„Ihr seid wirklich hartnäckig!“ Tela lächelte, „Wirsel wird nun nicht so selten nachgefragt, und bei den vielen Menschen hier werdet ihr es sicher zu einem guten Preis wieder los. Die Pflanzen sind frisch, zwei Tage alt und daher sowohl pur als auch für Tränke verwendbar. Gleiches gilt für die Conchinis, die man in dieser Jahreszeit nur bekommt, wenn man sie behutsam erntet…“
Jost Bjarnhelm von „Bjarnhelms Kräuter und Tinkturen“ setzte gerade zu einer Erwiderung an, da blieb sein Blick an dem breitschultrigen Mann hängen, der sich in der Tür vor dem hellen Tageslicht abzeichnete. „Hallo Tela, wir haben dich schon gesucht.“ Hakims vertraute Stimme zauberte ein weiteres Lächeln auf Telas Gesicht, während der rotgesichtige Bjarnhelm Luft schnappend von einem zum anderen blickte.
„Die Helden von Gareth, oh, ich meine, Euer wohlgeboren Zurriaga und, äh, Reisigritt, wenn ich mich nicht irre, hättet Ihr doch nur früher etwas gesagt. Natürlich nehme ich Euch die das Wirselkraut ab, es ist ja tatsächlich von vorzüglicher Qualität, und auch die Conchinis… Ich wusste ja garnicht, dass Ihr überhaupt solche kleinen Händler wie mich beehrt, also, ich meine Euer Ruf und… stimmt es, ich meine, die ganzen Geschichten mit der fliegenden Steinscheibe, ich meine, ach, was rede ich…“ Er tat einen tiefen Atemzug, der Tela und Hakim die Gelegenheit gab, ein Lächeln auszutauschen, „... aber wartet, wartet, ich habe hier noch eine kleine Kostbarkeit, von ganz erlesener Qualität, so, hier, da ist sie, ah, so kommt doch mit vor die Tür, das Licht, das Licht, die Farben dieser Blüten…“
Nachdem Tela vor der Tür des Kaufmanns lautstark (und zu recht) die Qualität der Thonnysblüten gelobt hatte, die er anbot, war sie so günstig wie noch nie weggekommen. Bjarnhelm hatte ihr seine Waren schier aufgedrängt, so dass sie ihre Sammlung um ein paar seltene, aber mitunter durchaus nützliche Kräuter erweitern konnte.
Man schien sie tatsächlich nicht zu erkennen, wenn sie sich in ihrer Alltagskleidung unter die Leute mischte und in den regionalen Koscher Dialekt verfiel. Niemand stellte sich die Heldin von Gareth als Koscher Kräutersammlerin mit Kräuterkiepe vor – die Kiepenkerle aus dem Gebirge hatten nicht gerade den besten Ruf in den Städten am großen Fluss.
Wenn das so war, wie würde man denn auf sie reagieren, wenn sie sich standesgemäß kleidete? Sie hatten vor ihrem Treffen mit Herzog Jast Gorsam noch etwa 4 Stunden Zeit – genug, um ein kleines Experiment zu wage, wie sie befand.
„Haaakim“, schenkte sie ihrem Gefährten ein strahlendes Lächeln. „Teeeela?“ antwortete er ebenso strahlend. „Hakim, würdest Du mich begleiten, starker Mann? Ich brauche noch eine Kleinigkeit zum Anziehen…“ „Je kleiner die Kleinigkeit, desto größer die Freude…au!“, murmelte der Zahori, als Tela ihm einen Rippenstoß versetzte.
