Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Reitet wie der Wind

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Lynia
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Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Reitet wie der Wind Empty
BeitragThema: Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Reitet wie der Wind   Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Reitet wie der Wind EmptySo Dez 27, 2015 7:28 pm

„Flieht, ihr Narren.“
Beliebter Ausspruch des Darstellers des Rondrageweihten während seinem letzten Auftritt auf Schaustellerbühnen überall in Aventurien.


Tela hatte uns in der Nacht in die Überreste eines Gehöftes geführt, dass zumindest noch über genug Wände und Dachfläche verfügte um so etwas wie einen richtigen Unterschlupf darzustellen.
Mit einem schnellen Blick erkannte ich dass ich und meine Gefährten nicht die einzigen gewesen waren, welche die Vorteile dieser Gebäudeüberreste erkannt und genutzt hatten aber in den wenigsten Gesichtern erkannte ich die gleiche Entschlossenheit wie bei meinen Freunden.
Viel mehr sah ich die Augen von Leuten die vor der vor ihnen liegenden Aufgabe kapituliert hatten.
Ich kannte diesen Gesichtsausdruck von meiner Studienzeit wo vor allem in den ersten Jahren teilweise Aufgaben und Prüfungen von uns abverlangt worden waren die einem wirklich auch noch das letzte Quäntchen Wissen abgefordert hatten, oftmals sogar mehr als das, und da wo ich einfach nur eine Aufgabe gesehen hatte, ich hatte ja gewusst dass es zum einen eine Lösung gab und zum anderen wir diese irgendwo in unserem Geist haben mussten, da hatten andere ein unüberwindbares Hindernis erkannt und aufgegeben. Eine Option die sich mir aus unterschiedlichsten Gründen nie gestellt hatte.
Auch jetzt schaute ich, dass ich so schnell wie möglich ins Freie kam um so viel von den Überresten Wehrheims und des Schlachtfeldes zu sehen wie es ohne übermäßige Gefahr möglich war. Mir war Grauschnauz Aussage bezüglich der Untoten und ihrem Verhalten wieder eingefallen und ich wollte schauen ob ich es mit eigenen Augen auch sehen konnte.
Unglücklicherweise hatte es aber Ghor inzwischen wohl schon irgendwie geschafft die Dergelfähre zurück auf unsere Seite des Flusses zu bringen, und ich vernahm aus dem Gespräch meiner Freunde dass Grauschnauz auch unsere Pferde gefunden und diese zu uns geführt hatte. Also ließ ich mich, wenn auch eher unwillig, auf die Fähre und weg von Wehrheim und dem Mythraelsfeld führen, zum einen wissend was ich hinter mir ließ und zum anderen befürchtend was vor mir lag.
Erwartungsgemäß ging es dann auch auf der anderen Seite des Dergel direkt auf den Pferderücken und Hakim gab das Zeichen zum Aufbruch.
Zum Glück hatte ich die Zeit auf der Fähre, wo ich eigentlich außer nicht von selbiger fallen nichts zu tun gehabt hatte genutzt um sowohl meinen Stab als auch Araschar an den Satteltaschen zu befestigen, in Erwartung der Tatsache dass ich beim Reiten beide Hände benötigen würden. Auch diese Erwartung erfüllte sich.

Mein Rücken schmerzte, mein Hintern sowieso und auch an meinen Oberschenkeln fühlte ich Schmerzen die ich wahrlich nicht vermisst hatte. Und die anderen nannten das einen leichten Trab der uns zwar gut voran brachte aber die Pferde nicht über die Maßen forderte.
Und was war mit mir? War ich vielleicht ein Pferd?
Unweigerlich musste ich an einen Vortrag eines Gastdozenten an der Akademie in Punin denken.
