An der 4m hohen Basaltmauer am Silberbergtor war Ghor zunehmend nervöser geworden. Unruhig war sein Blick und seine Hände fanden keine Ruhe. Lynia verstand nicht ganz warum es ihm so schwer gefallen war, seine Waffen der Dukatengarde zu übergeben. Die Männer waren freundlich, machten einen zuverlässigen Eindruck und hatten versprochen ihnen die Waffen doch zurückzugeben. Auch als Ghor ihr erklärte, dass die Dukatengarde demjenigen „gehörte“ der die meisten Dukaten besaß, ergab dies auch nicht mehr Sinn. Schließlich war es doch egal wer ihnen letzten Endes ihren Sold bezahlte und doch jedem dienlich, wenn es derjenige tat, der am meisten Dukaten besaß.
Ghor zog die Kapuze seines Umhangs tiefer ins Gesicht, als ob sie ihn vor den Augen Zornbrechts hätte verbergen können. Er hielt sich mehr im Schatten, ging abwechselnd langsam, zügig und seltsam leise. Wie gerne hätte er nun selbst einen dieser Zauber gewirkt mit der Lynia sich sämtlichen Blicken entzog, aber letzten Endes schütze ihn hier nur die Gunst ihre Gastgeberin, Zarjane Ulfart. Und diese begrüßte sie, und vor allem ihn, äußerst freundlich als sie auf dem Anwesen eintrafen. Ghor wurde erst wieder etwas ruhiger als sie eingetreten waren, jedoch nicht ohne einen letzten Blick auf das Anwesen gegenüber zu werfen in dem er viele Jahre ein- und ausgegangen war. „Er weiß es nicht, dass Ihr wieder hier seid Ghor“ flüsterte sie ihm beim vorbeigehen ins Ohr.
Zarjane war, wie es sich für eine der mächtigsten Frauen der Stadt gehörte, eine großartige Gastgeberin. Sie war sehr freundlich, offen aber selbstverständlich war Ghor vorsichtig. Sie führten eine angeregte Unterhaltung über die Stadt, die Veränderungen und über Loyalität und nahm auch Telas Ansichten interessiert zur Kenntniss. Als sie auf Ghors Rückkehr, und somit auch auf Zornbrecht zu sprechen kamen, lächelte sie verschmitzt als sie sagte, dass sie es ihm persönlich unter die Nase reiben werde, das Ghor Gast in ihrem Hause war. Ghor wusste warum sie dieses Thema angesprochen hatte, den letzten Endes kannte niemand die ganze Geschichte. Sie erzählte, wie Zornbrecht ihn nach all den Jahren mit einem Auftrag betraute von dem er nicht lebend zurückkehren konnte und fügte lächelnd hinzu „...aber das wusste unser lieber Ghor damals noch nicht, stimmt's? An diesem Tag hat unser lieber Freund erfahren was Loyalität im Hause Zornbrecht bedeutet“... und nicht nur dort, ergänzte er in seinen Gedanken. „Nach all den Jahren...“ sagte Ghor leise als er aufstand, ans Fenster trat und hinaus schaute „... ausgetauscht wie ein Stück Vieh! ... Aber er hat es bis heute noch nicht geschafft mich übers Nirgendmeer zu schicken mit dem, was mir das Opfer mit seinen letzten Worten offenbarte...“ Zarjane lauschte jetzt sehr aufmerksam, aber Ghor verstummte, setzte sich wieder und nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife während er weiter aus dem Fenster starrte.
Ghor war sehr in sich gekehrt und nachdenklich als sie den Silberberg verließen. Er verabschiedete sich mit wenigen Worten und meinte er würde rechtzeitig zum Abendessen mit Sharima und ihrem Bruder zurück sein. Sein Weg führte ihn in die Armenviertel seiner Kindheit, vorbei an Straßenkindern, Bettlern und Krüppeln, wo er 50 Dukaten seiner Belohnung an sie und Waisenheime, sowie entsprechend andere Einrichtungen verteilte. Pünktlich zum Abendessen betrat er gut gelaunt wie eh und je die Herberge.