Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Wenn die Federn golden fallen II

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Lynia
Erzmagus
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BeitragThema: Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Wenn die Federn golden fallen II   Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Wenn die Federn golden fallen II EmptySa Dez 06, 2014 12:48 pm

Greifenfedern hatten den hochgelehrten Magister trotz seiner über Achtzig Jahre in diese Gegend getrieben. Er hatte vor sechs Tagen in Wehrheim davon gehört, dass es diese in dieser Gegen relativ häufig geben sollte, daher hatte er sich auf diese beschwerliche Reise gewagt und sich dabei die Knochen gebrochen. Aber Greifenfedern waren nun mal eine wichtige Zutat für wirklich guten Waffenbalsam, wie er immer wieder betont hatte.
Leider war das, was Hakim aus der gut vier Schritt hohen Baumkrone geholt hatte keine. Sicherlich, die gut einen Spann lange Deckfeder war völlig unversehrt, aber eben leider keine Greifenfeder sondern die eines, wenn auch wohl recht ansehnlichen, Adlers. Ich musste es ja wissen, immerhin hatte ich in Punin während der Alchemiestunden mehrmals mit Greifenfedern, beziehungsweise in meinem Fall mit Adlerfedern zu tun gehabt. Greifenfedern waren und sind, verständlicherweise, teuer. Der hochgelehrte Magister hatte mit meinen Gefährten wohl darüber gesprochen, dass er bereit wäre, für Greifenfedern zu zahlen, aber solche Sachen waren nicht meines und ich hatte diesem Teil des Gespräches daher keine Aufmerksamkeit geschenkt sondern mir Gedanken über die vielen anderen Themen gemacht, die der Magister so getätigt hatte. Oh Hesinde, vielleicht hätte ich mir doch auch etwas brechen sollen um mehr Zeit für den Magister zu haben.
Tela äußerte zwar noch Zweifel, sie hielt die Feder für eine Greifenfeder, beugte sich dann aber meiner Aussage. Ghor steckte die Feder trotzdem ein, schön genug war sie ja.
Geraume Zeit später begegnete uns ein etwa zehnjähriger Junge, der sich auf Nachfragen als Lechdan, Sohn eines Einödbauern vorstellte. Was ihn eigentlich für uns interessant machte war ein Korb, den er mit sich trug und der voller Federn war. Greifenfedern, wie er stolz verkündete, so viele, wie in den umliegenden Dörfern die ganzen Jahre die er sich schon erinnern konnte zusammen nicht gefunden worden waren. Er würde sie uns überlassen. Ghor nahm den Jungen gleich freudig mit sich und begann ein Gespräch über den Aufkauf dieser Federn mit ihm, während ich mit Tela ein paar der Federn begutachtete. Je mehr der Federn ich begutachte, desto schlechter fühlte ich mich jedoch, bis ich mich schließlich bei Tela kurz Entschuldigte und ein paar Schritte alleine in den Wald ging. Ich bemerkte Telas besorgte Blicke, aber sie war Freundin genug mich in diesem Moment alleine zu lassen. Das in dem Korb waren Greifenfedern und sie sahen genauso aus wie die Feder, die wir an diesem Morgen gefunden und die ich als Adlerfeder klassifiziert hatte. Meine Aussage beruhte auf meiner jahrelangen Ausbildung, auch wenn Alchemie nicht Hauptfach gewesen war. Was bedeutete, dass meine Mitschüler mich jahrelang belogen hatten, als sie mir immer wieder zu verstehen gegeben hatten, dass man an jemanden wie mich doch keine teure Greifenfeder verschwenden würde, sondern ich mich mit den Verhältnismäßig billigeren Adlerfedern als Ersatz begnügen sollte. Ghors freudiges auflachen und das vergnügte Quietschen des jungen Lechdan gab mir zu verstehen, dass zumindest die beiden sich gut zu verstehen schienen und machte mir auch klar, dass meine Ausbildung in Punin hinter mir und die Zukunft an der Seite meiner Freunde vor mir lag. Ich nutzte die Gelegenheit, eh schon ein wenig abseits der anderen zu sein, zumal mir das noch ein bisschen Zeit für mich ließ und Entschuldigte mich bei den anderen erst mal für meinen Fehler mit der gefundenen Feder, was Ghor lachend abwinkte.
„Ist ja kein Schaden entstanden. Ich hab sie ja in weißer Voraussicht trotzdem mitgenommen. Hm, die eine von heute Morgen, die Zweiundzwanzig jetzt, das ganze mal…“ Ghor wurde immer leiser, während er sich die Hände rieb. So kalt war es doch nun wirklich nicht.