Er hatte eigentlich eine längere Reihe an Vorträgen über die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten eher ungewöhnlicher, also in Punin nicht direkt gelehrter Zauber halten sollen. Sein erster Vortrag hatte vom Adlerschwinge und hier im speziellen von der Form Pferd gehandelt. Er hatte sehr ausführlich und plastisch erläutert, dass diese Form, besonders für reisende Magier eine wahre Bereicherung des Canon darstelle da man sich morgens bei Vertrauenswürdigen Leuten in eine Pferd verwandeln konnte, sich von diesen dann die Satteltaschen mit all seinem Hab und Gut auf den Rücken schnallen lassen konnte und mit genug Einsatz von Madas Kraft an einem Tag eine Distanz zurücklegen konnte die man als Reiter oder gar zu Fuß nie erreicht hätte. Und als positiver Nebeneffekt fiel auch die Verpflegung sparsam aus, wenn man nicht gerade im Winter in verschneitem Gebiet unterwegs war. Am nächsten Tag war eine Änderung bekannt gegeben worden, da der Gastdozent wohl aus ungenannten Gründen überraschend weitergereist war.
Aus durchaus spürbaren Gründen erschien mir das Erlernen des Adlerschwinge in einer weiteren Form durchaus als eine überlegenswerte Alternative zu all den anderen Dingen die ich in absehbarer Zeit so machen wollte. Irgendetwas in mir sagte mir nämlich dass dies nicht der letzte Ritt in naher Zukunft sein würde.
Unweigerlich musste ich ein auflachen unterdrücken.
Flüchtlinge, Bauern mit Familie und dem an Hab und Gut was sie gerade so tragen konnten, Bürger aus Wehrheim mit nichts weiter als dem was sie am Leib trugen, Soldaten, viele einzeln, ein paar in Gruppen und nur ganz selten und vereinzelt noch in einer Art von Formation aber dabei so gering an Stärke dass dies wohl mehr dem Drill als dem nutzen geschuldet war.
An all diesen ritten wir vorbei und hörten dabei Aussagen wie „Das ist der Untergang Deres“ oder „Ein leibhaftiger, Land verschlingender Erzdämon kämpft an der Seite des Feindes“ und viel zu oft die Aussagen „Königin Rohaja ist gefallen“ und „Gegen das da kann man nicht kämpfen. Galotta hat gesiegt“.
Nein, diese Menschen hätten ein Lachen falsch verstanden, besonders wenn es von einer offensichtlichen Magierin in schwarzer Robe und bei relativ guter Gesundheit kommen würde.
Geraume Zeit später näherten wir uns von hinten einer weiteren Gruppe an Streitern, aber im Gegensatz zu den bisherigen Gruppen war diese noch relativ groß und behielt nicht nur eine gewisse Formation ein sondern schien sich auch tatsächlich darauf eingestellt zu haben dass sie überfallen werden konnten und zwar nicht nur von Gegnern auf dem Boden, so wie viele der Zwerge vor uns, den ganz offensichtlich handelte es sich nur um Angehörige dieses Volkes, auch immer wieder in den Himmel schauten.
Ganz offensichtlich marschierte vor uns das was von Hochkönigs Albrax Söldnerhaufen noch gehen konnte. Ich erkannte auch etliche Zwerge die zwischen sich Tragen trugen, auf denen die ihrer Kameraden lagen, welche aus eigener Kraft eben nicht mehr gehen konnten. Ziemlich weit vorne trugen zwei Zwerge eine Trage mit einer gänzlich bedeckten Gestalt. Für einen kurzen Moment wurde es mir bang und kalt um mein Herz.
Sollte Hochkönig Albrax unter den Gefallenen sein?
Es war die offensichtliche einzige Leiche, welche der Zug mit sich führte und da ich den Söldnerhaufen im Ganzen vor der Schlacht hatte sehen dürfen, immerhin war er Teil des Schutzes des Keils des Lichts gewesen war mir klar dass sie sicherlich mehr als nur einen Kameraden verloren hatten.
Aber da sah ich, eigentlich hätte ich es wissen müssen, ganz an der Spitze der Marschgruppe Hochkönig Albrax wie er gerade lautstark mit meinen Freunden lamentierte.
