Das Schwarze Auge
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Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 3: Durch die Trümmer

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Tela Reisigritt
Erzmagus
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BeitragThema: Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 3: Durch die Trümmer   Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 3: Durch die Trümmer EmptyMo Sep 08, 2014 10:18 pm

Zweifel nagten an Telas Gewissen. Hatten sie wirklich richtig gehandelt? So viele zerstörte Häuser. So viele Verwundete, so viele Tote.

An einem bestimmten Punkt ihres Weges konnte sie nicht mehr an sich halten. Tränen rannen ihr über die Wangen. Gefahr hin oder her - in den Momenten, in denen sie unbehelligt durch die Straßen Gareths gehen konnten, klar sehen konnten, welche Schneise der Zerstörung das Magnum Opus des Weltenbrandes hinterlassen hatte, merkte sie, dass ihr Herz, ihr Kopf zu klein waren, um all das Leid zu erfassen. Als sie auf die ersten Verwundeten stießen – eine Familie, die mit Brandwunden übersät an eine Hauswand gelehnt saß, mit den kleinen, vor Schmerz wimmernden Kindern im Arm – wollte sie noch helfen. Doch der Vater, dessen Gesicht eine einzige rot aufgequollene Masse war, deutete auf das Haus gegenüber, aus dem Schmerzensschreie drangen. Als Tela wieder aus dem Gebäude herauskam, schauten die anderen sie mit wissenden Augen an.

Den anderen war früher klar geworden, dass auf ihrem Weg wohl niemandem würden helfen können, denn sonst kämen sie wohl niemals zum Ingerimm-Tempel. Sie hatte getan, was sie konnte – den Oberschenkel der Frau abgebunden und das unter den Trümmern zerquetschte Bein ganz abgeschnitten. Sie dann – bewusstlos wie sie war, zu den anderen auf die Straße gezerrt. Den winselnden Hund, dessen Eingeweide in einer Lache aus Blut über den Boden verteilt lagen, getötet. Die beiden toten Kinder der Großen Allmutter anempfohlen und ihre aufgerissenen Augen geschlossen. Und doch es war nur ein Haus, eines von hunderten, von tausenden, an denen Sie auf ihrem Weg vorbeikommen würden.

Sie konnte ihre Augen geradeaushalten und ihre Ohren vor dem Leid verschließen, doch nicht ihr Herz, das die Ströme von Tränen über ihre Wangen schickte. Hätten man nicht fliehen sollen? Was für ein Wahnsinn, dem Ungetüm die Stirn bieten zu wollen. Die Kaiserliche Armee vor Wehrheim hatte schon nichts ausrichten können gegen die dämonische Kraft der unelementaren Manifestationen – wie konnte man denn allen Ernstes glauben, dass ein paar mit Piken bewehrte Bürger erfolgreicher sein konnten? Ein Irrsinn! Ein Irrsinn, den sie hätte verhindern müssen, und nicht auch noch unterstützen! Sicher – ohne den Kampf um Gareth wären sie nie zu Galotta vorgedrungen – doch hatten all die verlorenen Leben, die zerstörten, verwundeten Körper, das ganze Leid hier am Boden nur den einen Zweck gehabt, ihnen eine kurze Ablenkung zu bieten?

Die Präsenz des Agrimothsplitters traf sie wie ein unsichtbarer Hieb, der sie in die Knie zwang. Als sie ihren Blick wieder hob, sah sie, dass es den anderen ähnlich ging – bleich und schwer atmend standen die 3 Gefährten und der wirre Mechanikus auf dem trümmerübersäten Pflaster der Elenviner Allee. Das Ding ließ sich nicht zähmen, nicht bezwingen, nicht einmal umhertragen, zumindest nicht lange. Würden sie es hier lassen, würde es Wurzeln schlagen und aus den Trümmern über kurz oder lang ein Dämonennest formen, das nur auf seinen neuen König zu warten hatte. Noch war das Ding geschwächt, verwundet, weil man es aus dem dämonischen Blumentopf gerissen hatte, den Galotta Kholak-Kai genannt hatte. Doch es regte sich, und der Schlag war sein erster Versuch, wieder auszutreiben, seine Wurzeln nach Sumus Blut auszustrecken.

Leonardos unstetes Drängeln. Lynias stolpernder Gang, Hakims hängende Schultern und Ghors misstrauische Wachsamkeit. Grauschnauz‘ Fell an ihrem Nacken. Am Anblick ihrer Freunde zog sie sich aus der Welt des Trauers und des Zweifels wieder in die Welt der Lebenden zurück, so schrecklich diese auch sein mochte. Sie legte Lynia einen Arm um die Hüfte und lächelte die blasse Adepta an. Auch ihr Blick hob sich langsam, und aus dem rußgeschwärzten, verschlossenen Gesicht brach ein Lächeln hervor, wie ein Sonnenstrahl aus dem Wolkenhimmel nach einem schweren Regenguss.

Als sie wieder nach vorne sahen, blickten sie in die verdutzten Gesichter der beiden Männer. „Wenn die Frauen schon wieder lächeln, kann es ja nicht ganz so schlimm um Gareth bestellt sein“. Ob dieser bodenlos blödsinnige Satz von Ghor oder von Hakim ausgesprochen wurde, konnte sie später nicht mehr sagen, doch seine schiere Absurdität vor dem Hintergrund einer zerstörten, dämonenverseuchten Stadt entrang ihr ein Lachen, in das Lynia zu ihrer Überraschung einstimmte.

„Gargyle, Gargyle“, zischte ein aufgebracht fuchtelnder Leonardo ihnen entgegen. Sie richtet ihren Blick auf die Straße vor ihnen. Hatte es denn nie ein Ende…
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BeitragThema: ...   Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 3: Durch die Trümmer EmptyDi Sep 09, 2014 5:55 pm

Gänsehaut und Tränen
und ich schäme mich keines von beidem.
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