Das Schwarze Auge
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
StartseiteNeueste BilderAnmeldenLogin

 

 Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der dritte Turniertag

Nach unten 
2 verfasser
AutorNachricht
Lynia
Erzmagus
Lynia


Anzahl der Beiträge : 390
Anmeldedatum : 03.10.12
Alter : 51
Ort : Nostria

Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der dritte Turniertag Empty
BeitragThema: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der dritte Turniertag   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der dritte Turniertag EmptyMi Sep 24, 2014 9:56 pm

„Siehe das Siegel! Es bricht, wenn die Federn golden fallen!“
„Und er ließ die Vielleibige Bestie los.“
Ich kam nicht umhin, an diesen Abschnitt aus den Annalen der Götter zu denken, welcher in dieser und vielen anderen Variationen einfach am besten beschrieb, was ich dachte.
Ich hatte den Eindruck, dass ganze Mittelreich sei nach Gareth geströmt. Überlegungen bezüglich eines Ignorantia hatte ich schon direkt an der Türe unseres Hauses verworfen. Der Ignorantia rückte mich nur noch mehr aus der bewussten Wahrnehmung der Menschen als ich angesichts der Massen, die sich durch die Straßen schoben, eh schon war, er machte mich nicht körperlos. Vielleicht hätte ich es wie meine Gefährten handhaben sollen, die Männer lagen noch im Bett und auch Tela war eher durch innere Unruhe als wirklichen Tatendrang aufgewacht, wie sie mir erzählt hatte. Dabei hatte ich es anfänglich, nach den Erfahrungen gestern für eine gute Idee gehalten, einfach noch früher aufzustehen. Zum einen, so meine Überlegungen, hätte ich damit mehr Zeit für die Bibliothek gewonnen und zum anderen wäre ich so den Massen auf der Straße entkommen. Da mir das zweite wohl eher nicht gelungen war zweifelte ich nun ernsthaft am Erfolg des ersten. Es nutzte auch nichts zu erkennen, dass die wenigsten Menschen einfach stehen blieben sondern sich alle irgendwie zu bewegen schienen. Aber ich hatte irgendwie das Gefühl das ausgerechnet heute Morgen alle Menschen, Zwerge konnte ich, vermutlich auch auf Grund ihrer Größe, keine sehen und Elfen waren sicherlich auch zu schlau sich solch ein Gedränge anzutun, außerdem hatten Elfen eh ein völlig losgelöstes Zeitempfinden und wenn sie etwas heute nicht machen konnten, dann war ja morgen auch noch ein Tag, wohingegen die Menschen aus den nördlichen Teilen Gareths wohl alle gen Praios wollten, während die aus den südlichen Stadtteilen alle gen Firun zogen und natürlich in Richtung Rahja und Efferd ebenso und umgekehrt. Etliche wollten auch zur Alten Residenz, da die heute anstehenden Wettkämpfe wohl auch für eher unkämpferisches Volk offen stand, welche aber trotzdem gut mit einer Wurfwaffe oder einer Schusswaffe umgehen konnten, was wohl dann auch für viele Leute interessant war, die den anderen Wettkämpfen nicht so viel abgewinnen konnten. Vielleicht lag es auch daran, dass schon die ersten Strahlen von Praios Auge eine angenehme Wärme verbreiteten und die Kälte und Feuchtigkeit aus den Straßen trieben. Nun ja, es war ja auch der erste Tag des Monats der Peraine, da durfte der Götterfürst seinen Bruder Firun durchaus zurück in seine eigenen Gefilde verwiesen haben. Es war zudem die Frühlings-Tagundnachtgleiche des Sonnenjahres und vor allem auf dem Land, und auch, wie ich mich ein wenig wehmütig erinnerte in Nostria, wurde das dort sehr bedeutende Saatfest begangen. Felder und Bäume würden heute gesegnet werden und für das Aufgehen der guten Keime gebetet werden. Aber all diese Überlegungen halfen mir im Moment trotzdem nicht weiter. Inzwischen waren, in Erwartung des anstehenden Allaventurischen Konvents so viele Gildenmagier in Gareths Straßen unterwegs, dass diese inzwischen, obwohl immer noch selten genug, keine solche Ehrfurchtgebietende Seltenheit mehr darstellten, dass man ihnen Platz machte. Zumal, es gab eh keinen Platz mehr, den man machen konnte. Während ich mir also einen Weg durch die Menge bahnte, manchmal gelang es mir auch einen Strom aus sich bewegenden Leibern zu finden, der mich zumindest grob in die richtige Richtung mittrug, überlegte ich mir, ob ich vielleicht gegen später einen Blick aus dem Hesindetempel werfen sollte nur um dann zu sehen, dass dann die Straßen wieder leer waren, zumindest so leer wie Gareths Straßen halt so wurden, aber diesen Gedanken verwarf ich dann wieder. Wertvolle Zeit in der Bibliothek zu verschwenden, nur um eine Theorie ohne zwingende Notwendigkeit ihrer Bestätigung zu überprüfen, bei Hesinde, was für ein absurder Gedanke.
Meine Theorie wurde bestätigt, noch bevor ich auch nur den Blutulmenkreis, der den Pentagontempel umgab sehen konnte. Das war vielleicht auch einfach das Pech, dass unser Haus so relativ zentral in Gareth lag. Sicher, man hatte in alle Richtungen und zu allen Orten relativ kurze Wege, aber es führten eben auch fast alle Wege an einem vorbei. Kaum war ich aus den eigentlichen Praios-Firun und Rahja-Efferd Wegachsen und den Hauptwegen zur Alten Residenz heraus ließ der Menschenstrom deutlich nach, was ich erstmal nutzte um in einer nahen Herberge ein paar Minuten tief durchzuatmen und mich bei einem Becher Milch meiner neugewonnen Freiheit zu erfreuen. Aber ich war mir sicher, der heutige Tag war diese Mühen und Qualen wert. Bestimmt sogar. Mit einem lächeln, welches mir die Aussichten auf den heutigen aufs Gesicht zauberte, leerte ich den Becher und machte mich wieder auf. Ein Tag wie dieser wollte nicht mit so, wenn auch leider notwendigen, belangen wie trinken verschwendet werden.

