Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Aus der Asche – Krieg am Großen Fluss – Die Jagd auf den roten Wyrm - Teil 2 – XX 1027 BF

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Tela Reisigritt
Erzmagus
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BeitragThema: Aus der Asche – Krieg am Großen Fluss – Die Jagd auf den roten Wyrm - Teil 2 – XX 1027 BF   Aus der Asche – Krieg am Großen Fluss – Die Jagd auf den roten Wyrm - Teil 2 – XX 1027 BF EmptyMo Okt 03, 2016 9:36 pm

Der Gräfin, dem Druiden und ihrem rotgefiederten Reittier zu folgen war trotz der einbrechenden Dämmerung nicht schwer. Die roten Federn wiesen zuverlässig den Weg, und die Menschen, die ihnen begegneten, konnten ihnen zumeist Zeit und Richtung der Fliehenden weisen.

Gegen zehn Uhr abends kamen sie in Abelmund an, einem kleinen Weiler am Tommelufer. Mit dem Wappen Baron Fenwasians, das sie mitführten, wurden sie freundschaftlich empfangen und erhielten eine kleine Stärkung. Lynias Zustand hatte sich nicht verschlechtert, jedoch wie erwartet auch nicht verbessert, und die dunklen Ringe um ihre Augen zeigten, wie sehr die Krankheit an ihrem bereits durch die letzten Tage geschwächten Wesen zehren musste.

Einer der Männer in Abelmund, der von einem Botengang aus der entgegengesetzten Richtung zurückgekommen war, konnte berichten, dass die fliehende Gräfin etwa 2 Stunden Vorsprung hatte und nun auf dem roten Wyrm nicht mehr vom Druiden begleitet wurde. Dieser musste sich irgendwo in den ihm vertrauten Wäldern abgesetzt haben, doch ihn zu verfolgen würde aktuell niemandem etwas bringen. Tela war sich sicher, dass Baron Fenwasian sich irgendwann seiner annehmen würde – und wenn nicht, würde sie mit Hilfe einiger Schwestern zurückkehren. Und sie selbst war, nach seinem magischen Angriff, der sie mit elementarer Wucht vom Stecken geworfen hatte, ganz froh, ihm im sich abzeichnenden Kampf mit der Gräfin nicht noch einmal begegnen zu müssen.

Sie folgten dem Treidelpfad mit ihren Pferden eine weitere halbe Stunde, und befanden sich unversehens mitten im Wandteppich aus der Festung Weyringen wieder: Der Fluss machte eine langgezogene Biegung, und vor ihnen lag ein weites Feld ebenjener Disteln, die das Wappen der Fenwasians prägte. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte man im Mondlicht die bekannte Felsformation ausmachen, auf der sich auf dem Wandbild der Rote Wyrm präsentiert hatte. Erleichterung machte sich in Telas Herz breit – auch wenn sie noch nichts gewonnen hatten, so waren sie doch zeitig bis hierher gekommen und hatten nun alle Möglichkeiten, die Gräfin und ihr rotes Ungetüm zu stellen und den Fluch von Lynia und den vielen anderen zu heben.

Als sie in die Gesichter ihrer Gefährten schaute, sah sie eine ähnliche Mischung aus Erleichterung und Entschlossenheit, und selbst in Lynias müden Augen ließ sich beim Blick auf den steilen Hügel gegenüber ein Funken Hoffnung erkennen.

Sie stieg von ihrem Pferd ab und streckte sich. Ihre Begleiter taten es ihr gleich. Ein paar Augenblicke war jeder damit beschäftigt, seine Ausrüstung auf Sitz und Vollständigkeit zu prüfen. Sie griff in ihre Kiepe und nahm zwei Phiolen aus Kristallglas heraus und schmunzelte: „Nun zeig, was Du kannst, Galotta“. Dann erbrach sie die Wachssiegel und trank den Inhalt der beiden Flaschen – Zaubertränke aus Galottas Turm - kurz hintereinander weg. Der Geschmack war metallisch-bitter, doch wie erwartet war ihre Verbindung zu Sumus Kraft nach einigen Sekunden wieder frischer und voller. Als sie die leeren Phiolen wieder verstauen wollte, fiel ihr Blick auf eine der roten Federn, die zuhauf zwischen den Disteln lagen und die ihr etwas versengt vorkam.

Sie bückte sich, und als sie sie aufnahm, sah sie dieselben Brandspuren an vielen der Federn, die auf dem Boden lagen. Und da war nochetwas. „Lynia, kannst Du mit Deinen Stab Licht machen, aber bitte so, dass es nur den Boden beleuchtet, nicht aber vom Felsen aus zu sehen ist?“ Im Schein des Stabes war es nun klarer zu sehen – eine schwarzrote, in Teilen geronnene Flüssigkeit klebte auf den übrigen Pflanzen, während auf den Disteln nur noch schwarze, verkohlt aufgeplatzte Reste vom Kontakt zeugten. Nun nahm auch Lynia eine der Federn in die Hand. Die beiden Frauen schauten sich an, und führten gleichzeitig ihre Federn an die nächste Distel heran. Wie Papier in die Nähe großer Hitze wurden diese zunächst dunkel, dann kräuselten sie sich und – drückte man sie fester an die Distel – zerfielen schließlich zu schwarzen Flocken, wie man sie bereits allenthalben auf dem Boden sah.

Lynia murmelte etwas von einem „lebendigen Kern des Mythos“, während Tela eine der Disteln, die erstaunlich viel Widerstand leistete, kurz über der Wurzel abschnitt und das Experiment wiederholte. Auch mit der von Sumu getrennten Distel verbrannte die Feder wie zuvor. „Lass uns hoffen, dass die Wirkung noch etwas vorhält“, sagte Tela und setzte ihr Messer erneut an, bis sie einen stacheligen Busch der blauen Disteln in ihrer Hand hielt. Zur Probe hielt sie eine weitere Feder an die nun von Distelsaft getränkte Klinge, und auch dort zerfiel sie nach wenigen Augenblicken. Mit einer kurzen Erklärung reichte sie einen Teil der Disteln an ihre Gefährten weiter.

Der Mond stand weiterhin hell über der Nachtlandschaft, so dass sie beschlossen, Tela fliegend über den Fluss vorzuschicken und dann mit den Pferden schwimmend überzusetzen. Sie kreiste einige Male über der Felsnadel, doch Genaueres konnte sie nicht erkennen – lediglich in der Nähe der Spitze schien es eine Art Höhle zu geben, mit einem vorgelagerten Plateau, ähnlich wie in der Abbildung des Wandteppichs. Doch es schien etwas dunkler dort zu sein, und immer, wenn sie sich in einem guten Blickwinkel wähnte, schob sich ein weiterer Ast oder Busch davor, so dass sie keine Details ausmachen konnte. Sie würden wohl klettern müssen, sagte sie sich, und landete auf einem Felsvorsprung auf etwa zwei Drittel der Höhe, um den anderen zu signalisieren, dass sie nachfolgen konnten.

Nach etwa einer halben Stunde hatten die anderen auf dem Rücken ihrer Pferde übergesetzt und zu ihr aufgeschlossen, Ghor und Hakim hatten der bleichen Lynia abwechselnd Hilfestellung gegeben. Sie schaute prüfend zu ihrer Freundin, doch ihr schien die Aussicht auf nahe Rettung erneut Kraft verliehen zu haben. „Von hier aus ist der Weg nicht mehr so beschwerlich. Das dort oben entzieht sich meinen Blicken, doch es scheint eine Art gigantisches Nest aus Ästen und Stöcken zu sein, in dem etwas Rötliches schimmert. Entschuldigt mich.“ Sie trat in den Schatten, klopfte sich mit verschränkten Armen auf die Brust stellte sich vor, wie die Schläge der Schlange an ihr abprallen. Dann kauerte sie sich klein zusammen und stellte sich vor, wie sie in den Himmel sprang. Zum Schluss zog sie ihr Jagdmesser durch eine Distel, so dass der Saft auf der Klinge kleben blieb. Letzteres taten Ghor und Hakim ihr gleich. „Auf, lasst uns das Biest filetieren!“

Als sie auf dem Rücken der Schlange zu liegen kam und sie an jeder Stelle, an der die Federn sie berührten, Schmerz durchfuhr, sagte sie sich, dass sie wohl doch etwas zu forsch an die Sache herangegangen war. Doch jetzt war es zu spät. Sie krallte sich mit einer Hand in das Federkleid, und legte ihre ganze Kraft in den Hieb ihres Messers. Doch schienen die Disteln langsamer zu wirken, oder sie musste eine falsche Stelle erwischt haben – halb blieb ihr Schlag im Dickicht der Federn hängen, halb prallte die Klinge an etwas Knöchernem ab. Zumindest aber war ihr Ablenkungsmanöver geglückt, denn während die Schlange nach ihr schlug, konnte Ghor einen guten Hieb landen, bei dem das Blut nur so spritzte.

Mit einem Ruck wälzte das Ungetüm sich auf den Rücken, so dass sie abspringen musste und zurücktaumelte. „Hier ist der Überraschungseffekt verflogen“, sagte sie sich, doch aus dem Augenwinkel nahm sie die Gräfin Conchobair wahr, die mit gezücktem Schwert Hakim gegenüberstand und ihr den Rücken zudrehte. „Das ist meine Chance“. Sie hechtete vorwärts, bereit, den Dolch in den Nacken der Gräfin zu senken, als sie seitlich hart vom Schwanz des Ungetüms getroffen wurde. Sie sah den Rand des Horsts schon unter sich vorbeiziehen, doch im letzten Moment bekam sie eine Felsnadel am Rand zu fassen. Sowohl Gor als auch Hakim schienen in der Defensive, und von Lynia war nichts zu sehen. Noch am Rand hängend schleuderte sie Rhianna mit einem wutentbrannten Kampfschrei Sumus Macht entgegen, um sie zu blenden – und die bis dahin mit überderischer Macht auf Hakim eindreschende Adlige taumelte für einen kurzen Moment zurück. Sie wusste, dass das alles war, was Hakim brauchte, und sah seinen Streich, bevor er ihn ausführte.

Ein weiterer Schwanzschlag der Schlange traf den Rand des Horstes, und sie rutschte etwas tiefer – den Dolch hatte sie sich inzwischen zwischen die Zähne geklemmt, um mit beiden Händen Halt zu finden. Sie brauchte ein paar Sekunden, um das Plateau wieder zu erreichen. Als sie die Kopf herausstreckte, sah sie einen Schatten an ihr vorbeihuschen und im Dunkel des gut 40 Schritt unter ihnen liegenden Fluss verschwinden. Die Gräfin, sie war ihnen entwischt! Ein schneller Blick zeigte, dass Ghor, Hakim und Lynia wohlauf waren und das Ungetüm sich nicht mehr regte. Ohne ein weiteres Wort schloss sie ihre Augen und konzentrierte sich – zweimal – auf die katzische Nachtsicht, dann nahm sie ihren Stab vom Rücken und stürzte sich der Gräfin hinterher. Diese verwunschene Kriegstreiberin und ihr Zauberring sollten nicht so einfach entkommen!

Nach 10 Minuten kehrte sie niedergeschlagen zurück. Selbst mit Grauschnauz‘ Unterstützung, der kurz darauf zu ihr gestoßen war, hatte sie keine Spur von der Gräfin ausmachen können. Sie war wie von der Wasseroberfläche des ruhig dahinfließenden Tommel verschluckt. Sie wollte den anderen nur kurz Bescheid geben, dass sie ihre Suche unter Wasser fortsetzen wollte – doch die drei standen mit grinsenden Gesichtern beisammen und hielten in ihren Händen: den Ring der Gräfin! Lynia träufelte etwas Distelsaft darauf, und stellte fest, dass er zwar schwarz anläuft, aber hier wohl nicht vernichtet werden könne. Glücklich nahm Tela ihre Mitstreiter in die Arme. „Wie ist Euch das geglückt?“, wollte sie wissen, doch bevor Lynia zu einer Erklärung ansetzen konnte, sagte Ghor, dass sie zuerst das zuende bringen sollten, wozu sie hergekommen seien.

Tela nahm Lynia beiseite, die nach dem Kampf wieder einen zerbrechlicheren Eindruck machte. „Warte, Du brauchst etwas Hilfe beim Runterklettern. Hier, ein altes Hexenrezept.“ Sie gab ihr einen Schluck Wasser aus ihrer normalen Trinkflasche und hielt dabei ihren Oberkörper umfasst, während Sumus Kräfte flossen. „Schmeckt wie Wasser, verhindert aber, dass Du abrutschst.“ Sie hoffte, dass sie die scharfsinnige Magierin damit täuschen konnte, denn bei aller Freundschaft konnte sie nicht alle Geheimnisse der Schwesternschaft preisgeben.

Eine halbe Stunde später standen sie um eine besonders große Distel am gegenüberliegenden Ufer versammelt, und Lynia, die sich zuvor noch ein paar Minuten für eine magische Analyse ausbedungen hatte, legte den Ring vorsichtig in den Blütenstand der Pflanze. Zunächst geschah einige Sekunden nichts, dann zerfiel der Ring plötzlich und ohne ein Geräusch zu feinem schwarzen Staub. Von der Felsnadel am anderen Ufer vermeinten sie einen schrillen, underischen Schrei zu hören, aber vielleicht bildeten sie es sich auch nur ein.

Langsam drehte sich Tela zu Lynia um, und öffnete ihr Gewand und ihren Verband. „Licht“, sagte sie, und im Licht der Fackel an Lynias Stabende sah man deutlich, wie sich die roten Äderchen eines nach dem anderen zur Wunde zurückzogen und verblassten. Nach einigen Minuten sah die Wunde wie eine normale, sachkundig behandelte Narbe einer alten Pfeilwunde aus. „Mir geht es gut, den Umständen entsprechend, danke!“, sagte Lynia schließlich, und schloss ihr Gewand über ihrem fröstelnden Körper wieder. Die drei umarmten sie herzlich, um dann, unter dem ersten Licht der Morgendämmerung, erschöpft ins Gras des Flussufers zu sinken.
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BeitragThema: Endlich   Aus der Asche – Krieg am Großen Fluss – Die Jagd auf den roten Wyrm - Teil 2 – XX 1027 BF EmptyDi Okt 04, 2016 10:29 pm

Erinnert mich irgendwie an die klassischen Schwarz-Weiß-Folgen von Zorro.
Er springt mit dem Pferd über die Schlucht... und Ende, bis zur nächsten Folge,
und obwohl man eigentlich weiß, dass er es schafft, kann man es trotzdem kaum erwarten,
dass die nächste Folge kommt und man es auch sieht, dass er es schafft.

Nach all der Zeit, immer noch Großartig und das lesen dessen was war ebenso.

Hat einen anstrengenden Abend nochmal versüßt und war eine nette "Gute Nacht"-Geschichte.

Danke
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Tela Reisigritt
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BeitragThema: Re: Aus der Asche – Krieg am Großen Fluss – Die Jagd auf den roten Wyrm - Teil 2 – XX 1027 BF   Aus der Asche – Krieg am Großen Fluss – Die Jagd auf den roten Wyrm - Teil 2 – XX 1027 BF EmptyDi Okt 04, 2016 10:54 pm

:-)
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