Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Quo Vadis - Boron

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Lynia
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BeitragThema: Quo Vadis - Boron   Quo Vadis - Boron EmptySo Aug 17, 2014 12:03 pm

Ich hatte, auch wenn ich in Punin stets bemüht gewesen war so wenig Zeit wie möglich außerhalb der Akademie zu verbringen, natürlich schon vorher gewusst, dass Nostria, die Stadt, nicht das Land, trotzt allen Stolzes auf meine Herkunft, sicherlich nicht die größte und prächtigste Stadt Aventuriens ist. Aber das Nostria sowohl von der Größe als auch der Anzahl der Einwohner her in einen einzigen Stadtteil Gareths passen sollte, das wollte ich dann doch nicht glauben, auch wenn ich diese Aussage immer wieder und von völlig verschiedenen Personenkreisen, die über Händler, Söldner und andere Reisende bis hin zu Geweihten und Collega und anderen gelehrten Personen reichten zu hören bekam.
Was blieb war die Tatsache, dass Gareth groß, ja eigentlich riesig, auf alle Fälle aber für meinen Geschmack einfach zu viel war.
Große Plätze, enge Gassen, kleine Hütten, mehrstöckige Wohngebäude mit gefühlten mehr Bewohnern in einem Haus als unser Weiler in Nostria gehabt hatte, ausufernde Villen, kleine Schreine von Heiligen, prachtvolle Tempel, überraschender und für mich erfreulicherweise gab es in Gareth wohl tatsächlich richtige Tempel aller Zwölf Götter, öffentliche Gebäude wie Badehäuser und schließlich die Neue Residenz, der Sitz der Kaiserfamilie der Verwaltung des Neuen Reiches und natürlich, alles an Pracht und Glorie überstrahlend, wie es sich für ein solches Monument geziemte, die Stadt des Lichts, der größte Tempel Deres und daher Selbstverständlich der Haupttempel des Herrn Praios.
Und all dies wurde bevölkert von, und da war ich beinahe gewillt den Aussagen zu glauben, mehr Menschen, und vereinzelt auch Elfen und Zwergen, als in Nostria und Andergast zusammen. Die Städte natürlich. Selbst der Selbstbewussteste Garether konnte nicht so vermessen sein zu glauben, dass seine Stadt so riesig und Nostria und Andergast so unterbevölkert war. Wobei ich mir über das Selbstbewusstsein der Garether Bürger wenige Aussagen erlaubte. In solchen Dingen war ich schlicht zu unbewandert. Aber das die Garether über ein sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügten war sogar mir klar.
Zumindest im Borontempel, also dem Haupttempel von Gareth, es blieb nicht aus, dass in einer Stadt von dieser Größe mehr gestorben wurde als ein einzelner Tempel des Totengottes hätte gebührend aufnehmen können, was zur Folge hatte, das es mehrere Tempel des Stillen Gottes gab, waren die Geweihten von der dem Gott wohlgefälligen Zurückhaltung und Stille, wie es sich für seine Diener geziemte und da wir uns eh im Mond Borons befanden verbrachte ich hier, gerade in den ersten Tagen, etliche Stunden, nicht nur wegen der Ruhe vor dem Lärm der Stadt sondern auch wegen der Unruhe in meinem Inneren.
Wieder einmal hatte ich meine Pläne, in Punin an der Akademie direkt vorzusprechen verschieben müssen, auch wenn die Gründe hierfür, eine mehr oder weniger direkt ausgesprochene Einladung der designierten Kaiserin des Neuen Reichen schlug man nicht aus, sicherlich sehr gewichtig waren. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass ich damit meinen eigentlichen Verpflichtungen wieder für längere Zeit nicht würde nachkommen können, auch wenn ich versuchte, meine schriftlichen Berichte dafür umso detaillierter und umfangreicher zu gestalten. Aber insbesondere mein letzter Bericht dürfte für wenig Freude und Verständnis darüber sorgen, dass ich nicht persönlich an der Akademie vorsprechen würde. Meines Wissens nach gab es nicht sonderlich viele, noch lebende, Magier welche so direkten Kontakt mit Rhazzazor gehabt hatten. Zumindest keine, welche sich in den Freien Landen auch frei bewegen konnten und mit denen man in Punin, trotz aller geforderten Freiheit der Lehre und der Magie auch offen verkehrte.
Hinzu kam die Unsicherheit bezüglich meiner Freunde. War es ihnen wirklich recht, dass wir jetzt hier waren? Sicher, Hakim war vermutlich nicht böse darüber, dass wir nicht nach Punin weitergereist waren, aber was war mit Ghor und vor allem, mit Tela? Ich hatte schon öfter bemerkt dass Tela in Gesellschaft und auch insbesondere im Umgang mit anderen Menschen viel offener war als ich und ihr das alles auch viel leichter von der Hand ging als mir, aber zwischen dem Verhandeln auf einem Marktplatz in einem Dorf und dem leben hier in dieser Metropole, soviel war sogar mir klar, gab es sicherlich mehr als nur ein paar Unterschiede.
Und dann war da noch mein Wunsch gegenüber der Reichsregentin. Sicher, sie hatte direkt eingestanden, dass ihre Möglichkeiten in dieser Sache sehr eingeschränkt waren, aber sie hatte zumindest versprochen zu prüfen, ob sie vielleicht nicht doch etwas bewirken könnte, auch wenn sie mir keine Hoffnung machen wollte. Zumindest meinem zweiten Wunsch würde sie jedoch in vollem Umfang und darüber hinaus, auch wenn sie mich über das darüber hinaus noch im Unklaren gelassen hatte, entsprechen. Doch auch wenn mein zweiter Wunsch, so vermessen er auch gewesen sein mag erfüllt werden würde, mein eigentliches Anliegen, bei den Zwölfen, wenn ich diesen Dispens erhalten würde, ich wagte gar nicht erst weiter darüber nachzudenken.
Mein zweiter Hort der Ruhe und Geborgenheit war unser neues Zuhause. Alleine das Wort Unser musste ich mir beständig auf der Zunge zergehen lassen. Wir hatten tatsächlich, also Tela, Ghor und Hakim und ich mitten in Gareth ein Haus zugewiesen bekommen, in welchem wir leben sollten, solange wir uns in Gareth aufhielten. Gut, es kam nicht im geringsten an das Anwesen meiner Tante Tsaiane heran, aber dafür das es mitten in Gareth stand, beschweren würde ich mich bestimmt nicht. Jeder von uns hatte sein eigenes, sehr geräumiges Zimmer, es gab einen gemeinsamen Speiseraum und einen zusätzlichen Salon, in welchem wir uns treffen konnten. Es gab ein geräumiges Badegemach und eine, darüber war ich natürlich am meisten begeistert, kleine Bibliothek, tatsächlich ein Raum mit Schränken mit Büchern, Schreibpult und Sitzgelegenheiten und nicht nur ein Raum mit zwei, drei einzelnen Bändern, von denen einer die Haushaltsführung war in einem ansonsten leeren Schrank und der Rest der Wände dafür mit schmückender Dekoration verkleidet. Um den Haushalt kümmerten sich Angestellte. Es gab eine Köchin, Mägde die unsere Zimmer reinigten, unsere Kleidung wuschen und ausbesserten, soweit dies noch möglich war und einen Diener, der vor allem abends zu unserer Verfügung stand. Es war unglaublich und herrlich. Alleine die ersten beiden Tage hatte ich beinahe komplett im Bett verbracht, die meiste Zeit schlafend. Mir selber war gar nicht klar gewesen, wie sehr diese eine Nacht und dieser Kampf an mir und meinem Körper gezehrt hatten. Dazwischen hatte ich zweimal ein langes Bad genommen und war erst widerwillig aus dem Bottich geklettert als das Wasser tatsächlich zu kalt geworden war. Aber nach dem zweiten mal war ich dafür dann auch tatsächlich der Meinung, dass meine Haare und mein restlicher Körper nicht mehr diesen leichten Modergeruch anhaften hatte, wie ich ihn in den ersten beiden Nächten immer wieder zu riechen geglaubt hatte. Boron sei Dank, wofür ich auch im Tempel reichlich betete und, wenn auch leider weniger reichlich spendete, aber die anderen Elf Geschwister wollte ich auch noch angemessen bedenken, blieben Alpträume bezüglich des erlebten gänzlich aus. Eigentlich träumte ich zurzeit überhaupt nichts, zumindest konnte ich mich an keinerlei Traumbilder erinnern. Ich wollte aber auch nicht in die Privatsphäre meiner Freunde eindringen und diese danach fragen, aber alleine die Zufriedenheit in ihren Gesichtern zeigte mir, dass es ihnen wohl auch wieder besser ging.
Leider sah ich die anderen nicht ganz so oft und viel, wie ich gerne hätte, aber sie schienen mit der Umgebung Sehr große Stadt besser zurecht zu kommen als ich und waren eigentlich beständig außer Haus, was mich, außer bei Tela, eigentlich nicht wirklich verwunderte. Aber das Tela so viel unterwegs war fand ich dann doch ein wenig befremdlich. Aber sie glich es dafür in der Zeit, welche sie mit mir im Haus verbrachte, mehr als wieder aus und wir verbrachten Stunden im Salon oder im Bad, die Badebottiche waren ja groß genug und sprachen über dies und das und Alles Mögliche. Es war befreiend mit jemandem so offen reden zu können, wobei ich Tela, wenn auch insgeheim, immer Dankbar war, dass sie wenig direkt Privates fragte und auch, wenn sie merkte das mir ein Thema unangenehm war, nie weiter nachfragte sondern dann plötzlich ein neues Thema begann.
Einzig zu meinen täglichen Gängen zu mindestens einem der Tempel der Stadt konnte ich sie höchst selten begeistern. Travia, Tsa und Peraine, wenn ich fest vorhatte zu einem Tempel einer der drei gütigen Schwestern zu gehen konnte ich Tela manchmal dazu bringen mich zu begleiten, aber selbst da nicht immer. Bei Ghor hatte ich versucht ihn zu einem Besuch des Borontempel zu bringen, aber er war der Meinung das sein Weg den Stillen Gott zu verehren nicht der Weg des Mittelreiches war und Hakim wich meist lachend mit der Aussage aus das er schon in einem Tempel gewesen war oder das er sich einfach sicher sei, dass wenn seine Schritte durch Gareth ihn zu einem Tempel tragen würden, er diesen Fingerzeig der Götter bestimmt nicht ignorieren würde. Aber ich konnte den anderen in dieser Hinsicht nicht böse sein. Sie glaubten an die Zwölfe, jeder auf seine Art und Weise und es stand mir nicht zu, ihnen erklären zu wollen, welche Art und Weise angemessen oder die richtige war. Und, auch wenn ich ihnen gegenüber diese Gedanken nicht laut äußerte, manchmal war ich auch froh darüber, dass ich die Gelegenheit hatte, alleine in einen Tempel zu gehen. Die Stille Andacht und das stumme Gebet zu einem der Zwölfe in einem der Gottheit geweihten Haus war auch für mich immer wieder etwas ganz besonderes und das ein oder andere mal verlor ich mich auch ein wenig in dieser Zeit der Hingabe und blieb länger, als eigentlich geplant.
Manchmal auch ein wenig zu lange. Gareth bei Nacht war, zumindest in manchen Gegenden, wie ich mir hatte erklären lassen, kein Aufenthaltsort für eine junge Adepta wie mich. Aber der Vorteil zu später Stunde war, dass ich mich im Schutz des Ignorantia besser bewegen konnte als tagsüber. Eine Erkenntnis, die ich in den ersten Tagen sehr schmerzhaft hatte machen müssen.
Die meisten Garether machten einer Adepta, wenn sie als solche zu erkennen war, durchaus Platz, wenn es die Umstände zuließen, aber manchmal ließen es die Umstände, meist in Form der reinen Anzahl an Menschen einfach nicht zu, dass man als Adepta erkannt wurde und so waren Stöße, Anrempeln, Drücken und ähnliches durchaus nicht ungewöhnlich, wenn auch trotz allem erfreulicherweise noch in Grenzen. Ein Ignorantia löste einen aus der unterbewussten Wahrnehmung der Menschen, machte einen damit also für den Großteil faktisch unsichtbar. Dieser Umstand war in solch einer Umgebung jedoch beinahe schon tödlich, vor allem wenn man mit berücksichtige, wie viele Fuhrwerke mit unterschiedlichster Schnelligkeit und Beladung durch die Straßen Gareths rollten. Ich kam also sehr schnell darauf, dass, wenn ich mich tatsächlich tagsüber durch die Stadt bewegen musste, ich auf einen Ignorantia verzichten musste, was bedeutete, morgens bei Zeiten aus dem Haus oder erst spät abends. Unglücklicherweise schien eine Stadt wie Gareth nie wirklich zu schlafen, aber die meisten Menschen folgten doch ihrem natürlichen Verhalten und nutzten das rechtschaffene Licht des Herrn Praios um ihrem Tageswerk nachzugehen, so das der unterschied auf den Straßen doch spürbar war.
Standesgemäß wurde ich auch in den beiden Magierakademien der Stadt vorstellig.
Die Academia Armarorum Astralis Garethienses, vom Volk Akademie der magischen Rüstung zu Gareth geheißen, dem Bund des weißen Pentagramms zugehörig hatte, zumindest den Unterlagen in Punin zufolge ebenfalls das in Magierkreisen wohl doch eher weniger verbreitete Gebiet Metamagie, neben der Ausrichtung Antimagie als eine der Hauptstützen ihres Schulungsstoffes in ihrem Lehrplan. Ich hoffte sehr, hier vielleicht ab und an ein paar Stunden verbringen zu dürfen um meine Kenntnisse in diesem Gebiet und auch in dem einen oder anderen Zauber, welcher eines oder beide dieser Merkmale trug zu vertiefen. Aber alleine schon die Begrüßung und die herablassende Art mit der ich behandelt wurde ließen in mir berechtigte Zweifel bezüglich meines Vorhabens aufkommen.
Auch die zweite Akademie, die Akademie der vereinten Künste von Schwert und Zauberstab – Kaiserlich Garethisches Lehrinstitut der angewandten kombattiven Magie vom Schwert und Stabe zu Gareth, der Herrin Rondra und der Herrin Hesinde zum Wohlgefallen, im Volksmund knapp die Akademie Schwert und Stab zu Gareth geheißen war ebenfalls dem Bund des weißen Pentagramms angehörig. Wenn ich mich richtig an die entsprechenden Unterlagen und Unterweisungen erinnerte war die Akademie erst seit wenigen Jahren hier in Gareth beheimatet, seit etwa dem Jahre 1022 nach Bosparans Fall, da im Jahre 1021 nach Bosparans Fall über die ehemaligen Heimatstadt der Akademie, Beilunk ein göttliches, großes Arcanum Interdictum gesprochen worden war, welches durch den Herrn Alverans, Praios, angenommen und bestätigt worden war. Dies war wohl zum Schutz der Stadt vor den Schwarzen Landen geschehen, da Beilunk ja einer der wenigen freien Flecken Landes inmitten der Schwarzen Lande war. Die Spektabilität der Akademie, Saldor Foslarin war in vielerlei Hinsicht eine Kuriosität. Zum einen war er ein Angroscho, was an sich schon mehr als ungewöhnlich war. Aber er hatte es auch noch zum Großmeister und zum Convocatus Primus des Bundes des weißen Pentagramms gebracht und das war durchaus eine beachtliche Leistung. Entsprechend ehrfürchtig und demütig sprach ich bei dieser Akademie vor. Umso erstaunter war ich über den, wenn erwartungsgemäß zwar nicht herzlichen, aber doch überraschend offenen Empfang. Bezüglich meiner Anfrage zur Nutzung der Bibliothek zur persönlichen Bildung hieß man mich jedoch überraschenderweise einen Antrag in schriftlicher Form einzureichen, welcher in angemessener Zeit bearbeitet würde. Ich solle mich im laufe nächster Woche erneut einfinden und mich erkundigen, wie mein Antrag beschieden worden war. Ich war zwar ein wenig überrascht über diese Vorgehensweise aber konnte nichts finden, was dagegen gesprochen hätte, also schrieb ich diesen Antrag nach bestem Wissen und reichte ihn ein. Das war zumindest schon bedeutend mehr als mir in der Academia Armarorum Astralis Garethienses zugestanden worden war. Aber bis dahin hatte ich ja nun ein paar Tage Zeit und die wollte ich, nachdem ich schon die ersten Tage äußerst selten bis gar nicht und wenn dann meist zum Besuch diverser Tempel aus dem Haus gewesen war nutzen um mir, soweit ich mich traute, doch mehr von Gareth zu betrachten.

„Aber natürlich mach ich das für dich.“ Lachte Ghor herzhaft, als ich ihm mein Anliegen vorgetragen hatte. „Das Problem ist nur, ich bin momentan nicht ganz so flüssig und deswegen…“ Ghor hielt, immer noch über das ganze Gesicht lächelnd, seine offen Hand nach vorne.
Ich schaute ihn erst verwundert und dann, nachdem ich meinen Blick kurz über seinen Körper und seine Kleidung hatte streifen lassen, fragend an. Flüssig war ein Aggregatszustand eines Stoffes der diesen wenig dafür geeignet machte ihn am Körper zu tragen. Ebenso war es, auch wenn wissenschaftliche Versuche in diese Richtung eher selten waren und auch die Berichte über die wenigen Versuche mit einem Hartes Schmelze oder einem reversierten Weiches Erstarre in diese Richtung meist in mehr als unerfreulichen Resultaten für die Testperson endeten, wenn sie nicht mitten in der Beschreibung der Beobachtung abgebrochen waren, vermutlich auch unwahrscheinlich, dass Ghor, wie auch immer, in der Lage war Teile seines Körpers in einen flüssigen Zustand zu versetzen. Ich maß mir nicht an Ghor wirklich zu verstehen, aber ich war mir sicher, wäre er dazu in der Lage gewesen, er hätte es uns nicht nur schon oft genug erzählt sondern ebenso auch schon unzählige male gezeigt. Ich konnte also davon ausgehen das sich seine Aussage auch nicht auf seinen Körper und dessen Möglichkeiten bezog.
„Ich meinte damit, dass ich fürchte dass ich nicht genug Geld habe um solch einen Mantel zu kaufen.“ Präzisierte Ghor seine Aussage, als er meinen Blick bemerkte.
„Oh.“ Ich konnte nicht verhindern, so sehr ich mich auch bemühte, dass mir das Blut ins Gesicht schoss. Gerade eben war mir bezüglich Ghors körperlicher Möglichkeiten doch noch eine Sache eingefallen, aber auch wenn ich an diese noch mit am wenigsten gedacht hätte, seine Erläuterung kam trotzdem überraschend. „Äh, ja, natürlich, entschuldige.“ Ich gab Ghor mit einem Handzeichen zu verstehen, dass er sitzen bleiben sollte und beeilte mich, von meinem Platz hoch und aus dem Raum zu kommen. Natürlich hatte Ghor seinen, mit Pelz gefütterten Mantel, mit welchem er stolz heute zurückgekommen war nicht irgendwo gefunden oder gestohlen. Vielleicht hätte ich ihn ja auch einfach Fragen sollen, aber es hätte ebenso eine Geschichte über einen Dankbaren Handelsmagnaten, vermutlich Stoerrebrandt selber, also nicht Magister Melwyn Stoerrebrandt sondern dessen Vater, den er vor einer Bande von Räubern beschützt hatte dabei heraus kommen können. Wenn man Ghors Erzählungen, die er, wenn er ab und an mit uns zusammen im Haus zusammensaß, zum besten gab glauben konnte, wäre das eine durchaus denkbare Möglichkeit gewesen. Ich eilte in mein Zimmer und suchte in meinen Habseligkeiten nach meinem Beutel mit meinem Geld. Ah, natürlich, ich hatte ihn auf dem kleinen Tisch mit der Waschschüssel liegen, damit die Bediensteten ihn finden würden, wenn sie etwas brauchten. Es war ja ganz geschickt wenn man jemanden hatte, der einem ein paar Blatt Pergament kaufen konnte, ich wusste noch nicht einmal, von den Magierakademien und vielleicht noch den Hesindetempeln abgesehen, wo ich danach hätte fragen können, aber bei unseren Bediensteten war das bestimmt anders. Aber es verhielt sich sicherlich bestimmt so, dass sie zwar, von wem auch immer, vermutlich dem Kaiserhaus direkt, Lohn dafür bekamen, dass sie hier dieses Haus führten, aber ich wagte es zu bezweifeln, dass sie über einen festen Betrag verfügten mit dem sie unsere Sonderwünsche finanzieren sollten und ebenso wenig glaubte ich daran, dass die Bediensteten für uns Geld für etwas zahlten und später bei einem Kämmerer des Kaiserhauses dieses ersetzte bekamen. Also musste ich den Bediensteten das Geld für das was ich haben wollte schon selber geben. Unglücklicherweise fielen mir solche Dinge in eher unpassenden Momenten ein, zum Beispiel im Türrahmen, auf dem Weg nach draußen oder im Bad und dann immer ins Zimmer gehen und welches holen war auch keine ansprechende Lösung. Also hatte ich den Bediensteten erklärt, wo mein Beutel mit Geld lag und das sie sich das nötige Geld dort heraus nehmen könnten, wenn sie wieder etwas für mich besorgen sollten und das Wechselgeld dann einfach wieder zurück in den Beutel tun sollten. Ich konnte mir gut vorstellen was Ghor von dieser Vorgehensweise hielt, aber ich war ja nicht umsonst Monde lang mit solch einem von Phex gesegneten Mann herumgereist ohne etwas zu lernen. Natürlich war nur ein Teil meines Geldes in dem Beutel. Unglücklicherweise bedeutete das aber, als ich die paar Münzen, die in dem Beutel geklimpert hatten in meine Handfläche hatte fallen lassen, dass ich für größere Ausgaben, ich kannte mich da zwar nicht so ganz aus, war mir aber sicher, dass so ein Pelzbesetzter Mantel mehr als ein paar Kupfer- und einzelne Silbermünzen kosten würde, dann doch auf meine eigentlichen Reserven zurückgreifen musste. Hm, dabei war ich mir sicher gewesen, dass ich eine Handvoll Dukaten in dem Beutel gelassen hatte. Wenn Schreibzeug in dieser Stadt so teuer war musste ich mich in meinen Berichten vielleicht doch kürzer fassen. Oder vielleicht war es auch diese Seife gewesen. Wahrscheinlich war es eher das. Ich wollte mir, nach den vielen Wochen in der Wildnis mal wieder etwas gönnen und hatte darum eine der Mägde losgeschickt, mir eine besonders wohlriechende Seife zu kaufen. Na ja, die Seife war auf alle Fälle äußerst wohlriechend und hatte sich auch auf der Haut angenehm angefühlt, also von dem her war sie ihr Geld wohl wert, zumal ich ja noch ziemlich viel von ihr übrig hatte. Die Gedanken an die Seife brachten mich auf die Idee, mir an diesem Abend wieder ein Bad zu gönnen. Vielleicht war ja Tela auch da. Im Bad sitzend kamen mir oft die besten Gedanken und sich dann mit Tela darüber austauschen zu können wäre sicherlich angenehm, wenn nicht Ghor wieder alle paar Minuten ausversehen in den Raum kommen würde, weil er sich an der Tür geirrt hatte. Tela schimpfte ihn dann immer wieder, was ich aber nicht ganz verstand. Selbst ich hatte mich die ersten Tage noch ein wenig schwer getan mich zurecht zu finden und Ghor war die ersten Tage ja fast gar nicht im Haus gewesen.
Ghor! Ghor saß immer noch im Salon und wartete auf mich und mein Geld. Ich schlug mir mit der flachen Hand auf die Stirn und schallte mich selbst eine Selbstverliebte Närrin. Hatte ich doch vor lauter Gedanken über mich und mein Wohlergehen meinen Gefährten beinahe völlig vergessen. Peinlichst berührt zog ich meine Satteltasche unter dem Bett hervor, in welcher ich mein restliches Geld aufbewahrte und suchte einen Beutel raus, von dem ich wusste, dass er ausreichend befüllt sein musste um einen vernünftigen Mantel bezahlen zu können. Es war jetzt Ende Boron und der Winter stand, auch wenn es zu dieser Jahreszeit in Nostria schon kälter sein müsste, unmittelbar vor der Türe. Erfreulicherweise schien in diesem Haus Brennholz kein selten Gut zu sein und die meisten Räume waren angenehm beheizt, auch jetzt schon, aber das galt weder für alle Tempel, die ich besuchte, alleine der Gedanke an einen beheizten Rondra- oder gar Firuntempel ließ mich leicht auflachen, und ganz besonders nicht für die Straßen der Stadt, so Fortschrittlich und Reich sich die Garether auch geben mochten. Ich eilte zurück zum Salon, wobei es mich fast die Treppen hinunter geschlagen hätte, unsere Zimmer und die Bibliothek lagen im ersten Stock des Hauses, während der Salon und der Speisesaal im Erdgeschoss lagen. Erleichtert stellte ich fest, dass Ghor auf mich gewartet hatte, obwohl er schon mitten im Raum stand und seinen Mantel auch schon in der Hand hielt.
„Entschuldige. Ich musste erst noch einen besser gefüllten Beutel finden, damit du den Mantel auch zur Gänze zahlen kannst.“ Praios verzeih, nur ein Teil der Wahrheit war nicht lügen, ich würde mit Sicherheit nicht anfangen in solchen Belangen zu feilschen wie ein Phexgeweihter, vielmehr hoffte, ich dass Ghor nicht weiter nachfragen würde sondern mit diesem Teil meiner Aussage zufrieden sein mochte.
„Auf eine schöne Frau warte ich immer gerne.“ Ghor schenkte mir eines seiner Lächeln, während seine Hand routiniert meinen Beutel verschwinden ließ. Ich hoffte wirklich, dass Geld würde reichen, er hatte es noch nicht einmal nachgezählt. „Aber nun lass mich mal Maß nehmen.“
Ehe ich reagieren konnte hatte Ghor mir schon den Mantel hinter den Rücken geschwungen. Mit schnellen Bewegungen schloss er die Spange welchen ihn an meinem Hals schloss und zog mir die Kapuze über den Kopf. Dann fuhren seine Hände an meinem Rücken und meiner Brust entlang nach unten, bis hinunter zu den Füßen, wo der Mantel, zumindest an mir, bis auf den Boden reichte, wie ich mit einem schnellen Blick feststellte.
„Ich muss schauen, wie mein Mantel an dir aussieht, wie lang er ist und wo er wie vom Körper absteht, nicht dass er zu luftig ist, dann nützt ja das ganze Fell nichts.“ Erklärte Ghor mir langsam und deutlich, während er mir den Mantel immer wieder sanft an den Körper drückte. Man konnte über Ghor sagen was man wollte, aber wusste immer genau was er tat und wenn er sich zu etwas entschlossen hatte, dann machte er es richtig. „Vor allem bei deinem Busen ist das etwas schwierig, da ich selber ja keinen habe, aber dort der Mantel ja doch ein wenig, oder auch mehr, vom Körper weg gehalten wird.“ Da konnte ich Ghor nicht wiedersprechen. „Aber zumindest am Hintern sieht es ja schon ganz gut aus, da fällt der Mantel schön gerade nach unten und scheint auch gut anzuliegen.“ Ghor ließ sich mit seiner Begutachtung Zeit, trat ab und zu ein, zwei Schritte zurück um mich ein wenig von der Ferne zu betrachten, ließ mich den Mantel ab und zu ablegen und dann wieder überwerfen, strich ihn regelmäßig glatt und prüfte, besonders an den von ihm erwähnten kritischen Stellen wie der Mantel auflag und wie sich das auf das tragen auswirkte, immerhin sollte der Mantel ja unterhalb des Gesichtes alles bedecken und dann aber unten an den Füßen trotzdem so nah am Körper anliegen, dass keine Kälte von unten her meinen Körper hoch kriechen konnte. Sicherlich, damals bei den Nivesen in dieser Hafenstadt im hohen Norden, als wir uns aufgemacht hatten, diese versunkene Stadt der Hochelfen zu suchen, hatte die Verkäuferin mich nur einmal angeschaut und mir dann passende Kleidung einfach gereicht, aber die Verkäuferin hatte mich da ja auch direkt und selber gesehen und sie lebte ja schließlich davon den Leuten die Kleidung in der Größe zu verkaufen, welche diese benötigten. Ghor hingegen sollte ja für mich einen Mantel kaufen, ohne dass ich dabei stand und der sollte ja trotzdem passen. „So, ich glaube ich werde etwas passendes für dich finden. Sei unbesorgt, kleine Büchermaus, ich komme mit einem passenden Mantel wieder, oder gar nicht.“
„Danke.“ Ich drückte Ghor fest an mich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dass seine Bartstoppel dabei unangenehm in meine Lippen piksten nahm ich Klaglos hin. Manchmal musste man auch Opfer bringen.
Als Ghor zur Türe draußen war ließ ich eine Magd wissen, dass ich ein Bad nehmen wollte und man mich in der Bibliothek finden würde. Später, als ich in den Badebottich stieg gab ich noch auf, dass man Tela doch über meinen Aufenthaltsort informieren sollte, wenn sie kommen würde, was sie aber leider nicht tat, was mich ein wenig berührte. Entsprechend war auch Grauschnauz außer Haus, von dem ich dieser Tage, wenn nicht im Beisein von Tela ebenfalls wenig bis gar nichts sah, was mich ebenso schmerzte wie die Abwesenheit der anderen. Das war der Vorteil an einem kleinen Lagerfeuer irgendwo im nichts. Wir mussten Grauschnauz nicht verstecken, wobei er sich hier im Haus ebenfalls relativ frei bewegen konnte, seit wir die Bediensteten angewiesen hatten unsere Räume nur zu betreten wenn wir die Erlaubnis dazu erteilt hatten, und so hatte er auch schon das ein oder andere mal bei uns mit am Bottich gesessen, wenn Tela und ich gebadet hatten. Heute aber wohl leider nicht. Aber ich wollte nicht undankbar sein und bat in meinem Nachtgebet vor allem Travia um Vergebung dafür, dass ich, wo es mir doch gerade so gut ging, trotzdem eigennützig immer noch mehr hatte haben wollen. Wie es schien hatte die Göttin ein nachsehen, zumindest wachte im am nächsten Tag nach einer fest durchschlafenen, Traumlosen Nacht auf.
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Ghor Nirrano
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BeitragThema: Re: Quo Vadis - Boron   Quo Vadis - Boron EmptyDi Aug 19, 2014 10:04 pm

Mit einem Grinsen auf den Lippen gelesen  Surprised 
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Lynia
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BeitragThema: Re: Quo Vadis - Boron   Quo Vadis - Boron EmptyDo Aug 21, 2014 5:25 pm

Freut mich.
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