„So eine drachische Orkerei hat es seit Pyrdak nicht mehr gegeben. Der Großling Galotta, diese Rostbirne, ist wahrlich unter Angroschs schwerstem Sonnenstich geboren worden. Eines ist sicher. Wir Angroschim werden bis zum letzten Atemzug kämpfen. Aber davor möge Angrosch seinen Schmiedehammer schützend über euch schwingen und nun schaut zu das ihr nach Gareth kommt. Ich und meine Jungs sind hinter euch und folgen so schnell es meine schwer Verletzten erlauben.“
Ich sah dass auch der Hochkönig, der während seiner Worte keinen Schritt langsamer gelaufen war, sichtbar hinkte und stellte mit Erstaunen nach einer kurzen Hochrechnung fest, dass er auf Grund der Distanz zwischen unserem jetzigen Standort und Wehrheim wohl schon seit gestern Nacht in diesem Tempo unterwegs sein musste. Bei Rondra und Firun, da mochten die Geschichten über die berühmte zwergische Sturheit, Zähigkeit und Ausdauer wohl doch nicht ganz so sehr aus der Luft gegriffen sein wie man manchmal meinen konnte.
Aber da gaben meine Freunde auch schon mit grüßenden und dankenden Worten ihren Pferden wieder die Hacken und unser Ritt ging weiter, die Reichsstraße gen Praios Richtung Gareth.

Travia sei Dank, für heute wollten meine Freunde es gut sein lassen.
Ich schaffte es gerade noch, mehr oder weniger vernünftig aus dem Sattel zu gleiten und mich dann auch sogleich an diesem so festzuhalten dass ich mich nicht gleich wieder auf meinen Hintern setzte, wenn auch ein gutes Stück weiter unten.
Es dauerte ein paar Sekunden bis meine Füße mit der plötzlichen Belastung meines Körpergewichtes klar kamen, und mein Pferd mitsamt dem Sattel an dem ich mich festhielt sich nicht mehr drehte.
Bei den Zwölfen, wie lange war ich eigentlich wirklich nur faul in dieser Kammer gelegen und hatte außer Hauptsächlich Essen und Schlafen nichts getan?
Erfreulicherweise legte sich der Schwindel und das Schwächegefühl relativ schnell wieder und machten den Schmerzen wieder Platz, aber nichts desto trotz erfüllte ich meine Pflichten gegenüber dem treuen Tier, erlöste es von dem Sattel und den Satteltaschen, rieb es so gut ich es vermochte trocken und schaute dass es an einem vernünftigen Platz stand wo es auch was zu fressen fand und nicht weit bis zu dem kleinen Bächlein hatte, in dessen Nähe meine Freunde inzwischen schon ein kleines Lagerfeuer entfacht hatten. Ich zweifelte keinen Augenblick daran dass sie ihre Pferde nicht ebenfalls angemessen versorgt hatten, ich war mir über die mangelnde Geschwindigkeit meiner Tätigkeiten durchaus im Klaren, aber schneller ging es beim besten Willen nicht.
Meinen Stab als Stütze nutzten stelzte ich so vorsichtig und breitbeinig wie ich es noch vertreten konnte ans Lagerfeuer, wo ich mich dankbar, ich unterstützte diese mit einem nicken in Ghors Richtung, auf einem Baumstamm niederließ, nachdem Ghor aufgestanden war und mir mit einem Zeichen angedeutete hatte dass er diesen Platz für mich geräumt hatte.
Im Hintergrund sah ich Tela und Hakim ein Kaninchen, wo immer sie das auch so schnell herhatten, ausnehmen und fürs grillen vorbereiten, während Ghor im Wald um uns herumschlich, zumindest ging ich davon aus dass er irgendwo in der Dunkelheit um uns herum unterwegs war auch wenn ich ihn nicht sah oder hörte während ich selbst, wieder einmal, einfach nur da saß und überlegte ob ich es mir leisten konnte einen Teil meiner Kraft für zumindest einen rudimentären Balsam einzusetzen.
Schließlich entschied ich mich dafür. Zum einen konnte ich spüren dass ich momentan im Vollbesitz meiner Möglichkeiten war und zum anderen standen die Chancen nicht schlecht dass ich in der Nacht genug Schlaf bekommen konnte um ausreichend von Madas Kraft zu regenerieren. Außerdem sollte es am nächsten Tag ja weiter auf dem Pferderücken Richtung Gareth gehen und auch wenn meine Freunde die direkte Bedrohung für uns eher gering einschätzten, gänzlich von der Hand zu weißen war sie nicht und ich sollte durchaus im Falle eines Falles in der Lage sein mich selber zumindest rudimentär zu verteidigen, auch wenn ich mir der Unterstützung Araschars gewiss sein konnte.
Im Gedanken an die Waffe schnitt ich einen Streifen von dem was mal meine Magierrobe gewesen war ab. Ich würde in Gareth eine neue kaufen oder diese ziemlich gründlich reinigen und flicken lassen müssen. Mit meinem provisorischen Putzlappen, welchen ich mit einem Schluck Wasser aus meinem Wasserschlauch befeuchtete, der kleine Bach in der Nähe erlaubte diese Maßnahme, begann ich Araschar zu reinigen. Ich hatte einfach das Gefühl dass diese edle Waffe das jetzt verdient hatte, nun da keine unmittelbare Gefahr mehr bestand. Während der eher selbständigen Tätigkeit mit meiner Hand über den Übergang von Scheide zu Parierstange zu reiben, Araschar ließ sich, wie ich festgestellt hatte, immer noch nicht wirklich aus seiner Hülle befreien, glitt mein Blick ins Lagerfeuer und ich begann beim Anblick des selbigen über das erlebte und gesehene nochmals nachzudenken. Gab es etwas was ich übersehen hatte?
Einen Hinweis, welcher uns bei dem angekündigten Angriff auf Gareth helfen könnte?
Wann war was passiert, was genau war wann passiert, wie hatte sich welches Element wie ausgewirkt?
Irgendwann riss Tela mich aus meinen Gedanken indem sie mir einen Holzteller mit Essen hinhielt und mir unmissverständlich klar machte was passieren würde wenn ich nicht selber essen würde.
Also nahm ich ihre Drohung ernst und den Teller entgegen.
Araschars Griff und ein guter Teil der Parierstange war zwar in umrissen schon wieder als Schwertgriff mit Parierstange zu erkennen, aber weder war der goldene Glanz zu erkennen, noch ließ sich die Waffe ziehen, ganz als ob sie sich immer noch weigern würde sich in der Nähe solcher Blasphemie offen zu zeigen, was natürlich völlig Haltlos war. Vermutlich hatte sich einfach irgendwie Dreck zwischen die Scheide und die Waffe eingeschlichen, immerhin war die Schwertscheide ja nicht speziell für diese Waffe gemacht worden und war dort fest geworden oder hatte sich ein Stein dort verklemmt. Mit etwas Ruhe und Zeit würde ich Araschar schon frei bekommen, wenn gar nichts anderes ging dann eben dadurch dass ich die Schwertscheide zerschnitt, sie war ja wirklich nur ein Mittel zum Zweck gewesen.
Unweigerlich schlich sich mir ein Gedanke in den Verstand welchen ich dort überhaupt nicht haben wollte, aber so sehr ich mich auch gegen ihn wehrte, ich konnte spüren dass er sich Hartnäckig am Rande meines Bewusstsein hielt und in meiner Erinnerung immer wieder einmal mit der Stimme des mir immer noch völlig unbekannten Mannes aus Kholak-Kai leise zu flüstern schien „Nicht nur Gegenstände können ein Mittel zum Zweck sein.“

Hätten mich meine Freunde gefragt was ich gegessen hatte, ich hätte es ihnen nicht sagen können.
Was ich jedoch mit Bestimmtheit sagen konnte war, dass es mit das beste Essen gewesen war was ich seit langem, und das nicht nur im bildlichen Sinne gesprochen, gegessen hatte. Sicher, so ehrlich musste man sein, die Verpflegung welche ich in dieser Kammer bekommen hatte war ebenfalls nicht schlecht und sogar überraschend frisch gewesen, was so verwunderlich nun nicht mehr war, nachdem ich mit Sicherheit wusste dass in Aventurien nur ein paar Stunden vergangen waren, was sich nur für mich wie Wochen angefühlt hatte. Aber es war eben immer auch von den Umständen und der mangelnden Freiheit überschattet gewesen.
Nach dem Essen war es Ghor, der davon begann zu erzählen, was sich innerhalb Kholak-Kais ereignet hatte. Er nannte Kholak-Kai beständig anders. Mal war es eine fliegende Festung, dann wieder einfach nur ein Klotz, dann wieder der Stein am Himmel oder einfach nur dieses Ding da.
Ich verwarf den Gedanken ihn diesbezüglich zu verbessern kaum dass ich ihn hatte.
Ghor war wieder in eine seiner Erzählungen verfallen und er schätzte es weder wenn man ihn in diesem Fluss störte und noch weniger wenn man ihn korrigierte. So lauschte ich nur mit halbem Ohr seinen Ausführungen über irgendwelche Särge, in denen Menschen lagen um ihnen das Blut abzusaugen.
Ich hatte schon genug von der Funktionsweise von Kholak-Kai erfahren um mich für solche Gegebenheiten nicht weiter zu interessieren, zumal sie für eine effektive Bekämpfung Kholak-Kais nicht relevant waren, und bezüglich dem rein wissenschaftlichen Wert von Ghors Erzählungen gab ich mich gleich gar keinen Illusionen hin. Natürlich hatte ich darüber nachgedacht in wie weit es sich auswirken würde wenn man sämtliche Gefangene aus ihren Särgen befreien würde, aber ich war mir sicher es würde Kholak-Kai nur einschränken aber auf keinen Fall so schnell und vor allem endgültig außer Gefecht setzen wie wir es benötigen würden. Ganz davon abgesehen dass ich nicht die geringste Ahnung hatte wie wir die hunderte, oder waren tausende, vielleicht sollte ich doch ein wenig mehr Ghors Ausführungen folgen, Gefangene befreien sollten.
Ich hörte kurz aufmerksamer zu als Ghor den Namen Galotta erwähnte, aber seine Ausführungen schienen sich auf eine Beschreibung des selbigen zu beschränken und etwas über seine Begleiter also glitt ich gedanklich wieder zurück zu meinen eigenen Überlegungen.
Als Ghor an dem Punkt angelangt war wo er erst meine Ausrüstung gefunden hatte, was ihm den entscheidenden Hinweis auf meine Nähe geliefert hatte um mich dann ebenfalls zu retten, begann ich langsam meine Aufmerksamkeit weg von meinen Gedanken bezüglich möglicher Schwachpunkte Kholak-Kais hin zu meinen Freunden zu lenken.
Erfreulicherweise trat ich ihm Rahmen von Ghors Erzählung erst jetzt in Erscheinung und da Ghor mich ja ebenfalls aus den Klauen Kholak-Kais, zu diesem Zeitpunkt war es wieder eine Festung gerettet hatte und direkt damit weitermachte wie er den Mechanikus Leonardo, ein wenig war ich überrascht darüber dass er sich dessen Namen gemerkt hatte, dazu gebracht hatte uns durch dieses Ding zu führen, verzichtete ich von mir aus auf eine Erwähnung oder gar Beschreibung meiner Unterkunft an Bord Kholak-Kais.
Viel mehr versuchte ich so wenig wie möglich genau daran zu denken.
Die Ergänzungen zu Ghors Ausführungen über unseren Weg aus Kholak-Kai halfen mir dabei, brachte es mich doch dazu mich auf gänzlich andere Aspekte von Kholak-Kai zu konzentrieren, was vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt nicht unerheblich werden könnte, hatte doch Leonardo der Mechanikus davon gesprochen dass unsere einzige Chance zur Vernichtung Kholak-Kais darin lag im Raum der Rache Galotta zu töten.
Dieser Gedanke beschäftigte mich noch, zusammen mit allem was ich an Erinnerung bezüglich unserer Flucht aus Kholak-Kai in meinem Gedächtnis finden konnte, bis zu Telas Anweisung uns endlich schlafen zu legen.
Sie war von uns vieren noch diejenige welche wohl die beste körperliche Verfassung hatte, Grauschnauz ausgenommen, daher überließ ich ihr dankbar die Entscheidungsgewalt und dachte gar nicht erst daran vielleicht noch ein wenig Zeit herauszuschinden um vielleicht doch noch ein paar Gedanken zu Pergament zu bringen.
Vielmehr beeilte ich mich an den Bach zu kommen, mich zu waschen und nochmal hinter einen Busch zu gehen bevor ich mich in meine Decken gewickelt niederlegte. Mir war durchaus bewusst wie knapp mein Gebet an die Zwölfe am Abend zuvor ausgefallen war, ungeachtet der Umstände welche ich heute auf keinen Fall mehr aufführen konnte und diese Verfehlung würde ich heute auf keinen Fall mehr dulden, auch wenn mich ein unangenehmer Gedanke für einen kurzen Augenblick frösteln ließ.
„Und du glaubst wirklich dass deine Gebete zu etwas gut sind?“

Meine Idee bezüglich des Balsam Salabunde am gestrigen Abend war gut gewesen.
Mein Rücken schmerzte, mein Hintern sowieso und auch an meinen Oberschenkeln fühlte ich Schmerzen die ich wahrlich nicht vermisst hatte. Und die anderen nannten das einen leichten Trab der uns zwar gut voran brachte aber die Pferde nicht über die Maßen forderte.
Trotzdem hatten wir uns inzwischen Gareth auf wenige Meilen genähert, wie ich glaubte an Hand der Umgebung zu erkennen.
Unglaublich mit welchen Gedanken und unter welchen Vorzeichen wir vor gerade einmal drei Wochen in genau gegengesetzter Richtung geritten waren.
Damals war unser Auftrag einem Ucuriaten namens Holgrir zu folgen, ich wusste noch nicht einmal ob er noch lebte, gefunden hatten wir ihn ja schließlich, und nun war unser Auftrag Gareth zu warnen auch wenn es den Anschein hatte als ob das gar nicht mehr nötig war. Zumindest gab es nicht einen Weiler, welchen wir passiert hatten in welchem nicht schon hektisch Maßnahmen ergriffen wurden sein Heil in der Flucht Richtung Praios zu versuchen.
Eine weise Entscheidung, wie ich anerkennen musste.
Hier in der offenen Fläche der Goldenen Auen waren die Menschen leichte Beute für die Horden der Heptarchen, seien sie steinern mit Flügeln, Untot, auch wenn dies nun wohl nur noch Nachts marschieren würden oder, auch wenn ich das am allerwenigsten verstehen konnte, aus Fleisch und Blut. Welcher Mensch, außer vielleicht die Andergaster konnte so tief fallen sich jemandem wie dem Heptarchen Galotta anzubiedern?
Zumindest was die Untoten anging fühlte ich eine gewisse Entspannung und Sicherheit.
Rahastes war gebannt, dieser Unheilkessel existierte nicht mehr und ich war mir sicher seine primäre Aufgabe war es gewesen Kholak-Kai vor unseren Blicken zu schützen und nicht es den Untoten zu erlauben geschützt vor Praios strafendem Blick auch am Tage zu marschieren. Dies war eher eine erfreuliche Gelegenheit welche die Wolke geboten hatte und dem Marsch der Horden dadurch einen weiteren Vorteil verschafft hatte.
Aber im Nachhinein war dies vermutlich gar ein Vorteil für uns gewesen.
Soweit ich mich an die Besprechungen vor der Schlacht erinnern konnte waren immer wieder Namen von Verbänden gefallen welche noch nicht Wehrheim erreicht hatten, aber eigentlich nur noch wenige Tage entfernt waren. Wäre der Feind langsamer gewesen wären noch mehr Truppen auf dem Mythraelsfeld versammelt gewesen als von Kholak-Kai aus das Magnum Opus Agrimoths über uns niedergegangen war, was noch mehr Menschen das Leben oder schlimmeres gekostet hätte und Gareth noch hilfloser zurückgelassen hätte.
So blieb zu hoffen dass Gareth zumindest über eine vernünftige Streitmacht zur Verteidigung verfügte, welche gegen die verbleibenden Gegner bestehen konnte.
Inzwischen war ich mir ziemlich sicher dass wir die Untoten nicht in der ersten Angriffswelle fürchten mussten.
Ich erinnerte mich daran dass Mechanikus Leonardo den Angriff Kholak-Kais auf in fünf Tagen datiert hatte, das war vor zwei Tagen gewesen.
Nun die Entfernung von Gallys, wo ich Rahastes und in diesem versteckt, wie ich nun wusste Kholak-Kai gesehen hatte nach Wehrheim als Grundlage nehmend konnte ich ungefähr ausrechnen wie schnell Kholak-Kai war, da ihre Geschwindigkeit auch an die sie begleitenden lebenden Truppen gebunden gewesen war, die im Gegensatz zu den Untoten Horden nicht durchgehend ohne Pause reisen konnten.
Also waren die lebenden Truppen durchaus auch ein Maß an Einschränkung, welches es zu berücksichtigen galt. Das ließ den Schluss zu, dass im besten Fall der Fälle Kholak-Kai ohne begleitende Truppen vor Gareth auftauchen würde, wobei man natürlich die Transportkapazität Kholak-Kais nicht vergessen durfte. Ich selber hatte ja bewaffnete Truppen innerhalb Kholak-Kais gesehen und wir hatten auf unserer Flucht ja nur einen Bruchteil der Anlage in ihrem Inneren gesehen, es war also durchaus möglich dass Galotta einen guten Teil seiner Bodengebundenen Truppen, wie auch immer, vermutlich mit der Hilfe der Gargyl zurück in Kholak-Kai hatte bringen lassen um sie auf diese Weise zu transportieren, was sie ausgeruht und erholt nach Gareth bringen würde.
Bei Hesinde, Firun und Rahja. Wenn mich diese Schmerzen während des reiten nur nicht so ablenken würden, dann hätte ich schon längst genauere Berechnungen und Überlegungen anstellen können, aber wenn man beständig abgelenkt wurde war eine vernünftige Analyse ungefähr das gleiche wie damals auf unserer Schiffsreise gen Firun als ich versuchte zumindest ein paar Grundlegende Gedanken auf Pergament zu bringen.
Eine Aufgabe für irgendjemanden anderen.

„Und du glaubst immer noch deine Freunde könnten diese irgendjemand anderen sein?“
„In Bezug auf eine vernünftige Analyse und einen dazu passenden Bericht? Nein. Aber diese Gedanken sind reiner Realismus und haben nichts mit unserer Beziehung untereinander zu tun. Und ja, das Glaube ich.“


Zuletzt von Lynia am Mo Dez 28, 2015 9:33 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Reitet wie der Wind   Das Jahr des Feuers - Schlacht in den Wolken - Reitet wie der Wind EmptyMo Dez 28, 2015 1:10 am

Spannende Fragen tun sich auf. Mit wem spricht Lynia da eigentlich? Wie entwickelt sich ihre Beziehung zu Araschar? Und vor allem: lebt Holgrir noch, und wenn ja, als Schwein? Huby, Wahnsinn, ich freue mich schon auf die nächsten Episoden!
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