Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der vierte Turniertag

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Lynia
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BeitragThema: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der vierte Turniertag   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der vierte Turniertag EmptyMi Okt 01, 2014 6:13 pm

„Siehe den Abgrund! Er verschlingt, was am Ochsenflusse grast!“
Fertig.
Zufrieden steckte ich die Feder zurück in die Halterung, während mein Blick nochmals über das Pergament vor mir strich. Saubere, klare Buchstaben, keine Flecken, keine Schlieren, keine verlaufene Tinte, also wieder ein ordentlicher Bericht, und das nicht nur vom Inhalt her, den ich ja selber verfasst hatte.
Etwas zögerlicher als ich es eigentlich wollte reichte ich das Pergament an einen der beiden Männer, ich hatte seinen Namen schon wieder vergessen, oder hatte er ihn mir überhaupt noch gar nicht genannt, oder hieß er, wie irgendwie jeder Mitarbeiter der Kaiserlich Garethischen Informationsagentur auch nur Alrik? Vielleicht war es ja auch ein Aufnahmekriterium, dass man Alrik heißen musste um überhaupt bei der Kaiserlich Garethischen Informationsagentur anfangen zu dürfen. Oder sie legten einfach ihren alten Namen ab und nannten sich mit Beendigung ihrer Ausbildung nur noch Alrik. Na hoffentlich war dieser Teil der Ausbildung freiwillig. Mir gefiel der mir von meinen Eltern verliehene Name Lynia recht gut, eigentlich sogar so gut, dass ich mir auch nach der Verleihung der Adeptenwürde keinen neuen Magierinnennamen zugelegt hatte, obwohl mir das eigentlich zugestanden hätte. Außerdem erschien mir die Vorstellung, mich zukünftig Alrike zu nennen dann doch eher unglücklich. Der Mann, ich nannte ihn im Geiste einfach Alrik, nahm meinen Bericht wie immer wortlos aber mit einem anerkennenden Nicken entgegen und ging Grußlos. Während ich ihm hinterherschaute gingen meine Gedanken zurück an all die Berichte und Übersetzungen, die ich ihm die letzten Wochen und Monate überreicht hatte. Ich hatte für die Kaiserlich Garethische Informationsagentur Dutzende von Schriftstücken übersetzt. Manche waren in Nanduria verfasst, andere in Zhayad, wobei ich bei diesen immer von einem älteren Mann unterstützt worden war, der aber merkwürdigerweise, obwohl Zhayad im Volksmund auch Magierschrift genannt wurde, gar nie wie ein Magier gekleidet gewesen war. Manchmal musste ich auch aus dem Garethi in eine dieser beiden Sprachen übersetzen, aber das war eher seltener der Fall gewesen. Inzwischen konnte ich, wenn auch mein Bosparano oder andere ältere oder gar Fremde Sprachen in dieser Hinsicht noch Verbesserungswürdig waren, zumindest ohne Eitelkeit von mir behaupten, dass zumindest mein Garethi perfekt war. Mein Bosparano konnte ich zwar durch die vielen Stunden, vor allem in den letzten Tagen vor dem Turnier, welche ich mit Ihrer Spektabilität von Garlischgrötz verbringen durfte vor allem in den Feinheiten dieser Sprache deutlich verbessern. Aber hier in Gareth, zwischen kalten Berichten aus allen Provinzen des Reiches, Erzählerischen Abenteuergeschichten, merkwürdigen Schriftstücken der Kaiserlich Garethischen Informationsagentur, alten Unterlagen in der Bibliothek der Neuen Residenz die teilweise in mehr als urtümlichem Garethi verfasst waren, den teils doch sehr unterschiedlichen Schreibstilen der unterschiedlichen Berichterstatter des Aventurischen Boten, den man hier in der Hauptstadt des Neuen Reiches, wo ja auch das Haupthaus des Aventurischen Boten stand, tatsächlich schon kurz nach seinem Erscheinen bekommen konnte und nicht erst, wie im Rest des Reiches, Tage oder gar Wochen später und natürlich auch durch die unterschiedlichen Dialekte aus dem ganzen Reich und angrenzenden Ländern, in denen Garethi die Verkehrssprache war, die sich ebenfalls alle hier in Gareth, im Zentrum Aventuriens, wie manche Karten einem Glauben machten, gesprochen wurden hatte ich mein Garethi tatsächlich sowohl sprachlich als auch schriftlich zur Perfektion bringen können.
Worüber ich mich ebenfalls ganz besonders gefreut hatte waren die ganzen Schriftstücke in Aurelian, welche zwar alle das Sonnensiegel der Praioskirche getragen hatten, die ich aber alle für die Kaiserlich Garethische Informationsagentur hatte übersetzen müssen. Im Schwerpunkt hatte es sich um alte Inquisitionsberichte gehandelt, die meisten davon aus den nördlichen Provinzen. Aber es waren Berichte in Aurelian gewesen und sie waren sauber und klar strukturiert gewesen, ganz wie man es eben von einem Bericht der von einem Diener Praios verfasst worden war erwarten konnte. Sie waren mir immer von Alrik und Alrik gebracht worden, die beide nie in den Gewändern eines Geweihten des Praios gekleidet gewesen waren, aber meine Arbeit immer wertgeschätzt hatten, obwohl ich manchmal den Eindruck hatte, sie würden Aurelian mindestens genauso gut verstehen und lesen und schreiben können wie ich. Aber ich hatte sie nie danach gefragt und sie hatten nie von sich aus darüber gesprochen. Aber vielleicht war das auch ganz gut so. Wer wusste schon ob die beiden nicht plötzlich mit irgendwelchen Titeln, Ansprechformen und Rängen angefangen hätten, die ich ebenfalls in den letzten Wochen zu genüge hatte lernen müssen. Bessere Umgangsformen und das Verhalten gegenüber Adel und höhergestellten war fester Bestandteil der Ausbildung in Punin gewesen, immerhin hatte man dort ja auch einen Ruf zu verlieren, aber die Kaiserlich Garethische Informationsagentur hatte in dieser Hinsicht trotzdem noch Nachholbedarf gesehen. Inzwischen hatten die Unterrichtseinheiten in Etikette deutlich nachgelassen, aber es hatte mir niemand gesagt, ob ich schon gut genug war, ob schlicht keine Zeit mehr dafür war, ob die Lehrer für dieses Thema mit eigenen Forschungen beschäftigt waren oder ob sie schlicht der Meinung waren, man könnte mir nichts mehr beibringen, weil ich ein Hoffnungsloser Fall war. Aber auch da hatte ich nicht gefragt. Die Kaiserlich Garethische Informationsagentur stellte keine Fragen, sie beschaffte Antworten.
Das erinnerte mich daran, dass ich die Antwort auf meine Frage, was ich in der Neuen Residenz zu tun hatte, in welcher ich mich zum Beginn der Rahjastunde einfinden sollte, nur finden konnte, wenn ich rechtzeitig dort war, was bedeutete, dass ich mich wohl langsam auf den Weg machen sollte. Das kaiserliche Turnier, welches heute mit der Disziplin Zweikampf mit schweren Handwaffen, zumindest hatte Hakim das so erzählt, in seinen vierten Tag ging, hatte zwar schon angefangen, was die Besuchermaßen von der Straße geholt hatte, aber auch so blieben noch genug Menschen, Karren und andere Fuhrwerke übrig um den Weg länger zu halten als er eigentlich sein könnte.

Bei Ingerimm und Rahja, wo war hier das nächste Badehaus?
Ich spürte meine Robe förmlich am ganzen Körper kleben und das lag daran, dass es schon den ganzen Tag über regnete. Das war weder schlimm noch war es überraschend gekommen. Schon seit gestern hatten sich dunkle Wolken auf die Stadt zugeschoben und die meisten Händler hatten von fast nichts anderem gesprochen als davon, dass es morgen, also heute, wohl Regen geben würde. Daher hatte ich auch meinen festen Kapuzenumhang übergeworfen, der Efferds Segen von Kleidung und Körper fern halten sollte. Was meine Robe durchnässt hatte war aber trotzdem der Regen. All die Wochen und Monate hatte ich immer wieder daran gedacht, morgen, ganz sicher morgen, ein paar Minuten in meinen Kapuzenumhang zu investieren um diesen ordentlich einzufetten, damit er geschmeidig und Wasserdicht blieb. Oder ihn zumindest einer Magd geben, damit diese dass für mich veranlasst hätte. Schon auf dem Weg zur Neuen Residenz war mir das wieder eingefallen, aber da war es schon zu spät gewesen. Was das was hinter mir lag nicht weniger bedeutsam machte. Bei Hesinde und Ingerimm, wer immer auf die Idee gekommen war, dass ausgerechnet ich als Dolmetscherin bei einem offiziellen Treffen von Vertretern des Neuen Reiches und einer Abordnung von Hochkönig Albrax hatte fungieren müssen, ich würde ihn umarmen und ihm danken müssen. Die Zwerge der Abordnung hatten zwar ein sehr urtümliches Rogolan gesprochen, aber dafür auch ein sehr unverfälschtes. Viele Zwerge, vor allem hier in Gareth, verwendeten gerne und ohne klares Muster Begriffe in Garethi während der Gespräche, was eine Übersetzung manchmal schwerer machte, als man meinen sollte. Aber die Abordnung hatte auf diese Unart verzichtet und sich des reinen, unverfälschten Rogolan bedient, wobei ich überraschend das ein oder andere mal, bei Begriffen, bei denen ich mir nicht sicher war, Unterstützung aus den Reihen der Abordnung bekommen hatte, welche die Begriffe in einem klaren, verständlichen Garethi zum besten gaben. Aber darüber war ich alles andere als unglücklich, auch nicht darüber, dass ich das ein oder andere mal von den Vertretern des Neuen Reiches darauf hingewiesen worden war, dass ich als Übersetzerin eingeladen worden war und dies eigentlich keine Unterrichtsstunde in Rogolan sein sollte. Manche Begriffe musste ich mir aber einfach, vor allem von der Aussprache her, nochmal erklären lassen, so eine Gelegenheit nicht zu nutzen, Hesinde bewahre, dafür hätte ich mich ja selber mit dem Rohrstock belehren müssen. Da war die ein oder andere mündliche Rüge ja geradezu ein mehr als herausragender Handel gewesen. Was nichts daran geändert hatte, dass ich nun trotzdem Schweißüberströmt war, war es ja um nicht weniger als zukünftige Handelsabkommen und Beistandsversprechungen im Kampf gegen die sogenannten Schwarzen Lande gegangen und das waren mit Sicherheit keine Bagatellen, wo man durchaus bei der Übersetzung einen Fehler machen konnte. Das waren hochrangige Staatsgeschäfte gewesen, die, auch wenn es sich, wie in diesem Fall, nur um Vorabgespräche gehandelt hatte, durchaus die Stimmung zwischen Zwei Ländern oder wie in diesem Fall sogar auch zwischen zwei Völkern, eigentlich auch falsch, sogar zwischen zwei Rassen beeinflusst hatten. Da hatte es auch nichts geholfen, dass das ein oder andere mal auch gelacht wurde, bei dem ein oder anderen Lacher war ich mir auch nicht sicher gewesen, ob der nicht vielleicht mir gegolten hatte, es war eine Anstrengende, ansprechende und lehrreiche Tätigkeit gewesen und so froh ich war, dass ich sie wohl heil überstanden hatte, so gerne hätte ich noch ein paar Stunden mit den Zwergen verbracht. Aber es waren die Menschen gewesen, welche die Verhandlungen beendet hatten. Ich persönlich hatte die Vorstellung, die Gespräche noch bei einem oder zwei Humpen Bier in gemütlicher Runde fortzuführen für nicht allzu verwerflich gefunden, hätte ich doch dabei mit Sicherheit eher die Möglichkeit gehabt ein wenig privater mit dem ein oder anderen Zwerg an meiner Aussprache bezüglich des Rogolan arbeiten zu können, aber dazu war es ja nun leider nicht gekommen. Aber auch so hatten mir die vergangenen Stunden durchaus etwas gebracht und da weder die Menschen nach der Garde gerufen noch die Zwerge nach ihren Äxten gegriffen hatten, schien ich auch nicht allzu viel falsch gemacht zu haben. Eine Sicherheit, die mir während der Gespräche durchaus das ein oder andere mal gefehlt hatte, insbesondere während des Teiles, der mit Handel zu tun gehabt hatte. Eine Falsche Betonung, in der Aussprache einen Unterton, den ich gar nicht beabsichtigt hatte, einen Begriff falsch übersetzt, die Folgen wären unabsehbar gewesen. Na ja, ganz so schlimm war es nicht gewesen und wäre es vermutlich auch nicht geworden, aber während der eigentlichen Gespräche hatte ich durchaus das Gefühl gehabt, dass die Geschichte gleich eskaliert. Als ich einen Zwerg der Delegation nach den Gesprächen jedoch darauf angesprochen hatte, hatte dieser nur laut gelacht und gemeint, so sehr würde sich die Mimik von ihnen, also den Zwergen, von der der Menschen nun wirklich nicht unterscheiden und ich hätte doch bestimmt gemerkt, dass ihre grollenden Untertöne in der Stimme und die meisten Gesten nur Schauspiel gewesen waren um ein wenig auf den Ernst der Sache hinzuweisen. Zumindest er schien genug von der Mimik der Menschen zu verstehen um zu erkennen, dass ich es nicht gemerkt hatte und mir das Ganze im Nachhinein peinlich war.
