Das Schwarze Auge
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
StartseiteNeueste BilderAnmeldenLogin

 

 Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung III

Nach unten 
AutorNachricht
Lynia
Erzmagus
Lynia


Anzahl der Beiträge : 390
Anmeldedatum : 03.10.12
Alter : 51
Ort : Nostria

Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung III Empty
BeitragThema: Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung III   Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung III EmptyDo Dez 31, 2015 2:57 pm

Ich hatte ja davon gehört das Phex der Schutzpatron der Stadt sein sollte und natürlich war ihm auch das Glück zugeordnet und davon konnte man dieser Tage und vor allem in den kommenden sicherlich mehr als genug brauchen, aber damit hätte ich trotzdem nicht gerechnet.
Die Leute standen bis vor dem Tempel.
Ich blieb in passendem Abstand stehen und überlegte, ob ich mich entgegen meinen Plänen direkt zum Tempel der Peraine weiterbewegen sollte um mein Glück einfach später nochmals zu versuchen.
Aber da erkannte ich, dass ich hier ja vor einem Tempel des Grauen Gottes stand welcher seinem Aspekt als Gott der Händler geweiht war und entsprechend waren seine Geweihten eingestimmt.
Diese hatten die Gunst der Stunde erkannt und mehrere Opferschalen vor dem Tempel aufgestellt, wo die Mondschatten, ganz offen und unverhohlen die Summe betrachteten, welche der Günstling in die Schale legte und entsprechen kürzer oder länger ihren Segen verteilten.
Aber den meisten Leuten schien es zu genügen zumindest im Ansatz dem Listenreichen seinen Teil zukommen zu lassen, vielleicht erhofften sie sich auch einfach von ihm noch mit am ehesten eine Gegenleistung für ihre Gabe.
Ich konnte mir, von den größten Fanatikern einmal abgesehen, nicht wirklich vorstellen das wirklich jemand hier in der Stadt daran glaubte dass, egal wie viel Gold er in die Truhen der Stadt des Lichtes werfen würde ein Lichtstrahl aus den Wolken brechen würde um auch nur einen einzigen Gegner zu verbrennen.
Aber die Tatsache dass ein herabfallendes Trümmerteil einen selber verfehlte und dafür den Nebenmann erschlug war nur dahingehend Glück wie man es eben manchmal hatte und war sicherlich nicht der Tatsache geschuldet dass man selber dem Grauen Gott einen Silbertaler gespendet hatte, wohingegen besagter und nun erschlagener Nebenmann sich mit einem Heller begnüngt hatte. Es konnte ja genauso gut sein dass dieser Heller das letzte Geld des Nebenmannes gewesen war, der nun schnell und sauber getötet worden war, während der Silbertalerspender unter seinem Kopfkissen einen Sack voll Dukaten sein eigenen nannte, welches dort von den Schergen Galottas gefunden wurde, kurz bevor sie das Bett zu welchem das Kopfkissen gehörte anzündeten, während der Silbertalerspender noch lebend auf dieses gefesselt war.
Ich merkte wie meine Gedanken in Gefilde glitten die mir nicht behagten und ging entschlossen in Richtung Tempel.
Ich war nicht auf ein Augenzwinkern Glück aus, welches mir einen schnellen Tod versprach, ich hoffte schlicht auf ein paar Minuten Zeit im Tempel des schelmischen Gottes um dort im stillen Gebet diesem die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die ihm als Teil des Zwölfgöttlichen Pantheons zustand.
Überraschenderweise ließen mich die Mondschatten vor den Toren des Tempels ohne weiteres passieren und den eigentlichen Tempel betreten. Aber die erhoffte Ruhe fand ich dort nicht. Aber die hatte ich auch nicht wirklich erwartet, dies war ja nicht der erste Tempel des Phex welchen ich besuchte. Aber erhofft hatte ich sie trotzdem. Nun ja, man konnte eben nicht alles haben.
Purer Selbsterhaltungstrieb, reine Hoffnung oder einfach die praktische Überlegung das man auch mit einem Galotta als Kaiser weiter Handel treiben konnte hatte einige Händler, der Kleidung nach vom Krämer bis hin zum Klein-Stoerrebrandt ebenfalls in die Inneren, Heiligen Hallen des Tempels getrieben, wo sie mit einer Fuchsstatue, die hier den Gott der Händler darstellte feilschten wie wenn sie dieser etwas verkaufen wollten.
Und genau dieser Hauch von Alltag, es war in diesem Raum wie all die Besuche zuvor, machte es mir so unsagbar leicht mich in an meinem Platz einfach in die Arme des Herr der Nacht gleiten zu lassen. Wir würden mehr als nur einen Hauch Glück, welcher uns einen schnellen Tod schenken mochte brauchen, wenn wir die Versprechen gegenüber den Menschen dieser Stadt halten wollten und Kholak-Kai vor der Vollendung des Magnum Opus Widharcals über Gareth stoppen wollten würde uns der Beistand eines Gottes alleine nicht reichen.
Aber Phexens Wohlwollen würde sicherlich einen nicht unerheblichen Teil zu unseren Chancen beitragen. Das entscheidende Quäntchen Glück hatte auch schon mancher Erzmagus zu schätzen gewusst, wie man mir in Punin beigebracht hatte.
Ich riss meine Gedanken weg von dem Schrecken der sich uns näherte, von der Herausforderung die vor uns lag, von der Last auf meinen Schultern und lenkte sie auf die Gebete der anderen anwesenden.
Ich schätzte Privatsphäre und vermied es, wo immer möglich, jemanden anderen persönliche Fragen zu stellen, egal wie sehr sie mich drängten.
Ich erinnerte mich, speziell während unserer Zeit hier in Gareth an unzählige male wo Ghor und oder Hakim wieder einmal erst irgendwann am nächsten Tag zurück in unser Haus gekommen waren, teilweise nur mit einer Hose und einem Oberteil das sicherlich nicht ihres gewesen war und ich mich jedes Mal gefragt hatte, was der Hintergrund zu dieser Geschichte war.
Aber ich hatte nie gefragt.
Es waren die Angelegenheiten der beiden. Und außerdem konnte ich davon ausgehen dass Tela, wenn sie davon erfahren hatte, die beiden dazu befragte.
Hier hingegen war es einfach nur interessant und nett den Gebeten der Händler zu lauschen. Der Weltenlauf war nicht stehen geblieben, die Menschen glaubten mit solcher Überzeugung an eine Zeit im Ingerimm des Jahres 1027 nach Bosparans Fall dass es schlicht ermutigend war. Die Wahrscheinlichkeit dass einer der hier betenden am morgigen Tag selber mit einer Waffe in der Hand das verteidigte wofür er gerade betete war gering bis nicht vorhanden, aber es war nicht ihr Mut der mich beeindruckte sondern ihre Zuversicht. Die hier Anwesenden kannten ihre Stärken und Schwächen, sie wussten dass sie mit einer Waffe in der Hand vermutlich mehr Schaden als Nutzen würden, aber sie glaubten an diejenigen welche dazu in der Lage waren und würden im Nachhinein ihren Teil beitragen. Oder vielleicht hatten sie es auch schon, wie ich von einem der Betenden, wenn auch unbeabsichtigt hören konnte.
„Ich weiß, ich habe die Waffen förmlich verschenkt. Die Einnahmen decken noch nicht einmal den Materialwert. Aber bedenke, wenn die Schergen Galottas gekommen wären hätten diese sich die Waffen einfach genommen, dann hätte ich gar nichts gehabt, außer Verlust. Du brauchst jetzt also nicht glauben dass ich meinen Geschäftssinn verloren habe und deiner Aufmerksamkeit nicht mehr würdig bin. Aber um ganz sicher zu gehen habe ich hier, natürlich nur als Anzahlung, bis die Geschäfte wieder ihren natürlichen Gang gehen…“
Das war der Weg dieser Stadt, das war der Weg der vor uns lag. Jeder sollte, musste das tun wofür ihn die Götter mit ihren Gaben beschenkt hatten um seinen Teil beizutragen.
Ich erkannte nun, dass ich Magister Stoerrebrandt Unrecht getan hatte und mein Platz eigentlich wirklich an seiner Seite gewesen wäre, aber ich wusste auch, dass ich den Göttern ihren Teil meiner Zeit schuldete, allen Zwölfen und so würde Magister Stoerrebrandt für heute noch auf meine Hilfe verzichten müssen.
Aber Kholak-Kai würde morgen Abend, Galottas Diener vielleicht schon auf morgen Nachmittag vor Gareth stehen, so konnte ich morgen in den frühen Stunden zumindest noch ein wenig meinen Teil tragen.
