Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung II

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Lynia
Erzmagus
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BeitragThema: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung II   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung II EmptyMi Dez 30, 2015 9:18 pm

Die Ruhe und Stille des Borontempel wäre Labsal für meine Seele und meine Stimmung gewesen.
Noch auf dem Weg durch die Massen der Stadt, auch wenn diese nun ein gänzliches anderes Bild darstellten als ich es von meiner Zeit der Ausbildung bei der Kaiserlich Garethischen Informationsagentur her noch in Erinnerung hatte, konnte ich die Wärme in meinem Gesicht spüren, welche mir nur zu deutlich zeigte dass ich bestimmt rot wie eine reife Tomate war.
Ich hatte daher auch das Risiko bewertet mit übergezogener Kapuze und schwarzer Robe durch die Straßen zu schleichen, oder mit hochrotem Kopf, den man vielleicht auch im Zwielicht der Schatten der Gebäude für Scharlachrot halten konnte und schwarzer Robe durch die Straßen zu schleichen.
Ich ging mit meiner Einschätzung des Durchschnittlichen Garether Bürgers und seiner Intelligenz jetzt nicht so weit dass ich sie alle für weniger von Hesinde gesegnet halten würde, aber ich hatte durchaus berechtigte Gründe zur Sorge bezüglich des verbreitenden Wissens über die Tatsache, dass beim Scharlachkappentanz das Haupthaar geschoren und auf Grund der Behandlung mit der Scharlachfarbentinktur nicht mehr nachwachsen würde, ich also, ob meiner langen Haare, eher weniger dieser Form der Bestrafung anheimgefallen war.
Die Stimmung war gereizt und auch wenn etliche Gruppen von Sonnenlegionären mit Praiosgeweihten unterschiedlichem Weihegrades durch die Straßen marschierten oder an übersichtlichen Plätzen predigten und Waffen segneten, ich machte mir auch hier, Praios verzeih, keine Illusionen über deren Bereitschaft Gewalt gegenüber einer Magierin in dunkler Robe schnell und konsequent zu begegnen.
Aber alles hin und her nachdenken war Fruchtlos, die Wärme aus meinem Gesicht schwand ebenso wenig wie das von Schwester Bridgera angesprochene Selbstvertrauen zurückkam.
Im Gegenteil.
Desto länger ich über meinen Aufenthalt im Traviatempel nachdachte desto mehr war ich über mich selber erstaunt und verwundert.
Was um alles auf Dere hatte mich da nur geritten dass ich solche Reden geschwungen und solch pathetische Worte von mir gegeben hatte?
Wenn ich es nicht mit Bestimmtheit hätte ausschließen können hätte ich behauptet Ghor oder Hakim, oder beide, wären unter dem Schreibtisch gesessen und hätten mir eingeflüstert was ich da von mir gegeben hatte.
Solche Worte waren sonst ja eher deren Ausdrucksweise, wobei Hakim die Ansprache sicher mit Einer bis Dutzenden Gesten untermalt hätte und Ghor hätte vermutlich noch ein paar Anekdoten der Schlacht vor Wehrheim mit ihm in der Hauptrolle zum Besten gegeben.
Nein, so gut ich meine Worte im Nachhinein fand, so sehr ängstigte mich nun dieser Ausbruch von mir selbst.
Da war es wahrlich ein Segen dass ich mich auf dem Weg zum Borontempel befand, wo man mich sicherlich gut genug kannte um aus meinem rotem Kopf nicht gleich die falschen Schlüsse zu ziehen.
Aber der Borontempel war weder Ruhig noch Still, vielmehr glich er einem Ameisenhaufen der gerade von einem Schwarm wild streitender Spatzen zerrupft wurde.
Natürlich war der vergleich völlig übertrieben und in keiner Art und Weise zutreffend, aber im Vergleich zu meinen letzten Besuchen in diesem Tempel kam es mir eben so vor.
Novizen und Boron-Diener aber auch etliche Diener des Raben eilten förmlich, zumindest für die Verhältnisse bezüglich der Geschwindigkeit die normalerweise in einem Borontempel herrschten, hin und her und ich hörte in den ersten paar Minuten mehr Worte von mehr Gesprächen als in all den Besuchen die ich bisher hier gewesen war zusammen.
Und fast alle drehten sich um die entscheidenden Fragen: „Wie können wir die Nekropole schützen? Wie den Heldenfriedhof? Wie die zahlreichen ungeweihten Wallstätten aus der Geschichte Gareths? Wie konnte man verhindern dass Rhazzazor die schier unglaubliche Zahl von gut einer Million Leichen erhob?“ Und ich musste gestehen, diese Fragen machten auch mich nervös.
Erfreulicher klangen da schon die Stimmen die von einem Leichnam berichteten, den die Zwerge aus Wehrheim mitgebracht hatten.
Also war Hochkönig Albrax mit seinen Mannen in der Stadt. Das war endlich mal eine gute Nachricht.
Offensichtlich handelte es sich bei dem Toten um einen Hochdekorierten Militär, welcher vor Wehrheim gefallen war und ich ertappte mich dabei wie ich mir überlegte ob ich herausfinden könnte ob es sich dabei um diesen aufgeblasenen Wichtigtuer handelte, welcher mich bei der Stabsbesprechung dreimal so angefahren hatte, als ich auf die Gefahren der Nephazzim und der Thargunitothbanner hatte hinweisen wollen. Ich erschrak so sehr über meine eigenen Gedanken innerhalb dieses Gebäudes, dass sofort ein gutes halbes Dutzend Gesichter in meine Richtung blickten und mich besorgt anschauten.
Ich winkte dankend ab, in der Hoffnung dass es nicht allzu auffällig war wie ich meinen Stab als Stütze nutzen musste, aber als die schwarz gewandeten Gestalten wieder ihrer Wege gingen musste ich trotzdem erst einmal tief durchatmen.
Ich war mir sicher, der ein oder andere hätte Zeit für mich gehabt, war der Tempel doch eher wenig besucht. Wobei, wer wollte schon den Tempel des Gottes des Todes unmittelbar vor solch einer Schlacht betreten?
Wen der Unausweichliche rief, den ließ er durch seinen Diener Golgari holen, dies konnten noch so viele Besuche in seinem Tempel nicht verhindern und die wenigsten hier in der Stadt wussten von der wahren Bedrohung die durch den Untoten Drachen und seine Diener ausgingen, und das war auch gut so. Wenn sich die Lebenden nicht nur Sorgen um ihre Lebenden Familienmitglieder machen mussten sondern auch noch zu befürchten hatten dass die zwei, drei Generationen zuvor ebenfalls zurückkommen würden, wenn auch mit gänzlich anderen Absichten, Gareth wäre vermutlich innerhalb von Stunden beinahe bar jeglichen Lebens, dem von den Tieren die nicht schon vorher auf Grund ihres natürlichen Gespürs geflohen waren, ich dachte da insbesondere an Hunde und Katzen mal abgesehen.
Zurück würden wohl nur die Besonderen und die Verzweifelten und wahrscheinlich auch die Besonders Verzweifelten bleiben.
Und vielleicht die Ratten?
Ratten galten ja als Tiere des Namenlosen und der Namenlose verachtete nicht nur die Zwölfe und ihre Schöpfung sondern auch die Erzzwölfe und die Niederhöllen, welche ihm ja das, was er als das seine Ansah in seinen Augen ebenfalls streitig machten. Da war natürlich die Frage, würden die Ratten fliehen, angesichts zweier Feinde in der Stadt oder würden sie gerade deshalb bleiben um dabei zuzuschauen wie sich zwei Feinde ihres Herren gegenseitig die Köpfe einschlugen?
