Das Schwarze Auge
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Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Tage des Leids – 1. Ingerimm, Teil 10: Rätsel

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Tela Reisigritt
Erzmagus
Tela Reisigritt


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BeitragThema: Tage des Leids – 1. Ingerimm, Teil 10: Rätsel   Tage des Leids – 1. Ingerimm, Teil 10: Rätsel EmptyDi Nov 04, 2014 10:05 pm

Das Gesicht Lynias verhieß nichts Gutes, als sie sich der Alten Residenz näherte. „Ulmenholz, Stangen und einen Spiegel. Wenn Leonardo das sagt, so wird es wohl so sein, obwohl ich mir immer noch nicht vorstellen kann, auf welcher theoretischen Grundlage seine Maßnahmen fußen. Klar, karmale und magische Komponenten sind unabdingbar, aber es gibt einfach keine gemeinsamen Theorien. Vielleicht wäre es einmal Zeit, diese Frage näher zu beleuchten, aber wie schmal ist der Grad zur Blasphemie, ist doch Karma ein Aspekt der Essenz der Zwölfgöttlichen und damit ihrer selbst… hmmm. Und dann Efferdfeuer! Hier fehlt es an allem, an Kleidung, an Verbandszeug, an Essen, an der essenziellsten Hygiene, und der Mechanikus wünscht Efferdfeuer!“

Tela lauschte dem Selbstgespräch der Magierin, während sie unbemerkt wenige Schritte hinter ihr ging. Was mochte wohl im Tempel vorgefallen sein, dass Lynia so aufgekratzt wirkte? Sie würde sie fragen müssen. Doch da kamen schon Ghor und Hakim lachend herbeigelaufen und winkten mit ihren gezogenen Waffen.

Als ihre kleine Lagebesprechung geendet hatte, und jeder von seinen Erlebnissen des bisherigen Tages berichtet hatte, beschlossen sie spontan, ihre anderen Pflichten ruhen zu lassen und sich zuerst um das Efferdfeuer zu kümmern. Das Haus Praoidan von Lurings, wo mit großer Sicherheit einige Gwen Petryl Steine zu finden waren, war nicht weit entfernt, und alle vier, selbst Grauschnauz, fühlten nach dem gestrigen Tag das Bedürfnis nach vertrauter Gesellschaft.

Auch wenn die Krise noch lange nicht ausgestanden war, und die Schuttberge keinen Stein kleiner, so sprachen die Gesichter der Menschen bereits eine deutlich andere Sprache. Die Sonne war durch die Staubschichten gebrochen und wärmte die Nacken und Unterarme derer, die über Trümmer oder Verwundete gebeugt waren. Überall, wo sie auftauchten, betrachtete man sie mit Neugier, denn sie trotz all des Leids schienen sie die innere Zuversicht, die sie seit dem Fall Galottas zunehmen erfüllte, zu verströmen. Sie hatten zwar Zeit bis zum abendlichen „Rat der Helden“ unter dem Vorsitz von Thorn Eisinger, doch ihr Weg wurde lang, denn wo immer es nötig war, leisteten sie Hilfe und packten mit an – sei es beim Verbinden oder Behandeln einer Wunde (selbst Ghor war sich da nicht zu fein und bewies zudem ein außerordentliches Geschick), bei schweren Arbeiten oder beim Sichern von Häusern und Kellern gegen die versprengten Untoten aus Rhazazzors Gefolge.

Immer öfter wurden sie dabei von Bürgern und Passanten erkannt und gefragt, ob es stimme, was die Gerüchte sagten – Galotta sei besiegt, Rhazazzor geflohen, aber Emer verschollen. Die Gefährten, selbst Ghor und Hakim, antworteten mit der angebrachten Bescheidenheit – denn wer hätte ihnen schon unwidersprochen geglaubt, dass sie die letzten Momente beider Erzfeinde des Reiches aus nächster Nähe miterlebt hatten. Doch, woher auch immer, auch dieses Gerücht begegnete ihnen, und allzu oft fanden sie sich umlagert von fragenden Menschen, die sie abwimmeln mussten, um weiter voranzukommen. Es war zu spüren, dass trotz allen Leids die Menschen zu verstehen begannen, dass es von nun an nur noch besser werden konnte.

Praiodan von Lurings Haus, das sie nach knapp zwei Stunden erreichten, war eine der vielen teilzerstörten Anwesen Gareths, durch die das Magnum Opus des Weltenbrandes in seiner zerstörerischen Willkür gefahren war. Ein völlig zerquetschter Zierturm lag als Trümmerteppich ausgebreitet vor einer intakten, Efeuberankten Fassade. Die Pforte war offen, so dass sie ungehindert das Haus betreten konnten. Vielleicht würden sie ja auf den Hausherren oder einen Teil der Dienerschaft treffen…

Sie trafen schließlich auf den Hausherren und wünschten sich in dem Moment, dass es nicht geschehen sei. In einem braunen Kreis aus eingetrocknetem Blut war von Lurings Körper hingebreitet, und eine kurze Berührung seiner Handgelenke bestätigte Tela, dass er schon eine Weile tot war. Als sie ihn von der anderen Seite betrachtete, war sein zertrümmerter Schädel deutlich zu erkennen.

Auch die Zerstörung im Innern des Hauses war von einer anderen Qualität als die übrige allgemeine Verwüstung. Ghors Stirnrunzeln hatte ihr den ersten Hinweis gegeben, dass etwas nicht stimmte, und schnell wurde ihr klar, dass das Haus systematisch durchsucht wurde. Von der kostbaren Einrichtung wie Kerzenhaltern und goldenen Briefbeschwerern fehlte jedoch nichts, so dass es sich auch nicht um eine der typischen Plündereien handeln konnte. Jemand hatte gezielt etwas gesucht – vielleicht waren es ja die Gwen-Petryl-Steine, denn davon war kein einziger zu entdecken, doch die Gefährten waren sich sicher, dass dort mehr im Spiel war.

Während Tela den Toten erneut untersuchte, drangen die Stimmen ihrer Freunde aus dem Garten des Hauses. „Ha, den kenne ich. Jemand auf dem Turnier hat ihn getragen! Ich bin sicher, eine solche Arbeit vergisst man nicht!“, waren Hakims Worte zu hören. „Hier ist er rein. Und wohl auch wieder raus. Mitten durch den frisch eingesäten Garten“. Tela wunderte sich kurz, dass Ghor etwas von Gartenarbeit verstand, doch die Stiefelabdrücke mit von Praiosblumenkernen durchsetzter Erde sprachen ihre eigene Sprache. Der Mörder musste seine Stiefel wohl ausgezogen haben, schoss es ihr durch den Kopf, denn längst nicht überall, wo der Raum verwüstet worden war, waren die Dreckspuren zu finden.

Ein bekannter Almandaner Säbel, ein Toter, der zuerst aufgeschlitzt und dem dann der Schädel eingeschlagen wurde, die Durchsuchung des Anwesens – sie schienen hier über etwas gestolpert zu sein, dass zwar klein war, verglichen mit den Schrecken der Schlacht, aber groß genug, um nicht übersehen zu werden – und irgendwie hatte Tela das Gefühl ,dass es mit diesem Rätsel noch eine Bewandnis haben könnte – schließlich war Praiodan von Luring nicht irgendwer, sondern Inqusitionsrat der Prasioskirche und einer der engeren Vertrauten im Zirkel um Dexter Nemrod und Emer ni Bennain.

Von Leonardos "Order" hatten sie höchsten die Hälfte der Zutaten sammeln können, doch während sie sich auf den Weg zum Rat der Helden machten, konnte sie ihre Gedanken nicht von dieser seltsamen Situation lösen, die sie bei von Luring vorgefunden hatten. Andere Räderwerke schienen erwacht, geheime Räderwerke, die das Leid vieler sowenig kümmerte wie das Leid weniger.
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