Ich legte meine Spende und den Dukaten des Vertrauten der Eidechse in die Opferschale, wobei ich genug Abstand zwischen beiden ließ um für jede Opfergabe einzeln zu beten und dem Listigen deutlich zu sagen, dass der Dukate nicht von mir kam, auch wenn ich mir irgendwie sicher war, dass der Gott diese Information meinerseits gar nicht bedurfte.
Informationen derer ich auf alle Fälle bedurfte war der Weg zum nächstgelegenen Perainetempel.
Ich wusste nicht genau warum, aber ich hatte das innere Bedürfnis meine Zeit besser zu nutzen und den Tempel der Gütigen daher eher früher als später zu erreichen.

„Wenn ihr euer Studium vollendet habt, was wollt ihr dann erreichen?“
Diese Frage war Thema für einen Vortrag gewesen, welchen wir sowohl schriftlich als auch als Vortrag vor unseren Mitschülern hatten halten sollen. Es war mit eine der ersten Aufgaben in diese Richtung gewesen und ich war froh gewesen zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon gut genug schreiben zu können um überhaupt etwas abgeben zu können.
Das identifizieren eines Artefaktes aus der dem Archiv, die Übersetzung eines Schriftstückes aus dem Archiv welches in einer unbekannten Sprache geschrieben war und die Erforschung einer magischen Sonderlichkeit wie die unterschiedliche Verweildauer beschworener Wesen bei gleichem Aufwand an Madas Kraft aber vermuteter höherer Kompetenz des Beschwörers waren die am meisten aufgeführten Punkte gewesen.
Ich hatte offen und ehrlich geschrieben und auch erzählt, was mein priorisiertes Ziel nach Vollendung meines Studiums war.
„Ich möchte einen Zauber entwickeln der Krankheiten heilen kann.“ So hatte ich mein Schriftstück und meinen Vortrag begonnen. Anschließend hatte ich diesen Gedanken und Wunsch dann natürlich ausführlich dargestellt und versucht zu erläutern, bis hin zu den Hintergründen, die mich zu diesem Wunsch getrieben hatten.
Die Grundsätzliche Bewertung war noch ganz positiv ausgefallen, vor allem mein Selbstbewusstsein dahingehend, nicht nur vorhandenes besser zu verstehen sondern auch der Wille neues zu erschaffen, wohingegen ich damals noch in Schrift und schriftlichem Ausdruck sowie in Garethi allgemein und Bosparano im besonderen deutlich Verbesserungswürdig gewesen war.
Aber die eigentliche Aussage und damit mein eigentlicher Wunsch war, gelinde gesagt, belächelt worden, wohingegen mich meine Mitschüler offen ausgelacht hatten. Die nächsten Wochen war die Überprüfung der Farbe meiner Kleidung ein gängiger Witz gewesen, immer mit der lautstarken Verkündung dass ich immer noch nicht das Grün der Perainegeweihtenschaft trug, der ich doch offensichtlich so sehr beitreten wollte. Der einzige Vorteil war gewesen, dass ich in dieser Zeit problemlos Zugang zu Büchern über die Zwölf Götter hatte, zu Peraine insbesondere.
Und nun, heute, gut über zwölf Götterläufe, davon seit Zweien als anerkannte Adepta später war ich diesem Wunsch von damals keinen Schritt näher gekommen.
Andererseits, die Kirche der Gütigen Göttin lehrte uns auch die Heilkraft dessen was uns Sumus Leib zur Verfügung stellt sinnvoll zu nutzen und letztlich war die Zeit auf Dere für uns Sterbliche aus gutem Grund begrenzt und die Götter teilten ihre Gründe warum sie welche Seele zu welchem Zeitpunkt zu sich holten nicht mit uns.
Aber das hielt die Geweihten der Gebenden Göttin nicht davon ab es so weit zu versuchen wie ihre Göttin ihnen die Kraft dazu gegeben hatte.
Praios hingegen lehrte die Menschen die Göttergegebene Ordnung zu achten und stets offen und wahr zu sprechen, und als Magierin hatte ich sonst eher weniger Aspekte des Fürsten der Götter denen ich folgen konnte, daher waren diese wenigen umso bedeutender für mich.
Was es nicht besser machte.
Ich hatte eine unbestimmte Zeit im stillen Gebet im Tempel der Peraine verbracht, mir der Blicke der anderen Besucher nur am Rande bis überhaupt nicht bewusst. Allgemein war ich in eine angenehme, ruhige Andacht verfallen und eine befriedigende Müdigkeit hatte von mir Besitz ergriffen, ganz wie wenn ich den ganzen Tag bisher in einer Bibliothek recherchiert hätte.
Ich wusste, ich hatte viel gesät, durfte bei manchem schon die Ernte genießen und mich auf andere Ernten hoffen, aber mir war auch bewusst das die Arbeit niemals enden würde, ebenso wie die Ernte dafür und das gab mir eine innere Kraft und Zuversicht die jedoch auch solche, für mich nun irgendwie leer klingende Versprechen wie die Suche nach einem Zauber der Krankheiten heilen konnte umso hohler erscheinen ließen.
Aber ich war mir auch der Tatsache bewusst dass auch der fleißigste Bauer nur eine bestimmte Fläche an Land bestellen konnte, und uns Sterblichen von den Göttern Grenzen auferlegt worden waren, die zu Kennen und Achten uns mit über die normalen Tiere und niederen Völker wie die Orks und Goblins hinaushob.
Und um diese Grenzen ging es, nachdem ich am Ende meines Gebetes erkannte dass der Hüter der Saat des hiesigen Tempels neben mir saß und mich, als er merkte dass ich mein Gebet beendet hatte unumwunden gefragt hatte: „Was erwartet uns?“
Er hatte keine Begrüßungsfloskeln ausgesprochen, kein langes herumdrücken oder sonstige Phrasen. Er hatte eine einfache Frage gestellt, die kurz und knapp genau das fragte was der Vorsteher eines Perainetempels, der wusste dass seine Stadt in welcher dieser Tempel stand, von Kräften der Heptarchen und damit den erklärten Gegnern der Zwölfgöttergefälligen Lande angegriffen werden würde.
„Schrecken, den ich hier nicht beschreiben möchte.“ Hatte ich meine Erklärung mit dem Wissen dass wir uns immer noch im offenen Tempelbereich aufhielten und andere Gläubige zum Gebet anwesend waren begonnen. Aber der Praetor hatte mit keiner Geste oder Worten zu verstehen gegeben dass er einen anderen Platz aufsuchen wollte, also setzte ich meine Ausführungen fort. „Die Untoten werden für das Haus selber das kleinste Problem sein. Diesen geweihten Boden können sie nicht betreten und auch die meisten Dämonen werden ihn meiden. Aber das Magnum Opus des Widharcal schert sich nicht um den Weihegrad des Bodens über welchen es tobt und auch Trümmer von anderen Gebäuden, durch die Kraft der Magie bewegt lassen sich davon nicht aufhalten. Aber sollte Kholak-Kai seine Richtung nicht ändern, und ich wüsste nicht warum es das tun sollte, dann befindet sich dieser Tempel eh mitten im Einflussgebiet des Magnum Opus, und ist damit dem Untergang geweiht, wenn wir es nicht stoppen können. Ich würde diese Räume verlassen und mich gen Rahja wenden, zumindest bis an den Stadtrand und dort warten bis es vorbei ist. Die Diener der Heptarchen sind zu unterscheiden. Untote und Dämonen töten ohne Wahl, gemäß dem Auftrag ihres Herrn, die menschlichen Diener werden euch schonen, zumindest diejenigen welche nicht gänzlich im Kampfesrausch gefangen sind. Aber die meisten von ihnen erkennen noch einen Perainegeweihten wenn sie ihn sehen und schonen ihn, in dem Wissen seiner Künste gegebenenfalls in absehbarer Zeit nochmals zu bedürfen. Bezüglich eurer Künste fürchte ich werden sie in einer Zahl gefordert werden, die eure Kräfte übersteigen werden und ihre werdet nicht umhin kommen zu unterscheiden zwischen denen die ihrer noch bedürfen und Aussicht darauf haben von diesen Bemühungen noch zu profitieren und denen die diese Sphäre in Kürze verlassen werden, außer ihr seid gewillt bei dieser Seele Zeit und Kraft zu lassen die an anderer Stelle mehreren anderen helfen könnte.“ Ich atmete kurz tief durch. „Stellt euch darauf ein dass ihr mehr Leid und Schmerz sehen werdet als in eurem ganzen Leben zusammen“ ich musste mich nicht sonderlich anstrengen um mir das Bild von den Folgen des Magnum Opus des Widharcal über Wehrheim ins Gedächtnis zu rufen „und macht euch klar, ihr könnt nicht allen helfen, aber ihr könnt beten dass die Seelen derjenigen für die ihr nichts mehr tun könnt ihren Weg in die Vierte Sphäre finden, den nicht bei jedem Tod während des Magnum Opus des Widharcal ist dies gewiss.“
Der Hüter der Saat nickte mir dankbar zu. „Ihr wisst viel, für eine Adepta eures Alters und Äußeren und nur wenig von dem was ihr mir berichtet habt gibt Mut oder Kraft, aber ich habe gefragt und ihr habt geantwortet, auch wenn ich über die Offenheit eurer Worte sowohl erstaunt als auch erschrocken bin. Aber ihr seid ja auch eine Gelehrte und keine Diplomatin und genau dieser Umstand zeigt mir dass ihr wisst wovon ihr spracht und ich werde eure Worte beherzigen. Dann werde ich wohl gleich mit den Vorbereitungen für die Räumung dieses Tempels beginnen.“ Der Praetor nickte mir nochmals kurz zu, dann verließ er mich, zusammen mit den anderen Besuchern des Tempels, welche meinen Ausführungen, wenn auch wohl eher ungewollt, folgen durften, nur lag in ihren Gesichtern ein anderer Ausdruck, der sogar mir sagte dass ich meine Worte vielleicht doch ein wenig anders hätte wählen sollen.
