Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Versuchung I

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Lynia
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BeitragThema: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Versuchung I   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Versuchung I EmptyDo Dez 24, 2015 5:15 pm

„Wahre Gerechtigkeit ist das was man sich Selbst dem Täter für seine Tat wünscht.“

Sie würde sterben. Noch in dieser Nacht.
Ich wusste nicht woher ich plötzlich diese Gewissheit gehabt hatte, aber sie war da gewesen.
Und es war genau so passiert.
„Aber es hätte nicht passieren müssen.“
„Papa?“
„Nein. Nicht Papa. Papa hat dich verraten. Dich und deine Schwester und den Rest der Familie.“
„Nein. Das hätte Papa nie gemacht. Nie.“
„Bist du dir da so sicher?“
„Ja.“
„Dein Glaube ist amüsierend. Ja, ich denke diese Art von Gefühl wäre angemessen. Verzeih, Gefühle wie dieses sind mir schon lange fremd, aber zumindest entbehrt dein Aufbegehren nicht einer gewissen Stimulanz.“

Geräusche.
Plötzlich hatte ich Geräusche gehört.
Ich konnte nicht sagen warum, aber dieser neue Sinneseindruck erschien mir plötzlich so köstlich wie eine ein kurzer Blick in den Sternenhimmel nach Stunden des lesen.
Er lenkte mich von den Bildern im meinem Geist, den Erinnerungen und dem Schmerz ab, den ich fühlte.
Es waren nicht nur körperliche Schmerzen, davon hatte ich mehr als genug, aber die gnädige Dunkelheit einer Ohnmacht war mir nicht wirklich vergönnt gewesen, dafür hatten Bilder, nein keine Bilder, Erinnerungen meinen Geist bevölkert. Diese Erinnerungen waren mir so realistisch vorgekommen dass ich stellenweise den Eindruck gehabt hatte diese Momente tatsächlich noch einmal erleben zu müssen. Diese Momente bis zu ihrem schrecklichen Ende von dem ich wusste dass es kommen würde und ich hatte nichts dagegen tun können.
Bei keiner dieser Erinnerungen.
Bis ich diese Geräusche gehört hatte, die, als ich mich völlig auf sie konzentrierte schließlich zu diesen Wörtern „Aber es hätte nicht passieren müssen“ geworden waren.
Aber der Verlauf des Gespräches, wenn ich es so nennen konnte, erschien mir auch nicht angenehmer. Vielleicht würde mich der Anblick meines Gesprächspartners auf andere Gedanken bringen.
Rötliches leuchten, flackernd, unstet und eher eine Reflektion auf dunkler Oberfläche als von einer direkten Quelle stammend berührte meine Augen und so sehr der Anblick mich kurzzeitig verstörte, ich war dankbar dafür nicht direkt in Praios strahlendes Auge geblickt zu haben.
Schon diese geringe Menge an Licht ließ mich meine Augen sogleich wieder schließen und ungewollt kamen Bilder der Zerstörung, welche das Magnum Opus des Weltenbrandes über das Mythraelsfeld und Wehrheim gebracht hatte über mich. Der Memorans war wirklich vortrefflich in meinem Stab verankert gewesen.
Im zweiten Versuch öffnete ich meine Augen langsamer und vorsichtiger, nun waren die Eindrücke auch klarer und verständlicher.
Ich lag in einer Kammer, Raum wollte ich es auf Grund der offensichtlichen Ausmaße nicht nennen aus schwarzem Stein auf einer erhöhten Oberfläche. Zumindest implizierte das was ich von der Wand auf die ich blickte sah und der Winkel wie ich diese Wand sah, dass ich erhöht lag. Die direkte Quelle für das Licht konnte ich nicht erkennen, es schien aus dem Fels selbst zu kommen, was natürlich Unsinn war, aber im Moment erschien es mir eben so. Ich würde sicherlich noch die genaue Ursache dafür herausfinden.
Vorgewarnt von der Reaktion meines Körpers auf das Licht drehte ich meinen Kopf von Anfang an besonders langsam und vorsichtig bis ich schließlich zumindest die Quelle der Stimme erkannte.
Ein älterer Mann, mit ersten weißen Strähnen, welche in seinen dunklen Haaren besonders gut zu sehen waren. Falten zeigten sich in seinem Gesicht, aber auch sie zeigten nur dass er den Zenit seiner Jugend hinter sich gelassen hatte aber auch noch nicht Golgaris Schwingen jederzeit hören könnte. Er trug einen roten Wappenrock mit einer Schwarzen Sonne, welche Großflächig die Brust bedeckte.
Das Wappen Galottas.
Seine Arme waren bis zu den Händen von einem ebenfalls dunklen Stoff bedeckt, der aber sauber und von guter Qualität wirkte. Seine Hände waren unbedeckt und wie sein Gesicht von normaler Farbe. Ohne den Wappenrock hätte er sich ebenso gut inmitten von Gareth aufhalten können, ohne aufzufallen.
„Hier, trink das.“ Der Mann trat neben mich und hob sanft mit einer Hand meinen Kopf an, während er mit der anderen ein tönernes Fläschchen in mein Blickfeld hob.
Ich war auf dieser Unterlage an Armen und Beinen gefesselt und trug immer noch das, was ich selbst mit viel Optimismus nur noch rudimentär als Robe bezeichnen konnte, wie ich schon gespürt hatte und nun auch sehen konnte, als der Mann meinen Kopf hob.
Aber ich hatte in seinem Blick keinerlei Anzeichen dafür gesehen dass ihn dieser Umstand in irgendeiner Art und Weise berührte. Soweit ich es sagen konnte war sein Blick die ganze Zeit auf mein Gesicht gerichtet gewesen und auch jetzt konzentrierte er sich darauf mir die Öffnung des Fläschchens so vorsichtig wie möglich an den Mund zu führen.
Da ich eh einen gewissen Durst verspürte trank ich ohne zu zögern. Die Möglichkeit einer Vergiftung schloss ich aus. In meiner momentanen Situation hätte auch ein Dolch genügt um mich zu töten und den hätte man danach weiterverwenden können.
Aber ich hatte nicht mit dem gerechnet was ich nun spürte.

