Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Aus der Asche - Die neue Ordnung – Teil 4: Blutrausch - 12. Ingerimm 1027 BF

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Tela Reisigritt
Erzmagus
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BeitragThema: Aus der Asche - Die neue Ordnung – Teil 4: Blutrausch - 12. Ingerimm 1027 BF   Aus der Asche - Die neue Ordnung – Teil 4: Blutrausch - 12. Ingerimm 1027 BF EmptyMi Nov 19, 2014 11:18 pm

Der dritte Tag in Elenvina schien den Gefährten eine Verschnaufpause zu bieten, die sie nutzten, um die zusammengetragenen Informationen zum Verbleib des Schwarzen Auges auszuwerten. Die Nachricht, dass Großfürst Selindian Hal demnächst zum Kaiser gekrönt werden würde, war bereits zu früher Vormittagsstunde in aller Munde und überraschte keinen der Gefährten besonders.

Tela war in der Früh wieder beim Hafen gewesen, um den Weg des Gepäcks Orsinos von Falkenhag weiterzuverfolgen – was nicht schwer war, da seine Schrankkoffer allesamt in die gräfliche Residenz gebracht worden waren. Dort aber war Tela durch Zufall mit einem der Stalljungen ins Gespräch gekommen, der ihr erzählte, dass tatsächlich eine Kutsche des Herzöglichen Haushalts, wohl mit Gräfin Isora an Bord, offen zur Magierakademie gefahren sei. Die Abneigung des Herzogs vom Großen Fluss gegenüber jedweder Magie sei ja bekannt, und schon lange habe es keine offiziellen Besuche mehr zwischen Residenz und Akademie gegeben, nicht einmal zu den üblichen Anlässen.

Auch die anderen waren nicht untätig gewesen – Hakim zeichnete ein differenziertes Bild der Stimmung der Albernier gegenüber den Nordmärkern – der Zahori schien inzwischen Gefallen an der hohen Politik gefunden zu haben. Lynia und Ghor steuerten den anderen Part zur Kutschfahrt an die Akademie bei, nämlich, dass die Leiterin der Akademie, Ruane von Elenvina, eine Base der Fürstin Isora vom Großen Fluss sei, und dass seitens der Akademie jeder Besuch des Herzogshauses mit Schrecken erwartet würde, da eine Auflösung der Akademie im Raum stehe.

Die Puzzleteile fügten sich für Tela erst dann zusammen, als sie erfuhr, was alle anderen wohl schon längst wussten – ihr aller Freund Galotta war einige Zeit Spektabilität der Elenviner Akademie gewesen und hatte neben einem äußerst schlechten Ruf noch einen Turm hinterlassen – seinen Turm – der schon seit Jahren nicht mehr betreten worden sei. Kurz nach der Ankunft der Kutsche, die mit einem besonderen Koffer beladen war, war Licht in besagtem Turm zu sehen gewesen, zum ersten Mal seit Jahrzehnten.

Als sie gerade beschlossen hatten, dem Turm diese Nacht einen Besuch abzustatten, wurden sie von Graf Rondrigang gebeten, sie auf den Rundgang auf Gut Grötzentrutz zu begleiten. Dort würden die weltberühmten Elenviner Pferde gezüchtet, so dass es sicher ein einmaliges Erlebnis sei – und außerdem sei die Stimmung zwischen den heimischen Nordmärkern und den Alberniern inzwischen so gereizt, dass Graf Rondrigan die Gegenwart der Helden als letzten Ausweg sah, einen friedlichen Verlauf des Abends zu gewährleisten.

So fanden sich die Gefährten dann auch gegen Abend auf Gut Grötzentrutz wieder, welches ein wenig außerhalb der Stadt die berühmten Stallungen beherbergte. Tela trug standesgemäß in das einfache, aber aus hochwertigen Stoffen gefertigte grüne Kleid, das sie am Tag zuvor mit Hakim erstanden hatte. Sie musste zugeben, dass es Männern eher stand, zu solchen Anlässen in Rüstung aufzutreten – sie war ja schließlich eine Kräuterhändlerin und keine Amazone. Auch ihren Wanderstab ließ sie im Zelt – was sollte schon passieren, in Begleitung von Hakim, Ghor und Lynia sowie drei Dutzend Adeligen.

Auf dem Spaziergang durch das Gut hatten sie Gelegenheit, mit einigen der Adeligen, die sie schon auf dem ersten Kongresstag kennengelernt hatten, näher ins Gespräch zu kommen. Aufgrund ihrer Recherchen interessierte sich Tela insbesondere für Fürstin Isora – vielleicht war aus ihr, bei aller Vorsicht, von ihr der ein- oder andere Hinweis auf das besondere Verhältnis zur Akademie herauszukitzeln.

Doch die Fürstin war ihr in dieser Hinsicht deutlich überlegen. Wie kann man nur so nett sein, ohne auch nur einen einzigen inhaltlich verwertbaren Satz zu sprechen? Ein sympathisches Auftreten, ein fröhliches Lachen, die ein- oder andere charmante Anekdote aus der Kindheit – die Fürstin war eine perfekte Unterhalterin, in deren Gegenwart man sich nur unwohl fühlte, wenn man es selbst wollte – was wohl auf die gesamten Albernier zutraf, die sie ja bereits einmal als Regentin kennengelernt hatten. Des hohlen Parlierens müde wandte Tela sich schließlich der Gräfin Franka Salva Galahan zu, an ihrem ersten Kongresstag eine engagierte Rede gehalten hatte.

Die Spannung zwischen den Gruppen war zum Zerreißen und drohte in einen Eklat zu münden, als beim Vorbeigehen der Albernier plötzlich das Dutzend Winhaller Wolfsjäger anschlug. Sofort war Tela hellwach, denn der Verhalten der Hunde war nicht nachvollziehbar. Gut, dass sie hinter stabilen Gittern sind, dachte die Hexe, und fühlte sich an ihre erste Begegnung mit den Wölfen im Kosch erinnert. Dort hatte sie freiwillig darauf verzichtet, zu fliegen, doch hier wäre es ihr mangels Fluggerät von vornherein nicht möglich.

Sie schaute sich nach Hakim um, der ebenfalls stirnrunzelnd zwischen den Albernischen Adeligen und den Hunden hin- und herschaute. Die Albernier selbst waren von den Hunden weniger beeindruckt als von den Provokationen der Nordmärker, die die Situation dergestalt auszunutzen wussten, dass so manche Hand sich auf die Schwertknäufe legte.

Mit einem glockenhellen Lachen forderte Isora die Damen um Gräfin Galahan, Lynia und Tela auf, die Männer doch einfach streiten zu lassen und noch ein wenig von der schönen Abendluft zu genießen. Auch wenn die Gräfin Galahan zunächst etwas verschnupft schien, so vereinnahmt zu werden, gab sie schließlich nach und setzte sich zusammen mit den übrigen in Bewegung. Der Abend war wirklich schön, der launische Ingerimm hatte sich nach einigen Schauern doch noch zu einem goldenen Abend durchgerungen, so dass ein leichter Nebel über den hügeligen Weiden des Gestüts lag.

„Ein Attentat!“ gellte der Schrei aus Richtung der Stallungen, und Tela hörte die Dumpfen Aufschläge der Pfoten in ihrem Rücken. Wie aus dem Nichts schossen die eben noch sicher verwahrten Winhaller Wolfsjäger heran, pfeilschnell und pfeilgerade auf sie zu.

Zu schnell! Zu viele! Sie hörte Ghors und Hakims Klingen aus ihren Schneiden gleiten, als sie ihre Hand an den Griff ihres Jagdmessers legte und dem ersten Paar, das auf sie zusprang, eine Blitz entgegenschleuderte. Selbst bei gut dressierten Jagdhunden reichte dies üblicherweise, um sie für ein paar Sekunden außer Gefecht zu setzen, doch hier hatte sie sich getäuscht. Ein leichtes Zucken ging durch den Körper des Hundes, als ihn die magische Entladung traf, doch er änderte weder Kraft noch Richtung und flog mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen auf sie zu. Der Aufprall riss sie von den Füßen, und bevor sie sich wehren konnte, fühlte sie die Zähne der Bestie in ihrer Schulter.

Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Rest der Meute sich auf die Gräfin stürzte. Das würde sie nicht überleben! „Lynia! Pralüsier die Gräfin! Das ist ihr Ziel!“, brüllte sie, auch um dem Schmerz ein Ventil zu geben. Ein Jaulen zeigte, dass Hakim einen der Jagdhunde am Schwanz etwa 20 Schritt gegen einen Zaunpfahl schmiss. Auch Ghor hatte zwei oder drei. Doch der Hauptteil verbiss sich in der Gräfin.

Sie musste ihr etwas Zeit verschaffen! Unter Schmerzen riss sie den verletzten Arm frei und entlud fast die Hälfte ihrer arkanen Kraft auf die sieben Tiere in ihrem Blickfeld. Ein gemeinsames Aufjaulen zeigte ihr, dass sie erfolgreich war – so würde hoffentlich weniger der tödlichen Bisse ihr Ziel finden.

Der zweite Hund hatte sich inzwischen in ihrem Bein verbissen, das glücklicherweise durch eine Falte im Kleid etwas geschützt war, so dass die scharfen Zähne erst den Taft durchdringen mussten. Sie senkte ihr Jagdmesser in das Tier an ihrer Seite, und ein Schwall Blut ergoss sich über sie, ohne dass der Biss sich lockern würde. Biest! Verrecke! Sie spie ihm eine Ladung Spucke ins Gesicht, die sich sofort ätzend in Augen und Nasen fraß. Endlich löste sich der Kiefer aus ihrer Schulter. Mit dem Messer setzte sie nach, bis sich das Tier in seinem eigenen Blut wand.

Aus den Augenwinkeln sah sie Hakim (oder war es Ghor?) heranhechten und nach dem Hund an ihrem Bein schlagen, während sie sich der Gräfin näherten. Der Hund ließ ihr Bein fahren, so dass sie ihm einen weiteren Blitz entgegenschleiderte, der diesmal mehr Wirkung zu erzielen schien. Doch auch sie selbst war nicht mehr ganz bei Kräften, so dass der erste Stich mit dem Jagdmesser daneben ging. Doch die weiteren trafen, und der verwundete Jagdhund schnappte vergeblich nach ihren Armen und Beinen.

Schließlich saß der letzte Hieb, der ihm die Halsschlagader auftrennte. Eine heiße Fontäne schoss ihr entgegen und nahm ihr die Sicht und ließ sie zurücktaumeln, das tote Tier über ihr. Als sie sich befreit hatte, standen Ghor und Hakim breitbeinig über einem Feld von Kadavern, während in Sichtweite einige Damen spitze Schreie ausstießen. Lynia löste sich aus ihrer Starre und kniete sich zusammen mit Ghor neben die Gräfin.

Tela schaute Ghor fragend an, der den Puls der ohnmächtigen und schwer verletzen Gräfin hielt. „Mit Lynias Hilfe kommt sie durch.“, sagte er knapp, als er mit einigen sicheren Schnitten Kleid und Mieder der Frau durchtrennte, um der Magierin einen besseren Blick auf die Verletzungen zu ermöglichen. Dann schaute er ein zweites Mal auf, nahm sein Messer hoch und grinste: „Du hast es auch nötig…“.

Da merkteTela erst, dass es nicht nur das Blut des Hundes war, das ihr Kleid durchnässte, sondern dass sich die dunkle Stelle um ihre Schulter rasch vergrößerte. Sie war noch immer in Alarmbereitschaft und traute der Stille nicht, so dass sie darauf verzichtete, ihre eigenen verbliebenen Reserven der Kraft für die eigene Heilung zu aktivieren, sondern sich an Lynia wandte, die ihr wortlos ihren Stab reichte und den dort gespeicherten Heilzauber auslöste. Inzwischen war sie immer häufiger froh, dass sie Lynia auch in ihrer Eigenschaft als Gildenmagierin als ihre Freundin wusste.

Doch ihre Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Das Verhalten der Hunde war so merkwürdig, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Sie wartete, bis Lynias und ihre Heilung abgeschlossen waren, dann wirkte sie einen kurzen Odem auf die weiterhin bewusstlose Gräfin Galahan und einen der Hunde, der neben ihr lag. Doch außer der Reststrahlung der beiden Balsams war keine magische Quelle zu sehen.

Als sie ihren Blick wieder gehoben hatte, sah sie, dass die beiden Männer schnellen Schrittes in die Richtung verschwanden, aus der sie ursprünglich gekommen waren, und wo sich der Großteil der Adeligen noch befinden musste. In diesem Moment bemerkte sie auch, dass zu den lauten Schreien, die bereits zuvor zu hören gewesen waren, der Klang von Schwertern dazugekommen war. Verdammt, hörte das denn nie auf!

Sie bat Lynia, sich um die Gräfin zu kümmern, und spurtete, so schnell sie ihre frisch verheilten Beine trugen, den Männern hinterher. Doch sie war zu spät, um noch etwas ausrichten zu können. In dem Moment, als das Schwert eines Nordmärkers eine der Albernierinnen mit aller Macht aufspießte, traten Hakim und Ghor zwischen die Kämpfenden. Ihr bestimmtes Auftreten und der Todeeschrei der Albernierin schienen die Parteien schlagartig wieder zur Vernunft kommen zu lassen. Tela hechtete zur verwundeten Albernierin, doch der blutige Stoß hatte die zarte Frau fast halbiert, so dass jede weltliche und magische Hilfe zu spät kam. Sie schloss die im letzten Entsetzen aufgerissenen Augen der Frau mit einem Handstrich über ihr Gesicht und richtete sich auf.

Ihr Wort durchschnitt die aufbrausenden Stimmen der Streitparteien, die wieder zu lautstarken gegenseitigen Beschuldigungen anhoben: „Albernier dort lang!“ Sie zeigte auf die linke Seite, wo sich bereits der Hauptteil der Albernier befand. „Nordmärker dort lang!“ Sie wies auf die andere Seite der Stallungen. Beide Wege würden in die Stadt führen, aber sie würden sich nicht kreuzen. „Ghor, Hakim! Wenn noch einer von denen die Waffe oder die Stimme hebt, macht ihn einen Kopf kürzer!“ Stille kehrte ein, als sie erneut anhob: „Im Osten sinnt der Drache auf Rache. Und ihr nehmt ihm hier seine Arbeit ab, indem ihr euch selbst abschlachtet. Ist denn der Namenlose in euch gefahren!“ Bei der Erwähnung des dreizehnten Alveraniars ließen auch die letzten ihre Waffen sinken. Sie drehte sich um und ging – sie hatte besseres zu tun als sich mit adeligen Idioten auseinanderzusetzen.

Auf ihrem Rückweg musste sich Tela eingestehen, dass, wer immer für dieses Unheil verantwortlich war, ganze Arbeit geleistet hatte. Ohne ihr Einschreiten hätten womöglich nicht viele lebend das Gestüt verlassen, und die Gräfin Galahan hätte man in Stücken aus dem Hundezwinger tragen müssen. Wenn keine Magie im Spiel war, so musste die Ursache anderswo liegen. Das Abrichten auf die Gräfin konnte man ausschließen, so dass letztlich nur noch die Alchimie als Hilfsmittel übrigblieb. Die Gräfin war das Ziel – aber was genau an der Gräfin. Sie machte sich an eine genaue Untersuchung.

Einige Stunden später, die Welt lag schon im Dunkeln und die Gräfin Galahan wohlbehalten im Zeltlager der Albernier, setzten sich die Gefährten zusammen und kamen zu dem Entschluss, dass sie die Hintermänner (oder –frauen) finden mussten, um einer weiteren Eskalation vorzubeugen. Bei ihrer Untersuchung waren ein intensiv riechendes Stück Stoff am Ärmel Gräfin Galahans und eine fremdartige Feder in der Nähe der Hundezwinger aufgetaucht, die Lynia als sehr schwach magisch, möglicherweise feeisch, indentifizierte. Hakim hatte es zudem geschafft, das Wasser aus der Hundetränke sicherzustellen. In Ermangelung eines eigenen Labors würden sie auf einen Alchemisten in der Stadt zurückgreifen müssen - und wer weiß, vielleicht kannte der Alchimist die Zutaten ja bereits.

Aus ihrem Plan, den Turm Galottas zu besuchen, wurde also an diesem Abend erst einmal nichts – worüber Tela nicht ganz unglücklich war, wollte sie die Behausung des großen bösen Wichts nicht derart geschwächt betreten wie es jetzt der Fall war.
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