Aber dafür war es jetzt natürlich zu spät, ganz im Gegensatz zu meinem geplanten Besuch im Ingerimmtempel.
Auf dem Weg vom Phextempel zum Perainetempel hatte ich erkannte dass sich das Praiosmal schon wieder in Richtung der Dächer Gareths zubewegte, aber wenn man den Tag auch erst so spät begann wie ich es getan hatte konnte man ja nichts anderes erwarten.

Mein Empfang, ein anderes Wort fiel mir schlicht nicht ein, beim Ingerimmtempel war gänzlich anders als ich es erwartet hatte.
Kaum dass meine Schritte dergestalt waren dass meine Richtung mich nur noch in den Ingerimmtempel führen konnte trat ein Geselle des Ingerimm mir entgegen und bat mich unvermittelt, ihm zu folgen, die Meisterin der Esse würde mich erwarten.
Ein wenig überrascht über den Verlauf der Dinge folgte ich also dem Geweihten vor mir in den Tempel und in diesem bis direkt zum Feuerofen im Zentrum des Heiligtum des Tempels, vor welchen die Hochgeweihte Feuerlind Hitzacker gerade in gleichmäßigem Takt ihren Schmiedehammer auf einen Amboss, welcher unmittelbar vor dem Feuerofen stand, schlug um einem Stück Metall eine Form zu geben, die es wohl in geraumer Zeit zu einem Schwert machen würde, soweit ich das beurteilen konnte.
Geduldig, schließlich war ja auch die Geduld einer der Aspekte des Himmlischen Schmiedes wartete ich darauf, dass die Meisterin der Esse ihre Andacht, nichts anderes war es, was sie gerade vollführte beenden würde, auch wenn die Temperaturen so nahe am Feuerofen für jemanden wie mich und in meiner Kleidung eher unangenehm waren.
Aber ich hatte gewusst was auf mich zukam, es war ja nicht mein erster Besuch hier, daher hatte ich zumindest meinen Kapuzenmantel schon wohlweislich ausgezogen und über den Arm gelegt, auch wenn ich damit den Anwesend deutlich zeigte dass meine Robe schon bessere Tage gesehen hatte und das ausgerechnet im Tempel des Gottes des Handwerks.
Aber in diesen Tagen hatte vermutlich ein jeder von uns andere Probleme als die Bekleidung einer Magierin.
Da ich aber schon hier war und wohl auch noch Zeit hatte nutze ich diese und begann mit meinem eigenen Gebet an den Zornigen, auch wenn ich mir von ihm eher Härte, Mut und Geschicklichkeit erhoffte als Kraft und ungebändigten Zorn. Was uns gegenüberstand war die Kraft seines direkten Gegners in der Zwölfgöttlichen Ordnung, Widharcal, Verderber der Elemente, aber ich war nicht so vermessen dass dies Ingerimm als Zeichen verstand hier unmittelbar und direkt durch einen seiner Avatare mit einzugreifen. Immerhin hatte er uns schon ein ansehnliches Kontingent von Kriegern seines eigenen Volkes geschickt, welche uns in dieser Zeit nicht nur mit Rat zur Seite stehen wollten.
Unwillkürlich musste ich auch an Finsterfang denken, die Lanze, welche die Zwerge Reichsregentin Emer zum Geschenk gemacht hatten.
Mit Geschenken wie diesen, Kriegern wie den Zwergen von Hochkönig Albrax, und der Gewissheit der Kraft und des Wohlwollen der Zwölfe auf unserer Seite, wie könnten wir da scheitern?
In Wehrheim hatten wir versagt, weil uns unser Hochmut geblendet hatte, hier in Gareth waren wir Demütiger, unserer Fehler und Mängel bewusst, und verließen uns nicht nur auf auserwählte Kämpfer sondern auf das Volk als Ganzes. Wie jede Schlacht würde auch die kommende Opfer fordern, aber was die Glut des Schmiedefeuers verließ war gehärtet und bereit für größeres.
Ich sah die Hochgeweihte mich direkt anschauen und verbeugte mich tief vor dieser.
Die Meisterin der Esse hatte rotes Zaushaar und trug stolz ein Brandsiegel auf ihrer Stirn. Mit einem knappen nicken erwiderte sie meine Begrüßung und zeigte dann mit ihrem Hammer mit einer Leichtigkeit in eine Richtung die in mir den Anschein weckte der Hammerkopf sei gar nicht aus Eisen, aber ihre freien Oberarme widerlegten diese Vermutung sofort.
Ich ging also in diese Richtung, die Hochgeweihte direkt hinter mir und auf Grund fehlender weiterer Richtungsangaben kam ich schließlich vor einem kleinen Schrein zum Stehen, in welchem ein heiliger Ring lag. Alleine seine Aufmachung zeigte mir, dass dieser Ring etwas Besonderes war, die Lage in diesem Schrein innerhalb des Heiligtums verdeutlichte dies nur zusätzlich. Der Ring erschien wie ein sich windender Kranz rotgoldener Flammen, über und über mit winzigen Granat- und Onyxsteinen besetzt. Fast schien es, und das flackernde Licht im Tempelraum unterstrich diesen Eindruck, als wären die Flammen nicht aus starrem Gold, sondern echt.
„Dies ist der Ring der Flammen“, sprach die Meisterin der Esse Hitzacker, welche neben mich getreten war. „Geschaffen vom Hüter der Flamme zu Angbar vor sieben Jahren, sieben Monden und sieben Tagen. Er behütet Menschen in seinem Umfeld vor den verderbten Gewalten des Schänders der Elemente, der Ingerimm über den Sternenwall entgegenglotzt. In den letzten Wochen erschienen mir beim Schmieden Funkenregen, die die Gestalt von Vier aufrechten Streitern zeigten. Ich glaube, das seid ihr und eure Gefährten, auch wenn ich in meiner Einladung um die Anwesenheit von euch allen erbeten hatte. Aber sie haben dieser Tage wohl wahrlich dringlichere Angelegenheiten. Nehmt den Ring der Flammen, auf das er euch in die Festung der Vernichtung bringen möge.“ Die Hände der Meisterin der Esse Hitzacker zitterten leicht, als sie mir das Artefakt übergab.
Im Hintergrund vernahm ich immer noch das Gemurmel der zahlreichen Gebete um Ingerimms Schutz der Dutzenden Anwesenden. Offensichtlich hatte sich begonnen herumzusprechen von welchem der Unheiligen Zwölfe die wirkliche Gefahr ausging und welcher Gott am ehesten geeignet war ihm und seinem Wirken zu widerstehen.
„Die Einladung kam nie bei uns an, Meisterin der Esse, ich bin aus freien Stücken hier. Aber ich bin mir sicher ich spreche auch im Namen meiner Freunde wenn ich sage, ich kann diesen Ring nicht annehmen.“ Das Zittern der Hände der Hochgeweihten verstärkte sich und übertrug sich nun auch gut sichtbar auf den Schmiedehammer in ihrer anderen Hand. „Bitte, nehmt ihn zurück in eure Obhut und nutzt ihn für das für was er wahrlich geschaffen wurde, zum Schutze von Menschen die diesen bei Ingerimm suchen und nicht bei seinen Geschwistern, oder zumindest nicht alleinig bei diesen. Bitte.“ Ich legte den Apfelgroßen Ring zurück in die Hand der Hochgeweihten und versuchte ihre Finger um diesen zu schließen, was mir schließlich nur unter zur Hilfenahme auch meiner zweiten Hand gelang.
„Ihr lehnt ihn ab?“
„Nein.“ Ich hob meinen Blick und suchte den der Hochgeweihten. „Im Gegenteil, es fällt mir vermutlich schwerer als euch, ihn aus der Hand zu geben. Ich habe gesehen, mit diesen Augen die euch anblicken, was ihr nur als Visionen saht, wenn überhaupt und glaubt mir, ich bin zu Jung um eine Gelegenheit wie diese Leichtfertig von mir zu weisen. Wenn es der Wille der Zwölfe ist, und allem Anschein nach ist er das, so werden es wohl tatsächlich ich und meine drei Freunde diejenigen sein, welche morgen zu fortgeschrittener Stunde in Kholak-Kai eindringen werden. Aber ich weiß auch, dass es für eine Vollständige Rettung Gareths zu spät sein wird und unzählige werden bis zu diesem Zeitpunkt Golgaris Schwingen vernommen haben und weitere ungezählte werden die kommenden Tage noch folgen, aber mit Hilfe Ingerimms und seiner Elf Geschwister werden es viele, aber lange nicht alle sein, welche dieses Schicksal ereilen wird. Aber ich und meine Freunde, wir haben einen klaren Feind, wir haben eine realistische Chance gegen das zu bestehen, was auf uns wartet, und glaubt mir, ich war im Inneren von Kholak-Kai und ich weiß, dieser Ring wäre für meine Freunde und mich wahrlich ein göttliches Geschenk auf dem Weg zu unserem eigentlich Ziel. Aber alle Menschen, Zwerge und Elfen hier in dieser Stadt, die auf dem Boden bleiben müssen, wenn der Magnum Opus Widharcals beginnt, die haben keinen klaren Feind, gegen den sie bestehen können. Im Gegenteil. Ich bin mir sicher das der Feind seine stärkste Waffe zum Einsatz bringen wird wenn er die Zeit dafür geeignet hält und glaubt mir, es wird ihm egal sein wenn zu diesem Zeitpunkt seine eigenen Kräfte im Einflussgebiet dieser Waffe liegen und unter ihr ebenfalls fallen werden. Der wahre Feind ist über solche Gefühle schon lange hinaus und kennt nur noch sein eigenes, in welchem seine Diener ersetzlich sind. Aber für Ingerimm sind seine Gläubigen natürlich ebenfalls seine Diener, aber sie sind für ihn nicht einfach ersetzlich. Ich bin mir sicher dass auch Ingerimm Gläubige opfert, wenn seine Pläne, die weit über das Verständnis von uns Sterblichen hinausgehen es erfordern, aber er wird dies nie Bedenkenlos tun und er wird versuchen nur so weit zu gehen, wie er muss. Ich bin mir sicher, dieser Ring, so edel, so kraftvoll, so mächtig, ist mehr als nur ein Werkzeug für Vier Diener des roten Gottes, auch wenn er dafür vielleicht ursprünglich erschaffen wurde. Aber ich denke auch, sein Erschaffer, ebenfalls vom himmlischen Schmied mit Visionen gesegnet hat in seinem sterblichen Verständnis die wahren Ausmaße dessen, was der Feind bereit ist gegen uns zu wenden nicht erkannt. Wie hätte er auch. Wie soll ein Mensch erahnen können zu welchem Ausmaß wahrer Hass führen kann, wie weit die pure Rachsucht verbunden mit beinahe unbegrenzter Macht einen Menschen treiben kann. Der Hüter der Flamme sah eine Gruppe von Vier Streitern, die in ein Unheiligtum des Widharcal vordrangen um etwas unheilvolles zu bekämpfen und wahrscheinlich sah er auch, dass dieser Kampf zum Schutze Gareths dienste, aber ich wage zu bezweifeln dass er das ganze Ausmaß dessen was auf diese Stadt zukommt erahnt hat. Ihr liegt nahe am Peraine-Tempel und dort habe ich ähnliche Worte vor nicht allzu langer Zeit, eigentlich direkt vor meinem Besuch hier gesprochen. Dieses Gotteshaus wird dem Magnum Opus des Widharcal nicht widerstehen können. Die erzdämonischen Kräfte werden es hinwegfegen, wenn nicht direkt dann durch die Auswirkungen des Magnum Opus und alles darin wird dem Untergang geweiht sein. Aber ihr könnte die Gläubigen gen Richtung Rahja führen, an den Rand der Stadt um sie dort zu beschützen, den manche Auswirkungen dieses Unheilvollen Rituals verlassen die Grenzen des Einflussbereiches, weil sie irgendwann die Grenzen zwischen Magie und Natur verlassen. Die Magie zündet ein Haus an, aber das Feuer springt von alleine auf weitere über und mit ihm die Hitze, der Rauch und die Gefahr. Hierfür braucht ihr und eure Gesellen des Ingerimm diesen Ring und seinen Schutz, um auf diese Art und Weise die Kraft Ingerimms zu beweisen und den Glauben an ihn in den Herzen der Menschen zu erhalten. Sonst kann es uns passieren das wir Kholak-Kai vom Himmel holen, die Menschen aber trotzdem verloren haben.“
„Eure Worte grenzen nahe an der Ketzerei, kleine Magierin.“ Die Meisterin der Esse blickte mit ihrer über einen Kopf höheren Körpergröße zornig auf mich herab, aber ich hielt ihrem Blick stand, ja, fühlte selber Zorn in mir aufsteigen.
„Das habe ich die letzten Tage schon öfter gehört. Ich habe auch gehört dass diejenigen welche dies über mich urteilten inzwischen das Urteil Rethons erwarten.“ Uh, das war hart gewesen, sogar für mich und mein Zorn verrauchte wie ein Stück Pergament im nahen Feuerofen verrauchen würde.
Sofort fiel ich auf meine Knie und legte meine Stirn auf den rauen Boden unter mir. „Verzeiht, Euer Hochwürden.“ Mehr traute ich mich nicht zu sagen. Keine Rechtfertigung, keine weitere Entschuldigung. Meine Worte waren aus meinem Mund gekommen und nun musste ich mit ihren Folgen leben.
„Erhebt euch, gelehrte Dame, bitte.“ Ich spürte starke Hände, die mich an den Oberarmen fassten, überraschend sanft, wie ich feststellte und mich aber trotzdem ein paar Finger über den Boden hoben, damit ich wirklich auf meinen Füßen stand als die Meisterin der Esse mich wieder auf diese stellte. „Und folgt mir.“
Die Meisterin der Esse führte mich in eine kleine Stube, die zur einen Hälfte Schreibstube, zur anderen Waschbereich war.
Nachdem die Meisterin der Esse sich kurz etwas den Kopf und die Haare gewaschen hatte bot sie mir in einem großen steinernen Krug Wasser und anschließend einen Sitzplatz auf einem groben Holzstuhl vor einem Schreibtisch, zusammen mit einem weiteren Stuhl und einem groben Schrank die einzigen Möbel in der Schreibstubenhälfte an. „Ich muss gestehen, ich hatte die gleichen Bilder, wie ihr sie beschrieben habt, in den Funken gesehen, aber ich konnte nicht erkennen, welche davon Ingerimm als die wichtigeren sah. Schließlich sah ich selber die Antwort darin, dass es besser sei für diejenigen, welche sich dem Feind letztlich direkt stellen würden die Chancen zu verbessern, als ein paar Gläubige mehr zu retten als es ohne den Schutz des Ringes möglich sein würde nur um diese dann in die Sklaverei oder schlimmeres zu führen. Ich muss auch gestehen, dass ich euren Worten gut folgen konnte, einzig, vieles klang überzeugend, aber dabei doch unglaublich. Ich werde eurer Bitte entsprechen, der Ring bleibt in der Obhut unseres Hauses und ich werde ihn morgen zur Schlacht nutzen wie es Ingerimm wohl für ihn vorgesehen haben mag, aber wenn ich dann selber ebenfalls in Kürze vor Rethon stehen werde, wie ihr es ja so direkt angedeutet habt, dann würde ich dort doch gerne auch für mich selber gefestigter im Glauben sein, dass ich das richtige getan hatte, also bitte, erzählt nochmals, gerne auch ausführlicher, was ihr erlebt habt und was ihr wisst. Seid versichert, nichts davon verlässt diesen Raum, so ihr nichts anderes wünscht.“
Da saß ich nun einer Frau gegenüber die mir mit bloßer Faust vermutlich den Schädel zertrümmern konnte und konnte über Dinge berichten, die ich gerne irgendwo in hinteren Winkeln meines Gedächtnis wusste, aber ich hatte es ja selber provoziert, also begann ich erneut und die Meisterin der Esse überraschte mich mehr als einmal durch Fragen zu meinen Ausführungen die meine Meinung bezüglich ihrer Klugheit deutlich ins positive verschob.
