Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen I

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Lynia
Erzmagus
Lynia


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BeitragThema: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen I   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen I EmptySo Jan 03, 2016 9:02 pm

„Nehmt dieses Schwert, das einst meines war, und führt es gegen die Auswüchse der Niederhöllen. Es wurde hier vom Dämonenknecht geschändet, doch in der Hand eines wahrhaft Gläubigen der Sonne wird es seine heiligen Kräfte zurückerlangen. Die Waffe Araschar soll mein Pfand für euch sein, dass ich noch einmal wiederkehre. Ruft mich beim Klang der Klinge, wenn der große Schatten auf den goldenen Altar fällt – dann werde ich meine Stärke wiedergewonnen haben.“
Zusammen mit „Beeilt euch!“ die letzten Worte des Greifen Obaran in der Höhle Keranvor in der Schwarzen Sichel, am 18. Peraine im Jahre 1027 nach Bosparans Fall.


„Lynia, alles in Ordnung?“
Ich blickte auf und in Grauschnauz Gesicht.
Der Kater schwebte nur wenige Hand breit vor dem meinigen, und war mit das schönste was ich heute zu sehen bekam.
Ich konnte, wenn ich einen Menschen ansah nicht sagen was er dachte oder fühlte, außer es war wirklich offensichtlich, bei einem Kater konnte ich es noch viel weniger, aber alles an Grauschnauz sagte mir das Tela lebte und es ihr, den Umständen entsprechend gut ging.
„Tela geht es soweit gut, den Männern auch.“ Ah, der gute Grauschnauz. Sicher, seine Katzenaugen hatten ihm wahrscheinlich ein wenig geholfen, ebenso wie die Tatsache welche Tela immer von sich gab, nämlich dass man in meinem Gesicht lesen könnte wie in einem offenen Buch, aber ich war trotzdem dankbar das er auch meine letzten Zweifel beseitigt hatte. „Sie warten am großen Friedhof, am Rande der Stadt, Richtung Mittagssonne gelegen auf dich. Aber nachdem was ich auf dem Weg hierher gesehen habe ist es wahrscheinlich besser wenn ich dich führe.“
„Das halte ich für eine gute Idee.“ Ich nutzte sowohl meinen Stab als auch Araschar, die Männer waren ja, Phex sei Dank, nicht da um mir verzweifelte Blicke bezüglich meines Umganges mit einer Waffe zuzuwerfen, und ich war für die Unterstützung dankbar.
Für einen Moment überlegte ich ob ich vielleicht nicht doch noch einen Teil von Madas Kraft mittels des Balsam in Sumus Kraft umwandeln sollte, aber ein schneller Blick an den Nachthimmel wo Kholak-Kai schon ziemlich bedrohlich am Stadtrand von Gareth hing und sich unaufhaltsam weiter in Richtung Stadtinnerem schob, trotz der nun einsetzenden Abwehrmaßnahmen, belehrte mich eines Besseren. Die Umwandlung würde mehrere Minuten dauern und ich sah dass ich, dass Gareth, diese Minuten vielleicht nicht mehr hatte.
Ich war nicht so verwegen zu glauben dass meine Fünf Minuten für einen Balsam Salabunde hier wirklich den Unterschied zwischen Sieg oder Niederlage ausmachten, aber sie konnten für ein paar Dutzend Bürger Gareths den Unterschied zwischen Leben und Tot bedeuten und hier Fünf Minuten, da nur Zwei, da dafür Sechs würde irgendwann auch dazu führen dass, sollte uns das unmögliche gelingen und wir Galotta töten können, dies am Schicksal Gareths nur noch die Tatsache ändern würde dass er nicht mehr der Neue Kaiser werden würde.

Im nach hinein war die Idee sogar hervorragend gewesen.
Schon nach wenigen Schritten hatte mich Grauschnauz förmlich in eine schmale Seitengasse hineingedrängt, durch diese beinahe durchgeschoben, mich über einen Haufen, in der Dunkelheit konnte ich nicht erkennen worüber genau ich kletterte aber darüber war ich auch nicht wirklich unglücklich, und die dem Haufen folgende Mauer klettern lassen um mich dann für eine gefühlte Ewigkeit mit klopfendem Herzen, es war weniger Angst sondern mehr der versuch zu atmen ohne dabei mehr Geräusche als notwendig zu machen in einem Türrahmen stehen zu lassen.
Wahrscheinlich war es weniger als eine Minute, zumindest fühlte es sich für meinen Körper so an, während mein Geist das Gefühl hatte Stunden in diesem Türrahmen zu stehen.
Aber als Grauschnauz bei seiner Rückkehr ein schlichtes „sie sind weitergezogen“ vernehmen ließ konnte ich ein erleichtertes Aufatmen nicht verhindern.
Soweit ich es beurteilen konnte war im Süden der Stadt der Feind noch nicht sonderlich stark vertreten, vielleicht ein Teil des Abkommens zwischen Galotta und Rhazzazor, was mir aber im Moment zum Vorteil gereichte.
So ließ mich Grauschnauz doch immer wieder einmal ein paar schnelle Schritte auf so etwas wie einer vernünftigen Straße zurücklegen bevor er mich wieder durch irgendwelche Hinterhöfe und schmale Gassen jagte.
