Das Schwarze Auge
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Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier - Der zweite Turniertag

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Lynia
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BeitragThema: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier - Der zweite Turniertag   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Das kaiserliche Turnier - Der zweite Turniertag EmptyDi Sep 23, 2014 4:00 pm

„Siehe die Angst! Sie lacht, wenn der Himmel das Trauergewand näht!“
Wie kann sich eine Idee, die im Augenblick des entstehen so genial klingt sich im nachhinein als so unglücklich erweisen? Gestern, am neunundzwanzigsten Tage des Phex im Jahre 1027 nach dem Fall Bosparans hatte ich es zum Beispiel für eine hervorragende Idee gehalten, dass mich eine Magd heute frühzeitig, kurz nach dem Erscheinen von Praios Auge am Himmel wecken möge, damit ich von diesem Tage noch etwas hatte. Nun, nachdem das kalte Wasser aus meiner Waschschüssel über mein Gesicht lief, ohne seine erhoffte Wirkung entfalten zu haben zweifelte ich dramatisch an dieser Entscheidung. Ich musste sogar ehrlichweise eingestehen, dass ich ausgiebig und nachdrücklich darüber nachgedacht hatte, mich einfach wieder umzudrehen.
Der gestrige Abend war wirklich großartig gewesen und ich musste gestehen, die Geschichten des Greifen, vor allem seine Geschichte über diesen Ranabo, waren es wirklich wert gewesen, am Lagerfeuer sitzen zu bleiben. Aber das Ende der Geschichte hatte eben nicht das Ende der Nacht bedeutete, es hatte sich noch ein wenig gezogen, bis ich endlich wohlbehalten und vor allem unbelästigt zu Hause angekommen war. Aus unerfindlichen Gründen hatten sich die letzten Tage immer mehr Praiosdiener, darunter auch etliche Bannstrahler in Gareth eingefunden, von denen vor allem die letzteren der Meinung waren, dass sie die örtliche Garde in deren Aufgabe tatkräftig unterstützen mussten. Nun war es ja nicht so, dass ich etwas ungesetzliches oder götterungefälliges getan hatte, aber selbst in Punin war bekannt, dass die Bildung mancher Bannstrahler beim Text der praiosgefälligen Chorale anfing und beim Text der praiosgefälligen Gebete wieder endete. Dazwischen lagen, außer praiosgefälliger Ordnung, dem Sinn für Disziplin und die Kenntnisse der Hierarchie innerhalb der Praioskirche und ihres Ordens nur noch ein paar Grundlegende Kenntnisse im Umgang mit Waffen und, was aber immer nur hinter vorgehaltener Hand erzählt worden war, das Wissen um die rechte Aufschichtung eines Scheiterhaufens. Oh, und natürlich war da noch irgendwo hervorgehoben die Tatsache, dass Magie Dämonenwerk war und jeder Magier mindestens einmal am Tag einen Dämon beschwor und ihn auf die Bevölkerung Aventuriens los ließ, als Preis dafür, dass dieser die Seele des Magiers noch einen Tag in seinem fauligem Leib ließ. Das diese Geschichte mit den Magiern erfunden, zumindest aber stark übertrieben war, dass wussten selbst die kleinsten Novizen in Punin nach ein paar Wochen, aber die Tatsache, dass Bannstrahler auf Magier, egal welcher Gilde sie angehörten, nicht gut zu sprechen waren, diese Erkenntnis wurde wohlweislich beständig und ausreichend vermittelt. Ich für meinen Teil hatte jetzt mit Bannstrahlern an sich eigentlich weniger Probleme und die Handvoll von Kontakten mit diesem Orden waren eigentlich eher ruhig und friedlich verlaufen, aber man sollte sein Glück, auch nicht am vorletzten Tag des Phex nicht überstrapazieren und so war ich eben gestern den ein oder anderen Umweg gelaufen und entsprechend noch später im Bett gewesen, als ursprünglich geplant.
Ein weiterer Schwall kühles Wasser zog meine Gedanken wieder zurück ins jetzt. Heute würde ein anstrengender Tag sein. Ich musste in beiden Akademien vorsprechen, hatte noch im Hesindetempel eine Abschrift fertig zu stellen, wollte in der Bibliothek der Neuen Residenz zu einer Sache einen Querverweis prüfen, das passende Buch stand zum Glück in dieser Bibliothek, von der ich immer noch mehr als begeistert war und irgendwann sollte ich natürlich auch mal in der Alten Residenz auftauchen, immerhin ging heute das Turnier ja weiter und so weit ich mich erinnerte kämpften heute sowohl Hakim als auch Ghor.
Ungewollt lief ein kalter Schauer meinen Rücken hinunter, als ich an die Alte Residenz und den Turnierplatz denken musste. Die Enge, das Gedränge, die ganzen Menschen auf so engem Raum, mir wurde es eng im Hals, wenn ich nur daran dachte. Ja, der Besuch bei der Alten Residenz würde erst ganz zum Schluss anstehen, wer wusste schon, ob ich danach noch in der Verfassung für vernünftige Studien wäre.

Es war der Akademie der vereinten Künste von Schwert und Zauberstab – Kaiserlich Garethisches Lehrinstitut der angewandten kombattiven Magie vom Schwert und Stabe zu Gareth, der Herrin Rondra und der Herrin Hesinde zum Wohlgefallen anzumerken, dass sie in den letzten Vorbereitungen zum großen, Allaventurischen Konvent stand. Obwohl es mitten am morgen war, und es war kein Praiostag, herrschte auffallende Betriebsamkeit. Auf meinem Weg durch die Räume begegneten mir mindestens vier andere Personen, trotz der Tatsache, dass im Moment eigentlich Unterricht sein sollte. Oder war es schon Mittag? Ich musste gestehen, dass ich in der Academia Armarorum Astralis Garethienses, wo ich zuerst gewesen war, etwas länger verweilt hatte, als ich eigentlich geplant hatte, aber es war im Lesesaal, warum auch immer jemand so ein Buch einfach liegen lassen konnte, eine alte Abschrift des Lyber Combativa auf einem Lesepult gelegen und ich war nicht umhin gekommen, einen kurzen, oder vermutlich eher längeren Blick in dieses zu werfen.
Ein lauter Gong, der durch die Räume hallte, zeigte mir an, dass es wohl tatsächlich schon Mittag war. Ich war in den letzten Monaten oft genug, auch zu dieser Zeit in diesen Räumen gewesen um zu wissen, dass dieser Gong zum gemeinsamen Mittagessen rief. In Ermangelung einer geeigneten Alternative und der Tatsache geschuldet, dass ich diesen morgen auf ein Frühstück verzichtet hatte, was wiederrum der Tatsache geschuldet gewesen war, dass ich diesen morgen nicht ganz so fit und zügig wie geplant aus meinem Zimmer gekommen war, entschloss ich mich, die Gunst der Stunde zu nutzen und hier zu essen. Da, wohl aus Erziehungsgründen oder Ausbildungsgründen, so ganz hatte sich mir das nicht erschlossen, die Kost hier eh schon immer recht mager gewesen war und es bisher bei jedem Essen mindestens eine Hand voll Scholaren gab, die aus welchen Verfehlungen auch immer nichts zu Essen bekamen war es nie ein Problem als zusätzlicher Gast an der Verpflegung teilzunehmen, so lange die Bediensteten einen als Gast des Hauses oder als Magier erkannten und letzteres war ja nun wirklich nicht schwer.
Während des Essens war es auch ein leichtes Unterhaltung zu finden. Zum einen gab es keine Einzelnen Tische für kleine Gruppen, man saß also eh zwangsläufig mit anderen am Tisch, zum anderen war die Tischeinteilung klar geregelt, so dass ich bei anderen Gästen der Akademie und den hier lehrenden und tätigen Collega saß, was aber den Vorteil hatte, dass die Gesprächsthemen für mich noch mit am Interessantesten waren.
Ein Punkt über den zum einen geklagt, andererseits mit Erleichterung gesprochen wurde waren die erwarteten Besucherzahlen. Bisher hielt sich die Anzahl der als Gäste des Konvents in Gareth eingetroffenen Magieanwender deutlich in Grenzen. Schätzungen zufolge rechnete man sogar mit wenig er als 300 magisch begabten Gästen, was gerade einmal halb so viele wären wie vor sieben Jahren in Punin.