Als ich geendet und alle Fragen wohl zur Zufriedenheit der Meisterin der Esse beantwortet hatte drehte sie sich dem Schrank hinter ihr zu und zog ein vom Format her kleineres Buch, von der Dicke her jedoch über dem üblichen liegend aus diesem hervor. Allgemein entsprach es keinem mir bekannten, von Menschen normalerweise genutzten Format, aber ihre folgenden Worte klärten meine unausgesprochene Frage.
„Ein, zumindest für das Verständnis dieses Volkes noch junger Zwerg war vor wenigen Wochen, ich glaube es war direkt der Tag nach dem großen Turnier in unserem Tempel und hat mehrere Stunden lang grummelnd am Feuerofen gebetet, zumindest glaube ich, dass sein grummeln Gebete waren, verstanden habe ich sie nicht. Schließlich versuchte er mit Hilfe dieses Buches ein paar Worte mit uns zu wechseln, bevor er schließlich noch lange in der Zwergensprache“ Ich unterdrückte den Impuls zu erwähnen, dass diese Rogolan hieß, auch wenn es mir schwer fiel „vor sich hin schimpfte, zumindest glaube ich dem Tonfall nach das er geschimpft hat, bevor er mir dieses Buch in die Hand drückte, mit dem Hinweis, nicht gut, zumindest glaube ich dass er das sagen wollte, bevor er ohne ein weiteres Wort wieder ging und seither nie wieder kam. Ich habe herausgefunden dass es wohl eine Art Wörterbuch Garethi und die beiden Zwergensprachen sein soll, aber ich hatte bisher nicht die Zeit gefunden es genauer zu betrachten und nun werde ich sie wohl auch nicht mehr bekommen. Aber ihr scheint mir zum einen interessiert genug und zum anderen, so wurde mir zugetragen, der Zwergensprache im mündlichen kundig, vielleicht könnt ihr mehr damit anfangen als uns in dieser kurzen Zeit vergönnt war, weil, so ehrlich muss ich sein, ich glaube nicht dass, wenn wir diesen Tempel wirklich räumen müssen, jemand an den Inhalt dieses Schrankes hier denkt. Außerdem muss ich euch dann, ganz so wie es die Vision ja doch irgendwie vorsah, nicht mit leeren Händen gehen lassen.“
Die Meisterin der Esse reichte mir das Buch, welches ich vorsichtig, wie wenn es sich um ein glühendes Stück Metall handeln würde entgegen nahm.
Was hatte sie mit einer zweiten Zwergensprache gemeint?
Die Zwerge sprachen alle Rogolan, ungeachtet des Volkes der Zwerge aus welchem sie kamen. Zumindest die Zwergenvölker die uns Menschen bekannt waren. Am liebsten hätte ich dieses Buch sofort aufgeschlagen, aber mir waren die Umstände und auch die verstrichene Zeit durchaus bewusst, also unterdrückte ich auch diesen Wunsch, auch wenn dies noch schwerer für mich war, bedankte mich dafür aber mit einer tiefen Verbeugung und einer aufrichtigen Dankesbezeugung in Rogolan, die ich natürlich auf Garethi wiederholte.
Aber die Hochgeweihte hatte ein Einsehen mit mir und mit dem Hinweis auf viele andere Gläubige, die auf sie warteten und die verstrichene Zeit bot sie mir an, sie zurück zum eigentlichen Tempelraum zu begleiten, was ich jedoch dankend, mit dem Hinweis auf die verstrichene Zeit und einer unerledigten Aufgabe, die führte ich ihr gegenüber jedoch nicht näher aus, ablehnen musste, was sie erfreulicherweise mit einem stummen nicken zur Kenntnis nahm, woraufhin sie mich jedoch noch zum Tempeltor begleitete, wo ich mit erschrecken feststellen musste wie viel Zeit ich im Ingerimm-Tempel verbracht hatte.
Dann würde eine spezielle Frage wohl doch unausgesprochen bleiben müssen.

Ungeachtet der Tatsache dass sie eine der Zwölfe war, gegen welche Aspekte Rahjas hatte ich in letzter Zeit verstoßen?
Oder anders, welche Aspekte Rahjas waren mir so wichtig dass ich ein Vergehen gegen diese auch als Verstoß gegen ihre Gebote und damit als Sünde ansehen musste?
Liebe?
Lust? Über diesen Gedanke musste ich lachen.
Rausch? Wein? Oh, ich und vor allem mein Kopf und mein Bauch konnten sich noch sehr gut an das letzte mal erinnern, als ich mich diesen Aspekten gewidmet hatte.
Ekstase? Erneut musste ich lachen.
Harmonie? Schönheit? Freude? Pferde? Blumen? Feste?
Was war ich?
Wer war ich?
War ich begehrenswert? Die Anzahl der Männer im meinem Leben mit denen ich das Bett geteilt hatte bezeugte dies ja nicht wirklich und bei dem einzigen Fall, die Göttinendienste mit ihren Geweihten zählte ich nicht zu dieser Aussage, war ich mir nun nicht mehr sicher ober es tatsächlich Begehren gewesen war.
Wann hatte ich das letzte mal ein Fest gefeiert? Alles was mir einfiel waren offizielle Veranstaltungen gewesen, die einem bestimmten Zweck gedient hatten und auf denen ich geladen war weil es irgendwo so festgeschrieben war, dass ich zu einem Personenkreis gehörte der zu diesem hatte geladen werden müssen, so wie die Feier am Ende des großen Turniers.
Pferde waren jetzt nun wirklich nicht etwas, womit ich angenehme Erinnerungen hatte und damit auch sicherlich nichts Positives.
Blumen? Wie wenn die Menschen dieser Stadt sich ausgerechnet jetzt an Blumen erfreuen könnten. Alleine die Idee durch die Straßen zu tanzen und dabei Blütenblätter zu verstreuen, während ich die Heitere Göttin lobpreiste löste erneut ein Lachen aus.
Ein Lachen, welches wie die Lacher zuvor selbst für meine Ohren falsch klang, und ich hatte sie selber ausgestoßen.
Immerhin waren die Rahjageweihten schon vor dem Tempel aufmarschiert.
Ob sie sich das beim Phex-Tempel abgeschaut hatten? Die Gläubigen gar nicht erst den Boden abnutzen lassen sondern direkt noch vor dem Haus abkassieren. Das Geld in die Opferschalen, den Segen überm Haupt verteilt, der nächste bitte. Sie wollen im Tempel beten? Denken sie daran, dazu müssen sie sich erst gründlich waschen und Sex gibt es dann trotzdem keinen. Kurz die Hände über dem Haupt geschüttelt und so getan als ob es was nützen würde, das gibt es für ein paar Heller, auch ganz ohne waschen.
Erneut musste ich falsch lachen. Oh es gab fürwahr einen Grund, dass der Namenlose ausgerechnet…
Unbändiger Zorn überkam mich, aber er half mir auch, meine Gedanken zu ordnen.
Ein paar nahe Gardisten waren schon auf mich aufmerksam geworden und warfen mir merkwürdige Blicke zu, vielleicht erhofften sie von der Beseitigung einer möglichen Störung wie mir das Wohlwollen der Geweihten der Berauschenden, mit mehr als nur einem billigen Segen.
Aber vielleicht war es auch genau das, was ich jetzt brauchte. Jemand der mir zu verstehen gab, dass ich hier nicht her gehörte, dass ich hier falsch war, dass ich mehr an Gläubigkeit gezeigt und gelebt hatte als die ganzen Kriecher und Scheinheiligen hier vor dem Tempel zusammen.
Ich war mir sicher dass alleine in den letzten beiden Tagen vermutlich mehr Garether in den Tempeln ihrer Stadt gewesen waren als das ganze bisherige Jahr zusammen und manch einer von ihnen vielleicht auch erst das erste mal in seinem Leben überhaupt.
Wutentbrannt drehte ich mich von dem Tempel der Schönen Göttin weg.
Ich hatte dort nichts zu suchen.
Alleine schon wie ich aussah, dreckig, zerrissene Robe, ungepflegte Haare, übermüdet.
In unserem Haus wartete eine Wanne für mich alleine, die beiden Männer wüsste ich schon zu vertreiben wenn es nötig werden sollte und Tela, war wer wusste und wenn interessierte es schon wo diese wieder unterwegs war, und danach ein anständiges Bett um am morgigen Tag, wenn es wirklich galt, auch wenn ich inzwischen gar nicht mehr so richtig wusste für wen und warum es überhaupt gelten sollte, dann ausgeruht und bereit zu sein.
Vielleicht auch ausgeruht und bereit doch noch der Herrin der Morgenröte zu huldigen in dem ich auf einem der ihr so wichtigen Pferde schnellstens in eben diese Morgenröte aus dieser dem Untergang geweihten Stadt ritt.
Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper, aber das konnte das Zittern des selbigen nicht verhindern.
Zwölf Götter, Zwölf Tempel.
Ja, Elf Tempel, der Schrein Firuns war ja kein Tempel gewesen, aber ich hatte meine Gründe gehabt.
Das heilige Pantheon hatte Zwölf Götter und ich hatte erst Elfen von ihnen die Aufwartung gemacht.
Ja, Praios war ihr Fürst, der von der Ordnung der Dinge als ihr Oberster bestimmt und damit im Stand über seinen Geschwistern, aber Grundsätzlich eben nur der Ordnung der Dinge halber und die anderen standen nur ein wenig unter ihm, aber dort alle auf einer Höhe, ungeachtet der Aspekte die sie vertraten und die ich mit ihnen verband.
Es spielte keine Rolle welche Aspekte Rahjas mir was bedeuteten, und ich wusste sehr wohl Schönheit, und die konnte auch in einer einzigen Blume zu finden sein zu schätzen, sie war eine der Zwölf und ich schuldete ihr die gleiche Anerkennung und Hingabe wie ihren Geschwistern, zumindest den meisten davon, bedeutete mir doch Boron und Hesinde einfach ein wenig mehr als die anderen, aber das war uns Menschen erlaubt und gegeben, die Tatsache dass wir eben nicht vollkommen waren und für uns selber manchmal Werte anders verteilten.
Aber Rahja war eine Göttin und ich schuldete ihr, vielleicht auch gerade weil ich ihre Aspekte so wenig zu schätzen wusste, zumindest einen Teil meiner Zeit und einen Besuch mit einer Spende in einem ihrer Tempel.
Ich schuldete es ihr, weil sie für mich in keiner Art und Weise hinter ihren Elf Geschwistern zurückstand, auch wenn ich, warum auch immer, dies für kurze Zeit anders gesehen hatte.
Aber vielleicht war es genau deshalb nötig wieder einen ihrer Tempel zu besuchen, um mich der Liebholden wieder näher zu bringen, um mir zu zeigen dass mein bisheriges Leben keine Lüge gewesen war, auch wenn ein gewisser älterer Mann sich reichlich Mühe gegeben hatte mir genau diesen Eindruck zu vermitteln.
Aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass zumindest der Same für diesen Eindruck gepflanzt war.
Aber meine Gedanken wurden von den Gardisten abgelenkt, welche mir schon zuvor aufgefallen waren. Offensichtlich hatten sie sich dazu entschlossen ihren gefassten Plan meinerseits in die Tat umzusetzen, denn sie setzen sich zielstrebig in meine Richtung in Bewegung.
Na gut, wenn sie es so haben wollten.
Ich begann Madas Kraft in mir in eine Matrix fließen zu lassen, von der ich mir im Moment am meisten versprach. Nichts Schlimmes oder sonderlich spektakuläres, immerhin wollte ich ja danach immer noch in den Rahja-Tempel eingelassen werden. Eine einfache Nebelwand, die zeigte dass ich nicht nur wie eine Magierin aussah sondern auch eine war und den Gardisten hoffentlich als Warnung alle male genügen würde.
Aber ich spürte auch eine Bewegung bei den Menschen zu meiner Seite und als ich in diese Richtung schaute sah ich eine zweite Gruppe Gardisten, welche sich mir von hinten näherten.
Also doch keine Nebelwand, sondern etwas Wirkungsvolleres. Ich ließ Madas Kraft wieder aus der Matrix fließen und rief mir die Formel für Dunkelheit ins Gedächtnis. Nicht nur ein wenig schlechtere Sicht sondern gar keine Sicht würde meinen Standpunkt vielleicht eher verdeutlichen.
„Das wurde aber auch Zeit.“
„Freut euch nicht zu früh. In der ganzen Stadt sieht es aus wie hier. Aber wenn die Leute euch als Gardisten erkennen machen sie meist von alleine Platz. Aber rechnet trotzdem locker mit dem doppelten der Zeit bis ihr an der Wachstube seid. Besonderheiten?“
„Nicht wirklich. Die Geweihten haben die Leute ganz gut im Griff. Dann schauen wir mal das wir los kommen. Los Leute, Abmarsch zur Wache, Reihenformation.“
Die Gardisten hatten auf ihre Ablösung gewartet, die gerade gekommen war und ich war nur mehr oder weniger zufällig beinahe im Weg gestanden.
Das war alles gewesen.
Und deswegen hätte ich beinahe hier eine ausgewachsene Massenpanik verursacht.
Bei Hesinde, wo waren meine Gedanken gewesen?
Und war ich jetzt wirklich wieder Herrin über mich selber?
Bevor doch noch etwas passieren konnte das ich mit Sicherheit bereuen würde drängte ich mich förmlich nach vorne in Richtung Tempeltor, welches ich völlig ohne Probleme passieren konnte, auch wenn ich mir der mehr als nur fragenden Blicke durchaus bewusst war. Jetzt musste ich nur noch den Zugang zum eigentlichen Heiligtum finden, aber so sehr mein Blick auch suchte, ich fand nur den Vorhang von dem ich wusste dass dahinter der Gang zu den Waschbereichen war, welche für die rituelle Reinigung vorgesehen waren.
„Gelehrte Dame, entschuldigt, aber ihr müsst euch erst reinigen, bevor ihr die inneren Räume des Tempels der Göttin betreten dürft.“ Ich hatte die junge Geweihte, welche an meine Seite getreten war gar nicht gesehen, geschweige denn überhaupt bemerkt. Sie war ungefähr in meinem Alter, aber natürlich ihrer Berufung nach ungleich schöner als ich aber ihr lächeln wirkte offen und herzlich, während sie mit einer Hand einladend auf den Vorhang zeigte, welchen ich zu ignorieren gedacht hatte.
„Verzeiht, Lehrerin der Leidenschaft“ ich ging einfach davon aus, dass ich es mit einer Initiierten Geweihten zu tun hatte „aber ich wollte eigentlich, auch wenn diese Bitte vermutlich ungewöhnlich klingt, einfach nur ein wenig Zeit für mich im stillen Gebet zur Heiteren Göttin verbringen, dann rufen mich leider schon wieder Pflichten, und ich hoffte auf mehr Zeit für die Göttin selber als für ihre Riten, nicht dass ich diese gering schätzen würde. Wenn ihr diesem Wunsch, verständlicherweise nicht entsprechend könnt wäre ich auch für eine gewisse Zeit in einem ihr geweihten Schrein dankbar.“
Die Geweihte schaute mich an und lächelte immer noch, auch wenn ich nicht wusste wie ich das zu bewerten hatte.
Vielleicht sollte ich doch einmal Tela bezüglich der Unterschiede im Gesichtsausdruck von Menschen näher befragen und mir in dieser Hinsicht vielleicht doch einmal ein paar Grundlagen erläutern lassen. Ein weiterer Punkt auf meiner Liste der Dinge die ich irgendwann einmal machen wollte.
„Ihr habt Recht, euer Wunsch ist tatsächlich ungewöhnlich, aber dies sind auch ungewöhnliche Zeiten. Daher kann ich euch euren Wunsch zwar Grundsätzlich erfüllen, wenn ihr tatsächlich nur das stille Gebet zur Berauschenden sucht aber ich kann dies nur tun wenn ihr mir zumindest, auch wenn ihr auf die eigentliche Waschung verzichten wollt erlaubt euren Körper auf Makel jenseits des derischen zu prüfen und euch in dem Tempel angemessene Kleidung in das innere Heiligtum begebt.“
Ich wusste dass die Geweihte damit weder auf die Sauberkeit noch den allgemeinen Zustand meiner Robe anspielte, selbst der bestgekleidete Edelmann musste seine Kleidung nach der Waschung gegen eine leichte, rötliche Toga eintauschen, vor der Liebholden waren alle Menschen gleich und nicht die Kleidung bestimmte wer was darstellte.
Das sie meinen Körper kontrollieren wollte war ebenfalls keine Ungewöhnlichkeit und auch nicht der aktuellen Situation geschuldet, bei der rituellen Waschung waren zumindest immer auch Diener der Leidenschaft anwesend, wenn nicht gar eine Lehrerin der Leidenschaft selbst, welche die Körper der Gläubigen auf Makel prüften, die aber tatsächlich nicht von dieser Welt sein konnten, immerhin hatte ich auch schon Menschen mit fehlenden Gliedmaßen und anderen Verunstaltungen an ihren Körpern gesehen, die aber alle durch natürliche Einflüsse entstanden sein mochten und selbst wenn das Gliedmaß an ein dämonisches Wesen verloren gegangen war, so hatte dies dann doch keine weiteren, sichtbaren Spuren hinterlassen.
Daher stimmte ich der Lehrerin der Leidenschaft vor mir auch ohne weiteres zögern mit einem festen nicken zu und folgte ihr nun in den Umkleidebereich, welchen ich nach etlichen Minuten und einer rituellen Waschung in der erwarteten roten Toga wieder verließ.
Ich konnte noch nicht einmal sagen wie und was genau sie mit mir gemacht hatte, ich wusste nur, dass sie es getan hatte und ich hatte es zugelassen, aber das war nun nebensächlich, ich war dort, wo ich sein wollte, im Heiligtum des Rahja-Tempels und so suchte ich mir ein paar Kissen, machte es mir bequem, gab einem Lehrer der Leidenschaft nochmals dankend zu verstehen, dass ich wirklich gerne für mich alleine der Schönen Göttin im stillen Gebet näher kommen wollte, ein Wunsch den die beiden anderen anwesenden Gläubigen nicht teilten, und dann versank ich in Stiller Andacht in den Armen der Schönheit.
Aus welcher mich ein paar helle, blaue Augen zurückholten. Die Augen gehörten einem Lehrer der Leidenschaft, der ganz offensichtlich in seiner nahen Ahnenreihe ein Elternteil wusste welches einem der Waldmenschenstämme aus dem Süden angehört hatte. Daher waren die Augen und ihre Farbe umso ungewöhnlicher, aber sein Lächeln war für mich offen und herzlich.
„Ich habe von eurem sonderlichen Wunsch gehört, junge Dame.“ Der Mann vor mir hatte, ich konnte es nicht sagen wie viele Jahre seines Lebens schon hinter sich gebracht. Er hatte den Körper eines Mannes im Alter von Ghor oder Hakim aber die Augen eines Magisters, inklusive der kleinen Falten um diese. Daher hielt ich seine Anrede durchaus für angebracht. „Und ich habe mir erlaubt euch zu beobachten, zu betrachten, zu ergründen.“
Ich hatte etwas in dieser Art erwartet, daher senkte ich nur still den Kopf und sah, dass der Lehrer der Leidenschaft sich ebenfalls in bequemer Position mir gegenüber gesetzt hatte. Ich hatte sein kommen und Platz nehmen gar nicht bemerkt gehabt.
„Leider muss ich euch kundtun dass wir, so sehr euer Gesicht, euer Körper und eure Gestalt der Berauschenden Göttin wohlgefällig sind, nicht helfen können und ich muss eingestehen, dass dies mir Leid tut. Aber ich erkenne eine Innere und Äußere Stärke an euch, die euch in den kommenden Zeiten hilfreich sein wird. Aber erkennt auch eure Grenzen, die wenigsten Menschen können alleine zu wahrer Harmonie finden.“ Dann erhob sich der mir unbekannte Geweihte und verließ mich, nachdem er mir einen unendlich sanften Kuss auf die Wange gedrückt hatte.
Ein Kuss, der das kommende nicht besser machte und die sich mir nähernde Lehrerin der Leidenschaft, ich erkannte in ihr diejenige welche mich hereingeführt hatte, erkannte das wohl ebenfalls, den ihr lächeln verließ ihr hübsches Gesicht, als ich Aussprach, was ich dachte „Am liebsten würde ich einfach hier bleiben. Hier, innerhalb dieses Tempels. Am besten so lange, bis alles vorbei ist.“

Es kam zurück, ganz so wie ich es befürchtet hatte.
Es war nicht drängend, nicht zwingend, nicht aggressiv oder auch nur fordernd.
Aber es war da und es war ein Teil von mir.
Ich spürte es an der Art und Weise, wie mich die anderen anschauten, wie sie überlegten ob ich wirklich ein Teil von ihnen war oder eine Spionin der Gegenseite. Sollte man mich ignorieren, der Wache melden oder gleich an Ort und Stelle angreifen?
Ich spürte es an daran dass mein Blick immer wieder in den Abendhimmel gen Firun glitt, wo ich Kholak-Kai wusste, welches sich unaufhaltsam näherte.
Ich spürte es daran, dass ich mir die Frage stellte was genau meine Besuche in den Tempel und am Schrein des Firun nun eigentlich bewirkt hatten.
„Ich hatte meinen inneren Frieden.“ An den Blicken der Leute um mich herum erkannte ich dass ich wohl laut und vor allem, lauter als gedacht gesprochen hatte, und ich konnte spüren wie ich rot wurde. Na ja, vielleicht war ich ja doch einfach nur die Lynia die ich schon immer war und es war einfach nur die Angst vor dem kommenden die mich zurzeit so ein wenig anders sein ließ.
Oder vielleicht war es auch einfach die Wahrheit, dass ich gar nicht so richtig wusste warum genau ich jetzt eigentlich noch hier war.
Ich sah eine Gruppe Weißmagier im Gespräch vertieft. Offensichtlich eine paar Magister und frische Abgänger der beiden Akademien der Stadt, zumindest schienen mir die jüngeren noch nicht lange anerkannte Adepten zu sein, wenn sie es denn schon waren. Aber erfreulicherweise überwiegte der Anzahl der in Ehren ergrauten Magister deutlich, was ich für den morgigen Tag als gutes Zeichen bezüglich unserer Verteidigungsmöglichkeiten ansah.
Na also, ich dachte schon wieder im wir.
Einer der jüngeren Adepten zeigte auf mich und plötzlich schauten alle in meine Richtung.
Vermutlich würde mich einer von ihnen gleich erkennen, immerhin war ich ja auch in beiden Akademien das ein oder andere Mal zu Besuch gewesen und mich zu ihnen winken.
Aber es erfolgte kein Winken, nur ein paar lachende Gesichter, das waren die jüngeren und mehrere eher unerfreuliche Gesichter, das waren die älteren Magier.
Einer dieser, zumindest vom äußeren her handelte es sich um den ältesten von ihnen, auch wenn ich mich an sein Gesicht nicht erinnern konnte, kam auf mich zu. Mir fiel auf wie makellos sauber seine weiße Robe war, und sie erschien wie frisch aus dem Schrank genommen.
„Junge Dame.“ fuhr er mich laut und deutlich an und unweigerlich fühlte ich mich in meine Studienzeit zurückversetzt, woraufhin ich ebenso unweigerlich stocksteif stand. „Haltet ihr es wirklich für angemessen in solch einem Aufzug in diesen Zeiten durch diese Stadt zu laufen?“
Ich ahnte mehr als das mir wirklich bewusst wurde was der Magister vor mir, ich ging einfach davon aus dass er diesen Rang inne hatte, mir mit dieser Aussage unterstellte und daher hob ich, auch mehr aus Reflex als wirklich beabsichtigt meine rechte Hand hoch und hielt ihm die Handfläche mit meinem Gildensiegel entgegen. Aber mehr als einen flüchtigen Blick warf er nicht darauf, aber wohl genug um zu erkennen wo ich mein Studium absolviert hatte.
„Eine Graue aus Punin. Warum seid ihr nicht wie der ganze Rest von euch und viele andere sogenannte Collega einfach schnell wieder zurück in euren Elfenbeinturm abgereist als auf dem Konvent bekannt wurde das die dunklen Lande wieder marschieren, statt nun in einem Aufzug herumzulaufen welcher in einer dunklen Schreibstube vermutlich keinem Diener auffällt, hier aber nicht nur euch und eure Akademie sondern die ganze Magierschaft in Verruf bringt?“
Der Rest von uns war nach Punin abgereist?
Alle Collega aus Punin, welche ich gehofft hatte auf dem Konvent zu sehen sollten schon wieder weg sein?
Kraftlos und enttäuscht ließ ich meinen Arm und damit meine Hand mit dem Gildensiegel sinken. Ich bemerkte nur am Rand dass der Magister vor mir noch ein paar lautstarke, vom Klang her nicht sonderlich schmeichelnde Worte verkündete, bevor er demonstrativ seine Hand zu einer Ohrfeige hob, die ich, inzwischen auch mehr aus Reflex als aus freiem Willen Klaglos hinzunehmen dachte, aber er gönnte mir noch nicht einmal dies, sondern schüttelte schließlich nur den Kopf, ließ die Hand wieder sinken und ging zurück zu den seinen, ebenso wie allen Zuschauern, die stehen geblieben waren nun ebenfalls wieder eingefallen war wohin sie eigentlich unterwegs gewesen waren.
