Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Bis auf die Knochen V

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Lynia
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Lynia


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BeitragThema: Bis auf die Knochen V   Bis auf die Knochen V EmptyMi Jan 08, 2014 11:50 pm

„Der Winter ist nicht vorbei nur weil kein Schnee mehr fällt.“ Dieser Spruch aus Nostria kam mir in den Sinn, als meine Freunde nach einer gefühlten Ewigkeit zu uns zurückkamen.
Auch der Edle von Wertlingen war zuvor zu uns gestoßen und auch die beiden Borongeweihten waren wieder ansprechbar.
Ihren Erzählungen nach war der Säufer in den großen Raum gestürmt und hatte die beiden Borongeweihten völlig unvermittelt und ohne Vorwarnung niedergeschlagen, während der Edle davon berichtete, dass auch im Keller plötzlich alle Untoten einfach umgefallen und nicht mehr aufgestanden waren.
Die Stimmung schwankte zwischen Erleichterung und Unsicherheit.
War es nun wirklich vorbei, oder war es ein Teil des Planes?
War der Paktierer tot, also richtig tot und auch nicht mehr in der Lage, irgendetwas zu tun, oder war er nur einer von mehreren?
Statt erleichtert zu sein und sich zu freuen kamen meine Freunde in den Raum mit dem Sarg, wie wenn sie von der Spitze des Bergfriedes aus gesehen hatten, dass diese Untoten, die uns die ganze Nacht über berannt hatten nur ein Teil einer viel größeren Streitmacht gewesen waren.
Zumindest mein Bauch fühlte sich ein wenig besser an. Magister Stoerrebrandt hatte, nachdem der Panthergardist Sindor sich nun, wo es ein wenig ruhiger war, meine Bauchverletzung anschauen wollte, sofort erneut interveniert und ließ es sich nicht nehmen, sich mit einem Balsam um mich zu kümmern. Er ließ mich aber auch sofort wissen, dass er nicht mehr über sonderlich viel Astralenergie, wie er Madas Kraft nannte, übrig hatte und daher mehr als eine Grundlagenversorgung, welche die schlimmsten Schmerzen nehmen und Folgeschäden verhindern sollte nicht möglich war.
Ich war ihm trotzdem dankbar dafür und verschwieg freundlich, dass ich durchaus noch genug von Madas Kraft übrig hatte um mich gänzlich selbst zu heilen. Die Mooskugel hatte tatsächlich sämtliche Kraft von Mada in mir regeneriert, aber ich wusste zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht, wie meine Freunde aussahen und ob diese vielleicht magische Hilfe benötigen würden.
Eine geraume Zeit lang überlegte ich sogar, ob ich nicht hinter ihnen her gehen sollte, sie blieben für meinen Geschmack viel zu lange weg, seit die Untoten einfach zusammen gefallen waren, aber ich vertraute ihnen genug und war mit dem Edlen und dem Panthergardisten auf den Innenhof zurück gekehrt um mich umzuschauen. Magister Stoerrebrandt blieb bei den beiden Borongeweihten zurück. Die beiden Zauber hatten seine Kräfte erschöpft, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Es war ihm eh sichtlich peinlich, dass sein Beitrag zu dieser Nacht darin gelegen hatte, dass er in einem warmen, trockenen Zimmer gelegen und geschlafen hatte. Auch die Tatsache, dass er ohne diese Nachtruhe vielleicht gar nicht genug von Madas Kraft für eine Arkane Wand und den Balsam gehabt hätte beruhigte ihn nur gering. Ich überlegte mir kurz ihm zu erzählen, was die beiden Borongeweihten bisher getan hatten, aber das schluckte ich schnell wieder hinunter. Beide standen im direkten Kontakt zu Boron und sie hatten mit Sicherheit gewusst was sie taten. Keiner von ihnen schien erleichtert darüber, dass wir es überstanden hatten, wie wenn sie etwas wüssten, von dem sie uns aber nichts erzählen wollten.
Auf dem Innenhof sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Gut, ich hatte noch nie ein Schlachtfeld gesehen, aber aus den Beschreibungen in den Büchern und den Erzählungen, unter anderem auch von Ghor, hatte ich mir auch immer so ein Bild im Kopf vorgestellt. Überall lagen, nun wohl wieder tote Körper, auch wenn ich auf einem Schlachtfeld nicht mit so vielen Tierkadavern, von Pferdeleichen vielleicht abgesehen, gerechnet hätte und die meisten Leichen auch nicht schon mehr oder weniger verwest wären. Zum Glück war der Sturm einem einfachen Regen gewichen und nur noch ein kräftiger Wind blies aus Richtung Efferd und nahm einen guten Teil der Ausdünstungen der Leichen mit sich. Es war schon merkwürdig, was man alles ignorieren konnte, beziehungsweise einem gar nicht wirklich so bewusst wurde, wenn man um sein eigenes Leben kämpft. Weder der Gestank der Leichen noch die teils doch sehr unangenehmen Anblicke, die manche von ihnen boten, waren mir während der letzten Stunden so wirklich bewusst gewesen. Wie um zu zeigen, dass dies auch für andere Eindrücke zählte, zog die Wunde in meinem Bauch diesen zusammen und ließ mich kurz einknicken. Zumindest lief ich nicht Gefahr, dass sie wieder aufbrechen würde, dass würde der Balsam verhindern, aber ohne weitere magische Heilung hätte ich sicherlich noch ein paar Tage damit meine Probleme. Aber es gab, bei allen Zwölfen, im Moment nun wirklich keinen Grund mehr, zu klagen, wie mir meine Augen zeigten. Die Pferde die überlebt hatten standen nervös herum und schienen ebenfalls mit der plötzlichen Ruhe nicht zurecht zu kommen. Entweder die Tiere hatten instinktiv gewusst wohin die ganzen Untoten wollten und waren ihnen einfach aus dem Weg gegangen oder die Untoten hatten irgendwie gespürt, dass die Pferde nur ein Hindernis und keine Gefahr waren und hatten sie deshalb einfach ignoriert. Zumindest letzteres war für viele, vor allem die von Kleintieren, belebte Leichname und Skelette eine Fehleinschätzung gewesen, wie ich das ein oder andere mal auch selbst gesehen hatte. Merkwürdigerweise hatte mich meine eher Ziellose Wanderung an den Leichnam des letzten Orks geführt, der nun, wenig verwunderlich, doch noch nur ein paar Schritte vom Burgfried entfernt mit seiner Vorderseite diesem zugewandt auf dem Boden lag. Er lächelte noch im Tot, und sein Körper zeigte, dass dieser kein leichter gewesen war. Plötzlich überkam mich ein merkwürdiges Gefühl und ich kniete mich zu ihm nieder um seine Augen zu schließen, während ich zu Boron betete, dass er Golgari anweisen möge, die Seele dieses Orks sicher zu seinen Götzen, welche die Orks anbeteten, zu bringen. Ich würde mir die nächsten Wochen in einem ruhigen Moment nochmals meine Einstellung zu den Orks im Allgemeinen überdenken müssen. Vielleicht hatten sie mit uns Menschen doch mehr gemein, als ich dachte, immerhin waren die Menschen ja auch nicht alle Räuber und Totschläger.
Als ich mich wieder erhoben hatte, hatte der Edle und der Panthergardist die überlebenden Pferde zusammengeführt und weitestgehend beruhigt und ich wollte gerade wieder zurück zum Burgfried gehen, als meine Freunde aus diesem kamen.
Ich war mir meiner Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen bewusst, sie waren wenig bis nicht vorhanden, aber meine Freunde kannte ich inzwischen gut genug um auch ohne Telas Aussage „Lacht nicht. Es ist noch nicht vorbei. Ich würde sogar eher sagen, es hat gerade erst angefangen.“ zu erkennen, dass vielleicht doch noch ein Grund zu klagen vorhanden war.

„Äh, Ghor.“ Ich wartete, bis dieser mir seine Aufmerksamkeit schenkte und zeigte ihm an, mir ein paar Schritt zu folgen. Erst als wir mehrere Schritte von den anderen entfernt waren, wagte ich es wieder zu sprechen, auch wenn ich mich dabei trotzdem auf ein Flüstern beschränkte. „Du hast nicht zufällig einen Fetzen dieses Banners bei dir?“
Ghor schaute mich an, wie wenn ich ihn gerade gebeten hätte, mir sein Bestes Stück zu geben, seine Männlichkeit, und zwar direkt nachdem er sie sich selber abgeschnitten hätte. „Nein, habe ich nicht. Und den Überresten wird sich nur noch ein Borongeweihter nähern um sie noch an Ort und Stelle zu verbrennen.“ Dann drehte er sich weg und ging zurück zu den anderen.
Na ja, ich hatte Fragen müssen, es hätte ja sein können das, und Angesichts der momentanen Umstände hätte Ghor ja vergessen können, dass er einen Fetzen des Banners in einer Tasche hatte.
Den Erzählungen der Drei nach war es tatsächlich so gewesen, dass der Säufer ein Thargunitothpaktierer gewesen war. Genaueres darüber wollte aber keiner der Drei erzählen. Aber ein weiterer wichtiger Hinweis war gewesen, dass die Macht über die Untoten nicht von ihm ausgegangen war, sondern von einer Art Banner, welches er in den oberen Stockwerken des Bergfried aufgestellt hatte. Das war ein nicht zu unterschätzender Hinweis. Wären Paktierer, vor allem einzelne Paktierer, in der Lage solche Dinge zu vollbringen, wie hier geschehen war, dass hätte die Dämonologie vor ein völlig anderes Bild ihrer bisherigen Forschung gestellt. Aber die Tatsache, dass es ein einzelnes Banner gewesen war, welches solche Macht über die Leichen in einem solchen Umkreis gehabt hatte bedeutete schlicht das gleiche für den Bereich der Artefaktmagie. Mir zumindest war auf die schnelle kein Vergleichbares Artefakt eingefallen, welches ein einzelner Magier erschaffen könnte. Selbst eine ganze Gruppe von Magiern hätte an solch einer Aufgabe schwer zu arbeiten, von dem unglaublichen Aufwand an Kraft ganz zu schweigen. Aber der Nachteil an so einem Artefaktgebundenen Zauber war aber auch, dass er in sich zusammenbrach, wenn das Artefakt, welches den Zauber anstatt eines Magiers aufrecht hielt, zerstört wurde, wie wir, Phex sei Dank, alle erlebt hatten. Doch leider war dies eben nicht das Ende gewesen, wie der Paktierer wohl noch kurz vor seinem Tot verkündet hatte. Durch seine Worte aufgeschreckt hatten meine Freunde nach kurzer Suche einen Brief gefunden, den sie aber nicht länger als unbedingt nötig in den Fingern hatten halten wollen, vielleicht könnte ich mir ja zumindest diesen Brief später noch einmal in Ruhe anschauen, und in diesem war wohl als Auftrag an den Säufer gestanden, dass er alles vorbereiten sollte, dass sein Herr und Meister, der Untote Drache Rhazzazor, der Selbsternannte Herr der Warunkei, einer der Erben Borbarads, ein sogenannter Heptarch, der Träger der untragbaren Halskette der Thargunitoth, vielleicht sollte ich, wenn wir in Punin waren, der Akademieleitung doch einmal nahe legen, welche Bücher in ihrer Bibliothek doch mehr oder weniger offen herumstanden, dass Rhazzazor sich zum Sonnenaufgang, wie um Praios zu zeigen, dass er seinen strafenden Blick nicht fürchten musste, obwohl er eigentlich Untot war, den Sarg und, viel wichtiger, den Leichnam des Reichsbehüters holen wollte.
Diese Nachricht war, verständlicherweise, nicht gut angekommen, aber zum Glück war die Sitte einen Überbringer schlechter Nachrichten für diese hinrichten zu lassen mit dem Ende der sogenannten Dunklen Zeiten ebenfalls beendet worden. Was blieb war aber das schale Gefühl, so viel riskiert und auch verloren zu haben, ich musste nicht erst zu Sindor, dem Panthergardisten schauen um mich daran zu erinnern, dass er vor wenigen Stunden noch zwei Kameraden gehabt hatte, nur um jetzt zu erkennen, dass es umsonst gewesen war.
„Das alles kann nicht umsonst gewesen sein! Wer immer eine Lösung zu bieten hat, egal wie absurd oder wahnsinnig sie sich anhört, raus damit!“ Der Edle von Wertingen hatte so laut gebrüllt, dass Sindor, wohl aus Reflex, die Haken zusammengeschlagen, seine Hände an die Seite seiner Beine gelegt und den Körper Kerzengerade ausgerichtet hatte, den Blick fest zu dem Edlen. Aber auch ich nahm ebenso reflexartig meinen Kopf noch etwas höher, drückte das Kreuz durch und richtete meinen Blick fest auf den Edlen.
„Den Sarg weg bringen wird wohl nicht mehr klappen, oder?“ Hakim sprach aus, was alle hofften.
„Den Sarg wegtragen geht nicht. Zumindest nicht mehr als ein paar hundert Meter, dafür ist er zu schwer. Wir würden nicht weit genug kommen. Wir brauchen auf alle Fälle die Kutsche und die Hoffnung, dass wir ein…“ Der Edle hatte seinen Blick Richtung Mauerabschnitt wandern lassen, auf dessen anderen Seite der Stall stehen musste.
Ausgerechnet Tela musste es jedoch diese Hoffnung zunichte machen. „Der Stall ist zusammengebrochen und der Wagen, auf dem der Sarg transportiert wurde stand darin.“
„Dann fällt diese Möglichkeit also aus.“ Brachte Ghor es auf den Punkt.
„Dann kämpfen wir!“ Sindor zeigte uns, warum er bei der Panthergarde war. „Hilfe ist unterwegs, jede Minute kann sie hier eintreffen, wir müssen einfach nur lange genug aushalten oder dabei eben unser Leben lassen, so, wie wir es geschworen haben.“
Angesichts der Umgebung, in der wir standen und all dem, was seit der Abenddämmerung hinter uns lag brachte jeder, selbst Ghor, genug Anstand auf, nichts zu erwidern. Es hatten schon viele ihr Leben für eine Sache gelassen, auf die sie nicht geschworen hatten und außer Sindor war vermutlich nur noch der Edle von Wertlingen hier auf dem Hof, auf den diese Aussage zutraf. An das rechtzeitige Eintreffen des Entsatz glaubte, wieder mit Ausnahme des Edlen vielleicht, auch keiner.
Mir fiel auf, dass der Edle sich so neu positionierte, dass er durch das offene Tor in den Burgfried schauen konnte, wie wenn er schauen wolle, ob der Sarg um den sich alles drehte, überhaupt noch da war. Als er zufrieden war, mit dem was er gesehen hatte drehte er sich wieder uns zu, wobei, eigentlich drehte er sich direkt mir zu und plötzlich fühlte ich mich wie die Maus vor dem Adler, auch wenn mich der Edle offen anlächelte und plötzlich eine Hoffnung ausstrahlte, die ich nicht teilen konnte und von der ich auch nicht wusste, ob ich sie erfüllen konnte, auch wenn ich es mir sehr wünschte, und sei es nur um nicht den nächsten Plan uns zu retten nicht auch wieder zunichte machen zu müssen.

Jeder hatte seinen Teil zu tragen und meiner bestand, wieder einmal, daraus nass zu werden, zu frieren und dabei, nun durch einen schmerzenden Bauch zusätzlich behindert, über einen längeren Zeitraum konzentriert zu bleiben.
Magister Stoerrebrandt und Rittfrau von Aulebein brachten das Wirtsehepaar, die Magd und den Stalljungen zurück in das große Wohngebäude um sich dort versteckt zu halten. Von dem Loch in der Wand, dass nun in den Innehof führte, abgesehen schien das Gebäude intakt und stabil zu sein. Es sollte für Rhazzazor keinen Grund geben, dieses Gebäude wie auch immer anzugreifen und die kleine Gruppe hinunter ins Dorf schicken wollte man auch nicht. Noch war nicht bestätigt, dass wirklich alle Untoten wieder nur Leichen waren und solange nicht Praios Auge irgendwelche Überbleibsel vernichtet hätte wollte man kein Risiko eingehen. Magister Stoerrebrandt hatte, wie er Kleinlaut und ärgerlich zugeben musste, seine letzten Reserven von Madas Kraft verbraucht gehabt um die Arkane Wand zu errichten und meine Verletzung zumindest teilweise zu versorgen. Aber er konnte mir zumindest noch mit einem Satz spezieller Kreide helfen, welche er extra für einen Elementaristen hergestellt hatte und sie seither mit sich herumtrug, mit dem festen Gedanken, sie jetzt dann aber tatsächlich in der Akademie abzugeben, da es für ihn als Magister leichter war in eine Magierakademie zu kommen, als für einen Weltfremden Gast aus dem Sagenumwobenen Drakonia in die Neue Residenz. Hesinde sei Dank war es dazu nicht gekommen.
Ghor, Hakim, Tela, Sindor und der Edle suchten nach einem Leichnam, der dem mumifizierten Körper des Reichsbehüters in Größe und Statur nahe kam, was, man sollte es eigentlich bezüglich der Menge an Toten Menschen die überall herumlagen nicht glauben, nicht ganz so einfach war, immerhin durfte es ja kein Skelett sein, aber auch kein kürzlich verstorbener, am aller besten wäre ein mumifizierter Leichnam, alle Gliedmaßen, außer dem rechten Arm sollten noch an der Leiche sein, wobei das mit dem rechten Arm könne man ja nachträglich noch korrigieren und eben Größe und Statur sollten zumindest ungefähr stimmen.
Die beiden Borongeweihten hatten sich tief in Meditation, Innere Einkehr und zum Stillen Gebet versunken um sich auf das kommende vorzubereiten. Ich beneidete sie nicht und war offen erstaunt darüber gewesen, wie schnell sie ihrem Teil in dem kommenden Kampf zugestimmt hatten, obwohl es, wenn ich nicht versagen würde, nichts mehr gab, für das man kämpfen musste, aber genau das war der entscheidende Punkt gewesen.
Meine Aufgabe war es, erneut einen Luftdschinn zu beschwören, der den Leichnam des Reichsbehüters nach Eslamsgrund bringen sollte, wo er in Sicherheit war. Damit Rhazzazor aber nicht merkte, dass der Leichnam auf den er es abgesehen hatte, gar nicht mehr da war, musste eben ein passender Ersatz gefunden werden.
Aber damit würde die Täuschung auch wirklich perfekt war, konnte man den Sarg nicht einfach offen wie eine Opfergabe auf den Innenhof stellen. Rhazzazor war, Untot oder nicht, kein Geistloses Sklave eines Beschwörers, er hatte seinen eigenen Willen und einen Verstand, der dem eines lebenden Drachen nicht viel unterlegen war, zumindest war das der Eindruck, den das Mittelreich die letzten Jahre von ihm bekommen hatte. Er würde sofort merken, dass etwas nicht in Ordnung war, immerhin würde er schon auf den ersten Blick sehen, dass wir zumindest seinen Diener und dessen Quelle seiner Macht gefunden und besiegt hatten. Wenn er wirklich mit den ersten Sonnenstrahlen kam würden die Mauern der Burg noch genug Schatten werfen, in denen seine Untoten Diener auf ihn warten konnten und zumindest der Paktierer hatte ja bewiesen, dass er als lebender Diener des Drachen Praios strafenden Blick ebenfalls nicht zu fürchten gehabt hatte. Aber vielleicht wusste er ja auch schon, dass seine Diener nicht mehr waren. Und genau diejenigen, die statt die erste Gelegenheit zur Flucht zu nutzen sich gegen seine Horde gestellt und gewonnen hatten sollten nun plötzlich alles aufgeben wofür sie geblutet und ihr Leben riskiert hatten? Da wäre vermutlich auch ein normaler Untoter drauf gekommen, dass da was nicht stimmen konnte. Also mussten wir den Sarg auch mit dem falschen Reichsbehüter so verteidigen, wie wir es die letzten Stunden getan hatten, mit allen Mitteln.

„Nein, sie sind nicht so perfekt, dass sie die Narben mit übernehmen.“ Versuchte ich die Situation ein wenig zu entspannen. Aber andererseits, hatte ich im Beisein meiner Freunde schon mal einen Dschinn beschworen? Ich gönnte mir, nun nachdem mit der Dschinni alles besprochen und erläutert worden war, sie war bereit diesen Transportdienst für mich zu tätigen, einen kurzen Moment meine Gedanken abschweifen zu lassen, aber ich konnte mich nicht erinnern. Offensichtlich hatte ich tatsächlich noch nie einen Dschinn beschworen, während meine Freunde dabei gewesen waren, wobei, es hatte sich ja auch noch nie die Notwendigkeit dazu ergeben. Deshalb standen Ghor, Hakim und Tela mit dabei und ließen ihre Blicke beständig zwischen mir und der Luftdschinni vor mir gleiten. Dabei waren die Unterschiede nun wirklich nicht groß. Gut, unterhalb der Hüfte hatte die Luftdschinni eine kleine Windhose als Körper, aber oberhalb sah sie, von der Farbe und eben den fehlenden Narben abgesehen, aus wie ich, nur dass mir meine Seidentunika völlig durchnässt auf der Haut klebte, während die Dschinni einen gänzlich unbekleideten Körper präsentierte, aber auch den hatten meine Freunde ja schon oft genug gesehen.
Sindor, der zusammen mit dem Edlen den Leichnam des Reichsregenten trug, der erstaunlich gut mumifiziert war, und dessen rechter Arm fehlte, blickte ebenfalls beständig hin und her, wobei er aber zusätzlich ab und an einen Blick an seine Seite gleiten ließ, wo sein Schwert hing.
„Ja das ist er.“ Hörte ich den Edlen sagen. Ich hatte der Dschinni zu verstehen gegeben, dass sie bezüglich des zu transportierenden Gutes und dem genauen Ziel mit dem Edlen Verbindung aufnehmen musste, was sie nun auch wohl getan hatte. „Nach Eslamsgrund. Genauer nach…“ Der Edle zuckte kurz ein wenig zusammen. „Ja, genau dorthin. Ich danke euch vielmals.“
Mir fiel auf, dass die Dschinni den Leichnam des Reichsbehüters mit der gleichen Vorsicht auf ihre Arme nahm, wie die Dschinni, die ich erst vor ein paar Stunden beschworen hatte, den Stallburschen, von dem ich noch nicht einmal mehr den Namen wusste. Als die Dschinni Momente später mit dem Leichnam des Reichsbehüters verschwunden war trat Tela an mich heran und legte mir meinen, durch die Erlebnisse der letzten Stunden inzwischen arg zerrupften Mantel über, der, wie ich erstaunt aber auch erfreut feststellte, zwar nicht gänzlich aber doch beinahe trocken und angenehm warm war.
„Im Kaminzimmer brennt immer noch das Feuer.“ Flüsterte mir Tela verschwörerisch ins Ohr, wie wenn es die anderen nicht hören dürften. „Deine Kleidung hängt dort ebenfalls.“

Ich hatte mir mittels Astraler Meditation noch ein wenig von Sumus Kraft in mir in Madas Kraft umgewandelt. Ich würde ersteres vermutlich nicht mehr brauchen, wenn mir letzteres nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stand und wenn nicht mir, dann vielleicht anderen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich einen meiner Freunde in meinen Armen sterben sehen müsste, nur weil ich nicht mehr genug von Madas Kraft in mir hatte um einen Balsam zu wirken.
Meine Robe sah auch nicht mehr arg viel besser aus als mein Mantel, ich hatte gar nicht bemerkt, wie oft mich einer der Untoten, vermutlich waren die meisten irgendwelche Tiere gewesen, die ich anfänglich gar nicht als Bedrohung angesehen hatte, doch erwischt hatte, auch wenn keine Verletzung so schlimm oder tief gewesen war wie der Stich der Streunerin quer durch meinen Bauch. Wie wenn die Gedanken daran ihn geweckt hätten schoss wieder eine Welle von Schmerzen durch diesen. Hatte der Panthergardist nicht davon gesprochen, dass der Schock den Schmerz bis nach dem Kampf unterdrückte? Der eigentliche Kampf stand uns doch wohl erst noch bevor. Aber ich war ja auch keine Kriegerin und daher fehlten mir vielleicht auch einfach spezielle Ausbildungen, die für diese Art von Schutzmechanismus notwendig waren. Ein Blick aus einer Schießscharte heraus zeigte mir, dass die Morgendämmerung nicht mehr lange auf sich warten ließ und ich beeilte mich, nach unten zu den anderen zu kommen.
Die Aufteilung war ziemlich einfach und ziemlich riskant, aber leider auch notwendig.
Rhazzazor wollte den Sarg und dieser stand im Erdgeschoss des Burgfried, der bis auf die Treppe in den Keller und die Treppe nach oben ein einziger leerer Raum war, wenn man von Trümmerteilen, die ein weiteres Zeugnis dafür waren, dass diese Anlage ihre Glanzzeit schon lange hinter sich hatte, absah. Sollte der Drache, warum auch immer, schnell handeln müssen, müsste er nur den Kopf durch den Torbogen stecken und sich schnappen, was er haben wollte. Also musste der offensichtlich einzige Zugang beschützt werden und das war der Torbogen und so standen die vier Kämpfer genau an diesem und warteten. Zwei würden sich sofort auf den Drachen stürzen, wenn er sein Haupt in Richtung Tor wandte, die anderen beiden würden den Durchgang selber blockieren. Das Tor ließen wir offen, es war jedem klar das der Drache, ob Untot oder nicht, das Tor mit Leichtigkeit zerschmettern könnte und die Trümmer würden dabei vermutlich wie Armbrustbolzen durch den Raum fliegen, also durfte es gar nicht erst soweit kommen, dass der Drache das Tor zerschmettern musste.
Der Edle von Wertlingen und Sindor, der Panthergardist ließen es sich nicht nehmen, dem Drachen direkt entgegen zu treten, ungeachtet der Winzigkeit ihrer Chancen. Es ging hier ja nicht mehr darum, den Drachen wirklich zu hindern sondern nur noch darum, so zu tun als ob. Die eigentliche Verteidigung und der Schutz des Sarges stand ja direkt neben diesem.
Die beiden Borongeweihten hatten einen Weihrauchständer vor dem Sarg aufgestellt und aus diesem stiegen kleine Rauchfahnen nach oben bevor sie, wie von einem leichten Windzug erfasst, in Richtung Sarg geweht wurden. Die beiden hatten eine mächtige Liturgie vorbereitet, und waren bereit, sich mitten zwischen den Drachen und sein Ziel zu stellen, wissend, dass sie damit seinen Zorn auf sich ziehen würden. Aber in einem merkwürdigen Moment der Eintracht hatten beide diese Erkenntnis hingenommen und es als ihre Pflicht tituliert, gerade dann dort zu stehen, wo sie Boron hin befohlen hatte.
Mein Platz war nicht ganz so Tollkühn und Wagemutig. Tela stand schon hinter dem Sarg, an einem Punkt, der ihr von den Borongeweihten zugewiesen worden war. Ich trat zu ihr und stelle mich schräg vor sie, so dass ich über den Sarg hinweg, zwischen den beiden Borongeweihten hindurch durch das offene Tor auf den Innenhof schauen konnte. Der Zauber meiner Wahl brauchte etwas Zeit und daher wollte ich ihn beginnen, sobald ich wusste, dass ich ihn bald brauchen würde.
Aber der Sichtkontakt war eigentlich gar nicht nötig. Rhazzazor kündigte sein kommen früh genug an.

Es begann mit Alptraumfetzen, die durch meinen Geist waberten und meine Nackenhaare zu Eisnadeln werden ließ. Ich sah Bilder, die ich in dieser Detailtiefe nie wieder sehen wollte, sah Geschehnisse, die ich nie vergessen konnte, die aber erfreulicherweise nur selten an die Oberfläche meines bewussten Denken kamen, sah einzelne Ereignisse in meinem Leben von denen ich wusste, dass sie, wenn nur eine Kleinigkeit ein wenig anders gewesen wäre auch ganz anders hätten Enden können, keine der Alternativen verlief zu meinen Gunsten.
Dann war er DA!
Eine geradezu erzdämonische Präsenz, wie ich sie in dieser Deutlichkeit nicht einmal bei den kontrollierten Beschwörungen von mehrfach gehörnten Dämonen erlebt hatte, und ich war einmal dabei gewesen, als die Magister gemeinsam zu Demonstrationszwecken einen Achtgehörnten Arjunoor beschworen hatten, legte sich über die Burg und drückte mich förmlich in meine tiefsten Ängste nieder. Es war, wie wenn diese Präsenz mir Wissen jenseits des vorstellbaren anbot für die Lächerlichkeit meiner Seele, was ein geringer Preis war, immerhin wurde mir ja auch die Unsterblichkeit angeboten, um all das Neue Wissen auch verarbeiten zu können. Ich war ein wenig erschrocken darüber, als mir klar wurde, dass ich für ein paar Sekunden tatsächlich darüber nachgedacht hatte. Aber der Gedanke an meine Familie, welche im Garten der Peraine auf mich warteten, ließ diese Verlockung, Peraine sei Dank, wieder Zerplatzen.
Da sah ich, wie sich ein gigantischer Schatten über den Innenhof legte. Fleischfetzen regneten, auf den Innenhof aufklatschend herab und ich wusste nicht, was mich mehr würgen ließ. Dieser abnormale Regen oder das Geräusch, welches das Aufklatschen der Fleischfetzen auf dem Innenhof verursachte. Und Ghor und Hakim standen irgendwo da draußen. Jede Faser meines seins wollte da raus springen und den beiden zur Seite stehen, auch wenn ich nicht wirklich wusste, wie. Aber das da draußen waren meine Freunde. Es verriss mich innerlich schier, aber mir war klar, dass es ein Teil der Einflüsterungen dieses Wesens war, welches nun so nah war, dass ich seinen Leib sehen konnte. Die Luft im Innenhof quälte sich pfeifend durch Alptraumschwingen und Titanenrippen, hinter denen jedoch nur eine schwarze Leere gähnte.
„Sei mein König der Toten!“ dröhnte es vielstimmig und wiederhallend, ich glaubte ein halbes Dutzend verschiedener Sprachen erkannt zu haben und mindestens genauso viele, welche ich nicht kannte.
Der Boden erbebte, diesmal auch ohne sonderliche Konzentration spürbar, als sich die Klauen des Drachen in den Innenhof krallten. Ein Pesthauch fauligen Fleisches rollte durch das Tor in den großen Raum hinein und raubte mir für Sekunden nicht nur den Atem. Ich war zwar nicht wirklich gut im Schätzen, hatte mir aber in einer ruhigen Minute erlaubt, den Innenhof abzuschreiten um darauf vielleicht schließen zu können, welche Ausmaße der Drache nun wirklich hatte. Wenn mich meine Sinne und durch den Gestank tränenden Augen nicht täuschten, dann war das Untier gute Zwanzig Schritt lang und das war nur Leib, da war sein Schwanz noch gar nicht mitgerechnet.
Aber all diese Gedanken und Eindrücke verblassten, als ich sah, mit welcher Leichtigkeit der Drache draußen die Kämpfer beinahe schon erschreckend beiläufig einfach zur Seite zu wischen schien. Einen von beiden, ich konnte nicht sehen wer es war, hatte er wohl für seinen Geschmack nicht weit genug weggeschleudert, denn er hob kurz gut sichtbar eine seiner Klauen und ließ diese dann, außerhalb meines Sichtfeldes, hart und fest auf den Boden krachen. Der Tatsache nach, dass er dabei seine Aufmerksamkeit und seinen Blick auf seine Kralle gerichtet hatte ließ mich erkennen, dass er wohl gezielt auf etwas getreten war.
Dann war er am Burgfried und Sekunden später sah ich die Körper von Ghor und Hakim schreiend an mir vorbeifliegen und an der Wand des Raumes krachend verstummen. Erfreulicherweise waren beide nicht mit dem Kopf zuerst gegen die Wand geprallt, daher blieb die Hoffnung, dass beide noch zu retten waren, wenn es nach dem hier noch etwas zu retten gab. Aber ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den Feind, ich glaubte einfach fest daran, dass die beiden noch wohlauf waren, und bereitete mich erneut auf den Zauber vor, den ich sprechen wollte. Auch wenn ich mir schwer tat, es mir selbst einzugestehen, aber mir war die Matrix des Zaubers schon zweimal zusammengebrochen. Das erste mal war es der überraschende Gestank gewesen, der mich dazu gebracht hatte, meine Konzentration darauf zu richten, mich nicht einfach hinter den nächsten Stein zu übergeben und das zweite mal war es der Schock, als ich Ghor und Hakim so beiläufig durch den Raum fliegen sah.
Ich blickte wieder zu Rhazzazor und erneut entglitt mir die Matrix meines Zaubers.
Um den Hals des verfaulenden Drachenleibes hing eine wuchtige Kette mit einem glänzenden Schädel als Amulett, von der ein widernatürlicher Schimmer ausging. Ich spürte auch, als ich mich auf die Kette, es konnte nur die untragbare Halskette der Thargunitoth sein, eine erzdämonische Macht im Kopf des Drachen gewittern, wo der Splitter Thargunitoths, eines der sieben Überbleibsel der sagenumwobenen Dämonenkrone, welche der Sphärenschänder zum Zeitpunkt seines Untergangs getragen hatte und die von Raidri Chonchobair, dem Schwertkönig, mit Siebenstreich, der Klinge der Götter während der dritten Dämonenschlacht, in der auch der Reichsbehüter Brin sein Leben gelassen hatte, in eben diese sieben Splitter zerschlagen worden war, in seinem Karfunkel sitzen sollte. Ob die Magister der anderen Schulungsausrichtung von Punin wussten, womit sich manche ihrer Scholaren beschäftigten, wenn sie im Praios so gut wie alleine in den Hallen der Akademie waren? Wobei ich mich eher fragte, ob sie es überhaupt interessierte?
Rhazzazors verwesendes Haupt schob sich bis kurz vor das Tor, mir fiel auf, das alleine seine Reißzähne so groß wie einer meiner Unterarme war, aber seine Alptraumaugen waren so leer wie die der Streunerin, als sie mir ihre Waffe in den Bauch gestochen hatte.
Seine Präsenz war so überwältigend, dass ich gar nicht wusste, woher ich auch nur den Mut nehmen sollte auf einen möglichen Sieg, ah, auf das pure Überleben alleine auch nur zu hoffen.
Da strömte auch schon ein Schwall dunklen Feuers aus dem offenen Rachen des Drachen mitten in den Raum und füllte ihn beinahe ganz aus.

Instinktiv hatte ich, auch wenn mir im nachhinein die Sinnlosigkeit dieser Geste bewusst wurde, meinen Kopf zwischen meine Schultern gezogen, aber das Feuer schien einen halben Schritt vor dem Sarg auf eine unsichtbare Kuppel zu treffen und glitt an dieser an uns vorbei und über uns weg, ohne auch nur die Temperatur in ihrem Inneren zu erhöhen.
Erst jetzt fiel mir auf, dass es, bis auf einen monotonen, schweren Gesang, plötzlich völlig Still geworden war, wie wenn jemand einen Silentium gewirkt hatte. Der Gesang kam von den beiden Borongeweihten, welche direkt nebeneinander in völligem Einklang den Gesang intonierten, um keinen Ton versetzt, wie wenn sie täglich miteinander singen würden.
Das war meine Chance. Nun konnte ich…
Könnte ich…
Ich könnte einen Oculus wirken, oder zumindest einen Odem.
Bei Hesinde! Ein Drache! Ein Untoter Drache! Der Träger eines Splitters der Dämonenkrone! Ein Bruchteil eines Teiles des Frevlergewandes! Die untragbare Halskette der Thargunitoth! Ein ganzer Teil des Frevlergewandes! Bei Hesinde!
Zumindest ein Odem. Der war schnell gewirkt und sein Aufwand an Kraft war auch eher zu vernachlässigen.
Aber ich hatte schon einen Dschinn herbeigerufen und sonderlich viel von Sumus Kraft hatte ich auch nicht umwandeln können, also waren meine Reserven an Madas Kraft eher gering.
Die zweite Flammenattacke des Untoten Herrn von Warunk nahm ich eher nur am Rande zu Kenntnis. Da war man nun bald Zwölf Götterläufe an der Besten Magierakademie Aventuriens gewesen aber man wurde dort auf so eine Situation wie diese nicht vorbereitet.
Ich hatte gar nicht gemerkt, wie ich immer wieder die einzelnen Formeln leise vor mich hingemurmelt hatte, aber zu keinem hatte ich die notwendige Matrix mit Madas Kraft gefüllt um ihn wirklich auch zu wirken, bis mich ein kurzer, ziehender Schmerz im Bauch kurz stocken ließ.
Die beiden Geweihten sangen immer noch und hielten damit wohl die Kuppel aufrecht, welche uns alle schützte. Die Macht eines Gottes schützte uns und das gab den Ausschlag.
„Hesinde Verzeih, dein göttlicher Bruder ist mir einfach näher und, wie du weißt, nicht nur jetzt, weil er uns schützt.“ Sprach ich ganz leise zu mir selbst, während ich mir die Formel für den Pentagramma ins Gedächtnis rief. Ich wusste nicht, ob mir der Zauber bei solch einem Wesen wie Rhazzazor überhaupt gelang, ich nahm das Risiko auf mich und ließ mir mehr Zeit mit dem Zauber um mir jeder Linie seiner Matrix sicher zu sein. Ich wollte den Zauber direkt neben seinem Kopf wirken, vielleicht hätte er zumindest Auswirkungen auf den Splitter oder vielleicht auch die Halskette. Sicher war ich mir bei keiner meiner Überlegungen, aber es war das Beste, was ich hatte. Ich war eine Analysemagierin aus Punin, kein Pfeil des Lichts und in Gareth oder Elenvina ausgebildet. Ich sah, den zu hören war außer dem Gesang der beiden Geweihten und meinem leisen intonieren der Formel, es half mir, mich auf die Matrix besser einzustimmen, wie plötzlich Steinbrocken aus der Decke fielen und krachend auf dem Boden in mehr oder weniger große Stücke zerschellten. Also hielt die Kuppel die Geräusche ebenso draußen wie die Flammen, da ich den Aufprall der Steine innerhalb sehr wohl hören konnte. Aber das bedeutete auch, dass die Kuppel nur magische Attacken ableiten konnte. Wobei ich mir schwer damit tat zu verstehen, wie eine Liturgie Borons magische Attacken abhalten sollte. Oder vielleicht wirkten die beiden Geweihten ja auch eine Liturgie Hesindes. Es gab ja schließlich auch die Zwölf Segen, von jeder Gottheit einen, welche jeder Geweihte der Zwölfe erteilen konnte, warum sollten dann nicht auch zwei Borongeweihte eine Hesindeliturgie wirken können? Aber der Gedanke erschien mir zu abwegig. Vermutlich war es eher so, dass die beiden sehr wohl eine Art Schutzkugel mit Borons Hilfe erschaffen hatten und diese schützte uns, weil Rhazzazor seine Macht ja von Tijakool, wie wir Magier Thargunitoth eigentlich nannten, der Widersacherin Borons, bezog. Das wiederrum wäre eine eigene Untersuchung wert gewesen, es fielen zwar immer noch Steinbrocken von der Decke, aber ich hatte diese Nacht über…
Ich wurde aus meine Gedanken gerissen, als mich jemand, eigentlich konnte es nur Tela sein, von hinten packte und mit sich zog. Ich sah noch, dass Rhazzazor wieder zu einem weiteren Flammenstoß ansetzte, aber dann fiel mein Blick nach oben weg, als ich nach hinten unten fiel. Ich riss meinen Kopf noch auf die Brust, zumindest noch einen schnellen Blick auf die Halskette, als ich mit entsetzen sah, dass die Flammen diesmal nicht von einer unsichtbaren Kuppel gestoppt wurden. Das vorletzte was ich sah waren die zerfasernden Rauchfahnen aus dem umgekippten Weihrauchgefäß, wann war das passiert, das letzte die beiden Umrisse der Geweihten vor einer Flammenwand, dann sah ich nur noch für sehr kurze Zeit die Decke des Raumes über mir kleiner werden, dann ein, erfreulicherweise inzwischen stark abgeschwächter Flammenschwall, der an der Wand über mir zerfaserte, dann spürte ich einen harten Schlag an Schultern, Rücken, Beinen und eigentlich meiner gesamten Rückseite meines Körpers, einschließlich meines Kopfes.
Mit dem Bild von flackernden Flammen in den Augen und meinem Gedächtnis wurde es Schwarz vor meinen Augen.
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Ghor Nirrano
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BeitragThema: Re: Bis auf die Knochen V   Bis auf die Knochen V EmptyDo Jan 09, 2014 3:39 pm

super geil echt! Total großartig die gleiche Geschichte aus verschiedenen Augen zu sehen  cheers 
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Tela Reisigritt
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BeitragThema: Re: Bis auf die Knochen V   Bis auf die Knochen V EmptyDo Jan 09, 2014 10:23 pm

yessss!
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