Am nächsten Morgen wirkte die Reichsregentin unnahbar wie am Tag zuvor. Mit eiserner Miene schwang sie sich erneut in den Sattel und preschte gen Rahja, ohne auch nur einen Augenblick zu warten ob wir ihr folgten. Unsere Streitrösser dampften und ihre Nüstern pressten den warmen Atem wie kalten Nebel in die morgendliche Luft. Stunde um Stunde folgten wir Emer bis wir schließlich am Sancta Boronia, Boronheiligtum und geweihte Tempelanlage an der Trollpforte ankamen.
Emers Ross war noch nicht ganz zum stehen gekommen als die Reichsregentin bereits aus dem Sattel glitt und mit festem Schritt die Stufen zum Boron Tempel hinauf stieg. Nicht nur ich konnte sehen wie sich die Moral der Truppen sichtlich besserte, als sie „ihre Heldenkaiserin“ erkannten und auch ich spürte die Erleichterung, sie heil hierher begleitet zu haben.
Langsam lenkte ich mein Schlachtross zum Fuß des Hügels und lies meinen Blick über die 5 Tempelgebäude wandern, die trotzig in Sichtweite des schrecklichen Todeswalls thronten. Der größte und Boron geweihte Tempel wirkte seltsam bedrohlich und strahlte dennoch Ruhe und Geborgenheit aus. Ich wusste nicht warum ich nun tat, was ich tat, aber ich stieg ebenfalls aus dem Sattel und sagte zu Tela, dass ich den Tempel betreten werde. Ich spürte wieder dieses Gefühl von tieferer innerer Ruhe und Zufriedenheit und ich wusste, dass mein Platz jetzt im Tempel sein würde. Langsam Schritt ich die Stufen hinauf und sah mehrere Raben über den Gebäuden ihre Kreise ziehen. Seltsame Stille hüllte mich ein, als ich zwischen den mächtigen Statuen Bishdariels, Golgaris, Marbos, Noionas und der Marbomutter Etilias hindurch schritt. Als ich durch das Golgari-Tor in den Tempel ging, las ich die eingemeißelten Worte „Du schuldest der Welt noch einen Tod“.
Was ich während den nächsten 3 Tagen und Nächten erlebte, war allein Stille und Ruhe und auch meine niedergeschriebenen Worte werden diese nicht stören.
Was am 4. Tag geschah, als die Reichsregentin den Tempel verließ und auf den Marschallhügel stieg um den altbosbaranischen Speer zu schleudern, ist zwischenzeitlich genau so bekannt wie ihre Worte, die sie dem untoten Drachen entgegen schleuderte.
