Das Schwarze Auge
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
StartseiteNeueste BilderAnmeldenLogin

 

 Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen II

Nach unten 
2 verfasser
AutorNachricht
Lynia
Erzmagus
Lynia


Anzahl der Beiträge : 390
Anmeldedatum : 03.10.12
Alter : 51
Ort : Nostria

Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen II Empty
BeitragThema: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen II   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen II EmptyMo Jan 04, 2016 9:32 pm

Die Greifen verkörpern die Ehre alle Praios-Diener.
Sie verstecken sich nicht, greifen selbstbewusst mit breiter Brust an und ziehen sich erst zurück, wenn die Übermacht tödlich ist.
Wo Rondra den ehrlichen Zweikampf sucht, tritt Praios besonders gern strahlend der Überzahl entgegen und versucht, sie durch Stolz und Mut, bis hin zur Unvernunft, wie ich mir meine eigenen Gedanken eingestand, zu bezwingen.
Das Wissen war einfach da, wie wenn ich es zusammen mit so vielem in Punin oder Gareth gelernt hatte.
Vielleicht hatte ich das auch. Ich erinnerte mich an viele Gegebenheiten wo ich zu irgendeinem Thema plötzlich etwas wusste, was ich irgendwann einmal gelesen hatte, wobei das lesen meist so intensiv war dass ich nach ein paar Seiten nicht mehr direkt sagen konnte was am Anfang gestanden hatte, aber nach geraumer Zeit das gelesene sehr wohl inhaltlich sehr passend wiedergeben konnte.
Vielleicht hatte ich davon gelesen und dieses Wissen kam jetzt er wieder, vielleicht kam es auch aus einer anderen Quelle, aber das spielte keine Rolle.
Es war da und ich war dankbar dafür, war Wissen doch das Geschenk Hesindes Höchst Selbst.
Das auch die Greifen über Stolz und Mut verfügen zeigt sich besonders deutlich im Kampf gegen die Irrhalken, ihre in die Niederhöllen verdammten Gegenspieler.
Ich wusste, ein Greif würde sich lieber einem Irrhalken mit breit gefächerten Schwingen entgegenwerfen als sich fliegerisch aus dem Weg zu bringen, das war ihr Wesen. Greifen wichen nicht zurück, dass verbot ihnen ihr Stolz.
Und hier hatten sie alle Gelegenheit dazu.
Neunmal personifizierter Hass auf Schwarze Magie gegen die dreißigfache  Verkörperung unstillbarer Rachsucht – die Irrhalken hassen die Greifen ebenso wie umgekehrt. Wie alle höheren und älteren Rassen sind Irrhalken und Greifen zahlenmäßig so wenige und leben so lange, dass sie sich vermutlich untereinander alle kennen.
Es gibt wohl auf Dere keine Zweihundert Greifen – und die Zahl von Irrhalken, die gleichzeitig beschworen werden können, ist zweifelsohne ebenfalls gering.
Trotzdem lag das Hauptaugenmerk der Irrhalken im Kampf gegen Greifen mit einem Reiter auf seinem Rücken darauf, Reiter und Greif zu trennen.
`Greifenreiter´ ist nicht nur ein Ehrentitel der Praios-Kirche. Ein Greifenritt ist ein heiliges Erlebnis und der Reiter auf halbem Weg nach Alveran, zum Himmlischen Hof der Illuminierten. Würde er diesen erreichen, wäre seine Seele für alle Zeiten dem Zugriff der Niederhöllen entzogen. Und genau das versuchen die Irrhalken immer wieder mit all ihrer Macht zu verhindern.
Erschrocken hob ich meinen Kopf.
Diesmal war ich schlau genug und hob nicht reflexartig den ganzen Oberkörper. Es reichte meinen Kopf zu heben um zu sehen was ich ob dessen was mir in meinen Geist gedrungen war bereits befürchtet hatte. Wir waren Kholak-Kai noch nicht wirklich näher gekommen, aber das leuchten welches das Magnum Opus Widharcals ankündigte hatte seine Intensität verstärkt.
Doch unser Mangel an Fortschritt war nicht unseren Gegnern geschuldet, zumindest nicht direkt.
Überall sah ich die Greifen im Gefecht mit den Irrhalken und mittendrin meine Freunde und ich konnte es sehen, dass es den Greifen gefiel sich mit ihren verhassten Brüdern zu messen.
Nur Obaran hielt sich zurück, was vielleicht auch daran liegen mochte dass die anderen Greifen eine Art Schutzblase um uns herum gebildet hatten.
„Nein!“ Ich schrie auf, krallte meine Hand noch fester in Obaran, drückte meine Beine noch fester zusammen, zumindest fühlte es sich so an, presste mein Gesicht erneut in Obarans Nacken und, in meiner Verzweiflung, meiner Wut, meiner Hilflosigkeit, biss in diesen, auch wenn ich nicht sicher war ob er es überhaupt spürte.
„Alles in Ordnung“ vernahm ich Obarans Stimme in meinem Geist.
„Nein! Nichts ist in Ordnung!“ schrie ich zurück. Meine weiteren Worte versuchte ich ebenso laut zu halten, aber schon nach diesem ersten Aufschrei unterdrückte ein Schluchzen meinerseits dies, aber ich sprach trotzdem weiter. Es interessierte mich ja schon gar nicht mehr ob Obaran mich überhaupt verstand, es interessierte die Greifen ja auch nicht warum wir sie gerufen hatten. „Ihr wart einst die von Praios erste erwählte Rasse Deres, die Ucurianer, auch Gryphonen genannt. Ihr wart das Erwählte Volk des Sechsten Zeitalters. Ihr wart uns Menschen gleich, doch allesamt mit hohen Schultern und von edler Gestalt, doch zugleich wart ihr von Haupt und Haar wie Löwen, Tiger und Katzen. Ihr beherrschtet die Himmel und die Kontinente, die euch Praios zum Lehen gegeben hatte, denn ihr rittet auf Adlern und flogt in Schiffen, die von Riesenfalken gezogen wurden. Eure Kriegerkönige erbauten Pyramiden, die an die Wolken stießen, und darauf brannten Feuer, Weihrauch und Edelsteine, um Sonne und Sturm zu huldigen. Ein Äon lang herrschte eure himmelfahrende Rasse, den Göttern zum Gefallen. Aber der Ewige Los hat die Zeit auch in Zeitalter getrennt und als das eurige zu Ende ging, da sprach Praios, König der Götter sein Urteil, bei denen wo sich der unbeugsame Sinn und die strahlende Erscheinung der Löwen und der Gerechtigkeitssinn und der Scharfblick der Adler trafen, da vereinte er Löwenleib und Adlerleib, und seine treuesten Diener erhoben sich leibhaftig zu ihm als die Greifen. Jene, welche seinem blendenden Blick nicht standhalten konnten, verstreute er heimatlos in alle Winde, und als Sphingen suchen sie seitdem nach der Weisheit, die ihnen einst mangelte. Die Frevler jedoch, die seinem Willen trotzten, die stieß er hinaus aus der Welt, den Dämonen zum Fraß und zur Willkür, und als Irrhalken müssen sie umgehen, mit schwarz-struppigem Gefieder, von höllischem Feuer umspielt, in ewiger Qual und einzig getrieben von dem was ihr neuer Herr am wohlgefälligsten ist, der Rache. Nie ist der Hass größer als wenn er gegen ehemalige Freunde oder die eigene Familie gerichtet ist, wenn man sich von dieser Verraten fühlt. Und nun, nach all den Jahrtausenden dazwischen seid ihr nur noch so wenige dass ein direktes Aufeinandertreffen von Euresgleichen so selten ist dass manche von euch sich vermutlich gar nicht mehr daran erinnern können. Und nun, hier und jetzt habt ihr die Großartige Gelegenheit eure verhassten Verwandten, die das Licht eures Herrn frevelten von dieser Sphäre zu bannen, vielleicht sogar gänzlich zu vernichten. Was spielt da das Leben oder die Seelen von ein paar tausend Menschen schon für eine Rolle, wenn es gilt den Frevel der eigenen Rasse vor seinem Herrn zu tilgen.“
„Du…“ Obaran hatte seinen Kopf so gut es eben ging so gedreht dass es zumindest den Anschein hatte als ob er mich anschauen wollte.