Ich schüttelte meinen Kopf um meine Gedanken von dem was hinter mir lag zu lösen und mich wieder auf den Weg vor mir zu richten. Ich galoppierte zwar nicht wild durch die Straßen, aber trotzdem war es keine gute Idee zu solcher Zeit hier auf einem Pferderücken seinen Gedanken in diesem Ausmaß nachzugehen, also konzentrierte ich mich wieder auf das Tier unter und die Menschen und Wege vor mir. Ein Badehaus brauchte ich ja eigentlich auch nicht zu suchen, denn was nutzte es mir, wenn ich nach einer warmen Wanne trotzdem nur nasse, kalte Kleidung zum Anziehen hätte und, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass ich welche brauchen würde, Wechselkleidung hatte ich nicht mitgenommen. Aber da sich die Disziplin Zweikampf mit schweren Handwaffen wohl großer Beliebtheit erfreute war der heutige Tag des Turniers länger angesetzt und ich hätte also noch ein wenig Zeit, bevor ich mich mit den anderen treffen würde.

Hakim hatte gewonnen. Gegen den schwarzen Ritter, gegen welchen er seinen Finalen Kampf hatte bestreiten müssen. Direkt davor hatte er wohl noch Prinzessin Rohaja besiegt, die ebenfalls an dieser Disziplin des Turniers teilgenommen hatte.
Ghor und Tela hatten wertvolle Informationen über den Verbleib der gestohlenen Waffen erhalten. Dann hatten sie Großfürst Selindian Hal gesucht und wohl auch an der Rabenstatt gefunden, wo er beständig in Bosparano vor sich hin gemurmelt hatte um schließlich zum Boronsfeld zu gehen, der größten Nekropole der Stadt, wo der Großfürst schließlich vor einem Grab zusammengebrochen war. Beide hatten verlauten lassen, dass diese ganze Geschichte recht merkwürdig gewesen war, aber da von ihnen aus keine Details kamen fragte ich auch nicht weiter nach. Einzig die Frage nach dem Zustand des Großfürsten rutschte mir raus, aber als ich von Ghor hörte, dass es diesem eigentlich ganz gut zu gehen schien, von einer kleinen Gedächtnislücke abgesehen schien dem Großfürst nichts gefehlt zu haben, gab ich mich schnell mit dem gehörten zufrieden und hakte in diesem Punkt auch nicht weiter nach. Wenn Ghor sagte, dass es Selindian gut ging, dann war das so. Hoffte ich.
Die Stimmung im großen Zelt der Zeltstadt hinter der Alten Residenz war dennoch eine Mischung aus Ausgelassenheit und Zerknirschung. Man hörte Leute über die Unfähigkeit der Garde schimpfen, da ihre Waffen nun schon seit über zwei Tagen fehlten und sich noch immer nichts getan hatte. Ghors Hand verhinderte, dass ich aufstand um sie eines bessern zu belehren. Es gab Stimmen, die über die wahre Identität des Schwarzen Ritters diskutierten. Manche äußerten sogar lauthals die Meinung, dass es sich in Wirklichkeit nur um eine leere Rüstung handeln würde, beseelt von einem Dämon, von den Schwarzen Landen geschickt um bei der Siegesfeier des Turniers die Reichsregentin zu ermorden. Telas Hand verhinderte, dass ich aufstand um sie über die Unsinnigkeit dieser Spekulationen aufzuklären. Die meisten Stimmen unterhielten sich jedoch darüber, dass der Schwarze Ritter schon gefährlich viele Punkte für den Gesamtsieg errungen hatte und nur noch wenige, aufrechte Streiter des Reiches die Ehre der Gastgeber, sie meinten damit das Neue Reich, verteidigen konnten, da die meisten von den Punkten her eigentlich schon zu weit abgeschlagen waren. Hakims Hand verhinderte, dass ich aufstand um sie darüber zu unterrichten, dass Hakim nicht nur von der Wertung her vor dem Schwarzen Ritter lag, sondern auch als Mitglied der Kaiserlich Garethischen Informationsagentur sicherlich sehr wohl auch für das Neue Reich stritt.
Überrascht war ich aber über die große Anzahl von Freunden, die Hakim in den Reihen der Teilnehmer des Turniers hatte. Viele, die das Zelt verließen oder neu in selbiges kamen, der Regen machte ein gemütliches am Feuer sitzen für die meisten dann doch zu ungemütlich, gingen an ihm vorbei, klopften ihm auf die Schulter oder schüttelten ihm die Hand und richteten grüßende und lobende Worte an ihn, die Hakim alle freundlich lächelnd erwiderte und sich für jedes Lob bescheiden bedankte.
Letztlich war der Ausklang des Tages voller Hoffnung, aber auch Anspannung. Ghor und Tela waren, was die Frage nach den gestohlenen Waffen anging, ziemlich zuversichtlich. Die Räuber hatten Finsterfang wohl am Schuldturm der Stadt erprobt gehabt, was aber wohl in Hinsicht auf die Suche nach den Räubern, durch die Aussagen von Laurom Sohn des Arom gingen wir ja davon aus, dass ihn mindestens drei Personen beraubt hatten, ziemlich hilfreich gewesen war. Es war zwischen Ghor und Tela noch eine kurze Bemerkung bezüglich eines Mantels gefallen, aber auch dieser Punkt wurde nicht weiter aufgegriffen, also schien er nicht von Bedeutung gewesen zu sein. Wichtig war, die beiden waren sich sicher, die fehlenden Waffen in Kürze wieder ihren Besitzern zurückgeben zu können. Ich nahm mir die Freiheit nochmals kurz auf das gültige Stadtrecht von Gareth hinzuweisen, wobei ich da insbesondere an Ghor uns einen Umgang mit Feinden dachte. Auch wenn die Fremden einen Zwergen und offiziellen Gesandten eines Bergkönigs beraubt hatten und dabei ein offizielles Geschenk an die Reichsbehüterin an sich gebracht hatten, es waren die gültigen Rechte der Stadt zu achten und auf Raub ohne Todesfolge stand, meines Wissens nach, nicht die Todesstrafe. Mal ganz davon abgesehen, dass diese eh nur durch einen von der Stadt ernannten Henker nach richterlicher Anordnung vollzogen werden durfte, außer es geschah in der direkten Verteidigung von Leib und Leben oder während des Schutzes von Leib und Leben von Unschuldigen gegenüber eindeutig aggressiven Tätern. Ghor versicherte mir, dass er daran denke werde, wenn sie die Übeltäter stellen würden, während Tela mir versicherte, dass sie auf Ghor aufpassen würde. Hakim äußerte kurz die Überlegung, dass er ja mit auf die Suche nach den Räubern gehen könnte, die nächste Disziplin, dass Wagenrennen, welches für den nächsten Tag angesetzt war, würde erst gegen Nachmittags los gehen, was ihm zumindest den Vormittag über Zeit lassen würde um die beiden zu Unterstützen. Aber sowohl Tela als auch Ghor lehnten sein Angebot dankend ab, was durchaus Sinn machte, wie Telas Ergänzung Hakim gegenüber erläuterte. Es wäre vermutlich wirklich sinniger, wenn Hakim sich schon vormittags zur Rennbahn begeben würde um sich dort nochmals mit seinem Gespann, mit welchem er am Wagenrennen teilnehmen sollte, vertraut zu machen. Aber erst Ghors Einwand, dass inzwischen ja nur noch er zwischen dem Schwarzen Ritter und dem Gesamtsieg des Turniers lag ließ Hakim schließlich einlenken. Telas Hand verhinderte, dass ich Ghor und Hakim über die Unzulänglichkeit dieser Aussage informierte, den rechnerisch gab es durchaus noch mehrere Kandidaten für den Gesamtsieg des Turniers und es war durchaus noch gar nicht entschieden, dass der Schwarze Ritter mit dazu gehörte. Ich hatte mir die Punkteverteilung für das kommende Wagenrennen erklären lassen und in Verbindung mit dem bisherigen Verlauf des Turniers gab es durchaus noch mehrere Teilnehmer, die, mit einem entsprechend gutem Abschneiden beim Wagenrennen bei Gleichzeitigem frühen Ausscheiden des Schwarzen Ritters Aussichten auf den Gesamtsieg hatten.
„Ist euch eigentlich schon aufgefallen, dass der Greif gar nicht gut aussieht?“
Telas Aussage lenkte meine Aufmerksamkeit weg von meinen beiden Freunden und ließ meinen Blick durch das Zelt wandern. Aber weder sah ich einen Sendeboten Praios noch den Herold des Neuen Reiches, den man ja auch den Greif nannte. Aber da sowohl Ghor als auch Hakim zustimmende Aussagen tätigten, Hakim erzählte gar etwas davon, dass er heute schon erlebt hatte, dass der Greif, als er selber sich zwischen zwei Kämpfen erholt hatte, beinahe direkt neben ihm gestanden hatte und ein Selbstgespräch geführt hatte. In mehreren verschiedenen Sprachen abwechselnd, von denen er die Hälfte noch nie in seinem Leben gehört hatte und seit er mit uns unterwegs war hatte er schon viele Sprachen gehört, wie er lachend hinzufügte. Aber da er sich zum einen auf seinen nächsten Kampf vorbereitet hatte und zum anderen der Greif ja recht sicher aus eigener Kraft und ohne Hilfe aufrecht stehen konnte, hatte er es dabei belassen.
Ob es Telas Absicht war oder nur ein unglücklicher Zufall, die Gedanken an den Herold des Neuen Reiches und seine offensichtliche, momentane Unzulänglichkeit drückten ein wenig auf die Stimmung.
„Aber mal was viel Wichtigeres.“ Telas helle Stimme und ihr verschwörerischer, lachender Tonfall lenkten die Blicke wieder von der Tischoberfläche oder dem Inhalt eines Kruges nach oben in ihr Gesicht, welches direkt und unverblümt Hakim anstrahlte. „Was läuft da eigentlich zwischen dir und Prinzessin Rohaja?“

Bei allen Zwölfen, ich hatte es überstanden. Zufrieden und erleichtert zog ich die Decke über mich und um meinen Hals fest, dass keine kalte Luft mehr unter diese kriechen konnte. Die Gesprächsthemen im Zelt waren noch ein paarmal gewechselt, auch wenn sich zum Schluss hin die meisten nur noch um das Turnier gedreht hatten. Mit fortschreitender Stunde und geflossenem Alkohol waren die meisten Anwesenden immer lauter geworden und immer mehr hatten herausgefunden, dass man am Nachbartisch ja eigentlich über das gleiche Thema, das Turnier, sprach und das zum Anlass genommen, die eigenen, schon stark gelichteten Reihen mit Verbündeten, Freunden, Saufkumpanen, Schweinehunden, dieser Begriff hatte sich mir nicht ganz erschlossen, gar nicht mal so üblen Kämpfern, inzwischen doch ganz ansehnlichen Amazonen, die hatte ich mir irgendwie immer ganz anders vorgestellt und noch etlichen anderen Begriffen für die verbliebenen Männer und Frauen zu füllen, so dass irgendwann mal aus Tischen ein großer Kreis gebildet worden war, an dem dann alle zusammen saßen und über das Turnier an sich und den Schwarzen Ritter insbesondere hin und her schrien, normales reden hatte ich das beim besten Willen nicht mehr nennen können. Aber als die Stimmung schließlich soweit war, dass man gemeinsam zum Zelt des Schwarzen Ritters ziehen wollte um zu sehen, wer nun eigentlich in dieser Rüstung steckte trat eine Rondrageweihte auf einen der Tische und befahl, dass man sich lieber vor dem zur Ruhe legen nochmal in Stiller Einkehr an die Streitende Göttin wenden sollte um ihr Wohlwollen für den kommenden Tag zu erbitten. Eine Aufforderung die, sehr zu meiner Überraschung, noch lauter und begeisterter aufgenommen wurde als kurz zuvor die Idee mit dem Schwarzen Ritter.
Ich für meinen Teil hatte natürlich die Elf Geschwister der Streitenden Göttin in mein Abendgebet mit einbezogen, aber von dieser Überlegung hatte ich der Rondrageweihten natürlich nichts erzählt. Auf dem Weg zurück zu unserem Haus, Tela und Ghor wollten ebenfalls dort übernachten, damit sie am nächsten Morgen in aller Frühe losziehen konnten um sich wieder auf die Suche nach den geraubten Waffen zu machen, war es nochmal kritisch geworden. Aus welchen Gründen auch immer, Ghor hatte nochmals davon angefangen, wie sie Großfürst Selindian Hal gesucht und gefunden hatten. Aber erfreulicherweise und sehr zu meiner Erleichterung war das Thema nicht auf mein Interesse am Gesundheitszustand des Großfürsten zu sprechen gekommen sondern Ghor war es vielmehr um das gegangen, was dieser an der Rabenstatt die ganze Zeit vor sich hingemurmelte hatte. Es waren beständig die Namen Boron und Marbo gefallen und auch sonst hatte der Großfürst eigentlich immer wieder das gleiche wiederholt. Schließlich war Ghor so ins Grübeln verfallen, dass er das Thema wieder hatte auf sich beruhen lassen, bis er plötzlich ebenfalls auf Bosparano vor sich hingemurmelt hatte.
„Boron, Vater der Stille, Herr des Todes, Alveranischer Rabe. Marbo, voll der Gnade, barmherzige Schwester, huldvolle Gefährtin. Schenkt ihnen den ewigen Frieden.“ Übersetzte ich leise für mich, was Ghor vor sich hinmurmelte. Es hatte ein paar Schritte gedauert, bevor ich gemerkt hatte, dass meine Gefährten stehen geblieben waren und mich fragend angeschaut hatten. Ich hatte ihnen erklärt, dass ich nur übersetzt hatte, was Ghor vor sich hingemurmelt hatte, aber der hatte nur lachend abgewinkt und gemeint, dass er das doch schon gewusst hatte, immerhin kam er ja aus Al´Anfa, der Stadt des Raben, da lernten Kinder so etwas schon bevor sie Mama sagen konnten. An dem Teil mit dem Mama sagen hatte ich zwar meine Zweifel, aber das hatte ich Ghor gegenüber nicht gesagt gehabt, aber bezüglich seiner anderen Aussage konnte er durchaus recht haben. Ich war ja selber in Al´Anfa gewesen und hatte gesehen, welche Verehrung dort Boron entgegen gebracht wurde und auch an der dortigen Universität und der Magierakademie war Bosparano gesprochen worden, wenn auch nicht so flüssig und offen wie in Punin und auch in den Tempeln bei den Zeremonien war immer wieder diese Altehrwürdige Sprache genutzt worden. Was Ghor und damit wohl auch der Großfürst Selindian Hal von sich gegeben hatten war ein altes Requiem zu Ehren des Stillen Gottes, also durchaus etwas, was sicherlich auch in Al´Anfa weite Verbreitung hatte. Mir hatte sich noch kurz die Frage gestellt, warum Ghor nicht gleich darauf gekommen war, aber vielleicht hatten ihn in diesem Moment einfach andere Sachen beschäftigt, immerhin hatte er den Großfürsten alleine an der Rabenstatt gefunden, während dieser beständig ein Requiem vor sich hin gesprochen hatte, also eigentlich mehr als genug Sachen, die einen zusätzlich beschäftigen konnten.
Oder war es mehr gewesen?
Gab es etwas, dass Ghor verheimlichte?
Etwas, dass ihn bedrückte und über das er nicht sprechen wollte?
Unwillkürlich setzte sich dieser Gedanke in meinem Kopf fest und wollte nicht mehr weichen. Was, wenn Ghor, der ja Al´Anfaner war und daher sicherlich einen ganz anderen Bezug zu Boron hatte als sogar ich, mehr als nur das Requiem aus dem Mund des Großfürsten gehört, oder gar mehr auf der Rabenstatt oder dem Boronsfeld gesehen hatte, als er erzählt hatte und dies ihn nun belastete?
Es nutzte nichts. Mir war klar, dass ich so keinen Schlaf finden würde, also hob ich, schweren Herzens, die schon leicht angewärmte Decke wieder von meinem Körper und machte mich auf. Manche Dinge musste man sofort klären und durfte nicht länger warten als unbedingt notwendig und momentan war warten nicht notwendig.

Grauschnauz, der um meine nackten Füße strich und dabei aus Versehen mit einer Kralle auf meinem Fußrücken hängen blieb verhinderte, dass ich weiter in Richtung Telas Bett stürmen konnte, um sie zu wecken. Auch wenn ich mir sicher war, dass Grauschnauz nicht absichtlich meinen Fußrücken gekratzt hatte, weh tat es trotzdem und ich schaute, wenn auch unabsichtlich, kurz böse zu ihm hinab, bevor ich mir meiner Mine bewusst wurde und entschuldigend die Hände hob. Der Kater flog auf Augenhöhe vor meinen Kopf und schaute mich fragend an. Ich blickte kurz zu Tela und dann wieder zu Grauschnauz, der langsam aber eindeutig mit dem Kopf schüttelte.
„Heute nicht mehr.“ Flüsterte er mir ins Ohr, was auf Grund seiner Beweglichkeit und seinem fliegerischen Geschick nicht weiter schwer für ihn war.
Ich nickte Grauschnauz kurz stumm zu und ging vorsichtig die zwei halben Schritte, die ich es in Telas Zimmer geschafft hatte wieder hinaus und schloss ebenso vorsichtig die Türe wieder hinter mir.
„Wenn dir in deinem Bett alleine zu kalt ist, meines ist schon schön warm und durchaus groß genug für Zwei.“ Der plötzliche Klang von Ghors Stimme ließ mein Herz kurz aufhören zu schlagen, so erschrak ich.
Als ich herumwirbelte stand er direkt vor mir, eingewickelt in eine dicke Decke, aus der gerade noch sein Kopf und unten seine Stiefel schauten. Die waren dann aber auch schon alles, was er anhatte, wie ich gleich darauf erkannte, als er seine Decke vom Körper löste und weit öffnete. Bevor ich reagieren konnte war er einen Schritt auf mich zugetreten und hatte seinen Körper eng an meinen gedrückt und die Decke um meine Körper herum gelegt. Er hatte Recht. Zumindest seine Decke war tatsächlich angenehm warm.
„Und wie mir scheint ist dein Bett wirklich zu kalt.“
Ich konnte spüren, wie Ghor seinen Körper wieder ein wenig von meinem löste. Nun ja, ich hatte noch eine längere Zeit am offenen Fenster gebetet. Die Luft war nun, nachdem der Regen aufgehört hatte, so angenehm gewesen, dass ich es für eine gute Idee gehalten hatte. Mir war auch erst hinterher aufgefallen, wie Kalt es bei Nacht noch war. „Eigentlich liegt es eher daran, dass ich bisher erst wenige Minuten in meinem Bett gelegen habe. In ungefähr zwei oder drei, um genau zu sein, sonderlich viel länger war es nicht. Davor bin ich noch zum Nachtgebet am offenen Fenster gestanden, da mir die frische, nach dem Regen überraschend klare und besser als sonst riechende Luft hierfür durchaus angemessen erschien. Efferds Segen spült nämlich nicht nur den Schmutz nach unten auf Sumus Leib sondern zu einem Teil auch…“ Ich blickte überrascht zu Ghor, der nicht nur seinen warmen Körper sondern inzwischen auch zu einem guten Teil seine warme Decke von mir gelöst hatte, wie ich an der kalten Luft spüren konnte, die wieder um meine nackte Haut strömte. Vielleicht hätte ich Ghors Beispiel folgen und ebenfalls eine Decke mitnehmen sollen, als ich mein Zimmer verlassen hatte, aber ich musste gestehen, daran hatte ich nicht mehr gedacht.
„Das erklärt natürlich einiges.“ Ghor löste gerade die Decke von meinem Körper, was mir nochmal kurz erlaubte zu erkennen, dass er außer seinen Stiefeln tatsächlich nichts anderes mehr trug. Eigentlich unglaublich, wenn man bedachte, wie verfroren er sonst war. „Dann solltest du jetzt aber schnell wieder zurück ins Bett schlüpfen.“
„Äh. Ghor.“ Es kostete mich einige Überwindung, aber wenn die Götter es schon so gewollt hatten. „Warum bist du noch wach?“
„Na ja, da waren diese Gedanken in meinem Kopf. Wenn ich viel nachdenken muss, bewege ich mich viel, deswegen bin ich ja auch ständig unterwegs oder gebrauche meinen Körper auf sonstige Art und Weise.“ Ghor trat wieder einen Schritt auf mich zu, hatte aber inzwischen seine Decke wieder um seinen Körper geschlossen, auch wenn er sie nun so hielt, dass sie sich leicht wieder öffnen ließ. Ich überlegte kurz, ob ich ihm das sagen sollte, nicht das die Decke nochmals aufklappte und die kalte Luft an Ghors nackten Körper strömen konnte. „Aber warum warst du gerade noch in Telas Zimmer. Ich dachte, du hast in deinem Zimmer gebetet. Vielleicht zu Rahja?“ Ghor stand nun wieder dicht vor mir, was nicht unangenehm war, da wir uns so leiser unterhalten konnten, immerhin standen wir noch direkt vor Telas Zimmer und Grauschnauz würde es sicher nicht gut finden, wenn wir uns hier nun laut unterhalten würden.
„Unter anderem, natürlich. Du weißt doch, dass ich abends immer zu den Zwölfen als Ganzes bete.“
„Vielleicht diesmal zu Rahja ganz besonders? Hast du an Tela gedacht? Oder an mich? Oder vielleicht sogar an uns beide?“
Unglaublich. Ich wusste, dass Ghors Menschenkenntnis Großartig war, zumindest war sie der meinigen um ein vielfaches überlegen und ich weiß nicht wie oft mich diese Menschenkenntnis von Ghor schon vor unglücklichen Geschäften und Einkäufen gerettet hatte, die er dann alle freundlicherweise und viel mehr zu meinen Gunsten für mich abgewickelt hatte.
„Also ja.“ Ghor hatte die Decke wieder geöffnet und mich ebenfalls mit unter diese genommen. Eine sehr freundliche Geste, war es inzwischen im Flur doch ein wenig kühl geworden. „Und woran hast du da genau gedacht.“ Ghor war so anständig und hatte seien Mund nahe an mein Ohr gebracht um leise mit mir flüstern zu können.
Ich überlegte kurz, wie weit ich mit meinen Aussagen gehen konnte. Lügen würde ich auf keine Fall aber ich wusste auch nicht, wie offen ich mit Ghor darüber sprechen sollte. „Eigentlich wollte ich erst einmal mit Tela darüber sprechen.“ Das war vielleicht ein Hinweis, den Ghor verstehen würde.
„Oh.“ Ghor tat einen halben Schritt zurück, was mich, da er seine Decke immer noch eng um uns geschlungen hatte nach vorne und gegen seine Brust stolpern ließ, was mir ein wenig peinlich war, zumal ich ihn noch zusätzlich umfassen musste um nicht noch mehr zu stolpern und vielleicht doch noch Tela zu wecken. „Aber Lynia.“ Ghor legte seine Arme zusätzlich um mich und stabilisierte damit meinen Stand zusätzlich. „Meinst du wirklich, du und Tela und ich zusammen.“ Ein breites Lächeln legte sich über sein Gesicht während ich an meinem Bauch etwas spürte, was ich kurz zuvor noch nicht gespürt hatte.
„Äh, ja. Ich dachte ich spreche erst mit Tela darüber, bevor ich dich Frage.“
Ghors Griff wurde ein wenig fester, er zog mich ein wenig enger an sich, was meinen Busen fester an seine Brust presste, aber er drückte zum Glück nicht so fest zu, dass es wirklich weh tat, sondern nur kurz ein wenig unangenehm war. Unwillkürlich hatte ich das Gefühl, etwas Falsches gesagt zu haben. Die anfängliche Berührung an meinem Bauch hatte mir zwar gezeigt, dass Ghors Gedanken wohl in eine andere Richtung gingen als meine, aber diese plötzliche Härte kannte ich vom Rahjatempel her nicht und daher war ich mir auch über Ghors Reaktionen plötzlich doch nicht mehr so sicher. „Aber Lynia. Darüber musst du doch nicht erst mit Tela sprechen.“ Seine Hand glitt über meinen Rücken und packte plötzlich und unerwartet fest meinen Hintern.
Nur indem ich meinen Mund in seine Schulter presste konnte ich einen überraschten Schrei unterdrücken. Vor meinem geistigen Auge sah ich schon Tela an der offenen Türe stehen und uns beide mit einem Hinweis auf die Zeit ausschimpfen. Andererseits, vielleicht war es ja ganz gut dass wir direkt vor Telas Zimmer standen. Wenn Ghor, aus welchen Gründen auch immer, was auch immer plötzlich vor hatte könnte ich vielleicht noch um Hilfe rufen und Tela, die meine Stimme ja kannte, würde nur wenige Sekunden später für mich da sein und da sie ja Ghor kannte würde sie nicht gleich wild auf ihn einprügeln sondern versuchen ihn so schonend wie möglich von seinem Tun abzuhalten. „Ghor.“ Presste ich leise aber bestimmt in sein Ohr.
„Lynia.“ Hauchte er lauter als erhofft in mein Ohr zurück, während seine Hände immer noch meinen Hintern unangenehm fest hielten und sich sein Glied inzwischen deutlich gegen meinen Bauch presste.
Ich zog Ghor nochmal ganz fest an mich und brachte meinen Mund nahe an sein Ohr, welches in Richtung Telas Zimmer wies. „Was ist auf der Rabenstatt und dem Boronsfeld wirklich geschehen?“ Jetzt war es raus. Ich war in einer denkbar schlechten Position um mich gegen einen Kämpfer wie Ghor zu wehren, aber zum einen wusste ich, dass er, außer vielleicht in seinen Stiefeln, keine Waffe dabei hatte und zum anderen hatte ich meinen Mund schon zu einem Schrei leicht geöffnet und da ich in Richtung Telas Zimmer schaute.
„Was ist wo?“ Ghor hatte sich erstaunlich sanft und vorsichtig ein paar Zentimeter von mir gelöst und schaute mich nun direkt an.
„Na ja, als du dieses Requiem auf dem Weg hierher vor dich hingemurmelt hast, ich dachte, dass belastet dich vielleicht.“
Ghor schob mich noch ein wenig von sich weg und ließe seinen Blick an mir auf und ab gleiten, während ich noch überlegte, ob ich meinen Kopf oben lassen oder beschämt nach unten sinken lassen sollte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.
„Ah weißt du, das ist aber unglaublich lieb und süß von dir, dass du dir solche Sorgen um mich machst.“ Ghor zog mich wieder an sich, diesmal aber langsam, vorsichtig und sanft, während seine Hände nicht direkt auf meinem Hintern landeten, sondern erst langsam über meinen Rücken nach unten glitten. Sein Glied hingegen drückte immer noch gegen meinen Bauch, wobei ich diesmal aber das Gefühl hatte, dass er seine Hüften ein wenig zurücknahm. „Aber ich habe dieses Requiem als eine Art Mantra benutzt um meine Gedanken besser konzentrieren zu können.“ Ghors Hände lagen nun sanft auf meinem Hintern und auch sein restlicher Körper schmiegte sich langsam und zart an den meinen und nicht mehr drängend und fest. „Weißt du, ich mache mir Sorgen um den Zustand von diesem Selindian und habe versucht mir nochmal die Bilder ins Gedächtnis zu rufen, wie er ausgesehen hat.“
„Und, wie hat er ausgesehen! Uh!“ Ich presste schnell eine Hand auf meinen Mund und schaute Angsterfüllt in Richtung Türe zu Telas Zimmer. Ghor nackt bis auf seine Stiefel, ich ganz nackt, ich hatte es so eilig gehabt zu Tela zu kommen, solange ich noch den Mut dazu gehabt hatte, dass ich keine Zeit mit dem anziehen von Schuhen oder Socken verschwenden wollte, und zwischen uns eine Decke auf dem Boden, diese Geschichte würde Tela noch in Monaten erzählen.
„Anfänglich war ich ein wenig besorgt, aber körperlich sah er, den Umständen entsprechend gut aus und als ich ihn das letzte mal sah war er in der Obhut eines Borongeweihten und eines adligen Schönlings unter Bewachung der Garde und direkt davor hat er noch klar und verständlich mit mir gesprochen und machte einen gesunden und vernünftigen Eindruck.“ Ghor hatte leise und andächtig gesprochen, während er seine Decke hochgehoben und wieder um sich gewickelt hatte. „Es geht ihm gut und jetzt solltest du schnell in dein Bett bevor du hier draußen noch krank wirst.“ Ghor trat einen leisen Schritt auf mich zu und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange. „Gute Nacht, Lynia. Möge Bishdariel dich sanft berühren.“

Ghor hatte Recht, eigentlich sollte ich ins Bett, aber die ganze Geschichte die passiert war hatte mich mehr berührt als ich mir selbst anfänglich bewusst gewesen war. Zudem spürte ich, dass ich auf den zweiten Becher Wasser nach dem Nachtgebet vielleicht doch besser verzichtet hätte. Also schlich ich mich, so gut ich das eben konnte, in Richtung Abtritt, als ich am Badezimmer vorbei kam.
„Diese Frau macht mich wahnsinnig.“ Ghor. Ob ich wollte oder nicht, die Türe zum Badezimmer war fast ganz offen und es war hell genug um ein bisschen was zu erkennen. Gerade als ich in den Raum schauen konnte sah ich Ghor, wie er etwas über seinen Kopf hielt. Im nächsten Augenblick ergoss sich ein Schwall Flüssigkeit, vermutlich Wasser, über seinen Kopf und seinen Körper. Den Lauten und seiner Körperhaltung nach kämpfte Ghor gegen einen lauten Aufschrei, was nicht unverständlich war. Da ich kein Feuer sehen konnte und auch nichts davon wusste, dass heute der Badezuber gefüllt worden war, ich selber hätte es nämlich noch genossen, wenn dem so gewesen wäre, musste ich davon ausgehen, dass es kaltes Wasser gewesen war, dass Ghor sich gerade über den Kopf geleert hatte. Kaltes Wasser über den Kopf? Armer Ghor. Was um alles in der Welt hatte ihn dazu veranlasst? Eine Frau sah ich keine, obwohl Ghor doch deutlich von einer Frau gesprochen hatte. Aber es war auch zu viel Schatten im Badezimmer um alles erkennen zu können. Während ich noch versuchte im Dunkeln mehr zu sehen als nur Ghor füllte dieser den Eimer nochmals aus einem größeren Zuber und leerte sich auch diesmal den Inhalt über den Kopf, welchen ich nicht sonderlich viel wärmer einschätzte als beim ersten mal. Eine Aussage, die auch von Ghors Bewegungen unterstützt wurde.
Während dieser sich noch darum bemühte das restliche Haus nicht wissen zu lassen was gerade passiert war huschte ich schnell Richtung Abtritt. Der Anblick von fließendem Wasser hatte mir nicht wirklich geholfen.
Während ich aber so auf dem Abtritt saß und mich, nun im Nachhinein nicht nur körperlich sondern nach dem „Gespräch“ mit Ghor auch seelisch ein wenig leichter fühlte fasste ich für mich selber einen Entschluss und auch wenn Ghor diesmal wieder ein wichtiger Teil desselbigen war, so war diesmal eher Rahja die Göttin die ich mit um Beistand bat und nicht Rondra. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich mich dringend mit ihm über das was gerade auf dem Flur passiert war unterhalten musste.
Aber Ghor war schon nicht mehr im Badezimmer und als ich im Flur stand, welcher unsere Zimmer verband schlich Grauschnauz durch diesen und auch wenn der Kater dabei wohl in Richtung eines Mäuselochs oder eines besonders großen Astloches, sicher war ich mir nicht, schaute hielt ich es plötzlich für eine gute Idee, in mein eigenes Zimmer zu gehen.
Noch während ich die, inzwischen wieder kalte Decke über meinen Körper zog und an meinem Hals schloss, damit keine kalte Luft mehr unter diese kriechen konnte hatte ich plötzlich das Gefühl, dass ich die ganze Situation vielleicht auch einfach viel zu geistig und zu wenig körperlich wahrgenommen hatte, auch wenn dieser Gedanke nur zögerlich und vorsichtig Gestalt annahm, was ihn aber nicht daran hinderte, sich schließlich fest in meinem Gedanken einzunisten. Schließlich erkannte ich, was zu tun war und nach einem tiefen einatmen nahm ich mir fest vor, dass ich zusammen mit Ghor, wenn dieses Turnier und der anschließende Empfang und der damit verbundene Trubel und Aufwand vorbei waren einfach mal den Rahjatempel besuchen würde. Es würde beim Göttinnendienst in einem Rahjatempel zum einen dank der kundigen Hilfe durch die Rahjageweihten sicherlich schön für uns beide werden und Ghor würde dabei hoffentlich auch verstehen, dass es etwas besonders war, zumindest für mich und, so hoffte ich, für ihn würde es das auch werden. Und vielleicht, hier dachte ich ebenfalls an die kundige Unterstützung durch die Geweihten der heiteren Göttin ergab es sich dabei auch, dass sich Ghor tatsächlich nicht nur für eine der Geweihten sondern tatsächlich auch nochmal für mich erregen könnte, ich musste mir nämlich eingestehen, es hatte da unter der Decke durchaus einen ansehnlichen Körper zu sehen gegeben und auch dass es mich ein wenig angenehm überrascht hatte zu spüren dass Ghor so auf meinen nackten Körper reagiert hatte. Aber vielleicht hatten meine Narben überall auch etwas rondrianisches für ihn, wer wusste das schon. Ich musste mir, während ich merkte wie mir die Augen schwer wurden, eingestehen, ich kannte mich da zum einen zu wenig in den Details des rondrianischen Glaubens und zum anderen in der Gedankenwelt von Männern aus.
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Tela Reisigritt
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BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der vierte Turniertag   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der vierte Turniertag EmptyMi Okt 01, 2014 10:58 pm

"Aber vielleicht hatten meine Narben überall auch etwas rondrianisches für ihn, wer wusste das schon." :-) :-) :-)
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Ghor Nirrano
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BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der vierte Turniertag   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der vierte Turniertag EmptyDo Okt 02, 2014 5:32 pm

Ghor beschließt nun öfters nachts mit Decke durchs Haus zu laufen cheers
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BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der vierte Turniertag   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der vierte Turniertag Empty

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