Das Schwarze Auge
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Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 8: Zwischen Boron und Agrimoth

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Tela Reisigritt
Erzmagus
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BeitragThema: Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 8: Zwischen Boron und Agrimoth   Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 8: Zwischen Boron und Agrimoth EmptySo Sep 28, 2014 8:32 pm

In dem Moment, als sich der Deckel der Lade über dem unheiligen Artefakt schloss, machte sich Erleichterung in ihr breit. Die Kopfschmerzen verschwanden schlagartig, und Gerüche, Stimmen, die Farben des Abends erreichten sie wieder ungefiltert. Sie musste einen kurzen Moment innehalten, um dieses Gefühl in sich aufzunehmen. Sie hatten es geschafft. Mit den letzten Reserven an körperlicher und geistiger Kraft hatten sie den Splitter in die sichere Obhut des Praiostempels gebracht. Nun musste sie Hakim finden, denn sie wusste, dass er zumindest verwirrt sein würde – es war das erste Mal in ihrer langen gemeinsamen Zeit, dass er seine Waffen gegen sie oder einen Gefährten erhoben hatte.

Hakim war nicht auf Anhieb zu finden. Die Stadt des Lichts war zum großen Teil zerstört, die Kuppel des Tempels geborsten. Überall lagen Trümmer, Häuser waren eingefallen, Durchgänge versperrt. In den Gesichtern der Geweihten stand trotz dieses Schlages eine trotzige Zuversicht. Immer wieder schnappte sie Gesprächsfetzen auf, in denen mit ungläubiger Stimme weitergegeben wurde, dass es bislang kein einziges Todesopfer und praktisch keine Vermissten gab.

Sie sah ihren Freund an den Pfeiler eines in sich zusammengestürzten steinernen Bogens gelehnt stehen und auf die rauchenden Trümmer der Stadt blicken. Plötzlich krümmte er sich und presste das Gesicht in seine Hände. „Hakim“, flüsterte sie leise, als sie die Taille des hochgewachsenen Zahori umfasste, „es ist alles gut. Nichts hat sich geändert.“ In seinen Augen standen die Tränen, als er sich ihr zuwandte und sie fest an sich drückte.

Sie wusste nicht, wie lang sie dort gestanden hatten. Als seine Schluchzer verebbt waren, und ihm klar war, dass sie ihm nichts nachtrug, hatte Hakim ihr von der Stimme in seinem Kopf erzählt, die ihn von dem Moment an gequält hatte, in dem er das Bündel mit dem Agrimothsplitter aufgenommen hatte. Einer mal säuselnden, mal spottenden, mal fordernden Stimme, die ihm nach Belieben Schmerzen wie von Foltergeräten zufügen konnte, und die ihm jegliche Farbe aus seinem Blick raubte, bis er die Menschen nur noch als graue Puppen, als mechanische, fleischbehangene Marionetten sah.

Als sie sich der Lade genähert hatten, hatte die Stimme sich fast körperlich in ihm gewunden und ihm befohlen, den Stahl zu fassen, die gute Schmiedearbeit, den zuverlässigen Griff, und die ekligen fleischigen Marionetten von ihren Lebensfäden zu trennen. Er erzählte ihr von seiner Scham, als er begriff, dass dort Tela vor ihm und seiner Klinge stand. Und mit den Worten, die aus seinem Mund kamen, schien er schließlich selbst zu begreifen, dass er von einer übermächtigen bösen Macht besessen war, aber dass es nun vorbei war.

Auch wenn es ihn zutiefst erschüttert hatte, so war sich Tela sicher, dass er nicht lange brauchen würde, um wieder der Alte zu sein. Sie half ihm hoch, und als sie sich umdrehten, erblickte sie die Gestalt Ghors, der sie aus einigen Metern Entfernung beobachtet hatte. Schweigend trat er heran, reichte er Hakim seinen Säbel, nahm ihn in den Arm und klopfte ihm fest auf die Schulter.

„Zeit für ein Gespräch mit Boron“, sagte der Al’Anfaner schließlich, „in seinem Tempel, nicht in seinen Hallen.“ Tela und Hakim blickten sich an, lächelten und nickten. „Lynia?“, fragte Hakim. „Bleibt erstmal in der Stadt des Lichts, zusammen mit Leonardo.“ Hakims Gesicht verfinsterte sich kurz, als Ghor diesen Namen erwähnte. „Wir treffen uns später in der Alten Residenz wieder. Die Sonnenlegionäre werden sie dorthin begleiten. Die Alte Residenz ist wohl am wenigsten zerstört und soetwas wie das alte neue Hauptquartier der Stadtoberen – oder zumindest derer, die aus dem Rat der Helden überlebt haben. Ihr könnt hierbleiben, wenn Ihr wollt, bis ich wieder zurückbin…“ „Du gehst nicht allein!“, sagten Tela und Hakim unisono. Alle drei mussten Lachen, denn jeder von ihnen wusste, dass sie diesen Gedanken in den letzten Tagen schon so oft gedacht hatten.

Sie drehten sich lachend um, um sich gen Efferd in Richtung Borontempel zu wenden, als ein ebenso vertrautes wie verhasstes Pulsieren erneut den Raum in ihren Schädeln erfüllte und Tela wie von einer Faust in der Magengrube getroffen zusammensinken ließ.
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