Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Auf nach Al´Anfa, die Zweite:

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Lynia
Erzmagus
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BeitragThema: Auf nach Al´Anfa, die Zweite:   Auf nach Al´Anfa, die Zweite: EmptyDi Mai 28, 2013 9:36 pm

Aus unerfindlichen Gründen fiel die Abendandacht für Efferd aus. Es entzog sich ein wenig meinem Verständnis für die Zwölfe, dass man tatsächlich Boron für die Flaute verantwortlich machte und diesen mit der Seebestattung eines seiner ihm heiligen Tiere besänftigt wähnte. Aber zum einen maß ich mir nicht an, die Zwölfe zu verstehen und bei Menschen, ja, allgemein bei Kulturschaffenden Völkern sah es bei mir in dieser Hinsicht sicherlich auch nicht besser aus. Wichtig war, dass ich mich nicht ebenfalls gleich in Sicherheit wiegte, immerhin hatte Tela mir bestätigt das ich immer noch viel zu Fit für den Rest des Schiffes aussah, und deshalb immer noch in der Kabine verblieb bis es an Deck so dunkel war, dass man mein Gesicht nicht mehr richtig erkennen konnte. Für mich bedeutete das, dass ich einfach wie schon gewohnt warten würde, bis es so Dunkel war, dass ich zusammen mit Grauschnauz an Deck gehen konnte, damit der Arme zumindest seine abendliche Runde drehen konnte. Erfreulicherweise gab es hier mitten auf dem weiten Meer für Grauschnauz nicht sonderlich viel zu sehen, beziehungsweise ihm fehlten hier einfach die Orientierungspunkt, so dass er sich nie weit vom Schiff entfernte und dann auch schon immer relativ schnell genug geflogen war, so dass sich mein Aufwand an Madas Kraft für die Aufrechterhaltung des Ignorantia für ihn immer so weit in Grenzen hielt, dass ich das meiste davon über die Nacht wieder regenerierte. Ich dankte Boron in einem Gebet für die Gnade, dass sein Bote Bishdariel mich nachts nicht mit seinen Traumbildern bedachte, was meiner Regernation sicherlich nicht zuträglich gewesen war. Wie ich von Tela wusste war zum Schluss die ganze Mannschaft und sogar Tela, Ghor und Hakim von diesen Träumen gesegnet. Wobei ich mir nicht sicher war, ob die anderen diesen Begriff im Bezug auf die Träume auch gewählt hätten, immerhin schienen die Inhalte der Träume eher düster und mit Schmerz oder Einsamkeit verbunden gewesen zu sein. Mit Grauschnauz konnte ich mich über dieses Thema leider nicht unterhalten, da er ebenso wenig wie ich diese Träume hatte und es erschreckenderweise mit den Göttern an sich eh nicht so hatte, wie er es mir gegenüber einmal erklärt hatte. Auch mit Viridian hatte ich nicht über die Verhältnisse an Bord gesprochen, da ich, seinem Glauben angemessen, die meiste Zeit mit ihm im stillen Gebet und der Meditation verbracht hatte. Grauschnauz ries mich aus meinen Gedanken und machte mich darauf aufmerksam dass es inzwischen dunkel genug war, dass er endlich auch ein wenig aus der Kabine konnte. Wir waren inzwischen schon ein wenig geübt bezüglich unserer nächtlichen Ausflüge und wenige Minuten später drehte Grauschnauz seine Runden über dem Schiff, während ich ihm mit meinem Blick folgte um die Sichtverbindung, unabdingbar für die Aufrechterhaltung des Zaubers, nicht abreißen zu lassen. Ein Umstand, der diesmal gar nicht mehr so einfach war, wie ich es erfreulicherweise die letzten Nächte erlebt hatte. Die Mannschaft war die letzten Tage, während der Flaute, tagsüber angehalten gewesen, das Schiff mit dem Beiboot zu ziehen und das war körperlich wohl so anstrengend, dass die Mannschaft am Abend so müde war, dass mit Einbruch der Dunkelheit auf dem Schiff direkt schon Boron gefällige Ruhe herrschte. Diesen Abend war es wohl nicht mehr so, obwohl die Mannschaft auch diesen Tag über mit dem Beiboot das Schiff gezogen hatte, da sich der Zwischenfall mit dem Raben und das Ende der Flaute ja erst am späten Nachmittag, frühen Abend ereignet hatte. Wie auch immer, unter Deck schien einiges geboten zu sein, ihr hörte verschiedene Stimmen, die meisten in Tulamidya, eine Sprache die ich auch sprechen konnte, aber trotzdem nicht verstand, da die Worte nicht deutlich genug an Deck ankamen. Aber alleine dem Ton entnahm ich, dass es sich nicht gerade um einen wissenschaftlichen Disput, hm, vielleicht war dieser Vergleich doch nicht so passend. Alleine dem Ton entnahm ich, dass es sich nicht gerade um eine Lehrstunde in Etikette zu handeln schien.
„Bevor du deine Neugier nicht mehr zügeln kannst verschwinde ich lieber gleich nach unten.“ Grauschnauz hatte seine Runde heute noch früher als üblich beendet, wofür ich im herzhaft dankte. Ich musste gestehen, die Stimmen hatten inzwischen ein Ausmaß erreicht, dass mich wirklich Neugierig gemacht hatte. Ich kannte mich an Bord jedoch nicht wirklich gut aus, also beschloss ich, nicht ebenfalls unter Deck zu gehen sondern versuchte mich entlang der Reling der Quelle der Stimmen zu nähern um vielleicht so zu hören, was unter meinen Füßen los war. Aber ich stand erst ein paar Minuten an meiner neuen Position und hatte noch nicht wirklich etwas verständliches hören können, dass mir erlaubt hätte zu ergründen, was vor sich ging, da tauchte von unter Deck ein junger Novadi auf. Er gehörte zur Mannschaft, soviel wusste ich noch, aber arg viel mehr auch nicht. Er rannte erst beinahe in mich hinein, bevor er mich bemerkte und erschrocken zu mir schaute. Ob er den Dolch schon in der Hand gehalten hatte oder ihn erst zog, als er mich gänzliche erkannte wusste ich nicht, ich wusste nur, dass er plötzlich einen Dolch in der Hand hielt und mich damit bedrohte. „Verschwinde, lass mich in Ruhe und verschwinde.“ Er sprach hektisches Tulamidya in einem furchtbaren Dialekt, dafür hätte er an der Akademie mit Sicherheit einen negativen Vermerk bekommen. Ich weiß nicht, ob es seine Art war, mit diesem Dolch vor meinem Gesicht zu wedeln, seine furchtbare Aussprache oder sein gesamtes hektische Gebare, vielleicht war es auch einfach nur eine Schutzreaktion, immerhin erschien der junge Mann zu allem entschlossen und mir war nicht wirklich danach, mich später, wenn ich es denn noch gekonnt hätte, selber zu heilen, wie auch immer, ich begann damit, einen Band und Fessel zu wirken. Diesmal gereichte mir die Phex gefällige Verkleidung zum Vorteil, da mein Gegenüber nicht wusste, dass ich in der Lage war, die Gabe der Götter zu nutzen. Andererseits machte ich mir Gedanklich einen Vermerk, im Nachtgebet Praios und Rondra besonders zu bedenken, List und Täuschung waren nicht unbedingt diesen beiden Wohlgefällig.
„Ich habe nicht vor, ihnen auf welche Art und Weise auch immer zu nahe zu treten.“ Sprach ich ihn in fließendem Tulamidya an, was ja auch Praios gefällig der Wahrheit entsprach, ich wollte ihm wirklich nicht noch näher treten als den halben Schritt den wir Abstand zueinander hatten. Entweder meine Worte oder die Tatsache, dass ich Tulamidya sprach, vielleicht auch die Tatsache, dass ich eine Frau war, bei den Novadis herrschte, wie in Andergast auch, noch strenges Patriarchat, wobei ich aber in den Büchern an der Akademie nie ganz herauslesen konnte, ob die Novadis genauso Rückständig, verlogen und Gewalttätig waren wie die Andergaster, wie auch immer, der Novadi stockte und vergas erfreulicherweise auch für ein paar Sekunden, mit seinem Dolch vor sich in die Luft zu stehen. Entscheidende Sekunden, welche mir die Möglichkeit gaben, den Kreis um ihn und damit den Zauber zu vollenden. Jetzt ging es nur darum, ob der Zauber auch gelungen war und für einen Moment bereute ich es, dass ich meinen Stab nicht mit an Deck hatte, aber der gehörte ja offiziell im Moment Tela, da so ein Wanderstab einer Frau mit Kiepe wohl besser stand als einer einfachen jungen Frau, die zu einem Familientreffen nach Al´Anfa reiste. Zumindest war das die Rolle gewesen, welche Ghor mir zugeteilt hatte. So blieb mir aber einfach nur, mich ein wenig von dem Novadi zu entfernen und zu schauen. Selbst wenn der Zauber gelungen war bedeutete das noch nicht, dass er den jungen Mann auch an tatsächlich an Ort und Stelle hielt, aber ich war mir ziemlich sicher. Um den Zauber zu überwinden war ein gewisses Maß an Willensstärke notwendig und ich wagte es schlicht zu bezweifeln, dass er darüber verfügte. Er hatte sie nicht und zeigte es mir dadurch, dass er, warum auch immer, meinen Rückzug als aggressiven Akt ansah und erneut mit dem Dolch nach mir stehen wollte. Da ich aber dafür schon zu weit weg war hätte er mir nachsetzen müssen, was ihm aber nicht mehr gelang. Es war, wie wenn er gegen eine unsichtbare Mauer gesprungen wäre. Erschrocken prallte er zurück und versuchte, nun von sich aus, den Abstand zu mir zu vergrößern, aber auch hinter ihm schien es, wie wenn er gegen eine Wand prallen würde. Während ich mich noch grämte, dass ich meinen Stab nicht dabei hatte, mit meiner bloßen Hand wollte ich nicht wirklich die unsichtbare Sperre überwinden, aber es hätte mich, sozusagen mitten im Feld, auch wenn dieser Vergleich mitten auf einem Boot ebenfalls eher unangebracht war, schon interessiert ob ich von außen die Barriere einfach hätte überwinden können. An der Akademie hatte es immer geklappt, aber da waren die Umstände natürlich auch gänzlich andere gewesen. Da kam mir eine neue, Hesinde gefällige Idee. An der Akademie war der Gebrauch von Zaubern streng reglementiert gewesen, der Einsatz von Madas Kraft durfte nur auf, zumindest während der offiziellen Unterrichtszeit, Anweisung erfolgen, aber hier, weit weg von der Akademie und Reglements konnte ich über meine Möglichkeiten verfügen, wie es mir beliebte. Ich war mir sicher, dass ich, selbst wenn ich meine Idee verwirklichte, noch genug von Madas Kraft in mir hatte um Grauschnauz auch die nächsten Abende noch seine Rundflüge zu erlauben. Man musste Schwerpunkte setzen und Grauschnauz gehörte einfach mit zu dem, was für mich einer Familie mit am nächsten kam. Er war kein Tier, auch kein Außergewöhnliches, er war ein Gefährte, im gleichen Stand wie Tela, Ghor oder Hakim es für mich war. Aber ich war mir sicher das Grauschnauz ob meiner Idee auf nichts verzichten musste und wirkte den Analysis. Im ersten Moment war ich ein wenig enttäuscht, da der Novadi sich inzwischen hingesetzt hatte und mehr oder weniger auf dem Boden kauerte, was es schwieriger für mich machte, die Wirkungsweise und die magische Verbindung des Zaubers zu dem Objekt zu untersuchen. Die magische Verbindung des von mir gezogenen Kreises zu dem Novadi war da, auch wenn ich ein wenig erschrak als ich sah, was für ein Ei ich gelaufen war, aber die Umstände waren ja auch nicht wirklich optimal gewesen. Ich war so in meine Betrachtung der Strukturen des Zaubers und seiner Wirkung vertieft gewesen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie Ghor und Hakim und wohl auch Tela, auch wenn ich sie zwischen anderen Mitgliedern der Besatzung nicht gleich gesehen hatte, an Deck gekommen war. Ghor und Hakim hatten ihre Waffen gezogen und Ghor hatte, kaum dass er in Reichweite war, mit einer schnellen Bewegung seines Fußes den Dolch des Novadis weggestoßen. Freudig trat ich zu ihm und informierte ihn mit kurzen Worten darüber, dass ich den jungen Mann mit mittels eines Band und Fessel an Ort und Stelle festhielt. Was folgte traf mich völlig unvorbereitet. Ghor lass mir die Leviten wie ich es seit meinen ersten Jahren an der Akademie nicht mehr erlebt hatte. Ich hörte nur etwas von einem vergifteten Dolch und der Gefahr, in der ich geschwebt war, bevor er mich mit hochrotem Kopf, wobei ich mir sicher war das es bei ihm der Zorn und nicht wie bei mir Scham war, zurück in die Kabine schickte. Eine Aufforderung, der ich sofort Folge leistete, Ghor in diesem Moment Widerstand zu leisten, da musste man keine ausgebildete Gildenmagierin sein um zu erkennen, dass es wenig dümmere Ideen gab. Aber ich nahm mir heraus, nicht den Boden direkt vor meinen Füßen zu betrachten, als ich das Deck verließ, sondern ich hielt meinen Kopf nur halb gesenkt.

Was für ein unglaublicher Anblick. Ein wenig war ich an meine Kindheit in den Wäldern Nostrias erinnert, auch da gab es Bäume, soweit das Auge gereicht hatte. Gut, hier gab es diese nur entlang der Küste, hinter einem Streifen Strand und auf der anderen Seite die Weite des Perlenmeeres, aber es war hinter dem Strand ein großer, tiefer, grüner Wald. Beim näher kommen erkannte ich, dass ich irgendwie keinen der Bäume, die hinter dieser Ansammlung an Hütten auftauchten, kannte. Auch Tela konnte mir in dieser Hinsicht nicht weiterhelfen, Ghor war immer noch mit schimpfen beschäftigt, ich macht mir nicht die Mühe zu hören worüber, und die hübsche Tulamidin, die uns zusammen mit Viridian begleitete wollte ich nicht belästigen. Hakim verneinte meine Frage, bevor ich sie stellen konnte und so versuchte ich irgendwelche Anzeichen an den Bäumen zu erkennen, die mir zumindest aus den Büchern bekannt waren. Für einen kurzen Moment hatte ich mir überlegt Ghor gegenüber zu erwähnen, dass ich mir Al´Anfa immer größer vorgestellt hatte als die Ansammlung an Holzhütten, der wir uns gerade näherten, aber ich wusste, dass ich nicht gut genug schwimmen konnte, um mit Sicherheit zu sagen, dass ich es von hier aus an den Strand schaffen könnte. Der Kapitän hatte uns förmlich von seinem Schiff geworfen, wobei er immerhin so viel Anstand hatte uns mit dem Beiboot an den Strand bringen zu lassen und das nicht irgendwo an der Küste sondern tatsächlich bei Menschen. Von Zivilisation wollte ich angesichts dessen, was ich vor den Bäumen stehen sah nicht wirklich denken. Aber Tela hatte mir das schon gestern eröffnet. Nach allem, was an Bord geschehen war, es hatte wohl noch einen toten Matrosen gegeben und dieser Novadi, den ich mit dem Band und Fessel festgesetzt hatte, hatte sich wohl als Dieb herausgestellt, aber das waren Dinge die mich, auch wenn dies meine Begleiter manchmal missverstanden, nicht so sehr berührten, was letztlich einfach daran lag, dass das Wesen des Menschen für mich das einzige Fach war, in welchem ich, wenn es den an der Akademie ein Ausbildungsfach gewesen wäre, sicherlich keine Noten im oberen Bereich bekommen hätte. So überlies auch in diesem Dorf wieder den anderen die Gespräche und die Suche nach einem Neuen Boot.

Ni-Akki war schon etliche Sommer alt, sprach außer Mohisch auch etliche Worte Brabaci sowie eine Ohrenbeleidigende Form von Garethi. Ghor sprach zum Glück verständlich genug Mohisch um als Dolmetscher zu dienen, wenn es notwendig war. Ich für meinen Teil fand das hier alles inzwischen schon gar nicht mehr so in Ordnung und Interessant, wie es sich am Anfang angehört hatte und ich fragte mich auch, ob ich nicht zusammen mit Viridian und Sherima, Tela hatte mich den Namen auswendig lernen lassen nach dem ich beständig von der Tulamidin gesprochen hatte, in dem Dorf hätte bleiben sollen. Die Vorstellung, in diese für mich völlig unbekannte Natur einzudringen, diese Vegetation aus der Nähe zu sehen, vielleicht auch auf die heimische Fauna zu treffen und allgemein diese Lücke in meinem praktischen Wissen schließen zu können hatte mich jedoch direkt aufspringen und loslaufen lassen, als klar war, dass sich bei diesen Hütten kein passendes Boot für uns finden ließ und wir also durch den Dschungel, wie diese Form Wald genannt wurde, zu einem anderen Dorf gehen mussten um uns da ein Boot zu organisieren. Aber nach Tagen, nach Wochen, auf einem Schiff hatte ich zum einen ganz vergessen, wie anstrengend eine Reise zu Fuß wirklich war, sehr anstrengend und ich hatte auch vergessen, dass für die anderen das Ziel der Reise das eigentliche Ziel war und nicht der Weg dahin, obwohl es doch auch am Wegesrand mehr als genug zu entdecken, zu bestaunen und zu lernen gab. So dauerte es nur ein paar Stunden, bis ich mir wieder angewöhnt hatte, nicht bei allem, was ich interessant fand stehen zu bleiben um es mir genauer anzuschauen und, insbesondere an Ghor gerichtet, dass er es für mich für unseren jungen ortskundigen Führer übersetzte, Fragen zu meiner Entdeckung zu stellen. Aber selbst die paar Dutzend male, wo ich wirklich etwas Interessantes sah wurde ich von den anderen angehalten weiter zu gehen. Zudem hatte sich Ghor wohl mit Ni-Akki abgesprochen, weil dieser mindestens genauso oft zwischen mich und eine Interessante Pflanze sprang wie mich Ghor direkt weiterzog. Alles in allem war ich mir nicht sicher ob ich mich einfach freuen sollte, dass ich meine Füße endlich eine Pause gönnen konnte, als unser Führer festlegte, dass man an diesem Ort rasten würde oder ob ich mich einfach darüber freuen sollte, dass ich nicht beständig gute Miene zu den beständigen Enttäuschungen machen musste.
Plötzlich blickte Ghor mit seinem lauernden Blick auf, denn er normalerweise aufsetzte, wenn er entweder Gefahr oder eine Möglichkeit sich zu amüsieren witterte, was bei ihm manchmal auch das gleiche zu sein schien. Ich griff gerade nach meinem Stab, den ich endlich wieder, zusammen mit meiner Reiserobe, die mich gemäß dem Codex Albyricus als Gildenmagierin auswies, direkt selber tragen durfte, um mich wieder aufzurichten, als er mich wieder sanft auf den Boden drückte und mir mit einer Geste zu verstehen gab, dass ich sitzen bleiben und mich ruhig verhalten sollte. Er sprach kurz mit Ni-Akki und dann waren sie verschwunden. Ghor, Hakim, Tela und damit auch, wie zu erwarten, Grauschnauz. Dieser durfte sich endlich wieder frei bewegen, wovon er reichlich Gebrauch machte, auch wenn er momentan wieder seine Verkleidung als verletzter Kater trug, da man mit Sicherheit auch in diesem Teil von Aventurien einen Kater mit Flügeln nicht unbedingt als von den Göttern gegeben ansehen würde. Aber das waren Gedanken, deren nutzen eher eingeschränkt waren, also beschloss ich, die erfreuliche Pause zu nutzen um erst ein paarmal tief und gleichmäßig zu atmen und dabei die Schmerzen in meinen Füssen zu verdrängen.
Das nächste was ich spürte war, wie jemand an meiner Robe zog und mich damit gleich mit. Überrascht öffnete ich die Augen, offensichtlich war ich Boron ein wenig näher gekommen als beabsichtigt, und sah unseren jungen Führer, wie er mich auf eine Gruppe Pflanzen zuzog. Dort angekommen drückte er mich flach nach unten auf den Boden und zeigte mir mit Gesten, dass ich mich ruhig verhalten sollte. Das erschien mir ein wenig eine unnötige Vorgehensweise zu sein, war ich mir doch sicher, die letzten Stunden nicht wirklich durch Geschwätzigkeit aufgefallen zu sein. Aber ich wollte meinem jungen Begleiter die Freude machen und gab mit einem nicken zu verstehen, dass ich ihn verstanden hatte.
Es dauerte eine ganze Weile, das spärliche Licht, welches es durch die dichten Blätter der Bäume bis nach unten schaffte verlor beständig an Leuchtkraft, bis Ni-Akki mir signalisierte, dass ich im folgen sollte. Obwohl ich wirklich mein bestes gab, so leise wie möglich hinter dem kleinen Waldmenschen herzugehen drehte er sich bestimmt alle paar Meter um, sah mich an und bedeutete mir, mich leiser zu verhalten. Schließlich wirkte ich einfach einen Silentium, was zur folge hatte, dass er sich alle paar Meter umdrehte um erstaunt festzustellen, dass ich immer noch hinter ihm war. Zumindest sein offenes lächeln und seine zustimmenden Gesten entschädigten mich ein wenig und ich konnte nicht verhindern dass ich spürte, dass es unter meiner Robe noch einmal ein wenig wärmer wurde.
Schließlich gebot er mir, mich unter einer großen Wurzel eines der größten Bäume die ich je gesehen hatte zu verstecken. Zumindest dachte ich das anfänglich, aber unter der Wurzel war eine kleine Höhle, wie ich erkannte, kaum dass ich mich unter die Wurzel gebückt hatte, und Ni-Akki schob auch schon direkt hinter mir einige Blätter in die Höhle. Offensichtlich plante er, hier zu übernachten. Ich überlegte für einen kurzen Moment, ihm klar zu machen, dass die Höhle für ihn und mich vermutlich ausreichen würde, wenn man nicht allzu viel Wert auf Privatsphäre legte, aber die anderen drei würden, egal wie wir es anstellen würden, bestimmt nicht mehr hinein passen. Aber irgendwie hatte ich das ungute Gefühl, dass das auch nicht nötig wäre. Ein Gefühl, das mich schon geraume Zeit begleitete, aber ich hatte mich noch nicht getraut, Ni-Akki auf Tela, Ghor oder Hakim anzusprechen. Um Grauschnauz machte ich mir offen gestanden noch am wenigsten Sorgen. Der Kater konnte auf sich aufpassen und hatte Mittel und Möglichkeiten sich in Sicherheit zu bringen, welche den anderen fehlten, daher war ich mir sicher, das, was immer auch geschehen war, Grauschnauz davon gekommen war, zumal, wer sah in einem Kater schon eine Bedrohung. Eine Maus. Ja, eine Maus würde bestimmt eine Bedrohung in ihm sehen. Vogelküken. Andere kleine Nager, die hier im Dschungel heimisch waren. Grauschnauz aß meistens auch das, was wir aßen, wobei er der Wurst und dem Fleisch meist den Vorzug gab, aber ich wagte zu bezweifeln, dass es hier irgendwo Wurst oder zum Verzehr hergerichtetes Fleisch gab. Wie wenn er meine Gedanken gespürt hatte kam Grauschnauz in die Höhle getrippelt, aber ohne Maus zwischen den Zähnen, wie ich erkannte.

Es hatte also einen Kampf gegen weiße Menschen gegeben, den die anderen noch gewonnen hatten, dann waren eine größere Menge Einheimische, Ni-Akki nannte sie Tinkeka-Pao-Pao über meine Freunde und die Überlebenden Fremden hergefallen und hatten sie mit sich in ihr Dorf genommen, welches sich ein Stück Fußweg durch den Dschungel von uns entfernt befand. Ghor und Hakim waren Gefangene und etwas ähnliches, aber nicht so ganz. Das Dorf war voller Leute, mehr als in dem Dorf am Meer, wo wir an Land gebracht worden waren und ganz arg viele davon waren Krieger oder Kriegerinnen. Bei Hesinde, wie konnte ein Mensch, der sprechen konnte, so wenig rechnen können? Ich versank sofort in ein inniges Gebet an eben Hesinde und Entschuldigte mich für meinen Hochmut, wobei ich sogleich Praios mit in mein Gebet mit einschloss, hatte er doch die Göttergewollte Ordnung über Aventurien gebracht und diese sah nun mal nicht vor, dass ein jeder das Wesen der Zahlen über das für sein Überleben notwendige Maß hinaus verstand. In meinem Weiler in den Wäldern Nostrias hatte es auch nur eine Handvoll Menschen gegeben, die mehr als ihre Finger zählen konnten, von weiterführender Rechenkunst ganz zu schweigen. Ich hatte von meiner Mutter damals auch nur das zusammenzählen und abziehen von Zahlen und Zahlen über die Zehn Finger hinaus bis zur Hundert gelernt, weil diese es von ihrer Mutter gelernt hatte, die ich leider nicht mehr hatte kennenlernen dürfen, da Boron sie zu sich gerufen hatte. Meine Großmutter musste eine sehr schlaue Frau gewesen sein, dachte ich mir damals immer, bis ich nach Punin an die Akademie kam. So saß ich also nun hier und wusste, dass man meine Freunde als Gefangene in einem nahen Dorf festhielt und dass es eine unbekannte Anzahl an kampffähigen Personen in diesem Dorf gab, welche sie beschützten. Wichtige Informationen, keine Frage, aber für eine klare Analyse und Einschätzung der Situation viel zu dürftig. Ich benötigte schlicht mehr Informationen und ich hatte nur eine Möglichkeit sie zu bekommen. Ich musste sie mir selber holen und, Boron verzeih mir, das war mir nur auf eine einzige Art und Weise möglich, auch wenn ich nie daran geglaubt hätte, diesen Zauber für so etwas profanes wie eine Erkundung zu gebrauchen. Aber die Umstände waren gegen mich und vor allem, sie waren gegen meine Freund, da durften solche Empfindsamkeiten nicht beachtet werden, da musst man einfach mal über sich hinausgehen und Opfer bringen.
Grauschnauz, so ein unglaubliches Geschöpf Tsas er auch war, rechnen und eine größere Gruppe Menschen zählen konnte er auch nicht, aber er war in der Lage mich später zu dem Dorf zu führen, aber zuerst musste ich Ni-Akki los werden. Ich war mir sicher, den Jungen würde es nicht stören, wenn ich mich vor ihm ausziehen würde, aber ich wusste nicht, was er davon hielt, wenn ich mich vor seinen Augen in einen Raben verwandeln würde. Im Besten Fall hielt er mich für eine Große Zauberin, im schlimmsten Fall für eine böse Hexe, wobei ich mir bei diesem Begriff nicht sicher war. Soweit ich mich richtig erinnerte nannten die Waldmenschen ihre Naturzauberwirker nicht Hexen oder Druiden sondern Schamanen. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass genauso die Möglichkeit bestand, dass er, ob große Zauberin oder böse Schamanin, mich im Schlaf töten würde um hinterher mein Herz zu essen um meine Macht in sich aufzunehmen oder in dem Glauben, dass er einfach schneller war, bevor ich ihn töten und sein Herz essen würde. Wie auch immer, ich hielt es für das Beste, dass er schlichtweg nicht anwesend war, wenn ich den Adlerschwinge Rabengestalt wirkte und schickte ihn für eine weitere Erkundung des Dorfes weg. Wenige Minuten später folgte ich Grauschnauz fliegend ebenfalls in Richtung zu diesem Dorf. Ich hatte Sicherheitshalber noch den Ignorantia auf mich gewirkt, wer wusste schon, welche Tiere hier in diesem Wald gegen einen unscheinbaren, kleinen Raben als Zwischenmahlzeit oder wegen mir auch als vollwertige Mahlzeit nichts einzuwenden hätten, aber ich wollte es auch gar nicht heraus finden. Zudem war ich mir nicht sicher, wie Tela, Ghor oder Hakim darauf reagieren würden, wenn sie plötzlich Borons Heiliges Tier hier in dieser Gegend sehen würden und auch das wollte ich nicht herausfinden. So begnügte ich mich damit, im Schutz der Bäume vom Dschungel aus das Dorf so gut es ging zu beobachten und mir alles so gute es ging einzuprägen. Wenig später kehrte ich zurück in die Wurzelhöhle um mich wieder anzukleiden, bevor Ni-Akki zurück kam, bevor ich damit anfing mir eine Vorstellung davon zu machen, wie ich den anderen am besten helfen konnte. Mein erster Gedanke war ja ein Dschinn gewesen, aber einen Dschinn zu beschwören hätte mich zu viel von Madas Kraft gekostet und hätte mich, wenn es nicht gelungen wäre, zu geschwächt und nutzlos zurück gelassen. Aus diesem Grund strich ich auch die Beschwörung eines Elementaren Dieners. Diesen Zauber kannte ich schlicht noch nicht gut genug, auch wenn der Aufwand an Madas Kraft gering genug gewesen wäre um es ein zweites mal zu versuchen, einzig, mir fiel kein wirklich hilfreicher Weg ein, diesen Diener dann auch zu nutzen. Ein Feuerelementar, der das Dorf abbrennen würde, würde die Hütten zerstören, aber die Waldmenschen hatten immer noch genug Zeit wer wusste was mit meinen Freunden zu tun. Ein Wasserelementar könnte es regnen lassen, aber das tat es hier auch so schon genug und würde kaum sonst etwas Nützliches beitragen können. Ein Luftelementar konnte ein bisschen Wind machen, eventuell Tela aus dem Dorf tragen, aber die beiden Männer würde davon nicht allzu viel haben. Ein Erzelementar könnte, wie ein Humuselementar durch sein Element hindurch ungesehen zu den dreien gelangen und sie befreien, aber sie standen nahe genug am Rand des Dschungels, dass Ni-Akki das auch konnte, also warum dafür einen Elementar beschwören. Ein Eiselementar fiel auf Grund mangelnder Menge an passendem Element eh aus. Ich dachte auch daran, einen Zant zu rufen. Alleine seine Erscheinung würde vermutlich dafür sorgen, dass das halbe Dorf sein Heil in der Flucht suchte. Die andere Hälfte würde er sicherlich lange genug beschäftigen können, damit Ni-Akki die drei befreien konnte und ich war mir ziemlich sicher, dass es hinterher nicht genug, wie hatte Ni-Akki sie noch genannt, Tinkeka-Pao-Pao gab, die in der Lage gewesen wären uns zu verfolgen. Die Frage war nur, wohin würde die Erste Hälfte Tinkeka-Pao-Pao fliehen? Wenn sie das in die Richtung taten, in die wir uns später auch begeben wollten, sie hatten die anderen drei schon einmal überwältigt, sie könnten es wieder tun, wer wusste schon, ab welchem Alter die Einheimischen hier das kämpfen und den Umgang mit dem Blasrohr lernten, Ni-Akki trug ja auch eines bei sich und er war bestimmt noch keine sechzehn Sommer alt, und wenn sie sich dann vielleicht noch auf die Idee kamen, dass diese geflohenen Blasshäute etwas mit dem Zant zu tun hatten. An diesem Punkt beendete ich meine Überlegungen in diese Richtung und überlegte mir, ob vielleicht ein Heshthot eine Option war. Er sah Furcht einflößend genug aus, wenn man seinen Anblick nicht gewohnt war und würde den Leute in dem Weiler mit Sicherheit so viel Furcht einflössen, insbesondere nachdem er offensichtlich seine Gnadenlosigkeit an der alten, hilflosen Kalinke demonstriert hatte, dass. Mit einem Kopfschütteln vertrieb ich die Gedanken aus meinem Kopf, Gedächtnis. Nein, ein Heshthot war vielleicht auch nicht die Beste Wahl. Ich verwarf meine Gedanken im Hinblick auf das Dorf und eine direkte Konfrontation mit den Tinkeka-Pao-Pao in diesem. Es war ihre Heimat, die einer Gemeinschaft, einer Gemeinschaft mit Frauen, wobei die meisten Frauen für mich einen nicht wenig wehrhaften Eindruck gemacht hatten als wie die Männer, aber auch einer Gemeinschaft mit Kindern und wer war ich, dass ich auch nur in Erwägung gezogen hatte, Kindern ihre Heimat zu nehmen. Travia, dein nächster Tempel würde mich für geraume Zeit der Buße bei dir dulden müssen. Es musste auch anders gehen. Es musste eine Möglichkeit geben zu fliehen und die Verfolger abzuschütteln. Ich biss mir schnell in meinen stoffbedeckten Unterarm, bevor ich laut lachen konnte. Ich hatte gesehen, wie Ni-Akki sich hier durch diesen Wald bewegte und er war noch ein Heranwachsender, diese Leute in diesem Dorf hatten Tela, Ghor und Hakim überwältigt, wie sollten wir die in ihrem eigenen Lebensraum abschütteln können. Wenn wir einen Rondrageweihten dabei gehabt hätten, dann hätte dieser sich bestimmt. Rondra, dein nächster Tempel würde mich für geraume Zeit der Buße bei dir dulden müssen. Vielleicht sollte ich in meinem nächsten Bericht an die Akademie auch erwähnen, dass sie ihren Bestand an Büchern, insbesondere im Bereich der Zwölfe und hier im Schwerpunkt die Schriften über Rondra, ein wenig erweitern sollten, damit die jungen Novizen keine so festgefahrene Meinung von den Dienern der Leuin erhielten. Aber die Vorstellung eine Rondrageweihten, der sich den Verfolgern in den Weg stellte um diese am passieren des Weges zu hindern, bis unser Vorsprung groß genug wäre. Hm, da hätte ich auch von alleine drauf kommen können und mir Rondras Missmut ersparen können. Zum einen wagte ich zu bezweifeln, dass diesen Tinkeka-Pao-Pao das ehrbare Duell ein Begriff war und zum anderen, dann würde sich eben ein Krieger gegen den Geweihten stellen, was die anderen Dutzende vermutlich nicht daran hindern würde, einfach an den beiden vorbei zu rennen und uns weiter zu verfolgen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wenige Fußminuten hinter dem Dorf eine Engstelle kam, die auf weite Strecke die einzige Möglichkeit war weiter zu kommen durfte vermutlich irgendwo bei null liegen. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich auf den Gedanken kommen können, dass Hesinde ihren göttlichen Geschwistern einfach für geraume Zeit eine helfende Dienerin für deren Häuser hatte zukommen lassen wollen, aber viel wahrscheinlicher war, dass die klimatischen Bedingungen hier mir doch mehr zu schaffen machten, als ich mir eingestehen wollte. Wenn ich doch wenigstens den Horriphobus kennen würde, dann hätte ich vielleicht ein paar der Verfolger so erschrecken können, dass sie die Jagd auf uns abgebrochen hätten, aber ich kannte diesen Zauber nur aus den Büchern, aber hatte ihn nie gelernt. Auch Dunkelheit und Nebelwand waren Zauber, die mir selber eventuell ein wenig helfen würden, ebenso vielleicht der Ignorantia, zumindest bis die anderen drei nicht mehr Verfolgungswert gewesen wären und die Tinkeka-Pao-Pao, in dem Wissen das ich auch da sein musste mich dann doch entdeckt hätten. Vielleicht doch ein Zant? Oder ein Humuselementar? Der könnte uns mit seiner Kraft bestimmt verstecken, auch so, dass selbst die Einheimischen uns nicht finden würden. Aber wer wusste schon, wie ausdauernd die bei so einer Suche waren und wie lange die Kraft des Elementar uns würde versteckt halten können. Es blieb dabei. Die anderen befreien und fliehen war eine unumstößliche Konstante, und ich musste nur eine Möglichkeit finden die die Tinkeka-Pao-Pao wirkungsvoll aber nach Möglichkeit nicht tödlich, jeder Krieger war vermutlich auch ein Vater oder wollte es vielleicht noch werden, jede Kriegerin eine Mutter oder würde es noch werden, von einer Verfolgung abzuhalten.

Im nach hinein war die Idee ziemlich einfach gewesen, aber das waren sie im nach hinein immer, so wie einem auch immer nach einer Prüfung die richtigen Antworten wieder einfielen und eigentlich doch ganz einfach waren, im nach hinein. Die Durchführung des ganzen war es dann nicht, aber damit hatte ich auch nicht gerechnet, auch nicht mit einem passenden Fokus. Wobei ich mir im nach hinein nicht mehr ganz sicher war, ob Ghors Dolch wirklich so ein passender Fokus gewesen war. Wieder die Vergangenheitsform. Ich sollte mich wieder mehr konzentrieren und versuchen manche Probleme im Vorfeld zu erkennen und sie zu lösen und nicht hinterher darüber nachzudenken, was man hätte besser machen können. Sicher, aus Fehlern konnte man lernen, aber das war ja beinahe schon peinlich. Zum Glück hatten die anderen nichts davon mitbekommen und Ni-Akki hoffentlich auch nicht, wobei, er war nicht schreiend weg gerannt, daher ging ich davon aus, dass er meinen Rat befolgt hatte und wirklich weg geblieben war, bis ich mit der Beschwörung und Bindung fertig gewesen war. Da ich am eigenen Körper beständig sehen konnte, wenn ich es wollte, wie die Götter Hochmut ahndeten verzichtete ich auf ein selbsttätiges Schulterklopfen und war einfach mit meinem Werk zufrieden. Angesichts der Tatsache, dass ich kein Beschwörungsgewand, keine Paraphernalia und nicht einmal einen günstigen Zeitpunkt gehabt hatte durfte ich aber doch zumindest zufrieden sein. Sicher, ein Braggu zu beschwören war anspruchsvoll, aber es war keine Unmöglichkeit, auch nicht unter diesen Umständen und der Invocatio minor war vom Aufwand an Madas Kraft gering genug, dass ich auch einen zweiten Versuch hätte wagen können, was aber, den Göttern sei Dank, nicht nötig gewesen war. Mir war der Widerspruch, den Göttern für die gelungene Beschwörung eines Wesens aus der siebten Sphäre zu danken bewusst, aber es war nun mal die Beste Idee, die ich gehabt hatte. Der Braggu war kein direkter Kampfdämon, wie der Zant, er war mehr eine Defensivwaffe, aber das eine sehr herausragende. Er konnte eine Kraft einsetzen, welche einem mehr als meisterlich gelungenem Horriphobus entsprach und das sollte dann wirklich genügen um selbst die Tinkeka-Pao-Pao zu vertreiben, die nicht eh schon bei seinem reinen Anblick das Weite gesucht hätten. Er war schnell, er war wendig und er war absolut Schreckenerregend aber er war kein Jäger und kein Kämpfer. Ich hatte ihn in den Dolch gebunden, den ich eigentlich für einen guten Fokus gehalten hatte, war der Dolch in Ghors Händen doch eine furchtbare Waffe, ja, nicht so furchtbar wie eines seiner Haumesser, aber auch wenn eines dieser Messer auf Grund seiner Beschaffenheit aus guten Teilen magischen Metalls für eine Bindung viel besser geeignet gewesen wäre, ich war mir sicher, Ghor hätte es nicht so einfach hergegeben. Hm, eigentlich hatte er keine Wahl gehabt, ich hatte Grauschnauz und Ni-Akki den Dolch ja holen lassen, also hätten sie auch ein Haumesser bringen können, aber wenn ich im gesagt hätte, sein Haumesser liege irgendwo im Dschungel, weil ich es gebraucht hätte um unserer Verfolger abzuhalten, dann hätte er mich bestimmt wieder in den Dschungel geschickt, sein Haumesser zurück zu holen und ich wage zu bezweifeln, dass ich es je gefunden hätte, wenn nicht Phex mit beiden Augen lächelnd auf mich herab geblickt hätte und ich bin mir sicher, dass ich, auch wenn ich regelmäßig zu ihm bete, rein von den Opfergaben her wahrscheinlich höchstens ein müdes Gähnen als Hilfe bekommen hätte. Aber diese Überlegungen waren nun ja alle hinfällig. Ich musste nur noch bei Gelegenheit und wenn ich wieder über ein wenig mehr an Madas Kraft in mir spürte, den Braggu wieder aus Ghors Dolch entzaubern ohne diesen frei zu lassen, dann könnte ich Ghor gefahrlos seinen Dolch zurück geben. Aber nur um ganz sicher zu gehen würde ich das nicht hier auf diesem Boot versuchen sondern warten, bis wir in diesem sagenhaften Al´Anfa waren und es dort in einem stillen Kämmerlein vollbringen. Hier an Bord dieses Schiffes waren zwar nur sieben Leute Besatzung, aber Sherima und Viridian waren ebenso an Bord wie natürlich Tela, Ghor und Hakim. Wir hatten die beiden noch aus dem ersten Dorf geholt, wo sie auf uns gewartet hatten, bevor wir uns endgültig auf den Weg nach Al´Anfa gemacht hatten.
Die Geschichte, wie Tela, Ghor und Hakim aus den Fängen dieser Tinkeka-Pao-Pao entronnen waren war zwar eine gänzlich andere gewesen, als sie mir erzählt hatten, als die drei plötzlich in Begleitung von Ni-Akki vor mir gestanden waren, wie wenn sie nur mal hinter einen Baum gegangen waren um zu pinkeln, aber sie klang noch viel gefahrvoller als das was sie mir erzählt hatten. Zumindest die Geschichte von Ghor und Hakim. Zumindest lächelten sie dabei nicht mehr so Merkwürdig in Richtung von Tela, während sie davon erzählten und Tela bat mich nicht mehr um einen Silentium, als sie davon anfingen, was ich als ein gutes Zeichen wertete. Ich ging jedoch nicht soweit, einen der beiden Männer oder gar Tela nach Hintergründen zu fragen. Es schien etwas Privates zu sein und privates war das einzige, was meine Neugier nicht im Geringsten weckte. Einzig die Frage, warum Tela von diesen Tinkeka-Pao-Pao plötzlich eine viel bessere Meinung hatte, obwohl mir Ni-Akki und auch Grauschnauz versichert hatten, dass die drei zumindest die ersten beiden Tage Gefangene gewesen waren und die Tinkeka-Pao-Pao sogar einen der überlebenden Gegner gegen welche die drei wohl als erstes gekämpft hatten vor deren Augen getötet hatten brannte mir ein wenig auf der Zunge. Aber Tela machte mir sehr eindringlich klar, dass sie nicht wollte, dass ich über die Tinkeka-Pao-Pao so abfällig sprach und ich nahm mir ihren Wunsch zu Herzen und schluckte dabei auch gleiche meine Frage hinunter. Ganz offensichtlich war es ganz gut gewesen, dass mich die Präparation des Dolches mehr Zeit und Kraft gekostet hatte und ich keine weiteren Erkundungsflüge mehr unternommen hatte. Zwar lachten Ghor und Hakim noch überraschend oft, während sie in Telas nähe waren und neckten diese dabei immer ein bisschen, aber es schien keine Bösartigkeit darin zu liegen und Tela wusste sich ja auch zu wehren, wenn die beiden übertrieben, wobei sie, nachdem die Männer nach dem dritten mal versprochen hatten, dass ein Silentium nicht mehr nötig sei, dass ein oder andere mal sogar mit lachte und irgendetwas, wenn auch bedeutend leiser, erwiderte. Ich verzichtete in solchen Momenten darauf, mich den dreien zu nähern, zumindest noch mehr, als es auf dem kleinen Schiff eh schon war, dass schienen private Momente zwischen ihnen zu sein und die gönnte ich ihnen, auch wenn es mich doch ab und zu interessierte, was Tela immer wieder erwiderte, den es mussten unterschiedliche Antworten sein, da die beiden manchmal anzüglich grinsten, dann wieder erschrocken zurückzuckten und das ein oder andere mal auch eiligst ihre Köpfe über die Reling hielten, wobei ich mir nicht sicher war, zu was das gut gewesen sein sollte, da ich, aus eigener Leidvoller Erfahrung, sehr wohl wusste, dass die entscheidenden Bewegungen der Oberkörper und Köpfe fehlten um zu zeigen, dass sie sich gerade von ihrer letzten Mahlzeit trennten.
Wie auch immer, die Stimmung war überraschend gut, sogar Ghor hatte mir, nach anfänglichem Unglauben, verziehen, dass ich seinen Dolch noch für eine ganze Weile brauchen würde, ich hatte genug von Madas Kraft übrig, um Grauschnauz auch auf diesem Boot nachts seine Rundflüge zu erlauben, auch wenn ich ihn dringend anhalten musste, sich zeitlich einzuschränken, aber dafür durfte er offen als verletzter Kater mit an Bord und hatte sich nicht in Telas Kiepe verstecken müssen, Tela hatte noch genug ihrer Kräuter für mich übrig und freute sich offensichtlich, sich wieder mit Sherima unterhalten zu können, Hakim fand auch hier an Bord Zeit seine Laute zu stimmen, ich fragte mich, wann er mal ernsthaft zu spielen anfangen würde, und Ghor spielte den halben Tag an seinem Bart herum, denn er sich seit unserer Abfahrt in Khunchom wachsen ließ, während er die andere Hälfte irgendwie immer einen von der Besatzung fand, mit dem er Karten oder Würfel spielen konnte. Ich für meinen Teil verbrachte einen guten Teil der Zeit im stillen Gebet und Meditation mit Viridian, der sich, wohl auch weil es seit wir von dem ersten Boot gebracht worden waren keine Alpträume mehr gegeben hatte, inzwischen erholt zu haben schien, was ihn zwar nicht gesprächiger machte, bei einem Borongeweihten nicht verwunderlich, aber ein wenig offener und irgendwie in sich auch ein wenig, ich war mir nicht sicher, Boron verzeih, aber ich glaubte zu spüren, dass Viridian in sich mehr mit sich selbst im reinen schien, auch wenn ich nicht erklären konnte, wo dieses Gefühl herkam. Vielleicht würde es sich ja die nächsten beiden Tage noch geben, den solange sollte unsere Schiffsreise noch dauern, bis wir Al´Anfa erreicht hätten, aber ich hatte in dieser Hinsicht wenig Hoffnung. Zumindest weniger als Ghor auf einen Gewinn beim Würfeln, der ihn seine Haumesser an den Nagel hängen lassen könnte, warum immer er seine Waffen auch an einen Nagel hängen wollte, ich müsste ihn mal bei Gelegenheit fragen, was der Zweck davon sein sollte, wie er immer Lauthals verkündete, wenn er wieder ein paar Kupfermünzen gewinn einstrich. Wie auch immer, Viridian schien sich besser zu fühlen und ein zufriedener Borongeweihter als Reisebegleiter, und vier Freunde bei mir, die ebenfalls wieder ab und zu lachen konnten, bei den Zwölfen, da hatte ich schon schlimmere Tage erlebt.
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