Ich konnte jetzt nicht sagen dass ich rannte wie ich noch nie gerannt war, aber die Mischung aus Gesamtdauer, dem Wechsel von schnellen Sprints zu langsamerem rennen, schlagartiges stehenbleiben, schleichen, klettern und das ganze bunt gemischt nagte an dem bisschen was ich an Kondition mein eigen nannte und der Verlust an Sumus und Madas Kraft machte es nicht einfacher, ab und zu ein schneller Blick an den Abendhimmel Richtung Firun dafür schon.
Über Rhazzazor machte ich mir hingegen keine Gedanken. Er war nie mein direkter Feind gewesen, seine Bekämpfung nie Teil meiner Pflicht und ich war nie an Besprechungen oder bei Plänen bezüglich des Untoten Drachen dabei gewesen.
Uns Vier war von Anfang an klar gewesen, dass wir uns teilen mussten.
Hakim, der Gewinner des großen Turniers war eine Lichtgestalt, er musste bei den kämpfenden Truppen bleiben, solange es ging, ihnen Vorbild und Ansporn sein. Uns war klar, wo Hakim war da war die Moral hoch. Der Champion der verlorenen Kaiserin, unter welchem Blick ließ es sich besser für Gareth und das Neue Reich streiten als unter dem ihres Auserwählten. Zumindest war das noch ein weiter verbreitetes Bild in der Stadt und aus Gründen der positiven Wirkung dieser Meinung hatte noch niemand etwas dagegen unternommen. Daher war seine eigentliche Aufgabe zu Beginn der Schlacht die Präsenz, an möglichst vielen Orten damit kein Stadtteil das Gefühl hatte man hätte ihn schon aufgegeben.
Tela hatte sich etwas Eigenes überlegt und gegenüber den Männer geäußert dass sie ihren Teil tragen würde, wie bei Wehrheim auch schon. Weder Ghor noch Hakim waren sonderlich glücklich darüber gewesen, sahen sie doch Tela wieder mit einem Beil Leichen den Kopf abhaken, was notwendig aber nicht weniger angenehm war. Zumal hier der Frontenverlauf nicht so klar sein würde wie er in Wehrheim gewesen war, bevor es uns gelungen war Rahastes zu bannen. Aber sie versicherte den beiden glaubhaft dass sie diesmal ihren Teil auf andere, aber nichts desto trotz ebenso notwendige weise beitragen würde und die Männer hatten sie gelassen. Nun ja, eine andere Möglichkeit hätten sie eh nicht gehabt, aber uns allen war klar dass es für uns irgendwie wichtig gewesen war das die anderen die eigenen Absichten guthießen.
Ich für meinen Teil war mir ziemlich sicher dass Tela irgendwo dort oben über unseren Köpfen ihren Teil geleistet hatte. Sie hatte es mir zwar nicht offen gesagt, aber es würde zu ihr passen und ich hätte es ihr gegönnt, nachdem was sie vor Wehrheim alles hatte sehen müssen. Sicher, dort oben würde es vermutlich auch nicht sonderlich viel angenehmer sein, und ein Fehler konnte schwerere Konsequenzen haben, aber wenn ich einen von uns im Luftkampf gesehen hätte, dann wäre es Tela gewesen. Vielleicht würde sie ja eines Tages davon erzählen, von sich aus, denn Fragen würde ich sie nicht danach, manche Erlebnisse ließ man besser ruhen.
Ghor wollte mal schauen was sich so ergab und bei Zeiten dann in Richtung Nekropole losziehen um dort auf Rhazzazor zu warten, mit dem er, seinen Worten nach, noch was klären müsste, was auch immer er damit gemeint haben mochte. Er versprach aber Hakim genug Gegner übrig zu lassen damit dieser als Champion nicht so abstinken würde, wieder ein Begriff den ich nicht verstanden hatte und bei der Rettung der Jungfrauen nicht so genau Buch zu führen, damit es da hinterher nicht zu einem kleinlichen Buchhalterstreit kommen würde.
Ich hatte die Worte zwar verstanden, aber nicht ihren Sinn.
Hakim hingegen hatte gelacht und Ghor versprochen mindestens bei jeder zweiten Jungfrau die er retten wollte sein Gesicht zu verstecken und einen dunklen Umhang zu tragen damit Ghor hinterher wenigsten so tun konnte als ob er sie gerettet hätte.
Einzig als Ghor darum gebeten hatte das Hakim auf die Borongeweihten, wenn sie die Seele der Gefallenen trotz aller Umstände für ein paar Augenblicke im Gebet auf ihre Reise über das Nirgendmeer begleiteten ein Auge zu haben waren beide überraschend Ernst und Still geworden und Hakims Antwort hatte in einem, für ihn mehr als untypischen stummen nicken bestanden.
Dann hatte aber Ghor wieder in seiner ihm eigenen Art davon erzählt was er mit Rhazzazor so machen würde, wenn der sich wirklich nochmal nach Gareth trauen würde, nun wo er doch nicht mehr richtig landen konnte mit seinen verbrannten Pfoten und Dere war wieder in Ordnung gewesen.
Aber wir hatten uns ebenso darauf geeinigt, dass, wenn Kholak-Kai die Stadtmauer Gareths erreicht hatte wir uns bei der großen Nekropole treffen würden um von dort aus gemeinsam zu wagen was niemand anderes wagen wollte oder konnte und was vielleicht die einzige Hoffnung Gareths war, auch wenn ich selber in dieser Hinsicht ein wenig anders darüber dachte.
Aber erfreulicherweise hatte ich meine Freunde seit meinem Besuch in der Stadt des Lichtes nicht mehr gesehen und ich wagte es zu bezweifeln dass ich mit ihnen darüber würde sprechen können bevor das alles hier vorbei war.
Im Moment jedoch war ich noch damit beschäftigt dieses Treffen überhaupt zustande zu bringen, aber Dank Grauschnauz waren meine Chancen hierzu überraschend gut, auch wenn er mich gerade eben mit einem geflüsterten Befehl in eine Pfütze befördert hatte. Ich setzte einfach voraus dass der Kater seine Augen im Moment wo anders hatte als auf dem Boden auf dem ich seinen Anweisungen nach landen würde. Die vorbeieilenden Stiefel rehabilitierten ihn jedoch sogleich wieder und die Tatsache dass ich im Anschluss eine gute Straße für mehrere hundert Schritt nicht mehr sah, dafür wohl so ziemlich jede Gelegenheit mehr oder weniger parallel zu dieser trotzdem dieser zu folgen, tat ihr Übriges dazu.
„Es sind immer nur kleine Trupps, vielleicht vier oder fünf Personen, aber sie sind überall.“ Erläuterte Grauschnauz mir, als ich nach einem weiteren Sprint eine Pause brauchte.
Seine Erklärung klang einleuchtend.
Ich selber hatte ebenfalls den ein oder anderen solchen Trupp schon zu einer unsanften Landung gebracht. Der Feind kam in dieser Anzahl mit diesen Lederflügeln angeflogen oder saß in einem Flugboot. Da beides wohl nicht immer so steuerbar war wie es sich die Benutzer gewünscht hätten, beziehungsweise gerade diese Lederflügel, wie ich ja selber wusste, auch stark vom Wind abhängig waren konnte es durchaus sein dass es gerade diese kleineren Trupps über das ganze Stadtgebiet verteilt hatte. Das machte es zum einen für die Verteidiger schwieriger, weil sie nie genau wussten von wo her der Feind kommen konnte, aber auch einfacher, wenn sie den Feind und vor allem, seine Mannstärke rechtzeitig erkannten und schnell und entschlossen genug gegen diesen vorgingen, bevor sich die Trupps zu größeren Gruppen zusammenschlossen.
Für jemanden wie mich hingegen war es einfach nur schlecht.
Was an der Gesamtsituation nichts änderte.
Ich drückte mich von der Wand und machte einen weiteren Schritt Richtung Praios, zumindest hoffte ich dass es Richtung Praios war. „Weiter.“

Rhazzazor lebte noch, aber er hatte Gareth verlassen.
Ich hatte ihn davonfliegen sehen, war aber zu diesem Zeitpunkt mehr mit mir selber beschäftigt gewesen um die Szene genauer zu betrachten.
Wichtig war nur die eigentliche Erkenntnis, Rhazzazor war weg.
Meine Freunde lebten!
Das war das entscheidende und ich ließ mich einfach wo ich war auf die Knie fallen um den Zwölfen in einem Stoßgebet dafür zu danken.
Nach allem was ich die letzten Stunden gesehen hatte war diese Tatsache gar nicht mehr so selbstverständlich gewesen, auch wenn mir Grauschnauz versichert hatte, dass zumindest Tela noch lebte.
Natürlich waren sie sofort um mich herum, berührten mich, fragten ob alles in Ordnung sei, ob es mir gut ginge, ob irgendwelches von dem Blut auf meiner Robe meines sei.
Ich beantwortete die Fragen so knapp aber Aussagekräftig wie möglich, verzichtete aber meinerseits auf Fragen. Das wichtigste hörte ich auch so in Stichworten. Rhazzazor war weg, aber nicht besiegt. Aber allem Anschein nach schwer genug verletzt dass er an dieser Schlacht nicht mehr teilnehmen würde.
Dass war das einzige was ich an Informationen für den Moment behielt.
Dass und die Tatsache dass der Adler, dieses Flugschiff von Leonardo nicht kommen würde. Ein paar andere Recken würden damit von einem anderen Teil Gareths aus aufsteigen um ein paar der fliegenden Gegner auf sich zu lenken. Aber diese war einzig der Tatsache geschuldet dass man es nicht mehr geschafft hatte das Gefährt rechtzeitig zu reparieren und dann noch hier zur Nekropole zu bringen.
Ich bemerkte dass die Reichsregentin fehlte, ich meinte mich zu erinnern dass sie sich ebenfalls bei der Nekropole Rhazzazor entgegenstellen wollte, aber auch zu diesem Thema verzichtete ich auf Fragen. Mein Blick gen Firun hatte mir genug gezeigt um zu wissen, Jetzt!