„Initium sapientiae fides Hesindiae“
Nach einem tiefen, innigen Gebet an die Weise Göttin war ich über die Wendeltreppe in der Sakristei in die Katakomben hinabgestiegen. Auf dem Weg hinab dankte ich, zum ungezählten male, wie jedes mal zuvor, als ich diese Treppe hinabgestiegen war, gedanklich und stumm der Reichsregentin für ihr Geschenk. Ihr Dispens war ein wichtiger Grund und Fürsprecher für meine Person, dank dessen ich so einen beinahe völlig ungehinderten und uneingeschränkten Zugang zu den Katakomben hatte, wie es sonst nur Hesindegeweihten zustand. Aber dieser Umstand, die eingeschränkte Zutrittserlaubnis zu den Katakomben war auch durchaus verständlich und berechtigt, immerhin lagerten in den Räumen unter dem Pentagontempel, nach Aussagen der hier lebenden Hesindegeweihten, fast Neunzehntausend Artefakte, von denen bei vielen noch nicht einmal wirklich und mit absoluter Sicherheit geklärt war, was sie eigentlich wirklich darstellten, beziehungsweise, was ihr eigentlicher Zweck war, ob sie verzaubert waren oder nicht und wenn ja, mit welchen Zaubern und welchen Auslösern. Es gab viele Unabwägbarkeiten in diesen Katakomben, da war es ja eigentlich sogar sinnig und notwendig, dass man nicht jeden Schaulustigen, der sich das hier halt mal anschauen wollte in diese Räume ließ. Das war ja wie im Rondratempel in Donnerbach. Dort konnte auch jeder die dort ausgestellten Waffen und Rüstungen bewundern, der sich zuvor vor Rondra und sich selber, durch den mühseligen und auch nicht ungefährlichen Aufstieg bewiesen hatte. Hier musste dieser Beweis vor Hesinde und ihren Dienern erbracht werden. Nur in Begleitung eines Geweihten der Weisen Göttin war der Aufenthalt in diesen Räumen gestattet. Oder aber eben mit einer Ausnahmegenehmigung, wie ich sie erhalten hatte. Wobei ich die Bemerkungen meiner Freunde, als ich ihnen davon erzählt hatte, getrost ignorierte. Alleine schon die Idee, so ein Hesindegeweihter hätte halt auch was Besseres zu tun, als den ganzen Tag mit mir unter der Erde zu sitzen war an sich Absurd. Ich war mir sicher, die meisten Hesindegeweihten würden einen Arm oder mehr geben, wenn ihre Pflichten sie so öfter hier in diese Katakomben führen würde. Einzig Ghors Anmerkung, dass er als Hesindegeweihter sehr wohl wüsste, was er mit mir so ganz alleine unter der Erde den ganzen Tag machen würde hatte mich ein wenig irritiert. Ich hatte gar nicht gewusst, dass sich Ghor auch so für alte, teils noch unerforschte Artefakte aus allen Zeiten der Menschheitsgeschichte und mancher Kulturen außerhalb der Menschheit interessierte. Ich hatte schon ein paar mal mit dem Gedanken gespielt gehabt, Ghor einfach mal mitzunehmen, aber jedes mal wenn ich davon anfing, dass ich wieder in den Pentagontempel gehen würde und ob er nicht vielleicht auch mitkommen wolle, hatte er ausgerechnet an diesem Tag einen wichtigen, unaufschiebbaren Termin. Es war beinahe wie verhext, wobei ich mich bei diesen Gedanken immer schnell, ebenfalls gedanklich, bei Tela entschuldigte. Natürlich ging ich nicht davon aus, dass wirklich eine Hexe, oder gar Tela selber, etwas damit zu tun hatten, dass Ghor ausgerechnet an diesen Tagen immer schon etwas anderes tun musste, aber seine Ausbildung bei der Kaiserlich Garethischen Informationsagentur war eben eine andere als bei mir und er hatte seine Pflichten in dieser Hinsicht nun mal ebenso zu erfüllen wie ich. Hinzu kam, dass er ausgerechnet an den Tagen Zeit gehabt hätte, wenn ich im Rahmen meiner Ausbildung nicht konnte und meistens war es so, dass er überraschend Zeit gehabt hätte, aber mich dann leider nicht Zuhause angetroffen hatte, damit wir zusammen in den Tempel gehen konnten. Es war wirklich manchmal einfach wie…, äh, ja, es war einfach unglücklich, wenn man so einen offenen Geist nicht würdig fordern konnte. Vielleicht sollte ich einfach mal die Weise Göttin in einem stillen Gebet darum bitten, dass sie bei ihrem listigen Bruder ein gutes Wort für den Armen Ghor einlegen sollte, dass er ebenfalls mal die Möglichkeit erhielt, ihrer Gaben und Wunder gewahr zu werden. Eigentlich schon unglaublich, dass so ein, eher doch Rondra zugewandter Mann sich so für die geistigen und hesindianischen Dinge interessieren konnte. Aber es war eben so, wie er auch immer selber von sich behauptete. Er war viel Vielseitiger und gebildeter, als wir immer den Eindruck hatten, er wollte halt eben nicht immer mit seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten glänzen und protzen. Bescheiden war er auch noch. Bei den Zwölfen, mehr Menschen wie Ghor in Aventurien, ah, es würde schon reichen wenn die Andergaster nur einen Bruchteil so wären wie Ghor, dann wäre Aventurien wirklich geholfen. Das Licht der elfischen Immerlichter, welche den Inventarisierungsraum, der am Fuß der Wendeltreppe lag und den Beginn der Katakomben markierte, lenkte meine Aufmerksamkeit wieder zurück auf das Wesentliche, nämlich das, was vor mir lag.

Die elfischen Immerlichter hinter mir lassend passierte ich die mumifizierte Würgeschlange, welche, obwohl übel zugerichtet und mehrfach durchtrennt, mit ihren dreißig Schritt Länge als das längste, bekannte Exemplar gilt. Auch in meinen Aufzeichnungen aus Al´Anfa und meinen Erinnerungen an die Zeit dort konnte ich nichts finden, was diese Aussage widerlegte.
Das eigentliche Wunder dieser Katakomben, natürlich waren beinahe neunzehntausend Artefakte ebenfalls ein Wunder und ein unglaubliches Geschenk der Weisen Göttin, aber das eigentliche Wunder des Pentagontempels waren die Katakomben selber. Nur die obersten Ebenen waren von der Hesindekirche selbst erbaut worden. Darunter war man auf Höhlen, Gewölbe und Stollen alter Kulturen gestoßen. Direkt unter den vier Stockwerken, welche der Hesindetempel hatte erbauen lassen, war man auf äußert kunstfertige Gewölbe gestoßen, sowie auf Warmluftschächte aus vulkanischer Tiefe, welche genutzt wurden, um die unzähligen Bücher und auch viele der hier lagernden Artefakte vor Feuchtigkeit zu schützen. Die zurzeit am meisten verbreitete Vermutung zu diesem Teil der Katakomben war der, dass es sich hierbei um eine der ersten Städte der Brillantzwerge gehandelt haben soll. Aus unterschiedlichen Gründen war mit diesem Volk hinsichtlich dieser Frage aber noch kein Kontakt aufgenommen worden. Ich selber würde es wohl auch nicht tun können, da ich unter den Augen der Statue der Göttin im Tempel über mir einen göttlichen Eid hatte ablegen müssen, über alles, was ich hier unten sah und erfuhr, außer zu anderen Geweihten der Weisen Göttin oder ausgewiesenen Gildenmagiern schweigen bewahren musste. Sicher, ich durfte darüber sprechen, dass es diese Katakomben gab, dieses Wissen war in den Jahren von Borbarads Rückkehr im großen Rahmen in das Volk gesickert und inzwischen war es wahrlich kein Geheimnis mehr zu wissen, dass es unter dem Tempel Katakomben mit Artefakten gab. Aber es war eben nur bekannt, dass es die Katakomben gab. Das sie mehrere Stockwerke hatten und das es viele Artefakte waren. Weitere Details gab es kaum, bis nicht. Selbst in Punin war uns Scholaren gegenüber nur angeregt worden, dass, wenn es jemand tatsächlich in Betracht ziehen sollte, man mal auf Reisen gehen wollte und diesen einen nach Gareth führen würden, man den Pentagontempel aufsuchen sollte um, zum einen natürlich der Weisen Göttin der Magie die Aufwartung zu machen, zum anderen aber auch um eine Genehmigung des Besuches der Katakomben zu erhalten, um diese einmal, wenn man tatsächlich schon mal auf Reisen war, auch selber gesehen zu haben. Weitere Details, außer das es sich wirklich lohnen würde, wenn man den tatsächlich mal auf Reisen gehen müsste, hatte es aber nicht gegeben, auch nicht in irgendwelchen Aufzeichnungen. Die tiefer gelegenen Stollen, die noch unterhalb der vermuteten Zwergenstadt lagen waren noch viel älter. Sie schienen von riesenhaften Wesen angelegt worden zu sein, die zwar wohl über wenig Handwerkstalent, aber eine eigentümliche Steinmagie verfügt hatten. Angeblich, so hatte ich gehört, waren manche dieser Gänge schon mehrere hundert Schritte tief verfolgt worden, ehe die Erkundungen aus Luftmangel hatten aufgegeben werden müssen. Die genutzten Bereiche der erkundeten Katakomben wurden dafür umso mehr genutzt. Fast jeder Gang war gefüllt mit Regalen und Kisten, an denen ich mich jedes mal, so wie auch jetzt auf dem Weg zu meinem Ziel, vorbeizwängen musste. Überall hingen die Zettel aus diesen heraus, welche die Geweihten an jedem Artefakt angebracht hatten, welche das einzige System zur Erfassung darstellte, da jedes System der Sortierung nach Epochen, Regionen oder Themen schlicht ob der schieren Menge gescheitert waren.
Mein Weg führte mich vorbei an Sandalen eines alttulamidischen Propheten, neuzeitlichen Porzellanfiguren aus horasischen Manufakturen, einer Sammlung Trockenblumen in acht Folianten, antike Pflastersteine aus Bosparan und sechs weiteren Städten des bosparanischen Reiches, Büsten von einem Dutzend Kaisern, einer Sammlung Weidener Strohpuppen, einem Dreijahrhundert Jahre alten hügelzwergischem Kochbuch, einem Sphärenmantel, einem Instrument des Sphärenreisenden, Schriftrollen eines Geweihten Valprais von Bosparan, einem Käfig mit einem maraskanischen Chamäleon, das von einer Flechte bewachsen ist, und anderen Kuriositäten und Kostbarkeiten, bei denen ich aber leider noch nicht die Zeit gefunden hatte, ihre Nummer mit den Niederschriften im Inventarisierungsraum zu vergleichen um herauszufinden, woran ich da eigentlich immer vorbei kam.
Aber als ich am Ende des Trollganges, wie er genannt wurde, da man vermutete, dass er aus dem Vierten Zeitalter stammte, vor dem gewaltigen, zweiflügeligen Steintor zur trollischen Basilica Scratorum, wie sie genannt wurde, stand war das schon wieder, wie so oft zuvor, vergessen. Ich war jetzt, in den letzten Wochen und Monaten, die ich schon in Gareth war, zwar schon zum achten mal hier, aber ich war immer noch begeistert und verblüfft wie beim ersten mal.
Wie immer fiel mein Blick, auch wenn es wahrlich etwas viel verblüffenderes und Großartigeres gab, auf die sterblichen Überreste des Drachen Thuardavivir, welcher seinerzeit Rohal in den sogenannten Magierkriegen unterstütz haben soll. Ich hingegen musste unwillkürlich, Hesinde und Rohal verzeih, im ersten Moment immer an Rhazzazor denken, wenn ich das Drachenskelett sah. Zwar wurde mir beinahe automatisch bewusst, dass hier ein völlig unbelebtes Drachenskelett lag, aber für einen kurzen Moment war mir trotzdem jedes mal unangenehm zumute. Bei Rondra, beim ersten mal war ich so erschrocken, dass ich keuchend zurückgezuckt war, was mich meinen ersten Tag in diesen Räumen gekostet hatte, da ich im Anschluss erst erklären musste, warum ich so erschrocken war um anschließend den restlichen Tag von meiner Begegnung mit Rhazzazor zu berichten.
Auch die vier belebten Aufzüge, welche durch einen Animatio in ad infinitum, ad nauseam Variante und damit schon ein magisches Wunder an sich waren, mit ihrer Hilfe war es möglich die unzähligen Bücher der Schlange verstorbener Hesindegeweihter und unzählige andere Bücher zu erreichen, die in bis zu dreißig Schritt Höhe in Felsnischen eingelagert waren, beachtete ich inzwischen kaum noch. Ich hatte die zugrunde liegenden magischen Muster der Aufzüge, die sich alle glichen, was bedeutete, dass sie zusammen und von einer Person oder einer Gruppe aus gleichen Personen erschaffen worden waren schon studiert und aufgezeichnet.
Was der eigentliche Grund meines hier seins war und was einem eigentlich als erstes ins Auge fiel, wenn man den riesigen Raum betrat, war das größte Rätsel des Pentagontempels, das Portal von Rohals Enigma mit seinen titanischen Ausmaßen. Der Weise selber soll, wenige Tage vor seinem Abdanken als Kaiser des Mittelreiches selbst gesagt haben: „Dahinter habe ich alle Weisheit von Sikaryan bis Nayrakis niedergelegt. Durch sie möge die Welt genesen, wenn die Rätsel enthüllt sind.“ Arkanil-Zeichen am Tor gaben je nach Zeit und Reihenfolge des Lesens zahllose Rätsel auf. Ein magomechanisches Kombinationsschloss aus sieben Scheiben, welche das Tor verschloss, beinhaltete so viele Möglichkeiten, dass selbst bei fortwährendem Ausprobieren erst in vielen Generationen alle denkbaren Kombinationen getestet sein würden. Das hatte man schon vor gut vierhundert Jahren errechnet und seit dieser Zeit wechselten sich die Geweihten des Tempels ab, diese unablässige Aufgabe zu erledigen. Ich war zum Glück nicht hier, um mich dieser Versuche anzuschließen, sondern aus eigenem Antrieb und Forscherdrang und so verbrachte ich, nachdem ich es mir an einer der vierzehn, gut drei Schritt durchmessenden Säulen, welche das Gewölbe stützten bequem gemacht hatte an meine eigenen Skizzen und Forschungen. Eine sehr interessante Frage war zum Beispiel eher, wie dieses Portal, das eigentlich ein rechteckiges in etwa zwanzig Schritt breites und zehn Schritt tiefes und ein, aus welchen Gründen auch immer, nicht abzuschätzend hohes Gebäude mit etwa acht Schritt durchmessenden Türmen an jedem der vier Ecken war, mit einer Vertiefung an der dem Zugang zu dieser Halle weisenden Längsseite hier her gekommen war. Meine Vermutung war ja die Unterstützung durch Elementare Wesenheiten, aber eine magische Analyse hatte, Anbetracht der seither vergangenen Zeit wenig verwunderlich, nichts mehr ergeben. Ich war auch nicht so vermessen zu glauben, dass ich diejenige wäre, welche das Rätsel des Portals lösen würde, aber darum ging es mir auch gar nicht. Alleine die Möglichkeit, hier sitzen und es studieren zu dürfen. Wenn jetzt der Eingang verschüttet würde, wir würden nur einen Zauber brauchen um etwas zu Essen und zu Trinken zu haben, von irgendwoher noch Luft, na ja, vielleicht noch eine Lösung für unsere Ausscheidungen, wobei ich da an einen Elementaren Diener, am besten des Erzes, dachte, dann wäre ich wahrlich zufrieden. Na ja, fast. Ab und an vielleicht das wärmende und wohlwollende Licht von Praios Auge, vielleicht auch mal das Madamal oder die Sterne, eine Brise frischen Windes, ein Besuch in einem Tempel um den Göttern ihren Teil zu geben, der ihnen Zustand, mit Beten alleine konnte man in den wenigsten Fällen, wenn man sein Leben und Wirken nicht ganz einem der Zwölfe oder ihren Kindern gewidmet hatte, seine Verbundenheit zu den Zwölfen ausdrücken, und der ein oder andere Abend im Kreis meiner Freunde. Na ja, es würde ja bestimmt ein Rettungsversuch unternommen, der uns nach ein paar Wochen befreien würde und so lange… . Da gab es wahrlich schlimmeres in Aventurien. Ich schüttelte kurz meinen Kopf um meine Träume und mein lächeln wieder zu vertreiben, wobei, bei Rahja, manchmal durfte man sich doch auch schönen Gedanken hingeben, und konzentrierte mich wieder auf den Teil des Portals vor mir und meine Aufzeichnungen auf meinem Schoß. Viel zu schnell würde mich ein Geweihter darauf aufmerksam machen, dass die mittägliche Efferdstunde angebrochen war und ich mich langsam auf den Rückweg machen wollte, immerhin wollte ich mich ja zum Ende des heutigen Turniertages mit meinem Freunden treffen. Oh ihr Zwölfe, hoffentlich musste ich mich dazu nicht gegen eine Flut die Alte Residenz verlassende Menschen stemmen.

Die Gesichter der Perainegeweihten, die mit ihren grünen Roben und deren Ährenstickereien die Alte Residenz verlassen hatten, als ich kurz vor dieser war hatten mich kurz innehalten lassen. Aber das, was ich von den Geweihten vernahm war nicht wirklich das, was ich hören wollte, auch wenn sie nicht, wie ursprünglich von mir angenommen, von einem Todesfall während des Turniers sprachen. Vielmehr unterhielten sie sich darüber, dass dieses Jahr keine Störche aus Richtung Praios in die Stadt eingeflogen waren, aus deren Flug sie die Zukunft für das kommende Jahr hatten deuten wollen und wie das Ausbleiben der, der Peraine heiligen Tiere, nun zu deuten sei und ob man dies, wie es der Avesgeweihte, sie sprachen wohl von Euer Hochwürden Udilor, als schlechtes Omen überall in der Stadt kund tun sollte.
Aber meine betrübten Gedanken verflogen, kaum das ich Hakim Ansichtig wurde, der strahlend beinahe auf mich zu tanzte und mich lachend und jubelnd einfach hochriss und mit mir zusammen um die eigene Achse wirbelte.
„Ha, bei den Schusswaffen hat es leider nur für den vierten Platz gereicht, was ich aber nun wirklich nicht meinem fehlenden Elfenbogen zuschieben möchte, auch wenn mir dieser die letzten Monate ein gar doch trefflich und guter Freund wurde und der neue, geliehene Bogen doch seine Eigenarten hatte, aber bei den Wurfwaffen musste ich nur hinter einem gewissen Ludovig aus Hügelwacht zurückstehen, aber bei Rondra, der wusste seinen Speer aber auch zu werfen, und bin dort zweiter geworden, was mich in der Gesamtwertung weiter vorne hält, wenn auch knapp.“ Immer noch lachend setzte mich Hakim wieder auf den festen Boden, wofür ich ihm wirklich dankbar war.
Aber ich war auch offen begeistert und erfreut über sein Abschneiden bei den beiden Disziplinen. Ich drückte meinen Freund fest und innig und gratulierte ihm wiederholt und aufrichtig für seine Leistungen. Hakim winkte zwar lachend ab und meinte nur, dass wäre alles gar nicht so schwer gewesen, hätte er doch die letzten Wochen und Monate hier in Gareth fast nichts anderes gemacht als sich auf dieses Turnier vorzubereiten. Aber das hielt mich nicht davon ab, ihn nochmal fest zu drücken und ihm zu gratulieren. So wie es schien setzten er und der Schwarze Ritter, der nur an der Disziplin Schusswaffen teilgenommen hatte, sich langsam aber sicher vom Rest des Feldes ab, was aber auch daran lag, dass bei den Schusswaffen ein Elf gewonnen hatte, der an den anderen Disziplinen gar nicht erst teilgenommen hatte und an anderen Disziplinen auch nicht teilnehmen würde, so das diese Punkte indirekt Hakim und dem Schwarzen Ritter zuspielten, da sie ja so keiner ihre direkten Konkurrenten bekommen konnte. Hakim erzählte mir in seiner blumigen Sprache in aller Ausführlichkeit von seinen Leistungen. Ich überlegte mir kurz, dass er ja die ganze Geschichte den anderen beiden, die merkwürdigerweise noch gar nicht da waren, ebenfalls erzählen musste, aber das war Hakim eher egal. Er konnte manche Geschichten immer wieder wiederholen und warum auch nicht, seine Leistungen durften ja auch durchaus erwähnt und erzählt werden. Er sparte aber auch bei seiner Erzählung nicht mit Lob und Bewunderung für die Leistung der anderen Turnierteilnehmer und erkannte ohne Unterton die besseren Leistungen derer an, die sich in der Platzierung vor ihn gesetzt hatten. Man konnte eben nicht in allem der Beste sein, schloss er seine Ausführungen lachend. Ein wenig verwundert war ich darüber, wie viele Leute Hakim während seiner Erzählung mit einem Zuruf oder gar einem freundlichen Schulterklopfen grüßten. Ich wusste gar nicht, dass Hakim hier in Gareth so viele Leute kannte. Eine junge Frau fiel ihm sogar um den Arm, küsste ihn lange und meinte dann, sie wolle ein Kind von ihm, bevor sie zu einer kichernden Gruppe Frauen lief, die in der Nähe auf sie gewartet hatten. Diese Szene verwunderte mich ein wenig. Zum einen wusste ich gar nicht, ob Hakim überhaupt schon Kinder hatte, er hatte nie davon erzählt, geschweige den von seiner Ehefrau und selbst wenn, wie kam jemand auf die Idee, dass er sein Kind oder eines seiner Kinder, wenn er schon mehrere hatte, einfach herschenken würde. Manche Frauen hatten schon merkwürdige Vorstellungen von anderen Völkern. Nur weil Hakim ein Zahori war würde er doch sein Kind nicht herschenken.
„Äh. Ich schätze, ich muss dir da was erklären.“
Hakims Stimme riss mich aus meinen Gedanken und lenkte meinen Blick von der Gruppe Frauen zurück zu dem Zahori, der lachend auf mich herabblickte.
„Diese Sache mit dem Kind von mir. Die junge Dame möchte, dass ich ein Kind mir ihr zeuge. Also so im Sinne der Göttin Rahja, im Liebesspiel und so, sie will nicht, dass ich ihr eines meiner Kinder, die ich übrigens noch nicht habe, zumindest kein von denen ich weiß, schenke.“
Ich konnte förmlich spüren, wie mein Blut mein Gesicht hochwanderte und dieses rot werden ließ. Bei Rahja, es gab Geschichten über fehlgeschlagene Beschwörungen, in denen statt dem gewünschten Dämon einer der Erzfrevlerischen Erzdämonen höchst Selbst erschienen sein soll, um den unglücklichen Beschwörer mit sich in sein Reich zu nehmen. Das erschien mir plötzlich als gar nicht mehr so schlechte Alternative. Wobei, ihr Zwölfe verzeiht, es gab auch Geschichten über, ebenfalls nicht absichtlich beschworene Erzdämonen, die dem Beschwörer auf die Schulter geklopft und sein Möglichkeiten Madas Kraft im eigenen Körper zu speichern erhöht hatten, bevor sie noch ein wenig die Umgebung zerstört und ein paar Unschuldige erschlagen hatten, die mir in den Sinn kam, als Hakim mir lachend auf die Schulter klopfe, während ich mir die Frage stellte, ob die Frauen in der Gruppe immer noch über Hakim oder inzwischen über mich tuschelten und dabei beständig lachten.
„Manchmal bist du einfach nur Süß, weißt du das?“
„Ja. Ghor meint das auch ab und zu.“ Und ich glaubte Tela hatte das auch schon ab und zu in meine Richtung gemeint gehabt, aber das sprach ich nicht aus, ebenso wenig wie Frage, was oder wie genau die das immer meinten. Manche, vor allem Zwischenmenschliche Belange wollte ich gar nicht allzu tief ergründen, beziehungsweise entzogen sich immer noch meinem Verständnis und bei vielem war ich mir sicher, dass dies auch ganz gut so war.
„Komm, wir suchen die anderen beiden.“ Hakim legte sanft einen Arm um meine Schulter und führte mich in Richtung Tor, welches uns vor die Alte Residenz entlassen würde. Ich war mir nicht ganz sicher, mein Blick und meine Gedanken eilten schon voraus zu der, meine Vorstellung von ausreichend weit übersteigenden Menge an Menschen vor dem Tor, welchen ich, meiner Vorstellung nach nur knapp lebend vor viel zu kurzer Zeit erst entkommen war, aber ich hatte das Gefühl und glaubte aus dem Augenwinkel gesehen zu haben, dass Hakim dieser Gruppe Frauen nochmal kurz gewinkt hatte, aber als ich meinen Blick in seine Richtung und zu seinem Gesicht hoch wandte lächelte er unschuldig auf mich herab. Bei Travia. Jetzt sah ich schon Sachen die gar nicht da waren. Vielleicht sollte ich heute Nacht ein wenig früher ins Bett gehen.

Die beiden kamen uns jedoch, sehr zu meinem Glück, entgegen, bevor wir arg viel weiter in Richtung Tor gekommen waren. Sie hatten einen jungen Angroscho dabei, mit dem Tela sich zu unterhalten schien. Was mir ebenfalls auffiel war das überraschte Gesicht und das plötzliche lächeln von Ghor, als er uns sah. Wobei das lächeln eher weniger überraschend war, ich freute mich auch immer, wenn ich meine Freunde sah. Hakim löste sich von mir fiel Ghor lachend in die Arme, wobei er Tela kurz und ein wenig verschnörkelt zuwinkte, die mich bat, mit ihr und dem Zwerg an ihrer Seite einen Platz zu suchen, wo man hinsitzen konnte, während Ghor von einem lachenden Hakim aufgehalten wurde, der ihm Lautstark, so weit war Ghor doch gar nicht mehr weg gewesen und schlecht hören tat er doch auch nicht, die Ergebnisse des heutigen Tages verkündete. Tela erzählte dem jungen Zwerg an ihrer Seite auf Rogolan, was Hakim, nun hinter uns, so laut verkündete. Zumindest glaubte ich, dass Tela sich mit dem jungen Angroscho unterhalten wollte, aber ihr Rogolan war, gelinde ausgedrückt, eher ausreichend für einfache Konversation im Sinne von, tut der blutende Schädel weh, blutet es noch wo anders, haben sie Hunger, Durst, sind sie Müde, mein Name ist, ihr Name ist, und ähnliche, einfache Worte und Sätze. Natürlich, mein Rogolan war ebenfalls noch weit von einer flüssigen Grundlagendiskussion über die religiöse Verbundenheit der Angroscho zu ihrem Gott Angrosch und dessen Parallelen zu Ingerimm entfernt, zumindest so weit, dass ich bei einer solchen Diskussion einen Glaubenskrieg heraufbeschwören konnte, aber zumindest konnte ich dem jungen Laurom, Sohn des Arom, so hieß laut Tela der Ambosszwerg an unserer Seite das Gefühl geben, dass man ihn verstand und ernst nahm, als ich ein paar Sachen ergänzte, die Tela, wahrscheinlich hatte sie Hakim vor lauter Sorge um den Angrosch, der mit seinen blutverklebten Haaren doch recht abenteuerlich aussah, nicht zur Gänze verstanden hatte. Sein roter, noch recht kurzer Bart weckte den Eindruck, dass er noch nicht sonderlich alt war. Zumindest in zwergischen Maßstäben. Sein braun-grünes Wams mit kunstvollen Metallplättchen, der breite, Ledergürtel aus einem mir fremdartig erscheinendem Leder, die gepolsterte Hose und die Stiefel mit Silberkappen zeugten davon das er nicht gerade ärmlich war.
Als wir kurz darauf einen guten Platz gefunden hatten, begann der Zwerg zu erzählen. Tela entschuldigte sich kurz, mit dem Hinweis, nach etwas zu trinken für unseren Gast zu suchen. Ich verstand das Wort Gast in diesem Zusammenhang zwar nicht ganz, stand es doch eigentlich für etwas völlig anderes, aber ich beließ es mal dabei. Ich glaubte auch so zu wissen, was Tela hatte ausdrücken wollen. Ich tauschte mit Laurom ein paar einfache Sätze aus, im Schwerpunkt erkundigte ich mich nach seinem Wohlbefinden, er sah nämlich, soweit ich die Mimik eines Zwerges bewerten konnte, ziemlich bedrückt und niedergeschlagen aus. Ich verzichtete aber auf tiefer gehende Fragen, im Gegensatz zu Hakim oder Ghor erzählte ich manche Geschichten eher ungern mehrere male, wenn man mit ein bisschen warten das gleiche erreichen konnte. Vielmehr versuchte ich mich an ein paar schwierigeren Worten in Rogolan, über deren Aussprache ich mir nicht ganz sicher war und versuchte Laurom dazu zu bringen, mir zu erklären, wie man diese Worte richtig aussprach, aber er winkte nur grummelnd ab und meinte, er hätte, bei Angroschs Bart, wahrlich andere Sorgen. Schließlich kam Tela, mit einem großen Humpen Bier, der dem jungen Angroscho erwartungsgemäß, manche Geschichten des Volkes über andere Völker hatten eben doch einen wahren Kern, ein lächeln auf die Lippen legte. Ghor und Hakim hatten es inzwischen ebenfalls geschafft, was mich ein wenig verwunderte. Also nicht dass sie schon sondern das sie erst jetzt da waren. So weit waren Tela, der Angroscho und ich nicht mehr weitergangen und es war schon ein paar Minuten her gewesen, dass wir aufeinander getroffen waren. Aber sei es, wie es war, verbrauchte Materialien ließen sich auch nur in den seltensten Fällen wieder verwertbar aus der Alchemistenschale kratzen, nun waren die anderen auch da und ich konnte Laurom, Sohn des Arom bitten, uns, also ja eher eigentlich nur mir und ich würde es dann anderen dann übersetzen, zu erzählen, woher, außer von dem schlechtesten Bier im gesamten Umkreis der Ambossberge, wie er es nach einem Schluck genannt hatte, seine schlechte Laune kam.
Laurom erzählte mir, dass er gerade mit „der Waffe“, er betonte dies besonders, auf dem Weg zum Turnierplatz gewesen sei und schon seit längerer Zeit das Gefühl gehabt hatte, verfolgt zu werden. Plötzlich war er von drei Menschen umringt gewesen, die ihn niedergeschlagen hätten. Sie müssen seine Waffe gestohlen haben, denn er findet sie nirgends mehr, vor allem nicht direkt da, wo er wieder zu Bewusstsein gekommen war.
Während seiner Erzählung war Laurom tatsächlich in Tränen ausgebrochen, welche nun ungehindert seinen Bart herabtropften und er sprach ständig von einer Schande, anfänglich dachte ich, er wiederholte dieses Wort beständig, weil er wohl glaubte, ich hätte es nicht richtig verstanden, dabei sprach er ein sehr sauberes und verständliches Rogolan, da hatte ich wahrlich schon viel schlimmeres gehört. Irgendwann erklärte er, dass er diese Schande nicht nur über sich sondern vor allem auch über das Ehrwürdige Väterchen und das Hochwürdige Väterchen gebracht hatte. Auch dies wiederholte er mehrere male unter Tränen aufgelöst und es dauerte eine Weile, bis er sich soweit beruhigt hatte, dass er weitererzählte. Aber dieses mal tat er es zügig, flüssig und fast ohne Unterbrechung, so dass ich mit dem Übersetzen fast nicht mehr nachkam und mich deshalb dabei auf das wesentlich beschränkte.
Laurom, Sohn des Arom war ein Prinz der Waldwacht und ein Enkel von Bergkönig Arombolosch, Sohn des Agam. Mit seinen achtundvierzig Jahren war er ein noch sehr junger Zwerg, der noch nichts von der großen Welt gesehen, geschweige denn Garethi gelernt hatte. Als sein Großvater, das Hochwürdige Väterchen Arombolosch, Sohn des Agam ein siebenjähriges Schmiedewerk an einer grandiosen Lanze beendet hatte, sollte das Stück nach Gareth zu dem Großling gebracht werden, der mit der Bitte seiner Erschaffung einst an den König herangetreten war. Er selber, also Laurom, hatte unbedingt diese Ehrenvolle Aufgabe übernehmen wollen, und daher hatte er Kenntnisse der Menschenwelt vorgetäuscht und schließlich tatsächlich die Erlaubnis erhalten diese Lanze nach Gareth zu bringen. Er sollte die Lanze zum Turnier bringen, wo Hochkönig Albrax, der Bruder des Arombolosch, sie dem künftigen Träger überreichen soll.
Uh, dann waren die Gerüchte also doch war, das nicht nur Zwerge hier in Gareth waren sondern sogar deren Hochkönig. Vielleicht sollte ich doch mehr Zeit auf dem Turniergelände verbringen?
Er, Lauroms Stimme lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf diesen, hatte jedoch aus Stolz ältere zwergische Aufpasser seines Großvaters abgeschüttelt und war nun seit zwei Tagen hier in Gareth herumgeirrt und hatte erst jetzt, heute also, den Weg zum Turnier gefunden. Dabei muss aber wohl seine verpackte Lanze die Aufmerksamkeit von Räubern erregt haben.
