Gerade als der Abend anfing gemütlich zu werden, hörten wir, dass sich weitere Reiter dem Gasthaus in den Ruinen näherten. 5 prächtige Reiter auf ihren Rössern und eine ebenfalls prächtige Kutsche mit einer Rabenfigur erreichten den Innenhof, ein Totenzug. Es muss sich um einen sehr wohlhabenden Menschen gehandelt habe, dachte ich mir, solch elegante Begleiter können sich nur die wenigsten leisten. Hmm, vielleicht wäre ja der ein oder andere der Herrschaften bereit für ein Spielchen... eines bei dem ich wirklich etwas gewinnen könnte.
Als die Männer den Raum betraten erkannte ich sofort, dass 3 von ihnen zu den Panthergardisten gehörten und als Lynia sich vor dem schwarzgekleideten Borongeweihten niederkniete um ihn mit „eure Eminenz“ anzusprechen, wusste ich, dass hier nicht nur ein gewöhnlicher Mensch auf der Kutsche aufgebahrt war. Es war der Sarg von Prinz Brin und ich sah für einen kurzen Augenblick die kühlen, dunklen Augen des Golgariten, der draußen geblieben war um ihn zu bewachen. Ich musste mir eingestehen, dass dies ein sehr beeindruckender Anblick war, wie er ruhig, erhaben und ohne jegliche Regung, in seiner tiefdunklen schwarzen Rüstung bei der Kutsche stand. Dieser Krieger würde nie aus Freude kämpfen oder aus Leidenschaft, er würde nur kämpfen um zu töten.
Gemeinsam standen wir an Brins Sarg und erwiesen ihm die letzte Ehre. In meinen Gedanken sendete ich ein kurzes Gebet zu Boron. „Golgaris Flug trägt uns in die Ewigkeit. Möge der sanfte Flügelschlag des Raben deine Wege jetzt und in alle Ewigkeit begleiten.“ Als ich meine Haupt wieder hob, sah ich, dass noch ein weiterer Gast zu uns gestoßen war. Ein knochiger, hagerer Mann, ganz in Schwarz gekleidet. Unruhig ging er unter den wachen Blicken des Golgariten auf und ab und wartete bis Lynia ihre Gebete beendete. Schließlich stellte ihn der Hochgeweihte, worauf er sich ebenfalls als Boron Geweihter zu erkennen gab, allerdings aus meiner Heimat Al'Anfa. Gebührend begrüßte ich ihn mit den angemessenen Worten auf Brabaki und im folgenden Disput der beiden Geweihten und ihrer unterschiedlichen Glaubensrichtungen, bekundete ich ihm meine volle Solidarität. Schließlich gab es nur den eine wahren Glauben.
Als ich gedanklich an einem weiteren Schluck kühlen Bier nippte wurde mir bewusst, dass ich aufgehört hatte den beiden Geweihten bei ihrer Auseinandersetzung zu folgen und beschloss mit meinen Gefährten, wieder die wärmende Herberge zu betreten. Schließlich kamen auch beide Geweihte, nicht weniger streitend, herein und ich zeigte mich meinem Landsmann erneut solidarisch, während meine Gefährten Suppe bestellten. Sie hatten kaum die ersten Löffel zu sich genommen als ein kleiner Junge aus dem Dorf in den Schankraum stürmte, „Sie haben den Boronsanger geschändet!“, rief er fassungslos. Ausnahmsweise schienen sich beide Geweihte nun einig zu sein, dass man sich umgehend vor Ort selbst ein Bild machen musste. Ich bot meine und Lynias Hilfe an, da alle anderen die von der Suppe gegessen hatten urplötzlich übel wurde und sich übergaben. Hier war etwas ganz und gar nicht in Ordnung.