Dafür war sein Hals jedoch zu kurz, was an sich ja keine Rolle spielte. Er hätte auch so genug Möglichkeiten mich los zu werden und ich war mir sicher dass er über meine Möglichkeiten diesen Fall zu überstehen Bescheid wusste und diese zu verhindern trachten würde. Dazu musste er zum Beispiel nur weiter in dieser Intensität direkt in meinem Geist sprechen.
Ich wusste nicht ob er sich die weiteren Worte erst überlegen musste oder ob ihn etwas anders vom Weitersprechen, soweit man das so nennen konnte, abhielt, aber ich war dankbar dafür, musste ich mir meiner eigenen Gedanken und Worte erst mal selber so richtig bewusst werden.
Ein Kreischen, wie ich es seit unserer Reise durch die Berge der Schwarzen Sichel nicht mehr gehört hatte, worüber ich nun, da ich es erneut vernahm, nicht undankbar war, erklang direkt über uns.
Sehr direkt über uns.
Bevor ich meinen Blick nur weit genug nach oben bringen konnte krachte ein zerfetzter Leib förmlich auf uns drauf und ich brauchte keine fehlende Glut um an Hand der Federn die um mich herumwirbelten zu erkennen dass es einer der Greifen gewesen war.
Ich wollte eigentlich meinen Blick schweifen lassen um nach meinen Freunden zu sehen, aber Obaran hatte diesen unerwarteten Schlag auch nicht einfach so abgetan.
Er kippte über die Seite weg wo der Körper des anderen Greifen auf seinen Flügel gefallen war, mich hatte, wie ich nun erkannte, nur einer von dessen Flügeln erwischt, und dank meiner gebeugten Position hatte mich dieser nur gänzlich auf Obarans Nacken geschlagen. Aber nun war Obarans Körper in eine gefährliche Schräglage geraten und ich konnte nicht verhindern dass ich ebenfalls zu rutschen begann und zwar seitlich an Obarans Hals entlang und nicht nach hinten. Das hieß gleich würde mein Gewicht an einem Fuß hängen und an einer Hand, aber leider drehte sich Obaran nach links, das hieß dass ich in diese Richtung noch viel Spiel hatte.
Zu viel, denn schon wenige Sekundenbruchteile später, die sich wie Minuten anfühlten, hing ich mit dem Oberkörper nach unten direkt über Gareth und wünschte mir verzweifelt dass Obaran nicht versuchte die Situation mit einer Rolle zu bereinigen.
Ich fand sogar die Zeit mich über das Phänomen zu wundern dass in Augenblicken wie diesen, wenn die Gefahr besonders groß war, man immer das Gefühl hatte das plötzlich alles langsamer ablief. Wie wenn Satinav ein Segel hätte einholen lassen um weniger Fahrt auf dem Fluss der Zeit zu machen.
Leider konnte ich die Zeit nicht zum Trainieren meiner Muskeln nutzen und mein Versuch mich aus eigener Kraft wieder auf Obarans Rücken zu ziehen misslang, obwohl er sich inzwischen wieder gefangen hatte und schon fast wieder sicher flog.
So hing ich an seiner Seite, eigentlich nur gehalten von meinem Fuß, den ich auf seiner anderen Seite förmlich unter seinen Flügel geklemmt hatte und meine freie Hand, von der ich nur hoffte dass es wirklich mehr Fell als Federn war das ich unter dieser spürte, aber keines davon plötzlich ausreißen mochte.
Da drehte sich Obaran um seine eigene Längsachse und plötzlich hing ich nicht mehr an seiner Seite sondern lag auf dieser. Ich krallte mich an dieser mit meinem freien Bein fest so gut ich konnte und robbte dann mit meinem Körper über Obarans Hals, als dieser seinen Körper begann wieder so auszurichten dass sein Rücken oben war.
Als ich endlich wieder so sicher wie es eben so ging auf Obarans Rücken lag wollte ich gerade, direkt nach einem der aufrichtigsten „Danke“ die ich in meinen gut über Zwanzig Götterläufen von mir gegeben hatte, auch Praios gegenüber in einem Stoßgebet meinen Dank ausdrücken, als ein Kreischen, diesmal klang es ähnlich aber doch so völlig anders als das welches wir kurz zuvor gehört hatten, mir durch Mark und Bein schnitt.
Zumal es gleichzeitig mehrfach ertönte.
Ich blickte auf und wünschte mir fast, ich wäre einfach von Obaran heruntergefallen.
Die Lücke welche durch den Ausfall des Greifen über uns entstanden war, war natürlich entdeckt worden und gleich drei Irrhalken hatten sie genutzt. Sie hatten unsere gerade eben vorhandene Misslage nur deshalb nicht genutzt gehabt weil sie sich vermutlich erst aufgeteilt hatten um aus mehr oder weniger drei verschiedenen Richtungen gleichzeitig anzugreifen. Dass sie alle drei wahrscheinlich gleichzeitig auf uns prallen würden, und sich damit wohl ebenfalls keinen Gefallen taten schien ihnen eher nebensächlich.
Aber es war eh schon zu spät, sie waren eigentlich schon da.
„Praios Hilf!“ Ich schrie es, ohne genau zu wissen was und warum ich es schrie.
Vielleicht weil ich es im gleichen Augenblick in meinem Geist hörte.
Es war das einzige was ich jetzt noch hoffen konnte.
Dass und Obarans Fähigkeiten unter mir.
Dann kam der Aufprall.
Beziehungsweise, er kam eben nicht.
Ich hatte unweigerlich den Kopf zwischen die Schultern genommen und mich so eng wie möglich an Obaran geschmiegt, dabei Araschar unter mir förmlich einklemmend und auf den Aufprall gewartet.
Dann war da nur noch goldenes Sonnenlicht.
Es umspielte mich und Obaran, direkt um unsere Körper herum, drang aber nicht zwischen uns.
Es kam aus Obaran und mir zusammen, wie wenn wir eines wären und keine zwei Körper aneinander.
Wir waren der Greif und die Greifenreiterin, verbunden durch Araschar, welches ein Teil des Greifen und nun auch von mir war. Wir waren eins und wir hatten ein gemeinsames Ziel, einen gemeinsamen Feind und einen gemeinsamen Glauben, auch wenn meiner nicht so gänzlich absolut auf einen Gott ausgerichtet war wie der von Obaran. Aber ich erkannte Praios als das an was er war, der König der Götter und das reichte dem Fürst unter seinen Dienern und wohl auch dem Herrn.
Und dann erkannte ich die Wahrheit.
Sie war plötzlich da, ein Gedanke, wie eine Erinnerung von der man wusste dass man sie hatte, die einem im Moment nur nicht einfallen wollte.
Und diese Wahrheit erschütterte mich zutiefst und doch, sie festigte das woran ich geglaubt hatte, auch wenn ich diesen Glauben beinahe verloren hätte.
Und sie richtete meinen Zorn in neue Bahnen und aus Egoismus und Furcht wurde Rechtschaffenheit und Wut und wie ich Araschar unter meinem sich aufrichtenden Oberkörper nach oben riss um mich den Feinden der Ordnung zu stellen, welche von unserem goldenen Schild abgeschmettert worden waren ohne uns ein Leid zugefügt zu haben schien es, wie wenn unsere goldene Sphäre platzen würde.
Doc sie platzte nicht wie eine Seifenblase sondern bildete drei glänzende Sonnenstrahlen die in die Leiber der Irrhalken, welche uns angegriffen hatten fuhren und diese förmlich auseinander rissen.
Erleichtert, aber auch erschöpft, verunsichert und zutiefst Verletzt ließ ich meinen Oberkörper wieder auf Obarans Nacken fallen, vergrub mein Gesicht in seinem Nacken und weinte, ob dessen was ich nun wusste.
„Alles in Ordnung, Lynia?“ vernahm ich die Stimme des Greif, nun so sanft und weich wie am Abend vor einem Monat.
„Nein. Greif, du musst das nicht tun.“
„Doch, dass muss ich. Es war der Preis dafür, dass wir überhaupt kommen konnten. Und ich zahle ihn gerne.“
„Greif…“ Ich sprach Zwölf verschiedene Sprachen Aventuriens, welch eine Ironie, Zwölf, und doch fand ich nun keine Worte, konnte nur mein Gesicht an den Körper unter mir drücken und diesen halten so gut ich es vermochte.
Der Greif wollte seinen reinen Brüdern nicht Zeit verschaffen sich vor ihrem Herrn für ihr Versagen zu entschuldigen und dabei Vergeltung an ihren abgefallenen Brüdern zu üben.
Der Greif wollte seinen Freunden Zeit verschaffen um sich im Kampf gegen ihre ärgsten Feinde zu beweisen um dabei seinen Nachfolger zu küren.

Ein weiteres mal hatten wir uns ablenken lassen, ein weiteres mal hatte der Gegner unsere Unachtsamkeit erkannt, ein weiteres mal wusste er diese zu nutzen.
Es begann damit dass der Greif plötzlich beinahe so etwas wie einen Buckel machte, seinen Oberkörper mal zur einen dann zu anderen Seite neigte und diesen dann plötzlich steil nach oben nahm.
Zum Glück lag ich schon recht stabil und sicher auf dem Rücken des Greifen, daher konnte ich die Bewegungen recht gut ausgleichen, aber schon das Kreischen welches von unterhalb des Greifen zu mir hochdrang machte eine Frage bezüglich seines Verhaltens überflüssig.
Ich schob meinen Kopf am Nacken des Greifen vorbei und blickte an seiner Flanke nach unten.
Ich sah zwei Irrhalken, welche sich uns von unten genähert hatten und nun so dicht am Greif dran waren, dass sie ihm und damit mir ernsthaft Schaden konnten. Aber noch wie ich Araschar zu einem Schlag von unter meinen Oberkörper hervorzog sah ich einen der Irrhalken vom Greif wegtrudeln und sah für einen kurzen Moment einen hellen Flügel mit Federn, einer der anderen Greifen war uns zu Hilfe geeilt.
Da ertönte ein helles, klares Kreischen, welches ich auch ohne Lautstärke sofort als das des Greif erkannte, zumal es ebenso in meinem Ohr wie in meinem Geist erklungen war.
Ohne Rücksicht auf irgendwelchen Halt oder Sicherheit beugte ich meinen Oberkörper soweit seitlich aus wie ich mich traute und ließ Araschar nach unten auf den verbliebenen Irrhalken fahren. Araschar glitt durch den Irrhalken dass ich für einen schrecklichen Augenblick den Verdacht hatte, meine Bemühungen wären Fruchtlos gewesen und ich hätte vorbei geschlagen. Doch da drang das underische, grausigere Kreischen eines Irrhalken an mein Ohr und an der Flanke des Irrhalken der am Körper des Greif hing erkannte ich eine lange, hell leuchtende Spur, bevor der Irrhalk den Halt verlor und nach unten in die Nacht wegdrudelte.
Ich zog mich wieder in eine sichere Position, während ich die Stimme des Greif vernahm „Sollen wir es von unten versuchen? Die Abwehr ist zu vernachlässigen, aber für kurze Zeit seit ihr ohne Schutz und wenn der Feind euch zurückdrängt steht ihr am Abgrund.“
Ich selber hatte mir auch schon überlegt ob eine Anlandung oben auf dem Fels nicht auch möglich und damit auch viel sinniger wäre. Zumal wir uns dann vermutlich viel Weg sparen würden, immerhin befand sich Galottas Raum der Rache an einem hohen, alles überragenden Punkt und nicht in der gesicherten Sicherheit inmitten des Fels welcher die Stadt trug, schließlich war er der Neue Kaiser, da musste man einfach über dem Volk thronen.
„Schaffen wir den einen Blick auf die Oberfläche?“
„Alleine nicht, aber wir bekommen Hilfe, auch wenn ich sie nicht gutheiße. Willkommen ist sie mir allemal.“
Ich schaute mich fragend um, auf der Suche nach der Ursache für die Aussage des Greif.
Der ungleiche Luftkampf unter, nahe und bei Kholak-Kai war in vollem Gange.
Die Luft um mich herum war erfüllt von lautem Kreischen und Brüllen. Überall erkannte ich im unheiligen Licht Kholak-Kais unzählige blutige Greifenfedern, wie kleine Funken aus Sonnenlicht herumwirbeln. Ich sah Irrhalken ihr schwärende Gefieder sträuben, welches sich, glühenden Geschossen gleich auf die Greifen und ihre Reiter herabregnete. Jeder Greif kämpfte gegen zwei, drei oder gar vier Gegner. Die Übermacht war erdrückend und ich fragte mich ernsthaft ob wir die Option der Anlandung auf Kholak-Kai überhaupt noch hatten.
Da war von weit unter mir ein Rauschen zu hören, welches trotz der Höhe in welcher wir uns befanden und dem Wind, welcher über mich hinwegpfiff den hellen Klang des großen Gong des Heiligen Owilmar aus der Stadt des Lichtes übertönte, welcher mir hier oben wie ein akustisches Licht in der Dunkelheit geklungen hatte.
Da drang eine Stimme an mein Ohr, die ich noch nie gehört hatte, obwohl ich immer davon geträumte hatte es zu tun, auch wenn mir eigentlich klar war, dass ich es nie tun könnte, manche Geister ließen sich nicht beschwören und bei manchen war es wohl auch besser so.
Nun tat ich es doch, zumindest hoffte ich, dass die Stimme die Wahrheit sprach.
„Dies ist der Wille Rohals! Nicht heute! Nicht an diesem Ort! Fahrt zurück in die Niederhöllen!“
Unweigerlich glitt mein Blick zum Garether Pentagon-Tempel der Hesinde, welcher ja auf Anweisung Rohals erbaut worden war. Von hier oben war die fünfeckige Bauweise, welche unweigerlich an ein Pentagramm erinnerte, dem Symbol der Schutzmagie, besonders gut zu erkennen, aber diesen Anblick hatte ich ja schon öfter, wenn wohl auch nicht aus dieser Höhe genossen. Ebenso sah ich den Kreis aus zwanzig Blutulmen, welche den Tempel umgaben. Auch von ihnen hieß es, dass Rohal Selbst jede einzelne von ihnen gepflanzt haben soll.
Was für mich jedoch neu war, war der silberne Schimmer, welcher das Dach des Tempels bedeckte.
Und in diesem Schimmer sah ich für einen Moment lang das fahle Gesicht eines bärtigen Mannes mit ernstem Blick.
Rohal.
Diesmal war ich mir sicher, gab es doch in Punin mehr Bilder dieses Mannes als von sonst irgendjemandem.
Plötzlich hatte ich den Eindruck wie wenn eine der zwanzig Blutulmen ihr Blätterdach beugen würde, ganz so als ob sie in die Hocke gehen würde – und schon im nächsten Moment schnellte sie katapultgleich in die Höhe. Aus der Tiefe raste, gleich einem wütendem Schwarm Madafalter, ein wirbelnder Blätterregen heran – und traf einen der Irrhalken.
Ein lautes, underisches Kreischen zerfetzte die Luft, welchem ein dumpfer Knall folgte. Wo eben noch niederhöllische Schwingen die Luft zerschnitten hatten, war nur noch eine dünne Rauchfahne und ein paar glutige Flocken zu erkennen, welche von hunderten versengter Blutulmenblätter umtanzt wurden.
Da erkannte ich wie eine weitere Blutulme ihr Blätterdach in den Himmel schleuderte.
„Zaubere, wenn du möchtest, Lynia. Aber sieh dich vor, noch niemand tat es, während ich in trug. Wo Madas Fluch auf des Praios Licht trifft, gerät mein Selbst in Unordnung.“
Ich erkannte vielleicht nicht jede Gelegenheit, wenn ich sie sah, zumindest war das die, eine der wenigen Fälle wo sie sich wirklich einig waren, Meinung meiner Freunde, aber diese erkannte ich.
Bevor es sich der Greif anders überlegen konnte hatte ich meinen Zauber, mehr aus Reflex den aus purer Absicht hatte ich schon bei Rohals Stimme in meinem Geist Madas Kraft in die Matrix des Zaubers geformt, gewirkt und begann die zu uns hoch fliegenden Ulmenblätter zu analysieren.
Bei Hesinde.
In die Wolke aus Blutulmenblättern war eine Abart des Pentagramma eingewebt. Aber der Pentagramma war erst vor wenigen Jahren, im Rahmen der Rückkehr Borbarads wiederentdeckt worden. Zudem war der Zauber auf eine solch filigrane und machtvolle Art und Weise mit den einzelnen Blättern als Ganzes verwoben worden und hatte eine vertraute Textur, die ich irgendwo her kannte.
Und zwar aus dem Pentagon-Tempel unter mir.
Beziehungsweise, aus den Katakomben unterhalb des Pentagon-Tempels und von dort, um ganz genau zu sein, von Rohals Enigma. Das rätselhafte Tor in den Gewölben welches von Rohal selbst dort errichtet worden war und hinter dem die Antworten auf alle Fragen der Menschheit ruhen sollten. Seit Rohals Verschwinden vor Vierhundertsiebenundreißig Jahren versuchte man schon dieses Tor zu öffnen, ohne Erfolg. Ich selber hatte es ja auch mehrere Stunden lang analysieren können und daher war ich mir so sicher wie ich auf Grund dieser Oberflächlichen Analyse sein konnte, diese magischen Geschosse, wenn man sie so nennen mochte, waren von Rohal selbst verzaubert worden.
Aber das würde auch bedeuten, dass Rohal der Weise diesen Moment hatte kommen sehen, immerhin hatte er die Bäume vor gut über Fünfhundert Jahren gepflanzt und dabei sicherlich auch schon verzaubert.
Was die Frage nach dem Auslöser stellte?
Eine einen magischen Auslöser mittels Hellsicht glaubte ich nicht. Vielmehr ging ich davon aus, dass jemand diese Geschosse abgefeuert hatte, beziehungsweise die Magie welche dies bewirkte ausgelöst hatte. Vielleicht einer der vielen Magier die noch in der Stadt waren, oder vielleicht auch jemand aus dem Hesinde-Tempel selbst, wo das Wissen um diese Bäume für über Fünfhundert Jahre bewahrt worden war.
Was immer noch die Frage offen ließ wie Rohal davon ausgehen konnte das Gareth eines Tages von fliegenden Dämonen angegriffen werden würde, denn genau dafür waren diese Bäume ja offensichtlich gepflanzt worden.
Ein, obwohl inzwischen vertraut so doch immer noch durch Mark und Bein gehendes Kreischen kündigte mir von der erfolgreichen Bannung eines weiteren Irrhalken in meiner unmittelbaren Nähe, und brachte meine Aufmerksamkeit zurück in die normale Welt.
„Nach oben.“ Mehr brauchte ich nicht zu sagen.
Der Greif hatte die über unseren Köpfen entstandene Lücke ebenfalls gesehen und schon hob sich sein Oberkörper um uns an Kholak-Kai vorbei über dieses zu bringen.

Der Reisebericht hatte recht gehabt.
Andererseits, natürlich hatte er das, immerhin war er von Abgängern meiner Akademie verfasst worden und die Abschnitte bezüglich der klimatischen Verhältnisse waren alle als Bestätigt vermerkt worden.
Ich musste gestehen, ich hatte diese Abschnitte lange Zeit ignoriert, ein wenig auch geleugnet. Viel zu unwahrscheinlich und unwirklich war das, was ich gelesen hatte. Aber in Ermangelung an Zugriff auf vernünftige Bücher hatte ich auch die Gelegenheit und Zeit auch den ein oder anderen Reisebericht zu lesen, und auch wenn man die Berichte dieses Ruban wohl eher in die Abteilung Sagen und Legenden, nicht geprüft und eher unglaubwürdig gestellt hatte, es gab doch genug Reiseberichte wo die gleichen Aussagen immer wieder bestätigt wurden.
Eine Zeit lang dachte ich noch, dass wäre mit Absicht so gemacht worden um auch noch den letzten Funken Reiselust zu löschen, aber irgendwann war mir die Lächerlichkeit dieser Idee von alleine gekommen und so hatte ich es einfach als etwas übertriebene Berichte von etwas verwöhnten Reisenden abgetan.
Ich wollte mich selber jetzt nicht unbedingt als verwöhnt beschreiben, auch wenn ich eingestehen musste dass ich die gut sechs Monate Ausbildungszeit bei der Kaiserlich Garethischen Informationsagentur durchaus genossen hatte.
Jedoch musste ich auch eingestehen, hatte ich mich, auch wenn mich die Reise in die Schwarze Sichel schnell eines Besseren belehrt hatte, durchaus als ein wenig härter im Nehmen eingeschätzt.
Ja, dieses Phänomen war mir auch schon bei der Kletterei in der Schwarzen Sichel aufgefallen, aber da war es nicht so extrem gewesen, gut, da war es auch nicht so hoch gewesen, und ich hatte ein wenig auch den Einfluss der Nahen Schwarzen Lande dafür verantwortlich gemacht, aber auch wenn die Schwarzen Lande, beziehungsweise ihre Sendeboten mir nun so vieles Näher waren, ich konnte mich dem nicht mehr länger verschließen, auch wenn die Erkenntnis, gerade jetzt, ein wenig enttäuschend war, auch wenn ich mir der Tatsache, dass das Praiosmal eigentlich gar nicht am Himmel stand durchaus bewusst war.
Es war eine Grundsätzliche Sache, ich konnte nicht ignorieren was geschah und ich war mir sicher, auch tagsüber, bei klarem Himmel und leuchtendem Praiosmal wäre es gleich, wenn überhaupt dann nur ein wenig besser.
Es wurde kälter.
Mit jedem Schritt welchen der Greif uns nach oben trug nahm die Kälte zu.
Das lag zum einen natürlich am Flugwind, welcher mich ungeschützt traf, aber der nahm an Intensität nicht zu, hatte der Greif sein Tempo doch nur unwesentlich erhöht, zum Hauptsächlichen Teil, ganz so wie es in den Reiseberichten gestanden hatte, lag es an der Höhe.
In den Reiseberichten hieß es übereinstimmend dass, obwohl man ja eigentlich dem Praiosmal näher kam, die Temperaturen beständig zurück gingen desto höher man kam. Der Beste Bericht hierzu, er war ja auch von Abgängern meiner Akademie geschrieben worden, handelte von einer Reise in den Raschtulswall, wo diese das Ewige Konzil der Elemente aufgesucht hatten. Auch diese hatten sich erhofft, dass die zur Reisevorbereitung gelesene Lektüre eine Übertriebene Darstellung der Umstände zeigte um die eigene Leistung des Reisenden zu überhöhen. Aber dem war nicht so gewesen. Desto höher der Weg die Reisegruppe die Berge hoch geführt hatte, desto kälter war es geworden. In den Nächten gar mit noch deutlicheren Unterschieden als im Flachland.
Und genau dieses Phänomen traf mich nun auch.
Mit jedem Schritt welchen wir dem Rand Kholak-Kais näher kamen wurde es kälter.
Ich wagte es, mit der Hand die Araschar hielt meinen Mantel vor meinem Körper zusammenzuhalten, aber dieser hatte wie meine Robe seine vorzeigbaren Zeiten schon seit unserer Reise durch die Schwarze Sichel hinter sich und einen neuen hatte ich bisher noch nicht geschafft zu kaufen. Ob der Umstände, und den Temperaturen auf den Straßen Gareths entsprechend, hatte ich heute Morgen auch auf dickere, zusätzliche Unterkleidung verzichtet.
Bei Firun, wie ich das jetzt bereute.
Da kam mir ein zweiter, viel schlimmerer Gedanke.
Ghor!
Spätestens auf dieser Höhe, wir passierten gerade in weitem Abstand den Rand Kholak-Kais, würde er als aktiver Kämpfer ausfallen. Das musste ich unbedingt bei der Suche nach einem geeigneten Landeplatz berücksichtigen.
„Vorsicht.“ Vernahm ich die Stimme des Greifen in meinem Geist und sofort machte ich mich auf seinem Hals klein.
Doch der Schmerz kam im Oberschenkel, dem linken, diese Seite war Kholak-Kai zugewandt und als ich niederblickte erkannte ich einen schwarzen Stecken mit gräulichem Gefieder aus diesem schauen. Ich erkannte auch, dass der Schaft des Pfeils, um einen solchen handelte es sich wohl, nicht gänzlich glatt war, aber darüber konnte und wollte ich mir jetzt keine Gedanken machen.
Ich klemmte Araschar zwischen den Nacken des Greif und meinen Oberkörper und tastete mit der nun freien Hand, ich dachte keine Sekunde lang daran mit der anderen Hand das Fell unter dieser los zu lassen, nach dem Schaft.
Ich sah weitere Pfeile an uns vorbeifliegen und bemerkte dass der Greif Abstand zu Kholak-Kai gewann.
Als ich den Pfeil an meiner Hand spürte packte ich ihn und riss ihn aus meinem Oberschenkel, während ich gleichzeitig, wieder einmal, dem Greif in den Nacken biss um mit meinem Schrei, welchen man vermutlich, großer Gong des Heiligen Owilmar, Gekreische der Irrhalken und Triumphschreie der Greifen hin oder her bis nach Gareth hinunter gehört hätte meinen Freunden keine Angst zu machen.
„Alles in Ordnung, Lynia?“ Da war sie wieder. Die Sorge in der Klangvollen Stimme des Greif.
Ich hob die Spitze des Pfeils vor mein Gesicht, aber unter diesen Lichtverhältnissen, die leuchtenden Erzadern von Kholak-Kai lagen nun ja unter uns, konnte ich nur erkenne dass eine Flüssigkeit an der, erfreulich spitzen und ohne Widerhaken versehenen Pfeilspitze klebte, aber ich konnte nicht sagen ob es mein Blut oder etwas anderes war, und die Mischung aus meiner eigenen Übelkeit, der schon vorhandenen gewesenen Schwäche und nun dem neuen Schmerz aus meinem Oberschenkel machte es mir auch unmöglich zu sagen, ob ich schon so etwas wie Taubheit oder Brennen, das über die direkte Wunde hinaus ging in meinem Bein spürte und mir sagte, dass ich vergiftet worden war. „Weiß ich noch nicht. Wenn ich noch kann lass ich dich es rechtzeitig wissen.“ Ich ließ den Pfeil einfach seitlich am Körper des Greif nach unten fallen. Wäre er wirklich vergiftet wäre eine Probe des Giftes von der Spitze des Pfeiles wahrscheinlich sinnig, aber so wie er jetzt aussah wollte ich ihn eigentlich nicht in meine Tasche stecken, ganz davon abgesehen wie ich mich auf dem Rücken des Greif hätte bewegen müssen um das zu tun. Und den Pfeil anstelle Araschar die restliche Zeit in der Hand zu halten war auch keine Alternative. Also weg mit ihm, damit meine nun freie Hand wieder Araschar greifen konnte.
Wer wusste welche Abwehrmaßnahmen es auf der Oberseite Kholak-Kais gab.
Keine.
Ja, gut, fast keine, wie die Schmerzen in meinem Oberschenkel mir signalisierten, aber es schossen keine Flammenlanzen auf uns zu, keine zusätzlichen Dutzend Irrhalken stiegen auf, keine Rotzengeschosse flogen in unsere Richtung oder ähnliche große Waffen mit größerer Reichweite wurden gegen uns eingesetzt.
Nichts.
Ganz offensichtlich hatte niemand damit gerechnet dass ein wie auch immer gearteter Feind Kholak-Kai von der Oberseite aus angreifen würde.
Oder, sie hielten es wie die Garether als die Gotongi und Riesenalken über der Stadt erschienen waren. Man hatte eingesetzt was notwendig war und die wahre Stärke verborgen gehalten. Sicher, welche Gefahr ging schon von einem einzelnen Greifen aus, auch wenn dieser einen Reiter trug? Er würde ja schon nicht Rohal persönlich auf seinem Rücken tragen.
Und ich würde es, in meinem Momentanen Zustand vermutlich noch nicht einmal mit Rohals kleinem Zeh aufnehmen können.
Vielleicht nach der Landung und gut Fünf Minuten Zeit für einen Balsam aus meinem Stab, die wir aber nicht hatten, dann könnte ich es vielleicht zumindest mit seinem Fuß aufnehmen, aber das waren alles Spekulationen und führten im Moment zu nichts.
Es wäre besser ich würde meine Kraft für etwas verwenden was uns nutzen würde, also hob ich meinen Blick wieder und ließ ihn Richtung Kholak-Kai wandern.
Und musste erst mal tief einatmen, mehr aus Schock den aus Absicht, aber ich konnte etliche Sekunden lang keinen normalen Atemzug tun als ich Kholak-Kai in seiner ganzen, verdrehten Pracht sah und als mir klar wurde dass ich nicht mehr atmete holte ich das versäumte unbedarft nach.
Es war noch mal ein wenig kälter geworden und die Luft war schon lange über ein erfrischen hinaus, was ich sofort spürte und gleich versuchte flacher zu atmen.
Zumindest hatte mich der Anblick recht effektiv von meinen Schmerzen abgelenkt und tat es immer noch, wenn auch nicht mehr ganz so gut.
Alles beherrschend war der schwarz-goldene Marmor, welcher in Häuser, Türme, Villen und Paläste geformt worden war um nach der Landung als Stadt der Rache das prachtvolle Symbol einer neuen Zeit darzustellen.
Von oben war die Form Kholak-Kais noch deutlicher zu erkennen. Es sollte eine Siebenstrahlige Stadt sein, die sieben Zacken am Rand ragten über diesen mit jeweils guten Einhundertfünfzig Schritt Kantenlänge über den eigentlich Rand hinaus.
Dieser äußerte Rand war jedoch gänzlich von einer niedrigen, vielleicht zwei Schritt hohen Mauer umgeben. Als Anhaltspunkt für meine Schätzungen dienten mir Menschen, die jeweils auf einer dieser Zacken an Ballisten standen.
Ich dankte den Zwölfen in einem Stoßgebet dass es letztlich dann doch nur ein Pfeil gewesen war, der mich und nicht den Greif getroffen hatte, und keine Balliste. Ich versuchte das Gedankenspiel eines Treffers einer Balliste sofort im Ansatz zu unterbinden.
Nun hatten diese Gestalten ihre Bemühungen eingestellt. Vermutlich war ihnen auch klar dass ein Greif einem Geschoss einer Balliste auf diese Entfernung gut ausweichen konnte.
Hinter den sieben Zacken befanden sich, auf einer gut zwei Schritt höheren Ebene welche dann auch die nächste Mauer bildete und vom eigentlichen äußeren Rand vielleicht Fünfundzwanzig Schritt entfernt war jeweils gewaltige, irisierende Ätherkrallen, so bezeichnete ich sie auf Grund der Erinnerungsfetzen die sich in meinen Verstand schlichen, welche ich den Gesprächen in der Kammer innerhalb Kholak-Kais zuordnete. Diese Krallen bohrten sich wie greifende Hände von gut Einhundertfünfzig Schritt Größe in die Lüfte und den Limbus und dienten mit dazu die Stadt in der Höhe zu halten. Sie waren, so hatte der Alte Mann es mir erzählt, mit künstlichem Mindorium überzogen, welches Galottas Essen und Laboratorien ausgespuckt hatten.
Diesmal nur in einem Abstand von vielleicht zehn Schritt folgte die eigentliche Stadtmauer, welche sich sicherlich an die dreißig oder mehr Schritt in die Höhe zog. Sie war mit Zinnentürmen und nadelgespickten Portalen bestückt, welche wie eine wahnsinnige Perversion des Eslamsbogen erschienen. Auch auf ihr sah ich Menschen pattroulieren. Also war die Oberseite doch nicht gänzlich ungeschützt.
Hinter dieser Mauer befand sich die eigentliche Stadt.
Erbaut für beinahe Fünfzigtausend Menschen, wirkte sie fast wie ausgestorben mit ihren leeren Straßenschluchten, hohlen Lanzettenfenstern, weiten Plätzen und Kolossalstatuen von Galotta. Die Stadt wirkte ein wenig wie das Spiegelbild der Unterseite, auch sie stieg zu Mitte hin stetig an, nur dass hier der Rundliche Schaleneindruck durch die Kreisförmig angelegten Straßen und bebauten Terrassen mehr an eine dieser Stufenpyramiden der Echsenvölker erinnerte als an eine Schale.
Das Zentrum dieses Hügels, die oberste Plattform der Pyramide bildete ein gut über Fünfzig Schritt hoher Kolossalbau, der Tempel des Tyakra´man, welcher eine Schaufel der Seelenmühle als Kuppel trug, aus welcher sich noch einmal Galottas Himmelspalast erhob.
Dieses mächtige Turmrefugium mit augenverwirrendem Strebwerk in Schwarz und Rot, bildete das Zentrum der Stadt und überragte diese, gemessen an der Höhe der sieben Strahlen an ihrem Rand und damit dem tiefsten Punkt der Oberseite um ein vielfaches.
Ich schätzte, wenn der Turm umfallen würde könnte seine Spitze über den Rand hinweg abbrechen.
Das war aber nicht der Grund dafür, dass dieser seinen Raum der Rache nicht ganz oben an die Spitze dieses Turmes, sondern nur in die Mitte des selbigen gesetzte hatte.
Die Spitze des Turmes war bereits an den Herrn des Dämonenkaisers vergeben und dieser machte damit nicht nur diesem die wahre Hierarchie deutlich.
Galotta hatte seinen Raum der Rache, sein Zentrum der Macht in die Mitte seines Himmelspalastes gelegt, weil auch er manchem nicht zu nahe kommen wollte, und obwohl ich wusste was es darstellte konnte ich einen Zauber nicht unterdrücken.
Das war eine weiter, einmalige Gelegenheit etwas zu sehen, was nur ein verschwindenden geringer Teil Gildenmagier jemals sehen würde, was nicht wirklich schlimm war, und die meisten die es sahen würden dann eh nie, wenn auch aus unterschiedlichsten Gründen, davon berichten.
Der Zauber brachte, im zweiten Anlauf, Kälte, Schmerzen, Übelkeit waren beim Wirken eines Zaubers, egal wie gut man diesen beherrschte, keine wirkliche Hilfe, mehrere Erkenntnisse, keine davon wirklich angenehm, auch wenn mich eine um eine Sorge erleichterte.
Die Spitze des Turmes, die Spitzte Kholak-Kais, der Stadt der Rache, bildete, ganz wie erwartet ein Mahlstrom in die Niederhöllen. Hier öffnete sich eine stetig größer werdende Pforte des Grauens in die Domäne Tyakra´mans.
Die Krallen durchbrachen die Sphären und bohrten sich in die Sechste Sphäre, um Kholak-Kai in der dritten Sphäre in der Luft zu halten.
Ich verwarf den Gedanken, die Greifen irgendwie dazu zu nutzen diese Krallen zu zerstören.
Sie würden es nicht schaffen.
Nicht in der Zeit die uns noch blieb.
Eine Landung auf der Oberfläche Kholak-Kais würde auch nicht funktionieren.
Die Landung an sich wahrscheinlich schon, aber danach wäre unser Unternehmen zum Scheitern verurteilt. Wir würden nie lebend in die eigentliche Stadt gelangen, dafür war der Bereich, ganz wie wenn er genau dafür so gebaut worden wäre, direkt vor der Stadt viel zu offen und einsehbar, die Zugänge zur Stadt zu gut bewacht.
Und eine Landung direkt in der Stadt, hinter der eigentlichen Stadtmauer fiel gänzlich aus und das war auch der eigentliche, stärkste Schutz der Oberseite Kholak-Kais. Ein riesiger Fortifex spannte sich, die eigentliche Stadtmauer als Anker nutzend, über die gesamte Stadt, bis hoch wenige Schritte unter dem Mahlstrom und da wurde kein Fortifex mehr benötigt.
Die Greifen würden nie so nah an diesen Mahlstrom fliegen und ich würde es vom Greif unter mir und auch seinen Gefährten auch nie verlangen.
Zumindest war die Frage bezüglich Ghor und der hier herrschenden Kälte nun erledigt.

Wir hatten einen Entschluss gefällt, der Greif und ich und dieser hatte diesen, wie immer er es auch getan hatte, seinen übrigen Gefährten mitgeteilt.
Das leuchten der Kraftbahnen hatte zugelegt, wenn auch weniger als befürchtet, vielleicht war auch einfach nur weniger Zeit vergangen als befürchtet.
Trotzdem wollten wir nicht weiter welche verlieren, daher war unser Ziel das uns am nächsten gelegene Auge, von welchem aus wir uns ins Innere Kholak-Kais aufmachen wollten. Das alle Augen gleich weit weg vom Zentrum entfernt waren und damit der Weg überall vermutlich gleich weit sein würde war eine weitere Entscheidungshilfe gewesen.
Aber gefallen hatte mir diese Entscheidung trotzdem nicht.
Ich hatte gespürt das der Greif darauf wartet dass ich mich festlegen würde, dass ich, Lynia aus Punin, geborene Nostrierin, und Stolz darauf, gerade wegen all der Jahre in Punin, wo mir genau diese Herkunft beständig zum Nachteil gereicht hatte, bestimmen würde wo sich die Greifen ihrer Aufgabe entledigen konnten.
Ich wusste, diese Gedanken waren ungerecht, vor allem den Greifen gegenüber.
Hatten sie nicht alles riskiert, soweit ich sehen konnte hatten auch schon drei von ihnen alles gegeben, zum Glück sah ich meine Freunde noch auf ihren Greifen sitzen, und vom Greif wusste ich inzwischen das er der vierte werden würde, und dann hoffentlich der letzte blieb der dieses Opfer bringen musste, um uns Sterbliche an ihren Bestimmungsort zu bringen wo wir das Schicksal von uns Sterblichen selbst in der Hand hatten.
Aber warum musste ausgerechnet ich diesen Bestimmungsort festlegen?
Ein größeres Truppenkontingent, bereit zum Abflug, ein Teilstück Kholak-Kais dass herausgefallen war und dieses eine Auge damit vom Rest der Festung abgeschnitten hatte, einfach nur eine verdammte Türe, die warum auch immer nicht aufging, und wir würden scheitern, trotz der Opfer der Greifen, weil ich den falschen Platz für unsere Landung herausgesucht hatte.
Und außer meinen Freunden würde es nie jemand erfahren, zumindest nicht in dieser Sphäre.
Aber meine Freunde waren das einzige, was ich hatte, das einzige was für mich wirklich zählte.
Das Leben jedes einzelnen, welcher dem Magnum Opus Widharcals zum Opfer fallen würde, und dessen Seele damit in Gefahr geriet keinen Einlass in eines der Zwölfgöttlichen Paradise zu erlangen sondern in die Seelenmühle der Niederhöllen geschleudert zu werden, zählte für mich ebenfalls, aber mir war klar dass ich die Seelen meiner Freunde für wertvoller erachtete.
Tief in meinem Inneren schämte ich mich dafür, die Seele eines Menschen, die vor den Göttern alle gleich waren, über die eines anderen zu stellen, aber ich tat es und ich stand zu meinen Gedanken und Gefühlen.
Praios hatte Ranabo bestraft, auf eine Art und Weise die man einfach als Unmenschlich bezeichnen musste, auch wenn Ranabo nie ein Mensch im eigentlichen Sinne gewesen war. Aber Ranabo hatte auf eine Art und Weise gefehlt wie nur wenige Menschen es je konnten.
Ich war ein Mensch und auch wenn ich in meiner Entscheidung fehl gehen würde, ich hatte sie getroffen und würde sie tragen.
Schnell an und in die Festung würde uns vielleicht die entscheidenden Minuten schneller zu Galotta bringen und damit eine unbekannte Anzahl an Menschen und Seelen retten, oder sie würde uns direkt in den Untergang führen.
Aber darüber würde dann Rethon urteilen.
Nun waren wir auf dem Weg zu dem uns am nächsten gelegenen Auge und die Irrhalken spürten es.
Und sie spürten, wer die Richtung vorgab.
Die übrigen Greifen, meine Freunde, ich und Araschar in meiner Hand, wir taten was wir konnten. Der Himmel war plötzlich erfüllt von goldenen und schwarzen Federn, von Blut und Glut, von underischem kreischen aus der siebten und der fünften Sphäre und beständig vom Klang des großen Gong des Heiligen Owilmar.
Leider kamen uns keine neuen Überraschungen von Rohal zu Hilfe, aber es reichte auch so.
Den überlebenden Irrhalken war vermutlich bewusst worden dass die Greifen nicht in Kholak-Kai eindringen wollten und hatten sich auf ihre eigene Art und Weise Gedanken darüber gemacht was die vier Reiter auf den Greifen wohl auszurichten vermochten und ließen schließlich von uns ab.
Gerade noch rechtzeitig, wie ich fand.
Der Greif war mehrere male direkt getroffen worden und zweimal hätte ich Araschar fallen lassen um mich mit einer zweiten Hand festzuhalten, wenn meine Finger sich geöffnet hätten, so hatte sein Körper plötzlich gebockt.
Aber irgendwie hatte ich es geschafft auf seinem Rücken zu bleiben und ich konnte mich auch daran erinnern einen oder vielleicht sogar zwei der Irrhalken welche uns angegriffen hatten mit Araschar getroffen zu haben.
Dann waren wir in das Augenlied eingeflogen und es hatte ein Sekundenlanges, fürchterliches Blutbad gegeben.
Der Greif hatte mir noch im Anflug an das Auge zu verstehen gegeben dass ich mich, wenn er es mir sagte, einfach von ihm fallen lassen sollte und ich hatte ihm direkt zugestimmt. Alleine die Entschlossenheit in seiner Stimme hatte keinen Widerspruch geduldet, auch wenn sie ebenso pfeifend geklungen hatte wie ich mich inzwischen anhörte. Also hatte ich, kaum dass wir das Augenlied passiert hatten, sämtlichen Halt fahren lassen, meine Beine gelöst, ich hatte gar nicht geglaubt dass ich das noch konnte, und mich auf die Seite fallen lassen in welche sich der Greif gedreht hatte.
Im Licht von unzähligen Fackeln hatte ich eine Art hölzerner Plattform wenige Fuß unter mir erkannt und wollte noch so etwas wie eine gelungene Landung hinbringen, aber das schafften meine durchgefrorenen Gliedmaßen dann nicht mehr und so schlug ich unsanft auf der Schulter auf, bevor der restliche Körper folgte.
Ich hörte im Hintergrund Kreischen und Schrei, ersteres hell und klar, zweitere Entsetzt und panisch.
Ich drehte mich auf den Rücken, drückte mich mit den Armen hoch so gut ich konnte und schaute zu wie der Greif und seine Gefährten ohne Reiter die hier stationierte Besatzung förmlich zerlegten. Eine Handvoll Gotongis wurde alleine durch die reine, rechtschaffende Aura des Zornes der Greifen gebannt. Als die drei Greifen mit meinen Freunden eintrafen war die Plattform von jeglicher Wesenheit außer uns, befreit.
Der Greif landete mit blutigen Flügeln vor mir und mit entsetzten erkannte ich die ganzen Wunden überall an seinem Körper. Sein Atem kam nur noch stoßweiße und pfeifend, aber ich glaubte noch an ein Wunder, sah keine wie auch immer geartete Geschosse in seinem Körper und auch keine Schnitte die irgendwelche Eingeweide heraushängen ließen. Ich glaubte an einer Flanke durch einen Schnitt einen Knochen zu sehen, aber selbst das war…
„Lynia.“ Die Stimme des Greif klang sanft und doch drängend in meinem Geist.
Sicher, wir hatten nur den ersten Schritt getan.
Der eigentliche Feind lag noch hunderte von Schritt von uns entfernt und wir wussten weder den direkten Weg zu ihm, noch wie dieser gesichert war.
Eine Lichterscheinung an der Brust des Greif ließ meinen Blick nach unten wandern, wo Araschar unwürdig von meinem kraftlosen Arm mehr schlecht als recht davon abgehalten wurde nicht gänzlich auf den Boden zu fallen. Als ich das leuchten des Schwertes sah hob ich es und schon bei dieser ersten Bewegung spürte ich das es leichter geworden war. Desto weiter ich Araschar hob, desto mehr leuchtete es, desto leichter wurde es. Ich wusste, was das bedeutete. Araschar löste sich auf, wurde zu dem Licht zu welchem es gehörte, wurde eines mit seinem Erschaffer der es aus sich selbst geschaffen hatte.
Ich hatte nie damit gerechnet dass es mich in das Innere von Kholak-Kai begleiten würde, aber ich hatte es zumindest gehofft.
Hatte, seit wir gemeinsam im Glauben an Praios und der Erkenntnis, die mir dabei zuteil geworden war, fest gehofft dass der Greif in mehr als nur meiner Erinnerung an meiner Seite Galotta entgegen treten würde.
„Es wird dereinst wiederkehren.“ Araschar löste sich nun endgültig, nachdem es seit ein paar Sekunden nun schon ohne meine Hilfe vor mir in der Luft hängen geblieben war, in Licht auf und ich blickte direkt in das Greifengesicht des Greif. Seine Stimme klang matt und erschöpft. „Vielleicht, wenn die Menschen wieder einen wahren Kaiser haben.“
Dann setzte sich der Greif vor mir nieder.
Ich sah ihm an, dass es ihm Mühen bereitete und wollte es eigentlich verhindern, aber ich erkannte, dass es ihm wichtig war vor den seinigen eine gewisse Würde zu wahren und nicht wie ich, kurz zuvor, einfach wie ein nasser Sack auf den Boden aufzuschlagen. Ich sah dass er seinen Rücken nicht mehr richtig anheben konnte und auch seine Flügel zuckten nur noch schwach, als er sie leicht nach vorne bewegte.
„Ich werde sterben.“ Ich glaubte dass der Greif lächelte, aber das war bei einem Schnabel dieser Größe schwer zu deuten und in seinen Augen sah ich hauptsächlich Schmerz.
Unbewusst griff ich an ein Loch meiner Robe und begann dieses mit einem kräftigen ziehen weiter aufzureißen um dort einen Streifen Stoff herauszutrennen.
„Es ist in Ordnung, Lynia. Diesmal nicht. Es ist ein geringer Preis, wenn dafür das Menschenreich, dem ich so lange diente, bestehen wird.“
Ich sah das Blut aus seiner Brustwunde quellen und musste verzweifelt darum kämpfen aus dem zittern meiner Hände keine reißende Bewegung zu machen. Ich hielt doch schon fast einen brauchbaren Streifen in der Hand.
„Eines habe ich gelernt, als ich erneut das Licht Alverans schauen durfte.“
Der Greif brachte eine seiner Klauen nach oben und senkte dabei seinen Hals soweit dass sein Schnabel fast den Boden berührte. Sein Nacken lag nun, wie all die langen Minuten zuvor, offen vor mir.
Verstohlen schaute ich nach, ob man erkennen konnte wo ich ihn gebissen hatte, wie wenn das jetzt noch eine Rolle spielen würde.
Ich sah, dass der Greif seine Gefiederkrone abnahm und trat einen Schritt zurück, da diese langsam, ganz so wie ich es befürchtet hatte, die Gestalt eines dunkelhäutigen Menschen annahm.
Der Greifenleib hinter dem Menschen sackte endgültig zusammen und auch wenn ich am menschlichen Körper des Greif keine Wunden sah so erkannte ich doch wie es um ihn stand. Aber es war noch nicht hoffnungslos.
„Alveran ist nicht mehr meine Heimat. Ich habe schon vor Jahrtausenden entschieden, zu den Sterblichen gehören zu wollen. Und als solcher werde ich mein Leben beenden. Ihr habt so Vieles, was wir als Götterboten schon seit Äonen vergessen haben. Nehmt meine letzte Kraft, und geht – findet diesen Galotta, der Kaiserreich, Alveran und Weltgesetz herausfordert. Kämpft um das anbrechende Zwölfte Zeitalter, dem ihr gehört! Ob es aber euch gehört, müsst ihr noch beweisen.“
Während seiner Worte war der Greif einen halben Schritt auf mich zugetreten und hatte mit seinen Händen meine sanft gesucht, sanft von dem Stoff meiner Robe gelöst und dann in die seinigen genommen, was letztlich auch das Zittern meiner Hände beendet hatte.
Ich war für einen winzigen Augenblick erstaunt darüber, dass seine Hände noch so fest waren, obwohl sein Körper schon begann diese Durchsichtigkeit zu bekommen, die er schon am Ende des Turniers gezeigt hatte, als er zwischen uns zusammengebrochen war.
Als seine Hände in den meinigen warm wurden tat ich genau das, was ich eigentlich hatte vermeiden wollen.
Ich hob meinen Kopf und blickte in seine Augen.
Der Greif lächelte mich an, als in pulsierenden Schüben sein Leben durch meine Hände ran, Die Kälte kroch aus meinem Körper und machte einer wohligen Wärme Platz. Mein Oberschenkel schmerzte immer weniger, bis ich ihn nicht mehr oder weniger als den Rest meines Körpers spürte. Die Schmerzen in meiner Schulter, an meinem ganzen Körper, verblassten, wurden Erinnerung, außer dieses einzelne ziehen im Bauch, von welchem ich irgendwie wohl nicht mehr loskommen würde. Aber ich spürte Sumus Kraft in mir, wie ich sie am Mittag des Tages noch gespürt hatte, vor den ganzen Kämpfen und Anstrengungen und ich fühlte etwas, von dem ich nicht gedacht oder gehofft hatte das ich es so intensiv nochmals spüren würde.
Ich fühlte Kraft und Zuversicht und glaubte nun aufrichtig daran, dass wir es wirklich schaffen konnten.
Und während all dieser wertvollen Sekunden hielt sein klarer, fester Blick den meinen, auch wenn der meinige durch Tränen getrübt wurde, durch welche ich ausdrückte was ich nur flüsterte.
Ich wusste was die Greifen als solche für uns getan hatten, aber dies war etwas zwischen mir und dem Greif. „Danke.“
Dann geschah, was ich schon einmal, vor über Fünfzehn Götterläufen hatte erleben müssen, und was ich noch nicht einmal einem Andergaster wünschte, und von dem ich immer gehofft hatte es nie wieder zu erleben.
Ich blickte in die Augen eines Menschen den ich liebte, als diese brachen.
Der Greif war tot.
Nach oben Nach unten
Tela Reisigritt
Erzmagus
Tela Reisigritt


Anzahl der Beiträge : 456
Anmeldedatum : 03.10.12
Alter : 45
Ort : Nordaventurien

Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen II Empty
BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen II   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen II EmptyMo Jan 18, 2016 8:07 pm

Wow. Was für ein Ritt!
Nach oben Nach unten
 
Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen II
Nach oben 
Seite 1 von 1
 Ähnliche Themen
-
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen I
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung I
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung II
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung III
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung IV

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Das Schwarze Auge :: Die Abenteuer der Heldengruppe :: Lynias Zeit in der Gruppe-
Gehe zu: