Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Flucht

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Lynia
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BeitragThema: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Flucht   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Flucht EmptySa Dez 26, 2015 5:40 pm

„Zweifel. Ein Saatkorn für Hass, Wut, Zorn, aber auch für falsche Hingabe, trügerische Hoffnung und Vertrauen in die falschen Personen, ein Saatkorn für Verlockungen von Göttern und Dämonen aber insbesondere auch ein Saatkorn für die Angst.“ Auszug aus dem Werk „Angst“ von Archon Megalon.

Ein alter Mann mit grauem langem Bart und grünen Augen war in die Kammer getreten.
Soweit ich es erkennen konnte trug er eine Konstrukteursrobe mit einem aufgenähten Zeichen welches wie eine Darstellung von einem Zirkel, einem Lineal und einem achtspeichigem Rad wirkte. Um seinen Hals hatte er eine Art schwarzes, glibbriges Blutegelwesen gelegt, aber was viel wichtiger war waren die Sachen auf seinen ausgestreckten Händen.
Eines davon war mein Stab.
„Deine Sachen – denke ich … Beeile dich mit dem Anziehen, ich komme in ein paar Minuten wieder.“ Ließ er mich mit spröde klingender Stimme wissen, bevor er die Kammer auch schon wieder verlassen hatte, nicht jedoch ohne die Sachen die er bei sich getragen hatte auf dem Steintisch, der mir seid, ich wusste nicht wie viele Tage oder gar Wochen ich schon in diesem Raum eingesperrt war, obwohl es eigentlich gar keine richtige Türe, die hätte verschlossen sein können zu geben schien, als Lager diente.
Ich war erst wenige Minuten vor dem Erscheinen des Mannes erwacht und ich fühlte mich das erste Mal, seit ich wusste dass es diesen Raum gibt auf eine Art und Weise Wach, wie ich sie in diesem Maße in dieser Kammer noch nicht erlebt hatte.
Auf Grund der Tatsache dass ich gerade über mein volles Potential an Madas Kraft verfügte, ob durch Zufall oder Hesindes wirken, hatte ich sogleich begonnen ein paar Grundlegende Untersuchungen der Kammer durchzuführen.
Schon mein erster Odem hatte die Aussagen des mir immer noch fremden älteren Mannes bestätigt.
Der ganze Raum strahlte eine mir beinahe völlige Fremdartige Magie aus, welche aber in Grundzügen an die Hintergrundstrahlung in dem verlorenen Tempel erinnerte, was die Aussage bezüglich einer Globule außerhalb des eigentlichen Zeitenflusses durchaus bestätigte.
Leider war ich über ein paar grundlegende Untersuchungen, die auch eine mehr als willkommene Abwechslung zu meinen Gedanken der letzten Wachphasen darstellten nicht hinausgekommen, als auch schon dieser alte Mann erschienen war.
Ich trat vorsichtig an den Steintisch, unbewusst befürchtete ich gleich wieder die Stimme des anderen älteren Mannes zu hören, welcher mich seit meinem ersten Erwachen in dieser Kammer beständig besucht hatte um dann festzustellen dass dies hier ebenfalls nur eine Art Traum war.
Aber als sich meine Hand um meinen Magierstab schloss und meine Sinne sich auf die ihm innewohnende Kraft einstimmten wusste ich dass es kein wie auch immer gearteter Traum war. So wie ich spüren konnte über welches Potential an Madas Kraft ich verfügte, so spürte ich die Kraft in meinem Stab, auch wenn ich klare Lücken in ihm spürte, dort wo die nun leere Matrix der beiden Memorans lagen, aber auch wo zwei der vier Balsam noch nicht regeneriert waren.
Und plötzlich hatte ich eine Idee, wie ich diesen Raum für mich nutzen konnte, auch wenn mir das Risiko dessen äußerst bewusst war, immerhin konnten auch statt des alten Mannes jederzeit die beiden Fremden Wesen, ich hatte mir irgendwann abgewöhnt sie als Menschen zu sehen, auftauchen, immerhin war ich ja inzwischen wieder soweit regeneriert, dass man mich Madas Kräften berauben konnte.
Aber wie sagte Ghor in solchen Momenten immer? „Manchmal muss man einfach auch mal was riskieren, auch wenn man ein schlechtes Blatt hat. Solange keine Waffen im Spiel sind hat auch Golgari wenig Interesse an einem Rundflug.“
Ich glaubte zwar zu verstehen was Ghor damit zum Ausdruck bringen wollte aber wie er auf diese Formulierung gekommen war hatte sich mir noch nicht erschlossen.

„Sie haben dir Schmerzen zugefügt.“
„Schmerz vergeht.“
„Ich meine nicht körperliche Schmerzen, dass weißt du.“
„Auch andere Arten von Schmerzen vergehen.“
„Nein, tun sie nicht. Sie verblassen vielleicht in deiner Erinnerung, aber sie bleiben immer da.“
„Boron schenkte uns die Gnade des Vergessens.“
„Eine merkwürdige Form der Gnade. An wie viele schöne Momente kannst du dich erinnern und an wie viele schmerzvolle?“
„Vieles was uns widerfährt vergeht in unserem Geist dank Borons Geschenk.“
„Vieles, aber nicht alles und vor allem nicht die Gegebenheiten die wir wirklich gerne vergessen würden. Oder was glaubst du, woher all die Gedanken und Träume kommen, welche du hier schon erlebt hast?“
„Sie sind Illusionen. Bilder welche ihr mir geschickt habt um mich auf eure Seite zu ziehen.“
„Das erstere ist Falsch, deine zweite Aussage ist richtig. Aber wir brauchen keine Illusionen wenn wir freien Zugang zu deinem Geist, deinen Erinnerungen, deinen Gedanken, deinen Ängsten und Hoffnungen, deinem Schmerz und deinen Wünschen haben. Oder was glaubst du woher wir sonst wissen, wo du wie aufgewachsen bist, dass du deine Ausbildung in Punin absolviert hast und was dir all die Jahre so widerfahren ist?“
„Aber all die Situationen, die Gespräche bei denen ich nie persönlich dabei war, die könnt ihr nicht aus meiner Erinnerung haben.“
„Nein. Aber es sind Teile der Erinnerung wie du sie dir vorgestellt hast, wie es hätte sein können. Es sind aber auch Erinnerungen von Menschen die unserem Herrn näher stehen als sie es teilweise selber ahnen und manche von ihnen stehen gar willentlich an seiner Seite.“
„Das ist eine weitere Lüge.“
„Ich habe es nicht nötig zu Lügen.“
„Aber all das ist Vergangenheit. Ich habe jetzt Freunde, wirkliche Freunde an meiner Seite.“
„Freunde die dich ausnutzen.“
„Nein, das tun sie nicht.“
„Bist du dir sicher?“

Mein erster Griff galt meinem Stab, mein zweiter meiner Umhängetasche.
Ich spürte dass wohlige Gefühl des leichten Drucks auf meiner Schulter über welche der Riemen meiner Umhängetasche hing und als ich meine Tasche umgehängt und eine Hand frei hatte griff ich nach dem länglichen dreckverkrusteten Etwas, von dem ich mehr spürte und hoffte dass es Araschar war als das ich es wusste.
Aber ich wagte es nicht den Dreck auch nur ein Stück weit zu entfernen um den goldenen Glanz der Waffe frei zu legen. Ich spürte dass es Araschar war, so wie ich spürte dass ich meinen Magierstab in der Hand hielt auch wenn die Gefühle unterschiedlicher kaum hätten sein können.
Ich spürte dass Madas Kraft stark in mir war und ich war bereit den nächsten Schritt zu wagen.
Was immer mich die letzten, was auch immer an Zeit vergangen war, daran gehindert hatte diese Kammer zu verlassen, nun war es weg und ich trat auf den einzigen Ausgang aus dieser.
Aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, nicht alleine zu sein, auch wenn außer mir niemand in der Kammer gewesen war, auch nicht auf magische Weise verhehlt, wie mir ein schneller Odem gezeigt hatte.

„Ah, ihr seid schon fertig. Sehr gut. Kommt, ich bringe euch aus der Festung.“ Der Mann eilte einige Schritte weiter zu einer obszönen Dämonenfratze und drückte auf ihre Zunge. Rumpelnd öffnete sich ein geheimer Gang, aus welchem Schwefeldünste waberten.
Aber all das bekam ich nur am Rande mit.
Der Großteil meiner Aufmerksamkeit lag auf der schwarzen Gestalt, welche den Mann begleitet hatte.
„Ghor.“ Bevor ich wusste was ich tat hatte ich meinen Freund angesprungen, im wahrsten Sinne des Wortes und krallte mich mit Händen und Füßen an ihn und drückte ihn so fest dass ich für einen Moment Angst bekam dass ich ihm wehtun könnte.
Seine Erwiderung der Umarmung fiel viel Gefühlvoller und Vorsichtiger aus und er sorgte auch dafür dass ich nicht einfach von ihm abfiel sondern er setzte mich sanft auf den Boden, als ein „Schnell, der Mechanismus schließt sich gleich wieder.“ des alten Mannes mich wieder zurück in die Realität brachte.
Zumindest Ghor lebte und alleine das war schon Grund zur Freude und Hoffnung. Dann bestand auch Hoffnung Tela, Hakim und Grauschnauz lebend wiederzusehen.
Wir folgten dem alten Mann durch mehrere verschiedene kleine, gestauchte dunkle und schmierige Gänge, die teils mechanisch, teils wie gewachsen wirkten.
Mehr als einmal mussten wir mehr als nur vorsichtig auf Zehenspitzen mit großen Schritten durch Ansammlungen von Pfützen stelzen, welche aus ätzendem Vitriol bestanden, was durch einen kleinen Streifen meiner Robe, der schon die ganze Zeit auf dem Boden schleifte rasch bestätigt wurde.
In anderen Abschnitten mussten wir darauf achten nicht irgendwelche merkwürdigen Fühlerwurzeln zu berühren, welche aus dem Gestein herauswuchsen, auch wenn wir dafür dass ein oder andere mal nicht nur auf allen vieren sondern stellenweise sogar auf dem Bauch weiterkriechen mussten. Und die ganze Zeit war aus der Ferne metallisches Knirschen, Schreie und rhythmisches Stampfen zu vernehmen.
Zumindest konnte mir Ghor in einer kurzen Pause, in der unser Führer zu überlegen schien wo der Weg weiterführte glaubwürdig erläutern dass er davon ausging dass Tela und Hakim nicht innerhalb dieses Gebildes gefangen gehalten wurden.
Das war eine mehr als erfreuliche Aussage welche meine schon vorhandene Hoffnung tatsächlich nochmal steigerte.
„Hier lang … nein dort.“ Der alte Mann kam uns aus dem Gang, welchen er schon ein paar Schritte hinuntergeeilt war, er wirkte angenehm begehbar wieder entgegen und führte uns in einen anderen Gang, in welchem wir schon nach wenigen Schritten wieder in den unmöglichsten Verrenkungen diesen Fühlerwurzeln ausweichen mussten, was bei Ghor irgendwie immer so einfach und leicht aussah.
Plötzlich blieb der Mann stehen. „Ach, der erste wäre doch richtig gewesen. Egal, wir müssen weiter und uns beeilen. Ich weiß nicht, wie lange der Dämon noch schläft.“ Der Mann deutete auf das Blutegelähnliche Gebilde um seinen Hals.
Das sollte ein Dämon sein? Ich musste unbedingt näher ran, am besten wenn die Lichtverhältnisse etwas besser waren.
„Er kontrolliert mich im Auftrag Galottas.“ Fuhr der Mann fort, während er seine Geschwindigkeit, kaum dass der Weg etwas freier wurde merklich erhöhte. Er bewegte sich mit einer für sein alter überraschenden Sicherheit. „Und er wird mich irgendwann töten.“
Bevor einer von uns beiden reagieren konnte ließ uns der Mann mit einem Handzeichen stehenbleiben. Mit einer weiteren Geste, einem Finger auf seinem Mund zeigte er uns, dass wir leise sein mussten und als er sich bückte und vorsichtig durch einen Durchgang schlüpfte wurde sogar mir klar, dass wir wohl nicht mehr alleine waren, zumindest nicht in unmittelbarer Nähe.
Kurz darauf war ich ebenfalls auf der anderen Seite des Durchgangs und befand mich auf einer breiten Promenade wieder, mit ungehindertem Blick auf eine Gruppe schwer bewaffneter und gerüsteter Personen, die keine zwanzig Schritt von uns entfernt zusammenstanden und gerade irgendwelche Kampfmanöver besprachen. Zumindest vollführten sie die gleichen Hand- und Körperbewegungen wie Ghor und Hakim es immer taten, wenn sie von einem Kampf erzählten.
Erfreulicherweise schien unser Führer nur wenige Schritt weiter durch einen anderen Durchgang wieder von der Promenade geschlüpft zu sein, denn ich sah Ghor ebenfalls in diese Richtung schleichen und beeilte mich, ihm hinterher zu kommen.
Durch die Öffnung geschlüpft sah ich, wie der alte Mann schon weiter wollte, aber mit einer Handbewegung gab ich ihm zu verstehen, dass ich eine kurze Pause brauchte. Ich wollte mich nicht hinsetzen, aber ich musste mich einfach kurz an die Wand lehnen und tief durchatmen.
„Wie kommt es eigentlich dass Ihr euch hier so gut auskennt?“ hörte ich Ghors Stimme durch das rasseln meines Atmens.
„Wie?“ hörte ich den alten Mann überrascht fragen. „Na, ich habe dieses Monstrum gebaut. Kholak-Kai, die Stad der Vernichtung.“ Ich konnte den Stolz in der Stimme des Mannes vernehmen und bei Ingerimm, ich verstand ihn beinahe ein wenig. Ungeachtet aller Umstände, dieses Gebilde an sich war eine Meisterleistung, in magischer wie in bautechnischer Hinsicht.
„Und Ihr seid?“ Ghors Stimme klang erschöpft. Ich wusste nicht wie es ihm ergangen war, hier innerhalb Kholak-Kais. Äußerlich sah er überraschend gesund aus, aber das tat ich wohl, wenn man mal von meiner Robe und meinen Haaren absah auch.
„Leonardo den Mechanicus nennt man mich. Seit vielen Jahren bin ich nun Sklave für Galotta und bastle Meisterwerke für ihn. Er will zerstören – und darum zerstören sie in Vollendung. Ich könnte alles bauen.“ Die letzten Worte hatte Leonardo fast geschrien, aber sich dann eines besseres besonnen und sie nur wütend vor sich hingemurmelt.
Ich wollte nicht dass diese Situation in Richtungen lief die uns im Moment mehr schaden als nützen würden also gab ich zu verstehen, dass wir weiter konnten, auch wenn ich mich nicht so fühlte. Bei Firun, wie lange war ich wirklich auf diesem Tisch gelegen ohne mich wirklich zu bewegen?
Erfreulicherweise gab uns Leonardo kurze Zeit später schon wieder zu verstehen, dass wir stehen bleiben mussten.
„Ein Gargyl. Er scheint zu schlafen, soweit man von so etwas bei diesen Wesen sprechen kann. Wir müssen jetzt ganz vorsichtig sein, ihn zu umgehen würde zu lange dauern.“
„Ich mach das.“ Plötzlich lag in Ghors Stimme wieder Kraft und Energie, von der ich nicht mal zu träumen wagen konnte, dass ich sie aufbringen könnte.
Erleichtert sah ich zu wie Ghor seine Haumesser zog und um eine Ecke schlich, während ich mich wieder an die Wand lehnte und nach Atmen rang. Zaubern war anstrengender als es sich klein Alrik immer vorstellte, auch wenn ich persönlich einen körperlichen Kampf als körperlich anspruchsvoller empfand. Aber trotzdem verlangte der Einsatz von Madas Kräften auch dem von Tsa geschenkten Körper etwas ab und ich hatte noch nie in meinem Leben so viel von Madas Kraft in solch kurzer Zeit verbraucht, wenn man es so nennen konnte wie hier in dieser Kammer von Kholak-Kai. Und nun plötzlich diese körperlichen Anstrengungen, dass schleichen, die Verwindungen des Körpers um diesen Wurzeln auszuweichen, dass ausweichen vor diesen Vitriolpfützen, die kurzen Sprints immer wieder wenn eine Öffnung nur für ein paar Sekunden offen blieb.
Fast sehnte ich mich auf meinen Steintisch zurück.
Aber ich verwarf diesen frevlerischen Gedanken sofort wieder. Ich konnte guter Hoffnung sein, auf dem Weg in die Freiheit zu sein, da konnte man auch mal körperlich ein wenig leiden. Es war ja nicht das erste Mal, wie ich mich zu erinnern vermochte.
Eine Bewegung im Augenwinkel ließ mich aufblicken und ich sah Ghor im Durchgang stehen, wie er uns zuwinkte. Mit weniger Enthusiasmus als angebracht drückte ich mich von der Wand ab und machte mich daran, ihm zu folgen.
Wenn dieser Dämon um Leonardos Hals wirklich jederzeit aufwachen konnte, wobei ich mir die Frage stellte warum ein Dämon eigentlich schlafen sollte, wieso schien es dann so, als ob er uns mehr oder weniger ungezielt durch dieses Gebilde führte.

Irgendwann nach weiteren Wurzeln, Pfützen, Wachen, Türen, Fallen, zumindest warnte uns Leonardo vor irgendwelchen Fallen die er nur kurzzeitig entschärft hatte auch wenn ich nie etwas erkennen konnte und sonstigen Bediensteten, denen wir auswichen oder vor denen wir uns versteckten stand der Mechanikus wieder einmal vor einer Dämonenfratze, welche hier wohl ein mehr als beliebtes Motiv für Türähnliche Verschlüsse von Durchgängen war und ich stellte mich auf ein weiteres Miasma an Schwefeldampf, welcher hier so verbreitet wie normale Luft zu sein schien ein.
Aber völlig überraschend strömte aus der Luke, welche Leonardo geöffnet hatte frische Nachtluft.
Was für ein unglaublicher Genuss so ein bisschen klar Luft sein konnte.
Auf der anderen Seite der Luke erkannte ich dass wir uns an einer Seite der Festung befanden, in einem gewachsenen Spalt mit Holzverschalung, wie ich im Lichte Madas erkennen konnte.
Im gleichen Licht sah ich unter uns die Flüsse Dergel und Gernat glitzern aber auch die Überreste dessen was Wehrheim gewesen war welche nun zu großen Teilen immer noch in Flammen standen.
Ohne dass ich es verhindern konnte gaben meine Füße unter mir nach.
Aber bevor ich richtig fallen konnte hielten mich Ghors Hände fest und aufrecht.
„Ein schlimmer Anblick, ich weiß.“ Hörte ich seine Stimme wie durch einen Schleier.
Ich vermutete seine Aussage bezog sich auf das brennende Wehrheim. Aber das war es nicht gewesen, was mich so getroffen hatte, ich hatte die ersten Ausläufer dieses Aktes der Zerstörung ja schon auf meinem Weg in Richtung Kholak-Kai gesehen und mir inzwischen vorstellen können, wie das ganze hatte Enden müssen.
Nein, was mich so getroffen hatte war die Tatsache dass es allem Anschein nach erst der Abend beziehungsweise die Nacht nach der Schlacht war, also noch nicht einmal ein Tag vergangen war, den ich in dieser Kammer verbracht hatte.
Ein Tag, der für mich wie Tage vorgekommen war, wenn es nicht sogar ganze Wochen gewesen waren.
Ein krankes krächzen ließ meinen Blick in den Himmel gleiten wo gleich darauf nur etwa zwei Dutzend Schritt entfernt ein glühender Irrhalk vorbeirauschte, welcher uns aber, Phex sei Dank, wohl nicht bemerkt hatte.
„Nehmt die hier und verschwindet!“ flüsterte Leonardo mit drängender Stimme und bracht meinen Gedanken zurück. Der Mechanikus deutete auf einige auf Holzstäben gespannte Lederstücke, die wie Fledermausflügel aussahen. „Schnallt sie um und springt. Ihr könnt damit nicht fliegen, aber sie werden euren Fall bremsen – hoffe ich, denn ich konnte sie noch nicht ausprobieren. Ach was, ich verrechne mich niemals.“
Ob es die Zuversicht in der Stimme Leonardos war oder die Unabwendbarkeit der Ereignisse, ich kam noch nicht einmal auf die Idee zu protestieren, statt dessen galt meine ganze Konzentration den seltsamen Konstrukten, welche Leonardo nun zu uns herüberhievte.
„Kholak-Kai regeneriert sich, wird aber in fünf Tagen Gareth erreichen. Die Festung hat schon so viel Leben getötet. Ihr müsst die Stadt warnen, Vorbereitungen treffen. Sie darf das Magnum Opus nicht noch einmal ausführen. Ihr müsst die Festung vorher stürmen, bis zum Raum der Rache vordringen und Galotta töten, das ist der einzige Weg. Dann wird das Magnum Opus unmöglich werden und die Festung auseinanderfallen. Wenn ihr ein Fluggerät braucht, sucht in Gareth bei der Zunft der Mechaniker meinen einstigen Assistenten Nestel und fragt ihn `Wo ist der Adler gelandet?´ Versteht ihr? Es gibt Wege durch die Festung, die … aargh.“
Plötzlich krümmte sich Leonardo und fasste sich an den Hals, beziehungsweise an das Gebilde welches um diesen herum geschlungen war. „Er wird aufwachen! Geht! Jetzt.“
Mit einem keuchenden Sprung stürzte sich Leonardo wieder in das Innere der Festung und die Dämonenfratze schloss sich wieder hinter ihm und ließ mich und Ghor mit diesen Gebilden alleine.
„Na dann wollen wir mal Gareth warnen.“ Ghors Stimme lenkte meinen Blick von der verschlossenen Luke zurück zu dem Konstrukt vor meinen Füßen. Ghor hatte sich eines der Gebilde schon auf den Rücken geschwungen und war durch Riemen, ähnlich wie bei einem Rucksack geschlüpft.
Aber es gab noch viel mehr Riemen als nur welche für die Schultern.
Ein Satz Riemen war offensichtlich für die Brust und den Bauch gedacht und ein weiterer für die Schenkel und ein Satz Riemen schien für die Oberarme zu sein, während man mit seinen Händen wohl Schlaufen an den Ausläufern der Schwingen halten konnte.
„Möchtest du auch, oder fliegst du als Rabe hinunter?“ Ghor hatte das Gestell, welches wohl für mich bestimmt war vor sich auf den Boden gestellt und hielt es fest.
„Zusammen, oder gar nicht.“ Ich versuchte meine Stimme fest und aufrichtig klingen zu lassen, aber ich hörte selber, dass es mir nicht gelungen war.
Wie hätte es auch.

„Sie haben dich bei den magischen Metallen des Hochelfen betrogen.“
„Nein, wir haben gerecht geteilt. Jeder bekam so viel wie er tragen konnte und die anderen waren so lieb und haben für mich zusätzlich etwas mitgenommen.“
„Aber sie haben dir nicht alles gegeben, was für dich gewesen wäre.“
„Ich war zufrieden mit dem was ich hatte.“
„Was hast du aus der versunkenen Stadt der Hochelfen für dich mitnehmen können? Ein jeder deiner sogenannten Freunde hat etwas gefunden, etwas mitgenommen, nur du gingst leer aus.“
„Es gab dort zu vieles. Ich konnte mich nicht entscheiden und letztlich mussten wir fliehen. Es war einfach nicht genug Zeit.“
„Deine Freunde hatten auch genug Zeit. Die Hochelfe hat dich Betrogen. Sie hat dich ausgenutzt, genau wie deine Freunde. Ohne dein Wissen wären sie im Limbus verschollen geblieben.“
„Wir wären alle im Limbus verloren gewesen wenn wir nicht zusammen gearbeitet hätten.“
„In dem verhehlten Tempel wären sie ohne dein Wissen über die Götter verloren gewesen.“
„Ohne mich wären sie nie in diesen Tempel gelangt.“
„Auf der Suche nach dem Hesindediener an diesem Fluss, was glaubst du wie oft sie sich da gewünscht hatten dass du nicht dabei wärst?“
„Vermutlich nicht so oft wie ich.“
„Was glaubst du was passiert wäre wenn sie im Dschungel Richtung Al´Anfa erfahren hätten was du wirklich vorgehabt hattest um die Wilden zu vertreiben?“
„Sie haben es nicht erfahren und haben nie gefragt.“
„Du hast diesen dir völlig fremden Mann gerettet und dabei dein eigenes Leben riskiert.“
„Ganz so kritisch war es nicht. Zumindest nicht bei mir.“
„Du hast einen Teil deiner Bindung zu Madas Kraft gegeben um diesen Mann zu retten.“
„Sein überleben schien meinen Freunden wichtig.“
„Und wie haben sie es dir gedankt?“
„Er hat überlebt. Ist das nicht dank genug?“
„Als diese Tela plötzlich ganz dringend auf eine lange, gefahrvolle Reise musste bist du ihr ohne zu zögern gefolgt.“
„Sie hat das gleiche zuvor schon viel öfter für mich getan.“
„Aber du hast sie dabei immer als Freundin behandelt. Sie hat dich während all der Reise kaum beachtet.“
„Ich habe auch nicht erwartet dass ich ihr mehr bedeute als ihre Mutter.“
„Bei dem Kampf um die Festung Greifenwacht wäre ohne deine Zauber vieles anders gekommen. Auch hier war dein Beitrag eine Selbstverständlichkeit.“
„Natürlich war er das. Alleine der Gedanke dass ich für Ghor das kämpfen hätte übernehmen müsste. Nein, jeder sollte das tun wozu ihn die Götter berufen haben.“
„Die Elfen der Salamandersteine haben dich geduldet, mehr nicht. Menschen sind ihnen unangenehm. Aber Menschen die Magie auf die Art wirken wie Gildenmagier es tun sind ihnen fast schon ein Gräuel.“
„Und trotzdem haben sie mich in ihrer Mitte geduldet.“
„Du alleine hast Brins Leichnam vor dem Zugriff Rhazzazors bewahrt, aber alle haben den Lohn bekommen.“
„Wir haben in dieser Nacht mehr als nur den Leichnam des Königs beschützt.“
„Ja, aber nur dir wurde die Belohnung beschnitten.“
„Das ist ein gültiges Gesetz, von der Kirche des Praios in dieser Form bestätigt.“
„Das ist die blanke Angst vor etwas was sie nicht verstehen, weil diese Gabe nicht wie ein Adelstitel einfach innerhalb der Familie weitervererbt werden kann sondern auch einem kleinen Mädchen in einem Waldweiler in Nostria zukommen kann. Sie können es nicht kontrollieren, und davor haben sie Angst.“
„Meine Freunde haben das nicht.“
„Nein, deine Freunde haben schon längst erkannt was sie an dir haben. Ein kleiner Balsam da, wenn man mal wieder beim Waffentraining zu viel nebenher getrunken hat. Jemand der grundsätzlich einen Großteil der Zeche zahlt, weil trotz aller Klugheit das Verständnis von Ware und Wert fehlt. Jemand der einem mit Wissen in Etikette in höheren Kreisen beisteht. Jemand der sich mit den Gesetzten soweit auskennt das man nicht gleich beim einritt in eine Stadt negativ auffällt, weil man alle Waffen offen trägt. Jemand der sich in mannigfaltigen Wissensgebieten und Sprachen auskennt und der sich auch noch freut, wenn man diese Ausnutzen darf. Jemand der einem Geld einbringt, nur weil man mit ihm reist.“
„Sie sind meine Freunde. Keiner von ihnen ist ohne Fehl, ich am allerwenigsten. Und ich zahle ihnen kein Geld nur damit sie mit mir reisen. Wir reisen aus freien Stücken zusammen.“
„Du bist die einzige die regelmäßig zu den Zwölfen betet und wann und wo immer möglich eines ihrer Häuser aufsucht.“
„Die anderen gedenken der Götter eben auf ihre Art und Weise.“
„Und wie Gedenken die Götter einer solchen Dienerin wie dir?“
„Durch Freunde wie ich sie habe.“
„Bist du dir sicher?“

Ghor war so freundlich und half mir nicht nur beim Aufziehen des Konstruktes sondern auch bei der Befestigung der Riemen, wobei er bei den Riemen für die Schenkel besonders gründlich war, immerhin waren es die einzigen im Bereich der Beine, wie er mir unnötigerweise erläuterte.
Meine Umhängetasche hatte ich mir über den Rücken geschwungen und abschließend ließ ich mir von Ghor dort auch Araschar und meinen Stab hineinschieben, das Risiko einen von beiden oder beides zu verlieren erschien mir nun, nachdem ich sie so überraschend wieder bekommen hatte zu Groß und ich konnte mit meinen Händen eben nun mal nur eine solche Schlaufe richtig greifen oder eben meinen Stab oder Araschar. Zusätzlich ließ ich ihn mit meinem Brusttuch beides, so gut es eben ging, mit festbinden. Ghor überprüfte nochmal alle meine Riemen ganz genau, besonders die doch sehr provisorische Sicherung mit meinem Brusttuch, dann nickte er zufrieden und widmete sich seinem Konstrukt.
Ich beobachtete ihn vorsichtig. Wenn er die Unsicherheit in meiner Stimme gehört hatte ließ er es sich nicht anmerken. Oder er machte sich nichts daraus, was es auch nicht besser machte.
Die Gespräche waren nie drängend gewesen.
Nie fordernd.
Nie herablassend.
Ich hatte immer das Gefühl gehabt wie wenn ich ein Vollwertiger, Gleichberechtigter Gesprächspartner war. Ein Gefühl, welches ich nur wenige male an der Akademie erlebt hatte und die meisten davon erst in meinen letzten drei Jahren im Zusammenhang mit Philosophischen oder magischen Gesprächsthemen mit anderen, schon anerkannten Magiern.
Die Gespräche mit meiner einzigen Freundin an der Akademie zählte ich nicht dazu, die waren immer etwas ganz besonderes gewesen.
Sie war weder in meinen Träumen aufgetaucht noch war sie in den Gesprächen je erwähnt worden.
Ich wusste nicht ob mich dieser Umstand nun glücklich oder traurig machen sollte.
„Na dann.“ Ghors Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Er war schon an den Rand des Spaltes getreten und seine Hände griffen fest die dafür vorgesehenen Schlingen.
Im Dämmerlicht des Mondes konnte ich nicht erkennen was er mit seiner Ausrüstung getan hatte aber da ich nichts auf dem Boden liegen sah hatte er wohl eine Möglichkeit gefunden.
„Da Golgari sich heute wohl schon mehr als nur fett gefressen haben dürfte bin ich mir sicher dass wir uns in kürze wohlbehalten unten sehen.“ Mit einem lauten „Noon hudie Boron!“ ließ sich Ghor nach vorne fallen, was mich erschrocken einen Schritt nach vorne machen ließ.
Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Erst diese mehr als anzügliche Bemerkung über einen Diener Borons, dann sein, offensichtliche Verballhornung meines Spruches zur Aktvierung der Balsam Salabunde meines Stabes oder war es ein gut gemeinter Versuch gewesen mir mit einem „Nicht heute Boron!“ auf Bosparano Mut zu machen und letztlich sein Mut sich wirklich einfach fallen zu lassen.
Ich sah ihn schon etliche Schritte unter mir und da ich nicht wusste ob und wenn ja in wie weit man dieses Teil auf meinem Rücken steuern konnte und ich eigentlich nicht vor hatte erst doch lebend unten anzukommen nur um dann keine Ahnung zu haben wo Ghor gelandet sein könnte trat ich mit einem richtig ausgesprochenen „Non hôdie, Boron“ einen letzten Schritt nach vorne in die Leere.

Die Luft war frisch, beinahe schon kalt und der Flugwind zerrte an den Lederlappen welche das Holzgeschirr auf meinem Rücken bedeckten.
Ich hatte erneut einen, wenn auch nun durch das fehlende Tageslicht deutlich weniger detaillierten Überblick über die Landschaft und Wehrheim unter mir.
Den Bränden die überall zu sehen waren und dem was ich im Mondlicht und dem flackernden Schein des Feuers von Wehrheim erkennen konnte nach zu urteilen konnte ich meine Sichtung bezüglich des Ausmaßes des Magnum Opus nicht verifizieren.
Es war schon vorbei.
Aber der Magier in Gareth hatte erfreulicherweise auch den zweiten modifizierten Memorans so gut in meinem Stab verankert gehabt dass ich mit dem eingeprägten Bild welches ich beim Aufstieg mit dem Gargyl eingeprägt hatte sicherlich eine ausreichend ansprechende Bewertung erstellen könnte. Daher ließ ich meinen Blick über die Gegend schweifen um vielleicht doch noch etwas zu erkennen was mir bei meinem späteren Bericht helfen könnte aber inzwischen war Dere mir schon so nahe gekommen dass ich über dem ein oder anderen größeren Feuer schon auf Grund des Lichtes welches das Feuer gab den Rauch erkennen konnte, welcher bis dahin im Hintergrund der dunklen Nacht auf Grund der Entfernung nicht sichtbar gewesen war.
Dies war nun bei leibe nicht das erste Mal das ich flog.
Ich hatte mir den Adlerschwinge auch für die Rabengestalt beigebracht und dieses Zauber schon öfter gebraucht als die meisten anderen Zauber die ich noch kannte und dabei die Gelegenheit auch jedes mal genutzt und mich als Rabe dann auch in die Luft begeben.
Damit gehörte ich vermutlich zu dem verschwindend geringen Teil Menschen der in seinem Leben schon einmal geflogen war.
Sicher, nicht nur der Volksmund ging davon aus das jede Hexe auf einem Besen oder einem anderen Gegenstand fliegen konnte, und auch den Geschichten aus den Ländern der Tulamiden über Magiebegabte die auf einem Teppich flogen lag eine realistische Grundlage vor, aber das hieß nicht dass jede Frau mit roten Haaren eine Hexe war und jede Maga oder jeder Magier von jenseits des Raschtulswall einen fliegenden Teppich besaß. Auch der Adlerschwinge war jetzt nicht unbedingt ein Zauber welcher an jeder Akademie im Grundlehrplan hinterlegt war. Selbst in Punin konnte er nur auf freiwilliger Basis im Selbststudium erlernt werden, was meinem Wissen nach außer mir und meiner Freundin niemand genutzt hatte.
Andererseits ging mit der Wahl einer Vogelgestalt für den Adlerschwinge auch die Bereitschaft einher sich tatsächlich auch wie ein Vogel in der Luft bewegen zu wollen und das war eine Hemmschwelle die, wenn auch bei vielen vermutlich eher unterbewusst durchaus vorhanden war.
Zum einen hatten die Götter dem Menschen die Möglichkeit zu fliegen untersagt, sonst hätten wir Flügel zusätzlich zu unseren Armen oder anstatt der Arme, und dies mochte durchaus, vor allem für die Collega der rechten Hand, ein durchaus ernsthafter Grund sein diesen Zauber nicht in einer Vogelgestalt zu erlernen, wenn es denn überhaupt eine Option war die von den Göttern gegebene Gestalt willentlich zu ändern und damit zum Ausdruck zu bringen dass man mit den Möglichkeiten, welche die Götter diesem Leib gegeben hatten nicht zufrieden war.
Zum anderen gab es mehr Collega als man denken würde welche sich noch nicht einmal wirklich auf eine Leiter trauten um aus einem höheren Regal ein Buch zu holen. Für selbige war vermutlich alleine schon die Vorstellung einer körperlichen Gestalt welche fliegen konnte so grausig dass sie es gar nicht erst versuchten.
Für mich galt weder das eine noch das andere.
Mit Höhe hatte ich keine Probleme und mit den Zwölfen fühlte ich mich auch im reinen.
Ich hatte keine Gestalt gewählt welche es mir erlaubte anderen Menschen wirklich zu Schaden. Sicher, ich konnte als Rabe jemandem auf den Kopf haken, was sicherlich weh tun würde, aber ich konnte auch als Mensch mit meinem Stab jemandem auf den Kopf schlagen. Ich hatte auch viele Stunden im Borontempel im Stillen Gebet verbracht und im Gespräch mit den Geweihten des Boron meine Wahl bezüglich der Rabengestalt erläutert, immerhin hatte ich die Gestalt des dem stillen Gott heiligen Tieres lernen wollen, aber auch wenn man jetzt nicht in Jubel ausgebrochen war, bei Borongeweihten ja nicht wirklich verwunderlich, so hatte man mir doch auf Grund meiner Beweggründe zu verstehen gegeben dass ich diese Form erlenen sollte, wenn es mein Wunsch sei, was es ja gewesen war. Und letztlich war der Spruch offiziell im Codex Albyricus aufgeführt, was bedeutete dass er von allen drei Gilden, sogar von der Weißen Gilde, als der Ordnung nicht widersprechend eingestuft worden war und seine Anwendung, so durch diese keine anderen Kulturschaffenden Wesen geschädigt wurden in Ländern welche den Codex Albyricus anerkannt hatten nicht unter Acht und Bann stand.
Fliegen in der Gestalt eines Raben hatte für mich immer etwas Befreiendes.
Dere unter sich lassen, auf Wegen von einem Punkt zu einem anderen zu gelangen, die einem mit normalen Beinen nicht möglich war, Dere zu sehen wie es kaum einem anderen Kulturschaffendem Wesen gegönnt war.
Die Elfen waren bezüglich der Verbreitung dieses Zaubers und seiner Anwendung meines Wissens nach Offener, wohingegen ich mir auch mit viel Phantasie nicht vorstellen konnte dass seine Spektabilität Foslarin auch nur einmal daran gedacht hatte diesen Zauber, egal in welcher Form zu lernen.
Daher war es jedes Mal wirklich etwas ganz besonders für mich die Landschaft, die Menschen und einfach die Schöpfung der Götter auf diese Art und Weise neu zu entdecken.
Mit ein paar kräftigen Flügelschlägen konnte ich mich so hoch schwingen dass die Menschen alle gleich wurden, so wenig Einzelheiten konnte man ab einer gewissen Höhe bei ihnen noch erkennen, dann konnte ich mich wieder mit dem Wind, der durch meine Federn strich langsam und in Bögen nach unten gleiten lassen und interessiert beobachten wie immer mehr Detail zu erkennen waren. Da waren am Anfang alle Häuser nur eine Ansammlung von kleinen Geometrischen, meist Viereckigen Formen in unterschiedlicher Größe und ein paar wenigen farblichen Unterschieden. Dann wurden die Größenunterschiede deutlicher und man konnte auch eher die Form der Dächer erkennen sowie deren Bedeckung bis man schließlich kurz vor der Landung die einzelnen Ziegel oder Strohbahnen erkennen konnte. Und die ganze Zeit strich einem dabei der Wind sanft durch die Federn und mit leichtem einlenken der Flügel ließ sich problemlos die Richtung ändern.
Das war eine der besten Eigenschaften des Adlerschwinge.
Man verwandelte sich nicht nur in das erlernte Tier, man wurde es förmlich. Ich war nicht einfach eine Menschenfrau in der Gestalt eines Raben, ich war ein Rabe mit meinem Verstand. Ich musste nicht erproben und erforschen wie ich die Gestalt nutzen musste, ich konnte alle Möglichkeiten dieser Gestalt nutzen wie ich als Menschen gehen und meine Hände nutzen konnte. Ja, manchmal musste ich auch den tierischen Instinkten dieser Gestalt ernsthaft widerstehen, das war der Nachteil an der so ursprünglichen tierischen Komponente des Zaubers, aber dieser Nebeneffekt war nicht so dramatisch dass es den Genuss als ganzen merklich geschmälert hätte.
Ein Windstoß brachte mich aus der Bahn und ins Trudeln und schlagartig wurde ich mir wieder der Tatsache bewusst dass ich nicht als Rabe meine Bahnen zog und kontrolliert und langsam Richtung Dere glitt sondern in meiner menschlichen Gestalt an einem Holzgestell mit Lederbezug hing und im Moment mehr fiel als glitt.
Schon jetzt konnte ich die einzelnen Unterschiede in der Bodenbedeckung erkennen, was für mich ein Zeichen war dass ich dem Boden schon ziemlich nahe gekommen war und ich musste kein Genie sein um zu erkennen, dass ich unter Beibehaltung dieser Geschwindigkeit mit einer Wucht auf dem Boden aufschlagen würde die es auch für meinen Stab schwierig machen würde bezüglich meiner Gesundheit noch etwas zu richten.
Ich versuchte meine Gedanken auf das Gestell auf meinem Rücken zu konzentrieren und dessen Möglichkeiten meinen Fall zu verlangsamen, aber es gelang mir nur schwer bis fast gar nicht. Instinktiv drückte ich meine Beine durch um damit das Gestell auf meinem Rücken besser auszurichten, mit dem Ergebnis dass ich es hinten hochdrückte, was meinen Kopf noch mehr nach unten brachte und meinen Fall noch mehr beschleunigte. Also versuchte ich meine Füße nach unten zu drücken und den Kopf nach oben zu bringen was zwar half mir aber dafür Araschar unglücklich in den Rücken presste, fast wie wenn mir die Waffe stellvertretend zeigen wollte was der Götterfürst von dieser Form der Fortbewegung hielt.
Schon nach wenigen Augenblicken wurde mir klar dass meine Bemühungen nicht wirklich im Verhältnis zu dem von mir erhofften Erfolg standen.
Die Idee mit meinen Armen zu schlagen wurde schon nach den wenigen Fingern gestoppt, welche mir die Schlaufen welche ich mit meinen Händen gegriffen hielt als Spielraum ließen und ob das flattern und rütteln des Gestells sich dadurch merklich veränderte bezweifelte ich auch.
Also zog ich meine Füße noch weiter nach unten und drückte meine Schultern noch weiter nach oben, vielleicht blieb ich bei einem Aufprall auf meinen Füßen doch noch lange genug bei Bewusstsein um zumindest mal den ersten Balsam in meinem Stab zu aktivieren.
Plötzlich bekam ich einen Schlag, zumindest fühlte es sich so an und ich und mein Gestell wurden durch einen Windstoß in eine andere Richtung getrieben. Nur mit äußerster Anstrengung, die meine körperlichen Möglichkeiten um ein Vielfaches zu übersteigen schienen gelang es mir ein weiteres trudeln zu verhindern und ich fiel nur noch beinahe gerade weiter Richtung Boden, wobei ich für einen kurzen Moment das Hoffnungsvolle Gefühl hatte, dass sich die Riemen des Gestells deutlich spürbarer in mein Fleisch schnitten was ich mit einer Verlangsamung meines Falles gleichsetzte, auch wenn ich für meinen Geschmack immer noch zu schnell fiel.
Lange Zeit während des Falles hielt ich die herrschenden Lichtverhältnisse für eine Gnade der Götter, verdeckten sie damit doch indirekt das wahre Ausmaß der Zerstörung unter mir, nun aber, wenige Schritt über dem Boden wünschte ich mir durchaus zumindest ein kleines Feuer in der Nähe welches es mir erlaubt hätte ein wenig genauer zu erkennen wann genau ich damit rechnen konnte auf dem Boden aufzuschlagen um mich darauf einzustellen.
Aber was dann?
Ich hatte Ghor und Hakim das ein oder andere Mal dabei beobachtet wie sie, wenn sie von einer größeren Höhe heruntergesprungen waren sich auf dem Boden abgerollt hatten um damit dem Fall den Schwung zu nehmen. Andererseits hatte ich auch vor allem schon Hakim dabei beobachtet wie er, nachdem er von einem reitenden Pferd gesprungen war erst noch etliche Schritte gelaufen war bevor er sich abgerollt hatte um die Geschwindigkeit aus dem Schwung zu nehmen. Zumindest hatte sich die Grundessenz seiner Erzählungen so zusammenfassen lassen.
Auch diese Option erschien mir durchaus sinnig.
Eine Reflektion auf dem Boden direkt unter mir ließ alle Gedanken abreißen. Ich war gerade über ein Teil einer metallenen Rüstung hinweggeglitten und ich hatte so deutlich erkennen können dass ich mir sofort darüber im Klaren gewesen war das mein Aufprall unmittelbar …
Ein Schlag welchen ich von meinen Füßen bis unter die Schädeldecke spürte durchfuhr mich.
Ohne Nachzudenken hatte ich meine Füße nach unten gerissen, es erschien mir einfach verlockender auf diesen zu Landen als auf dem Bauch und daher war ich dann auch mit diesen zuerst auf dem Boden aufgekommen. Instinktiv versuchte ich weiterzulaufen, verlor aber das Gleichgewicht auf Grund des ungewohnten Gestells auf meinem Rücken und kaum dass ich mich auch nur ein wenig zur Seite geneigt hatte blieb ich mit diesem auch irgendwo hängen, was meine gerichtete Vorwärtsbewegung in eine unkontrollierte Seitwärtsbewegung umleitete.
Ich versuchte noch zu retten was zu retten war und warf mich nach vorne, in der Hoffnung eine zumindest halbwegs geordnete Rolle hinzubekommen, als plötzlich nur noch Dreck und irgendwelche Holzsplitter und Lederfetzen um mich waren, während ich im Wechsel die Erde unter mir, den Himmel und Mada über mir sah, wobei sich der Horizont nicht immer so abzeichnete wie ich es gewohnt war und manchmal auch vertikal erschien oder in anderen unmöglichen Winkeln. Ich hörte erfreulicherweise öfter ein trocknes krachen als ich Schmerzen dazu spürte, wobei ich Schmerzen spürte, mehr als ich Stumm ertragen konnte.
„Bei Firun und Rondra, ich bin Adepta, keine Amazone!“
Der Dreck in meinem Mund zeigte mir unmittelbar dass meine Idee meinen Gedanken lautstark Ausdruck zu verleihen weniger gut war als ich sie empfunden hatte.
Aber ich fühlte mich besser, zumindest für einen Moment. Außerdem hatte das Rollen nachgelassen.
Ich musste meine Aussage verbessern, ich rollte überhaupt nicht mehr, sondern ich lag, wenn man meine Lage und Position so nennen konnte, nun ruhig auf der Erde.
Zumindest mein Kopf, genauer meine rechte Seite meines Gesichtes tat das, ebenso wie die rechte Schulter dieser Seite und ich konnte unter beiden Füßen unterhalb der Knie festen Boden spüren. Alles dazwischen war noch vorhanden, zumindest strahlte ein Großteil meines Körpers zwischen Kopf und Fußsohlen Schmerzen aus also musste er noch da sein. Zudem spürte ich an verschiedenen Stellen zwischen Kopf und Füßen dass sich etwas versuchte in meinen Körper zu bohren.
Ich überdachte ein paar Sekunden lang meine Situation und als ich mir klar war das mein Körper wohl mit der Bauchseite Richtung Erde über diese gebeugt stand und dabei mehr oder weniger von den Überresten des Holzgestells gestützt wurde, oder auch einfach nur am weiter nach unten fallen gehindert wurde versuchte ich meinen linken Arm zu bewegen, dessen Schulter nicht auf dem Boden lag. Der rechte Arm schmerzte eh bei jedem Versuch ihn zu bewegen, daher war ich ganz dankbar darüber dass er schon mehr oder weniger auf dem Boden lag.
Ich stützte mich so gut es ging mit der Hand meines gesunden Arms auf dem Boden ab, was ein paar Holzteile weiter in meinen Leib presste, aber der Schmerz war zu ertragen und ließ auch gleich nach als ich mich mit dem gesunden Arm etwas vom Boden wegdrückte. Langsam und vorsichtig brachte ich immer mehr Druck auf meinen gesunden Arm und so gelang es mir meine Schulter und vor allem meinen Kopf vom Boden zu lösen und mich auch langsam auf meine Knie sinken zu lassen. Zumindest auf mein linkes Knie. Mein rechtes Knie, beziehungsweise mein rechtes Bein schmerzte ebenso wie mein rechter Arm, also genau die Seite mit der ich zuerst in meiner unfreiwilligen Rollbewegung mit dem Boden Kontakt hatte und über die ich mich auch am meisten überschlagen hatte.
Nach gefühlten Stunden hatte ich eine, so gut es das Gewirr aus Lederriemen, Lederfetzen und das Gebilde aus Holzteilen um mich herum erlaubte, sitzende Haltung eingenommen und stellte mit großer Erleichterung fest dass meine Umhängetasche noch an meiner Seite hing und sie noch fest verschlossen war. Ich war mir nicht sicher ob ich unter diesen Umständen noch in der Lage gewesen wäre meine Unterlagen zusammenzusuchen, hätten sich diese im Umkreis verteilt.
Meinen Stab und Araschar konnte ich ebenso beruhigend auf meinem Rücken spüren, wobei ich versuchte nicht daran zu denken wie ich sehr wohl das ein oder andere mal gespürt hatte wie Nachteilig sich mein Magierstab bei meiner alles anderen als geglückten Landung ausgewirkt hatte.
Aber nun war ich dankbar ihn zu haben und zog ihn vorsichtig von hinter meinem Rücken hervor nach vorne auf meinen Schoss.
Dann holte ich den Dolch aus meiner Umhängetasche, Ghor hatte mir immerhin Monatelang klar gemacht dass es nie verkehrt war einen Dolch in der Hinterhand, beziehungsweise dort zu haben wo ihn niemand vermutete und wer würde schon in der Umhängetasche einer Magierin einen Dolch vermuten.
Nun würde ich ihn nutzen können mich von den Lederriemen zu trennen die nicht eh schon beim Aufprall gerissen waren. Aber dazu würde ich wohl eh nur eine Hand brauchen und mit der anderen konnte ich solange meinen Stab festhalten, während einer der darin gespeicherten Balsam dafür sorgen würde dass ich mich ernsthaft auf die Suche nach Ghor machen konnte. In meinem jetzigen Zustand traute ich mich noch nicht einmal nach ihm zu rufen. Selbst wenn er nur ein paar Schritte von mir entfernt irgendwo liegen würde und ebenfalls Hilfe brauchen würde, es wären ein paar Schritte zu viel, soviel war sogar mir selber klar. Meinen rechten Arm konnte ich, außer mit der Hand den Stab auf meinen Beinen zu halten eh nicht wirklich gebrauchen ohne dass er schmerzte dass ich am liebsten geschrien hätte, mein rechtes Bein lag so unnatürlich abgewinkelt da dass ich mir auch ohne die Schmerzen darüber im Klaren war das es gebrochen war und so wie meine rechte Seite beim Atmen brannte und schmerzte durfte ich mich wohl glücklich schätzen überhaupt noch bei Bewusstsein zu sein.
„Non hôdie, Boron.“ Nein, Stiller Gott, heute wohl noch nicht.

„Und wie Gedenken die Götter einer solchen Dienerin wie dir?“
„Durch Freunde wie ich sie habe.“
„Bist du dir sicher?“

Plötzlich war Tela da gewesen.
Zusammen mit Grauschnauz und Ghor.
Oder war Ghor dagestanden und hatte Tela und Grauschnauz mitgebracht?
Es fiel mir schwer die Geschehnisse in die richtige Reihenfolge zu bringen.
Ich erinnerte mich noch daran meinen Stab aktiviert zu haben um einen Balsam von diesem zu für mich selber zu wirken als meine Gedanken und mein Bewusstsein weggeglitten waren. Ich hatte noch versucht meine Hand um meinen Stab zu krallen, wusste aber nicht ob es reichen würde. In kurzen klaren Momenten spürte ich, dass sich deutliche Besserung bezüglich der Schmerzen einstellte, aber ich wollte die Zeit eher nutzen mich von den Lederriemen zu befreien, was erfreulicherweise ganz gut klappte. Es war eben doch eine gute Idee gewesen meinen Dolch Hakim zum Schleifen zu übergeben, wovon dieser ihn, wohlweislich wie er es genannt hatte mit einer passenden Scheide zurückgebracht hatte, nicht dass dieser noch meine Unterlagen zerschneiden würde. Ich wusste nicht ob ich schon alle lästigen Riemen los geworden war oder ob ich Hilfe von meinen Freunden bekommen hatte, ich wusste nicht ob wirklich nur so wenig Zeit vergangen war oder ob etwas den Fluss der Magie meines Stabes hemmte, wobei es interessant wäre zu erforschen in wie weit sich das auf die Leistung des Balsam auswirken würde, ich wusste nur dass ich plötzlich auf den Beinen stand, unterbewusst stellte ich erfreut fest das mein rechtes Bein zwar noch schmerzte mich aber zumindest wieder tragen konnte, und Tela mich an sich presste.
Reflexartig erwiderte ich die Umarmung, kaum dass ich deutlich erkannte wer mich warum so drückte und obwohl alles in mir reine Freude war, zumal ich hinter Tela Ghor stehen und Grauschnauz fliegen sah, ich konnte ein Schmerzerfülltes stöhnen nicht unterdrücken, obwohl es leider Erwartungsgemäß den Moment sogleich wieder störte, da mich Tela natürlich sofort los ließ und Schuldbewusst betrachtete.
Ich winkte ab und erklärte, dass mein Stab noch ein wenig Zeit benötigte. „Aber bei den Zwölfen, es tut so unglaublich gut euch zu sehen.“ Ich versuchte gar nicht erst meine Tränen zurück zu halten, ungeachtet der Tatsache wie gut diese unter diesen Lichtverhältnissen zu sehen waren.
„Hakim ist wohlauf, zumindest im Verhältnis zu euch beiden.“
Die gute Tela, diesmal war ich wirklich dankbar dafür dass sie meine Gedanken so einfach in meinem Gesicht ablesen konnte. Die Frage nach meinem fehlenden Gefährten hatte mich wirklich für einen kurzen Moment aus der Fassung gebracht. Aber ihre Worte brachten mein Lächeln nicht nur in mein Gesicht zurück. Plötzlich war der Schmerz gar nicht mehr so Schmerzvoll, der Schrecken nicht mehr so schrecklich und die Situation Furchtbar aber nicht Hoffnungslos.
„Ich möchte jetzt nicht sagen dass ich Golgari auch nur entfernt höre oder gar spüre, aber wenn ich unserer Gruppe Hilfe und nicht nur schmückendes Beiwerk sein soll dann wäre, so noch etwas davon übrig ist, Hilfe aus deinem Stab eine gute Sache.“ Ghor hatte sich neben mich bewegt, aber sogar mir fiel auf dass er sich dabei nicht annähernd so geschmeidig bewegt hatte wie ich es von ihm gewohnt war. „Natürlich bin ich immer noch ausreichend in der Lage mich selber, und auch euch beide zu beschützen, nur wenn es dann mehr als drei Gegner auf einmal werden, dann könnte es ein wenig knapp werden, und es wäre ja Schade wenn wir all das hier überstanden haben nur um dann letztlich doch noch einer Gruppe wandelnder Untoter zu erliegen, nur weil ich eben auf Grund meiner unglaublichen Flucht aus diesem Etwas über uns, zur Zeit etwas außerhalb meines vollen Könnens stehe.“
Ich nickte verstehend und hob meinen Stab so, dass auch Ghor ihn greifen konnte.
Kaum lag Ghors Hand auf dem Stab aktivierte ich einen weiteren Balsam ließ aber dabei meinen Blick schon nach oben zu diesem Etwas, wie Ghor es genannt hatte, gleiten. Vielleicht gab es doch noch das ein oder andere zu entdecken, was es in einem Bericht zu erwähnen gebe. Aber schon nach wenigen Sekunden musste ich meinen Blick wieder abwenden.
Schließlich konnten wir unseren doch eher unglücklichen Landeplatz, wir waren etliche hundert Schritt von den Überresten Wehrheims entfernt gelandet, auf eigenen Beinen verlassen und uns mit Hilfe von Grauschnauz, der als unser Späher fungierte und uns sicher an den überall herumstehenden Untoten vorbeilotste in Richtung einer sicheren Unterkunft, wie Tela es genannt hatte begeben.
Auf dem Weg dorthin blickte ich mich immer wieder um und versuchte all das was um uns herum geschehen war zu verarbeiten.
Ich hörte zwar wie Tela immer wieder etwas sagte, einzig, ich brachte nicht die Kraft auf, mich darauf auch noch zu konzentrieren.
Erst war die Luft gekommen, dann war es Humus gewesen. Anschließend war das Feuer gekommen, genau, so war es gewesen. Erz war erst zum Schluss gekommen.
Wir hatten Rahastes zu früh gebannt.
In wie weit wirkten sich die Antielementaren Verwüstungen auch auf die Untoten aus? Es waren zum Zeitpunkt des Magnum Opus Agrimoths einfach zu wenige von diesen noch offen sichtbar gewesen um verlässliche Aussagen diesbezüglich zu tätigen. War die Macht Galottas so Groß oder gab es ein internes Bündnis zwischen Agrimoth und Thargunitoth dass die Macht des einen die Diener der anderen nicht schädigte? Und warum standen die Untoten nur herum? Es gab für mich an Grauschnauz Aussage keine Zweifel. Wenn diese sagte dass die Untoten nur herumstanden ohne sich sichtlich zu rühren dann war das so.
Auch die Unterseite Kholak-Kais hing dunkel und tot, wie Stein es ja eigentlich auch sein sollte am Himmel, wobei ja Stein eigentlich nicht so über Dere schweben sollte wie dieses Gebilde es tat.
Aber schon immer nach wenigen Sekunden musste ich meinen Blick wieder von Kholak-Kai abwenden, glitten meine Gedanken doch erneut sogleich unweigerlich zu dieser Merkwürdigen Kammer in der ich die letzten Wochen?, Tage?, Stunden? verbracht hatte und an all das, was dort passiert war.
Plötzlich führte uns Tela durch eine Art Durchgang, im Augenwinkel sah ich noch die Gestalten seitlich des Durchgangs, wohl eine Art Wache. Für einen Moment stahlen sich Bilder von über das Gelände fliegenden Gargyl in mein Gedächtnis, aber desto weiter wir durch die Trümmerlandschaft geschlichen waren welche bis vor wenigen Stunden, länger schienen wir wirklich nicht in Kholak-Kai gefangen gewesen zu sein noch das Mythraelsfeld und Wehrheim gewesen war desto erschlagener hatte ich mich gefühlt, trotz des Balsam aus meinem Stab.
Tela zeigte Ghor einen Platz an dem er sich hinlegen konnte und führte mich dann an meinen, nicht ohne Ghor zuvor noch die Gelegenheit zu lassen mich nochmals in den Arm zu nehmen und mir für die Hilfe durch meinen Stab zu danken und mir zu sagen wie schön es war, dass ich noch lebte.
Einzig, mir fehlte die Kraft es ihm würdig zu erwidern.
Tela führte mich an einen vorbereiteten Platz, ich vermutete dass es ihr Schlafplatz war aber mir fehlte auch hier die Kraft etwas zu erwidern. Stattdessen ließ ich mich von ihr sanft in eine liegende Position helfen und mich von ihr zudecken.
Dass letzte was ich bewusst sah war ihr Blick und meine letzten Gedanken galten dankend den Zwölfen, dann wurde es noch dunkler als es eh schon war.
Und als es wieder hell wurde sah ich Hakim und selbst ich erkannte, dass er geweint hatte und auch wenn ich mich sonst bezüglich meiner Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen keinerlei Illusionen hingab, sogar ich konnte erahnen was der Grund dafür gewesen war.

„Und wie Gedenken die Götter einer solchen Dienerin wie dir?“
„Durch Freunde wie ich sie habe.“
„Bist du dir sicher?“
„Ja.“
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BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Flucht   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Flucht EmptySo Dez 27, 2015 5:23 pm

Heute hatte ich endlich mal etwas Zeit zum lesen... einfach nur genial Huby!!!! Freu mich auf mehr!!!!
Grüße aus Tschechien
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Tela Reisigritt
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BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Flucht   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Flucht EmptyMo Dez 28, 2015 12:52 am

Wie schön! Alle sind wohlauf!

Toll erzählt, die Rückblicke und inneren Monologe, die Lynia noch lebendiger machen. Und schön, wie sich zum Schluss nicht nur die Freunde wiederfinden, sondern auch die durch die Erzählungen gemalten Bilder ineinander aufgehen.
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