Im nächsten Dorf waren unsere Bemühungen leider nicht sonderlich von Erfolg gekrönt.
Von Holgrir hatte hier niemand etwas gesehen oder auch nur gehört. Eine Gestalt wie ein Ucuriat würde ja so auffallen, dass man sich seiner Erinnern und darüber sprechen würde.
Keranvor war für die Menschen hier nur eine Sage über ein Horn eines Greifenkönigs, das Menschen in Greifen verwandelte.
Den „guten Malachan“, wie der Greif, welcher dieses Gebiet wohl bewachte, genannt wurde hatten sie auch schon seit gut zwei Wochen nicht mehr gesehen. Sie wussten, dass er verschwunden war, denn der einzige Greif, der sich in der Zeit hatte sehen lassen, hatte keine solchen kupferroten Schwingen gehabt, welche das einprägsamste Merkmal an Malachan waren und war daher klar als einer der anderen Wächter der Schwarzen Sichel erkannt worden. Außerdem war mit Malachan auch dessen Schutz und Glück vom Dorf genommen worden und das Unglück war eingezogen, anders konnte man sich nicht erklären, dass genau in dieser Zeit der Müllerin der Mühlstein entzweigebrochen war und der Bauer Böcksner den Raschen Wahn bekommen hatte. Aber das war wohl vorhersehbar gewesen, in den Wochen zuvor waren wohl sowohl der Greif Malachan als auch andere Greifen immer wieder aufgeregt über die Häuser geflogen, aber so schnell wie sich die Anzahl der Greifensichtungen erhöhte hatte so schnell wurden es auch wieder weniger. Die Leute schoben es darauf, dass die Greifen einer nach dem anderen starben und damit den Dämonen hinter den Bergen Pfad und Türe öffneten. Auf unsere Nachfrage hin, wieso die Leute auf die Idee kamen, dass die Greifen starben wurde uns erzählt, dass seit geraumer Zeit alle paar Nächte ein ferner Schrei zu hören war, wie von einem großen Adler. Einem Adler, der sich die Seele aus dem Leib schreit. Drei- oder viermal war dieser Schrei wohl schon zu hören gewesen, da gingen die Meinungen auseinander, aber niemand konnte mit Sicherheit sagen, was dieser Schrei wirklich zu bedeuten hatte. Einig waren sich alle nur darin, dass kurz nachdem man Malachan das letzte mal gesehen hatte dieser Schrei besonders laut zu hören gewesen war, wie wenn er in unmittelbarer Nähe erklungen wäre.
Tela merkte wohl, dass ein paar der Einwohner nicht alles sagten, was sie wussten und ging mit einzelnen von ihnen immer wieder mal ein wenig auf die Seite, wo sie sich leise mit diesen Unterhielt. Im Nachhinein erzählte sie uns, dass diese Leute erzählt hatten, dass sie noch etwas anderes hatten fliegen sehen. Es sei groß, aber dunkel und leise. Man könne nur ein heiseres Zischen hören, wenn es vorüberfliegt. Aber das tat es nur nachts. Wie eine riesige Eule, mit Krallen und nie bei Tag.
Ein Steinmetz hingegen trat mit einem ganz anderen Anliegen an uns heran. Wenn uns irgendwelche Lausejungen Fensterelfen verkaufen wollten, oder wir in einer Nachbarbaronie davon hören sollten, dass irgendwelche Lausejunge aus seinem Dorf dort diese Fensterelfen verkaufen wollten, sollten wir diese festsetzen und ihm bringen, mitsamt seinen Figuren. Es wäre nicht schwer, diese zu erkennen, denn er hatte sie aus dem heutzutage seltenen Beilunker Speckstein hergestellt, fünf an der Zahl. Sie waren in seinem Fenster gestanden, zusammen mit kunstvollen Marmorfiguren mit Blattgoldverzierung.
Ghor fragte nach einer genaueren Beschreibung dieser Marmorfiguren, aber der Steinmetz winkte ab und erklärte, dass diese noch da seien, was er aber selber auch nicht verstand.
Aber da der Diebstahl erst in der letzten Nacht stattgefunden hatte konnten die Diebe ja noch nicht weit sein und sie würden uns vermutlich direkt nach Verlassen des Dorfes ansprechen. Wir versprachen dem Steinmetz unsere Hilfe, sollten wir etwas Verdächtiges bemerken oder sehen und auch, dass wir uns in der Nachbarbaronie umhören würden.
Sofort machte man uns darauf Aufmerksam, dass in einer der Nachbarbaronien ein toter Greif in einem Tempel aufgebahrt sein sollte. Dieser sei dort wie ein Stein einfach so vom Himmel gefallen.
Viel Interessanter klang da das, was Tela erfahren hatte. Vor allem Ghor war über diese Informationen äußert erfreut. Der Horst des Greifen Malachan sollte sich nämlich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dorf befinden, auf einem Berg der Sonnenthron genannt wurde. Der Gipfel wurde als relativ niedrig beschrieben und sei mit ein wenig Kletterei in gut zwei Stunden zu erreichen.
Nach einem Mittagsmahl, Ghor zahlte, was uns ein wenig verwunderte, machten wir uns also auf Richtung Sonnenthron. Aber schon nach gut einer Stunde wusste ich, dass die Wegbeschreibung ungenügend, zumindest aber zu Gesellschaftsbezogen war. Für jemanden, der hier in dieser mehr als hügeligen Gegend lebte mochte der Weg ja wirklich nur ein wenig Kletterei bieten, für mich war er eine Qual, die ich zwar schweigend, aber nichts desto trotz leidend ertrug. Zum Glück war der Ucuriat mit einem Pferd unterwegs, dass schränkte die Aussichten auf weitere Klettertouren ein.
Die anderen, welche wohl nicht beständig damit beschäftigt waren zu schauen, wo sie ihre Füße hinsetzen könnten und auch noch Kraft hatten, den Kopf oben zu lassen waren über irgendwelche Rauchwölkchen aus dem Horst des Greifen beunruhigt und wollten auch schon ein Fauchen vernommen haben. Ich hörte nur mein Herz schlagen, was ja einerseits ein gutes Zeichen war, aber mir andererseits auch klar signalisierte, dass ich die letzten Monde in Gareth wahrscheinlich ein wenig mehr körperliche Betätigung vertragen hätte. Aber das war nun nicht mehr zu ändern und meinen Gefährten nach hatte ich es ja auch bald geschafft.
„Hoouu! Vorsichtig Lynia!“, hörte ich plötzlich Ghor unter mir rufen. Ich schaute entschuldigend zu ihm herab, offensichtlich hatte nicht ich mit meinem Fuß den Halt auf dem Stein verloren sondern der Stein unter meinem Fuß den Halt mit dem Berg. Erfreulicherweise verzieh mir Ghor nicht nur sondern kletterte, nachdem er sich noch kurz unter mir versichert hatte, dass ich einen sicheren Stand hatte, neben mich und half mir von da an weiter aufwärts.

„Ein komischer Greif“, sagte Hakim, als er seine Waffe zurück in die Scheide gleiten ließ.
„Wieso nisten Baumdrachen in Greifennestern?“ murmelte ich leise vor mich hin, mehr um meine eigene Stimme zu hören und damit gewiss zu sein, dass ich noch atmen konnte, als um wirklich eine Information zu verkünden. Als wir schließlich am Horst des Greifen angekommen waren hatte uns ein Baumdrache eher unfreundlich und rabiat empfangen, aber die beiden Männer waren mit dem Tier alleine fertig geworden, während ich wirklich einfach nur noch froh war, es geschafft zu haben.
Geschafft hieß, am Rand eines Horstes von vier Schritt Durchmesser, gebaut aus Zweigen und Farnblättern, zu sitzen, Hakim dabei zuhören, wie er einen davonfliegenden Baumdrachen auslachte
„Ja, das hat man davon, wenn man sich mit Hakim dem Großen einlässt!“, Ghor beim Lachen und mit glitzernden Goldfedern spielen zuzusehen, welche den Großteil des Bodens bedeckten und Tela nochmals zu danken, dass sie mir die letzten gefühlten Höhenmeilen, auch wenn es vermutlich nur ein paar hundert Schritt gewesen waren meine Umhängetasche abgenommen hatte.
Bei Firun, was war ich weich geworden. Sicher, ich war eine Magierin, keine Jägerin, aber wenn wir wieder in Gareth wären würde ich darauf achten müssen, nicht mehr so viel Zeit mit Büchern zu verbringen.
„Knochen.“ Telas Aussage zog mich aus meinen Überlegungen zurück in den Horst. „Außer Knochen und Federn ist hier nichts.“
„Ja, und Federn sind auch kaum welche da.“ Jammerte Ghor, während er mit beiden Händen genau diese in Telas Kräuterkiepe stopfte.
„Das bedeutet?“ Ich war mir darüber im Klaren, dass meine Frage sicherlich keine geistige Höchstleistung darstellte, aber da ein gesunder Geist in einem gesunden Körper wohnte verzieh ich mir diesen Ausrutscher, ich würde im nächsten Hesindetempel dafür Buße tun.
„Das, wenn du keine magische Erkenntnis darüber gewinnst, was mit Malachan passiert sein könnte, wir hier nichts erreicht haben.“
„Fast nichts.“ Lachte Ghor leise. „Äh, genau. All die Kletterei für nichts.“ Hob er lauter und mit hervorgedrückter Brust an.
„Na ja, eine kleine, nette Keilerei mit einem leider kleinen, aber wenig netten Drachen würde ich jetzt nicht nichts nennen.“ Verließ sich Hakim vernehmen, was Ghor sofort unterstützte und schon waren die beiden dabei, ihren Kampf mit dem Drachen zu besprechen, der jetzt schon eine Spannweite von drei Schritt gehabt hatte und, wenn sie dieses Tempo beibehielten, in ein paar Minuten auch drei Köpfe. Aber so waren die beiden und dafür war ich ihnen dankbar.
Es tat gut zu sehen, dass sich manche Dinge nicht geändert hatten und manche Wahrheiten ohne Hintergedanken einfach im Auge des Betrachters lagen.
Ich erhob mich von meinem Sitzplatz und begann mit der magischen Analyse, aber das einzige was ich erkennen konnte war, dass auch hier eine Kraftlinie entlangfloß. Sie ging nicht direkt durch den Horst, aber sie strebte zum einen in Richtung Praios, wobei sie nicht direkt dorthin wies sondern gen Efferd abwich und in der anderen Richtung genau in die Schwarze Sichel hinein zu führen schien. Aber nichts davon zeigte einen Hinweis auf den Verbleib von Malachan und es gab auch sonst keine Spuren, die hilfreich gewesen wären uns so blieb uns nur der Abstieg und das Wissen, dass uns nicht jeder Hinweis weiterbrachte. Zumindest Hakim freute sich, dass er uns schwache Geschöpfe hinreichend hatte schützen können, vor diesem Ungetüm, hier folgte eine lange Aufzählung der verschiedenen Attribute und Gefahren des Baumdrachen, während Ghor mit seinen Souvenirs von diesem Abenteuer nicht unzufrieden war, auch wenn es, in Anbetracht der Größe eines Greifen eine doch eher geringe Ausbeute an Federn gewesen war, wie er meinte.
Zu unserem Unglück hatte uns die Kletterpartie auch noch so viel Zeit gekostet, dass wir zur Dämmerung immer noch zu weit vom nächsten Dorf entfernt waren, zumindest den Wegbeschreibungen der Dörfler nach, um es vor dem Einbruch der Nacht noch zu erreichen und in dieser Gegend im Dunkeln zu reiten war ein sicherer Weg seinem Pferd die Beine zu brechen. Und zu Fuß würden wir das Dorf auch erst mitten in der Nacht erreichen und ob man uns dann noch irgendwo Unterkunft gewährte konnte man in dieser Gegend eher bezweifeln. Also ein klassisches Nachtlager, mit Lagerfeuer, Zelt und allem, was uns in vielen Nächten einander näher gebracht hatte.
Ich war so fertig, dass ich um eine spätere Wache bat, um erst einmal ein wenig zu ruhen. Auch auf ein Abendessen verzichtete ich. Ein Ausgiebiges Nachtgebet, in dem Firun den größten Anteil erhielt, musste genügen und meine Gedanken, welche sich um meine Ausbildung in Punin und meine Mitschüler drehten konnte ich auch verdrängen. Sie würden mich während meiner Nachtwache noch wach genug halten, da war ich mir sicher.

Am nächsten Tag erkannten wir, wie gut unsere Entscheidung mit dem Nachtlager gewesen war. Dieses Dorf war von einer mehr als wehrhaft aussehenden Palisade umgeben und schien wehrhaft genug um sich auch gegen größere Bedrohungen schützen zu können. Es war mehr als Fraglich ob man uns da mitten in der Nacht hinein gelassen hätte.
Aber zu dieser Zeit waren die Dorfbewohner auch wach und man erteilte uns mehr oder weniger offen Auskunft auf unsere Fragen.
An den Ucuriaten Holgrir konnten sich viele erinnern. Er war vorgestern durch das Dorf gekommen und weiter in Richtung der Nachbarbaronie geritten.
Keranvor war hier eine Höhle unbekannter Lage, aus der tagsüber Dunkelheit und nachts die
Sonne scheinen soll.
Einen örtlichen Schutzgreifen gab es hier nicht, es flogen viele Jahre mehr oder weniger regelmäßig verschiedene Greifen über die Gegend. Aber auch hier hatte man die Todesschreie der Götterboten vernommen und die Folgen eben dieser. In diesem Dorf zeigte sich der schwächelnde Schutz vor dem Bösen in Form der Horn- und Nasenfäule, welche seit ein paar Tagen unter den Rindern grassierte.
Der eigentliche Grund für die Wehrhaftigkeit der Siedlung war die ihr angeschlossene Silberhütte, in welcher das spärliche Edelmetall aus einer nahen Mine verarbeitet wurde.
Auch hier wurden uns erst durch Telas geschickte Gesprächsführung Informationen offenbart, die, im Nachhinein betrachtet, durchaus nicht für jedermanns Ohren geeignet waren.
Hüttenmeisterin Linngard erzählte von einem Besucher, der vor einigen Tagen hier war. Zu diesem Zeitpunkt waren die Rinder schon von der Seuche befallen gewesen, daher waren wohl auch von den anderen Bewohnern keine Informationen über ihn gekommen. Wäre die Seuche nach seinem Besuch aufgetreten hätten diese ja gleich einen Schuldigen gehabt und sich mit Sicherheit an den Schwarzmagier erinnert, denn Linngards Beschreibung des Mannes, seltsame starre Augen und einen Kapuzenmantel mit ähnlichen Symbolen wie meine Magierrobe hätten diesen Sicherlich gleich dazu gemacht, zumal sie ihn auch als Gelehrten darstellte. Er hatte bei ihr zwei Stein möglichst reines Elektrum, eine Gold-Silber-Legierung gekauft und dafür sieben Dukaten gezahlt. Linngards Frage, ob wir vielleicht diese Dukaten wechseln könnten, in solch einer Gegend war ein Dukate für die meisten Menschen etwas, von dem sie gehört aber nie gesehen hatten und die wenigsten würden ihn als Zahlungsmittel auch nur in Betracht ziehen, zeigt mir, dass die wichtigen Fragen wohl geklärt waren. Ich löste mich von meinen Gefährten um ein wenig Raum und Luft zum Nachdenken zu haben. Irgendetwas hatte dieses Elektrum in mir klingen lassen. Magister Prahe hatte es erwähnt. In einer seiner vielen Ausführungen vor zwei Tagen. Elektrum und auch Beilunker Speckstein. Beide Materialien waren in einem Zusammenhang gefallen, aber es war so vieles, was an diesem Abend an Begriffen und Themen gefallen war, ich wusste, was ich suchte war in meinem Gedächtnis, nur, ich hatte es noch nicht gefunden.
„Komm, es gibt einen Hinweis bezüglich Greifen.“ Riss mich Tela überraschend ungehalten aus meinen Gedanken.
Ein Hinweis auf die Greifen war auch gestern die Wegbeschreibung zu Malachans Horst gewesen, aber das war, wenn auch anstrengend und letztlich Erfolglos eigentlich kein Grund für solch eine schlechte Meinung über einen Hinweis. Die Erkenntnis, dass der Hinweis ein an Tollwut erkrankter Mann war, den man zum Sterben in eine Hütte im Wald gejagt hatte erklärte mir dann aber durchaus, warum Tela so ungehalten war.
Joruga, welches in dieser Gegend sicherlich zu finden war, wenn man ein wenig suchte und Phex und Peraine mit einem waren, war zwar kein Wunderheilmittel gegen Tollwut, aber es erhöhte die Chancen für den Betroffenen erheblich und tatsächlich, noch auf dem Weg zu der Hütte fanden wir ausreichend für eine Behandlung einer Person.
Zusammen mit Tela kümmerte ich mich um den rothaarigen Mittvierziger Bardo, wie er wohl hieß, der inzwischen schon fiebrig in der Hütte lag. Sein Blick war glasig, er schien nur noch schlecht zu sehen, zuckte häufig zusammen, nieste, spuckte, bat um einen Schluck Wasser, den er in einem Anfall aus Telas Händen schlug, bevor er sie zu beißen versuchte. Ghor und Hakim hielten ihn fest, so dass Tela und ich unsere Arbeit machen konnten.
Irgendwann schien es Bardo besser zu gehen und er schien so klar und ansprechbar, dass Tela einen vorsichtigen Versuch startete, mit ihm ein Gespräch zu führen.
"Da waren zuerst ein leises Rauschen und Malvenduft. Ein großes Wesen mit Flügeln, elegant wie eine Katze, stolzierte so umher. Am Himmel hatte es irgendwie eine glitzernde Spur hinterlassen, aber es selbst war rötlich dunkel und kaum zu sehen. Dann kam der goldene Greif. Er war schnell, hatte gesträubtes Gefieder und sein Kopf zuckte aufgeregt. Er schien seine Federn zu verlieren. Die beiden Wesen umtanzten einander, beide groß wie Ochsen. Dann flog das erste Wesen wieder weg, und der Greif folgte ihm. Bald darauf hörte ich einen durchdringenden Schrei, der mir fast die Ohren zerriss. Das muss der Todesschrei eines Greifen gewesen sein."
Bardo brauchte eine gefühlte Ewigkeit für seine Erzählung, da er ständig röchelte, nieste und zweimal plötzlich einen Wutausbruch bekam und für geraume Zeit nur tobte und schrie.
Ich bekam hingegen Angst. Die Beschreibung des Mannes vor mir ähnelte auf erschreckende Art und Weise der Beschreibung eines Irrhalken und als wir kurze Zeit später die Hütte verließen, mit dem Segen der Götter würde Bardo die Krankheit nun überstehen, teilte ich meine Besorgnis mit meinen Freunden, wobei ich aber diesmal gleich hinzufügte, dass ich mir nicht gänzlich sicher war. Alleine die Beschreibung, dass die der Greif den Irrhalken nicht sofort angegriffen hatte und umgekehrt, sondern sich beide erst einmal umtanzt hatten passte so gar nicht in das, was man über Greifen und Irrhalken und deren Beziehung zueinander wusste. Aber andererseits, es waren die Niedergeschriebenen Worte von Menschen. Menschen die versucht hatten, göttliche Wesenheiten und Dämonen und deren Beziehung zueinander zu begreifen.
Da uns Bardo keine genaue Angabe über einen möglichen Horst des Greifen machen konnte und als Ort der Begegnung des Greifen mit dieser anderen Wesenheit nur eine Lichtung im Wald genannt hatte beschlossen wir uns direkt weiter zur Nachbarbaronie zu reiten, in welche auch Holgrir unterwegs war. Wir waren wieder auf der richtigen Spur, dass wollte als Zeichen der Götter gesehen und genutzt werden.

Inmitten der Wolkenlandschaft des Himmels sahen wir plötzlich einen von einer hellen Aureole umgebenen Punkt. Während er sich näherte glaubte ich das Schlagen mächtiger Flügel zu hören und tatsächlich, kurze Zeit später sah ich ihn. Ein herrlicher Greif mit weißen und goldenen Schwingen flog direkt auf uns zu. Bevor ich mir meiner Handlungen bewusst wurde hatte ich mein Pferd gestoppt, war auf dem Sattel geglitten und ein paar Schritt nach vorne getreten, wo ich nun mit demütig gesenkten Haupt auf die Ankunft des Gottgesandten wartete, wie es sich für eine Zwölfgöttergläubige geziemte.
Mit einem Satz landete der Greif vor uns, ich bemerkte nur am Rande die Nähe meiner Freunde. Seine Spannlangen Krallen bohrten sich in den Untergrund, ein beiläufiger Flügelschlag wehte uns Taunässe ins Gesicht. Ich blickte hoch und sah, wie der Ochsengroße Greif mit strengen Adleraugen hochmütig auf uns herabblickte. Er war umgeben von einer Aura und Erhabenheit eines Alverniars.
„Was ist euer Weg in diesen Bergen, Sterbliche?“ grollte seine Raubvogelstimme.
Ich hörte, ohne dass ich die Worte verstand, dass Tela das Gespräch mit dem Greif führte, während ich versuchte einzuprägen, was einzuprägen war. Für einen Moment war ich versucht, die neuen Fähigkeiten meines Stabes einzusetzen, aber ob das Wirken von Magie in der Nähe eines Dieners des Praios wirklich so eine gute Idee war wagte ich zu bezweifeln.
„Nur wer im Herzen rein und ohne Falsch ist, darf die Lande unter der Greifenwacht betreten. Wahret die Gebote des Sonnengottes oder spürt seinen Zorn.“
Wieder antwortete Tela etwas, was eine lachend vorgetragene Zustimmung von Ghor zu bestätigen schien. Ich glaubte, meinen Namen gehört zu haben, aber sicher war ich mir nicht. Dafür spürte ich ebenso wie ich ihn sah den Blick des Greifen auf mich gerichtet.
„Du trägst den Fluch der Mada in dir. Chaos und Unordnung erzeugst du, Chaos und Unordnung bist du selbst. Meine Augen sehen dich.“
Jede Faser meines Seins schrie danach, einfach auf die Knie zu fallen und um Gnade zu bitten, aber Praios war auch der offene, gerade Weg. Verstecken, Lüge, das war dem Sonnengott ein Gräuel, offen für sich und sein Dasein einstehen, das war ihm jedoch wohlgefällig. Ich war eine anerkannte Gildenmagierin und es gab keinen Grund Angst zu haben. Hoffte ich.
Erneut führte Tela das Gespräch fort.
„Dies sind nicht die Dinge eures Horizontes, Sterbliche. Der Weg der Greifen ist ein Höherer als der der Menschen. Steckt eure Schnäbel nicht in unsere Angelegenheiten. Meine Brüder fielen stolz im Kampf mit den Schatten aus den dunklen Landen. Unsere dämonischen Ebenbilder, die ihr Irrhalken nennt.“
Erneut stellte Tela eine Frage über Greifen, was den Greif vor uns nun aber richtig aufbrachte.
„Wovon sprecht ihr, Sterbliche? Wen ihr Greif nennt ist nur ein Mensch und kein Götterbote. Sein Name ist nicht unser Name. Er kümmert uns nicht. Und euch sollten solche Dinge auch nicht kümmern. Geht zurück in den Schutz eurer Bauten, verkriecht euch und richtet euer Leben nach den Geboten des Sonnengottes und opfert ihm, was ihr nicht unbedingt zum Leben braucht, dass ist ihm Wohlgefällig und seiner Würdig. Aber wandelt nicht auf Wegen, die seinen Dienern auferlegt, denn ihr seid keine Diener, höchsten einfache Gläubige, aber das auch nur schwache, sonst wären wir uns hier nie begegnet. Und nun kehrt dahin zurück, woher ihr gekommen seid.“
Staub aufwirbelnd erhob sich der Greif majestätisch wieder in die Luft und war kurz darauf wieder eines mit dem Himmel.
„Und so etwas darf einem Gott dienen? Da scheint es Praios ja schlechter zu gehen als gedacht, wenn er sich solche Diener halten muss.“ Ghors Aussage ließ mich erschrocken innehalten und meinen Blick von meinem Pferd wieder nach oben gleiten. Aber der Greif war zum Glück wohl schon weit genug weg gewesen, so dass er Ghor glücklicherweise nicht gehört hatte. Aber durch diese Aussage wurde mir auch klar, dass ich meine Idee, die anderen von der Weisheit der Worte des Greifen überzeugen zu wollen wohl gar nicht erst umsetzen musste, sie würde eh nicht funktionieren.
Auch gut, dann blieb mir diesen Abend am Lagerfeuer, der Weg war so schlecht, dass wir die Pferde die meiste Zeit führen mussten und das nächste Dorf daher heute bestimmt nicht mehr erreichen würden, ein wenig mehr Zeit für meinen Bericht.

Am abendlichen Nachthimmel, vielleicht dreihundert Schritt über uns konnten Tela und ich plötzlich einen leuchtenden Schweif am Himmel sehen: tausende feiner Sterne, die in einem magischen Band am Himmel funkelten. Der Schweif schien hinter einem großen Flugwesen zu entstehen, das man kurz vor dem zunehmenden Mond ausmachen konnte. Kurze Zeit später sahen wir wiederum einen Greif leuchten, der dem Schweif folgt und kaum zu bemerken schien, wie ihm dabei die Federn ausgingen. Zum Glück hatten sich die beiden Männer schon hingelegt, Ghor hätte es fertig gebracht und mich mit meinen Stab als Fackel dazu benutzt, jetzt noch mitten in der Nacht nach diesen Federn zu suchen. Tela hingegen schaute erst noch in den Himmel und dann mich an. Ich nickte zustimmend. Auch wenn die beiden Männer immer Gegenteiliges behaupteten, manche Sachen konnten Frauen auch ohne viele Worte regeln.

Der Tag begann anders als ich erwartet hatte und damit meinte ich nicht die Tatsache, statt in einem Schlafsaal in einer Herberge auf dem Waldboden aufzuwachen.
Zumindest war es Tela, die mich geweckt hatte und sie schien ein wichtiges Anliegen zu haben.
Geraume Zeit später, frierend nackt an einem Bach stehend ging es mir noch nicht sonderlich besser. Diesmal lag es weniger an Unerfüllten Hoffnungen sondern viel mehr an dem, was Tela erzählt hatte. Eine Sphinx jagte die Greifen.
Was mich mehr ängstigte war jedoch Tela. Das Auftreten der Greifen ihr gegenüber, die Tatsache das die Sphinx sie hatte töten wollen, Tela wirkte bedrückter als ich sie lange gesehen hatte und, bei Rahja und Tsa, ich erkannte eine Chance, vielleicht auch mal diejenige zu sein, welche die andere ein wenig aufbauen konnte und da sie gerade Ghor und Hakim erwähnt hatte, hatte ich auch schon die passende Frage dazu. Leider war ich in solchen Dingen nicht ansatzweise so bewandert wie sie und konnte mir, trotz aller Willenskraft ein Lächeln nicht verkneifen, als ich ihre Reaktion sah. Natürlich bemerkte sie es beinahe sofort.
„Dein Grinsen! Spielst die naive Adepta, und ich wäre beinahe drauf reingefallen! Na warte...!“

Im nächsten Dorf wurde unsere Spur frischer.
Unser gesuchter Ucuriat Holgrir war gestern hier in diesem Dorf abgestiegen und hatte nach der Grotte Keranvor und dem Gehörnten Kaiser, einem mächtigen Berg gefragt.
Keranvor war in diesem Dorf ein Spalt in der Erde, der Tadelhafte in lichte Alveraniare und Tadellose in dunkle Dämonen verwandelte. Aber niemand hier kannte die Lage der sagenhaften Grotte, aber den Weg zum Gehörnten Kaiser, der in der Nachbarbaronie lag, konnte man uns erklären. In diese Richtung war wohl auch Holgrir aufgebrochen.
Diesmal war es Ghor, der eine weitere, Interessante Informationsquelle in Form eines betrunkenen Ziegenhirten ausmachte. Nun ja, um diese Zeit schon so betrunken sein, dass wäre vielleicht sogar mir aufgefallen, wenn ich nicht eine Peraine-Geweihte entdeckt hätte.
So erfuhr ich erst später von den anderen, dass der Hirte namens Bosper vor einigen Tagen nachts ein riesenhaftes, rötliches Geschöpf mit Flügeln auf dem Dach seines Stalls hatte landen sehen, welches ihn mit saphirblauen Katzenaugen angestarrt hatte. Augen, in denen Blitze wohnten, Böse Blitze.
Ich hingegen hörte von der Peraine-Geweihten, mit der ich eigentlich in ihrem Tempel beten wollte eine Geschichte, dir mir gar nicht gefiel, auch wenn sie ein gutes Ende hatte. Sie erzählte mir davon, dass der jungen Traviane vor zwei Tagen der zwei Tage alte Säugling aus der Wiege gestohlen worden war. Als sie meinen Entsetzten Blick bemerkte versicherte sie mir schnell, dass alles wieder in Ordnung war. Ein Jäger hatte das Kind schreiend, aber unversehrt im Wald gefunden und sogleich zu ihr gebracht. Sie hatte den Säugling selber untersucht und außer Hunger schien er nichts zu haben und ihm schien auch nichts geschehen zu sein. Um dem dörflichen Aberglauben entgegenzuwirken hatte sie die Vermutung geäußert, dass es ja keinen offensichtlichen Grund für Entführung des Kindes gegeben hätte, außer der Tatsache, dass der Säugling in dieser Zeit wohl sein Kindspech abgegeben hätte, was ja eine Zutat für Hexen- und Verwandlungsgebräue war. Ich versicherte ihr, dass ihre Aussage richtig gewesen war und Kindspech tatsächlich für solche Anwendungen dienlich sein konnte. Und dann war es mir eingefallen, was die ganze Zeit immer am Rand meiner Wahrnehmung gesessen hatte. Ich dankte der Geweihten vielmals und drückte ihr eine Großzügige Spende in die Hand, die sie erst gar nicht annehmen wollte. Erst als ich sie darauf hinwies, dass es schön wäre, wenn sie im Tempel beim nächsten Gottesdienst für mich mitbeten würde, vor allem darum, dass nicht ein paar der Dörfler auf die Idee kommen mögen, dass ich als Magierin vielleicht zufällig Kindspech für ein Verwandlungselixier benötigt hätte und noch gar nicht so weit weg sein könnte, dass sich eine Verfolgung nicht lohnen würde, nickte sie und steckte das Geld ein. So sehr ich auch nach dem Kind sehen wollte, nur um zu schauen ob auch wirklich alles in Ordnung war, mir war klar, dass es keine gute Idee wäre und daher schloss ich mich dem Entschluss meiner Gefährten an, Holgrir zu folgen, so lange sein Vorsprung so gering war.
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