„Wie sieht diese Waffe den aus, ich meine, wonach sollte man den schauen, wenn man eine Lanze sieht. Es ist ja nicht so, dass es hier sonst keine gäbe. Alleine schon auf diesem Gelände hier“ Hakim ließ zur Untermalung seiner Worte seine Hand einen großen Kreis beschreiben. „müssen Dutzende von ihnen liegen.“
Ich reduzierte meine Übersetzung auf das wesentliche, wie sieht die Lanze aus, da ich wusste, dass Zwerge keine Freunde von Ausschweifenden Reden waren. Zumindest die meisten, auch wenn ich bei Laurom inzwischen so meine Zweifel hatte.
Nach Lauroms Beschreibung war die Lanze ein neuneinhalb Spann langer Spieß aus Mohagoni-Holz mit Handschutz und einer dreifachen, verzierten Drachenklinge aus schwarzem Stahl – reines Endurium.
Das mit dem reinen Endurium übersetzte ich nicht. Ich hatte da so eine gewisse Ahnung, was noch folgen sollte und wollte keine unangenehme Überraschung in diese Richtung erleben, auch wenn dieses mal Tela direkt mit am Tisch saß.
Die Lanze hatte ein Gewicht von etwa 120 Unzen und ihr Name war Finsterfang.
„Wie viel ist diese Lanze den so Wert?“ fragte Ghor, wobei er, warum auch immer, den Himmel betrachtete. Ich schaute ebenfalls kurz nach oben, vielleicht gab es ja tatsächlich etwas interessantes zu sehen, aber wenn, dann war es entweder schon wieder weg oder es war nur etwas, dass Ghor interessant fand, ich sah außer ein paar Wolken nichts, dass interessant aussah. „Nur um zu wissen, in welchen Kreisen wir einen eventuellen Käufer suchen müssen.“ Bei Phex, da hatte Ghor natürlich recht. Ein reicher Händler würde keinen plumpen Dolch kaufen, von dem er annehmen musste, das er gestohlen war, wohingegen ein ärmlicher Waffennarr oder ein einfacher Bürger, auch wenn hier in Gareth das Lanzenreiten wohl weiter verbreitet war als ich gedacht hatte, mit Sicherheit keine Lanze kaufen würde oder gar konnte, die mehrere zehntausend Dukaten wert war, und dass wäre ja schon alleine der Wert des Endurium gewesen, wen man es eingeschmolzen als Barren verkaufen würde.
Laurom schätzte den Wert der Lanze als eines der größten Schmiedestücke seines Großvaters ein – und der galt, selbst unter uns Menschen, das wusste sogar ich, wenn auch nur durch Zufall aus dem Ingerimmtempel, als der beste Schmied Aventuriens. Sie wurde zu einem großen Zweck gefertigt und soll selbst Steine aufspießen können. Seiner Meinung nach war diese Waffe schlicht unbezahlbar. So eine Waffe kaufte man nicht, sie war ein Geschenk der Ehre und schlicht unbezahlbar.
Ich erklärte meinen Freunden, dass die Waffe in der Lage sein sollte sogar Stein zu schneiden und alleine schon auf Grund dieser Begebenheit die finanziellen Möglichkeiten von neunundneunzig von hundert Garethern bei weitem überstieg. Ich fand, das war ausreichend genug. Es entsprach mit Sicherheit der Wahrheit, soweit ich die finanziellen Mittel hier in Gareth einschätzte und da ja nicht jeder der in Neu-Gareth, dem angesehenen Viertel der Stadt in welchem auch die Stadt des Lichts und die Neue Residenz lagen, lebte auch wohlhabend war, die meisten dort waren Angestellte mit entsprechenden finanziellen Mitteln, war ich mir in Hinsicht meiner Aussage wirklich sicher. Phex und Praios sei Dank kam keiner meiner Freunde auf die Idee, nach einer genaueren Zahl zu fragen oder mich gar in Dukaten auszudrücken.
„Und wer sollte diese Wunderwaffe als Geschenk erhalten?“ wollte Tela wissen.
„Sein Name ist Brin. Er ist euer Menschenkönig.“ Antwortete Laurom überraschend Selbstsicher. Offenbar hatte das Auftreten meiner Freunde eine gewisse Hoffnung in ihm geweckt, auch wenn ich nicht genau wusste, was an ein paar Fragen so Hoffnungsvoll sein sollte.
Ich wollte gerade übersetzen, als ich direkt wieder stockte. König Brin? Aber der war seit gut sechs Jahren tot. Gestorben bei der Verteidigung der Freien Lande im Kampf gegen Borbarad. Es war sein Leichnam gewesen, den wir vor im Boron vor Rhazzazors Klauen gerettet hatten, was irgendwie letztlich auch der Grund war, warum wir jetzt hier saßen. Ich klärte Laurom, ohne es erst übersetzt zu haben über die Wandel in der Führung des Neuen Reiches auf und wie König Brin sein Leben gelassen hatte.
Der junge, zumindest halt eben für Zwergenverhältnisse, eigentlich war er ja mehr als doppelt so alt wie ich, Zwerg nahm es überraschend gelassen auf. Er murmelte etwas von der Kurzlebigkeit der Großlinge in seinen kaum, wiederrum für Zwergenverhältnisse, vorhandenen Bart und meinte dann, nach kurzem Überlegen, dass in diesem Fall nach zwergischem Brauchtum die Waffe an die Witwe des Auftraggebers gehen sollte. Erschrocken fragte er hastig nach, ob diese den wenigstens noch lebte.
Ich erklärte ihm, dass dies der Fall war und übersetzte für meine Freunde, dass die Waffe an Reichsregentin Emer gehen sollte. Ich hatte auch dankbar realisiert, dass Tela nicht auch versucht hatte mit zu Übersetzen und auch nicht auf die Idee gekommen war, meine fehlenden Übersetzungen als Unwissenheit Meinerseits zu deuten und dies nachzuholen. Manche Kenntnisse waren einfach nicht für alle Geister geeignet.
„Siehst du Tela“, Ghor klopfte dieser lachend auf die Schulter. „meine Intuition hat mich mal wieder nicht getäuscht.“
Ich wusste jetzt zwar nicht, wie diese Aussage zu deuten war, vermutlich hatte die Vorgeschichte dazu außerhalb meines Beiseins stattgefunden, aber Hakims Faustschlag auf den Tisch beendete meine Überlegungen dazu gleich wieder im Ansatz.
„Laurom, ehrwürdiger Freund des kleinen Volkes, wir werden dir diese Waffe zurück bringen. Wir müssen eh noch meinen Elfenbogen und ein paar andere Sachen suchen, da kommt es auf eine Lanze mehr oder weniger auch nicht an.“
„Äh.“ Tela hob leicht einen Finger. „Du weißt schon, dass du die nächsten zwei Tage noch an dem Turnier, das hier gerade stattfindet teilnehmen solltest und eigentlich gar keine Zeit hast, irgendwelche Waffen zu suchen?“
„Klar weiß ich das.“ Lacht Hakim überraschen freudig zurück. „Aber dafür sind doch Freunde da!“
Ich übersetzte Laurom nur, dass meine Freunde, meinen Wert in Bezug auf das Suchen irgendwelcher Gegenstände, insbesondere Waffen in einer Umgebung wie dieser Stadt war mir durchaus selber bewusst, sich bereit erklärten, dass sie die Waffe für ihn suchen wollten.
Laurom sprang stürmisch auf und fiel mir um die Hüften, wobei er seinen Kopf unangenehm fest gegen meinen Bauch drückte, was diesen mehr wehtun ließ als noch angenehm war. Aber bevor es wirklich unerträglich schmerzhaft werden konnte ließ er erfreulicherweise ab und drückte die anderen ebenso. Ich übersetzte von seinen Worten nur, dass er darum bat, seinem Großonkel Albrax vorerst nichts von dem Ereignis zu erzählen, da er sich seines Versagens zu sehr schämte und erwähnte auch etwas von einer Belohnung, wenn meine Freunde Erfolg haben sollten. Das Laurom uns einen Berg von Gold als Belohnung versprach übersetzte ich nicht, ich hatte das Gefühl, die anderen würden heute Nacht auch so schon gut genug schlafen.
Ich für meinen Teil würde es auf alle Fälle, hoffte ich.
Nach oben Nach unten
Tela Reisigritt
Erzmagus
Tela Reisigritt


