Unter der Hitze Almadas

Findet Ihr es nicht seltsam? Dafür dass Almada das Land des Mondes ist, ist hier ziemlich viel sengende Sonne.

Das liegt daran dass sich das Madamal nur selten und dann auch nur schwach am Himmel zeigt wenn Praios Auge auf Dere blickt. Aber das Madamal kann hier in Almada durchaus äußert prachtvoll und glänzend am Nachthimmel stehen, was sich insbesondere im Bereich der Observation der Sterne und in diesem Zusammenhang die Berechnung günstiger Konstellationen bezüglich der Nutzung für die verschiedenen Bereiche der Magie durchaus ungünstig auswirken kann.

Also ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass es jemanden gibt der Auf- und Untergang mit einem Hebel steuert.

Also es gab bei uns an der Akademie vor ein paar Jahren mal eine Vorlesung über Mechanik, aber die war während der Sommerpause und daher eher dürftig besucht, vielleicht hat sie der Gastdozent, ein Zwerg, deshalb nur einmal gehalten.
Wie auch immer, da ging es auch um einen Hebel und was dieser alles bewegen kann.
Eine der Aussagen des Zwerges war nämlich: "Wenn Angrosch (so nennen die Zwerge Ingerimm) mir einen Hebel gibt der nur lange und stabil genug ist, dann kann ich Dere aus den Angeln heben."
Ich hätte nicht gedacht dass dieser zum einen nach Al´Anfa weiterreist um dort zum anderen die gleiche Vorlesung an der Akademie dort zu halten und zu guter Letzt dass ausgerechnet du, Ghor, diese Vorlesung besucht hast.
Aber ich muss dich enttäuschen, Ghor, die Wahrscheinlichkeit dass dieser Zwerg tatsächlich von Ingerimm so einen Hebel bekommen hat dürfte tatsächlich bei Null liegen und daher dürfte sich deine Quelle in dieser Hinsicht Ausnahmsweise mal geirrt haben.
Aber das ist nicht schlimm.
Ich irre mich ja auch ab und zu mal.

Trau keinem Zwerg, der Dir etwas über die Sonne erzählen will. Selbst wenn die kleinen Gesellen sich nach Jahrhunderten des Grabens und Schürfens inzwischen daran gewöhnt haben, ab und an aus ihren Stollen zu schauen, dringt aufgrund ihres Bartes selten das Licht der Erkenntnis zu ihnen durch, wenn es um die Kräfte der Natur und der Magie geht. Einige wenige Ausnahmen, äh, ausgenommen. Und überhaupt, was für eine absurde Vorstellung, dass Sumus Leib in Angeln ruht... Sollten wir Leonardo je wiedertreffen, Ingerimm sei mit ihm, dann können wir ihn ja einmal mit dieser These konfrontieren.

Aber im Ernst, Lynia, warum heißt es "Das Land des Mondes"? Oder übersetze ich "Almada" falsch?

(zu Ghor:) Ja, es war schon eines Manchen drohender Untergang, wenn jener sich zu sehr von seinem Hebel steuern ließ, wie wir auf dem Weg nach Mindrawa'Oya gelernt haben.

Zum Hintergrund der Bedeutung des Namen Almadas gibt es so viele Varianten wie es Familien in Alamada gibt, und vermutlich noch einmal so viele wie es Familien im Emirat Amhallassih gibt.

Ich beschränke mich mal auf drei Versionen,
die meiner Meinung nach abwegigste, die aber so abwegig ist dass sie schon direkt wieder lustig ist,
die verbreitetste, zumindest eine Fassung davon, ihr werdet gleich hören warum es davon mehrere Fassungen gibt,
und diejenige die am umstrittensten und am wenigsten beachtet ist, obwohl sie die am besten belegte und glaubwürdigste ist,
hm... eigentlich ist sie ja schon die Fassung die am meisten von beiden Seiten vertreten wird, aber gleichzeitig wird sie auch am meisten von beiden Seiten verleugnet und missachtet.

Dann will ich mal mit der lustigsten Variante beginnen.
Diese Geschichte zum Hintergrund des Namen Almadas wird innerhalb eines, in sehr weiter Auslegung dieses Wortes, sogenannten Geheimbundes innerhalb der Akademie in Punin so gelehrt und es ist tatsächlich so dass sich immer ein kleiner Teil dieser Gruppierung, so lange es ihre anderen Forschungen eben gerade zulassen mit der Beweisführung zu dieser Thesis beschäftigen, was auf Grund der freien Zeit eines an der Akademie lebenden Magiers so wenig ist dass wir auch in den nächsten Jahrhunderten aus dieser Richtung her wohl keinen Durchbruch zu erwarten haben.
Der Meinung dieses Geheimbundes nach kommt der Name Almada von Fran-Horas, welcher im Jahre 619 vor Bosparans Fall die Akademie der Hohen Magie gründete. Dieser soll, so die Meinung des Geheimbundes bei seiner Rede zur Gründung der Akademie erklärt haben dass alles Land im Umkreis einer Tagesreise, so weit ein Magier diese Strecke ohne Hilfe von Magie zurücklegen kann "Alles Madas" sei, also Eigentum der Akademie. Aber dies wurde recht schnell vom einfachen Volk zu einem Almada abgekürzt und da die Leute diesen Begriff nur rudimentär mit einer Geschichte bezüglich einer Tagesreise in Verbindung brachten bezeichneten sie recht schnell Ländereien die von Punin aus selbst mit den schnellsten Pferden nicht innerhalb eines Tages hätten erreicht werden können. Ganz davon abgesehen dass ein Puniner Magier, ich muss es ja aus eigener Erfahrung wissen, vermutlich eh schon nach weniger als einem halben Tag das Pferd würde Pferd sein lassen und auf alle Ansprüche bezüglich Land oder sonstigem verzichten würde.
Eine Großartige Geschichte, oder? Ich meine, hier in dieser Runde kann man wenigstens darüber herzhaft lachen. An der Akademie konnte man diese Geschichte höchstens mit den Bediensteten aus dem Volk austauschen, da wusste man mit Sicherheit dass diese weder in diesem Geheimbund sind noch mit diesem in Verbindung stehen, sind doch deren Aufnahmekriterien sehr streng und magisch Begabt und Zugehöriger der Akademie, entweder als Scholar oder als anerkannter Magier zu sein die Mindestvoraussetzungen waren.

Die verbreitetste Variante gibt es in dieser oder ähnlicher Form in jeder größeren Adelsfamilie in Almada und in Ländern darüber hinaus.
In dieser Fassung kommt der Name Almada daher dass ein, bezüglich je nach Familie unterschiedlicher Heldentaten berühmter Ahne eben dieser Familie während einer bedeckten Vollmondnacht einen Platz der für diese Familie von Bedeutung ist, meist der Familiensitz oder ein Ort in der Nähe erreichte. Dort vollbrachte er besungene Heldentat, oder hatte sie kurz zuvor vollbracht oder war auf dem Weg zu dieser oder erholte sich dort von dieser. In diesem Moment blies ein Wind die Wolken, welche bis dahin das Madamal bedeckt hatten zur Seite und das volle Madamal strahlte, jetzt kommt es darauf an welche Familie diese Version erzählt, und das Licht des Madamal erstrahlte auf einem klaren See, über einer herausragenden Klippe hervor oder sonst ein bildlich brauchbares und einnehmendes Gelände, brach sich in den Toten Augen des erschlagenen Monsters, Feindes, Ungeheuers, spiegelte sich in den Augen einer wunderschönen Frau, eines wunderschönen Mannes, in manchen Familien auch brachial in der Klinge mit welcher die Heldentat vollbracht wurde oder noch vollbracht werden sollte woraufhin benannter Ahne aussprach, dies sei nun, da die Gefahr gebannt, oder zumindest in kürze gebannt werden würde, man einen Ort unvergleichlicher Schönheit, man das schönste auf Dere gesehen was es zu sehen gab wahrlich das Land des Mondes, Al´Mada - Das Land des Mondes. Wie schon gesagt, diese Geschichte wird in dieser oder ähnlicher Version von beinahe jeder größeren Familie Alamadas so erzählt, wobei natürlich immer diese Familie im Mittelpunkt steht. Dann kommt der Teil wo sie erzählen wie der jeweilige Kaiser der Historie, welcher dieser Familie am meisten bedeutet die Namensgebung so passend fand dass er ihn übernommen hat, manche besonders machtvolle Familie oder solche die sich dafür hält erzählt hingegen wie sie dem jeweiligen in der Geschichte genannten Kaiser mehr oder weniger diktiert haben, dass dieses Land nun Almada heißt und der Kaiser diesem Wunsch dann natürlich mehr oder weniger direkt gefolgt sei.

Und die Fassung welche ich, auch auf Grund der nachvollziehbaren Beweisführung durch Schriftstücke für die eigentliche und realistischste halte ist eigentlich auch die welche indirekt die anerkannteste ist, aber dazu später mehr.
Diese Form der Geschichte geht so, dass in den dunklen Zeiten, welche nach der ersten Dämonenschlacht folgten auch in den Landen der Tulamiden es mit der Ordnung nicht mehr weit her war und Unsitten, Verfall, Gewalt und den Göttern ungefälliges Wirken überall herrschte. Viele der Menschen jedoch waren den Zwölfen, ihren Prinzipien und Werten jedoch immer noch treu verbunden und so schlossen sie sich zusammen zu einem Zug und machten sich auf die Suche nach einem Land wo sie sich und ihrem Glauben treu bleiben konnten. Nach, hier sind die Quellen unterschiedlich in ihren Aussagen, unterschiedlicher langer und gefährlicher Reise kam dieser, in den meisten Quellen wird er Zug der Zehntausend genannt, irgendwann um das Jahr 330 vor Bosparans Fall an die Ufer des Yaquir. Der Geschichte nach soll der Zug, aus welchen Gründen auch immer, noch in der Nacht unterwegs gewesen sein und als sie besagtes Ufer erreichten strahlte das Madamal voll und kräftig am Himmel und dessen Strahlen brachen sich und glitzernden auf dem Wasser des Flusses, was die schon seit jeher dem Phex mehr als dem Herrn Praios zugetanen Tulamiden zu dem Ausspruch verleitet haben soll, dies sei das Land des Mondes, Al´Mada.
Da die Lande entlang des Yaquir in den folgen der ersten Dämonenschlacht und der Dunklen Zeit die dieser folgte so gut wie nicht mehr besiedelt waren hatte dieser Zug der Zehntausend auch keine Schwierigkeiten damit dieses Land mehr oder wenig zu besiedeln und in Besitz zu nehmen. Diese Variante wird hinter vorgehaltener Hand gerne dazu benutzt um politische Ansichten zu vertreten. Die Tulamiden und Wüstenstämme nutzen es als Grundlage für ihren Herrschaftsanspruch über teile Alamadas, viele Edlen Alamadas hingegen nutzen es als Grundlage für die Unabhängigkeitsbestrebungen des Landes, immerhin war es ja von den Herrschern der damaligen Zeit aufgegeben worden und die Almadaner mussten sich selbst ihr Land zurückerobern beziehungsweise es verteidigen.
Wie auch immer. Für diese Form der Namensgebung spricht zum einen die klare schriftliche Grundlage, aus welcher sich diese herleiten und bestätigen lässt, auch wenn es eben in manchen Quellen unterschiedliche Aussagen zu Details gibt, aber im Kern bleiben sie die gleiche und zum anderen auch die Namensgebung Alamada, welche durch die Form Al´Mada durchaus sprachlich Tulamidische Wurzeln aufweist. Aber andererseits wollen die Tulamiden nur ungerne zugeben dass sie ein Land wie Almada erst in Besitz genommen und dann wieder verloren haben und die Alamdaner wollen nur ungern eingestehen dass in ihrer Geschichte durchaus ein nicht unerheblicher Zufluss an Tulamidischem Blut und deren Einflüsse zu verzeichnen ist.
Aber wenn ihr wollt kann ich, wenn wir erst in Punin sind, mal in der Bibliothek der Akademie die entsprechenden Schriften raussuchen und sie euch mal zeigen und erläutern. Ihr müsst halt nur aufpassen dass ihr nicht allzu offen von der ersten Variante sprecht und euch offen über diese lustig macht, dass wird innerhalb der Akademie nicht gerne gesehen oder gehört, aber hier draußen dürft ihr gerne darüber lachen.
Ah ja, und am besten ist es eh wenn ihr, wenn ihr darauf angesprochen werdet wieso Almada eigentlich Almada heißt darauf antwortet dass es da eine ehrbare Sage über ein heroisches Ereignis gibt, welchem Phex mit einem Lichtstrahl des Madamals sein Wohlwollen gab, aber genaueres fällt euch jetzt auf die Schnelle nicht ein. Aber wenn ihr noch hinzufügt dass dieses Ereignis doch irgendwo hier in der Nähe statt gefunden haben soll dann könnt ihr nichts falsch machen.
Wobei, diesen Zusatz mit der räumlichen Nähe des Ereignisses solltet ihr wohl eher nur in jeweils örtlichen Herbergen und Gaststuben oder bei örtlichen Adligen zum besten geben und nicht bei Fremden auf dem Weg oder sonstigen Leuten von denen ihr nicht sicher sein könnt dass sie aus dieser Gegend kommen, sonst kann es eher sehr schnell sehr unangenehm werden. Aber diesbezüglich wird uns Hakim sicherlich mehr erzählen können, oder?