Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Aus der Asche - Die neue Ordnung – Teil 8: Einen Herzog ärgern II - 16. Ingerimm 1027 BF

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Tela Reisigritt
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BeitragThema: Aus der Asche - Die neue Ordnung – Teil 8: Einen Herzog ärgern II - 16. Ingerimm 1027 BF   Aus der Asche - Die neue Ordnung – Teil 8: Einen Herzog ärgern II - 16. Ingerimm 1027 BF EmptySa Nov 22, 2014 9:42 pm

Tela war beeindruckt. Sie hatte immer gedacht, dass sie ihre Reisegefährten gut kannte, doch als Ghor das kleine Lederetui mit Dietrichen ausrollte und das Schloss zu den Privatgemächern des Herzogs keine zwei Minuten standhielt, pfiff sie leise durch die Zähne. Als er sich zu ihr umdrehte, um ihr mit einem Lächeln die Tür zu öffnen, sah sie, dass ihm der Schweiß auf der Stirn stand. „…aus der Übung…“ murmelte er, und da Tela ihn noch nie hatte Schlösser knacken sehen, musste es tatsächlich schon eine Weile her sein, dass er geübt hatte. Was hatte er nur vorher in Al’Anfa gemacht? Sie würde es zu gerne wissen.

Sie war sich im Klaren, dass es großes Glück war, dass Ghor diese ungeahnten Fähigkeiten besaß. Allein wäre sie hier so nicht weitergekommen, und hätte es wohl über die Außenseite des Gebäudes versuchen müssen – bei den vielen Wachen trotz ihrer Hexenmagie wohl ein sehr riskantes Unterfangen. Oder sie hätten sich eines fremden Schlüsselbundes bemächtigen müssen – und ob das weniger riskant gewesen wäre.

Ghors Blick ruhte lange auf der Schmuckschatulle der Herzogin. „Lass es, Ghor, die wertvollen Sachen trägt sie heute alle am Leib.“ Zögerlich wandte er sich ab, der nächsten Tür entgegen. Da! Plötzlich! Schritte auf der anderen Seite. Als sie wieder verschwunden waren, machte Ghor sich an das Schloss, doch hier wollte es nicht so recht gelingen. Nach dem dritten Fehlversuch gab ihr Freund ein entnervtes Grunzen von sich. Entschlossen nahm sie ihm die Dietriche aus der Hand und drückte seine breiten Kämpferhände in ihre kleineren. Dann schloss sie die Augen und ließ die Kraft fließen. Als sie sie wieder öffnete, schaute er sie neugierig an. „Hanni sagt, das bringt Glück und ruhige Hände“, flüsterte sie, „probier’s nochmal.“ Das Schloss öffnete sich sofort.

Je näher sie der Schatzkammer des Herzog kamen, desto intensiver wurden die Sicherungsmaßnahmen. Mit knapper Not gelang es Ghor, die Tür hinter ihnen wieder zu verschließen, bevor der Wachmann sie, wie bei jedem Rundgang, mit einem Druck auf die Klinke prüfte. Dann jedoch standen sie vor einem Schloss, dessen Machart Tela bereits kannte – der Eisenschrank der Zwerge, den sie vor fast wie Jahren nach Havena begleitet hatten, hatte einen ähnlichen Mechanismus. Ermutigt durch seine Erfolge mit den Türschlössern versuchte sich Ghor auch hieran. Ein hoffnungsvolles Knacken kündete davon, dass einer der fünf Mechanismen überwunden war. Doch als der zweite wieder zurücksprang, drückte er den ersten mit großer Kraft in die Ausgangsposition, so dass der Dietrich zerbrach. Ghor entspannte sich erst, als er beide Teile auf den Dielen fand.

„Das wird die letzte Tür sein, Ghor. Lass uns die Elementare einsetzen.“ Ghor nickte. Tela nahm den Metallring, den sie von Lynia erhalten hatte, und drehte ihn am Finger. Die Luft knisterte und knackte, und ein erdig-erziger Geruch erfüllte den Raum. Schemenhaft zeichnete sich der Elementar vor der Wand ab. „Bringe uns durch diese Wand in den nächsten Raum!“, befahl Ghor. Der Schemen bewegte sich auf die Wand zu. Satuaria! Sollten sie jetzt einfach durch die Wand gehen? Neugierig streckte Tela ihre Hand aus - und diese verschwand fast widerstandslos im massiven Stein! Den überraschten Schrei konnte sie nur knapp unterdrücken, so dass sie sich einen bösen Blick von Ghor einhandelte. Sie holte tief Luft, schloss die Augen, und folgte ihrer Hand durch die weiche Masse.