Wann hatte ich das letzte mal ein Ratte gesehen?
Bei den Zwölfen!
Wo war der eigentliche Tempelraum?
Der nächste Stich, als ich diesen endlich betrat.
Er war leer.
Natürlich war er das.
Es war kein offizieller Gottesdienst angesetzt, keine Gebetsstunde für die Geweihten, es war mitten am Tag, früher Nachmittag, wer sollte schon hier sein.
Selindian Hal.
Ich konnte es mir nicht erklären, nicht beschreiben, aber irgendwo tief in meinem Inneren hatte ich gehofft, so wie früher in Punin, dass er ebenfalls zum stillen Gebet hier im Allerheiligsten saß.
Er tat es nicht und die Tränen auf meinen Wangen änderten das ebenfalls nicht.
Es dauerte lange bis ich die innere Ruhe fand um angemessen dem Schweigsamen zu huldigen und zu diesem zu beten. Wie lange und wie lange ich danach gebetet hatte vermochte ich nicht zu sagen, auch wenn ich das Gefühl hatte zu lange verweilt und doch zu wenig Zeit hier verbracht zu haben. Ich schuldete dem Schweigsamen mehr als diese kurze Zeitspanne meines derischen Daseins, viel mehr, aber dieses Gefühl hatte ich auch gegenüber anderen der Zwölfe und doch verspürte keiner von ihnen die Veranlassung die Zeit für mich so zu dehnen wie es in dieser Kammer in Kholak-Kai geschehen war um ihnen die Zeit zu geben die ihnen zustand.
„Alles hat seine Zeit.“
Ich erschrak mehr über die Tatsache dass der Geweihte neben mir gesprochen hatte als über seine Anwesenheit.
Es passierte mir regelmäßig dass ich beim Gebet die Umwelt um mich herum aus meinen Sinnen verlor und plötzlich jemand an meiner Seite war, aber ich war es nicht gewohnt dass ein Diener des Raben so unvermittelt mit mir sprach, besonders nicht innerhalb des Heiligtum des Tempels.
Aber so sehr mich die Worte erschraken, so sehr beruhigten sie mich auch und schafften es mein aufgewühltes Selbst zu besänftigen.
Ich nickte dem Diener des Raben dankend zu, aber dieser war schon wieder in seiner eigenen, stillen Andacht versunken. Um ihm seine mehr als willkommene Zuwendung nicht unflätig durch die Störung seines eigenen Gebetes zu danken, er hatte ja auch gewartet bis ich mit dem meinigen fertig gewesen war, beziehungsweise bis ich eigentlich gar nicht mehr gebetet sondern nur meinen eigenen Gedanken nachgehangen hatte, nickte ich ihm einfach nochmals stumm dankend zu.
Ich spürte eine gewisse Ruhe, auch wenn ich mir, gerade vom Besuch in diesem Tempel mehr erhofft hatte, aber ich spürte auch das es besser nicht mehr werden würde und so beschloss ich den Diener des Raben neben mir die Ruhe zu gönnen die seinem Gebet zu stand und versuchte so leise wie möglich zu gehen.
Der Diener des Raben Stygomar schien ganz offensichtlich auf mich gewartet zu haben, denn als ich bei meinem Stab und meiner Umhängetasche ankam, die ich in einem dafür vorgesehenen Raum hinterlegt hatte erhob er sich und blickte mich direkt an.
„Ghor?“
„Er bereitet sich, diese Stadt und ihre Bürger so gut es geht auf das kommende vor, aber er ist wohlauf und ich werde ihm ausrichten dass ihr ihn hier ihm Tempel treffen wollt.“ Meine Fähigkeiten im Lesen von Gesichtern anderer Menschen waren immer noch nicht vorhanden, aber ich hatte mich an die Gespräche mit Ghor erinnert und dann noch die offensichtlichsten Wünsche eines Borongeweihten berücksichtigt. Soweit ich mich erinnerte gab es da diesen Zwischenfall mit ihrer Hoheit Selindian Hal in der Nekropole bei welchem Ghor anwesend gewesen war und dass er und Tela sich im Nachhinein mit der Geweihtenschaft des Boron darüber unterhalten hatten. Ganz offensichtlich waren noch nicht alle Punkte ausreichend geklärt und natürlich würde ich jemand wie Ghor zu einem Diener des Raben schicken, und nicht umgekehrt.
Der Diener des Raben Stygomar nickte mir dankend zu und verließ mich dann.
Kurz darauf verließ ich den Tempel des Ewigen und war erschrocken darüber wie wenig Zeit ich in diesem verbracht hatte.
Ich widerstand der Versuchung sofort wieder umzudrehen und nochmals den Tempel zu betreten, besser würde es eh nicht mehr werden und genau das machte es auch nicht besser.

Ich blieb ein gutes Stück vor dem eigentlichen Tempel der Hesinde stehen und betrachtete versonnen einen der Bäume, welche diesen in großem Rund umstanden. Es hieß Rohal selbst hätte sie gepflanzt, zu dem Zwecke Gareth in größter Not beizustehen.
Ich widerstand der Versuchung einen der Bäume magisch zu untersuchen. Das hatten schon unzählige vor mir versucht, alle mit dem gleichen Ergebnis. Die Bäume waren ausgesprochen gut gewachsen und äußerst gesund, soweit man es von Pflanzenkundlicher Sicht her sagen konnte, aber magisch waren sie nicht. Warum und woher auch.
Aber in diesen Tagen klammerten sich die Garether an alles was Hilfe versprach und sogar die Praiosgeweihten und die sie begleitenden Sonnenlegionäre wurden nun mit offener Hoffnung und freudestrahlend begrüßt, was nicht nur für die Sonnenlegionäre wohl ganz offensichtlich eine neue Erfahrung war, dass konnte sogar ich erkennen und das wollte ja nun wirklich was heißen.
Aber ich versuchte trotzdem gegenüber den Sonnenlegionären und ihren Geweihten nicht zu sehr aufzufallen, wer wusste schon auf was für Ideen diese kamen um ihr neu gewonnenes Ansehen noch mehr zu verbessern.
Daher suchte ich mein Heil in der Flucht nach vorne, eine Magierin in einem Hesindetempel war wohl das zweitungewöhnlichste direkt nach einer Magierin in einer Magierakademie.
Leider schien ich mit die Einzige zu sein die diese Sichtweise vertrat, anders konnte ich mir die relative leere innerhalb des Tempels nicht erklären.
Ebenso wenig wie das fragende Gesicht der Geweihten, welche mich äußerst befremdlich begrüßte. „Gelehrte Dame, kann ich ihnen helfen?“
„Äh.“ Ich war mir mehr als nur unschlüssig. Was sollte ich darauf antworten? Beziehungsweise wie war die Frage an sich gemeint?
Für einen Sekundenbruchteil überlegte ich ob ich Fragen sollte warum der Tempel so wenig besucht war, aber ich fand es unhöflich, insbesondere gegenüber einer Hesindegeweihten eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten. „Ich würde gerne der Allwissenden im stillen Gebet meine Aufwartung machen.“ Äußerte ich schließlich meinen eigentlichen Wunsch. Eigentlich wollte ich danach noch in der Tempeleigenen Bibliothek ein wenig Forschung betreiben, in der Hoffnung eine oder zwei Antworten auf offene Fragen zu finden, aber ich wollte mal nichts überstürzen. „Ist das möglich?“
Die Geweihte betrachtete mich noch einen Augenblick bevor sie stumm nickte und mir Einlass gewährte.