Auch über die diesmaligen Themen wurde ausgiebig, nicht erst seit heute, gesprochen, diskutiert und gerätselt, war doch von vielen geplanten Rednern noch gar nicht bekannt, ob sie überhaupt kommen würden. Fest stand, dass die Gilden, anders als beim Konvent vor sieben Jahren in Punin, wo noch die Bedrohung durch Borbarad das allumfassende Thema war, diesmal sicherlich wieder ihren Schwerpunkt auf eigene Belange richten würden. Vermutete und teilweise auch schon bestätigte Themen waren unter anderem die Überlegungen zur Gewandverordnung, insbesondere die südlicheren Akademien forderten hier eine drastische Lockerung der Vorschriften, neue Abraxas-Theorien aus, verständlicherweise, Punin, Ordensregularien und die stetig steigenden Preise für Alraunen und andere alchemistischen Zutaten.
Ein weiterer sicherer Programmpunkt des Konvents waren die Wahlen der Gildensprecher. Saldor Foslarin galt in seinem Amt als Sprecher der Weißen Gilde schon so gut wie bestätigt, seine Wiederwahl als rein formaler Akt. Nun, diese Worte wunderten mich eher weniger, immerhin war der Zwerg auch Spektabilität an dieser Akademie. Prishya von Grangor hingegen saß wohl nicht annähernd so fest im Sattel der Grauen Gilde, wobei sich mir der Zusammenhang zwischen einem Sattel und der Rolle der Sprecherin der Grauen Gilde nicht so ganz erschließen wollte. Es wurde mehr oder weniger offen, mit manchem Seitenblick in meine Richtung, darüber diskutiert, ob die Alte Dame den Mut aufbrachte sich nochmal, trotz einer drohenden Niederlage für das Amt der Sprecherin der Grauen Gilde aufstellen zu lassen oder ob sie, nicht minder groß in der Geste, in Würde und Anstand von einer weitern Amtszeit in dieser Funktion absehen würde. Was die Schwarze Gilde hingegen anging, nun, da waren alle Möglichkeiten offen und niemand wagte auch nur eine Prognose abzugeben, zu undurchsichtig waren die Machenschaften der Mitglieder der Gilde der linken Hand und, soviel war sogar uns anderen Gilden bekannt, zu wenig machte sich die Schwarze Gilde im Grunde genommen etwas aus dem Amt des Convocatus Primus. Es waren bisher eh relativ wenige Mitglieder der Schwarzen Gilde in Gareth eingetroffen und es wurden auch nicht sonderlich viel mehr erwartet, zu wenig gab es für deren Mitglieder auf diesem Konvent zu gewinnen oder zu erfahren und zu groß sah wohl der ein oder andere die Gefahr für sich, wenn er sich soweit in das Mittelreich und so nah an Praios größte Stätte Aventuriens wagte.
Ich musste gestehen, dass ein oder andere mal durchfuhr es mich schon kurz, das ein oder andere Kommentar einzuwerfen, unter anderem vielleicht auch die Tatsache dass ich ebenfalls schon gebeten worden war auf dem Konvent einen Vortrag über mein Zusammentreffen mit Rhazazzor zu halten, aber ich hielt mich dann doch zurück. Das hier war eine Akademie der rechten Hand, ich hingegen war eine Adepta einer Grauen Gilde, es würde nur zu einer Diskussion führen über deren Sinn und Nutzen ich nicht groß nachdenken musste um mir ihrer Geringfügigkeit bewusst zu werden. Zumal ich mich noch gut daran erinnern konnte wie damals, vor sieben Jahren, selbst wir Scholaren in die Vorbereitungen für den Allaventurischen Konvent eingebunden worden waren, wie nervös wir gewesen waren, wie wichtig wir alles genommen hatten und wie sehr wir uns als Gastgeber teilweise den anderen überlegen gefühlt hatten, immerhin waren wir ja die „Hausherren“ gewesen. Die Tatsache, dass dieses Großereignis eben nur alle sieben Jahre statt fand machte es eben wirklich zu etwas besonderem und man hatte dann eben auch sieben Jahre Zeit, darüber zu reden oder sich über Briefe mit Collega darüber auszulassen, und sieben Jahre ließen viel Zeit um aus einem kleinen Missgeschick eine gerade noch abgewandte Katastrophe zu machen, wohingegen großartige Vorträge eher meist schnell wieder dem vergessen anheimfielen. Aber das war etwas, was in Punin eigentlich noch verbreiteter war als ich es in anderen Akademien, die ich seither besucht hatte, erlebt hatte, so ehrlich musste ich sein. Nur mit schaudern dachte ich an die ganzen Geschichten zurück, welche vor dem Konvent in Punin über den Konvent sieben Jahre zuvor, also vor nun insgesamt vierzehn Jahren, erzählt worden waren. Das damals jemand Borbarads Rückkehr überhaupt noch als Bedrohung angesehen hatte, nachdem was sieben Jahre zuvor fast alles passiert wäre wunderte mich nun im Nachhinein fast ein wenig.

„Dir werden wir Madas Fluch herausprügeln, Wickelkopf!“
Ein Schlag. Dann wieder ein aufheulen.
Wir, ich und meine drei Freunde, waren gerade unterwegs in den Straßen Alt-Gareths, als wir ein mit Kisten verstellte Seitengasse passierend von dort bellende Beschimpfungen und einen schmerzerfüllten Laut vernommen hatten.
Eigentlich waren wir unterwegs zu einer Gaststätte, welche Tela vorgeschlagen hatte, nachdem diese zuvor die Vorschläge von Ghor und Hakim vehement abgewiesen hatte. Das wiederrum hatte mich ein wenig verwundert. Soweit ich es mitbekommen hatte und an den Worten meiner Freunde zweifelte ich eh keinen Augenblick lang, hatte Hakim im Turnier im Finalkampf Ghor geschlagen, was da facto Hakim zum Sieger in der Disziplin Zweikampf mit leichten Handwaffen und damit zum Sieger des zweiten Turniertages gemacht hatte. Dies wiederrum hatte ihn in der Gesamtwertung des Turniers auf den ersten Platz gebracht, da der mysteriöse Schwarze Ritter, dessen Identität immer noch unbekannt war, eine Kampf zuvor von Ghor besiegt worden war, was ihm weniger Punkte eingebracht hatte als Hakims zweiter Platz von der Tjoste am gestrigen Tag. Es war schon faszinierend. Dafür dass so ein Aufwand und Wirbel um dieses Turnier gemacht wurde waren seine Regularien und das Bewertungssystem von erschreckender Schlichtheit. Keine Abstufung der erbrachten Leistung, keine Bewertung der Ausführung, keine Berücksichtigung der Vorarbeit, keine Beurteilung der Zugrunde liegenden Materialien, einfach nur, der erste bekommt die meisten Punkte, der zweite ein paar weniger und so weiter nach unten. Ob man erster durch pures Glück oder wahres Können wurde spielte wohl keine Rolle. Aber andererseits musste ich durchaus wieder parallelen zu meiner Ausbildung ziehen. Man konnte auch mit viel Glück einen Dämonen ohne aufwendige Studien und einer fundierten Grundlage an Wissen beschwören, ohne dass dieser einem aus der Kontrolle ausbrach und es konnte einem auch passieren, dass man trotz allem Wissen und Können eben diese Kontrolle über eben diesen Dämonen verlor. Das war dann eben wie in einem echten Kampf, wie ich inzwischen schon gelernt hatte. Man konnte noch so gut mit einer Waffe sein, wenn man einen Moment nicht aufpasste oder einfach Pech hatte und der Gegner hatte in diesem Moment ein wenig Glück, schon steckten ein paar Finger Stahl in einem Bauch. Unwillkürlich musste ich kurz über meinen zweiten Bauchnabel, wie ich die Narbe auf meinem Bauch manchmal nannte, reiben. Und diese kriegerischen Turniere waren ja wohl so eine Art nachgespielter Kämpfe, nur eben ohne den Ernsten Hintergrund eines echten Kampfes, wohingegen die Prüfungen an den Magierakademien einen ganz anderen Zweck erfüllten und Hintergrund hatten. Hm, vielleicht waren es doch nur sehr grobe Parallelen.
Erwartungsgemäß standen Ghor und Hakim in der Gasse, bevor ich noch richtig realisiert hatte, dass dort wohl gerade etwas eher unschönes passierte. Ich überlegte gerade ob ich die beiden mit einem FlimFlamFunkel unterstützen sollte, offensichtlich hielten sich mehrere Personen innerhalb der Gasse auf und es war eher unwahrscheinlich, dass diese wussten, dass sie dem Erst- und Zweitplatzierten des Wettkampfs mit leichten Handwaffen gegenüberstanden, was über deren Fähigkeiten im Umgang mit diesen Waffen selbst einer Magierin wie mir etwas sagte. Gerade als ich die Matrix für diesen Zauber in mein Gedächtnis rief erkannte ich die weißen Roben unserer Gegner.
