Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Tage des Leids – 2. Ingerimm, Teil 13: Gen Efferd!

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Tela Reisigritt
Erzmagus
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BeitragThema: Tage des Leids – 2. Ingerimm, Teil 13: Gen Efferd!   Tage des Leids – 2. Ingerimm, Teil 13: Gen Efferd! EmptySo Nov 09, 2014 2:06 pm

Elenvina also. Tela wusste nicht, ob sie glücklich oder traurig sein sollte. Gareth war ihr im Laufe des letzten Jahres ans Herz gewachsen, und sie hatte das Gefühl, dass man sie hier schätzte und gut gebrauchen konnte, nicht nur als Heilkundige. Überdies galt es, der Schwesternschaft einen Platz in der neuen Ordnung Gareths zu sichern, und als ‚Heldin‘ wäre es ihr sicher nicht unmöglich gewesen, einen dauerhaften Platz im Rat der Stadt zu erhalten. Außerdem würde jemand dafür sorgen müssen, die Tobrier und Ifirnia nicht zu stark werden zu lassen, denn sie war sich sicher, dass die vernarbte, glatzköpfige Anführerin auf Rache gegen sie sinnen würde.

Nein, was Gareth anging, so war ihr nicht wohl, die Stadt jetzt zu verlassen, so wie es alle Feiglinge bereits getan hatten. Andererseits – auf der Reise nach Elenvina würden sie an ihrer alten Heimat im Kosch vorbeikommen, und es wäre eine gute Gelegenheit, Hanni und die anderen Schwestern wiederzusehen. Ein Teil von ihr sehnte sich danach, eine ruhige Zeit im Kosch zu verbringen und Grauschnauz die Orte zu zeigen, wo sie aufgewachsen war – auch wenn es nur ein paar Tage sein würden.

Graf Rondrigan, den sie zu guter Letzt aus den Fängen Ifirnias gegen den freien Abzug der Räuberbande eingetauscht hatten, hatte sich wieder von dem Schreck erholt. Im Schein von Lynias Fackel saßen sie in einem Nebenraum der Bühne, während Grauschnauz draußen Wache hielt. Der Graf widerlegte einige Vorurteile Telas gegenüber männlichen Adeligen, denn neben seinem herzlichen Wesen hatte er das Talent, die Dinge auch aus der Sicht des einfachen Volkes zu sehen, und nicht selten spottete er über den Standesdünkel seinesgleichen. Er gab offen zu, dass er bis vor wenigen Götterläufen wenige Interesse an einer politischen Laufbahn hatte und ein ziemlich verwöhnter Tunichtgut war – doch die einige Ereignisse (er wurde dort nicht konkreter, aber es schien Tela so, als ob es nicht primär etwas mit Politik zu tun hatte) und auch die letzten Wochen hätten ihn zu Umdenken bewegt. Sein alter Herr würde wohl sagen, dass er endlich zur Vernunft gekommen sei nach seinem Lotterleben, scherzte er, als sie sich an der für die Künstler reservierten Hausbar des Theaters bedienten.

Tela hatte ihren Gefährten und Graf Rondrigan Ifirnias Geschichte wiedergegeben. „Falkenhag! Dieses Chamäleon! Er war schon immer ein skrupelloser Ränkeschmied mit einer feinen Nase für Macht. Mich würde es wundern, wenn er noch in der Stadt ist – sicher ist er mit dem Auge schon auf dem Weg zu Jast Gorsam!“ entfuhr es bei der Erwähnung des Auftraggebers dem Grafen. Auf Rondrigans Nachfrage, warum die berüchtigte Mundtbach so freizügig mit Informationen war und ob man ihr glauben könnte, erläuterte Tela, dass sie wohl fürchte, dass man ihr den Mord an Luring anhängen und sie wohl ihren Kopf aus der Schlinge ziehen wolle. Der Graf nickte verständnisvoll, während Ghor erstaunt eine Augenbraue hochzog.

Elenvina lag auch in der gleichen Richtung wie das albernische Winhall, zu dessen Umgebung die letzte Spur von Coran Grassberger, dem einstigen Bruder Cyriak, führte – so zumindest war es von Schwester Wallagrid, einer Noionitin und seiner ehemaligen großen Liebe, erzählt worden. Nach allen, was sie von ihm gehört hatte – Grassberger war einer der wenigen Überlebenden aus der vordersten Front von Kaiser Retos Maraskanfeldzug, wo sich die Menschen unzählige Gräuel angetan haben mussten – wollte sie ihn nicht unbedingt kennenlernen. Doch sie wollte auch Ghor, der weiterhin die Bürde des Stabes des Vergessens trug, nicht allein mit dieser Aufgabe lassen.

„Niemand wird sich darüber wundern, dass die Helden von Gareth ebenfalls nach Elenvina zum Reichskongress kommen. Ich könnte sogar eine Einladung aus dem Kaiserhaus aussprechen lassen – Selindian Hal würde meinem Vorschlag sicher folgen. Wie auch immer – es ist von größter Wichtigkeit, dass das Auge des Morgens als Reichsinsignium bei der Kaiserfamilie verbleibt. Nicht auszudenken, was es in den Händen eines Jast Gorsams bewirken würde. Es liegt ohnehin schon so viel Macht in den Händen derer vom großen Fluss – der Bote des Lichts ist der Bruder, der Reichskanzler der Sohn Herzog Jast Gorsams, und dem Enkel wurden Ambitionen auf eine Vermählung mit Rohaja nachgesagt.“ Hier legte sich ein Schatten auf das Gesicht Rondrigans. „Die vom großen Fluss mögen klug genug gewesen sein, sich an die entscheidenden Stellen des Reichs zu setzten, aber ihr kleinlicher Krieg gegen das benachbarte Albernia zeigt, dass sie nicht das Format für eine größere Rolle haben. Ihr seht selbst, zu welchen verräterischen Mitteln ihre Anhänger in Abwesenheit des Reiches und der KGIA greifen. Bewaffnete Schläger zu von Luring zu schicken – das Raulsche Reich darf nicht in die Hände solcher Leute fallen -  es würde zerbrechen!“

Tela hörte dem jungen Grafen aufmerksam zu. Noch vor einem Jahr hätte sie wahrscheinlich mit den Schultern gezuckt, doch hier vermeinte sie im Hintergrund wieder das leise „Klick-Klack“ des großen Räderwerks zu hören, das der Welt zugrunde lag. Sie erinnerte sich, dass Galotta zwar besiegt, Rhazazzor aber nur geschwächt war und die schwarzen Lande weiterhin bestanden, während das Mittelreich am Boden lag. Wie schnell konnte sich das Blatt wieder zu Gunsten der Dämonenbündler wenden, wenn man sich hier in Kleinlichkeiten verlor.

Die Gesichter ihrer Gefährten schienen Ähnliches auszudrücken, als sie fragend in die Runde blickte, während sie eine kleine Wunde an Hakims Arm versorgte. Ghor war erstaunlich still und verzichtete auf die sonst übliche Frage, was denn dabei herausspringen würde. Lynia nickte fast unmerklich, doch in ihrem Gesicht stand eine Angst und Unsicherheit geschrieben, die sie bislang noch nicht an ihrer Freundin gesehen hatte. Sie würde sie fragen müssen, ob alles in Ordnung sei, nahm sie sich vor. Hakim sprach dann aus, was alle dachten: „So schlecht es Gareth geht, ich glaube, dass Thorn Eisinger und der Rest des Rates die richtigen Leute sind, die Stadt wieder aufzubauen. Doch wenn es stimmt, was Ihr sagt, Graf, dann wird über das Schicksal dieser Stadt anderswo entschieden, und wir können es nicht zulassen, dass dies auf diese Art und Weise“, er deutete auf die Bühne, wo vor einer guten Stunde noch die Tobrier auf der Lauer lagen, um sie zu töten, „auf diese Art und Weise geschieht. Immerhin sind wir Ehrenritter des Hauses Gareth!“

Die unbändige Abenteuerlust, die in der Stimme des jungen Zahori mitklang, wischte die letzten Zweifel beiseite, die die Anwesenden noch hatten. Auch wenn sie sich selbst nicht als Heldin sah - Hakims strahlender Turniersieg, Ghors gekreuzte Klingen auf dem Rücken, der Sieg gegen die Schergen der Siebtsphärigen und zu guter Letzt auch ihr Ziel Winhall ließen sie spontan an einen anderen, wirklichen, Helden denken, der nach langer Fahrt vor fast genau sechs Jahren, als sie selbst noch Hannis Hütte schrubbte und nichts als die Berge und Dörfer des Koschs kannte, sein Leben im Kampf an der Trollpforte ließ.
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