Ich musste gestehen, fast hatte ich erwartet dass sie mich noch in den eigentlichen heiligen Saal geleiten würde, aber sie hatte sich wohl von alleine zusammenreimen können dass ich wohl wusste wo dieser zu finden war. Vielleicht hatte sie mich aber auch einfach nur erkannt, immerhin war ich die letzten Monde mehr als nur ein paarmal in diesen Mauern gewesen.
Ich nickte der Geweihten also dankend zurück und schritt tiefer in die Hallen des Tempels um mich kurz darauf in stiller Einkehr an die Mutter der Weisheit zu wenden, in der Hoffnung auf Erkenntnis, Einsicht oder aber zumindest ein wenig Zuversicht.
Aber die Allweise beschied in ihrer Weisheit dass mir keines davon einfach so durch ein unbestimmt langes und, wie ich mir selber eingestehen musste, nicht ganz so tiefes Gebet an sie zufallen sollte.
Vielmehr fühlte ich ein schlechtes Gewissen gegenüber Magister Stoerrebrandt, welchen ich mit seiner schweren Aufgabe alleine gelassen hatte. Vermutlich war auch das der Grund für die Abwesenheit anderer Magier hier im Tempel. Entweder hatten sie ihr Heil schon in der Flucht gesucht oder aber sie bereiteten sich, wie der Großteil der Bürger dieser Stadt auf die kommende Schlacht vor.
Aber war die Hingabe an Hesinde nicht auch eine Art der Vorbereitung, insbesondere für Träger der Kraft welche ihre Tochter uns Menschen erst zugänglich gemacht hatte?
Ich wusste es nicht und dass machte es alles nicht besser.
Nicht im Geringsten.
Die Zuversicht, welche ich noch nach meinem Besuch im Praiostempel, ausgerechnet im Praiostempel gespürt hatte, sie war weg.
Viel eher war ein unbestimmtes Gefühl der Erwartung, der Anspannung und auch ein wenig der Beklemmung wieder zurückgekommen.
Gefühle, die ich so in dieser Kammer innerhalb Kholak-Kais beständig verspürt hatte, auch wenn es da die Erwartung einer wie auch immer gearteten Rettung war, die Anspannung wenn der fremde Mann oder seine Helfer kamen und ich nie genau wusste was genau sie diesmal von mir wollten ebenso wie die Beklemmung die ich in diesen Momenten verspürt hatte.
Und plötzlich wollte ich nur noch raus, so wie damals in dieser Kammer.
Nur das ich es hier konnte.
Das einzige was mich innerlich noch ein wenig rettete und erleichterte war die Tatsache dass meine Flucht mich nicht vor die Türen des Tempels sondern in dessen Bibliothek geführt hatte.
Dies war vermutlich mehr Gewohnheit als direkter Wille, immerhin hatte ich es ja wirklich Monde lang genauso gehalten und praktiziert, aber ich war trotzdem dankbar dafür, dass ich es getan hatte.
„Mutter Hesinde, Herrin der sechs Künste, Allweise, was in deinem und dem Namen deiner Elf Geschwister geschieht mit mir?“ Ich hatte mich in eine Ecke der Bibliothek zwischen zwei Bücherregale geklemmt und saß dort auf dem Boden, die Knie an meine Brust gezogen und mit beiden Armen fest umschlungen und weinte in meine Robe.
So hatte der Tag nicht begonnen.

„Gelehrte Dame?“ Der Geweihte schaute mich mit einem für mich nicht zu deutenden Gesichtsausdruck an, den ich am ehesten noch so beschrieben hätte dass er ein Lachen unterdrückte, auch wenn ich mir keinen Grund dafür vorstellen konnte.
Sicher, ich war mir darüber bewusst dass ich äußerlich alles andere als in meiner besten Gestalt war, aber ich hatte nicht das Gefühl dass ich zum Lachen aussah.
Mit einem nicken gab ich ihm zu verstehen dass ich meine Aufmerksamkeit von der Schriftrolle vor mir weg ganz auf ihn gerichtet hatte.
„Ein gewisser Ghor Nirrano und Hakim, also ich meine der“ er betonte das der ganz besonders „Hakim, der Gewinner des großen Turniers,“ nun musste sich der Geweihte ganz offensichtlich ein Lachen verkneifen, während er sich ein wenig mehr aufrichtete, die Schultern übertrieben zurück nahm und die Brust besonders deutlich hervorhob, „die Träger einer Unzahl an Titeln, Bezwinger einer Unzahl an Monstern aller Art, Besteher einer Unzahl an Heldentaten welche einen Geron oder Raidri vor Neid erblassen lassen würden, ich weiß aber nicht mehr wer von beiden wenn erblassen lassen wollte und kommende Bezwinger Galottas und Retter Gareths suchen eine Magierin, gemäß der Beschreibung dieses Ghors nach klug wie Hesinde und Schön wie Rahja und für den Fall dass wir hier im Hause der Schlauen Göttin mit letzterem nichts anzufangen wüssten, sie hat immer eine Umhängetasche bei sich, einen typischen Magierstab und trägt vermutlich die lumpigste Magierrobe Deres. Letzteres waren die Worte von beiden, gelehrte Dame, bevor sie sich, erlaubt mir diese Anmerkung, lachend in die Arme fielen.“
Die genaue Reaktion des Geweihten vor mir entgingen mir, da ich zum einen beim Vergleich mit Hesinde und Rahja vergeblich versucht hatte nicht rot zu werden und bei letzter Aussage nicht verhindern konnte dass ich einen Schritt vom Lesepult an welchem ich gestanden hatte weggetreten war um meinen Blick an mir entlang nach unten gleiten zu lassen.
Bei Rahja und Ingerimm, jetzt wo es ausgesprochen war musste ich mich ja selber schon wundern dass mir in den anderen Tempeln nicht schon aus reinem Mitleid zumindest ein Akoluthengewand als Alternative angeboten worden war.
Diese Erkenntnis hatte zur Folge dass ich noch roter wurde, ich spürte es an der Wärme auf meinen Wangen, aber das änderte auch nichts an der Gesamtsituation. „Mentor, würdet ihr bitte den beiden Ehrenrittern des Hauses Gareth und meinen von eigenen Gnaden anvertrauten Beschützern ausrichten dass ich in kürze bei ihnen sein werde. Ich werde nur noch kurz die von mir herausgelegten Schriftstücke wieder an ihren Platz legen und mich dann bei ihm einfinden.“
Der Angesprochene nickte mir kurz mit einem wissenden lächeln zu, ich wusste dass viele meine Collega, meist unmittelbar nach lesen einer Passage welche für selbige eine bedeutende Offenbarung bereitet hatte den Tempel fast schon Fluchtartig verließen um ihre neueste Kenntnis sofort auf welche Art und Weise auch immer zu nutzen, wobei der erste Nutzen in dieser Flucht immer darin bestand dass sie das von ihnen angerichtete Chaos in der Bibliothek nicht aufräumen mussten.
Ich für meinen Teil hielt von dieser Praxis rein gar nichts, immerhin bestand immer die Möglichkeit wieder zurück zu müssen um gegebenenfalls nochmals etwas zu überprüfen, oder neues Wissen zu suchen und es war nie verkehrt wenn einen die für die Bibliothek zuständigen in guter Erinnerung hatten. Zumindest sah ich das so und der Geweihte, welcher mich gerade wieder verlassen hatte tat dies wohl ebenfalls.
„Bei Satinav, dieser Stein schwebt schon unmittelbar vor der Stadt und du lässt uns hier warten.“
Hakim hatte seinen Satz noch nicht richtig beendet gehabt da stand ich schon vor dem Hesindetempel und blickte in Richtung Firun, aber auch wenn der Himmel bedeckt war, es war noch nicht mal Abenddämmerung und das vorhandene Tageslicht reichte völlig aus um zu erkennen dass Kholak-Kai eben nicht schon direkt vor der Stadt schwebte.
Außer Galotta hatte es von einer anderen Richtung aus Gareth anfliegen lassen, aber dass erschien mir dann eher unwahrscheinlich.
„Oh Lynia, das war doch nur so daher gesagt um dir zu sagen dass wir ganz schön lange auf dich habe warten müssen, da drinnen.“ Ghor zeigte auf den Tempeleingang hinter sich, wo ich den Geweihten welcher mich das kommen der beiden informiert hatte mit anderen Geweihten sprechen sah und ihrer Gestik und ihrer Körperhaltung nach zu urteilen ging es dabei wohl nicht unbedingt um geistig sonderlich anspruchsvolle Themen, zumindest glaubte ich das so zu erkennen.
Als wir ein paar Schritte vom Tempel entfernt waren bewegte ich mich vorsichtig zwischen die beiden und fragte leise „Findet ihr nicht dass der Vergleich mit gleich zwei Göttinnen ein wenig übertrieben war?“
„Na ja,“ setzte Hakim an. „dass mit Hesinde mag ich, so ehrlich muss ich sein, nicht so recht beurteilen, für meine Verhältnisse bist du auf alle Fälle von der Weisen Göttin gesegnet. Und damit meine ich nicht die Tatsache dass du Magierin bist.“
„Na ja,“ setzte Ghor hinzu. „und dass Rahja dich an der Wiege begrüßt hat hast du mir ja schon oft genug gezeigt. Aber ich muss eingestehen, ja, jetzt gerade bist du in dieser Hinsicht nicht gerade in Höchstform.“
„Ja, Levthan war zu Besuch.“ Ich wusste nicht was mich mehr störte, empörte und eigentlich auch mich selber zutiefst erschreckte.
Zum einen waren Ghor und Hakim beide schlagartig stehen geblieben, dann war ein paar Sekunden Stille gewesen dann hatten beide herzhaft angefangen zu lachen und fast synchron gefragt „Seit wann bist du denn so Schlagfertig, Lynia?“
Das hatte mich schon auf verschiedene Arten getroffen, von denen die wenigsten erfreulich waren. Was hieß hier Schlagfertig? Ich war ja schon verblüfft darüber dass die beiden überhaupt wussten wer Levthan war. Gut, in einer Stadt wie Al´Anfa wurde der vermutlich sogar noch mehr verehrt als Rahja selber und bei den Zahoris hielt es sich bestimmt genauso. Außerdem konnte man als Frau wohl kaum wirklich gut heißen was Levthan getan hatte, auch wenn Rahja ihn dafür entsprechend gestraft hatte, aber dass die beiden Männer das gut, ja eigentlich sogar lustig fanden war ja fast schon zu erwarten gewesen.
Aber ausgerechnet Ghor und Hakim.
Und, auch wenn mich diese Gedanken mehr Überwindung kosteten als ich selber für gut empfand, ja, fast erschrak ich vor den Schwierigkeiten diese Gedanken zu verfolgen noch mehr als vor den Gedanken selber, wie kam ich überhaupt dazu Ghor als Al´Anfaner zu sehen und Hakim auf einen Zahori zu reduzieren und über beide Volksgruppen schlecht zu denken?
Und vor allem, wie war ich auf diese Antwort mit Levthan gekommen, die ja alles erst begonnen hatte?
Sie war plötzlich da gewesen und ich hatte das Gefühl gehabt sie wäre einfach aus meinem Mund gefallen, gänzlich ohne mein Zutun.
Sicher, in diesem Moment war sie wahrlich passend gewesen, mit der nötigen Schärfe und dem Thema angemessen, tiefgründig hatte sie den Hinweis Ghors aufgegriffen, dass dieser mich gerne nackt sah und ich mir denken konnte was er sich dabei vorstellte, aber…
Nein, das konnte ich nicht.
Ghor hatte mich schon so oft nackt gesehen weil Ghor eben Ghor war, so wie Hakim und Tela eben Hakim und Tela waren und Grauschnauz mehr war als nur eine fliegende Katze die sprechen konnte. Ich hatte mir nie etwas dabei gedacht weil es nie etwas zu denken gegeben hatte.
Ich war kein magisches Artefakt, keine Anomalie im Gefüge Deres, keine Septsphärige Hintergrundstrahlung, ich war noch nicht einmal irgendwie besonders gewachsen, dass mich interessant gemacht hätte und ein Studium oder auch nur eine tiefergehende Untersuchung gerechtfertigt hätte.
Ich war Lynia, für jeden der Vier, einfach nur Lynia, und ja, manchmal eine Magierin die den ein oder anderen nützlichen Zauber kannte und vielleicht auch ein paar Dinge wusste die in manchen Situationen hilfreich gewesen waren, aber mehr nicht.
Und ja, ich war eine Frau, und selbst ich kannte den Unterschied zwischen Mann und Frau und hatte das ein oder andere mal die sich abzeichnende Wölbung im oberen Bereich der Hose von Ghor oder Hakim gesehen, wenn ich mich gewaschen hatte oder sonst warum auch immer nackt vor einen von beiden getreten war.
Aber ich musste gestehen, außer ein wenig peinlich berührt und vielleicht das ein oder andere mal auch ein wenig geschmeichelt hatte ich mich nie gefühlt.
Bei Rahja, wie war ich auf diese Antwort gekommen?
Oh ihr Zwölfe, hoffentlich waren wir bald bei Tela, ich hatte das dringende Bedürfnis auf ein längeres Gespräch mit jemandem den ich wahrlich als Freundin bezeichnete.
„Bist du dir sicher?“

Tela hatte uns auf dem Rand eines Brunnens sitzend empfangen und schien bester Laune zu sein, was ich von mir selber nicht behaupten konnte aber ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen.
Und es gelang.
Zumindest machte Tela keinerlei Anstalten mich mehr als üblich aber auch nicht weniger herzlich zu begrüßen bevor wir uns vier auf den Weg zurück zu unserem Haus machten.
Einerseits musste ich mir ja eingestehen dass ich darüber sicherlich für jeden gut sichtbar aufrichtig dankbar war, aber andererseits erwartete ich trotzdem noch mehr oder weniger den Moment an dem mich Tela auf die Seite ziehen würde um mich zu fragen was den los sei.
Aber dieser Moment kam nicht.
Nicht als wir in unserem Haus waren, wo die anderen sich den Weg zu irgendeinem Gebäude erklären ließen dass sie besuchen wollten, nicht auf dem Weg zu diesem Gebäude, dass sich als das Archiv der Kaiserlich Garethischen Informationsagentur herausstellte, was mir einen Stich versetzte.
Ich war mir sicher die anderen hätten gar nicht erst nach dem Weg fragen müssen.
Ich hätte ihn auch gekannt, immerhin war ich während meiner Ausbildung oft genug hier gewesen.
Innerlich musste ich über diesen Witz selber lachen, erfreulicherweise brach dieses Lachen jedoch nicht über meine Lippen, ich wusste noch das Gefühle innerhalb dieser Mauern nur ungern gesehen wurden. Warum das so war hatte sich mir jedoch nie erschlossen. Aber innerlich Lachen musste ich trotzdem.
Natürlich war ich oft genug hier gewesen, aber die ersten paar Male wo ich hier hatte erscheinen müssen hatte ich mich auf dem Weg hierher immer verlaufen, so dass ich schließlich immer wenn Ausbildung im Archiv anstand, oder ich sonst etwas hier zu erledigen hatte, wie zum Beispiel Schriftstücke zu übersetzen, ich abgeholt und hergebracht worden war.
