusste es nicht und es spielte auch keine Rolle.
Wir wurden angegriffen.
Ich erkannte, dass es Nacht war, noch nicht einmal Morgendämmerung.
Wie lange hatte ich geschlafen? Hatte ich geschlafen? Vermutlich, sonst würde ich nicht auf dem Boden liegen, aber das spielte auch keine Rolle, zumindest nicht wirklich.
Wir hatten mit solch einer Attacke gerechnet, alleine durch die Anzahl unserer Feinde war sie eigentlich eher wahrscheinlich als ausgeschlossen gewesen.
Entsprechend waren wir nicht überrascht, unsere Wache hatte die Feinde ja rechtzeitig bemerkt und wir alle lagen gewandet und mit Griffbereiten Waffen im Nachtlager, beständig alles so verpackt, dass wir in kürzester Zeit abmarschbereit waren.
Aber zwischen Abmarschbereitschaft und eigentlichem Abmarsch lag der Weg zu unseren Pferden und außer während meiner Zeit auf der Akademie, wenn es in einem Unterricht wieder darum ging nach vorne zu treten um vor allen anderen etwas vom Lehrenden gewünschtes zu tun waren mir wenige Schritte noch nie so weit vorgekommen. Außer vielleicht die Schritte über die Planke auf ein Schiff, nachdem ich seit meiner ersten Schifffahrt nach Hjalsingor wusste, dass mein Körper und die Reise auf dem Schiff sich nicht vertrugen.
Nur das man auf einer Planke normalerweise keinen Ghul vor sich hatte.
Ich konnte noch nicht einmal sagen, woher das Wesen kam, dass ich in der Dunkelheit zum Glück nur ungenügend erkennen konnte, aber seine Absichten waren unverkennbar und bevor ich realisiert hatte, wohin genau er eigentlich schlug hatte ich halb aus Instinkt, halb gelenkt Araschar nach oben gerissen.
Bei Praios und Rondra, es funktionierte wirklich.
Ich hatte noch geraume Zeit lang darüber nachgedacht, was es mit dem Schwert auf sich hatte und in wie weit Hakim sich nun zurückgehalten hatte um mir ein gutes Gefühl zu geben und in wie weit mir Araschar half.
Erfreulicherweise lag es wohl tatsächlich an Araschar und nicht an Hakim, dass ich mit dem Schwert kämpfen, beziehungsweise mich verteidigen konnte wie ich es mit meinem Zauberstab wohl auch in den nächsten Jahren nicht lernen würde. Aber ich erinnerte mich auch daran, dass Hakim mich trotzdem das ein oder andere mal getroffen hatte und ich war mir sicher das der Ghul vor mir, wenn sein Schlag meine Deckung durchdringen würde nicht seine Krallen wegbiegen und mich nur mit der flachen Hand schlagen würde. Daher beschränkte ich mich rein auf Verteidigung und die Abwehr des Ghuls und vertraute meinen Freunden und deren Hilfe, die kommen würde. Noch hatte niemand geschrien, noch hatte ich keine wirklichen Schmerzenslaute vernommen und nur einmal war etwas von „Pferden“ zu vernehmen gewesen, aber ich erkannte, dass die Männer sich wohl dieser Bedrohung schon annahmen. Auch Tela wusste sich ihrer Haut zu erwehren und so genoss ich das, trotz der Umstände doch gute Gefühl, einmal zwar nicht aktiv zum Kampf beizutragen, aber auch für die anderen keine Belastung zu sein sondern mich gänzlich selber meiner Haut erwehren zu können. Vor allem für Ghor musste es eine Erleichterung sein, nicht beständig ein Auge auf mich haben zu müssen, der Gute beschützte mich ja immer noch so gut er konnte.
Für einen kurzen Moment rettete mich Araschar zweimal vor einem bösen Treffer, als mich ein Phantomschmerz in meinem Bauch, dort wo mich auf Burg Aulebein die Streunerin förmlich aufgespießt hatte, zusammenzucken und meine Aufmerksamkeit abgleiten ließ. Eines der wenigen male, wo Ghor mich nicht beschützt hatte und ich prompt nicht in der Lage gewesen war, es selber zu tun, auch wenn die Umstände wirklich gegen mich gewesen waren und Ghor ebenfalls wirklich nichts dafür gekonnt hatte.
Aber der Moment ging vorbei und ebenso die Bedrohung durch den Ghul, als ihn Hakim mit einem sauberen Hieb von hinten, was zwar nicht Rondragefällig aber Wirksam war, niederstreckte.
Ich bedankte mich bei ihm und wir schauten, dass wir auf die Pferde und weg von hier kamen.
Es war zwar mitten in der Nacht, aber es war klar genug und das Madamal immer noch voll genug, auch wenn es wieder abnehmend war, dass wir ausreichend erkennen konnten, wohin wir unsere Pferde führen mussten.
Geraume Zeit später ließ Tela uns anhalten.
Grauschnauz hatte diesen Platz für sicher genug befunden und sie wollte sich um Ghor kümmern, welcher wohl bei der Rettung unserer Pferde doch von einem der Ghule getroffen worden war. Aber es war wohl nicht so schlimm, dass man einen Balsam aus meinem Stab verschwenden wollte.
Die Einhellige Meinung war, diese aufzusparen, sollte man sie wirklich benötigen. Auch meine Aussage, dass ich einen Balsam schon wieder geladen hätte, der Stab im Moment also wieder über zwei verfügte, änderte nichts daran.
Also versuchte ich ein wenig vom Heerbann der Schwarzen Lande zu erkennen. Vielleicht gab es ja neue Details zu erkennen.
Aber neue Details erkannte ich nicht, wir befanden uns mehr oder weniger geschützt in einer Senke, aber ich erkannte, dass ich vom Heerbann nur wenig mehr als die Wolke erkennen konnte, die auch jetzt bei Dunkelheit alles andere überdeckte.
Das wiederrum machte mich jetzt doch Neugierig.
Noch mehr als eh schon.
Warum wurde diese Wolke auch bei Dunkelheit aufrechterhalten, wenn die ganzen Untoten Praios strafenden Blick nicht fürchten mussten? Der Aufwand musste doch enorm sein. Alleine die Ingredienzien und Paraphernalia die verbrannt werden mussten um solch eine Wolke aufrecht zu erhalten.
Inzwischen war ich mir ziemlich sicher, dass diese Wolke mehr war als nur eine Rauchsäule verbrannter Alchemistischer Erzeugnisse.
Ich schloss meine Augen und sammelte Madas Kraft in der Matrix des Oculus Astralis.
Bisher hatte ich es vermieden, die Heerscharen magisch zu betrachten. So viel magische Macht auf, trotz allem so engem Raum und davon der Großteil sicherlich Septsphärig, es gab Grenzen, an denen nicht einmal ich rütteln wollte, vor allem nicht in meiner momentan seelischen Verfassung. Aber nun sah ich nur die Wolke und, auch wenn ich sie mit meiner normalen Sicht momentan auf Grund er Dunkelheit nicht sehen konnte, die ganzen fliegenden Wesen des Heerzuges. Aber im Vergleich zum großen Ganzen war das Vertret- und Ertragbar.
Hoffte ich.
Ich öffnete nur vorsichtig meine Augen und erkannte sofort die Unzahl an Erscheinungen, welche über dem Heerbann ihre Kreise zogen. Dutzende Gotongis, etliche Untote Vögel, ihre Anzahl nicht erfassbar, da sie sich ständig bewegten, Dutzende Nephazzim, auch ihre Zahl nicht wirklich erfassbar, aber mehr als selbst die schlimmsten Befürchtungen zur gleichen Zeit auf Dere für möglich halten würden, und, und das war es gewesen worauf es mir wirklich angekommen war, die Wolke, welche alles bedeckte.
Ihre klare, leuchtende Form zeigte mir augenblicklich, dass meine Vermutung richtig war.
Diese Wolke war kein Produkt alchemistischer Bemühungen sondern ein Septsphäriges Wesen, ein Dämon.
Ich konzentrierte mich auf die Wolke, so gut es ging und versuchte die beständig zwischen mir und der Wolke vorbeiziehenden Erscheinungen zu ignorieren, während ich das Astrale Geflecht der Erscheinung zu entschlüsseln versuchte, was auf diese Entfernung alles andere als einfach war.
Etwas an dieser Erscheinung, an seinem Geflecht, an den kleinen Endungen seiner Zweige war mir vertraut, kam mir bekannt vor und stieß Erinnerungen an lange zurückliegende Studien an. Wobei lange zurückliegend etwas mehr als drei Jahre waren.
In der magischen Forschung nichts, oder eine Ewigkeit.
Dank meiner Freundin aus dem anderen Lehrbereich war ich an die entsprechenden Bücher gekommen und selbst das war nicht einfach gewesen. Bei Hesinde, wir hatten beide damals viel riskiert, als wir uns so intensiv mit diesem Bereich der Magie befasst hatten, auch wenn ihre Beweggründe verständlicherweise andere gewesen waren als meine.
„Mishkhara.“ Ich flüsterte den Namen nur leise vor mich hin, aber ich brauchte das als Anker für das Derische hier und jetzt, während mein Blick Madas Kraft offenbarte und mein Geist zurückglitt, in dunkle Nächte in der Bibliothek der Akademie von Punin, wo uns jedes Geräusch hatte zusammenzucken lassen, während wir in Bücher lasen, welche die Akademie vermutlich offiziell gar nicht besitzen durfte.
Hätte man uns erwischt hätte es auch nichts genutzt zu erklären, was die treibende Kraft unserer Handlungen gewesen war. Selbst jetzt bekam ich Angst. Ich würde das, was ich hier gerade sah und analysierte natürlich in meinen Bericht schreiben müssen, das waren Informationen, die mussten bekannt gemacht werden, aber ich würde es natürlich nicht in meinem Bericht erwähnen und ich hoffte, es würde auch nie jemand danach fragen, woher das Wissen kam auf welchem meine Analyse beruhte.
Schließlich hatte ich, was ich brauchte. Den Wahren Namen dieses Dämons würde ich nicht erfahren, dafür war die Zeit zu kurz, viel zu kurz. Aber ich wusste, welcher Dämon dort beschworen worden war und in unserer Sphäre gehalten wurde und mir war klar, mit diesem Wahren Namen könnte ich genug Gold verdienen um einen Turm zu bauen, mit einem Garten, der keine Wünsche offenließ, einschließlich der passenden Bibliothek.
Ich ließ den Oculus fallen, schüttelte meinen Kopf und meinen ganzen Körper gleich mit.
Alleine der Gedanke an meine letzten Gedanken ließen mich würgen.
War ich wirklich schon so weit gefallen?
Bei Praios, selbst wenn ich den Wahren Namen der Wolke erfahren würde, ich hatte noch nicht einmal vor mit Menschen, die diesen Wahren Namen begehrten auch nur zu verkehren, geschweige denn über dieses Thema auch nur ein Wort zu wechseln.
Nicht mit solchen Menschen.
„Grauschnauz. Flieg Streife und bewache uns, ich brauch die anderen, einschließlich Holgrir für ein paar Minuten uneingeschränkt für mich.“
Grauschnauz flog kurz vor mich und schaute mich kurz an, bevor er nur kurz nickte und sich dann in die Luft erhob, während meine Freunde mich fragend anschauten.
Verdammt, ich hatte vergessen zu schauen, ob Tela Ghors Verwundung schon versorgt hatte. Aber so wie dieser langsam näher kam schien das der Fall zu sein, da ihn Tela weder zurück hielt noch schimpfte.
Ich wartete bis meine Freunde bei mir standen und auch Holgrir zwischen uns war und mich anschauten. Ich hoffte einfach, dass Holgrir immer noch verstand, worüber wir uns unterhielten und dass man uns in Wehrheim in einem Tempel ihm bezüglich weiterhelfen konnte. Also war es auch nur sinnig, dass er ebenfalls hörte, was ich zu sagen hatte. „Es geht um diese Wolke, welche den Heerzug bedeckt und den Untoten das marschieren bei Tag ermöglicht.“ Ich atmete nochmal tief durch. „Das ist keine normale oder auch nur alchemistisch erzeugte Wolke, das ist ein Dämon. Ein Mehrfachgehörnter, welcher der Domäne Mishkharas zugeordnet wird. Äh, man nennt diese Erzdämonin auch Belzhorash, sie ist der Widerpart zu Peraine. Aber es reicht, wenn ihr euch merkt, dass diese Wolke ein mehrfachgehörnter Dämon aus der Domäne des Widerparts der Peraine ist und das es sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um eine mächtige Form des Rahastes handelt, des Tagesherrschers des dritten, der Namenlosen Tage. Das sind Informationen, die wichtig sind und die man in Wehrheim kennen muss.“
„Dann ist es ja gut, dass wir dich dabei haben.“ Hakim knuffte mir leicht auf den Oberarm und wollte sich schon wieder abdrehen, als ich ihn am Arm festhielt.
„Nein, darum geht es nicht. Es geht um die Information an sich. Jeder von uns muss das wissen.“
„Und wenn manche von uns solche Sachen gar nicht erst wissen wollten?“ Tela klang nicht beleidigt oder böse, aber für einen kurzen Moment fragte ich mich nach dem Sinn dieser Frage. Wie konnte man auf Wissen verzichten wollen? Gut, dieses Wissen war wirklich eher unerfreulich, aber es war notwendig.
„Damit dieses Wissen Wehrheim erreicht, auch wenn es nur einer von uns tut.“ Ghor sprach aus, was offensichtlich war.
Erfreulicherweise führte er das nicht weiter aus. Hätte ich nur gesagt dass ich weiß, was es mit der Wolke auf sich hat hätten sich meine Freunde vielleicht genötigt gefühlt mich noch mehr zu schützen, als sie es eh schon taten und genau das hatte ich verhindern wollen.
„Ich will hier jetzt ja nicht meine geistigen Fähigkeiten in Frage stellen, aber es gibt leider noch ein paar Tausend andere Dinge, die wir versuchen müssen nicht bis Wehrheim zu vergessen. Gibt’s diese Information über die Dämonenwolke auch etwas kürzer?“
Bei Hesinde. Kürzer? Ich hatte eine Analyse, mit der ich ohne Probleme eine gute Pergamentseite füllen könnte auf ein gutes Dutzend Wörter gekürzt und das war zu lang? Vielleicht sollte ich doch erbitten, mich so zu schützen, dass ich auf alle Fälle Wehrheim lebend und bei Bewusstsein erreichte?
Bei Travia. Was dachte ich da schon wieder? Natürlich würde ich einen Bericht abliefern können, der bezüglich Anzahl und Ausrüstung der feindlichen Truppen fast nichts offen ließ, aber es wäre eben einfach nur eine reine Auflistung der Fakten, ohne Verständnis, welches ich einfach nicht hatte. Es wäre, wie eine magische Analyse, bei der man aufführte, welche Matrizen wie auf dem Gegenstand verbunden waren, ohne daraus zu folgern, wie man welche Zauber mit dem Artefakt auslösen konnte. Ghor und Hakim zumindest würden sicherlich schon alleine an Hand der Anzahl der Reiter sagen können, ob diese in Lage waren eigene Truppen zu umreiten und ihnen in gefährlicher Art und Weise in den Rücken fallen zu können.
Tela könnte, bevor wir wirklich alle Gefahr liefen Wehrheim nicht zu erreichen dieses fliegend erreichen. Ich war mir sicher, in dieser Situation war die Tatsache, dass niemand wissen sollte, dass sie eine Hexe ist wohl eher nebensächlich. Also war es vermutlich auch nicht schlecht, wenn diese ebenfalls so viele Informationen wie möglich so komprimiert wir möglich hatte.
Also musste ich meine Informationen ebenfalls so sehr zusammenfassen, wie es ging.
Bei Hesinde. Natürlich. Wie fast jeder Dämon hatte auch Rahastes eine Bezeichnung, die sein Wirken beschrieb, eine Art Koseform, auch wenn das im Zusammenhang mit Dämonen wohl eher unangebracht war.
„Ernteverderber. Merkt euch nur diesen Namen. Sollte dieser Name niemandem etwas sagen sind die anderen Informationen eh auch unwichtig. Außer natürlich, dass es ein gehörnter Dämon ist. Das ist natürlich auch extrem wichtig. Also merkt euch bitte nur, dass diese Wolke ein mehrfachgehörnter Dämon ist, den man als Ernteverderber kennt.“
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BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Der Untergang von Wehrheim I   Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Der Untergang von Wehrheim I EmptyMi Dez 17, 2014 1:06 pm

Naaaaiiiiieeeeennnnnn Huy hat mich eingeholt!!!! affraid affraid affraid
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BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Der Untergang von Wehrheim I   Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Der Untergang von Wehrheim I EmptyMi Dez 17, 2014 2:14 pm

Lektüre für die Mittagspause... und mal wieder großartig!

"Bei Hesinde. Kürzer? Ich hatte eine Analyse, mit der ich ohne Probleme eine gute Pergamentseite füllen könnte auf ein gutes Dutzend Wörter gekürzt..."

Lynia... man muss sie einfach lieben
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Tela Reisigritt
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BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Der Untergang von Wehrheim I   Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Der Untergang von Wehrheim I EmptyDo Dez 18, 2014 5:15 pm

Herzlichen Glückwunsch zum 100sten Beitrag!
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