Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Bis auf die Knochen II

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Lynia
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BeitragThema: Bis auf die Knochen II   Bis auf die Knochen II EmptySa Jan 04, 2014 5:45 am

„Alarm!“
„Alarm?“ Es war Telas Stimme gewesen, da war ich mir ziemlich sicher, aber warum hatte sie Alarm gerufen? Sie wollte doch nur mit Grauschnauz… Sekunden später war ich mit meinem Stab in der Hand auf dem weg nach draußen, Richtung Vorhof, denn von dort war der Ruf gekommen.
„Kein Kampf.“ Waren meine ersten Gedanken. „Wo ist Grauschnauz?“ meine zweiten. Inzwischen regnete es ziemlich stark, innerhalb des Vorhofes, geschützt von dem großen Gebäude in meinem Rücken und dem Stall zu meiner linken spürte man aber zumindest den Wind des Sturmes nicht so stark, dessen heulen dafür umso deutlicher zu hören war. Es war nicht einfach, unter diesen Umständen mehr als nur ein paar Meter weit zu sehen. Ghor war schon draußen. Er wollte schon vor ein paar Minuten einem Merkwürdigen Geräusch nachgehen, dass er geglaubt hatte zu hören. Vielleicht hatte doch er Alarm gerufen? Wäre ich mit meinen Gedanken nicht schon bei einer Formulierung meines Dankes an Phex während meines Nachtgebetes gewesen, ich hätte es bestimmt gewusst. Aber eigentlich war es doch auch egal, wer von den beiden gerufen hatte, ich hätte so oder so reagiert. Ich suchte immer noch nach einem Anzeichen von Grauschnauz, aber unter diesen Sichtverhältnissen konnte er überall sein, was eine gewisse Erleichterung auslöste. Die Wahrscheinlichkeit, dass er entdeckt worden war erschien mir mehr als nur nicht mehr wahrscheinlich. Also musste der Alarm einen anderen Grund haben und ich ließ sämtliche Gedanken an Zauber, welche in der Lage gewesen wären Grauschnauz zu tarnen oder zu verstecken wieder fahren und rief mir die Matrizen aller Zauber, welche in einem Kampf hilfreich sein könnten ins Gedächtnis.
Plötzlich rannten Gestalten an mir vorbei. Manche in metallener Rüstung, manche nicht. Ich sah einen Greifen und ich roch Schweiß, als die Gestalten an mir vorbeirannten. Nun, da ich wusste, dass es nicht um Grauschnauz sondern vermutlich um einen Kampf ging hatte ich mein Tempo direkt ein gutes Stück gedrosselt, bei einem Kampf war ich mit Sicherheit in erster Reihe immer noch fehl am Platz, auch wenn ich im Umgang mit dem Stab schon ein wenig besser geworden war. Daran, dass die anderen Gäste ebenfalls Kämpfer waren, egal für welchen Herrn oder welches Reich sie stritten, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Als ich schließlich ebenfalls an der Zugbrücke angekommen war, war auf dieser eigentlich schon gar kein Platz mehr für mich, also blieb ich einfach stehen, wobei, soviel hatte ich schon gelernt, ich gleich danach ein paar Schritte zurück in Richtung Herberge machte um nicht im weg zu stehen, egal in welche Richtung wer warum auch immer wollte. Den Stimmen der großen Gruppe auf der Zugbrücke nach zu urteilen gab es tatsächlich ein Problem, welches den Alarmruf gerechtfertigt hatte, aber es schien nicht allzu dringlich zu sein, zumindest sah es nicht so aus, wie wenn auf der Zugbrücke gekämpft wurde. Plötzlich rannte eine gerüstete Gestalt an mir vorbei, nicht ohne mir mit einem kurzen „Ihr, sofort zum Tor.“ einen Befehl bezüglich meines Verhaltens gegeben zu haben. Ich war lange genug an einer Akademie gewesen um am Tonfall einen Befehl zu erkennen, wenn ich ihn hörte. Da die Gestalten auf der Zugbrücke weniger wurden, da die meisten von ihnen nun ebenfalls zurück in den Hof kamen folgte ich diesem, sobald klar war, dass weder Ghor noch Tela die Zugbrücke verlassen würden. Mir fiel das Gerippe zu Füßen der beiden auf. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dieses heute schon mal gesehen zu haben und dabei war ich nun zum vierten mal seit ein paar Stunden auf dieser Zugbrücke und es war ein normalgroßes, menschliches Gerippe, wie ich erkannte, also nichts, das man hätte übersehen können. Da fielen mir auch die Geräusche auf, welche so gar nicht zu dem prasseln des Regens passen wollten. Es knirschte und knackte, es lag ein seltsames Scharren in der Luft, ein Klirren und Klicken und die Geräusche wurden lauter. Dann sah ich, worauf Ghor und der Mann schauten. Trotz des schlechten Lichtes und des prasselnden Regens erkannte ich, dass vermutlich keines der Tiere, welche sich der Burg näherten, noch am Leben war, ebenso wenig wie die menschlichen Gestalten, die sich zwischen ihnen befanden.
Das war absolut unglaublich.
Ich wusste gar nicht, wohin ich zuerst blicken sollte.
Ich widerstand, auch wenn es mir schwer fiel, der ersten Versuchung, einen Odem oder gar Oculus zu wirken, nur um zu schauen, welche Magie hier wirkte, mir war auch so klar, dass sie gewaltig sein musste und das mögliche eines einfachen Magieanwenders um ein vielfaches überstieg. Alleine schon die Menge an belebten Leichen, mal ganz davon abgesehen, dass kein normaldenkender Magieanwender Tierkadaver in solch einem Ausmaß beleben würde, musste, ungeachtet der benutzten Paraphernalia, dem Stand der Sterne und selbst unter Berücksichtigung des Tagesherrschers Unmengen an Astraler Kraft benötigt haben. Vielleicht war ja die ein oder andere Leiche von einem Nephazz belebt, aber ich wagte zu bezweifeln, dass ein solcher in einen Tierkadaver einfahren würde, immerhin hatte ein Dämon den Vorteil, dass er, im Gegensatz zu einem einfachen Elementar, nicht binnen Tagesfrist wieder zurück in seine Domäne kehrte, wenn er erfolgreich beschworen worden war. Die Anzahl der Untoten nahm beständig zu, aber sie schienen sich nicht zielgerichtet am Weg zu orientieren oder sich auch nur grob in Richtung Zugbrücke zu bewegen. Viel mehr sah es so aus, wie wenn ihr einziges Ziel die Burg wäre, beinahe in gerade Linie. Nun ja, der ausgetrocknete Burggraben, über welchen die Zugbrücke führte, würde die Untoten wohl eher nur rudimentär stören, ein gebrochenes Bein konnte sie ja nur noch verlangsamen, Schmerzen, welche sie zusätzlich behinderten, kannten sie ja nicht.
Ich schüttelte kurz meinen Kopf, um ihn ein wenig frei zu bekommen. Was hier geschah, was ich hier sah, war ein Frevel gegen Boron, ein Frevel in beinahe unglaublichem Ausmaß und ich machte mir Gedanken darüber, wie so etwas möglich war, im Hinblick auf die Möglichkeiten eines normalen Magieanwenders. Das würde ein langer Aufenthalt im nächsten Borontempel werden, soviel war klar.
Eine Hand an meiner Schulter brachte mich zurück in die Regennasse Dunkelheit des Sturmes, der hier auf der Zugbrücke fest an meinem Mantel riss, den ich vor lauter schauen und staunen vergessen hatte weiter zuzuhalten. Es war Ghor, der mich zurück in den Hof schob, vorbei an einem der metallisch gerüsteten Krieger, deren Wappenrock einen Greifen zeigten, was mich, nun da ich wusste, wenn sie begleiteten, nicht mehr verwunderte. Unmittelbar nachdem wir das Tor passiert hatten hörte ich hinter mir ein Geräusch, dass mich kurz umblicken ließ. Hinter uns wurde die Zugbrücke hochgezogen, was dem erbärmlichen Kreischen aus einem der Türme neben dem Tor nach wohl schon seit langer, langer Zeit nicht mehr geschehen war.
„Das ist es also euer sicheres und hoch gelobtes Mittelreich?“ hörte ich Ghor rufen, während er mich zu Tela führte, an deren Seite ich wartete. Ich sah den Golgariten ebenso in eine Richtung laufen wie die Greifenträger, den Söldnern erteilte Ghor Anweisungen und diese befolgten sie ohne zu zögern, was mich zwar ein wenig verwunderte, aber andererseits auch vernünftig war. Hier konnten wir nur gemeinsam etwas ausrichten. Schließlich kam Ghor zu uns zurück, Hakim war inzwischen ebenfalls an unsere Seite getreten, auch wenn er nicht so aussah, wie wenn er hier sein sollte. Aber Telas Bemerkung bezüglich seiner Verfassung hatte er mit einem lachen abgetan und er verwies auf die frische Luft und die klare Prise, wie er den Sturm nannte, der uns den Regen ins Gesicht schlug. Ghor hingegen klopfte Hakim fest auf die Schulter, als er zu uns zurück gekommen war und ließ diesen wissen, dass es jetzt ja auch Zeit geworden war, dass er zu uns gestoßen war, er hätte sich schon beinahe Sorgen gemacht. Noch während beide lachten drehte Ghor sich zu mir und schaute mich fragend an. „Jetzt erzähl mal, was weißt du über das Geschmeiß vor der Türe?“ Er zeigte mit einem seiner Haumesser auf das Tor, hinter welchem die Zugbrücke nun endgültig hochgezogen war.
Mit solch einer plötzlichen Aufmerksamkeit hatte ich nicht gerechnet und ich konnte förmlich spüren, wie die Blicke der Drei auf mir ruhten, aber es war ja nicht das erste mal, dass ich etwas erklären musste, also setzte ich zu einer Erklärung an, denn eine einfache Aussage würde Ghors Frage nur mehr als ungenügend beantworten.
„Nun ja, ad Primo muss man …“ ich sah wie Ghor leicht den Kopf schüttelte, während Tela kurz ihre Hände vors Gesicht schlug, bevor sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen anschaute. „Äh, also nur die Wesentlichen Aspekte.“ Diesmal kam ein deutliches husten von Hakim. „Ja, der Kampf gegen Untote. Was wäre wichtig?“ Ich schnaufte nochmal kurz durch, straffte meine Schultern und begann zu erzählen, was ich von so ziemlich der Einzigen Mitschülerin an der Akademie, mit welcher ich mich über das absolut notwendige Maß hinaus verstanden hatte, gelernt hatte. Sie war Scholarin am anderen Ausbildungszweig der Akademie gewesen, welche sich mit Beschwörungen und Herbeirufungen beschäftigten, wobei sie ihren Schwerpunkt, für diese Zeit, so wenige Jahre nach der dritten Dämonenschlacht eher ungewöhnlich, bei Beschwörungen gesetzt hatte. Aber sie half mir, ein paar Lücken bezüglich dieser Ausrichtungen der Magie zu schließen und dabei waren auch Untote ein Thema gewesen. Das ich dieses Wissen aber einmal auf diese Art und Weise einsetzen müsste, ich hätte im Leben nicht geglaubt. Aber da ich die magischen Anteile gänzlich weglassen konnte beliefen sich meine Ausführungen auf ein paar wenige Minuten und ich schloss mit dem deutlichen Hinweis, mir sofort zu melden, wenn sich Gestalten näherten, welche scheinbar Körperlos waren oder nicht wie die Überreste eines normalen, wenn nun auch toten Lebewesens aussahen. Es mochte durchaus sein, dass der ein oder andere Nephazz nur auf eine neue Leiche wartete, welche er beleben könnte.
„Und was glaubst du, warum diese Dinger ausgerechnet jetzt genau diese Burg angreifen?“ Die Betonung lag auf dem du und auch wenn Hakim es ausgesprochen hatte, ich wusste, dass die anderen beiden die gleiche Frage hatten. Ich war nicht so von mir eingenommen, dass ich mir nicht darüber im klaren war, dass sie alle drei schon einen Ahnung hatten, aber im Moment war ich das, was einer Spezialistin in dieser Angelegenheit am nächsten kam und sie wollten keine Vermutungen sondern Fakten. Also bestieg ich zusammen mit den anderen die Mauer links des Tores. Tela hatte uns wissen lassen, dass Grauschnau über uns wachte und uns sofort informieren würde, wenn die Untoten an irgendeiner Stelle der Anlage durchbrechen würden, also konnten wir uns noch ein wenig Zeit lassen, der Regen hatte den Untergrund nämlich nicht gerade trittsicherer gemacht.
„Bei Hesinde, was tun die da?“ war, auch wenn er mir sogleich unangemessen erschien, mein erster Gedanke, als ich auf der Mauer stand und auf die Horde schaute, inzwischen waren es mehr als ein paar einzelne Leichname, Skelette und alles dazwischen, welche die Burg bedrohte. Das hochziehen der Zugbrücke war wohl eher eine Art natürlicher Reaktion gewesen, als wirklich ein nützlicher Teil der Verteidigung, immerhin hatte die Mauer, welche die Burg umgab, mehr Löcher und eingefallen Stellen als solche die noch standen und so etwas wie Schutz boten. Daher war ich ein wenig verwundert gewesen, als Tela erzählt hatte, dass Grauschnauz noch keinen Durchbruch erzielt hatte. Sicher, mir war klar, dass Untote nicht gerade zu den Intelligentesten möglichen dienstbaren Gestalten eines Magieanwenders gehörten, aber das was ich sah ließ mich dann doch ein wenig ins nachdenken geraten. Zuallererst wurde mir klar, dass meine Befürchtungen bezüglich eines oder mehrerer Nephazz eher unbegründet waren. Ein von einem Nephazz belebter Leichnam hätte schon längst eine Möglichkeit gefunden in die Burganlage einzudringen und sich mit Sicherheit nicht so angestellt, wie es hier zu sehen war. Die Untoten, welche sich der Burg genähert hatten, und ich sah, dass immer weitere aus der Umgebung sich der Burg näherten, auch wenn viele von ihnen Tiere waren, waren inzwischen in den Burggraben gefallen und damit fast an der eigentlichen Burgmauer. Aber auch der Burggraben hätte eigentlich kein Hindernis sein müssen, gab es doch auch hier mehr als genug eingefallen und abgerutschte Abschnitte, welche einen zwar durch den Regen bestimmt rutschigen, aber auch für Untote durchaus machbaren Zugang erlaubt hätten. Aber die Untoten liefen einfach geradeaus auf die Wand des Burggraben zu und nur dort, wo wohl zufällig eine Möglichkeit gewesen war, diesen wieder zu verlassen waren sie bis an die Mauer gekommen. Aber dort war es genauso merkwürdig. Die Untoten liefen einfach gerade aus. Ich sah einen verwesten Leichnam, der beständig versuchte durch die Mauer zu gehen, obwohl keinen Schritt neben ihm ein Loch in der Mauer war, durch das zwei der Wesen zusammen gepasst hätten. Im Graben war es das gleiche Bild. Untote Wesen liefen gerade aus gegen die Erde des Burggraben obwohl in unmittelbarer Nähe ein gangbarer Aufstieg war. Nun wollte ich Gewissheit.
„Oculus Astralis.“ Sprach ich vor mich hin, wobei ich mich schon grob in Richtung Burgfried gedreht hatte. Es war genauso, wie vermutet. Es war nur ganz leicht erkennbar, mehr ein Hauchdünner Faden, wobei Tuch wohl der bessere Ausdruck war, als ein sichtbarer Strang, der vom Burgfried aus über der ganzen Burganlage und dem weiten Umland lag. Wer immer die Untoten belebt hatte, er hatte ihnen ein Ziel gegeben und dieses Ziel war der Burgfried.
„Sie wollen zum Sarg.“ Erklärte ich den anderen. Eine andere Schlussfolgerung war nicht möglich. In dem Burgfried gab es nur eine Sache, die für jemanden, der die Macht hatte solch eine Anzahl an Leichen zu beleben von Interesse sein könnte. Inzwischen war ich mir sicher, dass wir es mit einem Paktierer zu tun hatten, auch wenn ich diese Vermutung noch für mich behielt. Aber es war die einzig logische Erklärung. Nur jemand, der einen Pakt mit Thargunitoth eingegangen war konnte in der Lage sein, so viele Untote gleichzeitig zu beleben, bzw. diese zu lenken. Aber da alles seine Grenzen hatte, hatte der Paktierer, ich ging einfach davon aus, dass zu solch einer Tat nur ein Mann in der Lage sein konnte, einen Fixpunkt gesetzt, sozusagen ein Ziel für seine Wesen, so das er sie nicht noch zusätzlich lenken musste. Nun war es also so, dass jeder einzelne Untote, egal ob Mensch- oder Tierkörper ein genaues Ziel hatte, zu dem er direkt und unmittelbar hingezogen wurde und das war der Sarg des Reichsbehüters, welcher im Burgfried stand. Ich konnte mir sonst nichts anderes vorstellen. Wenn sonst irgendein Gegenstand im Burgfried aufbewahrt sein sollte, welcher für einen Thargunitothpaktierer von Interesse wäre, warum sollte dieser dann ausgerechnet heute Nacht angreifen, Vollmond war es schließlich alle 28 Tage. Oder es lag daran, dass heute die sogenannte Nacht der Ahnen war, zusammen mit Vollmond. Ich schüttelte kurz den Kopf um meine Gedanken wieder auf das Wesentliche zu lenken. Ich hatte nichts erkannt, was wie ein einzelner, gezielter Strang an magischer Kraft aussah, so das man davon ausgehen konnte, dass alle Untoten mit der gleichen Zielgerichteten Sturheit den direktesten Weg zum Burgfried suchen würden, wie die, welche ich beobachten konnte. Ich klärte Ghor, Hakim und Tela über meine Überlegungen auf und empfahl, diese an die anderen Streiter weiterzugeben. Es mochte durchaus sein, dass durch einen Zufall das ein oder andere Untote Wesen seinen Weg in das Innere der Anlage finden würde, aber ein Durchbruch schien eher unwahrscheinlich und wenn, dann dadurch begünstigt, dass ein weiterer Teil der Mauer schließlich einfach nachgeben würde, wenn sich nur genug Leiber gegen ihn pressen würden, aber mit einem großen Eindringen musste man nicht rechnen.
„Noch nicht.“ Fügte ich schnell hinzu, während ich meinen Blick wieder in den Sturmgepeitschten Regen jenseits des Burggraben fließen ließ. Es kamen immer noch neue belebte Leichname aus der Dunkelheit auf die Burg zu und wer wusste schon, ob nicht unter diesen entweder doch ein von einem Nephazz beseelter dabei war oder gar der Paktierer selbst, welcher erkannte, welchen Fehler sein Plan hatte und diesen, zumindest soweit es in seinen Möglichkeiten lag, nachträglich korrigierte. Bei Hesinde und Rondra! Ich war weder eine Paktiererin noch eine ausgebildete Strategin. Woher sollte ich wissen, über welche Möglichkeiten ein Paktierer verfügte noch wie man eine Burg gegen eine Horde Untoter verteidigte? Aber alle, zumindest kam es mir so vor, schauten mich an, wie wenn ich für genau diese Fragen die Lösung hätte. Ich nickte den beiden Männern zu, was für sie das Signal war, meine Gedanken in die Runde zu tragen. Ich wusste nicht, ob es eine meiner besten Ideen gewesen war, aber es sorgte dafür, dass ich mit Tela alleine war.
„Grauschnauz soll bitte die Augen offen halten.“ Ich war trotzdem direkt an Tela herangetreten, als die beiden Männer die Mauer verlassen hatten, sicher war sicher. „Das hier übersteigt die Möglichkeiten eines einzelnen Magieanwenders bei weitem und die Nacht ist noch zu jung, als das wir auf Praios strafende Auge als Verbündeten hoffen können. Untote können unter dem Licht der Sonne nicht bestehen.“ Führte ich meine Erläuterung näher aus. Ich wusste nicht, in wie weit Tela sich in dieser Spielart der Magie auskannte und ich hielt meinen Blick immer noch über die Außenseite der Anlage gerichtet um die Untoten unter uns zu beobachten. Aber es hatte sich an ihrem Verhalten nichts geändert. „Wer immer das hier begonnen hat, selbst wenn er auf reine Masse zählt, kann sich nicht einfach damit zufrieden geben, dass seine Geschöpfe den Sarg erreichen. Früher oder später wird er oder werden sie persönlich vorbeikommen um nach ihrer Beute zu schauen, dann werden sie ihren Fehler bemerken und ihn korrigieren. Aber ich weiß nicht, wann und wie, nur das.“
Und das macht mir Angst. Aber das dachte ich nur und sprach es nicht aus. Ebenso, wie ein paar andere Überlegungen, die ich mir gemacht und nicht ausgesprochen hatte.
Die Academia Arcomagica Scholaque Arcania Puniniensis verfügte nämlich über Schriften und Wissen, welches, vor allem seit der Rückkehr des Sphärenschänders und der Entstehung der Schwarzen Lande selbst in manchen Akademien der Schwarzen Gilden unter Verschluss war. Wenn man nun aber Jahre seines Lebens in diesen Mauern verbringt, selbst im Praios, dem Monat an dem eigentlich den Zöglingen frei stand, zumindest ein paar Tage bei ihrer Familie zu verbringen, dann kam man auf Ideen, auf die man alleine eigentlich nicht kam. Wenn man aber zu zweit war und die meisten festen Kräfte an der Akademie die für sie ebenfalls freie Zeit nutzen, um in Ruhe und ohne irgendwelche störenden Lehraufträge ihren Forschungen nachzugehen, dann konnte man sich eben auch Schriften besorgen und einsehen, die man sonst eben nicht zu sehen bekam, aus gutem Grund, wie ich wusste. Sollte ich nun aber plötzlich mit diesem Wissen ein paar Vermutungen äußern, dann wäre sicherlich eine der ersten Fragen, woher ich das wusste, was ich wusste und damit verbunden die Frage, in wie weit ich sonst noch in diesen Angriff eingebunden war. Aber selbst wenn ich meine Unschuld beteuern konnte, ich war mir in dieser Sache über die Gewichtung der Aussagen meiner Freunde nicht wirklich sicher, so blieb im Nachhinein immer noch die Frage, wieso die Akademie der Hohen Magie und Arcanes Institut zu Punin über solches Wissen verfügte und dieses, was das eigentlich schlimme war, jedem Scholaren zugänglich zu machen schien.
Wenn wir das ganze hier überhaupt überstehen sollten, denn die Zahl der Untoten nahm nicht ab und immer noch kamen neue Leichname aus der Umgebung gewankt.
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