Ich richtete mich so gut es ging auf, und versuchte dabei meinen Stab so unauffällig wie möglich als Stütze zu nutzen, hob Araschar mit der freien Hand so vor mein Gesicht, dass die Kreuzung Parierstange, Griff und Klinge ungefähr mittig vor diesem standen und zeigte mit der Klinge in den, über unseren Köpfen noch freien Nachthimmel.
„Praios, Herr der Gefilde Alverans“ begann ich laut und mit Inbrunst auf Aurelian. „Du sandtest die Greifen, deine Boten, deine Diener in die Schwarze Sichel, die Länder der freien Völker zu schützen. Nun öffne erneut das Tor Melliador, lass deine Greifen erneut den freien Völkern helfen, denn ohne diese Hilfe werden wir Sterblichen versagen.“ Ich passte meine Worte, in manchen gar die Silben und die Betonung dem hallenden Gongschlag des großen Gong des Heiligen Owilmar aus der Stadt des Lichtes an, versuchte sie, so gut es ging, mit diesem in Einklang zu bringen, was immer schwerer wurde je mehr ich sprach, da Araschar in meiner Hand begann zu vibrieren, was meine Konzentration beeinträchtigte, wollte ich die Waffe doch nicht mitten in ihrer eigentlichen Pflicht fallen lassen nur weil ich Oberarmmuskeln hatte wie ein Spatz Muskeln über der Kniescheiben, wie Hakim es mal genannt hatte.
Dazu kam noch, dass aus Araschar heraus ein glockenheller Ton zu klingen begann.
Es dauerte ein paar Sekunden bis ich erkannte dass der Ton tatsächlich aus Araschar erklang, aber da hatte ich meine Anrufung schon beendet gehabt.
Was sollte ich auch sonst noch sagen?
Sollte ich betteln?
Sollte ich flehen?
Sollte ich Questen, Geschenke, Opfer für den Fall eines Sieges versprechen?
Ich hatte einfach mein Herz geöffnet und das war herausgekommen.
Die Wahrheit.
Ohne die Greifen würden wir Kholak-Kai nicht erreichen.
Wenn wir Kholak-Kai nicht erreichen würden würde es niemand.
Wenn niemand Kholak-Kai erreichte würde es niemanden geben der versuchen würde Galotta aufzuhalten.
Zumindest nicht dieses mal.
Da brach aus Araschar ein Sonnenstrahl himmelwärts, durchschnitt die Wolken und, wie deutlich im Licht des Strahles zu erkennen war, verwirrte alle Dämonen in seiner Umgebung, niedere Dämonen wie Gotongis wurden sogar kurz sichtbar bevor sie sich, wenn sie sich weniger als ein paar Schritt von dem Lichtstrahl entfernt befanden einfach auflösten.
Dann durchbrachen Streifen aus Sonnenlicht die abendliche Düsternis, und goldener Schein legte sich warm über Gareth, was aber auf erschreckende Weise auch den Schatten Kholak-Kais in seiner Form der siebenstrahligen Dämonenkrone gut zur Geltung brachte.
Dunkelheit die das Licht verschlang.
Sie waren da!
Aus breiten Lichtkegeln brachen acht schimmernde Greifen hervor, stolz und prächtig und bei einem jedem welchem ich Ansichtig wurde erklang ein Name in meinem Geist und ein prägnanter Teil seiner Erscheinung erschien mir kurzzeitig besonders klar.
Malachan, Gorgoran, Belochar, Uruchan, Schinvoran, Pelnachar, Herofan und Vingoran.
Sie glitten königlich auf uns zu und ihre reine Anwesenheit verscheuchte Dämonengekreuch in ihrer Nähe.
In einer Aureole schwebte ein neunter Greif heran, jetzt in seinem ganzen Glanz zu sehen, Obaran, ein Fürst unter den Greifen, mit leuchtender Gefiederkrone. Noch immer glänzten die frischen Narben der Opferwunden aus Keranvor auf seinem Leib.
Die neun Alveraniare landeten sanft neben uns und blickten zu uns herab.
Ich fühlte mich klein, unbedeutend und als Obaran direkt vor mir aufsetzte vervielfältigte sich dieses Gefühl. Bevor Obaran richtig gelandet war lag ich auf den Knien, meine Arme weit von mir gestreckt, Stab und Araschar flach auf dem Boden, meine Stirn so nahe über seine rechte Kralle wie ich es konnte damit meine Lippen bei meinem „Danke“ eben diese nicht berührten.
„Erhebe dich, mir vertrautes Menschenkind.“ Ich vernahm die Stimme mehr in meinem Geist als über meine Ohren, aber ich tat wie sie mir geheißen, denn ich erkannte in ihr sofort die Stimme des Greif, des Herold des Neuen Reiches, des Mannes, der uns vor genau einem Monat am Lagerfeuer im Turnierlager die Geschichte von Ranabo erzählt hatte. Die Geschichte von Obaran, wie ich nun wusste. „Du hast uns gerufen? Du bist die Trägerin von Araschar?“
Ich blickte vorsichtig ein wenig auf, sah aber vor mir nur die breite Brust des Greifen und deren Haltung nach konnte ich entnehmen dass Obarans Schnabel wohl direkt über meinem Kopf hing. Er konnte mir mit einem Hieb den Schädel einschlagen. Vielleicht würde er es ja auch noch tun.
