Das Schwarze Auge
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Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Tage des Leids – 6.-10. Ingerimm, Teil 15: Auf dem großen Fluss 2

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Tela Reisigritt
Erzmagus
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BeitragThema: Tage des Leids – 6.-10. Ingerimm, Teil 15: Auf dem großen Fluss 2   Tage des Leids – 6.-10. Ingerimm, Teil 15: Auf dem großen Fluss 2 EmptyDi Nov 18, 2014 12:19 am

„Sie stimmte zu, meine Gemahlin zu werden. Die Götter hätten nicht glücklicher sein können als ich. Doch sie waren neidisch auf unser Glück, so dass sie es zerstörten.“ Unbewegt starrte Graf Eslam auf die trüben Wasser des großen Flusses.

In Telas Kopf überschlugen sich die Gedanken, während sie sich still auf die Reling neben dem Grafen von Eslamsbad stützte. Nichts wollte so recht zusammenpassen. Konnte das sein? Dieser almadanische Stutzer war doch überhaupt nicht Rohajas Typ. Ihr kämpferischer Auftritt beim Kaiserturnier, die Blicke, die sie mit Hakim ausgetauscht hatte – ein säuselnder Rosenkavalier wie Eslamsbad hatte da eindeutig keinen Platz! Doch hatte Emer nicht gesagt, dass Rohaja ein Kind unter ihrem Herzen trug? Stimmten seine Worte, dann musste es von ihm sein – es sei denn, sie hätte Rohaja völlig falsch eingeschätzt. Wusste er davon? Nein, das konnte nicht sein, sein Lamento war das eine enttäuschten Liebhabers, nicht das eines todtraurigen Vaters.

Sie blickte ihn an – und wurde plötzlich von Abscheu geschüttelt. Dieses steife, theatralische, pathetische Getue! Wenn es ihm wirklich um Rohaja ginge, dann hätte er längst seine Grafschaft verkauft und jeden Flecken von Gareth über Wehrheim bis zur Trollpforte nach ihr abgesucht, anstatt sich hier auf einem Flusssegler zum Reichkongress dem Jammern hinzugeben. Sie zog sich ihren Umhang fester um die Schultern, damit es nach außen schien, als ob ihr kalt sei.

Sie zwang sich zu einem Lächeln: „Niemand kennt die Wege der Götter, und mit ihnen zu hadern bringt Unglück. Niemand weiß, ob Rohaja tot ist, denn sie wurde nie gefunden.“ „Macht mir keine Hoffnungen, wo es keine gibt!“, fuhr er Tela an, doch schon im nächsten Moment bat er um Entschuldigung. Bei Satuaria, es musste ihn wirklich getroffen haben. Es war zumindest nicht Machtkalkül, was ihn eine Affäre mit der jungen Thronfolgerin hatte beginnen lassen. Doch was bildete er sich denn ein? Man hat keine Affäre mit einer zukünftigen Herrscherin wie Rohaja - wenn man es ernst meinte, warb man offen um sie und wurde vielleicht erhört, oder eben nicht. Für etwas anderes als ein unverfängliches und unter allen Umständen geheimes Techtelmechtel ist an der Spitze des Reiches doch kein Platz, das wusste selbst Tela. Und offensichtlich auch Rohaja, denn wenn Emer von dem Kind wusste und Eslamsbad nicht, dann war seine Liebe zu ihm wohl nicht so stark wie er dachte.

Auch wenn sie nun alle sprichwörtlich in einem Boot saßen - sie traute dem Mann nicht. Im Falle des Todes von Lurings hatte er sich viel zu geschickt aus der Affäre gewunden, obwohl für Tela immer noch Fragen offen blieben. Jeden Tellerwäscher, jeden Grobschmied, selbst jeden Rondrageweihten, wäre er an Eslamsbads Stelle gewesen, hätte sie in den Arm genommen und getröstet, doch bei ihm hielt sie etwas zurück. In ihrem Inneren wusste sie, dass er nie von dem Kind erfahren dürfte. Neben ihr an der Reling stand ein Mensch, der es sich in den wichtigen Dingen immer zu einfach machte, und seine eigenen Fehler lieber bei den Göttern suchte als bei ihm selbst. Ja, jeder Praiospfaffe wäre ihr in dieser Situation lieber gewesen, denn die waren wenigstens der Wahrheit verpflichtet.

„Das Leben ist ein großer Fluss, der sich irgendwann ins Nirgendmeer ergießt. Lasst Euch nicht treiben, sondern rudert, rudert gegen den Strom, sonst geht es viel zu schnell vorbei.“ Als er nichts erwiderte, knuffte sie ihn spielerisch in die Seite und drückte ihm sogar noch einen Kuss auf die ergrauende Schläfe, bevor sie sich wegdrehte. Sie hatte getan, was sie konnte – doch was war die einfache reisende Kräuterhändlerin Teliana Reisigritt schon gegen Ihro allumfänglich-gräfliches Selbstmitleid.

Am Abend würden sie in Albenhus landen, und Tela würde die Nacht nutzen, zusammen mit Grauschnauz Hanni und mit etwas Glück auch die übrigen Schwestern zu besuchen. Sie freute sich schon auf deren aufgerissenen Augen bei diesen neuen Klatschgeschichten aus dem Königshaus. Vielleicht würde auch ein wenig Zeit mit Hanni dazu beitragen, zu ergründen, warum ihr nach diesem Gespräch ein so ungutes Gefühl geblieben war….
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