Anzahl der Beiträge : 456
Anmeldedatum : 03.10.12
Alter : 45
Ort : Nordaventurien

Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der dritte Turniertag Empty
BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der dritte Turniertag   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der dritte Turniertag EmptyMi Sep 24, 2014 10:49 pm

"Eigentlich schon unglaublich, dass so ein, eher doch Rondra zugewandter Mann sich so für die geistigen und hesindianischen Dinge interessieren konnte. Aber es war eben so, wie er auch immer selber von sich behauptete. Er war viel Vielseitiger und gebildeter, als wir immer den Eindruck hatten, er wollte halt eben nicht immer mit seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten glänzen und protzen." Großartig! Wenn ich mich recht erinnere, konnte Ghor zu diesem Zeitpunkt nicht einmal lesen. :-)
Nach oben Nach unten
Lynia
Erzmagus
Lynia


Anzahl der Beiträge : 390
Anmeldedatum : 03.10.12
Alter : 51
Ort : Nostria

Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der dritte Turniertag Empty
BeitragThema: Unzulänglichkeiten   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der dritte Turniertag EmptyDo Sep 25, 2014 9:57 pm

Menschenkenntnis nicht vorhanden (Wert von 0).
Ziemlich Weltfremd Gesellschaftliches Leben (Wert von 5).
Unfähigkeit Gesellschaft stark ausgeprägt (Wert von 10).

Sehr, sehr Zwölfgöttergläubig und beständig bemüht, deren Werten und Idealen gerecht zu werden,
und wie man weiß, Praios achtet die Wahrheit und verachtet die Lüge,
und bei Praios, welchen Grund sollte Ghor auch schon haben, ausgerechnet uns anzulügen?

Tela, bitte, ein bisschen mehr Vertrauen in die Menschen um dich herum.
Es sind nicht alles versteckte Praiospriester, die es ja eh nicht gibt, auf der Jagd nach versteckten Hexen.
Die beiden Männer wissen ja auch nicht, dass du eine Hexe bist, woher wollen wir wissen,
was wir über die beiden Männer nicht wissen?
Nach oben Nach unten
Gesponserte Inhalte





Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der dritte Turniertag Empty
BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der dritte Turniertag   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der dritte Turniertag Empty

Nach oben Nach unten
 
Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der dritte Turniertag
Nach oben 
Seite 1 von 1
 Ähnliche Themen
-
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der vierte Turniertag
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der fünfte Turniertag
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier - Der erste Turniertag
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier - Der zweite Turniertag
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier – der sechste und letzte Turniertag I

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Das Schwarze Auge :: Die Abenteuer der Heldengruppe :: Lynias Zeit in der Gruppe-
Gehe zu: