Das Schwarze Auge
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Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 __Telas Anfänge - Gutenachtgeschichten für Telas Nichte - Teil 6: Erneuter Aufbruch in den Norden

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Tela Reisigritt
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BeitragThema: __Telas Anfänge - Gutenachtgeschichten für Telas Nichte - Teil 6: Erneuter Aufbruch in den Norden   __Telas Anfänge - Gutenachtgeschichten für Telas Nichte - Teil 6: Erneuter Aufbruch in den Norden EmptySo Dez 07, 2014 6:31 pm

Ja, Alena, das Abenteuer könnte jetzt zuende sein, und das dachten wir alle auch, als wir zurückkamen – unseren Auftrag hatten wir ja erledigt.

Unser, oder besser Lynias Auftraggeber, der greise Magister Deoderich, war sehr zufrieden mit den Ergebnissen der Expedition. Zumindest schien es so, denn Lynia wurde von ihm sofort für mehrere Tage in Beschlag genommen. Auch wenn sie es wohl genoss, mit einem so verdienstvollen Forscher zu sprechen, so schien sie nicht wirklich glücklich zu sein. Ich kann mir vorstellen, dass sie selbst sehr gerne noch im Felsenhaus des Alben geblieben wäre, oder zumindest selbst hier in Nostria oder Punin zur Altalbischen Kultur geforscht hätte. Wenn sie abends nach den langen Sitzungen mit Deoderich zurückkam, war sie erschöpft und verschlossen, und die Bücherblässe hat den rosigen Teint der Reise schnell wieder verdrängt.

Ghor und Hakim ließen sich zunächst von einem Metallurgen der Akademie und dann von einem Schmied in Nostria beraten, denn sie hatten jeweils gut einen Stein reines Endurium aus der Heimstatt des Alben mitgebracht, aus dem sie sich nun neue Waffen schmieden lassen wollten. Damit waren sie vollauf beschäftigt, so dass wir uns nach unserer Ankunft ein wenig aus den Augen verloren. Albyrion, der nette Scolar, war in der Zwischenzeit graduiert worden und nicht mehr an der Akademie.

Unsere Reise war zuende, und zum ersten Mal gab es keine Notwendigkeit, dass wir uns täglich sahen. Auch wenn alle in Nostria blieben, so ging doch jeder seiner Wege, und keiner von meinen Freunden hatte wirklich Zeit. Das kam plötzlich, und ich fühlte mich ein wenig einsam und hatte Heimweh nach dem Kosch. Da ich auch eine Reihe an Dingen aus dem Albenhaus mitgehen lassen habe, die ich der Schwesternschaft zur Verfügung stellen wollte, wandte ich mich an Nelina, eine ältere Hexe und Bekannte von Hanni. Sie betrieb einen alchimistischen Krämerladen für heimische Kräuter, der bisweilen die Akademie belieferte auch ab und an von den älteren Studiosi aufgesucht wurde, wenn sie selbst zu faul waren, auf Kräutersuche zu gehen. Nelina quollen fast die Augen über – eine solche Menge unterschiedlicher Metalle und Steine hatte sie lange nicht mehr gesehen, und noch nie auf einem Haufen. Doch sie war selbst schon zu alt, um längere Flüge zu unternehmen, so dass sie mit meiner Beschreibung des Weges zur Albenstadt nicht viel anfangen konnte.

Das war ein Glück für mich, denn sie benachrichtigte Hanni auf magischem Wege, so dass diese zusammen mit den drei Schwestern einige Tage später in Nostria auftauchte. Das war ein Wiedersehen! Wie habe ich mich gefreut! Sie besprachen alles zusammen mit Nelina und mir, und am Ende beschlossen wir, dass ich noch ein wenig im Umfeld meiner Reisegefährten und der Akademie bleiben sollte, um weitere Erkenntnisse in Erfahrung zu bringen. Sie würden in der Zeit versuchen, die Behausung Wilans zu finden und mit Hilfe anderer Schwestern wieder herzurichten. Hanni wusste zu berichten, dass es im Weidenschen und in der Grafschaft Wehrheim wieder vermehrt zu Hexenverbrennungen gekommen sei, und einige Schwestern eines sicheren Ortes bedürften.

So kam es, dass ich noch etwas in Nostria blieb und, weil ich nichts anderes zu tun hatte, Nelina zur Hand ging. Auch wenn es wenig abenteuerlich war, so war es eine lehrreiche Zeit, denn Nelina hatte Gefallen an mit gefunden und nahm sich immer wieder Zeit, mir das ein- oder andere zu erklären. Außerdem war sie begierig darauf, Neuigkeiten aus der Akademie zu erfahren und schickte mich immer wieder mit Botengängen dorthin – eine willkommene Gelegenheit, Lynia wiederzusehen und eine gute Medizin gegen meine Einsamkeit.

Und dann, eines Abends, kamen wir wie von Zauberhand geufen wieder zusammen. Ghor und Hakim hatten tatsächlich neue Waffen anfertigen lassen, deren schwarzer Endurium-Glanz bedrohlich wirkte. Ghor wirkte entspannt und schien das Leben zu genießen – sein Brabaker Akzent klang schon nicht mehr so stark durch wie noch zu Beginn der Reise. Hakims Hinken war auch fast ganz verschwunden. Doch die wichtigste Neuigkeit hatte Lynia! Ihre Forschungen zusammen mit Deoderich hatten ergeben, dass es weit im Norden, am blauen See südlich der Eiszinnen, eine versunkene Albenstadt gebe. Oder zumindest, dass es sie vielleicht gebe, so dass Deoderich uns gerne ein zweites Mal anwerben wolle, um den Hinweisen nachzugehen.

Keiner von uns zögerte lange zuzustimmen. Am längsten vielleicht noch Ghor der zuerst skeptisch aus dem Fenster blickte, dann aber sein neues Schwert betrachtete und seinen Dukatenbeutel betastete. Die Reise würde bedeutend länger werden – waren wir zuvor lediglich wenige hundert Meilen nördlich der Stadt Thorwal an Land gegangen, so würden wir diesmal die Nordküste des Kontinents zu einem Viertel umrunden müssen. Wir würden bald aufbrechen müssen, solange die Jahreszeit noch günstig war. Während sich Lynia und Ghor im Auftrag Deoderichs um eine Schiffspassage bemühten, bereitete ich alles vor, um meine Reisegefährten so gut wie möglich zu unterstützen: Premer Feuer und einen großen Stein für Ghor, Wundsalbe für alle, Magenelixier für Lynia, und viele andere Kleinigkeiten mehr!

Die Reise auf der „Bernsteinschwinge“, einem Lastensegler auf dem Weg in den Norden, verlief ohne größere Zwischenfälle. An einem sonnigen Morgen sahen wir die Hjaldorberge in der Ferne auftauchen, und selbst die seekranke Lynia quälte sich für diesen Anblick an Deck. Wir begegneten Delfinen, die uns ein Stück begleiteten (wundervolle Tiere und immer ein gutes Zeichen für eine Reise, wenn man ihnen kleine Dinge opfert), Walfängern und Thorwalern, die Jags auf diese machten, später dann Eisbergen und endlosen Nebelbänken, die uns für Tage blind und in absoluter Windstille liegenließen. Doch die Mannschaft war routiniert und der Kapitän ein ausgezeichneter Navigator, der die wenigen Zielhäfen, die wir zum Handel oder zum Aufstocken der eigenen Vorräte, immer sofort fand.

So oft es ging, blieb ich draußen an Deck und ging der Mannschaft zur Hand, so dass ich seitdem das ein- oder andere über Bootsfahren weiß. Der Himmel, das Meer – einfach grandios! Wie gerne wäre ich in die Luft gestiegen… Anfänglich gesellten sich Ghor und Hakim dazu, doch bald begann Ghor wieder an der Kälte zu leiden und sich bibbernd in die Kabine zurückzuziehen. Für den Schiffskoch und mich war es ein Ritual, nach jeder warmen Mahlzeit (an Fisch mangelte es uns nicht!) den großen Stein aus dem Ofen zu holen, ihn in dicke Decken einzuwickeln und zu Ghor ins Bett zu legen – was bei der übrigen Mannschaft für milden Spott sorgte, bei Ghor aber immer für ein dankbares Lächeln. Wenn es Lynia etwas besser ging, tauschte ich mich mit ihr über Pflanzen und ihre Wirkstoffe aus, und in ruhigen Stunden versuchte ich mir die Dinge ins Gedächtnis zu rufen, die mir Hanni und Nelina zuletzt beigebracht hatten. Und so ging die lange Reise schnell vorbei, so dass wir nach achtundzwanzig Tagen in Frisov ankamen.

Dort sollte der beschwerliche Teil beginnen. Aber davon erzähle ich dir morgen Abend, jetzt schlaf schön und träume von den endlosen Weiten des Meeres und dem Himmel darüber!
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