Mein Ziel, dass Haus der Kaiserlich Garethischen Informationsagentur in welchem meine Freunde und ich untergebracht waren fiel mir erst bedeutend später wieder ein, aber außer daran zu denken dass ein Großteil unserer Zunft und damit ihre Möglichkeiten zum Schutz dieser Stadt gar nicht mehr in der Stadt waren hatte ich die letzten Minuten nicht zustande gebracht.
Vielleicht hätte ich meine Zeit doch nicht in irgendwelchen Tempeln verschwenden sollen sondern an der Seite von Magister Stoerrebrandt versuchen sollen so viele der unsrigen für den Kampf zu gewinnen, wie eben möglich war. Meine persönlichen Berichte über Kholak-Kai und das Magnum Opus Widharcals wären für Magister Stoerrebrandts Sache sicherlich hilfreich gewesen.
„Bist du dir sicher?“

Wir standen auf einem Teil der Wehrmauer Gareths und schauten Richtung Firun.
Überraschendweise schafften es sogar Ghor und Hakim sich mit ihren Geschichten über ihre Heldentaten bei der Vorbereitung der Verteidigung der Stadt zurück zu halten und auch Tela war mit der Erläuterung des Sachstandes fertig und blickte nun still über die Mauer.
Mir kam zwar die Ruhe aber nicht der Ort gelegen.
Zu wenig Licht um vernünftig lesen zu können und allgemein war dieser Platz eh ungeeignet um sich näher mit einem Buch über Zwergensprachen zu beschäftigen. Und genau das wäre mir jetzt am liebsten, Zeit für mich und dieses Buch, denn die Sprache der Zwerge war etwas was mich interessierte, was mir etwas bedeutete, mit dem ich irgendwie etwas anfangen konnte, zumindest für mich selber.
Mit dieser Stadt konnte ich nichts anfangen, wie eigentlich mit keiner Stadt.
Ich war in einem Waldweiler in den wunderschönen Wäldern Nostrias aufgewachsen, mit so vielen Einwohnern insgesamt wie hier alleine in manchen Straßen wohnten.
Selbst in Punin hatte ich die Akademie nur verlassen wenn es absolut notwendig gewesen war, also meist um einen Tempel zu besuchen.
Da war es auch nicht erbaulich dass hier die Stadt des Lichtes beheimatet war. Die Heimat des größten, bekannten Tempel Aventuriens, die ich nicht betreten durfte, wenn die Umstände nicht ganz außergewöhnlich waren und den eigentlich Tempel der Sonne dürfte ich, weil ich ja mit Madas Fluch geschlagen war auf gar keinen Fall betreten.
Die Stadt die Hauptstadt eines Reiches war, welches Karten anfertigen ließ in denen Nostria noch nicht einmal vermerkt war. Die Fläche zwischen diesem Reich und den Ländern die sie den Thorwalern zuschrieben war eh meistens völlig falsch, weil beide Reiche zu viel Land eingetragen war oder wenn die Grenzen ungefähr passen könnten war der Freiraum immer nur mit dem Zeichen für Wald bedeckt, ohne einen eingetragenen Namen.
Ich war Ehrenritterin des herrschenden Geschlechts dieses Reiches, und war dafür mehrmals darüber belehrt worden dass es, zumindest für mich, nur ein Titel ohne sonstiges war, wieder weil ich von Madas Fluch geschlagen war.
Ich war von der Kaiserlich Garethischen Informationsagentur irgendwie vereinnahmt worden, weil ich Fähigkeiten hatte die diese benötigte.
Ich war tätig für eine Vereinigung von Edlen die ihre Mitmenschen beobachten ließ und über sie Akten anfertigte, die jeden Verdächtigte ein Feind des Reiches zu sein wenn er auch nur aus einem anderen Land kam und alle Magier die eine dunkle Robe oder nur einen Fleck auf ihrer Weißen Robe hatten als Potentielle Galottas ansah.
Ich war förmlich aus meiner Akademie weggelobt worden, die den größten Teil meines Lebens meine Heimat gewesen war und von dieser dann vergessen worden, zumindest hatte ich, trotz aller Berichte und des Geldes dass ich nach Punin geschickt hatte nie eine Antwort erhalten, obwohl ich bald sechs Monde lang in Gareth gelebt hatte, was ja nun wirklich nicht Kontinente von Punin entfernt war, und hatte das ebenfalls berichtet.
Ich hatte eine Großtante in Al´Anfa, die vor Geld ein Leben führen konnte von dem jeder meiner Collega nur träumen konnte und sie bot mir an dieses Leben zu leben und ich von Hesinde verlassene Idiotin hatte mich dagegen entschieden.
Stattdessen war ich an den Namenlosen Tagen in einem Wald herumgeirrt um einen Daimoniden zu fangen, auch wenn dieser zufällig Telas Mutter als Gefangene in sich herumgetragen hatte.
Tela, die… ich kam gerade nicht drauf, aber es schien nicht wichtig gewesen zu sein.
Ich wollte mich der Gerichtsbarkeit der heiligen Kirche des Praios anvertrauen und war weggeschickt worden, wie wenn meine Verfehlungen ihrer nicht würdig wären.
Ich war bei der Rettung eines Leichnams beinahe ums Leben gekommen, wie zur Bestätigung meiner Gedanken schmerzte meine Narbe auf dem Bauch, und hatte mich Rhazzazor entgegengestellt, und war als Dank ausgenutzt und halbherzig geehrt worden.
Ich hatte einen Greifen gerettet und als Dank ein wahrlich würdiges Geschenk erhalten, welches von der Kirche des Gottes, welcher genau diesen Greifen verdammt hatte eingefordert worden war wie wenn sie einen Anspruch darauf hätten.
Ich hatte mir das Bild des Endlosen Heerwurms mittels eines Memorans eingeprägt, ein Bild das ich nie mehr vergessen würde, für Informationen die niemanden interessiert hatten.
Ich hatte Rahastes gebannt und war bereit gewesen dafür mein Seelenheil zu geben nur um zu erkennen dass sich alle gewünscht hatten ich hätte es nie getan.
Ich hatte mir das Bild des Magnum Opus des Widharcal und seiner Folgen für Wehrheim mit einem Memorans eingeprägt um Informationen zu erhalten die niemanden interessierten, die ich aber ebenfalls nie mehr losbekommen würde.
Und nun stand ich hier und wartete auf den kommenden Tag an dem ich eine Stadt beschützen sollte, die sich nicht sicher war ob sie mich ertragen, erdulden, verjagen oder erschlagen sollte.
Ich wusste nicht exakt wie alt ich war oder wann genau überhaupt mein Geburtstag war.
Solche Feste waren bei uns im Waldweiler erst ab dem geheiligten Zwölften Lebensjahr begannen worden und als ich alles von meinen Leben vor Punin verloren hatte war ich noch weit von diesem Tag entfernt gewesen und es gab niemand mehr der mir hätte sagen können wann dieser Tag gewesen wäre. Ich wusste nur dass ich meinen zwanzigsten Tsatag inzwischen wohl hinter mir hatte, aber wohl von meinem fünfundzwanzigsten noch ein wenig entfernt war.
Ich war also, selbst für die Verhältnisse in meinem ehemaligen Weiler noch nicht so alt.
Ich hatte auch noch keine Familie, ja noch nicht einmal einen Mann den ich dafür in Betracht ziehen würde, geschweige denn die Kinder von diesem Mann.
Und nun stand ich hier und wusste noch nicht einmal ob ich den ersten Ingerimm des Jahres 1027 nach Bosparans Fall überhaupt noch erlebte, immerhin waren ja meine Freunde und ich wohl irgendwie in die Rolle der Auserwählten geraten, die dazu auserkoren waren Galotta und Kholak-Kai zu stoppen.
Nur leider konnte uns niemand sagen wie das gehen sollte, außer dass Galotta innerhalb Kholak-Kais in einem Raum der Rache saß.
„Ich weiß noch nicht einmal, warum ausgerechnet wir diejenigen sein sollen, die es überhaupt versuchen. Diese Stadt ist voller Helden und Magier, die schon länger Magie aktiv praktizieren als ich überhaupt auf Dere bin.“ Ich blickte in die Augen meiner Freunde, aber so wenig ich diese normalerweise lesen konnte, selbst mir war in diesem Augenblick bewusst dass diese nicht das dachten was ich gehofft hatte.
Nach oben Nach unten
 
Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung III
Nach oben 
Seite 1 von 1
 Ähnliche Themen
-
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung I
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung II
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Tage von Angst und Hoffnung IV
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen I
» Das Jahr des Feuers – Schlacht in den Wolken – Schlacht in den Wolken – Der Flug der Greifen II

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Das Schwarze Auge :: Die Abenteuer der Heldengruppe :: Lynias Zeit in der Gruppe-
Gehe zu: