Das Schwarze Auge
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
StartseiteNeueste BilderAnmeldenLogin

 

 Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai – Angriff II

Nach unten 
AutorNachricht
Lynia
Erzmagus
Lynia


Anzahl der Beiträge : 390
Anmeldedatum : 03.10.12
Alter : 51
Ort : Nostria

Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai – Angriff II Empty
BeitragThema: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai – Angriff II   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai – Angriff II EmptyMi Jan 06, 2016 8:19 pm

„Lynia, ich fürchte wir brauchen nochmal deine Hilfe.“ Tela war ein paar Schritt weitergegangen und nun halte ihre Stimme den Gang entlang zu uns.
Kurz darauf stand ich vor der nächsten erzenen Treppe, die war schon ein bisschen heißer als die erste Treppe und der Caldofrigo benötigte so viel Kraft und Konzentration dass ich noch auf dem Weg die Treppen hoch, als diese kühl genug waren meinen vorletzten Zaubertrank zu mir nahm.
Inzwischen musste ich ja schon Angst haben noch nicht einmal einen FlimFlam wirken zu können.
Nach der Treppe standen wir vor einem dunklen Tunnel von vielleicht zehn Schritt Länge auf dessen Innenseite züngelnde Ranken wuchsen.
„Vorschläge?“ Ghor schaute mich Erwartungsvoll an, während Hakim Probehalber eine der Ranken am Eingang mit seinem Säbel abtrennte, was problemlos ging.
„Greifen, die uns an der Außenseite dieses Raumes der Rache absetzen.“ Vernahm ich Tela, was mich daran erinnerte dass ich meinen Freunden noch gar nicht erklärt hatte warum wir überhaupt diesen langen, beschwerlichen Weg genommen hatten, obwohl wir alle vier wussten was Gareth bevor stand.
Doch dazu musste später Zeit sein und bevor die Männer wieder auf irgendwelche Ideen kamen trat ich in den Gang und hielt meine Fackel an eine der Ranken, die sich sofort in Asche verwandelte.
„Also, weiter.“ Hörte ich Ghor und schon war er an mir vorbei und schlug mit seinen beiden Haumessern an Ranken weg was in seinen Weg kam.
Ich versuchte an diesem dran zu bleiben, was mir vermutlich nur deshalb gelang weil er versuchte so viele der Ranken zu erwischen wie er konnte, ohne gänzlich stehen zu bleiben, aber er war vielleicht drei oder vier Schritt weit gekommen als der ganze Tunnel einstürzte und ihn und mich und vermutlich Tela und Hakim, die ich hinter mir vermutete verschüttete.
Instinktiv zog ich den Kopf ein und nahm meine Arme vor meine Brust, als ich auch schon den Dreck auf meinen Kopf prasseln fühlte.
Prasseln?
Ich hob meinen Kopf leicht und öffnete meine Augen wieder.
Tatsächlich.
Ich war zwar bis fast zum Hals verschüttet aber mein Kopf und mein Arm mit meinem Stab waren frei und um diese herum lagen eine Menge glasartiger Kügelchen.
Erleichtert nahm ich einen tiefen Atemzug, was ich beinahe sofort wieder bereute.
Überall um mich herum, wo kein Dreck war befand sich dichter Qualm und dieser brannte nun in meinem Hals und meinen Augen, als ein unsichtbarer Windstoß diesen in meine Richtung wehte. Ich versuchte den Qualm mit den Händen weg zu wedeln, erkannte aber schnell das nur mein Stab, beziehungsweise die Fackel am Ende meines Stabes den Qualm wegtrieb wie ein Windhauch.
Aus einer Idee heraus hielt ich das brennende Ende meines Stabes an den Dreck und dieser verbrannte sofort zu diesen glasartigen Kügelchen die schon um mich herum lagen.
Binnen kürzester Zeit hatte ich mich soweit befreit dass ich mich kniend auf dem Dreck unter mir wiederfand und mich darauf konzentrieren konnte den Qualm so gut es ging von mir weg zu halten.
Erfreulicherweise hatte sich auch Ghor vor mir befreien können. Wo seine Haumesser den Dreck berührten wurden diese zu diesen Kügelchen und auch der Qualm ließ sich von seinen Haumessern vertreiben.
„Feuer und Erz.“ Sprach ich aus und drehte mich nach hinten um Hakim dabei zu helfen Tela zu befreien, die mit ihrem Dolch ihr Möglichstes tat, was aber Angesicht der Menge an pervertiertem Humus und Luft nicht reichte.
Kurz darauf lagen wir an der anderen Seite des Tunnels und zogen alle, wie ich erleichtert feststellte, tief Luft in unsere Körper.
Die Falle des ätzenden Humus lag hinter uns.
Lag Erz und Luft noch vor uns?
„Das nächste mal nehmen wir alle Fackeln mit.“ Verkündete Hakim keuchend, als er sich wieder einigermaßen aufgerichtet hatte.
„Und Seile.“ Ließ sich Ghor vernehmen. Vermutlich um zu signalisieren dass er auch wieder genug Luft zum Reden hatte.
„Wieso Seile?“ zumindest Tela keuchte noch.
„Weil man immer ein Seil dabei haben sollte.“
„Aber nur wenn du es trägst.“ Verkündete Hakim und klopfte Ghor auf den Rücken, bevor er sich aufmachte den weiteren Weg zu erkunden, was mir nicht sonderlich gefiel, aber wir hatten keine andere Wahl. Jede Minute die wir uns ausruhten, so sehr wir es brauchen würden, kostete in Gareth unten Menschenleben.

„Ah, ein Fall für Lynia.“ Vernahm ich da auch schon Hakim. „Die gelehrte Dame Lynia bitte zur Treppe, die gelehrte Dame Lynia, bitte.“
Erwartungsgemäß war diese Treppe nochmal heißer.
Dafür passte sie erfreulicherweise gut in meine Überlegungen und während ich die Matrix des Caldofrigo mit Madas Kraft füllte erlaubte ich mir die Hoffnung nur noch zwei Treppen vor mir zu wissen.
„Noch zwei Fallen.“ Keuchte ich, als wir die nun begehbare Treppe emporeilten.
„Bist du dir sicher?“ Wo nahm Tela nur die Luft zum, zumindest im Verhältnis zu mir ruhigen sprechen her?
„Nein.“
„Stopp.“ Ghors Aussage unterbrach weitere Gespräche.
Beinahe direkt hinter der Treppe befand sich ein Schacht im Boden, auch dieser gute zehn Schritt lang und drei Schritt breit und er führte einmal durch ganz Kholak-Kai und zeigte uns das brennende Gareth weit unter uns.
Wir waren zu langsam gewesen.
„Nein, das sind normale Feuer. Noch.“ Telas Aussage klang klar und sicher.
Natürlich.
Von uns allen hatte sie am meisten Erfahrung bezüglich der Betrachtung Deres von großer Höhe. „Sie sind zu vereinzelt.“
„Aber es hat schon begonnen.“ Ich wollte nicht diejenige sein die alles schlecht machte, aber die anderen mussten wissen wo wir standen und wie es um die Zeit bestellt war.
„Dann weiter. Welche Elemente helfen uns hier?“ Hakim zeigte mit seinem Säbel auf den Schacht. Ungefähr zehn Schritt tiefer befanden sich etliche rostige Querstreben, welche die einzige Möglichkeit schienen die andere Seite zu erreichen.
„Erz.“ War das erste was mir einfiel als ich die Querstreben sah. Ich hatte noch nie von Rost auf Holz gehört.
Ich hielt meinen Stab als Fackel über den Schacht und spürte ein merkwürdiges ziehen an meinem Arm, was mich den Stab sofort zurückziehen und begutachten ließ. Aber mein Stab sah aus wie immer.
Erleichtert strich ich Feuer von der Liste der hier pervertierten Elemente.
„Ghor, halt deinen Dolch über den Schacht.“ Die Idee kam mir während der Betrachtung meines Stabes.
„Was bei Ingerimm.“ Hörte ich diesen gleich darauf schimpfen. „Der war noch so gut wie neu.“
Ich schaute zu Ghor und sah seinen Dolch der nun eine rostige Klinge aufwies.
Ich griff nach der Klinge, keine gute Idee, wie der Schmerz in meiner Handfläche mich wissen ließ, ich hätte wissen sollen das Ghor seinen Dolch immer schar hielt, und kratzte mit einem Fingernagel den Rost von dieser. Direkt unter dem Rost kam der glänzende Stahl des Dolches zum Vorschein. „Und Luft.“
Ich stellte mich an den Rand des Schachtes und konzentrierte mich auf den Solidirid und kurz darauf überspannte eine Regenbogenbrücke die Schlucht und wir eilten auf die andere Seite.
Die Falle der rostenden Luft lag hinter uns.
Bei Hesinde, wenn sich das bisher erlebte fortsetzte waren es nur noch zwei Treppen und Erz was uns von dem Raum der Rache trennte.

„Wie soll jemand der nicht Magie kann diesen Weg hier bestehen?“ hörte ich meine Freunde Fragen als ich mich gerade mittels Caldofrigo um die vor uns liegende Treppe kümmerte.
Gar nicht, antwortete ich mir selber im Geiste.
Der Weg ohne Gnade war eine Prüfung für eine Magierin oder einen Magier und nur für diese.
Nur jemand der über Madas Kraft verfügte war in den Augen Galottas überhaupt Wert sich die Aussicht auf eine zweite Chance zu verdienen.
Nur das diese vermutlich nicht ganz so unter Zeitdruck gestanden wären wie wir es taten, als wir die Treppe hocheilten.
Am Ende der Treppe erwartete uns die Falle des glosenden Erzes.
„Erz und Feuer.“ Sprach ich aus was offensichtlich war.
Vor uns lag eine glühende Röhre, ungefähr dreieinhalb Schritt im Durchmesser, welche aber erstaunlich wenig Hitze ausstrahlte. Die Röhre wirkte wie aus einem Guss und war, warum ausgerechnet diese Röhre, zwanzig Schritt lang.
Alle anderen Fallen waren nach zehn Schritt zu Ende gewesen.
Ich streckte meine Hand mit meinem Stab in die Röhre und merkte die Hitze der Luft auf meiner freien Hand, wohingegen mein Arm überraschend kühl blieb.
Ich zog meine Hand zurück in den Ärmel meiner Robe und streckte ihn nochmal in die Röhre. Nun war die Hitze auch auf meiner Hand erträglich. „Stoff schützt uns.“
„Na dann.“ Ghor war sich seinen Umhang über den Kopf, steckte seine Haumesser weg, nahm seine Hände unter seinen Mantel und rannte los, dicht gefolgt von Hakim und Tela, die sich ähnlich gut geschützt hatten.
Ich hingegen sah an mir hinunter und betrachte meine Schweißbedeckte Haut, von der inzwischen bald mehr zu sehen war als für eine Magierin schicklich war.
Viel mehr.
Aber wenn ich schnell genug… da sah ich das Ghor, Hakim und Tela immer langsamer wurden, desto weiter sie in die Röhre rannten. Ob das eine Art optischer Effekt war oder war die Röhre doch länger als es den Anschein hatte.
„Wir werden langsamer.“ Hörte ich Hakim rufen.
„Nein, unsere Glieder werden schwerer.“ Vernahm ich Tela.
„Und jetzt? Stoff hin oder her, es wird hier drin wärmer.“ Ghor quälte sich inzwischen beinahe im Kriechtempo vorwärts, obwohl er nur noch wenige Schritt vom Ende der Röhre entfernt war.
Ich selber hatte diese inzwischen ebenfalls betreten.
Es würde noch eine Treppe kommen, die anderen würden mich brauchen, also war es die einzige Option die ich hatte.
Doch schon nach den ersten Schritten spürte ich den Effekt den meine Freunde beschrieben hatten. Meine Glieder wurden tatsächlich immer schwerer. Und meine Haut brannte, wo sie offen lag.
Aber so erreichte ich erfreulicherweise zwei Effekte gleichzeitig, als ich auf meine Beine pustete.
Es wurde ein wenig kühler, wenn auch nicht wirklich so dass es merklich besser wurde, aber, und das war der eigentliche, erhoffte Effekt, ich konnte meine Beine danach etwas einfacher bewegen, was sehr wohl merklich war.
Meine Arme brauchte ich ja nur um meinen Stab zu halten und der wurde zum Glück ja nicht schwerer und dort war noch erfreulich viel Stoff an der Robe, zumindest im Verhältnis zum Rest, so dass ich mir die Zeit und Kraft sparte, meine Arme ebenfalls anzupusten.
„Luft.“ Rief ich statt dessen meinen Freunden zu und hoffte dass diese Information reichen würde.
Sie tat es, wie ich erleichtert erkannte, als die drei vor mir sich ebenfalls in die Hocke begaben und auf ihre Beine pusteten.
Von meiner hinteren Position aus sah es fast schon ein wenig lächerlich aus wie die drei vor mir im Entengang nach vorne watschelten, aber ich wusste dass ich in kürze ebenso weiter gehen musste und war sichtlich dankbar als auf die letzten anderthalb Schritt Ghor und Hakim meinen Stab fasten und mich an diesem einfach endgültig aus der Röhre zogen, wobei Hakim zog und Ghor mich auffing.

„Da ist nochmal eine Treppe.“ Tela klang Müde und Erschöpft, aber ich traute mich nicht zu sagen, dass es die letzte sein könnte.
Was, wenn ich mich geirrt hatte?
Ich trat an diese Treppe und war fast ein wenig erleichtert als ich sah dass die Stufen leicht glühten.
Der Scharlachkappentanz.
Alles lag einer gequälten, verachteten und auf ewig gezeichneten Seele zugrunde.
Die Metallplatte wurde immer heißer, desto länger man auf ihr verblieb.
Diesmal war der Caldofrigo noch schwerer, aber er gelang, wenn auch mehr mit reiner Kraft als durch Können, aber das durfte hier und jetzt keine Rolle spielen.
Ich ging mal nicht davon aus dass meine Freunde meine Anwendung von Madas Kraft als solche bewerten würden sondern sich mit dem Ergebnis zufrieden geben würden.

Hinter dieser Treppe lag Dunkelheit.

Ich spürte es mehr als das ich es wusste, aber ich war mir sicher, vor uns befand sich der Raum der Rache.

„Angriff.“ Ich wollte es nicht schreien, noch nicht einmal direkt laut aussprechen.
Es war mehr ein Gedanke gewesen.
Umso überraschter war ich, als ich meine eigene Stimme hörte und sogleich wusste, meine Freunde hatten es auch gehört.
Ausgerechnet ich sprach aus was vermutlich alle dachten, auch wenn jedem von uns klar war, mit einem direkten Angriff konnten wir Galotta nicht beikommen.
Das war auch der Moment wo mir klar wurde dass ich eigentlich meine Aufgabe erfüllt hatte.
Ich hatte meine Freunde in den Raum der Rache gebracht.
Wie man Galotta beikommen wollte entzog sich völlig meinem Verständnis, aber meine Freunde hatten gänzlich solch eine Sicherheit ausgestrahlt, ich hoffte wirklich ihr Plan bestand aus mehr als einem einfachen, wenn auch mit gezogenen Waffen durchgeführten Angriff.

Die mich umgebene Stille und Dunkelheit war vollkommen.
Die Schlacht in den Wolken, die Vernichtung Gareths schienen weit fort, in einer anderen Welt stattzufinden.
Oh ihr Götter, wie sehr ich mir wünschte dass diese Vorstellung Realität wäre.
Aber sie war es nicht.
Die Dunkelheit und Stille wichen so weit, dass ich erkennen konnte das wir uns in einem riesigen Saal befanden, in dem unsere Schritte über den Boden hallten und sich mein Gesicht und das meiner Freunde auf verzerrte Art und Weise im schwarzen Boden spiegelte.
Leises Wispern drang aus der Tiefe des Raumes.
Dann glitten Wände und Decken in den Lichtschein.
Sie zeigten lang gezogene Fratzen von Angst und Schmerz, die vieltausendfachen Masken von Galottas Opfern, zehntausende Seelen, die das Feuer der Rache in einer einzigen nicht zu löschen vermochten.
Doch weiter vor uns war etwas.
Dort saß er.
Dutzende Gestalten huschten wie ein schwarzer Vorhang beiseite und offenbarten einen Thronsaal in rotem Licht, getragen von Pfeilern und titanischen Rippengewölben. Lichter flackerten wild und spiegelten sich in einer Bodenplatte aus Kristall, in welcher ich die Häuser Gareths im Würgegriff von Widharcals Gewalten sah, als sei die Bodenplatte ein Fenster in die Tiefe.
Doch dieses Bild nahm meine Aufmerksamkeit nur so lange gefangen wie ich brauchte um es als das abzutun, was es für mich war.
Eine Kristallplatte mit einem verankerten Penetrizzel.
Viel interessanter fand ich da die Tatsache dass der fortgehuschte Vorhang in Wirklichkeit Heshthotim waren.
Es waren Dutzende der lautlos schwebenden Dämonen mit Kapuzenumhang, Schwert und Peitsche.
Für einen kurzen Moment war ich dankbar dafür dass ich meine Angst vor diesen, eigentlich noch relativ harmlosen Dämonen schon vor Jahren verloren hatte. Sicher, für einen normalen Menschen war ein Heshthot immer noch eine furchteinflößende Erscheinung, er galt nicht umsonst als das Abbild eines Dämon, aber im Vergleich zu dem was seit Borbarads Rückkehr und der damit verbundene Schwächung der Sphärengrenzen im Bereich der Beschwörung alles möglich war, war er eben in der Relativität betrachtet als Harmlos zu bezeichnen.
Die Heshthotim bildeten schweigend ein Spalier für uns, welches uns bis zu einem gewachsen wirkenden Thron offen stand.
Während ich noch grob überschlug was für ein Aufwand nötig war um solch eine Anzahl an Heshthotim zu beschwören machten sich meine Freunde auf den Weg in Richtung des Throns und da die Heshthotim hinter uns den Spalier wieder schlossen drängten sie mich damit mehr oder weniger meinen Freunden hinterher.
Auf dem Thron saß der selbsternannte Dämonenkaiser, Gaius Cordovan Eslam Galotta und schwelgte in der Größe seines Triumphes, majestätisch, unerreichbar, böse.
„Kommt näher.“ Erklang seine Stimme.
Ich ging einfach davon aus das es seine Stimme war.
„Ob ihr mich bewundern, mir Folgschaft schwören oder mich töten wollt, ihr könnt es nur tun, wenn ihr näher kommt.“
Zur Betonung seiner Worte hatten die Dutzende Heshthotim um uns herum ihre Schwerter gezogen und wiesen nun mit diesen in Richtung Galotta.
Mit erschrecken erkannte ich, wie Telas Beine nachgaben und sie sich an Ghor festhalten musste. Ich wagte zu bezweifeln, dass das Teil ihres Planes war.

Desto näher wir traten desto mehr erkannte ich das Ziel all unserer Bemühungen.
Galotta trug eine dunkle Robe, vermutlich aus Seide, alles andere wäre wohl unter seiner Würde gewesen, welche mit etlichen Broschen und geisterhaft glühenden Zauberzeichen besetzt war.
Ich konnte auch ohne entsprechenden Zauber erahnen dass diese Broschen mehr als nur Zierde waren.
Niederhöllischer Glanz funkelte in der Dämonenkrone auf dem Haupt Galottas, in welcher ich den Splitter Widharcals erkannte. Es gab eine Zeichnung von diesem in den Unterlagen der Kaiserlich Garethischen Informationsagentur. Aber ich erkannte wie fehlerhaft diese Zeichnung war. Der Splitter vibrierte stetig und feine Schwaden stiegen von ihm auf, was ihn vom Rest der Krone abhob und erkenntlich machte, wie wenn seine Ausstrahlung das nicht schon alleine könnte.
In seiner linken hielt Galotta den Stab der Tausend Augen und zeigte unmissverständlich welchem höheren Herrn er diente.
Galotta selber wirkte wie eine aus Schwarz und Rot geborene Gestalt, im von Rache ausgezehrten Gesicht des Meisterzauberers, was er trotz allem immer noch ebenfalls war, ruhten graugrüne Augen, in denen die Qualenfeuer seiner Opfer schimmerten. Seinen scharlachroten Kopf trug er wie eine Ikone hoch erhoben und mit seinen langgliedrigen Fingern seiner rechten Hand winkte er uns noch näher heran.
„Das ist nah genug.“ Ungefähr sieben Schritt vor dem Thron versperrte uns einer der Heshthotim mit seinem Schwert den Weg, welches er aber sofort wieder wegnahm, kaum dass wir standen.
Nun bemerkte ich auch erst so richtig die Gestalt die seitlich vor dem Thron stand und erschrak, als ich sie erkannte.
Es war Graf Nemrod, der Reichsgroßgeheimrat und er wirkte noch weniger als nur ein Schatten seiner selbst. Er trug einen schwarz-roten Wappenrock mit der Dämonenkrone und wirkte wie ein Wächter vor Galottas Thron. Schnitte, Wunden und eine leere Augenhöhle legten Zeugnis von dem ab wie man sonst noch Gäste in Kholak-Kai beherbergen konnte und sprachen von den Torturen, mit denen die Folterknechte hier quälen konnten.
Plötzlich erschien mir die Zeit in dieser Kammer gar nicht mehr so schrecklich, auch wenn sie noch weit davon entfernt war angenehm gewesen zu sein.
Ich richtete meinen Blick wieder auf Galotta und seine Kleidung. Insbesondere die Broschen mochten vielleicht durch verwendete Materialien oder Machart zeigen welche Zauber sie binden mochten.
„Die Heshthotim würden euch gerne das Herz aus den Rippen schneiden. Ich halte das für schrecklich unhöflich. Euch ist es gelungen, bis hierher vorzudringen. Dafür habt ihr euch meinen Respekt verdient, und euch soll die Finsternis unter den Kutten vorerst erspart bleiben.“
Ich ging einfach davon aus das Galotta uns ein wenig Angst machen wollte.
Der Tod durch das Schwert eines Heshthot war selten der direkte Weg in die Niederhöllen, das waren Geschichten von unwissenden, daher würden diese es sicherlich vorziehen seinem zweiten Vorschlag Folge zu leisten, gab es doch eigentlich keine Berichte von solchen die jemals unter der Kutte eines Heshthot gewesen waren, weil diese entweder danach verstorben oder wahnsinnig geworden waren, wobei bei ersteren davon auszugehen war das deren Seelen sehr wohl in die Niederhöllen gefahren waren.
„Ich war auch einst wie ihr. Ich hatte mein Leben für den Kaiser gegeben. Aber ich habe gelernt, dass nur das eigene Leben wirklich von Wert ist. Dass es ehrenhafter ist zu herrschen, als zu dienen. Ich habe nicht vor, durch meine Taten unsterblich zu werden und mit ihnen in die Geschichte einzugehen. Ich bin bereits unsterblich, und ich werde es sein, der die Geschichte Aventuriens fortschreibt."
Während Galotta sprach beobachtete ich die Heshthotim um uns herum.
Es hieß keiner von ihnen gliche einem anderen und tatsächlich, jeder von ihnen war, auch wenn die Unterschiede meist eher unspektakulär waren, irgendwie anders als die anderen.
Am offensichtlichsten waren die Farben. Ob es die Robe war, das Schwert, die Peitsche, die Krallenhände oder die Augen, von tiefstem Schwarz bis zum dunkelsten Rot war alles vertreten. Nur helle Farben suchte man, wenn man die verschiedenen, kränklichen Gelb- und Grüntöne außen vor ließ, vergeblich, fast wie wenn man einer festgefahrenen Meinung folgen müsste, dass die Niederhöllen keine hellen Farben und kein Licht mochten.
Weniger offensichtlich waren Tatsachen wie die Anzahl der Finger, die verschiedenen Formen der Waffen, die Tatsache dass manche Augen unter der Kapuze rauchten, andere hingegen erschienen wie wenn sie aus Wachs bestanden welches nach unten weg in die Kapuze tropften.
"Seht hin, und wendet euren Blick nicht ab. Die Kaiserstadt wird untergehen und aus ihrer eigenen Asche wieder auferstehen. Kholak-Kai ist der Palast des neuen Zeitalters. Eines Zeitalters, in dem niemand mehr leugnen kann, dass ich, Gaius Cordovan Eslam Galotta, der Kaiser bin. Dann wird sie ihren Schwur erfüllen müssen. Dieser Pakt ist älter als der Tyakra'mans. Sie hat es gewagt, mit mir zu spielen, mein Begehren zu verlachen und mich zu demütigen. Sie sagte, dass sie sich mir nur hingeben würde, wenn ich der Kaiser wäre. Bald ist es so weit. Ich werde sie vor mir winseln und stöhnen hören. Auch wenn Hunderttausende dafür sterben mussten ... Nahema, du bist mein!"
Ob vielleicht die Anrede Euer Kaiserliche Majestät, die ja eigentlich wirklich nur dem Kaiser des Mittelreiches zustand, Galotta soweit milde stimmen würde, dass er meiner Bitte um die Erlaubnis auf einen Hellsichtszauber zustimmen würde?
Was mir alleine schon ein Occulus alles aufzeigen und an Wissen offenbaren würde.
Alleine schon die Signatur des Splitters Widharcals, oder gar die des Stabes der Tausend Augen.
"Die Tempel des Praios werden zerschlagen sein, und auf dem ganzen Kontinent werden die Menschen zu Blakharaz beten, dessen größter Bote ich bin. Dann kann ich endlich die Magierphilosophie beweisen. Ihr Glaube wird den Erzdämon erheben und mich gottgleich über Dere schreiten lassen. Ich bin der einzig wahre Erbe Borbarads."
Eine weitere Interessante Beobachtung wäre die Verankerung des Penetrizzel auf den Kristall im Boden vor uns.
Der Bereich der Kristalomantie war in Punin eher vernachlässigbar, was ich eigentlich für einen Fehler hielt, und das nicht erst seit der kurzen Zeit in der Dracheneiakademie in Khunchom. Es gab klare, fundierte und bewiesene Erkenntnisse darüber, dass gewisse Edelsteine eine gewisse Affinität zu gewissen Arten der Magie hatten. Dies war in der Artefaktherstellung ein nicht zu unterschätzender Aspekt, aber in Punin war man eher der Meinung dass alleine das Können des Artefaktherstellers entscheidend war und das Material nur unterstützte.
Das war ja Grundsätzlich sicherlich richtig und verständlich, aber desto mehr Unterstützung der Erschaffer des Artefaktes bekam desto potenter konnte er sein Artefakt erschaffen.
Alleine die Tatsache der Dicke und Vielfältigkeit des Materials welches der Kristall vor uns mit dem Zauber durchdrang war mehr als nur beeindruckend.
"Nichts, meine Freunde, nichts kann das Magnum Opus des Weltenbrandes noch aufhalten — außer meinem Willen oder meinem Tod. Sagt mir, nachdem ihr so weit gekommen seid: Wie glaubt ihr, meinen Triumph verhindern zu können?"
Offensichtlich, sehr zu meiner Erleichterung schienen die Anwesenden Heshthotim und auch der Stab der Tausend Augen, der als direktes Artefakt Tyakra´mans gelten musste, nicht auf die Artefakte meiner Freunde, also Ghors und Telas Ring zu reagieren, welche ja seit unserem Zusammentreffen mit diesem dunklen Elfen Eindeutig von der Kraft des Namenlosen korrumpiert waren.
Ich wagte es offen zu bezweifeln das der Einfluss Galottas soweit reichte dass er seine Heshthotim würde zurückhalten können, wenn deren wahrer Herr der Präsenz des Namenlosen gewahr wurde, und sei diese auch nur in zwei relativ kleinen Artefakten, die zum Glück nicht aktiviert waren, hinterlegt.
In diesem Moment kam mir der erschreckende Gedanke dass die Aktivierung dieser Artefakte mit zum Plan gegen Galotta gehören mochten.
„Gar…“ vernahm ich Telas Stimme laut und klar, als plötzlich mehrere Dinge gleichzeitig zu passieren schienen.
Ein Schwanken und das Knirschen von Metall ging durch die Festung und traf mich so unerwartet das ich mich auf einem Knie wiederfand.
Aber Galotta konnte von meiner scheinbaren Ehrbezeugung keine Notiz nehmen da seine Aufmerksamkeit etwas anderem galt, welchem ich nun ebenfalls meine Aufmerksamkeit widmete.
Vor dem Thron Galottas war ein halb durchscheinendes Immaterialis-Bild von Leonardo erschienen, welches deutlich zeigte dass er mit Öl und Dämonengalle beschmiert war.
„Was gibt es?“ schnarrte Galotta verärgert.
„Euer Kaiserliche Majestät, ich muss euch leider mitteilen, dass Kholak-Kai abstürzt und dass Euch die Heshthotimgarde verlassen wird.“
„Was? Warum?“ donnerte Galotta.
„Weil ich es so geplant habe, verdammter Dilettant.“ Stieß Leonardo hervor.
Galotta machte zornig Handbewegungen, dann packte Leonardo sich an den Hals um welcher der sich anspannende Gurgulum lag und röchelte „Jeeetzt!“
Dann erschloss das Bild wieder nur um einem düsterrotem, schweren Gas Platz zu machen, dass aus Dutzenden Mündern an den Wänden hervorströmte.
Das Gas legte sich auf die Heshthotim, verklumpte dort, bildete feste Hüllen um diese bis sie gänzlich mit einer Art klebrigem Rußfilm bedeckt schienen, der sie zu Boden drückte wo sie sich in Rauchschwaden auflösten.
Galotta war von diesem Anblick so entsetzt dass er Graf Nemrod erst bemerkte als dieser bereits neben ihm stand und ihn mit einem kräftigen Ruck von seinem Thron uns förmlich vor die Füße schleuderte.
Ich hätte diesem Körper dieser Kraft gar nicht mehr zugetraut, aber dem Gesicht des Grafen nach war es ihm auch nicht leicht gefallen diese Tat zu vollbringen.
Galotta landete mehr als Unsanft auf dem Boden und seine Dämonenkrone fiel von seinem Glatzköpfigen, Scharlachroten Haupt und schlitterte ganz ungebührlich über den Boden.
Für einen kurzen Moment hielt ich die Luft an, die ich erst seit wenigen Sekunden wieder in meinen Körper ließ, nachdem mir klar geworden war das dieses Gas wohl für uns Menschen unschädlich war.
Aber Widharcals Splitter schien sich an dieser Behandlung nicht zu stören.
Ebenso wenig wie es den Stab der Tausend Augen zu stören schien, welcher ebenfalls aus seiner Hand gefallen war.
Ganz im Gegensatz zu Galotta und Graf Nemrod.
Ersterer hatte sich noch im Fallen gedreht, dass er zur Ursache seines gänzlich unkaiserlichen Verhaltens blicken konnte.
Kaum des Grafen Ansichtig geworden ballte Galotta mit Zornesadern am Kopf seine Faust in Richtung des Grafen und dieser brach fast Augenblicklich zusammen, noch bevor er seine flüchtende Bewegung hinter den Thron vollenden konnte.
Nur knapp gefolgt von Galotta, der wenige Sekundenbruchteile später von den Klingen Ghors und den Händen Hakims zu Boden gedrückt wurde.
Galotta war einst erster Hofmagier gewesen, ein Angesehener Vertreter unseres Standes, aber wie viele unseres Standes hatte er die schlechte Angewohnheit in allem was Madas Kräfte nicht lenken konnte etwas Minderwertiges zu sehen.
Er hatte sicherlich ein halbes Dutzend Zauber auf sich wirken, aber ich konnte mir maximal den Armatrutz als direkten Schutz seines Leibes gegen körperliche Einflüsse von außen vorstellen.
Bezüglich aller anderen körperlichen Bedrohungen hatte er sich gänzlich auf seine Heshthotimgarde verlassen.
Für einen Mann wie Galotta war ein normaler Mensch nicht viel mehr wert als seine Fähigkeiten die er besaß, wie Leonardo zum Beispiel.
Aber ein Kämpfer hatte für ihn, der über Dutzende Dämonen verfügen konnte keinen direkten Nutzen und stellte daher nichts dar worüber man sich hatte Gedanken machen müssen.
Ob er nun, da Hakim ihm dieses kleine Fläschchen förmlich in den Mund rammte anderer Meinung war?
Zumindest war Hakim so schlau ihm gleichzeitig die Augen zuzuhalten.
Die wenigsten Zauber konnten gewirkt werden wenn man das Ziel nicht sah und gleichzeitig die Formel nicht sprechen konnte, auch wenn Galotta etwas unverständliches versuchte zu schreien.
Aber es klang nicht im Entferntesten wie eine Formel eines Zaubers.
Als Hakim sich von Galotta löste sprang auch Ghor wieder auf und machte zwei Schritte weg von Galotta, der sich röchelnd erhob und dabei an den Hals griff.
Aber bevor einer von uns wirklich reagieren konnte brach Galotta wieder in die Knie und fiel zur Seite, wie eine groteske Wachspuppe.
Ein krächzendes, gurgelndes Lachen entrann seiner Kehle, als sein Blick ein letztes mal das Bild Gareths im Kristallfenster fixierte.
Dann verstummte er und seine Augen wurden trüb.
Dieses mal berührte mich dieses Bild nur dahingehend dass mir klar wurde dass, trotz aller Fehler die er hatte, ein brillanter Geist seinen Körper verlassen hatte.

Ein schwarzer Schatten fuhr heulend aus seinem Leib in die Höhe und plötzlich schoss ein unglaublicher Schmerz durch meinen Kopf, dessen Ausgangspunkt meine Augen zu sein schienen, welche ich aber, trotz aller Willenskraft nicht zu schlissen vermochte, obwohl ich wusste dass das was ich sah der Grund für diese Schmerzen war, denn dass was ich sah war für einen Sterblichen nicht bestimmt.

Die Seele entstieg flüchtig leicht dem verwelkten Leib, in dem sie über einhundert Jahre lang geweilt hatte.
Sie fuhr flimmernd in die Höhe durch die Massen von Stein und Stahl des Himmelspalastes.
Ungläubig starrte Galotta an sich herab.
Sie hatten ihn sterben lassen, getötet, ermordet.
Dies waren die Kreisläufe des Kosmos und der Weg der Rache, der seinen Anfang nimmt und sein Ende findet.
Fran-Horas und Hela-Horas wollten Gareth zerstören, doch keiner war so weit gekommen wie er.
Als er wieder sah, worauf die titanische Festung in ihrem Fall zusteuerte, grinste Galotta, gluckste und brüllte wie im Wahn.
Er lachte und lachte und lachte.
Etwas zog ihn rauschend in dunklere Mahlströme in die Höhe – so wie einst Fran und Hela.
Als er sah, in welche mahlende und malmende Finsternis seine Seele schwebte, erstarb sein Lachen.
Für immer.
Nach oben Nach unten
 
Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai – Angriff II
Nach oben 
Seite 1 von 1
 Ähnliche Themen
-
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai – Angriff I
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai – Wahrheit
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Versuchung I
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Versuchung II
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Flucht

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Das Schwarze Auge :: Die Abenteuer der Heldengruppe :: Lynias Zeit in der Gruppe-
Gehe zu: