Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung I

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Lynia
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Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung I Empty
BeitragThema: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung I   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung I EmptyDi Dez 29, 2015 9:31 pm

„Wo wir hingehen? Keine Ahnung, nur weg aus dieser dem Untergang geweihten Stadt.“
„Edler Krieger. Mein Messer, wo muss ich damit bei einem Dämon zustoßen damit es ihm auf alle Fälle richtig weh tut. In den Bauch oder doch eher in die Brust?“
„Natürlich schaue ich dass ich hier weg komme. Schutz in einem Tempel? Wehrheim hatte auch Tempel.“
„Herr Elf, diese Zweihundert Mann der Bürgerwehr wollen wissen wie sie mit dem Bogen umzugehen haben. Ich weiß dass euer Volk vortreffliche Schützen seid.“
„Wo soll ich denn sonst mit meinen Eltern und meinen Kindern hin, wenn nicht aus der Stadt? Du hast ja die Geschichten gehört, dass dort wo die Flammenlanzen aufschlagen die Erde ebenfalls aufreißt, also ist es auch im Keller meines Hauses nicht sicher.“
„Sie richten Plätze für die Verwundeten ein. Los Weib, hol alles an Bettwäsche was wir haben und bring es zu einem dieser Plätze, solange ich beim Waffentraining bin.“
„Ich habe gehört der Aves-Geweihte Udilor führt einen wohlorganisierten Auszug aus der Stadt an. Wenn wir uns beeilen können wir uns diesem noch anschließen.“
„Der Feind hat ein paar Tausende Geistloser Geschöpfe und ein paar Hundert schlecht bezahlte Mietlinge, die lieber die Reste von Wehrheim plündern würden als hier ihr Leben zu riskieren. Und wir? Wir sind zigtausende stolze Bürger einer stolzen Stadt und verteidigen alles was uns lieb und teuer ist!“
Gehört auf den Straßen Gareths am 27. Peraine im Jahre 1027 nach Bosparans Fall.


Nur noch ein bisschen.
Noch einmal umdrehen, die Decke über die Ohren ziehen und noch ein wenig friedlich ruhen.
Gar nicht schlafen, nur ruhen.
Nur noch ein bisschen.
Ein bisschen länger noch.
Wer konnte schon sagen wann ich wieder Gelegenheit dazu bekommen würde.
„Heute Abend.“ Mit einem Ruck warf ich die Decke von mir und schwang meine Beine schnell aus dem Bett.
Bei den Zwölfen, so viel zu tun und ich suchte nach Ausreden warum ich im Bett bleiben konnte. Wenn alle Berechnungen stimmten, und ich hatte keinen Grund daran zu zweifeln, dann würde in Zwei Tagen Kholak-Kai vor Gareth auftauchen.
Zwei Tage die genutzt werden wollten.
Ich hatte am Abend zuvor noch meinen Freunden mitgeteilt dass ich diesen Tag für mich brauchen würde, und den kommenden Tag vermutlich auch noch, sie waren Freunde genug nicht weiter nachzufragen und nicht nur ihr lachendes „Grüße die Bücher von uns.“ zeigte mir dass sie damit einverstanden waren dass ich mich ihnen nicht direkt bei den Vorbereitungen auf die kommende Schlacht beistand.
Magister Stoerrebrandt hatte es nicht ganz so gut aufgenommen, als er mich am gestrigen Abend darum gebeten hatte ihn heute in die Magierakademien und zu den Wächtern Rohals zu begleiten und ich ihm diese Bitte ablehnen musste. Er erläuterte äußert verständlich dass ich als direkte Augenzeugin Kholak-Kais und Stadtbekannte Heldin, diesen Punkt zu überwinden war leicht, zumindest konnte ich mir nicht vorstellen dass man eine Stadtbekannte Heldin mit Misstrauen begutachtete, eine wichtige Hilfe bei seinem Ersuchen um Hilfe sein würde. Im Gegensatz zu meinen Freunden war er jedoch mit einer einfachen negativen Antwort nicht zufrieden gewesen, aber meine Erläuterungen zu meiner Absage fielen bei ihm überraschenderweise auf Verständnis, wobei er mir noch das Versprechen abrang ihm eine Kopie meiner Forschungsaufschriften zukommen zu lassen, sobald es mir möglich war diese auch tatsächlich auf Pergament zu bringen. Bei Hesinde, ich hatte bis zu diesem Augenblick gar nicht gewusst wie wichtig mir Magister Stoerrebrandts Einverständnis gewesen war, auch wenn ich dessen eigentlich gar nicht bedurft hätte.
Aber so konnte ich heute so unbelastet wie es die Umstände erlaubten dass tun was ich seit, derisch Tagen, für mich Wochen tun wollte, wobei ich mir durchaus darüber im Klaren war dass ich dafür sicherlich beide Tage benötigen würde, aber manchen Tätigkeiten konnte man im Voraus einfach keine bestimmte Einheit an Zeit zuordnen sondern musste ihnen die Zeit geben die sie benötigen würden.
Und andererseits, vielleicht würde sich eh alles schon im ersten Tempel erledigt haben.

Schon auf dem Weg zu meinem ersten Ziel überkam mich ein ungutes Gefühl.
Ganz wie ein Zeichen, welches mir zeigen sollte das dieser Gang eigentlich schon lange überfällig war sah ich, kaum dass ich unser Haus verlassen hatte, wohlweislich hatte ich nicht für einen Augenblick an die Möglichkeit zu reiten gedacht, was nicht alleine meinem Körper und seinen Schmerzen geschuldet war, die Massen an Menschen welche die Straßen bevölkerten.
Ich sah Männer in Lumpen und Frauen in teurer Kleidung.
Offensichtliche Handwerker ebenso wie Gardisten, Kinder wie Alte aber zwischen dieser bunten Mischung an Volk stachen die marschierenden Sonnenlegionäre in Kettenhemd, weißem Wappenrock und rotgoldenen Schärpen hervor.
Unweigerlich fragte ich mich ob etwas an den Erzählungen dran war, welche berichteten dass die Hellebarden und Streitkolben, welche diese Kämpfer für den Götterfürsten als Bewaffnung trugen geweiht waren. Einzig, ich würde es wohl kaum überprüfen können, zumindest nicht auf eine Art und Weise die mich nicht direkt auf den Scheiterhaufen bringen würde. Ebenso hieß es dass ihre Rundschilde, welche sie mit sich führten und die in der Morgensonne glänzten Zauberei zurückwerfen konnten. Das wäre nicht ganz so dramatisch zu überprüfen gewesen, aber selbst dieser Versuch würde meinen Plänen für die kommenden Tage und vermutlich auch für einen langen Zeitraum darüber hinaus eher unzuträglich sein, also ließ ich auch diese Überlegungen wieder fallen.
Die Sonnenlegionäre waren jedoch nicht als große Gruppen unterwegs sondern immer vier von ihnen begleiteten einen Praiosgeweihten, einen Lichtverehrer, Lichtbringer und sogar einen Lichtträger erkannte ich an der Anzahl seiner goldenen Sphären an seinem Gürtel. So wie es den Anschein hatte verteilten sich diese über die ganze Stadt um, wie ich bemerkte als ich an einem Lichtbringer vorbeikam, welcher mit dieser Aufgabe schon begonnen hatte, Trost zu spenden und lauthals zu predigen.
„Diese Stadt ist Praios` Stadt. Sie ist und wird immer sein. Doch jenes fliegende Ungetüm spottet Seinen Gesetzen und wird nimmer sein. Lux vobiscum! Lux triumphat!“
Aber die Unterstützung beschränkte sich nicht nur auf einfache Worte, so beeindruckend und kraftvoll sie auch vorgetragen wurden. Bei den letzten beiden Ausrufen leuchtete der Lichtbringer tatsächlich ein wenig heller von innen heraus und nach seiner Rede segnete er alles an Waffen und sonstigen Gegenständen, welche die Bevölkerung die seiner Rede gelauscht hatte entgegenstreckte.
Ich ertappte mich dabei wie ich für einen kurzen Moment meinen Zauberstab für ein paar Finger hob, aber schnell wieder sinken ließ.
Auch Araschar hielt ich in der Decke gewickelt.
Die Aufgabe dieses Lichtbringers war nun eine andere, außerdem erkannte ich in meinen Überlegungen eine Ausflucht mich vor dem was vor mir lag zu drücken. Statt meinen Zauberstab dem Lichtbringer entgegenzustrecken drückte ich ihn fest auf den Boden und nutzte ihn um meine Schultern kräftig nach oben und hinten zu drücken um festen Schrittes meinen Weg fortzusetzen.

Bei Hesinde und Rahja.
Da war ich nach dem Aufstehen so schlau gewesen nach der Morgentoilette mich auch gleich noch so vernünftig wie es ging zu waschen und auch, zumindest für meine Verhältnisse einige Zeit um meine Haare zu kümmern nur um dann von einer Magd zu erfahren dass das Praiosmal schon voll über den Dächern von Gareth stand, was bedeutete dass der Tag schon älter war als ich befürchtet hatte.
Also schnell etwas Brot mit Honig in den Mund geschoben, den Mund und die Hände nochmal gewaschen und dann aus dem Haus.
Ich hatte noch freudig zur Kenntnis genommen dass meine Stiefel sauber waren und meine Robe geflickt worden war, aber diese Gedanken waren der Suche nach einem geeigneten Stück Stoff für Araschar zum Opfer gefallen, immerhin wollte ich diese Waffe nicht wirklich in dieser räudigen Schwertscheide übergeben, aber sie offen durch die Stadt tragen hatte ich mich auch nicht getraut.
Und nun stand ich wenige Schritt vor einem der Praiostempel der Stadt, dem größten nach der Stadt des Lichts und wurde mir zum ersten mal direkt darüber klar dass ich vor lauter „Jetzt aber“ nicht sonderlich viel weiter gedacht hatte.
Meine Kapuze über dem Kopf, meinen Zauberstab fest in der Hand, ein merkwürdiges, längliches Stoffbündel unter den andern Arm geklemmt, in eine klar als Magierrobe zu erkennenden schwarze Robe gekleidet, die zwar nicht mehr vor Dreck stand aber so zusammengeflickt war das sogar die meisten Bettler keine neidischen Blicke mehr dafür übrig hatten stand ich nun da und musste meine Überlegungen bezüglich der Allgemeinbildung des Durchschnittlichen Bürgers Gareths revidieren.
Ganz offensichtlich war die Erkenntnis dass Galotta sich Tyakra´man, dem direkten Widerpart Praios verschrieben hatte, bekannter als angenommen und nun suchten, der Kleidung nach unschwer als solche zu erkennen, die betuchteren Bürger der Stadt den Segen, den Schutz, den Beistand der Diener des Götterfürsten.
Für einen kurzen Moment fragte ich mich warum diese Leute nicht einfach, so wie viele Ärmere es ja auch taten, die Stadt verließen, aber sogar mir, welche ich Phexens Wegen eher nicht auf den Ursprünglichen Aspekten des Grauen Gottes folgte eröffnete sich die Antwort auf diese Frage.
Jemand der nichts hatte musste nichts mit sich führen und konnte, wenn Gareth, ebenso wie Wehrheim zerstört wurde nichts verlieren. Diese Leute hatten mit Sicherheit Häuser in ihrem Besitz, vielleicht sogar mehr als nur ein Haus. Manche mochten Lagerhäuser voller Waren und Besitztümer haben, die sie eben nicht mehr aus der Stadt bringen konnten und die bei einer Zerstörung der Stadt ebenfalls zerstört werden würden und selbst der größte Opportunist, ich war mir sicher dass mehr als genug der Menschen die ich vor mir sah diese Überlegungen schon gemacht hatten, konnte nicht davon ausgehen dass er nach der Machtübernahme Galottas bei diesem vorsprechen konnte und um Wiedergutmachung bitten konnte.
Nein, da war eine prophylaktische Besinnung auf die wahren Götter schon die bessere Alternative.
Mich hätte nur interessiert wieviel Geld sie im Vergleich hier opfern würden und wieviel sie ihrem wahren Herrn Phex schon versprochen hatten, wenn er ihr Hab und Gut schützen würde.
Unbewusst lehnte ich meinen Zauberstab in meine Halsbeuge damit meine nun freie Hand unter den Stoff gleiten konnte wo sie fest den Griff von Araschar umschloss.
Sofort erfüllte mich eine ruhige Zuversicht und Gelassenheit, die ich wenige Augenblicke zuvor nicht gefühlt hatte.
Es gab Zwölf Götter, alle gleich untereinander.
Praios war ihr Fürst und der oberste der Götter, aber das war der Ordnung von Kha geschuldet, dass sogar die Götter einen benötigten der über ihnen stand, aber er sah sich nicht als ihr Herrscher sondern als Oberster der Oberen der die anderen Elf aber als Ebenbürtig betrachtete und weniger als Untergebene.
Selbst ich musste mir ja eingestehen dass ich Praios als einen der Zwölfe anerkannte und ihn auch als Götterfürsten sah, er aber für mich in meiner persönlichen Gewichtung einfach nicht der wichtigste Gott war.
Als ich mir kurz überlegte, dass es auch eher verwerflich war ein Stoßgebet an Praios zu richten wenn man kurz vor der Ausführung eines wichtigen Zaubers stand, konnte ich ein Lächeln nicht unterdrücken.
Ein Lächeln welches ein wenig in sich zusammenfiel als ich die Tempelgardisten, und vor allem ihre Haltung und ihren Blick in meine Richtung sah.
Nun ja, eine schwarz gewandete Magierin die Lächelnd ihre Hand unter, beziehungsweise in einem Stoffballen versteckte und dabei in Richtung eines Praiostempel lächelte hätte mich vermutlich als Gardist eben dieses Tempels auch nervös gemacht.
Um die Situation nicht weiter zu verkomplizieren zog ich also meine Hand wieder langsam von Araschar, ohne die Waffe dabei aus ihrer Hülle zu befreien und nutzte sie um meine Kapuze von meinem Kopf zu ziehen, in der Hoffnung dadurch nicht mehr ganz so bedrohlich zu erscheinen, wobei ich mir auch nicht ganz darüber im Klaren war, was an einer Einhundertzweiundsechzig Finger großen, jungen Frau mit meiner Statur in den Überresten einer Magierrobe, die ihre Besten Zeiten wohl dem Äußeren nach schon Dekaden hinter sich hatte, so bedrohlich erscheinen mochte.
Andererseits, bis vor einer Woche hätte hier in Gareth auch niemand gedacht dass von Hunderten Raummetern Fels aus den Schwarzen Landen solch eine Gefahr für diese Stadt ausgehen konnte.
„Wollt ihr nur einen Hoffnungsvollen Blick auf Sein Haus werfen oder es, wie schon öfters, auch betreten?“ Ein älterer Lichtträger war an meine Seite getreten, und während er mit einer Hand den Gardisten ein Zeichen gab legte er seine andere sanft auf meine Schulter, was nicht weiter schwer war, überragte er mich doch um bald zwei Haupteslängen. Er lächelte huldvoll auf mich herab und zeigte nun mit seiner freien Hand einladend in Richtung des Praiostempel zu welchem hin sich vor uns auch schon eine Gasse gebildet hatte wie um mir zu zeigen dass ich endlich tun sollte was ich so lange herbeigesehnt hatte.

„Ich erkenne keinen Fehl in Euren Worten.“ Der Blick des Praiosgeweihten vor mir lag fest auf meine Augen gerichtet und ich erwiderte diesen, auch wenn es mir mehr als unmöglich erschien.
Aber inzwischen hatte ich das Gesicht des Wahrer der Ordnung, Luminifactus Greifax von Gratenfels so lange während meiner Erzählung betrachtet, dass ich eh beinahe daran glaubte jede Falte darin zu erkennen. Ich saß dem Luminifactus gegenüber, nicht direkt sondern leicht versetzt, aber zwischen uns stand kein wuchtiger Schreibtisch, der befand sich in der anderen Hälfte des Raumes, sondern nur ein kleiner Mohagonitisch auf welchem das Teeservice stand, in welchem ich, zumindest in meiner Tasse meinen inzwischen kalten Tee wusste.
Aber ich hatte mich, kaum das Luminifactus Greifax von Gratenfels mir geboten hatte mich zu erheben, ich hatte mich, ob meines Anliegens und seines Ranges vor ihm auf die Knie gebeugt, und auf diesem Sessel Platz zu nehmen, welcher ein von vier um dieses Tischchen war, so gerade wie möglich auf diesen gesetzt, meine Hände, mit der Handfläche gut sichtbar nach oben, auf meine Oberschenkel gelegt und mich so wenig wie möglich bewegt.
Sicher, ich hatte die Absicht gehabt in einen Praiostempel zu gehen um dort zu beten und vielleicht, so es sich ergeben würde, mit einem Geweihten ein Gespräch zu führen, vielleicht auch über ein oder zwei Punkte die mich und meine Seele belasteten.
Aber nicht viel oder verfängliches, ich sah mich eh schon mit einem Fuß auf einem Scheiterhaufen.
Und natürlich war mein oberstes Ziel die Übergabe Araschars gewesen.
Araschar war nur von der Form her ein Schwert und damit eine Waffe. Vielmehr war es ein Symbol, eine Art heiliger Gegenstand, ähnlich dem Stab des Vergessens der Boronkirche, auch wenn ich Araschar keine ganz so hohe Bedeutung innerhalb der Praioskirche einräumte wie sie der Stab innerhalb der Kirche des Schweigens genoss.
Aber trotzdem blieb Araschar ein Symbol des Götterfürsten und damit ein Teil der Kirche des Praios und gehörte damit auch in deren Hände und nicht in die meinigen, so sehr es mich irgendwie doch ein wenig schmerzte, die Waffe aus der Hand zu geben, spürte ich doch eine Bindung zu ihr die mich über alle Maßen erstaunte.
Aber ich hatte ja immer noch die Bilder der beiden Memorans, welche ich im Anblick der Klinge gewirkt hatte, einen für jede Seite der Klinge.
Ich war zuversichtlich irgendwann die Zeit und Ruhe dafür zu finden beide Bilder abzuzeichnen und zusammen mit meinen anderen Überlegungen und Entdeckungen auf Pergament zu bringen.
Aber das waren Gedanken gewesen die ich gehabt hatte während mich der ältere Lichtträger auf den Tempel zugeführt hatte.
Im Leben hätte ich nicht damit gerechnet dass er mich direkt in die prachtvollen Amtsräume ihrer Eminenz, des Wahrer der Ordnung Luminifactus Greifax von Gratenfels führen würde, der hinter seinem Schreibtisch gestanden hatte wie wenn er gewusst hätte dass ich kommen würde.
Was er ja auch irgendwie hatte, wie ich nun wusste.
Illuminata Lanzenschäfter war gefallen.
Luminifactus Greifax von Gratenfels hatte mir dies mit einer Bestimmtheit mitgeteilt die mir zeigte dass es eine Tatsache und keine Ahnung war. Ich fragte nicht woher er diese Information hatte, und auch wenn ich mich ein wenig darüber erleichtert zeigen sollte, ich hatte die möglichen Auswirkungen einer Rückkehr Illuminata Lanzenschäfters nicht vergessen, ich war es nicht.
Es gab, zumindest für meinen Geschmack, viel zu wenige Praiosgeweihte, egal welchen Ranges, wie Illuminata Lanzenschäfter und mehr von ihr würden dem Ruf der Praioskirche in der breiten Öffentlichkeit sicherlich gut tun.
Aber vor ihrem Ende hatte sie, wohl mittels eines Wunders, vier Namen nach Gareth übermittelt, die meiner Freunde und meinen, mit dem Hinweis dass wir vielleicht die letzte Hoffnung waren. Luminifactus Greifax von Gratenfels deutete zwar noch an das Illuminata Lanzenschäfter bezüglich meines Namens noch weitere Informationen übermittelt hatte, ungewöhnlich ob der Umstände unter denen sie es getan hatte, aber er führte diese nicht näher aus und ich unterdrückte den Wunsch danach zu fragen.
Auf Grund der Tatsache dass die Stadt des Lichtes faktisch durch die Sonnenlegion abgeriegelt war, ich hatte es am Abend zuvor mehr durch Zufall erfahren, als ich erwähnt hatte dass ich diese am heutigen Tage unbedingt noch besuchen musste, ich hatte Araschar nicht erwähnt, blieb mir nichts anderes übrig als diesen Wunsch beiseite zu legen und ich hatte mich dann eben dazu entschlossen dieses heilige Artefakt im größten Tempel des Praios außerhalb der Stadt des Lichtes abzugeben. Wichtig war nur dass es eben in die Hände gelangte in welche es letztlich gehörte.
Daher war auch meine erste Tätigkeit, nachdem ich mich von meiner knienden Position erhoben hatte, gewesen Luminifactus Greifax von Gratenfels das Stoffbündel zu überreichen, bevor ich schnell meinen Platz eingenommen hatte.
Meinen Stab hatte man mir, ebenso wie meine Umhängetasche abgenommen, aber, warum auch immer, niemand hatte nach dem Stoffbündel gefragt oder sonst wie mit einer Geste angedeutet dass ich es abgeben sollte, so dass ich das eingepackte Araschar persönlich hatte übergeben können.
Selbst ich hatte dem Blick Luminifactus Greifax von Gratenfels entnehmen können dass er nicht gewusst hatte was er auspacken würde bis er Araschar frei und unverhüllt auf seinem Schoß liegen hatte.
Für einen kurzen Moment war der Wunsch nach der Frage was Illuminata Lanzenschäfter doch noch mit übermittelt hatte fast übermächtig gewesen, von Araschar hatte sie wohl, auch wenn sich mir diese Überlegung aufgedrängt hatte, nichts berichtet.
Was gefolgt war, war eine Gesprächsrunde gewesen die ich so nicht erwartet hatte, auch wenn man sich irgendwie immer wünscht dass es so kommen würde.
Natürlich ließ ihre Eminenz nie Zweifel daran aufkommen wer von uns auf welcher Stufe stand, aber er gab mir immer das Gefühl dass ich so viel nicht unter ihm Stand und er war, überraschenderweise auch redlich darum bemüht trotz des auf so vielfältige Weise herrschenden Abstands zwischen uns so etwas wie eine Bindung aufzubauen. Er wollte für mich ein Geweihter von einem der Zwölfe sein, ungeachtet welchem der Zwölfe und seines Ranges in dieser Kirche. Ein Mensch wie ich, der jedoch mit einer göttlichen Aufgabe betraut war, welche Seelenheil der Gläubigen hieß. Er legte den Grundstein damit dass er mir erlaubte zu erzählen was ich wollte und zu verschweigen worüber ich nicht sprechen wollte.
„Wir können uns, wenn es bis dahin immer noch euer Wunsch sein sollte, Anfang Ingerimm nochmals in Ruhe und Ausführlich, gerne auch über mehrere Tage hinweg über alles unterhalten.“ Er sprach es mit einer Sicherheit und Bestimmtheit aus, die Tatsache dass in Zwei Tagen nicht das Ende Gareths kommen würde, welches mich tief berührte und erstaunte.
Ihre Eminenz glaubte nicht dass wir das kommende überleben würden, er schien es zu wissen.
Oder er glaubte auf eine Art und Weise daran, die zu erreichen ich nie auch nur zu träumen wagen könnte. „Außerdem wäre ich durchaus an euren Erkenntnissen über die Stärken und Möglichkeiten des Feindes interessiert, über welche ihr auch schon gestern Abend so vortrefflich vorgetragen habt.“
Ich riskierte ein paar Sekunden und versuchte in meinen Gedanken mich daran zu erinnern ihre Eminenz Luminifactus Greifax von Gratenfels ebenfalls im Rat der Helden gesehen zu haben, aber auch wenn ich mich an ein oder zwei Geweihte des Praios erinnerte, dass Gesicht ihrer Eminenz war nicht dabei. Aber er mochte durchaus von anderer Quelle von gestern Abend erfahren haben.
Also begann ich zu erzählen wie wir, also meine Freund und ich, dem Greifen vor etwas mehr als drei Wochen auf dem Weg zur Neuen Residenz begegnet waren, von seinem Zusammenbruch und seinem geflüsterten Auftrag an uns. Ich erzählte alles von dem ich glaubte dass es die Praioskirche betraf und für diese von Interesse sein könnte, also im Schwerpunkt dass was wir über die Greifen über der Schwarzen Sichel erfahren hatten, über die Höhle Keranvor und das vermeintliche Ende der Greifen, aber auch über die Worte Obarans und die Übergabe Araschars.
Über unsere Rückkehr nach Gallys, den Schrecken des feindlichen Heerbanns, über die Zeit in Wehrheim und von der Schlacht, aber auch von meiner Zeit innerhalb der Kammern Kholak-Kais.
Eure Eminenz unterbrach mich nie, sondern nutzte kurze Pausen von mir wenn er Fragen hatte, und nahm meine Begründung, warum ich Araschar nicht schon in Wehrheim der Kirche des Praios, welche durch Illuminata Lanzenschäfter ja recht Hochrangig vertreten war übergeben hatte relativ ruhig und gelassen entgegen.
Auch musste ich nur die Worte Obarans in Keranvor und meine Beschreibung der Wandlung Araschars während dieses in meinem Besitz gewesen war wiederholen, alle anderen Ausführungen nahm er wie ich sie vorgetragen hatte, ergänzt nur um die Antworten auf seine Fragen.
Während meiner Erläuterungen hatte uns ein Novize Tee gebracht und ihre Eminenz hatte sich zweimalig kurzzeitig entschuldigen müssen, wobei er mir jedes Mal angeboten hatte die kurze Unterbrechung ebenfalls für einen kurzen Gang zu nutzen, aber ich hatte beide male dankend abgelehnt, aber auch beide male unbewusst darauf gewartet dass statt eurer Eminenz Sonnenlegionäre mit Praioskrausen den Raum stürmen würden. Ich hatte mich dann beide male selber für diese Gedanken getadelt und irgendwie hatte ich das Gefühl dass ihre Eminenz Luminifactus Greifax von Gratenfels beide male als er zurückgekommen war kurz gelächelt hatte, wie wenn er meine Erleichterung darüber dass er es war und er alleine zurückgekommen war angesehen hatte.
Und schließlich hatte ich meine Ausführungen mit der Offenbarung beendet, dass ich zwar zur Huldigung Praios in diesen Tempel hatte kommen wollen, selbst wenn ich in die Stadt des Lichtes gekommen wäre, in den eigentlich Tempel des Lichtes hätte ich nicht eintreten dürfen, daher hätte ich auf alle Fälle in diesen Tempel zum beten kommen müssen, aber dass ich Araschar eigentlich direkt in der Stadt des Lichtes hatte abgeben wollen, nicht auf Grund irgendwelcher Hoffnung auf Pfründe oder Wohlwollen sondern schlicht weil es mir richtig erschienen war.
Und nun wusste ich nicht was ich mit der Aussage „Ich erkenne keinen Fehl in Euren Worten“ anfangen sollte.
Einerseits war ich erleichtert, andererseits verunsichert.
Es mochte bedeuten dass er mir glaubte, meine Worte entsprachen ja auch der Wahrheit, es konnte aber auch bedeuten dass er der Meinung war, mir die Möglichkeit zu geben meine Worte nochmals zu überdenken, mit oder ohne Hilfe.
„Ich danke euch aufrichtig im Namen der Kirche des Praios für alles was ihr und eure Freunde getan habt, nicht nur für dieses Reich sondern für die Zwölfgöttergewollte Ordnung an sich und ich danke insbesondere euch, dass ihr Araschar zurück in den Schoß der Kirche des Praios gebracht habt, zumal ihm noch eine große Aufgabe bevorsteht, wenn ich euren Erläuterungen richtig folgen konnte. Nun denke ich, dass ihr noch weiteres zu tun habt, bevor Kholak-Kai, wie ihr es so bestimmt genannt habt, diese Stadt erreicht. Aber wenn euch der Sinn noch nach Beichte steht, so würde ich euch diese gerne abnehmen.“
„Entschuldigt, Euer Eminenz.“ Ich hatte mich aus meinem Sessel erhoben und sank nun wieder auf die Knie. „Ich weiß Euer Angebot zu Schätzen und würde gerne Anfang Ingerimm darauf zurückkommen, wenn wir, wie Ihr richtig bemerkt habt mehr Zeit haben, die werde ich für eine Beichte benötigen. Aber nun würde ich gerne in den eigentlichen Tempelsaal gehen um mich Praios im stillen Gebet zu nähern, zumal ich für heute noch die Tempel mindestens von Fünf der anderen Zwölfe besuchen wollte, um morgen den anderen Sechsen meine Aufwartung zu machen.“
„Dann will ich euch nicht länger aufhalten, wohlgeborene gelehrte Dame Lynia.“ Es war das erste mal dass seine Eminenz meine volle Anrede und meinen Namen gebrauchte, während er mir half mich aus meiner knienden Position zu erheben und mir zunickte, als er meinen Blick bemerkte.
Es war die Tatsache dass er ohne zu zögern nickte und dabei lächelte, die mich ein letztes mal an den Schreibtisch treten ließ, auf welche seine Eminenz Luminifactus Greifax von Gratenfels Araschar gelegt hatte, die Stoffbahn die ich als seine letzte Hülle genutzt hatte huldvoll nun als Unterlage für das Schwert nutzend, wo ich mein rechte Hand vorsichtig über die nun glanzvoll strahlende Waffe streichen ließ. Araschar würde mir fehlen, spürte ich, und dass nicht nur auf Grund der Tatsache dass ich nun keine weitere Gelegenheit für Untersuchungen hatte.

Natürlich, zwischen all dem bewaffneten und offensichtlich kämpferischen Volk welches den Rondratempel aufgesucht hatte wirkte ich ein wenig fehl am Platz, und für einen kurzen Moment wünschte ich mir Araschar zurück an meine Seite, offen und unbedeckt, aber dann verwarf ich die Gedanken wieder als das was sie waren. Kleingeistig, Egoistisch, Selbstgeltungsbedürftig.
Dies war der Tempel der Stürmischen, der göttlichen Leuin, der Göttin des Kampfes und der Ehre.
Ich war keine Kämpferin, zumindest nicht so wie Ghor und Hakim dieses Wort definieren würden. Bei Rondra, selbst Tela war eine besser Kämpferin als ich, und nun, da ich mich nicht mehr auf die Wundersame Verteidigung Araschars verlassen konnte, tief in meinem Inneren wusste ich dass dies der Aspekt Araschars war welchen ich in der kommenden Schlacht am meisten vermissen würde, war ich noch nicht einmal eine durchschnittliche Kämpferin.
Ich war froh dass Rondra im Pantheon nach Praios genannt wurde, konnte ich doch meine mir selbst auserwählte Reihenfolge der Tempel beibehalten, hatte ich doch schon im Vorfeld eine Ahnung davon gehabt dass ich nach der Übergabe Araschars und meinem Innerlichen Rechenschaftsbericht gegenüber dem Götterfürsten mein Selbstbewusstsein und meinen Mut wieder aufbauen musste.
Es würde vielleicht damit Enden dass Galotta Kholak-Kai dazu benutzen würde erneut das Magnum-Opus des Widharcal zu entfesseln, aber es wäre sicherlich nicht der Anfang und diesmal würde es wohl eher keinen Keil des Lichts geben welchem ich mich anschließen könnte.
Es waren also wieder einmal nur ich und meine weniger als bescheidenen Fähigkeiten diesbezüglich die zwischen mir und dem Feind standen.
Bilder vom Kampf vor diesem Bergdorf in der Schwarzen Sichel kamen in mein Gedächtnis und mit ihnen die Schmerzen im Gesicht und der Rippen, ebenso wie mein Bauch schmerzte als ich an die Streunerin auf Burg Aulebein dachte.
Ich war keine Kämpferin, keine Kriegerin.
Rondras Beitrag zur Magie war der Mut entschlossen zu handeln, wenn man einen Zauber wirken wollte, Selbstbeherrschung im Umgang mit der Verantwortung zu zeigen welche diese Kraft mit sich brachte, und nicht deren nutzen in einem direkten Schlagabtausch. Nicht umsonst gab es ein göttliches Wunder der Leuin welchen den Einsatz von Magie zur Beeinflussung eines ehrenvollen Zweikampfes unterband.
Leider war das was der Feind plante alles andere als ein ehrenhafter Zweikampf, und selbst in dem was diesem Begriff vielleicht noch am nächsten kommen würde war ein Beistand der Göttin alles andere als gewiss, wie mir das Ende von Heermeister Löwenbrand gezeigt hatte.
Aber nicht nur dieser hatte auf dem Mythraelsfeld sein Ende gefunden.
Gemäß ihrer Natur waren etliche Rondrageweihte dem Aufruf zu den Waffen gefolgt und zusammen mit den Reichstruppen in Richtung Wehrheim gezogen und so wie es schien waren nicht allzu viele dieser von dort zurückgekommen.
Ich selber war für diesen, wenn auch nicht ganz unerwarteten Mangel an Geweihten nicht undankbar, konnte ich mir doch so ein stilles Eck im eigentlich Andachtsraum sichern und mich im stillen Gebet an die göttliche Leuin versenken.
Ich hatte am gestrigen Abend noch darüber nachgedacht Ghor und Hakim ebenfalls über meine Idee zu diesem Tempelbesuch zu unterrichten, aber ich hatte ja nicht sagen können wann genau ich diesen antreten würde und einen oder gar beide vor dem Praiostempel, soweit dass ich die beiden dazu gebracht hätte in diesen ebenfalls mitzukommen gingen meine Träume dann doch nicht, warten zu lassen bis ich dort fertig gewesen wäre wollte ich dann auch nicht, zumal diese heute sicherlich ebenfalls schon eine ganze Menge zu erledigen hatten.
Alleine auf dem Weg vom Praiostempel hier her hatte ich gesehen wie es im Moment in Gareth zuging. Und dann das Bild zweier Helden aus dem Rat wie diese unschlüssig und sichtlich unwohl vor dem Praiostempel herumstanden, nein, wäre der Moral sicherlich nicht dienlich gewesen.
Um diese schien es eh nicht wirklich zum besten zu stehen, wie ich notgedrungen das ein oder andere mal mithören musste, machte doch die Besucheranzahl im Tempel, durch die wenigen anwesenden Geweihten nur minimalistisch gesteuert  eine gewisse Privatsphäre unhaltbar und nicht jeder erging sich wie ich im Stummen Gebet.
Wobei, ich bat die Göttin um Mut, Standhaftigkeit ob der Schrecken die auf uns zukamen, wobei diese mich selber nicht mehr wirklich schreckten und um die ein oder kleine Führung meines Stabes im Kampf, so dies notwendig sein sollte, nun da Araschar das nicht mehr für mich tun würde und ich mir bezüglich dessen was ich Treffern von Waffen ertragen konnte wenig Illusionen hingab.
Madas Kraft war reichlich und stark in meinem Körper vorhanden, Sumus Kraft, das hatte ich ebenfalls schon spüren müssen, nicht ganz so sehr und auch die Möglichkeiten meines Stabes in Bezug auf die Regeneration von Sumus Kraft in einem Körper hatte ihre Grenzen.
Leider war ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die einzige Person in diesem Tempel die über solch eine Möglichkeit verfügten, ich klammerte die Handvoll Heiltränke die sich im Besitz von einer Handvoll Anwesender befinden mochte aus, daher waren die eher laut gesprochenen Wünsche auf zumindest einen schnellen, ehrenvollen Tod ebenso verständlich wie der Wunsch nach einem Tod im Kampf welcher einem Leben in Dämonenknechtschaft vorzuziehen war.
Die meisten jedoch beteten im Schwerpunkt dafür dass ihre Seele ihren im Kampf getöteten Leib direkt in Rondras Hallen verlassen mochte.
Für einen Moment überlegte ich, ob ich kund tun sollte das eine Predigt im Praiostempel vielleicht die nötige Zuversicht zurückgeben könnte, derer es hier etlichen offensichtlich mangelte, aber dann erkannte ich, als ich meinen empörten Blick über die Menge gleiten ließ, was die eigentlichen Hintergründe zu sein schienen.
Keiner der Anwesenden hatte noch die glatte Haut und das ungetrübte Haar der Jugend oder zumindest der ersten drei Dekaden des Lebens. Hier in diesem Tempel fanden sich die ein, welche, aus welchen Gründen auch immer nicht mit nach Wehrheim gezogen waren und nun doch noch auf eine Gelegenheit hoffen konnten sich vor der göttlichen Leuin zu beweisen und sich ihrer endgültig würdig zu erweisen. Dieser Schlag Menschen wollte nicht in gesegnetem Alter friedlich einschlafen oder, was leider immer noch eher wahrscheinlich war, irgendwann einer Krankheit zum Opfer fallen, zumindest nicht wenn es sich vermeiden ließ.
Aber erfreulicherweise lehrte die Kirche der Streitenden Göttin auch, dass jemand der wissentlich in den Tod ging, ohne dass dieser einen göttergefälligen Nutzen wie der Schutz der Unschuldigen beinhaltete, wohl kaum ihr Wohlwollen erhalten würde, daher konnte ich davon ausgehen dass sich niemand der Anwesenden alleine in die nächstbeste Gruppe Angreifer stürzen würde, außer um diese von Unbewaffneten abzulenken um diesen damit die Zeit zur Flucht zu erstreiten.
Ich hatte das ungute Gefühl dass etliche von ihnen genau dazu die Gelegenheit erhalten würden.

Warum gab es eigentlich keine Bücher über die Fähigkeiten in Bezug auf die Nutzung göttlicher Kräfte durch ihre Geweihten?
So etwas wie ein Liber Cantiones für Wunder.
Zumindest gab es so etwas sicherlich nicht an der Akademie in Punin, dieses Buch hätte dort vermutlich so viel Staub angesetzt dass ich es alleine deswegen mal zumindest angeschaut hatte. Immerhin hatte ich auf diese Art und Weise auch zwei Kochbücher und eine Handvoll Rechnungsbücher der Hauswirtschafter gefunden.
Die Geweihten des Efferd waren noch in ausreichender Anzahl im Tempel, auch hier war ich diesem „Ob ich sie darauf anspreche dass sie hier vermutlich im falschen Tempel ist?“-Gesichtsausdruck begegnet, man sollte grad meinen ich wäre zum ersten mal hier, und daher überlegte ich ernsthaft einen von ihnen auf meine Überlegungen anzusprechen.
Eine der größten Gefahren die uns in der kommenden Schlacht drohten war eher sekundärer Natur, aber dafür nicht weniger zu beachten.
Im Gegensatz zum Mythraelsfeld gab es hier in Gareth mehr als genug Material dass auch weiterbrennen konnte wenn die eigentliche magische Kraft des Antifeuers Widharcals verbraucht war.
Aber wie normales magisches Feuer, zum Beispiel von einem Ignifaxius brannte dass, was von diesem Feuer in Brand gesetzt wurde danach trotzdem weiter, auch wenn die Feuerlanze des Ignifaxius sich schon wieder aufgelöst hatte.
Was man natürlich untersuchen und erforschen könnte, hierzu hatte sich auf dem Mythraelsfeld auch nicht wirklich die Gelegenheit ergeben, war die Möglichkeit, dass sich das Magnum-Opus Widharcals auch natürliches Feuer zu Nutze machen konnte und dieses ebenfalls beeinflussen konnte.
Jetzt meine Freundin aus Akademiezeiten an meiner Seite, sie hatte den Beschwörungszweig besucht, sie könnte mir hierzu vielleicht ein paar Antworten oder zumindest Denkanstöße liefern.
Aber die entscheidende Frage konnte sie vermutlich eher auch nicht beantworten.
Gab es eine Möglichkeit dass die Geweihten des Efferd Wasser beschwören konnten und dieses gezielt, wie eine Art göttlicher Aquafaxius auf Flammen schießen konnten?
Immerhin war Wasser das Element Efferds und dieser der Gegenpart zu Gal`k`zuul, welche die Macht über das Wasser für sich forderte, was wohl vielen Leuten vor Wehrheim das Leben gerettet hatte, zumindest hatte Tela mir das erzählt.
Widharcals Einfluss bezog Wasser und Eis, welches Nagrach, dem Gegenpart Firuns zugeordnet war, nicht mit ein.
Aber bezüglich der Möglichkeit Eis für unsere Zwecke einzusetzen gab ich mir ebenfalls keinerlei Illusionen hin. Außerdem befand ich mich immer noch im Tempel Efferds und nicht in der Blockhütte welche den Firuntempel darstellte.
Aber diese Erkenntnisse brachten mich nicht wirklich weiter. Vielleicht brachte mich ja die stille Zwiesprache mit dem Unberechenbaren in dieser Frage einen Schritt weiter.
Sie tat es nicht, im Gegenteil, ich fühlte mich nach innigem, stillem Gebet zu Efferd eher noch mehr hin und her gerissen als zuvor. Einerseits verspürte ich den Wunsch alles ruhig und gelassen auf mich zukommen zu lassen und zu handeln wenn es Zeit dafür wäre, andererseits wollte ich gar nicht mehr erst warten sondern in Göttergefälligem Zorn dem Ungetüm entgegeneilen und es vom Himmel fegen. Nur wusste ich noch nicht, wie ich das bewerkstelligen konnte.
„Ihr macht nicht den Eindruck wie wenn ihr euch im falschen Tempel befindet und ich muss gestehen, ich überlege schon die ganze Zeit woher ich euch kenne.“ Ein jüngerer Geweihter des Unberechenbaren, wobei jünger im Verhältnis zu dem stand was ich bisher so im Durchschnitt an Geweihten in dieser Stadt gesehen hatte, er war immer noch wohl mindestens eine Dekade älter als ich, war an meine Seite getreten und betrachtete mich mit unverhohlenem Interesse.
Selbst die Geweihten der Rondra, die dafür ja nun wirklich nicht bekannt waren hatten mich weniger auffällig und direkt begutachtet.
„Ich war die letzten Monate schon öfter hier. Zwar nicht regelmäßig aber doch ein paar mal. Vielleicht erinnert Ihr euch von daher an mich.“
„Das kann durchaus sein. Aber ich meinte mich zu entsinnen euer Antlitz in einem anderen Zusammenhang unter anderen Umständen Ansichtig geworden zu sein. Es war glaube ich einer dieser unnötigen Staatsakte auf welche uns unser Bewahrer von Wind und Wogen immer zu schicken pflegt um unser Verständnis für die Strukturen von Stadt und Reich zu fördern.“
„Das erscheint mir ein nobles Ansinnen.“
„Das erscheint mir wie eine billige Ausrede um sich vor stundenlangem Gerede zu drücken.“
„Das meint ihr nicht so.“ fuhr es aus mir heraus.
Der Geweihte vor mir war, auch wenn ich eingestehen musste dass ich mich in den Bezeichnungen der unterschiedlichen Weihegrade und der Tracht an welcher man sie erkennen konnte der Efferdkirche nicht so gut auskannte wie bei den Kirchen welche für mich einfach einen höheren Stellenwert hatten, sicherlich nicht der Tempelvorsteher und seine Worte grenzten an direktem Ungehorsam.
„Doch er meint es so und er hat Recht.“ Ein weiterer Geweihter, vom äußeren her nur wenige Jahre älter als mein Gesprächspartner war zu uns getreten. „Aber wenn ihr ehrlich seid, gelehrte Dame, dann würdet ihr bei der Wahl zwischen Studierstube und Ballsaal voller Leute die ihr nicht leiden könnt auch nicht den Ballsaal nehmen, oder?“
Was folgte konnte ich im nach hinein nur als unglaubliche Erfahrung bewerten.
Ich hatte davon gehört, dass die Kirche des Efferd anders sei als die anderen Neun Kirchen, bei Firun und Tsa gab es ja eh, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, kaum eine Hierarchie oder Interne Kirchenstruktur, aber es hatte mich nicht auf das kommende vorbereitet.
Im einen Augenblick schlugen sich die beiden Geweihten, welche ich an Hand ihrer Tracht als einem unterschiedlichen Rang zuordnete vor Lachen Gegenseitig auf die Schulter, wobei ich diese ungezwungene Fröhlichkeit angenehm erfrischend fand, im nächsten schlugen sie sich beinahe ihre Fäuste gegenseitig ins Gesicht, wenn sich ihre Meinungen allzu schnell allzu deutlich voneinander unterschieden.
Aber letztlich überwogten, um bei Efferdgefälligen Begriffen zu bleiben die positiven Gefühle.
Für ein paar Momente musste ich an Tela denken und ich fragte mich was sie, Ghor und Hakim wohl gerade taten und ob es nicht auch besser wäre wenn ich mit ihnen zusammen an den Vorbereitungen für den Angriff Kholak-Kais mitwirken würde, aber dann wurde mir klar dass das was ich gerade tat das einzig richtige war.
In meinem jetzigen Gemütszustand und meiner geistigen Verfassung wäre ich niemandem eine Hilfe gewesen.
Ich war viel zu sehr in meinen Selbstzweifeln gefangen, meiner inneren Unsicherheit und den Einflüsterungen dieses fremden älteren Mannes aus Kholak-Kai um wirklich eine Hilfe zu sein.
Wobei es auch Ausnahmen gab.
Schließlich war ein weiterer Geweihter des Efferd in das Streitgespräch eingestiegen und dieser erkannte mich auch als Mitglied des Rat der Helden, er hatte mich auf dem Platz vor der Alten Residenz an der Seite der Reichsregentin gesehen. Dabei war dem ältesten eingefallen das ich tatsächlich schon öfters hier im Tempel gewesen war und mein erster Gesprächspartner erinnerte sich dann schließlich daran dass er bei meiner Ernennung zur Ehrenritterin des Hauses Gareths dabei gewesen war und plötzlich war allen drei die Frage eingefallen welche ich so sehr befürchtet hatte: „Wart ihr in Wehrheim dabei?“
Ja ich war und so froh ich einerseits war nun doch auch meinen Teil dazu beizutragen die Vorbereitungen der Verteidigung der Stadt mit zu unterstützen, so erschüttert war ich über das was ich dadurch erfahren hatte.
Es hatte keinen allgemeinen Rundruf, keine Botengänge innerhalb der Stadt gegeben, welche alle wichtigen Institutionen und Einrichtungen der Stadt zumindest über die Grundlegendsten Fakten über das wichtigste was uns erwartete zu informieren.
Der Efferdtempel wusste von dem was auf die Stadt zukam nur das was auch auf der Straße die Runde machte und das war, ich wusste es ja mit am besten, nur sehr oberflächlich an den Fakten dran. Im Grunde genommen war es wie wenn man bei einem Artefakt erklären würde das es magisch wäre und dann würde eine, je nach Quelle unterschiedliche Aufzählung an Zaubern, Wirkungen, Auslösern und sonstigen Angaben, von denen etliche gar nichts mit dem Artefakt zu tun hatten folgen.
Also nahm ich mir die Zeit und erläuterte meinem Zuhörerkreis, auf Anweisung des ältesten in unserer Runde, ich vermutete dass er der Tempelvorsteher war, traute mich aber nicht ihn darauf anzusprechen, kamen noch etliche andere Geweihte mit dazu, was meines Erachtens nach für die Geweihten des Launischen Gottes wichtig war.
Während dieser Gesprächsrunde versuchte ich unauffällig die Frage nach einem göttlichen Aquafaxius einfließen zu lassen, aber das daraufhin folgende Gelächter gab mir, so positiv es klang, eine negative Antwort.
Aber zumindest wusste die Geweihten des Alten Gottes nun dass, zumindest meines Erachtens nach, Feuer einen nicht zu unterschätzende Gefahr darstellte, würde es doch auch wenn es uns gelang Kholak-Kai zu stoppen weiterbrennen.
Zudem gab ich zu bedenken, dass es nur eine Frage der Zeit war bis sich ein junger Scholar einer der beiden hiesigen Magierakademien irgendwo versprechen würde, oder die Information einem der Überlebenden von Wehrheim wieder einfiel und dieser dann seine eigenen Schlüsse ziehen würde, und so oder so die Information die Runde machen würde dass das Magnum-Opus Widharcals Wasser nicht beeinflussen konnte, zumindest nicht direkt.
Dann war es nur noch ein paar wenige gedankliche Überlegungen weit bis die ersten sich daran erinnerten dass das Wasser eigentlich ja auch das Element Efferds war, und dann waren es vermutlich nur noch ein paar Sekunden bis die Aussage die Runde machen würde dass man im Tempel des Efferd, dem ja das Wasser heilig war, vor dem Weltenbrand sicher sei.
So grundlegend richtig die Grundsatzüberlegungen auch waren, die weiterführenden Gedanken waren es nicht, immerhin bestand der Tempel des Efferd ja aus Material dass sehr wohl durch Sturm, Feuer oder Erdbeben beeinflusst werden konnte, bis hin zu einem völligen Einsturz des Gebäudes.
Auch die Gardel, welche ja durch Gareth floss konnte nur bedingt Schutz bieten, standen doch viele Gebäude, welche sehr wohl beschädigt werden konnten, direkt an dieser und gegen herabstürzende Trümmer bot auch die Gardel nur bedingt Schutz.
Bei Efferd, wenn diese Information so ungefiltert durch die Stadt ging konnte das was Schutz versprach mehr Opfer fordern als Leben zu retten.
Aber die Geweihten des Alten Gottes versprachen mir ihren Teil zur Verteidigung Gareths zu leisten ,und mit der Entsendung von Boten in andere Tempel, ich hatte noch erläutert welche Gotteshäuser ich heute und am nächsten Tag noch aufsuchen wollte und dort dann, soweit noch nötig selber mein Wissen vortragen könnte, wollten sie beginnen.
Das letzte was ich von den Geweihten hörte war eine lautstarke Diskussion darüber ob man mehrere Boten in die gleichen Tempel schicken sollte, damit sich jeder nur einen Teilaspekt merken musste, oder man es riskierte ein paar Informationen zu verlieren dafür aber in schnellerer Zeit mehr Tempel erreichte.
Vor der Türe war ich ein wenig erschrocken darüber zu sehen wie hoch das Praiosmal schon stand, aber als ich tief durchgeatmet hatte und spürte wie ich mich fühlte war mir klar, es hatte sich gelohnt. Und das in einem Tempel von dem ich es, so ehrlich musste ich zu mir selber sein, mit am wenigsten erwartet hatte.
Ich machte mir gedanklich eine Notiz, nach der Schlacht in Zwei Tagen den Efferdtempel nochmals aufzusuchen und abbitte zu leisten.
Nun musste ich mir aber erst mal den Weg zum Traviatempel einfallen lassen.

Schwester Bridgera, zumindest hatte sich mir die Traviageweihte, die ungefähr mein Alter haben dürfte, aber eindeutig mindestens ein Thorwaler Elternteil hatte, ich vermutete eher das beide Elternteile Thorwaler waren, so gegenüber vorgestellt, führte mich noch bevor ich überhaupt den Tempel der Travia betreten konnte an diesem vorbei und durch eine Hintertüre in einen kleinen Andachtsraum, wobei ich mir die ersten Schritte an den Leuten die zur Armenspeisung anstanden vorbei durchaus der Blicke gewahr wurde, die mir zugeworfen wurden.
Mit einem kurzen „Lasst bitte einfach die Türe zum Andachtsraum offen, wenn ihr eurer Gebet an die Gütige Mutter beendet habt“ ließ mich Schwester Bridgera in der nicht sonderlichen großen Kammer alleine und schloss die Türe zu selbiger von außen.
Aber schon beim Betreten des Raumes hatte ich gespürt dass dies keine einfache Kammer mit ein paar Traviagefälligen Motiven war. Der Raum strahlte, wie die geweihte Hälfte der Blockhütte der Firungeweihten etwas aus das jedem Zwölfgöttergläubigen mehr als unmissverständlich zu verstehen gab dass dies ein besonderer Ort war.
Und so kamen auch bei mir, insbesondere nicht in einem Tempel der Travia gar nicht erst irgendwelchen negativen oder gar bösartigen Gedanken ob der Behandlung durch Schwester Bridgera auf, vielmehr spürte ich eine Art Verständnis und Dankbarkeit.
Ich verstand, warum Schwester Bridgera so gehandelt hatte.
Selbst der Haupttempel der Travia in Gareth unterhielt, ganz wie es das Wesen der Kirche der gütigen Mutter war, eine Armenspeisung und zu dieser kamen nun mal die Bürger die nichts hatten, nichts außer ihr Leben.
Und eben dieses drohten sie nun ebenfalls zu verlieren.
Und diese Gefahr drohte ihnen von jemandem der darstellte was ich verkörperte, eine magiebegabte Gestalt in einer dunklen Robe.
So feine Unterschiede wie die Tatsache dass ich eine Frau war und, ich hatte meine Kapuze absichtlich nicht mehr über meinen Kopf gezogen, auch wenn ich mich dadurch irgendwie noch unwohler und verletzlicher fühlte als ich es auf Grund der vielen Menschen eh schon tat, ich hatte noch Haare und mein Kopf war nicht Scharlachrot gefärbt, gingen Angesichts der Unvorstellbarkeit des kommenden natürlich unter.
Ich ahnte mehr als ich es mit Gewissheit sagen konnte, dass nur die Nähe zum Traviatempel schlimmeres verhindert hatte.
Das und die Tatsache, dass eben Schwester Bridgera, kaum dass sie meiner und meines offensichtlichen Zieles ansichtig geworden war, an meine Seite getreten war und mich an der Menschenschlange vorbei geführt hatte.
Mir waren auch die vielen offenen Waffen aufgefallen, welche die Menschen mit sich führten, trotz der Nähe zum Traviatempel und der Bitte um kostenlose Speisung, aber gut, es war der Tempel der Travia, nicht der Tempel der Tsa.
Die Diener Travias konnten durchaus auch ihren Mann, oder im Falle Schwester Bridgeras ihre Frau stehen, das war eine durchaus bekannte Tatsache.
Ich selber hatte ja auch schon gesehen welchen Stellenwert die Traviakirche sogar bei den Thorwalern hatte, und die nahmen sich ja die Frechheit heraus für sich selber zu entscheiden welche Gottheit der Zwölfe bei ihnen wieviel Bedeutung hatte. Ja, bei ihnen war mit Swafnir gar nur ein Halbgott der Höchste der Götter und Praios, der Name des Götterfürsten beinahe schon eine Beleidigung die man einem zurief wenn man der Meinung war dass er sich zu Hochnäsig verhielt.
Aber all das waren Gedanken, Probleme und Überlegungen die hier nicht her gehörten.
Zumindest nicht jetzt und in diesen Raum.
Vielmehr sank ich vor einem großen Bild an einer Stirnseite der rechteckigen Kammer, welches Travia darstellte auf die Knie und dankte erst einmal im Stummen Gebet dafür dass die Gütige mir Schwester Bridgera entgegen geschickt hatte, die mich in diesen Raum geführt und nun alleine gelassen hatte. So dankbar ich für die Zeit im Efferdtempel auch gewesen war, die erste Zeit für mich alleine im Gebet an den Launischen war wichtig gewesen, und auch hier spürte ich wie die Ruhe und Besonderheit des Ortes mich in sich aufnahmen und mir das gaben was ich zur Zeit mehr als alles andere benötigte, Ruhe und Beistand.
Irgendwann, der Raum war durch Honigkerzen erleuchtet, welche einen angenehmen Duft verströmten, die mir aber trotzdem nicht zeigten wie viel Zeit vergangen war, fand ich aus meinem inneren Frieden zurück in die Wirklichkeit und blickte immer noch direkt auf das Bild Travias, ohne dass ich meinen Kopf dazu hätte bewegen müssen.
Das ziehen an manchen Körperstellen als ich mich erhob zeigte mir dass ich sicherlich mehr als nur ein paar Minuten zur Heiligen Mutter gebetet hatte, aber anders als im Efferdtempel fühlte ich weder Ruhe noch Zorn sondern eine drängende Sehnsucht, gepaart mit einem unerfindlichen Schmerz.
Zudem hatte ich das deutliche Gefühl dass ich eigentlich viel zu kurz hier gebetet hatte, aber ich spürte auch dass ich noch andere Pflichten zu erfüllen hatte und Kholak-Kai sich kaum von meinen Bedürfnissen verlangsamen oder gar aufhalten ließ.
Also trat ich an die Türe zum Andachtsraum und öffnete diese vorsichtig.
Auf dem Gang auf der anderen Seite der Türe herrschte geschäftiges Treiben und ich überlegte ernsthaft ob ich meine Idee bezüglich eines Gespräches mit einer Geweihten der Travia wieder verwerfen sollte und einfach ein anderes mal wiederkommen sollte. Wieder war es wie wenn sie es geahnt hätte, denn plötzlich sah ich die den Gang füllende Gestalt von Schwester Bridgera und wieder schien sie meine innersten Wünsche zu sehen ohne danach zu fragen, denn sie zeigte mir an ihr zu folgen und sie führte mich wenige Türen weiter in eine Kammer, nicht größer als der Andachtsraum, aber gänzlich anders eingerichtet.
Auch hier prägten Traviagefällige Bilder und Motive die Einrichtung, aber diese bestand aus einem einfachen Schreibtisch auf welchem Schreibutensilien lagen, mit einem einfachen Stuhl hinter dem Schreibtisch, und einem Schrank hinter dem Stuhl, und einer kleinen Sitzgruppe bestehend aus zwei Sesseln hinter einem kleinen Tisch.
Auch wenn alles hier einen schlichten und Zweckdienlichen Eindruck machte erkannte ich doch durchaus die Qualität in den Werkstücken, und auch wenn ich es nun nicht genau einordnen konnte, aber ich war mir durchaus bewusst dass selbst in Punin viele Schreibstuben und Kammern bedeutend schlechtere Qualität an Möbeln beinhalteten als hier im Raum stand.
Aber meine Überlegungen verflüchtigten sich als ich an den Schreibtisch getreten war und die Qualität des Pergamentes erkannte, dass hier lag.
„Entschuldigt, Schwester Bridgera, aber so wichtig das was ich euch erzählen und eigentlich auch gleich, wenn es sich schon so anbietet auch aufschreiben will auch ist, für die Dauer des Nutzen dieser Informationen ist dieses Pergament hier eigentlich viel zu Schade.“ Ich musste es wissen. Wenn es Handwerklich etwas gab worin ich mich auskannte dann war es die Qualität von Papier und Pergament.
Die Traviageweihte blickte mich kurz merkwürdig an, dann lachte sie schallend los. „Bei Swafnir und der Gütigen Mutter, an Selbstbewusstsein mangelt es euch wirklich nicht.“
Ich überlegte kurz, ob ich dieses doch eher unverdiente Lob zurückweisen sollte, aber Schwester Bridgera kam mir mit ihrem „Dann nehmt bitte Platz, aber macht euch auf etwas gefasst sollte Mutter Travelinde zurückkehren und euch an ihrem Platz sehen“ zuvor, welches sie mit eindeutiger Handgeste unterstrich, während sie selber sich auf einen der beiden Sessel setzte.
Also nahm ich das eindeutige Angebot an, nahm Platz, öffnete das Tintenfässchen auf dem Schreibtisch, griff nach einer gespitzten Feder und legte mir ein Pergamentblatt zurecht, bevor ich zu erzählen begann, was meiner Meinung nach der Traviatempel wissen musste.
„Ihr meint also Ernsthaft dass wir alle aus der Stadt bringen sollen?“
„Zumindest die von mir angesprochenen Kinder, Alten, Kranken und Versehrten, ja, das meine ich Ernsthaft.“
Ich führte nicht aus dass ich wohl auch auf Grund der Tatsache dass ich davon ausgehen musste dass ich keine Familie mehr hatte Jahrgangsbeste in meinem Ausbildungsabschnitt geworden war. Wenn man niemanden hat um den man sich Gedanken machen muss, wenn man nichts hat wonach man sich sehnen kann, dann setzt man seine Prioritäten anders.
Aber inzwischen war ich mir in dieser Hinsicht nicht mehr so sicher.
Was, wenn der alte Mann in Kholak-Kai recht hatte und mein Weiler gar nie völlig zerstört und eben nicht wirklich alle, meine Familie mit eingeschlossen getötet worden waren?
Ich schüttelte meinen Kopf um diese, im Moment wirklich unangebrachten Gedanken wieder zu vertreiben, was Schwester Bridgera natürlich gleich missverstand.
„Na was nun? Evakuieren oder doch nicht?“
„Ich kann es weder befehlen noch vorschreiben, ich kann es nur empfehlen. Wir dürfen die Stadt nicht Kampflos aufgeben und einfach fliehen. Der Feind wird, wenn er hier sein Ziel erreicht hat nicht damit zufrieden sein was er erreicht hat sondern sein nächstes Ziel angehen und das wird nicht weniger als die Unterwerfung aller Länder sein. Aber hier ist sein Blick getrübt, sein Rachedurst so groß. Nun, wo er nicht vor dem großen Ziel als Ganzem, sondern seinem eigentlichen, aus tiefster innerer Überzeugung gesetztem Ziel steht, wird er hoffentlich so unvorsichtig dass man ihn hier besiegen kann. Aber das geht nur, wenn er hier wirklich um die Erreichung seiner Ziele kämpfen muss, wenn er sich nicht nur um den Schutz seiner Selbst kümmern muss sondern sich öffnen, was riskieren muss, wenn er sein eigentliches Ziel, die Zerstörung des Herz des Mittelreiches und die Vernichtung der Stadt des Lichtes erreichen will. Er muss aber nur kämpfen wenn das was er haben will auch beschützt wird.“
„Aber wird ein Elternteil nicht mit mehr Hingabe kämpfen wenn es damit auch seine Familie beschützt?“
„Kholak-Kai ist kein Wurfgeschoss dass einmal benutzt wird und dort wo es einschlägt entsteht der Schaden. Es ist in der Lage Zerstörung schon im Vorfeld und in einem Umkreis zu wirken die seine eigentliche eh schon beeindruckende Größe übersteigt. Zudem wird es von einer Armee begleitet die Unabhängig von Kholak-Kai und auch von den Zielen Galottas angreifen kann. Im Gegenteil, ich bin sicher dass sie genau das tun wird. Es wird zu Zerstörungen kommen, zu Angriffen, zu Bränden, überall in der Stadt noch bevor Kholak-Kai mit dem eigentlichen Magnum-Opus Widharcals angefangen hat. Wie effektiv wird ein Elternteil kämpfen wenn es ein paar Straßen weiter die Flammen auf den Dächern sieht und befürchten muss das in einem der betroffenen Häuser seine Familie um ihr Leben fürchtet?“
„Aber warum sollten dann nicht alle Familienmitglieder zusammen fliehen und das kämpfen denen überlassen die es gelernt haben?“
„Weil wir hier die größten Chancen auf einen Sieg haben. Wenn Familienmitglieder in zwei Tagen hier kämpfen und helfen Kholak-Kai und Galotta aufzuhalten hat der Rest der Familie etwas wohin sie zurück kommen können, auch wenn man davon ausgehen muss, dass es nicht mehr so sein wird wie vor der Schlacht, bis hin zum Verlust von geliebten Menschen. Aber wenn wir Galotta nicht aufhalten gibt es nichts wohin diese Familien zurückkehren können und selbst wenn die Familie als Ganzes heil und unversehrt und vielleicht auch mit gewissen Mitteln für einen Neuanfang davon kommen sollte, wie weit wollen sie fliehen? Bis über den Raschtulswall, bis nach Maraskan oder bis ins Güldenland? Hier wird das Familienmitglied, mit vielen anderen die Familie haben, Seite an Seite stehen und gemeinsam für etwas einstehen was größer ist als die eigene Familie und mit Hilfe der Zwölfe wird es uns gelingen Gareth, das Neue Reich, die Ordnung als solche zu retten.“
Schwester Bridgera schaute mich eine Zeit lang still an, während ich spüren konnte wie ich weit über mein ganzes Gesicht hinweg rot wurde.
Bei Rondra, was für eine Ansprache von mir. Wieso kam mir so etwas nie über die Lippen wenn ich mit meinen Freunden zusammen war?
Während ich mir meine Rede nochmal durch den Kopf gehen ließ fielen mir keine Fünf Wörter in Bosparano, oder einer anderen Sprache außer Garethi ein die ich benutzt hatte. Wenn ich mit meinen Freunden zusammen war schaffte ich normalerweise keine Fünf Wörter ohne ein Wort in Bosparano zu benutzen.
„Ich werde eure Worte und eure Aufschriebe weitergeben und ich werde für beides ein Wort einlegen, aber die Entscheidung liegt weder bei der Ehrwürdigen Mutter noch bei mir sondern bei jedem Menschen der Stadt selber, denn dies ist schließlich mit eine der größten Errungenschaft dieses Reiches, dass ein jeder Mensch Frei ist.“
Ich nickte Schwester Bridgera dankend zu und ließ mich von ihr bis zur Türe des Tempels geleiten.
Aber die Speisung war beendet und die Anzahl derer die den Tempel für ein Gebet aufsuchten war nun zu dieser Tageszeit, der Göttin wohlgefällig, auf ein sehr überschaubares Maß zurückgegangen.
Als sich Schwester Bridgera von mir verabschiedete, unmittelbar nachdem sie mir erklärt hatte wie ich von hier aus am besten zum Hauptborontempel der Stadt kommen würde, kam ich nicht umhin einen letzten Vergleich darzubringen.
Ich krempelte einen Ärmel meiner Robe so gut es ging bis hoch zur Schulter, spannte meinen Oberarmmuskel an und hob Schwester Bridgeras Unterarm, dessen Robe ich ebenfalls zurückgeschoben hatte daneben.
Schwester Bridgeras Unterarm gewann den Vergleich.
„Ich habe das kämpfen auch nie gelernt, und nicht jeder Magier kann Feuerlanzen werfen oder magische Schutzschilde erschaffen, obwohl ich gestehen muss dass ich beides kann, aber weder das eine noch das andere würde in einem wahrhaft Ernsthaften Kampf ausreichen. Aber ich habe in den letzten Zwei Götterläufen sicherlich mehr ernsthafte Kämpfe, die wirklich Gnadenlos auf Leben und Tod gingen erlebt wie die meisten Gardisten in dieser Stadt und, wie ihr sehen könnt, diese überlebt. Ich habe überlebt weil ich nicht alleine war sondern Menschen an meiner Seite hatte die für die gleiche Sache eingestanden waren wie ich, auch wenn es meistens nur das eigene Leben war.“
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Ghor Nirrano
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BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung I   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung I EmptySo Jan 03, 2016 9:44 am

Huby, echt klasse wie bildhaft du alles beschreibst. Die ganze Welt wird unglaublich lebendig. Freue mich schon auf die nächsten Kapitel die noch vor mir liegen!
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