Bei Phex, ich wäre meinen Freunden eine schöne Hilfe gewesen hier her zu finden.
Ich bekam am Rande mit wie sich meine Freunde, im Moment war es Ghor, mit der Schreiberin vom Tagesdienst, soweit ich mich erinnern konnte war dieser Schreibtisch immer besetzt gewesen, egal zu welcher Tageszeit ich gekommen oder wieder gegangen war, unterhielten, es schien um irgendeine Akte zu gehen, aber irgendwie ging das an mir vorbei.
Man würde sich mir wieder zuwenden wenn die Akte nicht in Garethi geschrieben war, damit ich sie übersetzen sollte, bis dahin konnte ich meinen eigenen Gedanken nachhängen. Gedanken die sich darum drehten dass die anderen mich vermutlich auch dann dazu holen würden wenn die Akte im feinsten, aktuellen Garethi ohne Dialekteinschlag geschrieben war, wer von den anderen konnte den sonst auch nur mehr als seinen eigenen Namen lesen.
Wieder musste ich ein Lachen unterdrücken, was mir diesmal, als mir meine eigenen Gedanken wirklich bewusst wurden gar nicht so schwer fiel.
Bei den Zwölfen, was war nur los mit mir?
„Alrik!“ hörte ich plötzlich Telas Stimme laut rufen, aber das half mir im Moment auch nicht wirklich weiter, auch wenn ich mich für einen kurzen Moment fragte warum Tela so laut Schrie, wenn doch die beiden angesprochenen keine drei Schritt von uns entfernt standen. Es war doch bekannt dass die meisten Männer im Dienst der Kaiserlich Garethischen Informationsagentur so hießen.
Aber noch mehr erschreckte mich die Frage wie der Gedanke bezüglich Telas schwindender Intelligenz, soweit diese je sonderlich ausgeprägt gewesen war in meinen Verstand gekommen war.
Ausgerechnet in diesem Moment drehte sich Tela genau zu mir und schaute mich an, aber irgendwie interessierte es mich nicht im Geringsten.
Im Gegenteil, vielmehr hoffte ich, sie würde sehen was sich in mir abspielte, welche Gedanken ich hegte von denen ich nicht im Ansatz verstand wo sie herkamen, obwohl ich einen fürchterlichen Verdacht hatte.
Aber das einzige was ich erreichte war die Tatsache dass Tela plötzlich ihre, wo auch immer sie diese her hatte, offensichtliche Fröhlichkeit verlor und wieder ein, zumindest im Verhältnis ernsteres Gesicht machte.
Aber das war es dann auch schon gewesen, was vielleicht auch daran lag dass wir der Frau einen Gang folgen mussten, bevor sie in eine der zahlreichen Türen verschwinden würde ohne das wir wussten in welcher, immerhin sahen sie alle fast gleich aus.
Aber wir verpassten die richtige Türe nicht und nach etlichen weiteren Gesprächen, die aber weitestgehend an mir vorbeigingen, zu sehr sehnte ich mich nach der ein oder anderen Kammer in diesem Gebäude in denen ich Schriftstücke wusste die ich zu gerne nochmals eingesehen hätte, viel mehr als diesem ganzen hin und her lamentieren über irgendwelche Sicherheitseinstufungen und Befugnisse zu folgen.
Als ich erkannte dass sich manche Geschichten wiederholten, was mich unweigerlich an der Intelligenz und dem Begriffsvermögen von so ziemlich jedem anderen Anwesend außer mir zweifeln ließ zog ich mich geistig beinahe gänzlich in mich selber zurück und überlegte mir so praktische Dinge wie die Außenmauer der Stadt des Lichtes, die Lage ihrer Tore und dem was ich über das innere der Anlage wusste, insbesondere von dem kurzen Aufenthalt in dieser als wir den Greifen in die Stadt des Licht getragen hatten.
Und Tela hatte es gewagt nicht nur die Stadt des Lichtes zu betreten sondern auch noch den Sonnentempel selber.
Ich hatte sie bis heute nicht gefragt wie es in seinem inneren gewesen war. Weder sie noch die anderen beiden. Warum nicht?
Und dann waren wir auf dem Weg zurück in unser Haus gewesen und meine Freunde hatten zwei schmucklose Holzschachteln mittlerer Größe mit sich geführt und diese getragen wie wenn in dem einen das erste Schwarze Auge und in dem anderen Borbarads Dämonenkrone, noch am Stück und nicht wie jetzt, zersplittert ruhen würden. Oder zwei andere Gegenstände, wobei ich nicht wusste welcher Gedanke mich mehr erschreckte, der darüber an welche Gegenstände, wenn man sie den so nennen konnte ich gedacht hatte oder der wie ich überhaupt auf genau diese Gegenstände gekommen war, wobei ich diese Frage irgendwie tief in mir schon beantworten konnte. Was ich aber überhaupt nicht wollte.
Verunsichert und Entsetzt verabschiedete ich mich bei meinen Freunden, ich nutzte mein anstehendes Nachtgebet als Ausrede um mich sogleich zurückzuziehen, wobei die lachenden Kommentare ob ich heute in den ganzen Tempeln nicht schon genug gebetet hätte ignorierte.
Für einen kurzen Moment war es Angst, dass die anderen nun doch erkannt hatten das etwas nicht mit mir stimmte, dann war es Hoffnung, dass die anderen erkannt hatten das etwas nicht mir stimmte, dann war es Wut darüber dass die anderen sich darüber lustig machten dass ich meine Zeit in Tempeln der Zwölfe verbrachte, dann war es die Frage ob sie mit ihrem Lachen nicht recht hatten und ich einfach bei ihnen bleiben sollte, solange es noch ein wir gab. Keiner dieser Gedanken behagte mir und genau das machte mir es leicht ihre Stimmen auszublenden und mich in mein Zimmer zu begeben.
Bei den Zwölfen, dass würde noch eine lange Nacht werden, nach allem was ich die letzten Stunden erlebt und nun im Gebet aufzuarbeiten hatte.

Der Beginn des Tages war ein einziges Problem.
Ich hatte zu wenig geschlafen.
Ich hatte schlecht geschlafen. Zumindest fühlte ich mich so.
Immerhin konnte ich nicht sagen ich hätte schlecht geträumt. Soweit ich mich erinnern konnte hatte ich gar nichts geträumt. Wieder einmal nicht.
Ich hatte zu lange geschlafen. Erst konnte ich ewig nicht einschlafen und dann hatte ich entweder vergessen jemandem der Bediensteten zu sagen dass man mich wecken möge oder meine Freunde, die gemäß Aussage eben dieser Bediensteten, zumindest der Zweien die noch im Haus waren schon lange unterwegs waren hatten angeordnet dass man mich liegen lassen sollte.
Ich war dieser Frage nicht weiter nachgegangen, es änderte eh nichts an der Tatsache dass das Praiosmal schon über den Dächern Gareths stand, was mein eigentliches Problem nicht einfacher zu lösen machte. Vielmehr hatte ich nun das Gefühl, dass das kommende eher noch schwerer werden würde, würde diese Geschichte mit dem lange schlafen doch zusätzlich wie eine Entschuldigung klingen, die ich eigentlich so nicht verstanden wissen wollte.
Oh ihr Götter, manchmal konnte das Leben schon ziemlich kompliziert sein.
Und die Tatsache dass ich mich auf Grund der Distanz zumindest zu meinem ersten Ziel auf alle Fälle zu Pferd begeben wollte, nun auf Grund der fortgeschrittenen Tageszeit noch mehr als gestern ursprünglich geplant, machte es da nicht besser. Zwar waren die schlimmsten Blessuren unseres Rittes von Wehrheim nach Gareth nur noch eine leidvolle Erinnerung, aber die Erinnerung war immer noch leidvoll genug und auch prägnant genug, da änderte die zu erwartende Kürze und, verhältnismäßige ruhe des Ausritts nur wenig an der Aussicht auf das kommende. Zusätzlich zu allem anderen.
Aber irgendwann erkannte ich dass ich eigentlich nur Zeit damit verbrachte mir Gründe und Überlegungen einfallen zu lassen mein für heute angesetztes Tagesziel noch nicht einmal zu beginnen und so saß ich schon auf dem Pferd Richtung Neu-Gareth bevor mir richtig bewusst wurde das meine Robe immer noch furchtbar aussah.
Aber die Blasphemischen Äußerungen meiner beiden männlichen Begleiter konnten mich hier nicht mehr erreichen und treffen auch nicht.
Andererseits gaben mir diese Erinnerungen die Einsicht zurück dass ich mir dafür noch keine rechte Bestrafung hatte einfallen lassen.
Auch die Praiosgeweihten und die Geweihten der anderen Götter, die ich auf den Straßen sah brachten mir diesbezüglich keine rechte Einsicht, und beiden ihr Geschlechtsteil abzuschneiden erschien mir dann doch ein wenig zu radikal, obwohl die Predigt des Laienbruders, welchen ich gerade passierte, durchaus schlüssig aufführte das dadurch verhindert wurde dass der Sündiger seine sündigen Gedanken an seine nächste Generation weitergeben konnte. Natürlich war ich mir der eher fadenscheinigen Begründung durchaus bewusst und war auch kurz überlegt dem Laienbruder zu erklären dass ein Mann auch durchaus ohne sein Geschlechtsteil seine Gedanken und Meinungen weiterverbreiten konnte, aber es waren letztlich seine Blicke, die er mir zuwarf, die mich dann doch davon Abstand nehmen ließen. Vielleicht wenn er auf dem Rückweg immer noch an dieser Straße stand und den Zuhörern lautstark erklärte wie man mit gefangenen Paktierern umgehen musste, bevor man sie Totschlug, aber da man einen Paktierer auch daran erkannte dass sie sich wie Magier kleideten, nur eben mit dunklem Stoff, so wie ihre Seele dunkel war, verlor auch diese Idee ihren Reiz und machte der Überlegung bezüglich eines anderen Weges zurück Platz.
Während ich meinen Blick so schweifen ließ um nach markanten Wegpunkten zu schauen und um mögliche Ausweichstrecken zu entdecken erkannte ich das im Moment kein Praiosgeweihter und auch sonst kein offener Geweihter, bei den Jüngern des Phex war das ja immer so eine Sache, zu sehen war und bevor ich mich richtig beherrschen konnte begann ich Madas Kraft in die Matrix des Invocatio minor fließen zu lassen, während ich mir die richtigen Worte für die Beschwörung eines Braggu ins Gedächtnis rief. Das würde diesem Fanatiker ganz schnell die Zuhörerschaft rauben.
Und mir mehr an Madas Kraft als ich selbst bei einer besseren Nacht als der vergangenen regenerieren würde und damit wäre ich morgen, wenn es wirklich gelten würde schon geschwächt bevor es richtig angefangen hätte.
Ah, manchmal musste Gnade vor Recht gehen, auch wenn es mir schwer fiel.
Ich konzentrierte mich wieder auf die richtige Haltung und versuchte eine gute Mischung aus Geschwindigkeit und Verträglichkeit zu finden, dass lenkte mich genug ab um diese Gestalt und ihre Worte zügig wieder zu vergessen.
An der Neuen Residenz herrschte hektische Betriebsamkeit, wie ich erkennen konnte. Die Richtung war jedoch nicht wie die vielen anderen male wo ich hier gewesen war beständig ein Kommen und Gehen sondern eigentlich nur noch ein Gehen. Trotzdem wusste die Wache noch durchaus wenn und was sie hier zu bewachen hatten und so wurde ich, zwar nur kurz, irgendjemand erkannte und bürgte für mich, angehalten und kontrolliert, aber es fand zumindest noch statt.
Auf dem Gelände der Neuen Residenz hielt ich mich gleich in Richtung Stallungen, hoffte ich doch dort auf die junge Jägerin zu treffen, welche mir schon bezüglich des eigentlichen Firuntempel weitergeholfen hatte.
Aber Phex schien es mir übel zu nehmen, dass ich seiner noch nicht gedacht hatte, immerhin gab es in dieser Stadt auch offene Tempel zu seiner Ehre und er wurde gar offen als Hausgott der Kaiserfamilie gesehen.
Aber ein Stallbursche, dem ich erst mit einem Silbertaler die Ernsthaftigkeit meines Anliegens untermauern musste, ich überlegte kurzfristig ihn für diese Frechheit zu melden, konnte mir dann bestätigen, dass es hier bei den Stallungen für die Jagdhunde und Jagdfalken auch einen kleinen Firun-Schrein gab. Aber als er auf meine Frage nach dem Weg zu diesem mir nochmals die offene Handfläche entgegenhielt war ich seiner Überdrüssig.
Doch noch bevor ich genug von Madas Kraft in die passende Matrix hatte fließen lassen zeigte er in eine Richtung, erzählte was von einem Hauseck von wo aus man in Richtung Waldrand gehen sollte und bei einer besonders prachtvoll gewachsenen Eiche würde der Schrein des Weißen Jägers stehen und entsann sich seiner Pflichten und verschwand in einem nahen Stallgebäude.
Ich war so verwundert darüber, dass ein einfacher Stallbursche so viel Verstand und Wissen aufbrachte, dass er einen der Beinnamen Firuns kannte, dass ich meinen Zauber völlig vergas und Madas Kraft wieder aus der Matrix in meinen Körper floss.
Ich legte mir für diese Unzulänglichkeit meiner Selbstbeherrschung innerlich eine Buße auf und begab mich dann in die Angewiesene Richtung wo ich tatsächlich schon wenig später den von mir gesuchten Schrein fand und mich direkt vor diesem auf den Boden kniete.
Für einen winzigen Moment kam mir doch tatsächlich meine Robe in den Sinn, die jetzt im Bereich der Knie erneut schmutzig werden würde, aber dieser Gedanke war völlig absurd. Am Schrein des Firun sich Gedanken über schmutzige Knie machen war ja wie im Traviatempel an eine Orgie denken. Ich konnte gerade noch ein Lachen unterdrücken, bevor ich meinen Blick vom Schrein wendete und mich in inneres Gebet an den Alten vom Berg versenkte. Ganz offensichtlich brauchte ich morgen mehr von seiner Kraft als von vielen seiner Geschwister, insbesondere was meine Selbstbeherrschung anging, sonst würde ich vielleicht doch noch alles an Madas Kraft in mir mit dem Fulminictus, dem einzigen wirklichen, direkten Schadenszauber den ich kannte in die ersten Gegner schleudern die ich zu sehen bekam.
Aber die erhoffte Ruhe kam fast Augenblicklich und nachdem ich geraume Zeit später, dem Stand des Praiosmal nach hatte ich über eine Stunde vor dem Schrein verbracht, diesen wieder verließ schmerzten zwar meine Knie ein wenig, aber es war ein willkommener Schmerz, zumal ich mich ansonsten deutlich besser fühlte als ich es nach dem Aufstehen getan hatte.
Erfreut über die angenehme Wirkung meines Gebetes, und auch alleine schon über die Tatsache dass ich einen Firun-Schrein gefunden hatte, so sicher darüber dass es hier in der Neuen Residenz einen gab war ich mir nämlich gar nicht gewesen, begab ich mich zurück zu den Stallungen, wo ich auch mein Pferd hinterlassen hatte.
Aber dort stand nur mein Pferd, gesattelt und zum losreiten bereit aber von dem Stallburschen, welchem ich es zur Obhut übergeben hatte und der dafür von mir als Dank einen Silbertaler bekommen hatte, mit dem Hinweis vielleicht beim Futter ein paar Karotten mit drauf zulegen konnte ich nichts sehen.
Nun ja, die Anlage war ja auch groß genug und er hatte sicherlich noch anderes zu tun und nachdem was ich sehen konnte hatte er seine Arbeit ja ganz ordentlich verrichtet.
Ich hatte die Idee den Firuntempel aufzusuchen so schnell fallen lassen wie ich sie gehabt hatte.
Der Tempel lag außerhalb der Stadt, in einem undurchsichtigen Wald der auch noch ungefähr in Richtung Wehrheim lag. Man musste nicht von Hesinde geküsst worden sein um zu erahnen was die Bürger Gareths von einer Magierin in dunkler Robe dachten, die Gareth in diese Richtung verließ um in ein dunkles Waldstück zu verschwinden.
Ebenso wenig wie man viel Klugheit brauchte um zu erahnen was sie sich dachten, dass diese Magierin aus dieser Richtung aus einem dunklen Wald herauskam.
Ich hatte ja auch nicht vergessen wie schwer es gewesen war jemanden zu finden der mir hatte erklären können wo ich den Firuntempel finden konnte, und die Wahrscheinlichkeit dass ausgerechnet so eine Person mich im Wald verschwinden oder gar aus diesem wieder hervorkommen sah, und dann auch noch so viel Gehör fand dass sie sich, und damit mich und meine Beweggründe, die sie ja sicherlich auch erahnt hatte, beschützen könnte… …hm, Flügel waren mir auch keine gewachsen, also doch auf dem Pferd zurück in unser Haus reiten. Na ja, manchmal durfte man ja noch träumen.
Was die derischen Aufgaben nicht löste, daher machte ich mich überraschend und deutlich besser gelaunt als der Tag begonnen hatte auf zu meinem nächsten Ziel, bei dem ich mir sicher war, dass es dieses in Gareth gab.
Nur ob der Tempel noch Geweihte beherbergte müsste sich erst noch zeigen.
Aber zumindest gab es einen Tempel innerhalb der Stadt.

Er tat es, worüber ich zugegebenermaßen ein wenig erstaunt war.
Ein Vertrauter der Eidechse, der vermutlich die Zeit bis zu seiner erhofften nächsten Wiedergeburt schon in Monden messen konnte begrüßte mich offen erstaunt am Eingang.
Vielleicht hielt er mich auch einfach für eine Dienerin des Raben die vorbei kam um zu schauen ob man ihn jetzt holen musste ober man am nächsten Tag wieder jemanden schicken musste um nach ihm zu schauen.
Das ein Tempelbesucher ihn finden würde erschien eher zweifelhaft, das Gebäude schien, außer dem Vertrauten der Eidechse vor mir, der als einzigen Aspekt seiner Göttin zur Zeit wohl nur noch Friedfertigkeit und, vermutlich eben in höherem Maße die Hoffnung auf Wiedergeburt lebte, verlassen zu sein.
Das wiederrum verstand ich jetzt nicht.
Natürlich war die Aussicht auf den Eingang in eines der Zwölfgöttlichen Paradiese nach der Trennung von Unsterblicher Seele und sterblichem Leib mit das verlockendste was der Zwölfgötterglaube zu bieten hatte aber die Aussicht auf die direkte Wiedergeburt, am besten noch im Wissen um das vergangene konnte doch auch nicht so gänzlich ohne Reiz sein dass man es nicht zumindest versuchen würde, zumal es ja auch nichts kostete.
Die Tsatempel waren bezüglich ihrer Forderung nach Spenden ja noch freier und damit weniger fordernd als selbst Peraine und Firun.
Travia wurde in der Hinsicht ja immer gerne unterschätzt. Die langten schon in die Taschen der Gläubiger welche Taschen an ihrer Kleidung hatten, immer mit dem Hinweis auf die vielen Gläubiger die auf Kirchenkosten überleben wollten und eben keine Taschen hatten.
Ja, in Punin an der Akademie hatte es immer geheißen, man kann dumm aufstehen, aber man muss es nicht bleiben, wohingegen es vor den Traviatempeln überall in Aventurien bestimmt hieß, man kann hungrig aufstehen aber dafür gibt es ja den Traviatempel um die Ecke.
„Gelehrte Dame.“ Der Vertraute der Eidechse sah mich offen verwundert und, ich konnte den Ausdruck in seinem Gesicht schwer deuten, er erschien mir noch am ehesten bekannt. Ich hatte es gleich. Genau. Er erinnerte mich noch mit am ehesten an Telas Gesicht auf Schiffsreisen, wenn sie nach mir geschaut hatte. Aber sicher war ich mir nicht.
„Verzeiht, Euer Gnaden, ich war in Gedanken.“
„Das ist ein gutes Zeichen, gelehrte Dame. Nichts ist so frei wie die Gedanken. Wollt ihr die eurigen dennoch mit mir teilen?“
„Nein!“ Ich erschrak.
Nicht über meine Antwort.
Sie war die Wahrheit und etwas anderes hätte ich nicht geäußert, ungeachtet der Tatsache ob vor mir ein Geweihter stand oder nicht. Vielmehr erschrak mich die Schnelligkeit und Deutlichkeit mit der ich meine Antwort gegeben hatte.
„Ich verstehe.“ Der Geweihte vor mir lächelte und deutete mir an, ihm tiefer in das Gebäude zu folgen, was ich jedoch nur zögerlich tat. Ja, fast schien es so als ob der erste Schritt gar nicht erst gelingen wollte.
Aber der Geweihte bemerkte mein Zögern und bot mir, die ich locker seine Enkelin, wenn nicht gar Urenkelin hätte seine können hilfreich die Hand.
Aber alleine diese einfache Geste, meine Hand in seine legen, erforderte von mir einen Akt der Willenskraft der mir den Schweiß auf die Stirn trieb.
Aber kaum berührten sich unsere Hände ging alles so einfach wie immer und nach nicht mal einer Minute saß ich mit dem Geweihten zusammen im Heiligtum des Tempels, wo dieser mir dann erst einmal ein paar Minuten lang Zeit für mich selber und meine Gedanken ließ.
Und ich schien diese Zeit zu benötigen. Erneut fühlte ich mich nach dem Gebet an die Junge Göttin erleichtert, freier und von einer inneren Ruhe erfüllt, die ich zuvor nicht verspürt hatte.
„Ich danke euch, Euer Gnaden.“ Ich hatte gewartet bis der Tsa-Geweihte seine Aufmerksamkeit auf mich gerichtet hatte und mich dann vor ihm tief verbeugt.
„Aber bitte, mein Kind. Dafür sind wir Diener der Ewigjungen doch da. Halt zu geben wo er fehlt, Führung anzubieten wo man irrt, Frieden zu schenken, im Inneren wie Äußeren, wo Zwist herrscht, aber all dies zu anzubieten und nie zu fordern, denn auch die freie Entscheidung ist ein Aspekt der Göttin. Ihr hättet auch einfach wieder gehen können, wenn dies euer Wunsch gewesen wäre. Viele Menschen haben dieser Tage schon diese Entscheidung getroffen. Nun gut, eigentlich erst als sich herumgesprochen hat dass ich keine Waffen weihe.“
Ich konnte nicht verhindern dass sich ein Lächeln auf meine Lippen stahl, obwohl ich auch sofort spürte wie ich rot wurde, als der Geweihte mich ansah. Wie verzweifelt musste man sein zu hoffen dass ein Tsageweihter Waffen weihte?
Aber auch auf das Gesicht des Vertrauten der Eidechse legte sich ein offenes Lächeln.
„Verzeiht, Euer Gnaden. Ich wollte nicht ungebührlich erscheinen, aber ich dachte gerade…“
„… an die Absurdität einen Geweihten der Jungen Göttin um den Segen für eine Waffe zu bitten? Ich verstehe euch, gelehrte Dame, aber ihr müsst auch die Menschen dieser Stadt verstehen. Sie sind verzweifelt, unschlüssig, ängstlich. Was sollen sie tun? Was ist das richtige? Flucht? Bleiben und kämpfen? Auf die Zwölfe vertrauen oder doch lieber gleich die Namen der Zwölf Erzdämonen in Erfahrung bringen? Die Geschichten aus Wehrheim, keine gleicht der anderen. Die Schrecken werden mit jeder von ihnen größer, aus einem Dämon werden Hundert, inzwischen ist dieser fliegende Fels in welchem Galotta sitzt so groß wie ganz Gareth. Nein, gelehrte Dame, dieser Tage ist nichts mehr so wie noch im Monat der Jungen Göttin oder ihres Grauen Bruders.“ Der Alte Geweihte hatte leise gesprochen, aber seine Stimme füllte mit einer Leichtigkeit und Stärke den Raum die mich erstaunen ließ. „Oh, die Göttin rief mich während der vielen Jahre die sie mir nun schon geschenkt hat ein gutes Dutzend mal, mal für länger, mal für kürzer zum Dienst in diesen Tempel. Ich kenne die Akustik in diesem Raum inzwischen ganz gut und daher weiß ich auch, dass ich bei solchem Andrang meine Stimme nicht allzu sehr anheben muss. Das mit dem Andrang war ein Spaß, gelehrte Dame. Ich weiß was dieser Stadt droht, aber wenn wir den Humor gänzlich verlieren, dann haben wir schon verloren. Glaubt ihr, wir werden morgen gegen dieses Ungetüm bestehen?“
Der plötzliche Themenwechsel des Geweihten überraschte mich ein wenig, aber viele Dozenten in Punin hatten diese Praxis ebenfalls oft angewandt, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Die einen um damit die Schüler zu prüfen, die anderen weil ihnen entweder das was sie gerade erzählen wollten schlicht vergessen hatten oder weil ihnen das was sie erzählten gerade eben eingefallen und als wichtig genug erkannt worden war um es sofort zu erzählen.
Die Gründe des Tsageweihten erschlossen sich mir nicht, aber das war in diesem Fall eh ohne Bedeutung.
Mein „Ja“ als Antwort kam schnell und flüssig. „Einzig, wir können Kholak-Kai nicht verschwinden lassen.“
„Ja, das wird vermutlich über die Fähigkeiten von uns Sterblichen hinausgehen. Können wir es nicht stoppen, bevor es Gareth erreicht hat?“
„Ich glaube nicht. Ich wüsste nicht, wie.“
„Und wann wollt ihr es dann stoppen?“
„Dann, wenn es für das eigentliche Gareth zu spät ist.“ Obaran hatte das gewusst und es in Kauf genommen. Letztlich hatte er doch nur an sich und seine Position gegenüber seinem Herrn gedacht.
„Auch die Grenzenlosigkeit ist ein Aspekt Tsas, ebenso wie die Alternativen, der Wandel und die Erneuerung, der Beginn von etwas Neuem. Ich sehe Hader in euch, junge Dame. Ihr kämpft schon vor der eigentlichen Schlacht und wenn ihr bis zu dieser nicht euren Frieden findet…“ Der Geweihte ließ seinen Satz unvollendet, es geziemte sich für einen Vertrauten der Eidechse nicht sonderlich über Tod und den Tod durch Gewalt insbesondere zu sprechen.
Anschließend erhob er sich und ließ mich mit meinen Gedanken alleine.
Gedanken die erfreulicherweise relativ schnell wieder zurück zu Aspekten wie Schöpfung, wenn vermutlich auch aus Trümmern, Freiheit, für die zu kämpfen und gegebenenfalls zu sterben sich immer lohnte. Nostria verteidigte diese Werte gegenüber Andergast schon seit Jahrhunderten, aber auch Lebensfreude und da dachte ich nicht nur an den Rahjatempel, den zu besuchen ich heute noch vorhatte.
Gerade als ich den Tsatempel verlassen wollte überraschte mich der Vertraute der Eidechse erneut.
„Hier, nehmt diesen bitte mit euch und legt ihm beim schelmischen Gott für mich mit in die Opferschale. Ich bin alt und freue mich auf ein neues Leben in einem neuen Körper, aber diese Stadt, so sehr auch ihr vermutlich eine Art der Wiedergeburt gut tun würde, wird für diesen Neuanfang alles an Glück brauchen was der Listenreiche erübrigen kann und ich weiß dass er diesbezüglich gerne auf Vorkasse besteht.“
Ich nahm den Dukaten des Geweihten entgegen und ließ ihn in meine Innentasche meiner Robe gleiten. „Das werde ich, Euer Gnaden.“
Ich verbeugte mich nochmals tief vor dem Geweihten und ging dann los.
Mein Pferd hatte ich, nun da ich mich wieder in den dicht gedrängten Straßen Alt-Gareths bewegte, bei unserer Unterkunft stehen lassen, zumal ich ja wusste dass ich meine restlichen Ziele für diesen Tag alle auch gut zu Fuß erreichen könnte, wobei ich nun, als ich all die Menschen auf den Straßen sah erneut meine Zweifel an der Klugheit meiner Entscheidung hatte.
Sicher, ein Pferd hätte mich auch nicht schneller von einem Tempel zum nächsten gebracht und sicher, die Menschen konnten mich auf dem Pferd noch besser sehen und vor allem das was ich war, aber hier, mitten unter ihnen konnten sie mich nicht nur sehen sondern meiner auch gleich habhaft werden, sollte einer zur falschen Zeit das falsche rufen.
Aber ich würde mich zu wehren wissen.
Sicher, Tsa war eine der Zwölfgöttlichen Geschwister, ich achtete sie wie die anderen Elf und folgte ihren Aspekten, aber eben nicht allen und reine Friedfertigkeit bis hin zum Wehrlosen gelyncht werden gehörte nicht dazu.
Kholak-Kai war nur noch gut einen Tag entfernt, dann hätten sie mehr als genug Ziele auf die sie losgehen konnten und jeder Verlust bis zum morgigen Tage würde dieser Stadt eben genau an diesem morgigen Tag fehlen. Also musste ich ja fast schon doppelt hoffen dass die Menschen alle mit sich selber genug beschäftigt waren und die Irrlehren dieses Laienpredigers aus Neu-Gareth hier noch nicht die Runde gemacht hatten.
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BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung II   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung II EmptyDo Jan 07, 2016 6:20 am

Ich komme mit dem Lesen kaum hinterher Huby, aber ich nehm mir lieber die Zeit alles in Ruhe zu genießen
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Lynia
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BeitragThema: Passt schon   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung II EmptyDo Jan 07, 2016 5:45 pm

Lass dir ruhig Zeit.
Ich glaube, für diese Woche reicht es noch, dann werden die Abstände wieder größer,
aber diesmal bleib ich dran, zumindest mehr als im vergangenen Jahr, hoffe ich Rolling Eyes
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