„Ihr lasst die Kraft so lange fließen bis ihr ihrer völlig verlustig seid.“
Die Worte des Studioso hatten, entgegen meiner Erwartung, angespannt und erregt geklungen.
Ich konnte mir damals beim besten Willen nicht vorstellen was an diesem Test so spannend sein sollte und selbst heute hat sich mir dieses Feld von Hesindes Gabe noch nicht erschlossen, aber der Studioso hatte sich daraus wohl einiges erhofft, zumindest hatte er, für meine damaligen Verhältnisse, einen Berg an Pergament auf dem Tisch vor sich ausgebreitet und seine Feder wie einen Dolch über diese gehalten.
Dann hatte er seinen Dolch, nein, seine Feder auf ein Pergamentblatt fallen lassen, was für uns Eleven das Zeichen gewesen war zu beginnen.
Die Aufgabe an sich war einfach gewesen. Madas Kraft fließen lassen solange wir konnten.
Ein Kristall auf einem reich verzierten Ständer vor uns nahm die Kraft in sich auf und hatte damit verhindert dass selbige unkontrolliert unerwünschte Effekte hervorrufen konnte und als positiver Nebeneffekt hatte er die freie Kraft gesammelt damit diese nicht einfach vergeudet worden war sondern angesehenen Magistern an der Akademie zur Unterstützung ihrer Forschungen zur Verfügung stand.
Ich hatte während meiner Ausbildung noch viele male die Gelegenheit die Ehrwürdigen Oberen der Akademie durch diese Maßnahme zu Unterstützen.
Aber dieses spezielle Mal war es eben das erste Mal gewesen dass ich alles an Madas Kraft aus meinem Körper hatte fließen lassen was dieser in sich barg. Und auch wenn man uns schon die Grundlagen der Regeneration von Madas Kraft erläutert und wir diese zum Teil auch schon selber gespürt hatten, es war doch ein merkwürdiges Gefühl gewesen zu wissen dass man dieses Mal bis an die Grenzen gehen sollte.
Als nach wenigen Minuten meine drei Mitelevinnen schon eine nach der anderen, offensichtlich erschöpft auf den Boden gesunken waren, während ich zwar ebenfalls gespürte hatte dass sich Madas Kraft in mir dem Ende neigte, aber eben noch nicht zu Ende war hatte mich ein wenig Stolz erfüllt.
Aber dieser Stolz hatte mein Gespür für mein Inneres Selbst geblendet gehabt und so war für mich die Grenze meiner Kraft nicht wie erhofft spür- und erlebbar gekommen sondern war einfach plötzlich da gewesen und es war furchtbar gewesen.
Es war gewesen wie wenn ein Essentieller Teil von mir plötzlich weg gewesen war.
Sicher, bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon das ein oder andere mal Madas Kraft eingesetzt und unsere Körper ein wenig an dieses Gefühl des Verlustes gewöhnt gehabt, aber nichts hatte mich auf das vorbereitet gehabt, was in diesem Moment geschehen war.
Ich hatte minutenlang das Gefühl gehabt nicht mehr ich selbst zu sein, nur noch eine Hülle, kein ganzer Mensch mehr, unvollkommen und auf eine erschreckende Art und Weise von einer Inneren Leere erfüllt die mir auf unheilvolle Weise den Eindruck vermittelt hatte mich Hesindes Gabe nicht würdig erwiesen zu haben.
Noch nie in meinem bisherigen Leben hatte ich mich so sehr nach ein paar Stunden Schlaf gesehnt, einfach nur um zu hoffen und bangen dass nach diesen ein Bruchteil von Madas Kraft sich in mir regeneriert hätte.
Es hatte zwar noch eine ganze Weile gedauert, für mich hatte es sich damals wie Tage angefühlt, bis wir endlich schlafen gehen durften, aber Madas Kraft hatte sich zu einem Teil regeneriert und, Hesinde sei Dank, dieses Gefühl war nie wieder so schlimm gewesen wie dieses erste Mal, auch wenn ich es danach noch unzählige Male erlebt hatte und es im Moment wieder spürte.
Die Bannung Rahastes hatte mich beinahe aller Kraft Madas beraubt und so wie ich mich fühlte hatte ich seither auch den letzten Rest dieser verbraucht, auch wenn ich mich nicht daran erinnern konnte wo und wann dies geschehen war.

„Es ist nur ein schwacher Trank, aber für dieses erste Mal mehr als ausreichend. Es geht nicht darum dass ihr einen entscheidenden Teil eurer Kraft zurückerlangt sondern einzig darum dass ihr ein Gefühl dafür bekommt wie es sich anfühlt, wie es ist, plötzlich wieder einen Teil dieser Einzigartigkeit zu erlangen, der uns von normalen Menschen trennt. Nach Einnahme des Trankes habt ihr eine Kerzenmarkierung Zeit dieses Gefühl in euch zu erforschen und anschließend zwei Kerzenmarkierungen dieses Gefühl auf Pergament zu bringen. Eure Ausführungen werden natürlich bewertet und fließen sowohl in die Bewertung für Schriftlichen Ausdruck als auch für Bosparano ein.“ Mit einem Kopfnicken hatte der Magister das Zeichen zum Trinken des Zaubertrankes gegeben und Sekunden später war die Flüssigkeit meine Kehle hinuntergelaufen.
Es war gewesen wie der Magister gesagt hatte, der Trank gab nur einen kleinen Teil meiner Kraft, welche ich wie meine Miteleven in Zauberspeicher hatte fließen lassen zurück, aber das geschah so schnell, dass Gefühl war überwältigend, erfüllend, berauschend, euphorisch und auf gewisse Art und Weise auch unbeschreiblich gewesen.
Bei der Regeneration von Madas Kraft im Schlaf war die Kraft am nächsten Tag einfach da, mal mehr, mal weniger, aber sie war auf eine ursprüngliche Art und Weise einfach wieder ein Teil von einem Selbst, ganz wie man es erwartet hatte.
Aber dieses Gefühl war etwas völlig anderes gewesen.
Alleine die Geschwindigkeit mit der sich der Körper wieder mit Madas Kraft gefüllt hatte, alleine für diese Beschreibung hatte ich über drei Zeilen benötigt gehabt.
Die Beschreibung meiner Gefühle bezüglich der Unterschwelligen Verlockung der Macht, welche dieser plötzliche Zuwachs an Madas Kraft hervorgerufen hatte,  hatte nur zwei Zeilen Platz beansprucht, aber er hatte mir überraschenderweise eine positive Anmerkung und den Auftrag eines Vortrages der philosophischen Seite der Möglichkeiten eines Astraltrankes eingebracht, obwohl es der Abschnitt gewesen war über dem ich am längsten nachgedacht hatte, wobei es mir weniger um die Formulierung an sich gegangen war sondern eher um die Tatsache ob ich diese Dunkle Seite der Wirkung des Trankes überhaupt erwähnen sollte.
Aber Ehrlichkeit war eines der wenigen Gebote des Herrn Praios welche ich als Magierin achten konnte also musste ich es umso mehr in Ehren halten, auch wenn ich damals Angst gehabt hatte für diese schriftliche Äußerung belangt zu werden, immerhin hatte ich ja damit eine Charakterschwäche offenbart.
Im weiteren Verlauf der Ausbildung hatten wir alle, im Nachhinein hatte irgendwann beinahe jede und jeder meiner Miteleven eingestanden die gleichen Gefühle gehabt zu haben, auch wenn sich außer mir niemand getraut hatte diese auch zu Pergament zu bringen, gelernt mit diesem Gefühl umzugehen und es zu unterdrücken, aber gänzlich verschwunden war es nie.
Alleine die Vorstellung einen beinahe unerschöpflichen Vorrat an Zaubertränken sein eigen zu nennen, der es einem da facto erlaubte beständig zu Zaubern oder Artefakte beinahe im Stundentakt zu erschaffen schlich sich immer wieder in die Gedanken eines jeden Magiers, bei dem einen vermutlich öfter, bei anderen, so wie bei Ihrer Spektabilität Foslarin vermutlich nur alle paar Jahre mal ein, aber sie tat es, Spektabilität Foslarin hatte dies in einem schriftlichen Dispens zu Zaubertränken und ihrem Gebrauch selber eingestanden.
Einzig die Tatsache dass ein magisches Artefakt ab einer gewissen Potenz einen Teil des magischen Kerns des Erschaffers als Anker für Madas Kraft in sich benötigte, welche dann in der Körpereigenen Matrix des Erschaffers fehlte und damit seine eigene Möglichkeit Madas Kraft in sich zu halten einschränkte verhinderte den Missbrauch von Zaubertränken zu Erstellung von magischen Artefakten von übermenschlicher Macht.
So blieb es einzelnen, meist von Elfenhand erschaffenen Artefakten vorbehalten über eine Macht zu verfügen für welche die meisten Menschen schlicht nicht die geistige Reife besaßen.
Was an der Tatsache, dass es schlicht ein mehr als nur gutes und angenehmes Gefühl war, wenn sich Madas Kraft mit Hilfe eines Zaubertrankes beinahe Augenblicklich wieder in einem manifestierte nichts änderte.

„Ahhhhh!“ Unbewusst bäumte sich mein ganzer Körper auf, was auf Grund dessen was mich auf was auch immer festhielt nicht sonderlich weit war aber mein Brustkorb konnte sich soweit heben wie er musste um die ganze Luft, die ich schlagartig einsog aufzunehmen.
Madas Kraft füllte meinen Körper wie wenn ich eine Woche lang jeden Tag nur im geringstmöglichen Umfang studiert und im größtmöglichen Genuss geruht hätte und dabei nicht einmal Madas Kraft auch nur für einen noch so kleinen Zauber genutzt hätte. Es war ja nun nicht wirklich der erste Zaubertrank welchen ich zu mir genommen hatte und auch nicht der erste Zaubertrank von solch herausragender Qualität, auch wenn sich diese spezielle Erfahrung auf einige wenige Male beschränkte, aber ich hätte im Leben nicht damit gerechnet dass ich unter diesen Umständen einen solchen hochwertigen Zaubertrank bekommen würde.
„Ihr könnt anfangen.“
Die Stimme des Fremden Mannes erinnerte mich an seine Anwesenheit, ebenso wie sein Anblick, da er sich auf dem Weg durch einen im Dunkeln nur undeutlich zu erkennenden Ausgang aus der Kammer in meinem Blickfeld befand.
Ebenso wie die beiden Gestalten, welche direkt nachdem der Mann verschwunden war in die Kammer traten.
Ich konnte noch nicht einmal mit Bestimmtheit sagen ob sie männlich oder weiblich waren, geschweige denn ob überhaupt wirklich Menschen oder wie alt. Der Großteil der Gestalten war von Lumpen verdeckt, worüber ich auf Grund des wenigen was ich an Haut sah nicht unglücklich war. Beide trugen ebenfalls einen Wappenrock in den Farben und dem Wappen Galottas und diese strahlten im Verhältnis zum Rest der Gewandung beinahe vor Sauberkeit.
Die beiden traten zu beiden Seiten meiner Lagerstätte und die Gestalt zu meiner linken legte mehrere kleine Kugeln auf meinen Bauch, welche sie überraschend vorsichtig mit einer Hand auf diesem festdrückte.
Eigentlich übte die Hand nur so viel Druck aus dass die Kugeln sich außer im Rhythmus meiner Atmung nicht bewegten.
Ich spürte die zweite Hand der Gestalt plötzlich auf meinen Rippen, knapp unterhalb der Achseln und zuckte unwillkürlich zusammen. Sicher, die Gestalt hätte ihre Hand auch auf meinen Busen legen können aber auch wenn sich die Hand überraschend weich und warm anfühlte und meine Reaktion mehr der Überraschung als etwas anderem geschuldet war, wohl war mir nicht dabei.
Dies änderte sich auch nicht als die zweite Gestalt eine ihrer Hände zwar auf die Hand der anderen Gestalt legte, welche die Kugeln auf meinem Bauch hielt aber dafür ihre andere, beinahe so wie ich es erwartet hatte, auf meine anderen Rippen.
Gespannt wartete ich auf das was passieren würde, aber eine bleierne Müdigkeit legte sich auf meinen Geist und meinen Körper und das zwingende Gefühl die Augen zu schließen überwältigte mich. Ich fragte mich noch ob es das war, worauf die beiden Gestalten warteten, dass ich einschlief oder aus sonstigen Gründen mein Bewusstsein verlieren würde, aber eine Antwort bekam ich nicht mehr.

