Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Bis auf die Knochen I

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Lynia
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BeitragThema: Bis auf die Knochen I   Bis auf die Knochen I EmptyDi Dez 31, 2013 12:33 am

Bei den Zwölfen, und Travia insbesondere, wir hatten ein Dach über dem Kopf gefunden, bevor die Dunkelheit und der angekündigte Sturm gänzlich über uns herfallen konnten. Und, Firun verzeih, es bedeutete, dass wir heute früher aufhören würden zu reiten, was vermutlich nicht nur meinem Hinterteil gut tun würde. Nun, da wir nur noch ein paar Tagesreisen von Punin entfernt waren, war jede Gelegenheit, meine Aufzeichnungen nochmals durchzugehen und mich auf die Zeit an der Akademie vorzubereiten ein Geschenk Hesindes und diese Gunst war mir die letzten Wochen nicht in dem Maße vergönnt gewesen, wie ich es erhofft hatte. Wir waren immer lange unterwegs gewesen, dann das gemeinsame Lageraufbauen, dass uns inzwischen so flüssig von der Hand ging, jeder wusste inzwischen, was man zu tun hatte, anschließend die üblichen Diskussionen über das Abendessen und Ghors versuche, bei der Einteilung der Nachtwachen gut weg zu kommen. Auf Grund unserer gemeinsamen Zeit war ich inzwischen tatsächlich soweit, dass ich sogar hier, mitten im Herzen des Mittelreiches, bei der mir zugeteilten Nachtwache genau das tat, wachen. Zwar gönnte ich mir ab und zu einen Blick auf den Sternenhimmel und betrachtete die Sternbilder und Wandelsterne und rechnete dabei ein wenig herum, oder versuchte zu ergründen, welche Dämonen bei dieser Konstellation besser zu beschwören waren, aber ansonsten hielt ich meine Aufmerksamkeit auf unsere Umgebung und das Feuer gerichtet. Die Tatsache, dass ich Telas Wache meistens mit übernahm, es gab ihr die Gelegenheit, mit Grauschnauz für ein paar Stunden zu verschwinden, wobei ich nie fragte, was genau die beiden machten, oder woher sie immer die Kaninchen hatte, die sie manchmal mitbrachte, störte mich auch nicht wirklich, auch wenn ich dabei ebenfalls nicht lesen oder lernen konnte, aber das war Tela mir wert. Das ich dabei ein wenig auf sie Eifersüchtig war, versuchte ich immer zu verbergen. Meine Zeit mit Grauschnauz beschränkte sich inzwischen auf ein paar wenige Minuten am Tag, und auch wenn mir klar war, dass ich ihn nie in irgendeinem Schriftstück oder sonst wie erwähnen würde, ich hätte ich dennoch gerne noch etwas genauer untersucht und analysiert, vor allem nun, wo ich in diesem Gebiet die letzten Monde doch einiges gelernt hatte. Aber wer wusste schon, vielleicht war es auch einfach besser so, so blieb er immer etwas besonders für mich.
Manchmal, wenn auch eher selten, kehrten wir in einer Herberge ein, oder übernachteten in einem Dorf, und das obwohl hier an den Reichsstraßen weder am einen noch am anderen Mangel herrschte. Aber irgendwie schafften wir es ziemlich oft, nur noch schnell das Licht des Tages nutzen zu wollen um doch noch bis zum nächsten Ort zu kommen, nur um dann kurz darauf zu erkennen, dass Praios Sonnenscheibe wohl wieder einmal schneller ihre Bahn über Dere beendet hatte, als gedacht. Das waren dann die Abende, an denen ich zumindest für geraume Zeit dazu kam, ein wenig zu lesen.
Heute Abend würde wieder so ein Abend sein und daher war es mir zum einen ziemlich egal, ob wir in ein Dorf, in eine Burg oder in ein Schloss ritten und ob das Alt oder Neu war, Hauptsache es hatte ein Dach und eine Möglichkeit, wo ich mich hinsetzen konnte.

Schon nach einem Schritt in die Wirtsstube hinein wäre ich am liebsten umgedreht. Auch die Aussicht auf eine weitere, dem Wetter nach ziemlich ungemütliche, Nacht im Freien änderte nichts daran.
An einem der Tische im Schankraum, eigentlich waren es mehrere Tische, die Gestalten hatten diese aber zu einem größeren Tisch zusammen geschoben, so dass sie alle beieinander sitzen konnten, saßen mehrere Männer und Frauen und, und genau das war es, was mir eine Mischung aus einem unguten Gefühl, Zorn und, auch wenn ich mich für dieses, mir erfreulicherweise inzwischen eher ungewohntes Gefühl im Nachhinein schämte, Zorn bescherte, Orks!
Es waren drei, dieser behaarten, verlausten, stinkenden Schweine auf zwei Beinen und noch während wir die Stube betraten lachten sie schon in ihrer eigenen Sprache über uns. Für einen Moment war ich ein wenig überrascht, als mir klar wurde, dass sie nicht das krude Oloarkh sondern das, zwar nicht eher krude aber doch ein wenig gewähltere Ologhaijn benutzten, aber nur für einen Moment. Meine Gedanken wurden für einen kurzen Moment abgelenkt, als zwei der Männer am Tisch der Orks wohl anzudeuten schienen, dass sie darum spielen wollten, wer von ihnen die Nacht mit Tela verbringen durfte, was mich, auch wenn ich mir das ebenfalls nicht wirklich eingestehen wollte, ein wenig Eifersüchtig machte, aber nur solange, bis ich erkannte, dass sich die Männer von den Orks nur darin unterschieden, dass sie Garethi gesprochen, keine Hauer und weniger Haare hatten. Ihr Geruch war mindestens genauso furchtbar, ihre Aussprache nicht weniger und auch sonst war nichts an ihnen, das sie auf irgendeine Art attraktiv machte.
