Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Gareth – die Schlacht in den Wolken – Teil 11: Ankunft der Greifen, 29. Peraine

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Tela Reisigritt
Erzmagus
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BeitragThema: Gareth – die Schlacht in den Wolken – Teil 11: Ankunft der Greifen, 29. Peraine   Gareth – die Schlacht in den Wolken – Teil 11: Ankunft der Greifen,  29. Peraine EmptySo Jun 08, 2014 2:05 pm

„Ich nehme den mit den roten Federn. Der passt am besten zu meiner Haarfarbe.“ Für diesen mädchenhaften Ausruf erntete sie nicht nur von Lynia, sondern von allen Umstehenden in Hörweite irritierte Blicke. Die Ritter und Gardisten hatte in Ehrfurcht ihre Schwerter gezogen und sie den heiligen Geschöpfen Praios‘ kniend dargeboten. Auch Lynia, Ghor und Hakim. Alle anderen hatten ihre Köpfe geneigt, als die kleine Schar Greifen, aufs Neue angeführt von Obaran, neben der Nekropole aufsetzte. Nun gab es kein Zurück mehr, sie musste das Spiel jetzt bis zum Ende spielen. Es war ja nicht so, dass sie nicht meinte, was sie sagte. Und war nicht die Wahrheit Praios‘ höchstes Gut?

Festen Schrittes ging sie auf Malachan mit dem Kupferschwingen zu. Irgendwo in ihrer Tasche musste sie noch eine Feder von ihm haben. Er war der Greif, den sie im Kampf mit der Sphinx gesehen und zumindest ein erstes Mal hatte retten können. Von hoch oben blickte der Greif über sie hinweg. „Malachan!“, sprach sie ihn an, „erkennst Du diese Feder?“ Sein Haupt neigte sich leicht, und sein großes Auge ruhte auf der kleinen Hexe. Sie streckte sich und hob ihm die Feder so hoch es ging entgegen. Langsam neigte sich sein Haupt, und er nickte unmerklich. „Und weißt Du, woher ich sie habe?“ Er nickte ein weiteres Mal. „Dann will ich dir etwas anvertrauen. Doch es ist nur für Deine Ohren bestimmt.“ Die Blicke der Umstehenden ruhten auf den beiden ungleichen Wesen, und jeder, der schon einmal mit einem stolzen Greifen zu tun hatte, oder sie aus Erzählungen kannte, erwartete nun eine strenge, hochmütige Antwort auf diese freche Ansprache.

Doch nichts dergleichen geschah. Nach einer gefühlten Ewigkeit senkte der Greif sein Haupt so dass Tela ihm ins Ohr flüstern konnte. „Ich bin eine Hexe.“ Ein Rumpeln ging durch den schweren Körper, doch Malachan antwortete nicht. „Ich wollte Dich vor der Sphinx retten, als wir uns in der schwarzen Sichel begegneten. Glaubst Du mir das?“ Der schwere Greifenkopf an Telas Wange nickte. „Unter dem Zeichen des Greifens sind unzählige meiner Schwestern hingerichtete worden. Die größte Zahl von ihnen war unschuldig.“ Ein unwilliges Rumpeln. „Ja, nur weil sie über Sumus Kraft, oder, wie die Praioskirche sagt, Madas Fluch, verfügten. Wenn an Deiner Statt hier und jetzt ein Inquisitor stände, würde ich mit Sicherheit auf dem Scheiterhaufen landen.“ Unwilliges Rumpeln. „Das ist die Wahrheit, großer Malachan. Praios‘ höchstes Gut."

"Doch ich möchte nicht so enden. Ich war bereit, im Kampf gegen Rhazazzor mein Leben zu lassen. Und wenn wir dort oben Galotta gegenüberstehen, werde ich wieder dazu bereit sein, wenn ich die Kraft finde. Doch um dorthin zu kommen, musste ich alle um mich herum täuschen und belügen. Meine Freunde, die Edlen des Reiches, die Priester der Kirche des Praios‘. Ich habe Angst, Malachan, denn dort oben regieren die Niederhöllen, und wenn wir nicht erfolgreich sind, wird uns ein schlimmeres Schicksal als der Tod zuteil. Aber das ist mir egal, denn es gibt noch Hoffnung. Selbst wenn ich dort oben sterbe, ist mir ein solcher Tod lieber als ‚die Hex, die Hex, in Praios‘ güld'nem Foi-härr‘“.

Die letzten Worte sang Tela leise – es war das Volkslied, das der Fuhrmann auf ihrem Weg nach Auraleth angestimmt hatte. Sie nahm den schweren Greifenkopf in beide Hände und schaute in die großen dunklen Augen. Tränen liefen ihr aus ihren eigenen. „Verstehst Du, Malachan? Wenn Du uns dort oben absetzt, haben meine Gefährten und ich noch einen langen Weg vor uns. Bis dahin möchte ich, dass Du mich als Deinen Reiter anerkennst. Nur für dieses eine Mal, diesen einen Weg. Es würde mir Mut machen, mehr als Du Dir vorstellen kannst. Und Mut werden wir alle brauchen, dort oben in Blakharaz‘ Festung.“

Der Greif verharrte reglos, seinen riesigen Schnabel vor Telas kleiner Nase. Dann senkte es seinen Leib langsam und steckte die Vorderbeine, so dass Tela aufsteigen konnte. „Danke“, sagte sie mit erstickter Stimme, und umarmte ihn. Als sie sich umsah, hatten ihre Gefährten bereits ihre Plätze auf den anderen Greifen gefunden. Lynia ritt, Araschar in ihrer Hand, ihren Stab auf dem Rücken, auf Obaran, die anderen auf ihr unbekannten Greifen. Tela nahm sich vor, sie oben nach ihren Namen zu fragen. Sie prüfte den Sitz ihres Stabes, den sie mit dem Ende ihres Hüfttuchs verknotet hatte, und der Tasche. Dann blickte sie zur Nekropole, wo sie sich vor einigen Minuten von Grauschnauz verabschiedet hatte. „Du sollst keine geflügelten Katzen neben mir haben“, ging ihr der Satz des Katzerichs durch den Kopf.

Doch waren Greifen eigentlich Katzen, fragte sie sich, als sich ihr kupferrotes Reitwesen vom Boden abdrückte und mit kräftigen Schlägen in die Lüfte erhob, schneller und geschmeidiger, als sie es auf ihrem Stecken je können würde. Zuversicht durchflutete sie. "Sollen die Irrhalken doch kommen, Malachan." Sie umfing seinen Hals mit ihren Armen und legte ihren Kopf dicht an seinen Nacken. "Dieses eine Mal sind wir beide der kupferrote Blitz, der auf sie niedergeht."
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