Es gab Momente an denen ich das Gefühl hatte wach zu sein.
Sie waren selten, undeutlich und meistens hatte ich das ungute Gefühl mehr Gast in meinem Körper als Herrin zu sein.
Ich hatte während meiner Ausbildungszeit an der Hohen Akademie ein paarmal das zweifelhafte Vergnügen gehabt mich als mehr oder weniger freiwillige Probandin für einen Imperavi zur Verfügung stellen zu dürfen.
Beinahe genau so hatte es sich damals auch angefühlt.
Ich nahm Nahrung und Trinken zu mir. Das trinken schien nur Wasser zu sein, wofür ich Grundsätzlich nicht undankbar war und auch die Nahrung war jetzt zwar nichts Besonderes, meistens Brot mit kaltem Fleisch oder Käse, überraschend oft auch Gemüse und Obst, aber diese Speisen schienen immer frisch und schmeckten auch ansprechend.
Es gab einen Eimer für meine Notdurft, welcher aber immer, wenn ich bewusst diesem Drang nachkommen musste leer und sauber war.
Ebenso fand ich immer wieder einen Eimer mit Wasser und einen Schwamm um mich zu waschen.
Aber meistens erschien es mir eher so wie wenn jemand, eben wie unter der Wirkung eines Imperavi meinem Körper befahl diese Tätigkeiten auszuführen ohne das ich selbige wirklich bewusst steuern konnte.
Nur manchmal bröckelte diese Kontrolle und ich stellte fest dass ich eigentlich beinahe beständig in diesem einen Raum auf diesem Steintisch lag und kein klares Bewusstsein hatte.
Leider nur beinahe beständig.
Es gab durchaus Zeiten in denen ich zwar nicht bei Bewusstsein war aber dafür so realistische Träume hatte, dass ich sie durchaus so empfand wie wenn ich sie wirklich erleben würde, was es nicht besser machte.

„Noch eines?“
„Na ich weiß nicht. Ich hab schon drei und so toll ist das, was man hier als Bier ausschenkt nun auch nicht.“ Der Mann konnte sich diese Aussage leisten. Er trug zu Gute Kleidung für einen Einheimischen und jemand so offensichtlich wohlhabendes musste mindestens vom Edlen kommen und solche Männer ging man wegen so einer Aussage nicht an.
„Ach, ich nehm noch eines.“ Der andere Mann, seiner Kleidung nach ein Angehöriger der normalen Bevölkerung hob die Hand mit dem leeren Holzkrug und winkte der Bedingung, die kurz nickte um zu zeigen dass sie erkannt hatte was er wollte.
„Eine kluge Entscheidung von euch, dass wir nicht im Dunkel der Nacht weiterreisen sondern es uns hier gut gehen lassen, auch wenn es für eure Tochter eurer Beschreibung nach die letzte sein könnte.“
„Ich hab noch zwei von denen.“ Winkte der Mann ab. „Und zwei Söhne. Weiß eh nicht wie ich die verfressenen Bälger alle durchbringen soll, da ist ein Mund zum Stopfen weniger so verkehrt nicht. Außerdem ist sie ja noch so unschuldig, die geht direkt bei Mutter Peraine ins Paradies ein wo es ihr so gut gehen wird wie es ihr hier nie gehen könnte.“
„Ja, da könntet ihr Recht haben und außerdem, ein Weib mehr oder weniger. Bei einem Sohn wäre das natürlich etwas anderes. Ein kommender, aufrechter Streiter gegen die Hundssöhne von Andergast, da hätte man natürlich versuchen müssen noch was zu tun, aber so.“ Der Mann hatte sich letztlich doch noch dazu durchgerungen und gab der Bedienung, die dem einfachen Mann gerade einen neuen Krug Bier hinstellte zu verstehen dass er ebenfalls nochmals einen nehmen würde. „Nein, es ist schon gut dass wir nicht im Dunkeln der Nacht weiterreisen und für ein kleines Weibsbild unsere Knochen riskieren. Wenn Peraine will kann ich morgen immer noch schauen was ich tun kann und wenn nicht dann war es der Wille der Göttin weil die diese junge Seele bei sich im Paradies haben wollte damit es ihr dort besser geht.“
Der schlichter gekleidete nickte zustimmend und dem lächeln um seine Mundwinkel nach zu urteilen war er mit der Äußerung des Edleren Mannes tatsächlich völlig einverstanden.

Beim ersten mal erwachte ich noch mit einem Schrei aus diesem Traum.
Mit einem Schrei, tränenden Augen und zu Fäusten geballten Händen.
Es war nur ein Traum gewesen, versuchte ich mir einzureden. Und zwar ein wirklich schlechter.
Aber der Traum war mir so realistisch vorgekommen. Wie wenn ich als unsichtbare dritte Person mit an diesem Tisch gesessen hätte.

In kurzen wachen Momenten, die mir teilweise selber schon beinahe wie ein Traum vorkamen, spürte ich die Rückkehr von Madas Kraft in mir.
Ich erinnerte mich daran, dass mir der Zaubertrank des unbekannten Mannes Madas Kraft zur Gänze zurückgegeben hatte, obwohl ich in meinem Körper kurz davor nichts mehr davon gespürt hatte.
Dann erinnerte ich mich an diese zwei fremdartigen Gestalten und die Kugeln auf meinem Bauch und während der nächsten Phase klaren Bewusstseins fühlte ich wieder diese leere in mir.
Sie war nicht so vollständig und gänzlich wie bei meinem Gespräch mit diesem Mann gewesen, ein Teil von Madas Kraft befand sich noch, oder wieder, in meinem Körper, aber bei weitem nicht so viel davon wie ich aufnehmen konnte. Aber die Zeit zwischen den Wachphasen, auch wenn ich sie nicht wirklich mir gehörten, schien länger zu sein als sie mir vorkam, denn mit jedem erwachen spürte ich mehr von Madas Kraft in mir.

„Den haben bestimmt die Wölfe geholt. Genug dran wäre ja an ihm.“
„Frau, dass darfst du so nicht sagen.“ Der Mann schüttelte streng den Kopf, wobei das Lächeln um seine Mundwinkel die zusammengekniffen Augen und die faltige Stirn die dabei entstand diesen Eindruck irgendwie ins lächerliche zog.
„Was? Das ihn die Wölfe geholt haben oder dass genug dran wäre an ihm?“
„Doch, dass darfst du schon sagen. Ich als Wolf hätte ihn in so einem Winter auch geholt, ist ja wirklich genug dran gewesen. Nein, ich meine das wieso.“
„Wieso was? Wieso ihn die Wölfe geholt haben oder wieso er bei diesem Wetter trotzdem in den Wald gegangen ist?“ Die Frau schob sich ein dickes Stück Speck in den Mund und auch der Mann ließ es sich gut gehen und stand der Frau in seiner Völlerei in nichts nach.
„Wieso er in den Wald gegangen ist dürfte ja wohl klar sein.“ Der Mann hatte seinen Mund mit einem kräftigen Schluck Bier freigespült. „Weil er ein Trottel ist. Ich meine, war. Der war ja nicht umsonst als der Dorftrottel bekannt. Nur ein Dorftrottle wäre unter diesen Umständen alleine in den Wald gegangen. Aber den haben dort die Wölfe erst geholt als er sich in seiner Dummheit ein Bein gebrochen hat.“
„Du hörst dich an wie wenn du dabei gewesen wärst?“ Der Tonfall der Frau war nicht lauernd sondern klang eher belustigt, mit einem Hauch Bewunderung.
„Schön wäre es gewesen, aber ich glaube das hat er tatsächlich mal ganz alleine geschafft.“ Winkte der Mann lachend ab bevor er sich einen weiteren, Großzügigen Schluck gönnte. „Wie auch immer. Wir warten jetzt noch bis zur nächsten Dorfversammlung am kommenden Praiostag und dann erzähl ich, dass wir unseren Sohn zum Holz holen in den Wald geschickt haben und der Trottel tatsächlich losgezogen ist um welches zu sammeln, nach über drei Monden hartem Winter wenn man die Wölfe teilweise schon tagsüber vor Hunger heulen hört. Dann erzählen wir uns in geselliger Runde noch ein paar Geschichten über all das was er schon falsch gemacht und dabei sich und andere in Gefahr gebracht hat und dann wird mir das noch als traviagefälliger Akt der Gnade ausgelegt, dass ich ihn in den Wald geschickt habe. Die Wölfe sind hungrig, da ist es bestimmt schnell gegangen. Schneller als wenn er sich beim Baumfällen den halben Fuß abgehakt hätte und irgendwo elendig krepiert wäre.“
„Ja, du warst einfach schon immer ein fürsorglicher Vater gewesen.“ Die Frau stand auf, setzte sich bei dem Mann auf den Schoß und gab ihm einen langen innigen Kuss. „Vielleicht fällt dir für deine jüngste bei Gelegenheit auch noch was ein. Ich weiß nicht genau was es ist, aber in letzter Zeit fühle ich mich in ihrer Nähe unwohl. Irgendetwas ist an Ihr, dass ich nicht greifen kann und auch gar nicht will. Ich glaube inzwischen will ich sie einfach nur noch loswerden.“
„Ich enttäusche dich nur ungern, geliebtes Weib, aber ich fürchte fast da müssen wir noch ein paar Monde warten, außer natürlich die Götter geben uns eine günstige Gelegenheit, dann geht es natürlich schneller.“

Beim ersten mal erwachte ich noch mit einem Schrei aus diesem Traum.
Mit einem Schrei, tränenden Augen und zu Fäusten geballten Händen.
Es war nur ein Traum gewesen, versuchte ich mir einzureden. Und zwar ein wirklich schlechter. Aber der Traum war mir so realistisch vorgekommen. Wie wenn ich als unsichtbare dritte Person mit an diesem Tisch gesessen hätte.

Diesmal waren die beiden Gestalten direkt gekommen und hatten wieder diese Kugeln dabei.
Der Ablauf war der gleiche wie beim letzten Mal.
Die Kugeln wurden auf meinen Bauch gelegt und dort mit der Hand fixiert, danach spürte ich die Hände an meiner Seite und dann schwand mein Bewusstsein. Da ich nun wusste worauf ich zu achten hatte konzentrierte ich mich bei meinem nächsten erwachen besonders auf die Kraft in mir und es war, wie ich es befürchtet hatte. Von Madas Kraft war nur ein Teil von dem was ich vor dem Besuch der beiden Gestalten in mir gespürt hatte übrig geblieben.
Ich wusste nicht wie und warum aber ich musste davon ausgehen dass die beiden Gestalten mir Madas Kraft entzogen.

„Noch eines?“
„Na ich weiß nicht. Ich hab schon drei und so toll ist das, was man hier als Bier ausschenkt nun auch nicht.“ Der Mann konnte sich diese Aussage leisten. Zum einen war er ganz offensichtlich ein Thorwaler und zum anderen trug er die Kleidung eines Magiers und solche Männer ging man wegen so einer Aussage nicht an.
„Ach, ich nehm noch eines.“ Der Begleiter des Magiers, seiner Kleidung nach eher Rondra den Hesinde zugetan hob die Hand mit dem leeren Steinkrug und winkte der Bedingung, die kurz nickte um zu zeigen dass sie erkannt hatte was er wollte.
„Die Kleine schläft?“
„Ihr meint das Mädchen?“
„Ja, die meine ich.“
„Ja. Tief und fest. Die Reise strengt sie ziemlich an. Und die Tatsache dass ihr sie bezüglich ihrer Eltern und ihres Dorfes belügt macht ihr immer noch ziemlich zu schaffen. Haltet ihr es wirklich für so klug sie in dem Glauben zu lassen dass alle Tod und alles zerstört ist?“
„Ich halte es nicht nur für Klug, ich halte es für Genial.“ Der Magier gab der Bedienung zu verstehen dass er sich nun ebenfalls für ein weiteres Bier entschieden hatte. „Dieses Mädchen hat ein unglaubliches Potential, einen wachen Geist und einen scharfen Verstand, es war wie wenn ich einen Diamanten in einem Schweinetrog gefunden hätte. Wenn ich sie nicht gefunden hätte wäre sie vielleicht irgendwann von ihrem Dorf als Dämonenbündlerin verbrannt worden oder noch schlimmer, irgendwelche Hexen oder Druiden hätten sie gefunden und sich ihrer Kraft bedient. Nein, für solch ein von Mada gesegnetes Juwel ist die Ausbildung zu einer Magierin an der zweitbesten Akademie Deres gerade gut genug und für solch eine Ausbildung braucht sie einen freien Geist. Zumindest frei von solch ablenkenden Gedanken wie die an eine undankbare Familie mitten in den Wäldern der Provinz Nostrias. Wer weiß, eines Tages würde sie sich dazu entschließen diese während der Sommerpause besuchen zu wollen. Nein, die soll gefälligst die Zeit nutzen und lernen und wenn man nichts hat wohin man zurück kann hat man Zeit für die wichtigen Dinge.“
„Was ist, wenn sie es eines Tages herausfindet?“
„Wie auch? Sie wusste ja noch nicht einmal den Weg zum Dorf des Edlen in dessen Land ihr Weiler liegt, wie soll sie da, wenn sie eines Tages zurück nach Nostria kommen sollte, wobei ich keinen Grund sehe warum sie das tun sollte, überhaupt erst diesen Weiler wiederfinden. Ihre Eltern werden vermutlich noch bis zu diesem Edlen rennen, ihm von dem Überfall und dem Heshthot erzählen und dass ihre Tochter fehlt, der wird versprechen alles zu tun wozu ihn die Götter befähigt haben, dann wird er sich hinsetzen und einen Brief schreiben, wenn er denn überhaupt schreiben kann, wahrscheinlich lässt er ihn von einem Schreiber schreiben und diktiert diesem nur unzählige Zeilen irgendwelche Jammertiraden über die bösen Räuber, die jetzt auch Dämonen zum Einsatz bringen, dieser Brief geht dann zum König oder unterwegs verloren und irgendwann wird der Steuereintreiber den Eltern erzählen dass der Edle alles getan hat was er konnte aber die Tochter nicht mehr zu finden war, weil sie vermutlich schon lange äußert blutig Dämonen geopfert worden war, aber er und seine tapferen Ritter hatten die Dämonendiener gejagt und fast alle erschlagen. Wichtig ist hierbei dass fast, weil das nämlich erklärt wenn die Räuber wieder kommen. Dann haben die sich in der Zwischenzeit halt wieder erholt und wie die Karnickel im Wald vermehrt. Vielleicht sind die Eltern auch einfach froh dass es nun ein Maul weniger zu stopfen gibt.“ Der Magier gönnte sich einen tiefen Schluck aus dem frisch gebrachten Bier.
„Ich weiß nicht. Ich halte es immer noch nicht für Schlau das Mädchen so zu belügen.“
„Deswegen hat euch ja auch Rondra an der Wiege besucht und mit einem starken Schwertarm und einem scharfen Auge gesegnet, während mich Hesinde mit starkem Geist und scharfem Verstand gesegnet hat. Die Götter gewähren ein jedem das was er verdient und diesem Mädchen gewähren sie ein Leben ohne lästige Gedanken und Sorgen an eine Familie, welche sie eh nie verstanden hätten, wenn sich ihre magische Begabung erst gänzlich offenbart hätte. Die Hohe Akademie wird ihre Neue Familie werden und etwas Besseres hätte ihr kaum passieren können. Besser als dieses armselige Ansammlung von Hütten mitten im Wald wird es allemal.“

Beim ersten mal erwachte ich noch mit einem Schrei aus diesem Traum.
Mit einem Schrei, tränenden Augen und zu Fäusten geballten Händen.
Es war nur ein Traum gewesen, versuchte ich mir einzureden. Und zwar ein wirklich schlechter. Aber der Traum war mir so realistisch vorgekommen. Wie wenn ich als unsichtbare dritte Person mit an diesem Tisch gesessen hätte.

Ich spürte die Rückkehr von Madas Kraft.
Nicht langsam und stetig, wie normalerweise, nach jeder ruhigen Nacht ein gewisses Maß an mehr, sondern in Schüben, die viel zu groß für eine einzelne Nacht waren.
Sicher, es gab Wachphasen da war die Kontrolle über meinen Körper nicht vorhanden und ich konnte daher auch nicht wirklich ergründen wieviel von Madas Kraft ich seit dem letzten Mal regeneriert hatte aber selbst meine Versuche mich an die Anzahl an Wachphasen zu erinnern und diese mit meinem normalen Maß an Regenerationsfähigkeit zu verrechnen gelang nicht.
Es war wie wenn ich viel länger und mehr schlafen würde als meine Erinnerung mir weißmachen wollte.
Ein Umstand der mir, als mir klar wurde was er wirklich bedeuten könnte, noch weniger gefiel als vor meiner Erkenntnis.
Noch weniger gefiel mir die Überlegung dass diese beiden Gestalten mit ihren Kugeln ebenfalls wieder kommen könnten.
Am wenigsten gefiel mir die Überlegung, dass sich das ganze nochmals wiederholen könnte.
Aber am allerwenigsten gefielen mir die Träume zwischen diesen Phasen.

„Noch eines?“
„Na klar. Besseren Wein können wir uns eh nicht leisten und diesem eingefärbten Wasser hier würde Zeit vermutlich eh nur mehr Schaden statt nutzen.“ Der laut ausgesprochene Satz sorgte für viele Lacher im Raum, aber weder der Wirt noch die Bedienung schien sich daran zu stören.
Das lag aber weniger daran dass eigentlich jeder Gast im Raum eine Robe trug, noch daran dass man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen konnte dass jeder Gast hier von der Akademie kam sondern einfach daran dass dieser Spruch mindestens ein Dutzend Mal jeden Abend zu hören war, in der Hoffnung das der Wirt ein Einsehen hatte und die Zeche billiger ausfallen ließ als gewöhnlich.
„Und jetzt mal ehrlich. Du hast sie wirklich ins Bett bekommen?“
„Wenn ich es dir doch sage. Bei Rahja, bei solchen Sachen lügt man nicht. Man lügt vielleicht dem Weib gegenüber wie sie war aber nie einem Freund gegenüber das man sie hatte.“
„Nicht schlecht. Und, wie war sie?“
„Den Umständen entsprechend gar nicht mal so schlecht.“
„Den Umständen entsprechend?“ Der etwas älter erscheinende der beiden jungen Scholaren verzog spöttisch das Gesicht, was aber sofort wieder einem Lächeln wich als er der jungen, weiblichen Bedienung dankend zunickte, als diese zwei neue Becher auf den Tisch stellte. Kaum war die Bedienung wieder weg grinste er sein Gegenüber wieder frech an, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte diesen über den Rand seines Bechers hinweg fragend an, bevor er einen Schluck nahm.
„Na ja, die Kräuter hatten natürlich eine rahjasierende Wirkung und haben sie sicherheitshalber auch ein wenig williger und schärfer gemacht, aber…“ der jüngere zuckte kurz mit einer Achsel und gönnte sich einen Schluck Wein „ich war auch ihr erster, also konnte ich natürlich nicht ganz so, wie ich wirklich wollte.“ Der junge Scholar genoss die Wirkung seiner Worte bei seinem Gegenüber sichtlich.
„Du warst wirklich ich erster? Mann, gratuliere. Ich hatte ja schon gehört dass sie es mit Männern nicht so hätte, aber dann dachte ich mir dass sie vielleicht einfach mehr auf Frauen steht. Aber so. Gratuliere.“ Der ältere hob seinen Becher und die beiden stießen lachen miteinander an. „Und diese Geschichte heute Morgen, dieser Unfall bei der Elementaren Beschwörung, die hängt dann nicht zufällig mit diesen Kräutern zusammen?“
„Du weißt doch, wo man etwas aus einem Buch abschreibt gibt es Tintenflecken.“
Beide lachten und prosteten sich mit ihren Bechern wieder zu.
„Na ja.“ Der Ältere hatte seinen Becher zuerst geleert. „Der lehrende Magister war ja wohl des Balsams kundig genug habe ich vernommen und die verbrannte Robe muss sie dann halt von ihren Eltern bezahlen lassen. Die haben es ja.“
Beide lachten und hoben gleichzeitig ihre Becher um der Bedienung zu zeigen, dass sie neuen Wein brauchten.

Beim ersten mal erwachte ich noch mit einem Schrei aus diesem Traum.
Mit einem Schrei, tränenden Augen und zu Fäusten geballten Händen.
Es war nur ein Traum gewesen, versuchte ich mir einzureden. Und zwar ein wirklich schlechter. Aber der Traum war mir so realistisch vorgekommen. Wie wenn ich als unsichtbare dritte Person mit an diesem Tisch gesessen hätte.

Der Mann war wieder gekommen und auch wenn ich nicht sagen konnte woran ich es erkannte, aber ich hatte das Gefühl das er glücklich war.
Oder zumindest sehr zufrieden.
Aber er bestätigte diesen Eindruck mit seinen Worten nicht unbedingt. „Wenn ich noch an Glück glauben würde könnte man sagen was für ein Glücksfall dass wir dich gefunden haben. Aber da du die einzige Magiebegabte Person warst derer wir habhaft werden konnten war es nur eine logische Schlussfolgerung dass wir dich hier her bringen ließen und die Tatsache dass du trotz deines noch geringen Alters schon solch ein Maß an Magischem Potential in dir bewahren kannst und dieses dann auch noch so effektiv regenerierst sind schlicht erfreuliche Begleitumstände, welche unserer Sache nichts desto weniger nützlich sind. So nützlich und ergiebig dass man angeordnet hat weitere drei Tränke durch dich aufzuteilen.“
Ich hatte ein ungutes Gefühl bezüglich der Äußerung des Mannes und die Tatsache dass er plötzlich ein kleines Fläschchen in der Hand hielt machte es nicht besser.
Zumindest waren meine Peiniger dann so freundlich, soweit man es so nennen konnte und übernahmen wieder auf magischem Weg die Kontrolle über meinen Körper so dass ich den Trank als Gast in meinem eigenen Körper schluckte und auch nur wie ein ferner Beobachter die beiden mir inzwischen schon so vertrauten Gestalten sah, welche den Raum betraten kaum das der Mann wieder weg war, bevor sich wieder Dunkelheit und ein neuer, furchtbarer Traum über meinen Geist legten.

„Absolut Großartig. Über dieses Gesicht werde ich in Jahren noch lachen.“ Die junge Frau, eher noch ein größeres Mädchen, im Wechsel und dem Erblühen zu einer erwachsenen Frau, wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, während das Lachen der anderen Anwesenden Frauen in ungefähr dem gleichen Alter noch anhielt.
„Auf alle Fälle.“ Stimmte ihr ein, im Verhältnis zu den anderen Anwesenden, dunkelhäutiges Mädchen zu.
„Das faszinierendste fand ich,“ setzte die einzige rothaarige der Gruppe an „dass sie wirklich bis zum Schluss keine Ahnung hatte worauf wir hinaus wollten.“
„Oder sie hat sich sehr gut verstellt.“ Diese Aussage eines etwas fülligeren Mädchens ließ die anderen erneut auflachen.
„Selindian, jetz dafsch me ens Gemach brenga.“ Die offensichtlich Älteste der Gruppe hat sich erhoben und stolzierte besonders übertrieben hölzern um die Gruppe, welche sich auf im Kreis auf dem Boden verteilt hatte herum, wobei sie einen Arm seitlich ausgestreckt hatte wie wenn sie jeden Augenblick damit rechnete dass gleich jemand sie dort greifen und führen würde. Ihre Darbietung wurde mit lachendem Applaus quittiert. „Oder moisch mir solla erscht deiner Mudda, dr Reichsregentin guad Nacht sag´a?“
„Genug, ich kann nicht mehr, genug.“ Die füllige wischte sich Tränen aus dem Gesicht und ihr schon gegenüber den anderen deutlich ausgeprägter Busen hob und senkte sich mit jedem keuchenden Atemzug.
„Aber jetzt doch mal ehrlich, Mädels, so Naiv kann man doch beim besten Willen nicht sein um zu glauben dass der Prinz persönlich von einem Notiz nimmt und sich beginnt für einen zu interessieren nur weil man zufällig den gleichen Tempel mehr als einmal zur gleichen Zeit besucht hat, was ja nun wirklich keine Kunst ist wenn man weiß dass der Prinz ja fast schon täglich den ganzen Tag im Borontempel rumsitzt, was immer es da so tolles geben soll.“ Die erste Sprecherin erhob sich langsam und verbarg ein Gähnen nur notdürftig hinter ihrer Hand.
„Vielleicht ist sie auch einfach nur so ungebildet, oder tatsächlich so hoffnungslos romantisch dass sie noch an so Geschichten wie Prinz nimmt einfache Magierin aus der Provinz zur Frau glaubt.“ Fügte die dunkelhäutige hinzu. „Bei uns erzählen Märchenerzähler ständig solche Geschichten. Vielleicht hat sie ja zu viele davon gelesen.“
„Was arg viel anderes bekommt sie ja nicht.“ Lachte die Älteste und die anderen stimmten in das Lachen mit ein, während sie sich nach und nach erhoben.
„Na ja, ihren Bewertungen nach die sie ständig bekommt muss man ja, so schwer man sich das vorstellen kann, davon ausgehen dass es nicht an mangelndem Intellekt liegt.“ Die jüngste schaute sich vorsichtig um, wie wenn sie Angst hatte etwas Falsches gesagt zu haben.
„Die ist nicht Intelligent, die hat nur einen Körper der sie eher Rahja als Hesinde zugedacht hat.“ Wischte die füllige mit unterstützender Handbewegung die Aussage weg. „Die verbringt einfach mehr Zeit in den Betten der Magister als vor den Büchern oder was glaubt ihr wohl warum sie ständig bei privaten Forschungen“ auch diese Aussage unterstrich sie mit sehr Eindeutigen Körperbewegungen „assistieren darf?“ Die Füllige wartete bis alle zustimmend nickten, bevor sie weitererzählte. „Aber wenn sie zu viele schlechte Bewertungen bekommt besteht die Gefahr dass sie der Akademie verwiesen wird und dass will doch keiner von denen. Ich glaube sogar die geht für ihre Bewertungen so weit dass sie sogar mit Magistras ins Bett steigt, Alter spielt bei ihr ja offensichtlich auch keine Rolle.“ Erneut bekam sie zustimmendes Nicken als Bestätigung für ihre Aussage. „Nein, nein. Es war richtig und vor allem mal an der Zeit ihr zu zeigen dass sie nicht alle für dumm verkaufen kann und es, den Göttern sei es gedankt, in diesem Reich bezüglich möglicher Ehefrauen für einen Prinzen noch klare Regeln gibt. Mal ganz davon abgesehen dass Prinz Selindian mit Sicherheit keine aus so einem Loch heiraten würde. Vermutlich weiß der Prinz noch nicht einmal wo dieses Nostria liegt, immerhin gibt es sogar hier in Akademie mit der besten Bibliothek Aventuriens keine drei Karten wo dieses Land eingezeichnet ist, so wichtig ist es.“
Diesmal mussten die Mädchen so lachen dass sie sich gegenseitig stützen mussten um nicht wieder auf den Boden zu sinken.

Beim ersten mal erwachte ich noch mit einem Schrei aus diesem Traum.
Mit einem Schrei, tränenden Augen und zu Fäusten geballten Händen.
Es war nur ein Traum gewesen, versuchte ich mir einzureden. Und zwar ein wirklich schlechter. Aber der Traum war mir so realistisch vorgekommen. Wie wenn ich als unsichtbare weitere Person mit in diesem Kreis gesessen hätte.
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BeitragThema: Re: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Versuchung I   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – In den Kammern von Kholak-Kai - Versuchung I EmptyFr Dez 25, 2015 7:30 pm

Yay! Erstes Türchen des Rückventskalenders geöffnet!
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