Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 5: Irrwege

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Tela Reisigritt
Erzmagus
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Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 5: Irrwege Empty
BeitragThema: Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 5: Irrwege   Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 5: Irrwege EmptyDo Sep 11, 2014 11:05 pm

Sie musste unbedingt etwas gegen ihre Kopfschmerzen unternehmen, doch sie wusste nicht, was. Die drückende Atmosphäre, sie sich nach dem Schutthaufen am Rand der Trümmerfelder auf sie gesenkt hatte, hielt sie fest in ihrer Umklammerung. Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren, und ihre Sinne schienen wie verstopft. Auch Grauschnauz, der ein Gespür für solche Dinge hatte, beklagte sich über die Agrimothsche Präsenz, die über allem lag. Eine Präsenz, die so stark war, dass sie nicht nur lebendig erschien, sondern es bisweilen noch war…

Sie waren im Bereich der Alten Stadt angelangt, wo sich enge Straßen mit prächtigen Plätzen abwechselten – oder abgewechselt hatten. Jetzt waren die meisten Straßen mal schmaler und mal breiter und die Plätze deutlich weniger prächtig, doch trotz der dämonischen Peitschenhiebe, die über der Stadt niedergegangen waren, war noch erstaunlich viel unversehrt geblieben. Genug zumindest, um sich orientieren zu können. Doch wo der Ingerimm-Tempel gestanden hatte, war stiegen mehrere armdünne Rauchsäulen aus seinen Trümmern in den Himmel.

Die Plätze und Straßen, die sie bislang durchquert hatten, waren entweder menschenleer oder Gruppen von Flüchtlingen, im besten Fall mit Stöcken und Kamineisen bewaffnet, bewegten sich angstvoll im Halbdunkel. Anders war es auf dem Großen Platz rund um den Ingerimmtempel. Dort hatte sich eine Menge Leute versammelt, die sich gegenseitig Schutz gegen die wandelnden Untoten, die gelegentlich sichtbaren Gargyle und marodierende Söldner gaben. Geweihte des Ingerimm standen aufrecht zwischen ihnen und richteten ihren Blick wachsam nach außen.

„Ingerimm zum Gruße“, rief Ghor den Menschen entgegen, die bereits misstrauisch ihre Piken und Schwerter gehoben hatten. „Den Zwölfen zum Gruße“, rief Hakim hinterher, und warf seinen Umhang theatralisch über die Schulter, so dass seine glänzende Rüstung besser zur Geltung kam. Vielleicht war es diese Geste, die im ein- oder anderen die Erinnerung an das Kaiserturnier wiedererweckte, vielleicht hatten sie Hakim auch in den Tagen vor dem Angriff bereits gesehen, vielleicht erkannten sie die Geweihten von ihrem kurzen Gespräch mit der Hochgeweihten Feuerlind Hitzacker wieder. In jedem Fall brachen mit jedem Schritt, den sie auf die kleine Hundertschaft vor dem zerstörten Tempel zugingen, mehr von ihnen in Jubel aus.

„Hakim, Hakim!“ schallte es ihnen entgegen. „Hakim und seine Freunde haben überlebt! Der Sieger des Kaiserturniers hat den Dämon die Stirn geboten!“ „Schaut wie er aussieht. Gekämpft hat er, da gibt es keinen Zweifel!“ Auch über die griesgrämigen Minen zerschundener Krieger und die leidgeprüften Gesichter derer, die im Kreise der übrigen ihre verletzten Angehörigen oder Freunde pflegten und versorgten, glitt ein Lächeln. Sie mochten sich daran erinnern, wie Hakim den so überlegenen schwarzen Ritter nach Strich und Faden auseinandergenommen hatte, und wie er ihm im Buhurt den Federbusch genommen hatte, in einem waghalsigen Manöver, das ihn seinen eigenen geknickten hätte kosten können. Der Zahori aus Punin, der sich immer einer drückenden Übermacht entgegen gesehen hatte, war plötzlich zum Symbol des Widerstands gegen den übermächtigen Galotta geworden.

„Die Zeiten sind hart, meine Freunde, doch hört meine Worte…“ Hakim nutzte die Kunstpause für ein Lächeln, „Der große böse Wicht, wie ihn meine Freundin und Reisegefährtin genannt hat, der große böse Wicht Galotta ist tot!“ Er reckte den Säbel in die Luft, und das, was viele nach dem Absturz von Kholak-Kai bereits vermutet hatten, wurde nun Gewissheit. Der Felsbrocken, der vom Himmel gefallen war, fiel ihnen nun endgültig auch vom Herzen, und Jubel brandete auf. Ghor packte Hakim um die Schultern und drückte ihn herzhaft, während die beiden Frauen müde, aber mit strahlenden Gesichtern aufgrund des warmen Empfangs neben ihnen hergingen.

Sobald sie den Kreis der Flüchtlinge betreten hatten, nahm auch der Druck auf ihren Hinterkopf ab. Die Gegenwart der Ingerimm-Geweihten schien das agrimothsche Wabern zu mildern. Doch Lynias Fragen nach der Hochgeweihten Feuerlind Hitzacker ließ die Trauer wieder auf die Gesichter zurückkehren. „Die Hochgeweihte liegt in den Trümmern des Tempels. Bis zuletzt hat sie den Ungewalten getrotzt und so den meisten hier das Leben gerettet. Den letzten Schlag des dämonischen Widersachers ihres Gottes hat sie vorausgeahnt und alle auf den Platz geschickt."

„Der Tempel wird vergehen, doch ihr werdet leben“, waren ihre Worte. „Vielleicht wird der große Handwerker ein wenig Hilfe von seiner Schwester Tsa benötigen, wenn es soweit ist, doch die beiden standen sich schon immer nahe. Baut den Tempel wieder auf, das sind meine letzten Worte. Ich lege den Geist Ingerimms in Eure Hände. Dieses Bauwerk ist nur noch eine leere Hülle, die den letzten Schlag der siebtsphärischen von Euch abzulenken wird. Baut den Tempel wieder auf, und gießt das Gedenken dieses Abends in seine Grundfesten!“

So sehr sich die Gefährten mit den Überlebenden freuten, so betroffen waren sie vom Tode Feuerlinds. Sie hatten die Hochgeweihte nur kurz kennengelernt, doch sie hatte ihnen das Artefakt des Flammenrings angeboten, im blinden Vertrauen auf ihren Gott und ihr Herz. Tela dankte es Lynia von ganzem Herzen, dass diese das Geschenk abgelehnt hatte, denn auch wenn sie wenig vom Götterwirken verstand, so wusste sie doch genug, um zu erkennen, dass der heilige Boden des Tempels nur gemeinsam mit dem Artefakt so lange hatte Schutz bieten und die Wut des Herren des Magnum Opus so sehr hatte fokussieren können, dass es für diese Rettung so vieler Seelen gereicht hatte.

„Welcher Tempel nun, Lynia?“ fragte sie ihre Freundin, als sie sich ein wenig von den anderen abgesondert hatten. „Wenn man nicht mehr weiter weiß, weiß die Herrin der Weisheit meist Rat“, antwortete die Adepta zögernd. „Außerdem liegt ihr Tempel am nächsten. Selbst wenn man uns da nicht weiterhelfen kann, wird man wissen, wo… Vorausgesetzt, der Tempel ist unversehrt geblieben.“ Sie atmete erschrocken ein. „All die Bücher, das Wissen…“ Doch Tela hörte schon gar nicht mehr zu.

Ihr Blick blieb am Gesicht Leonardos hängen, der mit leeren Augen auf die Ruinen des Tempels des Ingerimm starrte. Aller Irrsinn, alle Verrücktheit war aus seinem Angesicht gewichen, und tiefe, endgültige Trauer, gemischt mit Verzweiflung, stand darin geschrieben. „Was denkst Du, alter Mann, dass Du den Irrsinn Kholak-Kais plötzlich hinter dir lassen kannst. Was???“ Ärger wallte in Tela auf, und plötzlich fand sie sich für einen kurzen Moment in Leonardos Gedankenwelt wieder – einem großen dunklen, menschenleeren Labyrinth aus geometrisch exakten Bögen, Treppen, Portalen und Pfeilern, deren Schwerkraft in alle Richtungen zu wirken schien. „Du bist von mir gegangen, Großer Handwerker. Du hast mich verlassen!“,klang Leonardos stimme durch die Gänge. „Nichts auf der Welt hätte ich jetzt mehr benötigt als ein Gebet zu dir, die Abbitte für all die Jahre der Skalvenarbeit auf dem Schiff Deines Widersachers. Und jetzt, in diesem Moment, versperrst Du mir die Türen zu Deinem Tempel!“ Mit den letzten Worten war seine Stimme leise und brüchig geworden, um sich dann schrill und panisch wieder zu erheben. „Ich kann nicht warten, bis Dein Tempel wieder steht. Ich halte es nicht mehr aus!“

Das Bild verblasste, und Tela fand sich in der Gegenwart wieder. Verstört blickte sich zu Ghor, der den übertrieben lächelnden Hakim nun fest um die Hüfte gepackt hatte. „Ghor, Hakim, hierher“ rief sie ihnen zu, denn sie ahnte, dass etwas nicht stimmte, und sie einen Vorwand brauchten, um sich aus der Menge zu lösen. Als sie näherkamen, sah sie die Schweißperlen auf Hakims Stirn stehen. „Welcher Tempel“, presste Ghor heraus, „wir müssen sehen, dass wir das Ding loswerden“. „Hesinde, sagt Lynia. Besser ist das. Geht schon mal vor, ich spreche ein paar Abschiedsworte“. Nachdem Tela den Geweihten erklärt hatte, dass sie weiter müssten, die gute Kunde den Edlen des Reiches zu überbringen und den Rat der Helden zu informieren, setzte sie ihren Gefährten nach. Die Kopfschmerzen kamen nicht wieder, doch mit dem Gedanken an Hakim waren die Zweifel waren gewachsen, ob sie noch ausreichend Zeit für weitere Irrwege hatten.
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BeitragThema: Huiiiiii.............   Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 5: Irrwege EmptyFr Sep 12, 2014 1:13 pm

Unglaublich und doch genial.
So völlig anders als meine Vorstellungen und doch so gleich.

Großartig und ich freue mich darauf, meine Sicht der Dinge zu schildern,
aber keine Angst, Gareth wird nicht beinahe unbeschadet überstanden haben,
aber eigentlich ist es ja gerade das geniale an dieser Geschichte,
diese völlig unterschiedlichen Sichtweisen des gleichen Bildes.

Ich freu mich drauf
und darauf, wie es weitergeht.
(Ob Ghor vielleicht noch ein Drache wird?)
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Tela Reisigritt
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BeitragThema: Re: Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 5: Irrwege   Tage des Leids – 29. Peraine, Teil 5: Irrwege EmptyFr Sep 12, 2014 5:40 pm

Diese Frage kann nur Lynia beantworten. Nicht wahr, Lynia? Lynia...?
...
hä?
...
LYNIA!
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