„Gelehrte Dame.“ Riss mich eine weibliche Stimme aus meinen Gedanken und ich drehte mich zu einer älteren, dicklichen Frau um, die ich im ersten Augenblick der großen Gruppe mit den Orks zuteilte, bis ich erkannte, dass sie gänzlich andere Kleidung trug. Aber bezüglich Körperpflege und Geruch hätte sie gut an den großen Tisch gepasst. Sie stellte sich mir Rittfrau von Aulebein vor, sie wäre hier Hausherrin, ich sei ein gern gesehener Gast, dies sei ihr bester Platz, sie hätte auch Großzügige Einzelzimmer und auch die Einnahme des Abendessens auf dem Zimmer wäre überhaupt kein Problem, sie würde es auch vorher gleich nochmal reinigen lassen, ein Auftrag, den sie sogleich lautstark an eine Schankmagd weitergab, die wohl auf den Namen Birsel hörte, obwohl ich für das Zimmer noch gar nicht zugesagt hatte.
„Ich danke euch vielmals für dieses Angebot.“ Erwiderte ich lächelnd, auch wenn es mir schwer fiel. „Mir wäre es jedoch lieber, ich könnte hier im großen Saale des Hauses mit meine Gefährten speisen.“ Ich drehte mich kurz um, um auf Ghor, der schon lachend am großen Tisch saß, wie wenn er einer von ihnen wäre, Hakim und Tela zu zeigen, die sich zumindest vernünftigerweise an einen freien Tisch gesetzt hatten. Bei Hesinde, war die Luft in diesem Raum wirklich so schlecht, dass mein Verstand so umnebelt war. Das wäre die Möglichkeit gewesen, nicht mehr Zeit als nötig bei diesen Tieren zu bleiben und ich hatte sie weggeworfen für… …für meine Freunde. Was machte ich mir vor. Auch wenn wir jetzt seit Wochen, wenn nicht gar seit Mondläufen beinahe täglich den ganzen Tag zusammen gewesen waren, die anderen einfach so hier sitzen zu lassen wäre nicht richtig gewesen, auch wenn ich mir durchaus bewusst war, dass ich die meiste Zeit außerhalb des Essens mit meinem Blick und meinen Gedanken bei meinen Aufzeichnungen sein würde. Aber zumindest in ihrer Nähe zu sein gab mir dabei einfach ein Gefühl der Sicherheit, soviel hatte ich inzwischen gelernt, dass es mir ermöglichte, mich auf meine Aufzeichnungen zu konzentrieren, wie ich es nur selten konnte. Es war einfach so, dass ich spürte und wusste, es konnte mir nichts geschehen und ich könne mich wirklich voll und ganz auf meine Aufgabe konzentrieren.
Verwirrt, aber nichts desto trotz weiter auf mich einredend führte mich die Rittfrau zum Tisch meiner Gefährten und versprach mir sofort das Beste zu bringen, was Küche und Keller zu bieten hatten.
Ein Ruf vom Tisch der Orks, der das gleiche verlangte, was lautes lachen, nicht nur von der Rittfrau hervorrief, lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf diesen Tisch.
Wie ich es befürchtet hatte, Ghor saß mitten zwischen ihnen, wie wenn er schon immer dazu gehört hätte und es lag auch schon ein Staple Boltankarten, inzwischen kannte ich diese zu genüge, auf dem Tisch.
„Wir haben einen ordentlichen Auftrag hinter uns gebracht.“ Lachte einer der Männer an dem Tisch. Es waren drei Männer und zwei Frauen und die drei Orks, die da zusammen mit Ghor saßen. „Ein Auftrag, der uns gutes Gold gebracht hat. Aber ich sage immer, Gold alleine ist nicht alles, oder was meint ihr, was ist das schönste im Leben eines Söldners?“ fragte er lauthals in die Runde.
„Ein gutes Bier in seinem Krug, eine dralle Frau auf seinem Schoß und ein weiches Bett, das auf sie und mich wartet!“ lachte einer der anderen Männer am Tisch und die anderen, inklusive der Orks stimmten darin mit ein. Ghor lachte eher halbherzig mit und das schien auch der Mann zu sehen, der die Frage gestellt hatte.
„Falsch!“ Er unterstrich seine Aussage mit einem schlag seiner Faust auf den Tisch. „Fremder, sag du es mir.“ Er lehnte sich leicht nach vorne in Richtung Ghor, der jedoch nur leicht den Kopf hob, bevor er seine lautstarke, aber feste Antwort gab.
„Ich heiße Ghor und das schönste im Leben eines Söldners ist das kämpfen mit dem Feind, die Feiglinge zu verfolgen, wenn sie fliehen und diese zu vernichten und sich anschließend an seinem Geld, das er nun nicht mehr braucht und dem wohlverdienten Sold zu erfreuen!“
Für ein paar unheilvolle Sekunden war es, bis auf das knacken des Feuers im Kamin, still in dem großen Raum und während ich noch überlegte, welcher Zauber uns hier am meisten helfen würde, ich favorisierte schon die Dunkelheit, brach am großen Tisch lautes Gelächter und Gejohle, mit viel auf den Tisch klopfen und mit den Füßen trommeln aus, während dem der Sprecher der Gruppe, er schien wohl auch ihr Anführer zu sein, nach einem Krug Schweinepisse für seinen Neuen Freund Ghor verlangte.
Entsetzt wollte ich schon aufspringen, als Tela mich sanft zurück auf die Bank drückte, auf der sie neben mir saß. Auch Ghor schien es nicht zu stören, was ihm sein neuer, wenn man es so nennen wollte, Freund zu trinken bestellt hatte. Ich drehte mich fragend zu Tela und Sekunden später zog sich ein breites Grinsen über ihr Gesicht, als sie mich ansah.
„Der Söldner hat ein Bier für Ghor bestellt.“ Schien sie meine Frage in meinem Gesicht gelesen zu haben. „Er hat es nur Schweinepisse genannt um dem Wirt zu zeigen, dass er es für ein schlechtes Bier hält um damit vielleicht den Preis ein wenig zu drücken.“ Führte sie ihre Erklärung fort, als sie mir weiterhin in die Augen schaute.
Bei Phex, ich war jetzt seit bald zwei Götterläufen mit diesen dreien Unterwegs und es gab immer noch Dinge in Aventurien die für mich so fremd waren wie an meinem ersten Tag außerhalb der Mauern der Akademie von Punin. Ich nickte Tela dankend zu, als diese mir meine Umhängetasche reichte, in der sie meine Aufzeichnungen wusste, während Hakim zwei kleine Kerzen besorgt hatte, die er nun so vor mich auf den Tisch stellte, dass meine Aufzeichnungen dazwischen gut Platz hatten. Ich nickte beide dankend zu und ahnte das grinsen, dass sie sich zuwarfen mehr, als das ich es sah. Ich hatte schon vor Monden aufgehört, die beiden davon abzubringen, mir, wenn wir in solchen Örtlichkeiten übernachteten, immer aufzuwarten, wie wenn sie meine Diener wären. Inzwischen glaubte ich, dass die beiden sich einfach nur einen Spaß daraus machten und es ihre Art war mir für irgendetwas zu danken, dass ich unwissentlich tat oder sie taten es, um mich dafür eines Tages um irgendetwas zu bitten, wobei ich ihnen in diesem Punkt schon mehrmals erklärt hatte, dass ich alles in meinen Möglichkeiten stehende für sie tun würde, wenn sie mich fragen würden, ohne das ich dafür etwas verlangen würde. Sie taten es trotzdem jedes mal.

Inzwischen hatte sowohl die Dunkelheit als auch Rondras und Efferds Streiterei, wie manche einen ordentlichen Sturm nannten, außerhalb der Mauern des Gebäudes zugenommen, wie ich bei einem schnellen Gang zum Abtritt, der sich hinter dem Gebäude befand, feststellte. Es bahnte sich ein Wetter an, bei dem man, nostrisch gesprochen, keinen Hund vor die Türe jagen würde. Mir sollte das egal sein. Außer ein paar Schluck Wasser hatte ich noch nicht zu mir genommen, ich hatte auf Hakims Angebot, selber zu erkennen, dass sie hier Bier ausschenkten und keine Schweinepisse verzichtet und auch auf das Abendessen, welches noch ein paar Minuten, so hieß es schon, seit wir angekommen waren, ziehen musste, wollte ich verzichten. Ich verspürte weder Hunger noch Durst und wenn ich nichts zu mir nahm, musste auch nichts wieder hinaus und so war ich guter Dinge, dass dies mein letzter Gang aus dem Gebäude gewesen war.
Zurück im Schankraum sah ich, dass Ghor inzwischen am offenen Kamin saß, offensichtlich hatte er dann letztlich doch zu viel von Phexens Gunst beim Boltan auf seiner Seite gehabt und das Feld geräumt, bevor es zu ungemütlich wurde. Im Stillen gratulierte ich ihm dafür, dass er diesmal rechtzeitig den Abgang geschafft hatte. Nur ungern erinnerte ich mich an die Abende, wo es nicht so gut geklappt hatte. Es gab noch zwei weitere Gäste, eine Frau mit einer Augenklappe und einen beleibten Mann, dessen rote Nase ziemlich offen zeigte, wofür ein Großteil seines Lohnes verwendet wurde. Die acht Söldner saßen immer noch an ihren zusammengeschobenen Tischen und unterhielten sich und den ganzen Raum mit Geschichten, die mich irgendwie an das erinnerten, was Ghor manchmal erzählte, aber es interessierte mich nicht genug, um meine Aufmerksamkeit darauf zu lenken und ich setzte mich wieder an meinen Platz um weiter über meine Erkenntnisse aus dem Dschungel zu lesen und diese nochmals zu reflektieren. Es war zwar eindeutig ein Thema für einen eher Fachspezifischen Kreis von Zuhörern, aber auch diese wollten bestimmt manche Informationen direkt aus der Quelle und nicht nur aus einer Abschrift eines Berichtes, immerhin konnte man einen Bericht nicht fragen, wenn manche Dinge unklar, was ich aber bezweifelte, dass ich etwas unklar lassen würde, oder, woran ich eher glaubte, so interessant waren, dass man darüber gerne noch mehr Details hören wollte.
Ich saß noch nicht richtig, da beschlossen die Söldner, dass sie eine weitere Runde, diesmal war es Pferdepisse brauchten, die man ruhig an ihren Platz stellen könnte, während sie selber in sich Platz dafür machen würden.
Auch wenn ich Hakims Kunstfertigkeit im Bereich des Musizierens in den letzten Monden wirklich zu schätzen gelernt hatte, ich hoffte innige, Rahja würde mir hoffentlich auch verzeihen, er würde damit für ein paar Minuten pausieren. Die plötzliche Stille im Raum war einfach zu angenehm. Ich hatte im laufe der Zeit auch schon ein paar mal an einen Silentium gedacht gehabt, hatte diesen Gedanken dann aber doch nicht in die Tat umgesetzt. Noch nicht.
Natürlich hielt die Stille nicht mal ansatzweise so lange, wie ich gehofft hatte, auch wenn die Umstände hierfür andere waren, als ich erwartet hatte.
Es war, trotz des beginnenden heulen des Sturmes zu hören, dass sich Reiter dem Gebäude näherten. Die Überreste der Äußeren Burgmauern ließen das klappern der Hufeisen auf dem gepflasterten Hof nachhallen. Während Ghor und Hakim nach draußen gingen blieb ich sitzen und hoffte, die Neuankömmlinge waren zivilisierter als die Söldner, wobei ich vor meinem geistigen Auge schon eine zweite Horde Söldner sah, die ausgerechnet die erste Horde entweder über alle Maße schätzte und diese dies feiern würden, oder die erste Horde über alle Maße hasste und beide direkt aufeinander los gehen würden.
Aber die Götter hatten ein einsehen, denn schon der erste Mann, der den Raum betrat sah nicht im geringsten aus wie ein Söldner. Zwar schien auch er eindeutig ein Kämpfer zu sein, aber sein auftreten und seine Ausrüstung zeigten sofort, dass er von gehobenem Stand war und damit mit Sicherheit nicht lautstark mit seinen Begleitern durch den ganzen Raum schreien würde. Dem ersten Krieger folgten weitere und ich begann, meine Aufmerksamkeit wieder meinen Unterlagen zuzuwenden, als ich erkannte, dass ein Borongeweihter den Raum betreten hatte. Für einen kurzen Moment stockte ich, während ich mich erhoben hatte um mich dem Priester zu nähern um ihm meine Aufwartung zu machen, immerhin hatte ich sofort den silbernen Raben erkannt, was ihn als Deuter Bishdariels auswies, aber etwas an dem Priester war ungewöhnlich, dann wurde es mir so schlagartig klar, dass ich mir selber innerlich dafür im nächsten Borontempel, den ich finden würde, ein langes und inniges Bußgebet auferlegte. Auch die Tatsache, dass man an solch einem Ort nicht mit einem Hüter des Raben rechnen würde war keine Entschuldigung.
„Eure Eminenz.“ Flüsterte ich angemessen leise in Richtung der Füße des Hüter des Rabens, welche in Stiefeln steckten, die aus ebenso feinem Material waren wie seine Robe, während ich vor ihm niederkniete. Erst als mich etwas sanft an der Schulter berührte wagte ich es, den Blick zu heben und erst auf die stille Geste des Hüter des Raben wagte ich es, mich wieder zu erheben. Ich war mir sicher, der Hüter des Raben sah in meinem Gesicht meine Frage, was er hier tat, auch wenn ich es nie gewagt hätte, diese auszusprechen, aber er lächelte nur kurz und blickte an mir vorbei in die Richtung, aus der ich gekommen war, bevor er nochmals nickte und stumm zu meinem Platz zeigte. Ich verstand natürlich und hoffte nur, dass meine Enttäuschung nicht allzu offensichtlich war, auch wenn mich sein lächeln kurz irritiert hatte, bevor ich mich wieder umdrehte um zurück zu meinem Platz zu gehen. Ich hatte natürlich gesehen und auch gemerkt, dass mehrere Personen den Raum betreten hatten, aber der Magier, der nun an meinem Platz saß und seinen Blick über meine Aufzeichnungen gleiten ließ war mir nicht aufgefallen, was wiederrum ein Schock für mich war, denn ich kannte ihn, wenn auch nicht persönlich. Er trug zwar kein offenes Zeichen auf seiner Robe, so wie der Hüter des Raben, aber ich kannte sein Gesicht vom Allaventurischen Konvent von vor sieben Jahren, welcher in Punin an der Akademie stattgefunden hatte. Er wurde schon damals als einer der besten Alchimisten des ganzen Landes bezeichnet, seine Fähigkeiten im Bereich der Illusion nur wenig geringer.
Ein kurzer Blick auf Tela brachte mich für einen Moment aus der Fassung. Diese saß immer noch an ihrem Platz und setzte gerade eben einen Krug ab, wobei ich mich unwillkürlich fragte, ob sie während dem trinken auch so merkwürdig gekichert hatte, was natürlich völliger Unsinn war, aber die Frage war eben einfach da gewesen.
„Magister.“ Sprach ich den schon älteren Magier an meinem Platz mit einer tiefen Verbeugung an. Tela hatte mich ein wenig aus dem Konzept gebracht und daher war ich mir bezüglich des genaues Ranges des Magiers vor mir nicht mehr sicher, also hatte ich einfach den Titel genommen, der mir am sinnigsten schien.
„Gelehrte Dame.“ Der Magier erwiderte meine Verbeugung mit einem tiefen Kopfnicken, bevor er soweit auf die Seite rutschte, dass ich meinen Platz wieder einnehmen konnte. Er deutete auch mit einer Geste an, dass er genau dies wünschte und ich folgte seiner Aufforderung. „Mir war es noch nicht vergönnt, sonderlich viel von eurem Traktat zu studieren, doch schon das wenige was ich sah wirkt interessant und erhellend zugleich. Erlaubt mir zu fragen, woher eure Aussagen, welche ihr hier niedergeschrieben habt, kommen.“
Ich schaute verwundert von meinen Aufzeichnungen zu dem Magier hoch. Was, bei Hesindes ewigem Hort, konnte an meinen Aufzeichnungen für einem Magier seines Alters und Standes schon von Interesse sein?
„Oh, verzeiht mein ungebührliches Verhalten.“ Lachte der Magier vor mir auf. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. „Magister Melwyn Stoerrebrandt, zweiter Hofmagus ihrer kaiserlichen Hoheit, der Reichsbehüterin Emer und ihr seid?“
Während er mir lächelnd die Hand reichte spürte ich, wie Telas Hände mich sanft daran hinderten, einfach von der Bank zu kippen.

Bei Hesinde, jede Minute mit Magister Stoerrebrandt war wie Stunden der Vorlesung an der Akademie, auch wenn anfänglich nur ich erzählte. Wir unterhielten uns geraume Zeit über meine Aufzeichnungen, zumindest über einen Teil von ihnen und darüber, was sie genau beschrieben und wie ich zu diesen Erkenntnissen gelangt war. Schließlich war es Ghor, der mich aus dem Gespräch riss.
„Wir würden dem Reichsbehüter unsere Aufwartung machen. Möchtest du uns begleiten?“
Ich stimmte eigentlich eher aus Reflex als aus dem eigentlichen Sinn seiner Worte zu. Ghor wollte wohl zusammen mit den anderen irgendwo hin gehen und natürlich würde ich sie, wenn sie wollten, dass ich dabei war, sonst hätte er ja nicht gefragt, sie dabei begleiten. Erst nach und nach drangen seine Worte zurück in mein Gedächtnis und aus vielen Fragmenten an Bildern, wie die Greifenwappen der Soldaten, die Tatsache, dass sowohl der zweite Hofmagier des Mittelreiches als auch ein Hüter des Raben zusammen unterwegs waren wurde die Erkenntnis, was Ghors Worte wirklich bedeuteten.
Dies war der Totenzug, welcher den Leichnam von König Brin, dem verstorbenen Reichsbehüter des Mittelreiches zu seiner letzten Ruhestätte bringen sollte.
Meine nächsten klaren Gedanken erfassten den Sarg, in welchem dieser ruhte. Es war ein großer Sarg, aus dunklem Mohagoni-Holz. Der Deckel zeigte das Halbrelief des toten Reichsbehüters, mir fiel auf, dass seine Züge so geschnitzt worden waren, dass es so aussah, als lächelte er, was mir mehr als merkwürdig vorkam, mit Schwert und Krone. Goldeinlagen, Zitrin Karneol und Türkis schmückten das Holz, aber das alles begann zu verblassen, während ich vor dem Sarg auf die Knie sank und meinen Geist von allen äußeren Einflüssen befreite um im Stillen Gebet, eben Boron wohlgefällig, dem Reichsbehüter, auch wenn ich nur von ihm gehört und gelesen hatte, meine Aufwartung zu machen. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmte, was ich gelesen und gehört hatte, dann hatte er es mehr als nur verdient, dass man ihm so die letzte Ehre erwies.

Schließlich schloss ich meine stumme Andacht mit einem kurzen Gedanken an meine Familie bevor ich mein bewusstes Denken wieder in meinen Körper gleiten ließ.
Ich wusste nicht, wie lange ich gebetet hatte, aber was wäre das für ein Gebet, wenn man es nach einer bestimmten Dauer bestimmte? Meine Gefährten kannten mich inzwischen gut genug und wären bestimmt zurück in die warme Stube gegangen, wenn es ihnen zu lange gedauert hätte. Der Sarg des Reichsbehüters stand im Erdgeschoss des Burgfrieds und der war nicht annähernd so warm und behaglich wie die Gaststube in dem großen Gebäude in einem tiefer gelegenen Teil der Burganlage. Meine nächsten Gedanken wurden vom Disput zweier Männer erfasst. Wer wagte es, in der Nähe eines so Ehrwürdigen Toten sich so zu streiten? Warum wurde der Hüter des Raben nicht tätig, ich hatte ihn doch auch in der Nähe des Sarges gesehen? Als ich mich zu der Quelle der Unruhe umdrehte blieb mein fragender Blick kurz bei dem schwarz gerüsteten Krieger an der Seite des Sargs hängen. Er hatte einen weißen Wappenrock übergeworfen, dessen Wappen ein schwarzes Boronrad unter zwei großen, ebenfalls schwarzen Flügeln darstellte. Ein Golgarit, wie mir bewusst wurde. Man ging ja nicht jahrelang im Haupttempel Borons ein und aus und kannte nicht die Wappen seiner Orden. Dass auch er diese Störung der heiligen Totenruhe duldete machte die Sache nicht weniger befremdlich. Als ich mich endgültig der Quelle des Streites zugedreht hatte wurden alle Fragen auf einmal beantwortet und ich war mit keiner der Antworten glücklich. Es war der Hüter des Raben selbst, der sich ein wortreiches Disput mit einem anderen Borongeweihten lieferte, wobei mir der aufgestickte Rabe auf der unter einem weiten Mantel hervorschauenden schwarzen Robe sofort die Antworten auf die Frage nach dem Warum lieferte. Der Rabe auf der Robe des mir unbekannten Mannes war gekrönt, was nichts anderes bedeutete, dass er dem Al´Anfaner Ritus der Boronkirche angehörte und die Stimmung zwischen diesen beiden Ausrichtungen des Glaubens an eigentlich den gleichen Gott war bestenfalls als angespannt zu bezeichnen. Trotzdem fand ich dieses Schauspiel mehr als nur unwürdig, für beide Glaubensrichtungen des Dunklen Gottes. Erfreulicherweise nahm mich Ghor erneut bei der Hand und führte mich, im wahrsten Sinn des Wortes, zurück in die Gaststube. Das erlebte war für mich immer noch so schockierend, dass ich vermutlich einfach nur geradeaus bis zur nächsten Wand und dann wohl auf diese drauf gelaufen wäre.
