Als ich am Morgen des dritten Turniertages mit schweren Glieder erwachte, wusste ich, dass mein Kampf gegen Hakim seinen Tribut gefordert hatte. An derart spektakuläre Flugrollen, dramatisch aussehende Stürze und waghalsige Manöver war mein Körper nicht gewöhnt. Für Hakim war jeder noch so unbedeutende Kampf spektakulär und so fand ich den junge Zahori frisch und munter am Frühstückstisch sitzen. Selbstverständlich ließ ich mir nichts anmerken und gab ein paar beiläufige Bemerkungen zu meiner überragenden Fitness zum besten, als ich mich zu ihm setzte... den Schmerz in meiner Pobacke ignorierend. Hakim erzählte mir voller Begeisterung wie er heute beim Bogenschießen und Messerwerfen teilnehmen würde und ich war eigentlich nicht erstaunt darüber, dass er eine Möglichkeit gefunden hatte, selbst seinen Bogen spektakulär zu spannen. Ich hatte meine Fähigkeiten mit dem Bogen die letzten Monate zwar ebenfalls verbessert, wollte diesen Wettkampf aber den hübschen Burschen und edlen Rittern überlassen und machte mich deshalb mit Tela auf die Suche nach den verschwundenen Waffen.
Auf unserem Weg nach Rosskoppel, dem nördlichen Armenviertel Gareths, ließ ich es mir nicht nehmen über das Stadtfest zu schlendern. Überall duftete es nach gebratenem Fleisch, frisch gebackenen Broten mit herzhaftem Käse und Met. Kinder spielten mit Holzschwertern und Schilden und ein jeder von ihnen wollte der einzigartige Hakim sein, Narren trieben mit den Zuschauern ihre Späße und verblüfften Kinder mit ihren „Zaubertricks“, während die Alten zur Flöten- und Dudelsackmusik der Spielmänner tanzten. Tela hatte große Mühe, mich noch vor der Praiosstunde nach Rosskoppel zu bewegen.
Rosskoppel erinnerte mich an die Gegend in der ich aufgewachsen war. Hier war nichts von den Düften und Freuden des Stadtfests zu riechen oder spüren, hier herrschten Hunger, Gewalt und übler Gestank. „Tela, bleib dich bei mir und du kannst lernen wie man an diesen Orten an Informationen gelangt“, sagte ich zu ihr, als ich mich mit verschiedenen Personen über den Erwerb „etwas besserer“ Waffen unterhielt. Wieso gerade sie es war, die letzten Endes die Information erhielt, dass immer wieder jemand mit einem Waffenrock gesehen wurde und dass man ihn besser im Südquartier suchen sollte, war mir ein Rätsel.
Sie war auch überzeugt, dass ein Zwerg, den sie bereits zuvor mit einem Paket gesehen hatte, überfallen worden war und wollte unbedingt mit ihm sprechen. Frauen, was wussten sie schon von solchen Dingen? Als schließlich Lynia am Ende des Tages mit dem Zwerg sprach, erfuhren wir, dass er tatsächlich bestohlen worde war und dass es sich bei der verlorenen Waffe wohl um Finsterfang, ein Geschenk des Zwergenkönigs Arombolosch, Lauroms Großvater, an den schon lange verstorbenen Brin, zur Unterstützung im Kampf gegen Borbarad und seine Schwergen handelte. „Siehst du Tela“, sagte ich zu ihr, „meine Intuition hat mich mal wieder nicht getäuscht“.