Bannstrahler.
Unwillkürlich musste ich schlucken und meinen Blick senken. Da hatte ich mir die letzten Tage so Mühe gegeben mit diesen Menschen so wenig in Kontakt zu kommen wie möglich und nun schien es ausgerechnet so, dass wir mit ihnen den Konflikt suchten. Bei Praios. Das war nicht richtig. Ich hatte die letzten Tage und Wochen immer wieder versucht, bisher mit keinem Erfolg, eine Ausnahmegenehmigung zum Besuch der Stadt des Lichtes zu erhalten. Aber es war mir gelungen in dem anderen Praiostempel Gareths, für eine Gildenmagierin überraschen positiv aufzufallen und schließlich hatte es sich ergeben, dass ich mehrmals mit den dortigen Geweihten ins Gespräch gekommen war und ich war inzwischen vorsichtig hoffnungsvoll, auch wenn ich in diese Richtung noch nicht offen aktiv tätig geworden war, dass sich vielleicht über diesen Weg eine Möglichkeit ergeben könnte, die Stadt des Lichtes besuchen zu dürfen. Wenn wir nun in einen offenen Konflikt mit Bannstrahlern gezogen wurden und das bekannt wurde, dann würde ich die Stadt des Lichts auch bei einem offiziellen Anlass, wenn die Stadt des Lichts tatsächlich auch für das Volk offen stand, diese nicht betreten dürfen, wenn ich vorhatte, sie danach auch ohne Kraft des Windes wieder an einem Stück zu verlassen. Ob das vielleicht, am letzten Tag seines Monates ein letztes lächeln von Phex war, der mir damit zeigen wollte, dass Glück keine Selbstverständlichkeit war?
Vielleicht, wenn ich doch noch Glück hatte, sicher, ich war, immerhin schrieb das der Codex Albyricus so vor und ich hatte ja eigentlich hier in Gareth die letzten Monate keinen Grund gehabt es zu verheimlichen, als Gildenmagierin zu erkennen, aber ich trug hier in Gareth eine eher Graue Robe, zwar ein dunkleres Grau, aber kein eindeutiges Schwarz mehr. Es war eigentlich schon verwunderlich wie viele Menschen direkt von der Farbe der Robe eines Magiers Rückschlüsse auf deren Gildenzugehörigkeit zogen, dabei legte die der Codex Albyricus nicht im Geringsten fest. Im Gegenteil, es wurde auch dem freigeistigsten Angehörigen der Schwarzen Gilde bei der Convoctatio einer Elementaren Wesenheit ein einfaches, rein weißes Gewand empfohlen. Und auch der Mann am Boden, den ich kurz mit meinem Blick gestreift hatte trug zwar blaue Kleidung, die man unter den herrschenden, inzwischen und durch die enge der Gasse und die dadurch verursachten Schatten noch verminderten Lichtverhältnissen durchaus noch als blau erkennen konnte, und spätestens der rote Turban auf seinem Kopf hätte doch das Bild eines Schwarzmagiers, zumindest wie es sich der durchschnittliche Mittelländer vorstellte sichtlich erschüttert, außer natürlich man setzte voraus, dass der Turban entweder die Glatze oder das wirr in alle Richtungen wegstehende Haupthaar, welches, ebenfalls im Glaube des Volkes ja ebenfalls einen Angehörigen der Schwarzen Gilde auszeichnete, verbergen sollte. Aber ungeachtet all dieser Überlegungen, ich war, ebenfalls ungeachtet all dessen was man sich so über die Bannstrahler erzählte über diese ein wenig enttäuscht. Ich war mir sicher diese würden, auch in Anbetracht des kommenden Allaventurischen Konvents ein wenig Rückhaltung und Contenance bewahren, vor allem in Hinblick auf das Bild das Gareth als Stadt und Gastgeber für eben diesen Konvent darstellen wollte, zumal ja auch die Praioskirche ein wenig von ihrem absolut Magiefeindlichen Bild abkommen wollte, immerhin waren auch etliche Magiekundige maßgeblich an der dritten Dämonenschlacht beteiligt gewesen, in deren Folge Borbarad ja auch letztlich durch die Hilfe der sogenannten sieben Gezeichneten, in deren Reihen ja auch ein Magiekundiger, einzig über seine magische Ausrichtung herrschten Unklarheiten, wobei ich die am meisten Propagierte Meinung, dass es sich um einen Schamanen der Waldmenschen aus den Dschungeln des Süden handeln sollte dann doch eher als Verklärung der Tatsachen abtat, gewesen sein sollte, hatte besiegt werden können. Sicher, es waren auch etliche fehlgeleitete Menschen mit Madas Gabe den Versprechungen Borbarads verfallen und hatten auf seiner Seite gefochten, aber das hatten auch viele Menschen mit einem Schwert in der Hand und deswegen hatte man auch nicht begonnen alle Menschen, die ihre Leben mit einem Schwert in der Hand begingen zu achten und als Paktierer zu verdächtigen. Überhaupt war es…
Ich kannte diesen Mann, der sich inzwischen, inzwischen? Wie viel Zeit war den schon wieder vergangen? Ich war wohl mal wieder mit meinen Gedanken ein wenig zu weit abgedriftet. Wie auch immer, ich kannte diesen Magier, der sich gerade von Tela, auf dessen Schoß sein Kopf ruhte, ja was eigentlich machen ließ. Ich wusste nicht, was mich mehr erschreckt hatte. Die Erkenntnis darüber, wer der Mann war, das was gerade zwischen ihm und Tela vorging, auch wenn ich es nicht wirklich erkennen konnte oder die Beeindruckende breite der Schultern der Bannstrahlerin vor mir, welche mich locker um einen Kopf überragte, aber erfreulicherweise nicht in meine Richtung schaute.
Ich wusste plötzlich nicht mehr so recht, wo ich nun zuerst hinschauen sollte. Kannte ich diese Bannstrahlerin vor mir, die sich wohl auch schon vorgestellt hatte? Den Magier kannte ich auf alle Fälle von meiner Zeit in Punin, auch wenn ich im Moment nicht auf seinen Namen kam, was mich noch mehr verunsicherte, wusste ich doch auf alle Fälle das er den Titel eine Erzmagus trug, solche waren, bei allem Ruf den Punin in Gildenmagiekreisen hatte zum Trotz, auch in Punin eher seltene Gäste und noch seltenere Gastdozenten und so eine Ikone der Gildenmagie vergas man nicht. Aber warum bei allen Zwölfen, Hesinde und Rahja voran, hatte er seinen Kopf in Telas Schoß? Ghor und Hakim schien es gut zu gehen, wie ich aus dem Augenwinkel sah, was der Erzmagus zu meinen Füßen in einer Mischung aus Garethi und Tulamidya von sich gab bekam ich nur am Rande mit. Zudem kam die Beeindruckende Gestalt der Bannstrahlerin vor mir, die trotz der deutlich hängenden Schultern immer noch bedrohlich genug erschien. Aber sie war nicht alleine gewesen, wie ich mich erinnerte. Aber auch ihre Gefährten sahen so niedergeschlagen und bedrückt aus wie von Auraleth, oder so ähnlich, ich hatte es nicht richtig verstanden.
Plötzlich kam ich mir wieder vor wie in meinen ersten Tagen in Punin. Ich hatte vor lauter Stadt und vielen Häusern und unbekanntem völlig vergessen, dass Satinav die Zeit nicht anhielt, auch wenn man manchmal das Gefühl hatte, dass er es tat. Meine Gefährten an meiner Seite, die gute Stimmung und die einlullende Sicherheit die eine Stadt einem auch vermittelte hatten mich völlig überrumpelt. Was wäre gewesen, wenn die Bannstrahler mehr gewesen wären, wenn sie ihre Waffen, aus welchen Gründen auch immer doch gegen meine Gefährten gerichtet hätten?
Plötzlich wurde mir klar, dass ich nicht gewusst hätte und mir auch nichts einfiel, was ich hätte tun können. Bannstrahler waren, wenn auch nicht im gleichen Maße wie Geweihte, doch Diener Praios und damit eigentlich sakrosankt, die Hand gegen diese zu erheben war wie die Hand gegen Praios zu erheben. Bei den Zwölfen, worin hätte all das hier gipfeln können. Da waren meine Sorgen um eine verpasste Möglichkeit die Stadt des Lichtes doch noch von innen zu sehen so geringfügig wie meine Sorgen heute Nacht wieder zu wenig schlaf zu bekommen um morgen bei meinen Recherchen voll konzentriert sein zu können. Wenn mir etwas wirklich wichtig war dann war ich auch konzentriert, egal wie wenig schlaf ich gehabt hatte.
„Dschelef ibn Jassafer mein Name…“ hörte ich euer Magnifizienz, der sich inzwischen erhoben hatte sagen, was meinen Schrecken über die Gesamtsituation nicht besser machte. Eine Koryphäe, einer der angesehensten Forscher im Bereich der „elementaren Kräfte und saurischen Phänomene… ja, was schaut Ihr den so entsetzt, Adepta, dass ich die Pentagramm-Akademie geleitet habe ist schon einige Jahre her…“ der Rest ging irgendwie unter. Ich hatte gehört, dass trotz der beklagten geringen Anzahl an bisher eingetroffenen Besuchern des Allaventurischen Konvents trotzdem schon ein paar Größen der Gildenmagie in Gareth eingetroffen waren, aber ich hatte nicht mitbekommen, dass solche Größen wie Euer Magnifizienz ibn Jassafer darunter waren. Mit diesem Mann ein paar Stunden alleine, am besten in einem kleinen, gemütlichen Zimmer, was könnte er mir alles erzählen, welches Wissen steckte unter diesem Turban und wollte geteilt werden, vielleicht mit mir?
„Lynia,“ vernahm ich Telas Stimme durch meine Phantasievollen Gedanken dringen. „jetzt mach den Mund zu und schlag´ keine Wurzeln!“

Es war, wie ich erwartet hatte. Ich lag im Bett und bekam kein Auge zu.
Euer Magnifizienz ibn Jassafer hatte uns, mich und meine Freunde, zu einem Umtrunk, Unauer Punsch hatte es gegeben, eingeladen gehabt, in das Hotel Alter Kaiser, wo er untergekommen war. Dort hatte er sich nochmals ausdrücklich bei uns für unser tapferes einschreiten bedankt, wobei ich nicht hatte verhindern können, bestimmt wieder bis unter das Haar rot zu werden. Ich hatte ja irgendwie gar nichts getan, sondern vielmehr war das alles einfach an mir vorbei gegangen. Ich wagte gar nicht daran zu denken, wenn mir so etwas mitten in der Wildnis beim Angriff von irgendwelchen Tieren passiert wäre, dann würde ich die ganze restliche Nacht, die eh schon wieder viel zu kurz sein würde, nicht mehr schlafen. Ich versuchte auch gar nicht groß daran zu denken, dass er uns, also eigentlich Ghor oder Hakim eine Mittelchen zur Stärkung des Leibes und dessen allgemeiner Konstitution überreicht hatte, dessen Wirkung auch von einem Turnierkadi nicht erkennbar sei, wie er sich ausgedrückt hatte. Solche Mittel für solchen Zweck mit solchem Hintergrund von solch einem Mann. Bei Hesinde, ich konnte wirklich nur hoffen und vielleicht nochmals beten, dass mich ihr Bruder Boron bald einschlafen ließ und mich dessen Bote Bishdariel auch diese Nacht, wie eigentlich, aus welchen Gründen auch immer schon seit Wochen wenn nicht sogar Monaten verschonte, zu unschön stellte ich mir vor, von was ich träumen könnte, ob dessen, was ich die letzten Stunden erlebt hatte. Vielleicht ließ mich aber auch einfach der Gnädige Herr Boron, ebenfalls aus Gründen welche wir Sterblichen nicht zu erahnen vermochten, gleich wieder vergessen was mir sein Bote Bishdariel des Nachtens zeigte. Wie auch immer, ich sollte nun wirklich langsam einschlafen, morgen stand ein langer Tag in der Bibliothek des Hesindetempels an und beim Turnier ging es auch weiter. Ghor und Hakim hatten davon erzählt, aber es sollte wohl nur Hakim an den Wettbewerben teilnehmen, während Ghor und Tela ein wenig um die Häuser, durch die Gassen, wohin und warum auch immer ziehen wollten. Soweit ich mich erinnerte ging es unter anderem um die fehlenden Waffen, aber meiner Meinung nach war das eine Sache für die Stadtgarde, aber gut, jedem das seine. Meines würde morgen die Bibliothek sein, Hakim seine Sache waren irgendwelche Geschosse auf irgendwelche Scheiben und wenn Ghor und Tela mit den Häusern durch die Gassen umziehen wollten…
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