Als die sie Augen wieder öffnete, stand sie jenseits der Wand in einem Raum, in den das Mondlicht durch mehrere kleine vergitterte Fenster hoch über ihrem Kopf fiel. Ghor war sofort neben ihr und sah sich um. Sie beide mussten durch die Zähne pfeifen – hier war also das Herz des Herzogtums am Großen Fluss! Oder eher die steingewordene Erweiterung des Schädels von Herzog Jast Gorsam.

Karten. Truhen. Ein Schreibtisch mit verschiedenen Briefen. Und in der Mitte: Das Auge des Morgens! Bei der Göttin, sie hatten es gefunden. Tela ging näher heran und betrachtete seine Details. Ja, gewiss, das war das Original, dies war keine erneute Falle. Als sie ihren Blick hob, sah sie, wie Ghor über die Landkarte am Tisch gebeugt stand. Das Mondlicht fiel so, dass alles klar und deutlich erkennbar war, einschließlich der Stirnfalten ihres Freundes: „So viele Truppen. So nah an der Grenze. Das ist nichts, was sich schnell bewerkstelligen ließe. Dazu braucht es Zeit. Hier: Elenviner Breitschwerter,… Lanzer,… Schwere Reiterei, … ich frage mich…“. Seine Gedankengänge verloren sich im Gemurmel. „Ghor, lass uns nicht zu lange bleiben. Wir müssen das Auge noch dahin bringen, wo der Dschinn es durch die Luft transportieren kann, also in die Vorkammer mit dem öffenbaren Fenster.“

„Einen Moment“, gab der Südländer zurück und ließ seinen Blick ein weiteres Mal durch den Raum gleiten. Tela nahm den Brief in ihre Hände, der zu oberst auf den Karten lag und an den Herzog adressiert war, und ihre Augen weiteren sich ungläubig! „... Euch ergebenst, Rhianna Conchobair“. So! Die Albernierin spiele also doppeltes Spiel! Nach all den Tagen auf dem Reichskongress wunderte Tela nichts mehr, aber das Gefühl der Enttäuschung stellte dennoch ein. Sie hatten die stämmige Tochter des Schwertkönigs bereits kennengelernt, auch am Abend des Attentats war sie zugegen. Eine Adelige wie jede andere auch, doch der Klang ihres Familiennamens war nach der Schlacht an der Trollpforte vor einigen Jahren der der des Heldenmuts im Kampf gegen die Schergen Borbarads. Und nun stand derselbe Name unter einem kleinen, verräterischen Brief.

Ein sattes Klimpern ließ sie aufhorchen. Im Halbdunkel sah sie, wie Ghor tief in die Kiste mit Balihoer Rädern griff. Ihr erster Impuls war, ihn zur Rede zu stellen, doch einerseits kannte sie Ghor inzwischen gut genug, und andererseits wollte sie gerade nichts weniger sein als die Anwältin des Herzogs vom Großen Fluss. Sie würde Ghor später daran erinnern müssen, die Räder irgendwo aus dem Weg zu schaffen, denn sollten sie aus irgendeinem Grund geschnappt werden, wäre das ein Hinweis, dass sie tatsächlich hier oben waren.

Tela rief den zweiten Elementar herbei, der ihnen zusammen mit dem Auge des Morgens die Rückkehr durch die massive Wand des Turms ermöglichte und mit einem erdigen Knistern verschwand. Dann öffnete sie zunächst das Fenster des Raumes und dann die kleine Schatulle mit der Feder und blies einmal darüber. Schweigend erschien der von Lynia beschworene Dschinn zwischen ihnen. „Bringe das Auge des Morgens unbemerkt in das Zelt Kaiser Selindian Hals und bewache es dort, bis der Kaiser oder Graf Rondrigan anders befehlen.“ Der Dschinn schaute die beiden Gestalten spöttisch an, und mit einem „schlechte Luft hier…“ hob er es durch das Fenster, während sich ein feiner Nebel darum legte.

Der Rückweg war ein Kinderspiel, und Tela musste nicht schauspielern, als sie sich beim Betreten des Festsaals die verzausten Haare richtete. Sie blickte an Ghor empor hängte sich an seinen Hals, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und flüsterte so laut, dass es die Umstehenden mitbekommen mussten: „Gut gemacht! Und so feines Werkzeug!“
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