„Ja.“
„Du trägst Madas Fluch in dir.“
„Ja.“ Ich verzichtete darauf Obaran zu erzählen dass ich sein Schwert in die Hände der Praios-Kirche zurückgegeben und diese mir es durch ihren obersten Vertreter auf Dere zurückgegeben hatte. Entweder er wusste es schon oder es wäre, wenn dem nicht so wäre, für ihn auch nicht von Interesse. Ich konnte spüren wie Obaran mich musterte, mehr als nur meinen Körper, meinen Geist, meine Seele.
Würde er das gleiche sehen wie die Geweihten des Praios und würde er die gleichen Schlüsse daraus ziehen?
Wusste er es schon?
Interessierte es ihn überhaupt?
„Steigt auf!“ Diesmal vernahm ich seine Stimme klar und deutlich. Obaran ließ sich auf seine Füße nieder und presste seinen Rücken so nah an den Boden wie er vermochte. „Der Himmel über Gareth gehört nimmer den Irrhalken, sondern stets den Greifen. Sie sind uns vier zu eins überlegen? Wunderbar! Auf, meine Freunde. In unser letztes Gefecht!“
Wie ein wärmender Mantel umfing mich neue Zuversicht und ich gönnte mir die Freiheit einen Blick auf meine Freunde zu werfen.
Ghor und Hakim saßen schon beinah auf jeweils einem Greifen, Tela hingegen stand immer noch da, wie wenn sie nicht so recht wusste was sie tun sollte.
„Ich nehme den mit den roten Federn. Der passt am besten zu meiner Haarfarbe.“ Tela meinte damit wohl Malachan. Hatte sie die Namen der Greifen nicht auch vernommen? Außerdem verstand ich nicht wieso die Haarfarbe bei der Wahl des Greifen der sich einem als Reittier anbot eine Rolle spielen sollte. Sollten da nicht eher Gefühl, Verständnis, Vertrauen im Vordergrund stehen? Aber deswegen war sie ja auch Tela und ich Lynia und da Malachan sie, in der Zeit in der ich die beiden beobachtete, nicht einfach erschlug war er entweder Großzügiger als man von Greifen gemeinhin annahm, oder etwas anderes hielt ihn davon ab.
Wie auch immer, er ließ Tela am Leben und würde sie wohl auch als seine Reiterin akzeptieren, mehr war wohl nicht zu wünschen.
Ich selber hatte inzwischen erkannt dass Obaran, warum auch, keinen Sattel auf seinem Rücken trug und auch keine Zügel oder ähnliches was mir helfen würde auf seinem Rücken zu bleiben. An die unbändige Kraft meiner Oberschenkel oder restlichen Beine, die sich Schlangengleich um seinen Leib wickelten um mich sicher auf seinem Rücken zu halten glaubte ich keine Sekunde, also blieb mir nur die Kraft meiner Oberschenkel und eine gehörige Portion halt mit meiner freien Hand in Obarans Fell, beziehungsweise seinem Gefieder in seinem Nacken.
Nur, meinen Stab wollte ich mir eigentlich nicht zwischen die Zähne klemmen, aber ihn zurück lassen wollte ich auch nicht. Ich hatte das ungute Gefühl dass seine vier Balsam Salabunde-Ladungen uns noch gute Dienste leisten könnten.
Dass ich während des Fluges auf Obarans Rücken Araschar führen würde, an dieser Tatsache gab es keine Sekunde einen Zweifel.
Also zog ich meine Kapuze, die ich irgendwann, vermutlich direkt nach dem Verlassen der Stadt des Lichtes reflexmäßig über meinen Kopf gezogen hatte von diesem und schob mir meinen Stab über dem Rücken unter die Robe. Meine Umhängetasche, die trug ich bei mir wie ich mir morgens ein Brusttuch und einen Lendenschurz umband schob ich so nach hinten dass mein Stab in diese glitt, Löcher genug hatte meine Robe ja dafür, so dass er mir nicht nach unten wegrutschen konnte. Trotzdem löste ich mein Brusttuch unter meiner Robe und benutzte es dazu meinen Stab zusätzlich auf Höhe meiner Brust nochmals zu sichern. Das drückte zwar ein wenig am Busen, aber da hatte ich heute schon schlimmeres erlebt und unsere Flucht aus Kholak-Kai hatte mir ja gezeigt, dass es hilfreich war.
Als ich mit meiner Arbeit zufrieden war und auf Obarans Rücken kletterte sah ich Ghor und Hakim wie sie gerade dabei waren zu versuchen wie gut man auf dem Rücken eines Greifen stehen konnte, was dafür sorgte dass ich beinahe wieder auf der anderen Seite herunter gefallen wäre.
Aber zum Glück nur beinahe.
„Alles in Ordnung?“ Ich vernahm Obarans Stimme wieder nur in meinem Geist, antwortete aber trotzdem zu Sicherheit verbal mit „Ja“ was dieser zum Anlass nahm seine Flügel auszubreiten und sich mit einem kräftigen Stoß in die Luft zu erheben.
Der Flug der Greifen hatte begonnen.

Und ich bereute es von Anfang an.
Ritt war ritt, dachte ich, aber da hatte ich falsch gedacht.
Größter Unterschied war das Fehlen eines Sattels.
Dass ein Sattel beim Reiten nicht wirklich unwichtig war, dessen war sogar ich mir inzwischen bewusst, aber dass er solch einen Unterschied ausmachen würde hätte ich nicht gedacht. Ich hatte mit einer schnellen, wahrscheinlich sogar ruckartigen Bewegung nach vorne gerechnet und mich daher mit meiner linken Hand etwas fester in Obarans Fell gekrallt, aber ohne Sattel der meinen Hintern an Ort und Stelle hielt rutschte ich mit diesem ein paar Finger nach hinten weg, was durch die einsetzende Schräglage Obarans, die hatte ich gar nicht berücksichtigt noch ein paar Finger mehr wurden.
Natürlich, Obaran stieg ja wie ein Adler in die Luft und nicht wie bei einem Nihilogravo senkrecht. Und erwartungsgemäß war die haltende Wirkung meiner Füße sicherlich nicht unerheblich aber eben nicht annähernd so stark wie ich es mir gewünscht hätte. Dazu kam der Wind in meinem Gesicht und Haar, der, da sich Obaran ziemlich zügig bewegte ebenfalls ungleich stärker war als bei einem normalen Ritt auf einem Pferd und mir die Tränen in die Augen trieb.
Wenig später hatte ich mich jedoch daran gewöhnt und meine Augen tränten nicht mehr ganz so sehr, was mir einen freien Blick auf das erlaubte, was vor uns lag.
Und das lag über uns.
Vom Boden aus betrachtet war Kholak-Kai ein massiver, dunkler Himmelskörper mit flackernden Lichterscheinungen.
Wir aber näherten uns diesem Himmelskörper und mit dieser Nähe änderte sich meine Ansicht auf und über Kholak-Kai und desto mehr ich sah, desto mehr Eindrücke, Erinnerungen an Gespräche und damit Wissen über manches kam zurück, wie wenn es schon immer da gewesen wäre.
Anfänglich wuchs die Unterseite nur beständig, desto höher Obaran stieg, bis sie schließlich das ganze Firmament ausfüllte und zu einem schroffen, massiven Fels aus schwarzem Stein, rostrotem Eisen, fauchenden Höllenfeuern und rankenden Wurzeln geworden war.
Ich sah beständig einzelne Felsbrocken von Faustgröße bis hin zu Scheunengröße aus der Festung auf Gareth niederfallen. Aber es war sicherlich keine tückische Waffe sondern es geschah einfach so, überall auf der Unterseite Kholak-Kais, einfach so. Kholak-Kai zerfiel, auch wenn ich klar erkannte dass es nicht schnell genug auseinanderbrechen würde.
Ich sah pulsierende Kraftbahnen, die wie Erzadern glitzerten, welche sich wie ein siebenzackiger Stern vom Rand zum Mittelpunkt der Festung zogen. Sie rauchten, blitzten und leuchteten, wie sie es über dem Mythraelsfeld auch schon getan hatten.
Das Magnum Opus Widharcals.
Aber die Erscheinungen waren viel schwächer als vor Wehrheim, erkannte ich, ja, fast schien es wie wenn sie bis vor kurzem noch gar nicht richtig sichtbar gewesen wären. Aber ich konnte erkennen wie sie an Intensität zunahmen. Zwar nur sehr schwach und langsam, aber sie taten es.
Bei den Zwölfen, dass Magnum Opus hatte noch gar nicht richtig begonnen und würde es, so wie es denn Anschein hatte, in absehbarer Zeit auch nicht tun, zumindest nicht in der Stärke wie über Wehrheim.
Natürlich.
Eine Kraft wie diese zu entfesseln ging nicht wie ein einfacher Zauber, ihn wirken und die Wirkung setzte ein.
Zum einen musste diese Kraft langsam entfesselt werden, damit sie gelenkt werden konnte und den Zauberer, oder wie in diesem Fall eine fliegende Festung nicht mit zerstörte.
Das wiederrum bedurfte Vorbereitung.
Diese wiederrum durfte jedoch nicht zu früh beginnen, denn im Gegensatz zu manchen Zauberern konnte ein Magnum Opus sicherlich nicht so weit vorbereitet werden dass man den Zauber nur noch los lassen musste um seine Wirkung zu erzielen.
Nein, das Magnum Opus Widharcals musste begonnen werden um es auch zu zur Wirkung kommen zu lassen.
Es ließ sich nicht mehr aufhalten, außer der eigentliche Zauberwirker wollte es, aber selbst dieser konnte es nach seinem Beginn nur noch gänzlich stoppen oder seiner Wirkung freien Lauf lassen.
Galotta wollte die maximale Wirkung über einer so großen Fläche von Gareth wie möglich, daher hatte er das Magnum Opus erst begonnen als ihm klar war dass er diese erreichen würde, auch wenn er damit den Garethern wertvolle Zeit verschaffte.
Einzig, was sollte dem Wissen Galottas nach aus Gareth ihm und Kholak-Kai für eine Gefahr drohen? Aus seiner Sicht heraus sicher gar nichts.
Und für diejenigen, denen er damit die Flucht aus der Stadt ermöglichte? Er wollte nach Gareths Zerstörung sicher nicht aufhören und sich mit dem Titel Dämonenkaiser, welcher über ein bisschen von Aventurien herrscht, auch wenn es ein verhältnismäßig großes bisschen war, begnügen. Nein, jemand wie Galotta würde, nach der Zerstörung Gareths weiter machen und die Flucht der Menschen aus Gareth würde ihr Ende, zumindest aus seiner Sicht, nur hinauszögern.
Für uns, meine Freunde und mich, war es ein Fanal der Hoffnung.
Eine schnelle Berechnung gab mir die wage Zeitspanne von gut einer halben Stunde, bis die Erscheinungen die Stärke von Wehrheim erreicht hätten.
Das war nicht viel, aber es zumindest etwas.
Widharcal, Schänder der Elemente, Herr über Erz, Feuer, Humus und Luft, Wasser war das Element von Gal´k´zuul und Eis das des Nagrach. Diese vier Elemente wurden in seinem Magnum Opus in ihrer pervertiertesten Form als Waffen eingesetzt, aber wie war vor Wehrheim nochmal die Reihenfolge gewesen. Mit was hatte es angefangen?
Ein plötzlicher Windstoß, der zudem den Gestank von verschiedenen Alchimistenlaboren in sich vereinigte beantwortete meine Frage deutlicher als mir lieb war, zumal er auch Obaran kurzfristig aus der Bahn warf.
Obaran fing sich zwar schnell wieder, aber mich hatte es trotzdem, zumal ich gedanklich ein wenig abgelenkt gewesen war, mehr als mir lieb war über seinen Rücken geschleudert und wenn mich eine unbestimmte Kraft nicht davon abgehalten hätte, dann hätte ich sicherlich Araschar fallen gelassen um eine zweite Hand frei zu haben um mich fest zu halten.
So blieb mir nur mich schnell wieder in eine günstigere Position zu ziehen, meine Beine noch fester an Obaran zu pressen und auf sein fliegerisches können zu hoffen. Doch schon jetzt spürte ich diese Übelkeit die ich von meinen Seereisen leider schon viel zu gut kannte. Nein, auf einem Greifen fliegen war eben nicht auf einem Pferd reiten. Also lenkte ich meinen Blick schnell wieder nach oben, in der Hoffnung dass mich meine Beobachtungen weit genug abzulenken vermochten.
Inzwischen hatten wir uns der Unterseite der fliegenden Festung soweit genähert dass ich die kegelförmige Spitze des Zentrums der Unterseite gut sehen konnte. Die Unterseite der Festung war ja nicht flach wie der Boden eines Kruges sondern rundlich wie eine Schale, wobei deren tiefster Punkt ein wenig spitzer war als bei einer normalen Schale üblich war. Und diese Spitze bestand aus Täuschzinn und Neckkupfer und von dieser aus zuckten unablässig rote und gelbe Entladungen durch die Luft.
Fast die gesamte Fläche der Unterseite war mit Treibwurzeln bedeckt. Diese hatten einen Abstand von ungefähr Dreißig Schritt zueinander und ließen nur wenige Plätze frei, aber es waren trotzdem gute tausend dieser dämonischen Wesenheiten. Ihre Aufgabe war es, sich nach der Landung in die Essenz des Landes zu schlagen und diese für Kholak-Kai nutzbar zu machen. Bis dahin dienten die gut ebenfalls Dreißig Schritt langen und etwas einen halben Schritt dicken Wurzeln aus einer fauligen, nicht definierbaren Masse, welche in einer Bohrspitze aus violettem Erz endeten der Verteidigung der Festung, da sie von fahlen Flammen umzüngelt wurden, die undefinierbar kurzfristig Flammenwurzeln bildeten, welche sich bis zu Drei Schritt aus irgendeiner Stelle der Wurzel heraus wanden bevor sie sich einfach in Luft auflösten.
Zwischen den Kraftadern glotzten sieben burggroße geschmiedete Augen auf die Welt herab, in deren Zentrum sich Andockbuchten befanden, von denen aus Gargylen und Fluggefährte starteten. Entsprechen konnte man davon ausgehen dass diese nicht nur besetzt sondern vermutlich auch bewacht waren.
Ansonsten war die Unterseite noch von einigen kleineren Luken, Schächten und Eingängen und von unzähligen Rissen und gähnenden Spalten durchzogen, die meist in Schwefeldampf und Vitriollecks endeten.
Zudem verteilte sich noch ein gutes Dutzend dunkler Löcher über die Fläche, Irrhalken-Röhren, aus welchen diese unsäglichen Geschöpfe aus der Festung hervorkamen.
Unsägliche Geschöpfe, welche sich uns gerade Dutzendfach entgegenwarfen.

Ich ließ meinen Blick über den Himmel gleiten, Ghor hielt seine beiden Haumesser, Hakim seinen Bogen. Wie bei Firun hielten sich die beiden auf ihrem Greifen? Tela war da schlauer und hielt sich zumindest mit einer Hand fest.
„Vorsicht.“ Hörte ich noch Obarans Stimme im meinem Kopf, aber all meine Instinkte unterdrückten meinen Reflex mich flach auf den Boden zu werfen, es gab keinen Boden auf den ich mich werfen konnte, zumindest keinen der nahe genug war, also tat ich das zweitdümmste, gleich nach auf den Boden werfen. Ich schaute auf.
Irgendetwas Schwarzes, Rotes, Feuchtes und Glühendes traf mich. Es brannte ein wenig auf meiner Haut, kitzelte meine Nase. Aber am schlimmsten, es traf mich so hart dass es mich nach hinten wegnahm.
Und zu allem Glück hatte Araschar die Idee sich nach oben zu strecken, was zwar ein underischen Laut zur Folge hatte, als etwas an Araschar hängen blieb, aber diese etwas war auf dem Weg über uns weg gewesen und zog daher Araschar von mir aus gesehen mit nach hinten weg, bis sich die Klinge von was auch immer lösen könnte. Doch zusammen mit meiner Klinge kam auch ein großer Schauer an glühendem Etwas von oben auf mich herab.
Bei Hesinde, Obaran war mitten in einen Irrhalken geflogen, oder der Irrhalk direkt in uns und Obaran hatte nicht rechtzeitig ausweichen können, ich wusste es nicht, aber ich wusste was die Folgen waren.
Obaran hatte den Irrhalken wohl ziemlich erwischt und war dann unter diesem weggeflogen damit ich mit Araschar, wenn auch eher unbewusst, aber Araschar war eine direkte Verlängerung von Obaran und daher auf mich eher als Träger den als Führer angewiesen, diesem den Bauch aufschlitzen konnte.
Natürlich hatte Obaran nicht wirklich daran gedacht, dass er eine Sterbliche aus Fleisch und Blut auf seinem Rücken trug.
Eine sterbliche, die über die Überreste eines Irrhalken in ihrem Gesicht und auf ihrem Körper beinahe so wenig erfreut war wie über die glutigen Innereien desselbigen.
Bei Peraine, und ich von Hesinde gänzlich verlassene hatte meine Kapuze abgezogen um meinen Stab auf meinen Rücken zu binden, dabei hatte meine Robe inzwischen bald mehr Löcher als Stoff wo ich diesen ebenfalls, so wie auf Höhe meiner Bauches einfach hätte durchschieben können. Nun war ich mit offenem Haupthaar, offenem Kopf, offenem Gesicht inmitten einer Wolke aus Glut. Wie wenn ich nicht schon durch Brandnarben entstellt genug gewesen wäre. Fast schon glaubte ich den Gestank von schmorrendem Haar zu riechen, aber er blieb aus. Vielleicht wehte ihn auch einfach der Flugwind direkt von mir fort.
Doch so sehr ich mich auf irgendwelche Schmerzen konzentrierte, im Moment konnte ich nur meine Kniekehlen spüren, welche in den Flügeln Obarans hingen und vermutlich das einzige waren was mich von meinem weiteren Weg den Rücken Obarans entlang nach hinten weg abhielten. Mein Rücken lag schon auf diesem und das einzig positive, ich brauchte einfach irgendetwas, um nicht direkt ein Fall für die Noioniten zu werden, war die Tatsache dass meine Berechnungen bezüglich der uns verbleibenden Zeit wohl richtig waren.
Das leuchten der Kraftadern an Kholak-Kai hatte sich nur in dem von mir vorherberechneten Maße verstärkt.
Trotzdem suchte ich mit meiner linken Hand nach halt in Obarans Fell und zog mich dann langsam und unter Schmerzen wieder nach oben. Ich brannte nicht und es fühlte sich auch nicht so an wie wenn meine Robe irgendwo auch nur schmorte, aber Obarans Flugmanöver, welche er nun plötzlich vollführte machte es mir auch nicht leicht mich darauf zu konzentrieren.
Die Irrhalken schienen plötzlich überall und Obaran und ich waren mittendrin.
Letztlich jedoch, wussten die Götter wie, lag ich mit meinem Bauch auf Obarans Rücken, hielt Araschar zwischen Obaran und meiner Brust eingeklemmt und krallte mich mit meiner freien Hand so fest ich konnte in seinem Fell fest, presste meine Beine immer noch so fest dass sie schon weh taten und versuchte die spärlichen Reste meines Mittagessens in mir zu behalten.
Das war nicht im Geringsten so wie das was ich über Greifenreiter gelesen hatte, was wenig genug gewesen war.
Das war nicht im Geringsten so heroisch wie ich mir das vorgestellt hatte.
Das war nichts was ich im Augenblick gerne tun wollte und doch tat ich all das genau jetzt und ich hatte einfach nur noch Angst.
„Alles in Ordnung?“ hörte ich Obarans Stimme in meinem Geist.
„Nein. Nichts ist in Ordnung.“ Antwortete ich, aber auch wenn mir klar war dass ich es eigentlich nur geflüstert hatte, ich wollte es nicht wiederholen, dazu fehlte mir einfach die Kraft. Stattdessen presste ich mein Gesicht in Obarans Nacken und weinte.
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Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen I
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