Erfreulicherweise saß zumindest Magister Stoerrebrandt immer noch an unserem Tisch, er hatte sich zwischenzeitlich weiter mit meinen Aufzeichnungen beschäftigt, was mich ein wenig rot werden ließ, aber er lachte nicht, was ich schon mal für ein gutes Zeichen hielt, welches dadurch bestätigt wurde, dass er mich für meinen schriftlichen Ausdruck lobte und für die Fülle an Details, welche ich schriftlich festgehalten hatte. Ich ließ ihn wissen, dass es sich dabei eigentlich nur um eine Kopie meiner Aufzeichnungen handelte, welche ich regelmäßig an meine Heimatakademie geschickt hatte, was er mit einem wohlwollenden nicken zur Kenntnis nahm.
Während ich mein Gespräch mit Magister Stoerrebrandt fortsetzte kam erst die Eslamsgrunder Suppe auf den Tisch, aber inzwischen waren auch die beiden Borongeweihten wieder in der Gaststube angekommen, wo sie ungeachtet des noch größeren Publikums ihren Streit fortführten. Für mich war das ganze so traurig und Entwürdigend, dass es mir nicht sonderlich schwer fiel, meine Schüssel Suppe dem Magister zu überlassen. Mir war der Appetit mehr als nur vergangen. Zumindest aß der Magister so gemütlich und zivilisiert, dass wir während dessen unser Gespräch fortführen konnten.
Selbst als die Türe ein weiteres mal förmlich aufgestoßen wurden lenkte mich das nur dahingehen ab, dass ich nur realisierte, dass es sich dabei um einen Jungen handelte, der wohl aus dem nahen Dorf gekommen war. Erfreulicherweise hatte sein erscheinen die Begleiterscheinung, dass die beiden Borongeweihten ihren Disput beendeten. Ich hoffte, sie würden das auch weiterhin so halten und wandte mich wieder Magister Stoerrebrandt zu nur um mit dem nächsten unerwarteten Ereignis konfrontiert zu werden. Für einen kurzen Moment kam ich mir so vor, wie wenn die Götter sich ein wenig über mich lustig machen wollten, schellte mich aber gleich selber für diese Gedanken und erlegte mir ein längeres Bußgebet im nächsten Tempel auf.
Magister Stoerrebrandts Gesichtsfarbe, welche nicht unbedingt schon die ganze Zeit die beste gewesen war, war nun schlicht nicht mehr vorhanden. Zudem drückten sich Schweißperlen aus seiner Stirn ihren weg ins Freie und er zitterte heftig.
„Magister Stoerr…“ weiter kam ich nicht, weil er sich die Hand vor den Mund presste, aufsprang und mich aus dem Weg stieß um an mir vorbei in Richtung Türe zu stolpern. Noch während ich überlegte, ob ich ihm folgen sollte sah ich, dass andere seiner Begleiter wohl schon die gleiche Idee gehabt hatten, denn sie folgten ihm ebenso zügig. Erst als auch die meisten der Söldner ebenfalls dem Magister folgten machte ich mir Gedanken, dass vielleicht doch noch etwas anderes nicht so war, wie es sein sollte.
„Hahaha, die Blankhäute sind so weich.“ Hörte ich da die Orks in Ologhaijn lachen. „Noch nicht einmal ein bisschen Suppe verkraften sie.“
Ein schneller Blick durch den Raum zeigte mir, dass überall auf den Tischen vereinsamte Schüsseln standen, unter anderem auch vor Hakim und Tela, wie ich mit einem unguten Gefühl bemerkte. Aber bevor ich mich darum weiter kümmern konnte stand wieder einmal Ghor bei mir.
„Der örtliche Boronanger wurde geschändet. Die beiden Geweihten wollen sich das gleich anschauen, aber da alle möglichen Begleiter aus welchen Gründen auch immer gleichzeitig übel wurde, habe ich unsere, also deine und meine Begleitung angeboten.“
„Dann lass uns gehen.“ Ich griff nach meinem Stab und meinem Mantel und folgte Ghor, der sich jedoch direkt zu dem Al´Anfaner Geweihten stellte, während der Hüter des Raben gute zwei Schritte von uns entfernt stand. „Äh, was?“ wandte ich mich leise an Ghor, während es mir kalt den Rücken herunterlief. Irgendwas lief hier schon wieder nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
„Nun, wir begleiten euer Gnaden Huesudo.“ Ghor zeigte zur Unterstützung seiner Worte auf den Al´Anfaner Geweihten, was meiner Gesichtsfarbe wohl nicht wirklich gut tat. Ich ließ meinen Blick verzweifelt zum Hüter des Raben gleiten, an dessen Seite ich eigentlich meinen Platz gesehen hatte. Aber ein Geweihter Borons war ein Geweihter Borons, egal welcher Ausrichtung er folgte und euer Gnaden Huesudo konnte in meinem Gesicht wohl ebenso lesen, wie es die Geweihten in Punin auch immer vermocht hatten, trotzdem überraschte mich seine Geste.
„Herr Ghor, ihr an meiner Seite seid mit Begleitung genug und da mein Bruder im Glaube wohl momentan nicht auf seine übliche Bedeckung zugreifen kann würde ich gerne eure Begleiterin an seine Seite stelle, auch wenn wir eigentlich in diesem Falle wohl doch alle das gleiche Ziel haben.“
Erstaunt und Hoffnungsvoll blickte ich dem Hüter des Raben entgegen und ich hatte das Gefühl, mein Herz würde aufhören zu schlagen, als er schließlich zustimmend nickte.

„Ich hab fast noch etwas Besseres als meinen FlimFlam Funkel.“ Ich lächelte Ghor freudig an, was er auf Grund des hellen Vollmondes hoffentlich auch sah, auch wenn ich auf Grund des unfreundlichen Wetters meine Kapuze übergeschlagen hatte. Wir waren inzwischen am Boronanger angekommen und hatten den Jungen, der uns hierher geführte hatte, zurück zu seinen Eltern geschickt. Mit einem gedanklichen Befehl und einem kleinen Einsatz von Madas Gabe ließ ich das obere Ende meines Stabes in Flammen aufgehen. „Ewige Flamme. Ein Stabritual, dass ich erst vor ein paar Wochen gelernt habe und erst vor ein paar Tagen, als wir doch für zwei Tage in diesem Dorf geblieben waren, damit mein Pferd wieder genesen konnte, endlich auch auf meinen Stab wirken konnte. Nun kann ich meinen Stab jederzeit mit ein bisschen Aufwand an Astraler Kraft in eine Fackel verwandeln.“
„Bei Boron!“
Ich schaute ein wenig erstaunt, als ich Ghors Ausruf vernahm. Mir war beinahe schon klar, dass er damit nicht unbedingt meine Fackel meinte, immerhin hatte er seinen Blick, kaum dass meine Fackel für ein wenig mehr Licht als der von Wolkenfetzen immer wieder verdeckte Vollmond sorgte, von mir abgewandt und ihn über den erfreulich kleinen Boronanger gleiten lassen, aber ich hatte eher mit einem Fluch oder etwas ähnlichem gerechnet und nicht mit einer Anrufung des Totengottes, die erfreulicherweise nicht im geringsten wie ein Fluch sondern tatsächlich eher wie ein ehrlicher gemeinter Anruf an diesen geklungen hatte. Mir war noch gar nie aufgefallen, dass Ghor so gläubig sein konnte, wobei mir, als ich meinen Blick ebenfalls über den Boronanger gleiten ließ, durchaus klar wurde, dass hier wenige andere Reaktionen angemessen gewesen wären.
Ein leichter Nebel lag über der  aufgewühlten Erde und überall sahen wir umgeworfene Grabsteine, verstreut wie fahle Knochen auf einem Schlachtfeld. Zwei geköpfte Raben lagen weggeworfen zwischen den geschändeten Gräbern und ihr Blut tropfte noch beständig von den kalten Steinen. Wer immer hier gehandelt hatte, die Tat war noch nicht lange her. Ich schritt mit Ghor zusammen vorsichtig über den Boronanger, als ich hinter mir hörte, wie die beiden Geweihten wieder anfingen zu streiten. Erschrocken blieb ich stehen. Wie konnten die beiden an so einem Ort, unter solchen Umständen wieder einen Streit anfangen. Wieder wurden meine Gedanken von Ghor abgelenkt, als er mir ein kleines, leeres Fläschchen vorsichtig in die Hand drückte. Sofort rammte ich meinen Stab fest in die Erde um beide Hände frei zu haben und betrachtete das Fläschchen genauer. Ich wusste nicht genau was, aber es musste etwas mit diesem entweihten Boronanger zu tun haben, sonst hätte es mir Ghor nicht in die Hand gedrückt. Ich merkte schnell, dass das flackernde Licht einer einem Sturm trotzenden Fackel nicht wirklich für eine erste Analyse einer unbekannten Flüssigkeit geeignet war, aber ich versuchte, mein möglichstes, als mir plötzlich auffiel, dass es endlich wieder diesem Ort, entweiht oder nicht, angemessen ruhig war. Ich hörte zwar noch Stimmen, aber sie waren nun ruhig und friedlich. Schließlich wurde mir klar, dass es Ghor war, der da sprach und so wie es sich anhörte beendete er gerade ein Gebet an Boron. Als ich meinen Blick zu ihm wandern ließ, konnte ich mitverfolgen, wie er die beiden Geweihten darüber aufklärte, dass es für die Diener des Raben, und es gab nur einen Gott Boron, egal wie man ihn anbetete, doch mehr als unangemessen war, sich an solch einem Ort so aufzuführen. Er wählte seine Worte mit erstaunlich viel bedacht und seine Stimme war ruhig und nicht im Geringsten belehrend, wie ich es oft genug an der Akademie gehört hatte. Es schien eher, wie wenn er von Gleich zu Gleich sprach und den beiden erklärte, wie man diesen Boronanger wieder am besten weihen konnte. Und tatsächlich folgten die beiden kurz darauf seinem Hinweis und begannen diesen Anger erneut dem Gott der Toten zu weihen.
Zufrieden widmete ich mich wieder der Untersuchung des Fläschchen und den Resten seines flüssigen Inhaltes. So mussten sich Geweihte des Dunklen Gottes verhalten, so und nicht anders. Bei Gelegenheit musste ich Ghor für sein Einschreiten danken.

Leider hielt der Waffenstillstand zwischen Punin und Al´Anfa nur solange, bis die beiden einem ihrem gemeinsamen Gott geweihten Ort den Rücken zudrehten. Ich glaube, wir hatten noch keine vier Schritt zurück Richtung Burg gemacht, der Boronanger war so nahe gelegen, dass wir auf die Pferde verzichtet hatten, als die beiden auch schon wieder anfingen, sich darüber auszulassen, wer die Segnung des Boronangers beinahe ruiniert hätte, weil er eine Passage des Gebetes zur Weihung des Boronangers falsch betont hatte. Da ich mich nicht in der Lage sah, die gleichen wohlgewählten Worte wie Ghor zu finden ließ ich meine Gedanken wieder zurück zu dem gleiten, was ich konnte, die Analyse der Flüssigkeit aus dem Fläschchen. Ich hoffte Tela würde es gut gehen, ich hatte zwar schon eine Ahnung was in dem Fläschchen gewesen war, aber ohne eine Alchimistisches Labor wollte ich keine direkte Aussage treffen, zumindest nicht, solange ich eine zweite, in meinen Augen Aussagekräftige Meinung eingeholt hatte.
Kurz darauf konnte ich kurz durchatmen. Hakim sah zwar ziemlich übel aus, aber Tela schien es noch halbwegs vernünftig zu gehen und ihren Ausführungen nach den meisten anderen auch. Was immer in der Suppe gewesen war, sie war sich ziemlich sicher, dass diese der Auslöser für die Massenübelkeit war, es schien erfreulicherweise nicht tödlich. Sie hatte auch schon damit begonnen, die Betroffenen zu versorgen, versicherte mir aber, dass sie durchaus Zeit hätte, mir kurz zu helfen, die Flüssigkeit in dem Fläschchen zu überprüfen. Geraume Zeit später konnte sie meine Vermutung bestätigen, was es damit zu einer so sicheren Aussage machte, wie man sich ohne ein Alchimistisches Labor sicher sein konnte.
„Es war ein Kraftelixier.“ Klärte ich Ghor über die Erkenntnis unserer Untersuchungen auf, was dieser mit einem grimmigen Nicken zur Kenntnis nahm. Ich war erstaunt, wie sehr ihn die Schändung des Boronanger getroffen hatte und beschloss daher, ihn mit seinen Gedanken alleine zu lassen. Tela hatte mir erklärt, dass es Magister Stoerrebrandt, auch wenn sie ihn weniger offiziell betitelt hatte, mit am schlimmsten getroffen hatte, also würde eine Fortsetzung unseres Gespräches wohl ausfallen. Also beschloss ich, da Tela mir erklärt hatte, dass sie mit Grauschnauz zusammen ein wenig an die frische Luft musste, meine Aufzeichnungen zusammen zu packen und mich ebenfalls bei Zeiten zur Ruhe zu legen. Morgen würde es wieder stundenlang auf dem Rücken des Pferdes weiter Richtung Punin gehen und wer wusste schon, ob wir nicht morgen schon wieder auf einem harten Waldboden schlafen würden. Zudem hatte der Sturm ein wenig nachgelassen, wie wenn er mir mit seiner Ruhe ein Zeichen geben wollte, es ihm gleich zu tun. Die große Welle der Übelkeit hatte allgemein die Stimmung im Raum deutlich verschlechtert, selbst die Orks verhielten sich still, zumal inzwischen wohl klar war, dass auf Grund der Tatsache, dass der Weg zum Hinterhof der Burg, wo die Latrine stand und sich der einzige Aufgang zum zweiten Teil der Burg befand, wo auch der Burgfried stand, an der Küche vorbei führte, die jedoch nicht immer besetzt war und damit der große Topf mit der Suppe für alle Zugänglich gewesen war. Somit waren die ersten Beschuldigungen an den Wirt, der wohl auch als Koch herhalten musste, recht zügig vom Tisch gewesen, wie mir Tela erzählt hatte. Da ich inzwischen aber sehr wohl um meine Fähigkeiten im Zwischenmenschlichen Umgang bescheid wusste, fühlte ich mich auch in dieser Hinsicht darin bekräftigt, meinem Plan nach einer frühen Nachtruhe folge zu leisten, zumal ich am nächsten Morgen, vor unserer weiterreise, dem Prinzregenten nochmals meine Aufwartung machen wollte. Es war ja immerhin schon ein unglaublicher, und vielleicht sogar ein von Boron, nein, diese Gedanken waren Frevlerisch und Anmaßend. Es war schlicht ein unglaublich glücklicher Zufall gewesen, dass der Totenzug des verstorbenen Reichsbehüters genau in der gleichen Burg, welche inzwischen aber eher eine reine Herberge war, wie wir Schutz vor dem kommenden Sturm gesucht hatten, nur dass wir eben hier waren, weil es sich zufällig angeboten hatte und der Totenzug, weil er von diesem Ort gewusst hatte und es sein eigentliches Tagesziel gewesen war.
Ich beschloss aber trotzdem, Phex heute in meinem Nachtgebet ein wenig mehr Zeit einzuräumen um ihm für all diese glücklichen Zufälle zu danken.
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Ghor Nirrano
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BeitragThema: Re: Bis auf die Knochen I   Bis auf die Knochen I EmptyDi Dez 31, 2013 2:15 pm

und ich dachte schon... "Zu kämpfen mit dem Feind, ihn zu verfolgen und zu vernichten und sich zu erfreuen am Geschrei der Weiber!"  Very Happy aber ich habe verstanden... großartig!
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