Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Gareth – die Schlacht in den Wolken – Teil 14: Tod eines großen bösen Wichts , 29. Peraine

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Tela Reisigritt
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BeitragThema: Gareth – die Schlacht in den Wolken – Teil 14: Tod eines großen bösen Wichts , 29. Peraine   Gareth – die Schlacht in den Wolken – Teil 14: Tod eines großen bösen Wichts , 29. Peraine EmptySo Jun 08, 2014 9:20 pm

Endlich standen sie im Herz der Festung. Tela überlegte kurz, ob sie den Albenring aufsetzen sollte, aber der Gedanke, zu all dem dämonischen Unheil noch eine Präsenz des Namenlosen hinzuzufügen, ließ sie schnell wieder davon Abstand nehmen. Doch noch bevor sie sich über ein heimliches Vorgehen verständigen konnten, wurde ihnen klar, dass sie bereits entdeckt worden waren. Lautlos formte sich ein Spalier aus Heshtothim, an dessen anderen Ende eine Gestalt auf einem Thron saß.

"Kommt näher", erklang seine Kaiserstimme. "Ob ihr mich bewundern, mir Folgschaft schwören oder mich toten wollt: Ihr könnt es nur tun, wenn ihr naher kommt." Das war die Stimme desjenigen, dessen Wunsch nach Rache und dessen Fähigkeiten so groß waren, dass er dies alles zu orchestrieren vermochte. Tela versagten die Beine, und sie hielt sich an Ghor fest. Die Heshtothim wiesen mit ihren Schwertern auf den Thron am anderen Ende. Es gab nur noch einen Weg, und es gab kein Zurück.

„Erdbeeren“, dachte Tela, vielleicht klappt es ja nocheinmal. Und tatsächlich, auch wenn sich die Bilder aus ihrer Kindheit nicht mehr einzustellen vermochten, so dachte sie doch daran, wie sie Rhazazzor zuerst aus ihrem Kopf und dann, durch den Todesmut von Emer und Ghor, aus Gareth vertrieben hatten. Bei dieser Vorstellung ließ der Druck auf ihrem Kopf ein wenig nach, und ihr gelang ein Lächeln.

„Das ist nah genug.“ In sieben Schritt Entfernung waren das Gesicht Galottas und das Dexter Nemrods, der neben ihm stand, klar erkennbar. Während in Galottas Miene sich Triumph und etwas Neugier spiegelten, war Nemrods Gesicht vollkommen ausdruckslos. Dass wir uns so wiedersehen, Schrecken meiner Vorfahren, dachte die junge Hexe. Sie machte sich innerlich für ihr Schauspiel bereit – sie durfte den richtigen Moment nicht verpassen. Ihr Atem ging nun wieder regelmäßiger, und ihr Blick wurde wieder klarer.

Nichts würde Galotta daran hindern, sie mit einem Fingerschnippen den Heshtothim zum Fraß vorzuwerfen. Ihr aller Leben lag in seinen Händen. Als sie sich dies innerlich eingestand, konnte sie es ausblenden. Es verschwand praktisch aus ihrem Gesichtsfeld. Was übrig bleib, war das Bild eines einsamen alten Mannes, der sich in seiner Ambition und seiner Rachsucht von der Welt abgewandt hatte, aber der trotz all seiner schrecklichen Macht ab und zu einmal einen Gesprächspartner brauchte, der instande war, eine andere Meinung zu vertreten. Sie hatte dies bereits das ein- oder andere Mal bei alten, verbitterten Mitgliedern der Schwesternschaft gesehen, äußerst unangenehme Damen.

Keiner der Gefährten war imstande, einen Ton herauszubringen. Doch es war auch nicht nötig, denn Galottas Stimme füllte den Raum und ließ die Zeit verstreichen. „Die Heshthotim würden euch gerne das Herz aus den Rippen schneiden. Ich halte das für schrecklich unhöflich. Euch ist es gelungen, bis hierher vorzudringen. Dafür habt ihr euch meinen Respekt verdient, und euch soll die Finsternis unter den Kutten vorerst erspart bleiben.“ Ein alter Mann, der reden will, dachte sie. Dann sah sie sich ihre Umgebung genauer an. Bis zu Galotta waren es sieben Schritte. Ghor würde mit seinem Axxelleratus-Ring schnell bei ihm sein können. Vielleicht gelang es ihr, Tela, ja, ihn von seinem Thron hervorzulocken.

"Ich war auch einst wie ihr. Ich hatte mein Leben für den Kaiser gegeben. Aber ich habe gelernt, dass nur das eigene Leben wirklich von Wert ist. Dass es ehrenhafter ist zu herrschen, als zu dienen. Ich habe nicht vor, durch meine Taten unsterblich zu werden und mit ihnen in die Geschichte einzugehen. Ich bin bereits unsterblich, und ich werde es sein, der die Geschichte Aventuriens fortschreibt." Ehre, dachte Tela, Ehre. Wo liegt in einem Dämonenpakt Ehre?

"Seht hin, und wendet eure Blick nicht ab. Die Kaiserstadt wird untergehen und aus ihrer eigenen Asche wieder auferstehen. Kholak-Kai ist der Palast des neuen Zeitalters. Eines Zeitalters, in dem niemand mehr leugnen kann, dass ich, Gaius Cordovan Eslam Galotta, der Kaiser bin. Dann wird sie ihren Schwur erfüllen müssen. Dieser Pakt ist alter als der Tyakra'mans. Sie hat es gewagt, mit mir zu spielen, mein Begehren zu verlachen und mich zu demütigen. Sie sagte, dass sie sich mir nur hingeben wurde, wenn ich der Kaiser wäre. Bald ist es so weit. Ich werde sie vor mir winseln und stöhnen horen. Auch wenn Hunderttausende dafür sterben mussten ... Nahema, du bist mein!" Verletzte männliche Eitelkeit, eine tiefe Kränkung! Oh Wunder.

"Die Tempel des Praios werden zerschlagen sein, und auf dem ganzen Kontinent werden die Menschen zu Blakharaz beten, dessen größter Bote ich bin. Dann kann ich endlich die Magierphilosophie beweisen. Ihr Glaube wird den Erzdämon erheben und mich gottgleich über Dere schreiten lassen. Ich bin der einzig wahre Erbe Borbarads." Nichts, worauf man jetzt unbedingt stolz sein musste. Erben kann ja jeder. Und mit Erzdämonen paktieren ist auch keine Kunst. Je mehr der alte Mann vor ihr sprach, desto mehr kam er ihr vor wie ein armer Wicht. Sie konnte sich gut vorstellen, was eine mächtige Zauberin (manche sprachen gar von einer Hexe) wie Nahema bereits vor Jahren in ihm gesehen haben musste.

"Nichts, meine Freunde, nichts kann das Magnum Opus des Weltenbrandes noch aufhalten — außer meinem Willen oder meinem Tod. Sagt mir, nachdem ihr so weit gekommen seid: Wie glaubt ihr, meinen Triumph verhindern zu können?" Freunde, so nannte er sie. Das war ein gutes Stichwort.

„Garnicht, erlauchtester Kaiser Galotta, und wir wollen es auch nicht verhindern. Zumindest ich nicht, und sich spreche für die gesamte Schwesternschaft Satuarias im Kosch. Zu lange haben wir unter den ach so rechtschaffenen zwölfgöttertreuen Herrschern gelitten, sind verfolgt und verbrannt worden. Hier, im Herzen Eures neuen Reiches, will ich Euch zum Zeichen der unverbrüchlichen Treue zum neuen Kaiser das Jagdmesser der Obersten, Heidruna, darbieten, an deren Stelle ich in Jahr und Tag treten werde.“

Das war der Satz, den sie sich zurechtgelegt hatte. Doch sie kam exakt bis zum „Gar“ im ersten "Garnicht", dann brach die Hölle los. Ein Schwanken und das Knirschen von Metall gingen durch die Festung. Vor dem Thron Galottas erschien ein halb durchscheinendes IMMATERIALIS-Bild von Leonardo, beschmiert mit Öl und Dämonengalle. "Was gibt es?", schnarrte der Imperator verärgert. "Euer Kaiserliche Majestät, ich muss Euch leider mitteilen, dass Kholak-Kai abstürzt und dass Euch die Heshthotimgarde verlassen wird." "Was? Warum?", donnerte Galotta. "Weil ich es so geplant habe, verdammter Dilettant" Mit einem an die Gefährten gewandten „Jetzt“ verblasste das Bild Leonardos, der sich der Strangulation durch den Gurgulum zu erwehren schien.

Doch gleichzeitig strömte ein rotes Gas in den Raum, das die Dämonen zu bannen schien. „Tja, ich war noch nie zur Diplomatin geboren“, sagte ein Teil Telas schulterzuckend zu sich selbst, während der andere Teil um Selbst- und Körperbeherrschung rang.

Sie sah Ghor und Hakim nach vorne stürzen. Ihnen entgegen stürzte Galotta, doch nicht aus freiem Willen, sondern gestoßen von Dexter Nemrod. Die Dämonenkrone fiel vom Haupt des Kaisers und schlitterte über den rotverschmierten Boden. Zornerfüllt drehte sich Galotta im Fallen um und ballte die Faust gegen Dexter Nemrod, der darauf wie vom Blitz getroffen zusammenbrach. Doch Galotta hatte ihr, Hakim und Ghor den Rücken zugedreht - auch für einen Erzmagier ist das ein Fehler.

Sie versenkte die Klinge mit ihrem vollen Gewicht irgendwo in der Beingegend des liegenden Mannes. Ob es eine Wirkung hatte, konnte sie nicht sagen, denn Galotta schrie, als Hakim ihm die zweite Komponente des Gifts einflößte, während Ghor ihn fixierte.

Als der Körper des alten Mannes sich nicht mehr rührte – sie konnte nicht sagen, ob es sich um Sekunden, Minuten oder Stunden gehandelt hatte – blickten sie wieder auf. Tela war als erste wieder auf den Beinen. Aller Vernunft zum Trotz konnte sie sich nicht dagegen wehren, sich schäbig zu fühlen, einen alten Mann getötet zu haben. Doch aus der anderen Ecke ihrer Seele flüsterte ihr eine Stimme zu: So starb Galotta, der große böse Wicht.
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