Spielstil - direkte Dialoge

Hallo zusammen, mir ist aufgefallen, dass direkte Dialoge zwischen unseren Charakteren oder zwischen ihnen und Meisterpersonen immer noch einen sehr geringen Teil unserer Sessions ausmachen.

Ich finde es einerseits ziemlich schwer, aus meiner Haut in eine Rolle zu schlüpfen und zu schauspielern. Andererseits vermisse ich diesen Aspekt des Rollenspiels in unserer Gruppe. Ich habe in den seltenen Momenten, wo es uns gelingt, den Eindruck, dass unsere Charaktere damit an Tiefe gewinnen, mehr spontane Dinge passieren und die Abende mehr Spaß machen.

Daher wünsche ich mir mehr direkte Interaktion. Haltet Ihr das auch für ein erstrebenswertes Ziel, und wenn ja, was kann man tun, um es zu erreichen?

Wir hatten ja schon darüber gesprochen und ich hatte es ja auch offen am Tisch erwähnt, war dann aber etwas enttäuscht, dass es trotz Zustimmung nicht aufgegriffen wurde. Ich muss mich in der Regel etwas "schubsen", dann geht das aber schon wenn was zurück kommt.

Muss an dieser Stelle aber auch sagen, dass ich die letzten Wochen einfach noch immer beschissen schlafe und das sehr auf meine Laune drückt, weil ich ständig verspannt bin, Kopfschmerzen habe oder sau müde bin.

Vielleicht müssen wir uns einfach zukünftig gegenseitig "animieren und kontrollieren", wenn es uns wichtig ist. Und Schauspieler sind wir einfach nicht, müssen das ja aber auch nicht sein. Wir wissen ja, dass es in der Vergangenheit geklappt und Spaß gemacht hat und dass wir reale Personen sind und keine Schauspieler... somit "who cares?"... lasst uns das machen was Spaß macht

und da wir gerade dabei sind... mir ist dieses mal aufgefallen, dass momentan so ziemlich alle Aktionen im Spiel so aussehen: Tela wird harmlos oder unsichtbar, Tela lässt alle schlafen oder macht etwas, Tela fliegt davon, Situation vorbei.

Ohne angezogene Handbremse scheint mir das Verhältnis Verzauberungsmagie und Magieresisten bei DSA nicht zu stimmen. Dass soll jetzt nicht gegen dich oder Tela sein, Nils, es war ja alles zusammen so abgemacht und geplant und regelkonform, aber mir hat das am Samstag recht wenig Spaß gemacht, muss ich ganz offen sagen.

"Nein, dass hab ich mir nur gedacht. Natürlich würde ich das nicht sagen."

Lacht nicht, aber ich bin schon die ganze Zeit am überlegen, wie man einfach darstellen kann
dass jetzt der Charakter, in meinem Fall also Lynia spricht und nicht Huby, der Meister, eine Meisterperson oder so.
Ich hatte schon an andere Stimme oder Betonung / Dialekt gedacht, aber ich kenn mich, dass wird nicht klappen,
da spreche ich dann mit meiner Stimme und auf Schwäbisch.

Momentan hab ich, von der Idee Mützen aufzusetzen abgesehen, eigentlich nur die Idee mit dem Handzeichen, weil dass jeder von uns irgendwie
eine farbige Lampe bei sich hat und die anschaltet, wenn der Charakter spricht, ist glaub technisch ein wenig zu anspruchsvoll.

Es war zum Beispiel bei der Sache mit der Befreiung der Gräfin teils recht unübersichtlich, unglücklich.
Da reagiere ich als Lynia auf eine Aussage, aber dann war das nur eine gedankliche Überlegung,
was nicht schlecht ist. Natürlich macht es Sinn und ist ja auch ein Teil des Spieles, dass man sich mit den anderen über bestimmtes Vorgehen abspricht, aber dann müssen die anderen einfach die Chance haben zu wissen, sagt das der Charakter, oder ist das eine Regel- oder Charakterfrage im Sinne von "Kann / Darf ich das überhaupt regeltechnisch? Kann dein Charakter das? Du wolltest das doch mal lernen / verbessern, hast du das schon und kannst du das jetzt?" Das sind Dinge, die bekommen die Figuren ja eigentlich voneinander mit, aber wir Spieler halt eher weniger oder man hat es einfach wieder vergessen.

Daraus ergibt sich dann schnell eine unübersichtliche Situation, wann spricht der Spieler, wann der Charakter, worauf kann / soll ich wie reagieren, und soll ich das als Spieler oder Charakter?
Durch diese Unsicherheit wird dann auch der Reiz am Charakter ein wenig untergraben, kann es ja schnell passieren, dass einem Charakter eine Aussage in den Mund gelegt wird, die er so nicht sagen würde oder das etwas zutage kommt, was man nicht möchte,
wobei dieser Punkt eigentlich irrelevant sein sollte, immerhin wussten wir Jahrelang, dass Tela eine Hexe ist und haben es im Spiel trotzdem super gemacht.

Ansonsten vielleicht:
- Anfangen
- Annehmen
- Zulassen

Anfangen. Lynia geht es offensichtlich nicht gut. Sie versteckt sich, ist noch schweigsamer als fast noch am Anfang unserer Reise, lehnt Hilfe ab und möchte alleine sein. Mal einen kleinen Knuff in die Seite und das Angebot auf einen kleinen Spaziergang oder im Gasthaus, auch wenn das psychologisch vielleicht ein wenig unglücklich ist, mal vom Zimmer die Türe von innen verriegeln.
Annehmen. Coran bot die Gelegenheit dazu, da haben wir es auch ein wenig versucht. Natürlich fand mein Wunsch, mit Coran alleine zu sein keine Begeisterung, aber dann kann man ja sagen: "Lynia, ich glaube zuerst sollten wir mal ein paar Minuten alleine miteinander sein." Bei Gräfin Galahan, in dem Weiler, wo sie Tela den Zugang zum Weiler untersagt hat. Ich hab beschrieben wie die Gräfin aussieht und da es nicht vorgesehen ist und die Gräfin es von sich aus, sie ist seit 35 Jahren regierende Gräfin, vor ihrer Truppe auch nicht tun würde hat sie von sich aus auch auf einen Gesprächsanfang verzichtet, aber ihr hätte sicher ein Gespräch gut getan und sie sah ja auch so aus.
Zulassen. Natürlich wird Lynia sich nicht in einem Gasthaus in einem Zimmer offenbaren, wo wer weiß wie viele andere Menschen wie nahe sind, wo beständig jemand reinplatzen kann und ähnliches. Aber alle Bezüge in Richtung eines Lagers im Freien, wo eventuell immer noch die Gefahr besteht, dass unerwartet jemand dazu kommt, diese aber doch deutlich kleiner ist, eventuelle, lautere Reaktionen Eurerseits aber weniger Auffällig sein werden und mir die Möglichkeit zu einer unauffälligeren Abreise lassen würde.
Als wir dann nach über einer Woche eine Nacht im Freien verbracht haben hab ich (Lynia) mich auch nicht mehr getraut, weil ich (Lynia) dachte, irgendwie ging es bisher und anfänglich, wo ich mich noch getraut hätte wollte man nicht. (So sieht es halt Lynia.) Bei Königin Invher. Natürlich ist sie eine Königin und wir eigentlich nur Boten eines Kronprinzen, aber wir haben ihrer Schwester direkt und unmittelbar geholfen, haben dem Reich schon geholfen, wir kennen sie und wenn wir nicht alles verstehen was sie sagt, sie aber mit dem nötigen Respekt fragen, wir hatten trotz Kriegsrat eine Privataudienz, dann hätte sie uns das erklärt, geantwortet. OK, Staatskunst ist wirklich nicht jedem seins.

Fazit: Wir brauchen vielleicht wirklich einfach was, woran man erkennt dass der Charakter spricht.
Das hat den Unbestreitbaren Vorteil, dass man in dem Augenblick irgendwie einfach anders bei der Sache ist, weil man vom Charakter einfach irgendwie was anderes erwartet als vom Spieler und das macht das ganze dann natürlich einfach Interessanter.
Und es macht es einfacher, entsprechend darauf zu reagieren.
Spielerproblem = "Ja, geht, aber Probenzuschlag von..."
Charakterproblem = "Uh, dass klingt aber nicht gut. Ich selber kenn mich da jetzt auch nicht so gut aus, aber selbst ich verstehe, dass das sicher nicht einfach wird. Bist du wirklich so gut?"

Außerdem: Wir haben in der Geschichte schon so viele Dinge geändert, die beim Spiel eigentlich anders waren, man muss ja nicht jedes Charaktergespräch aufzeichnen um es später als Zitat in der Geschichte wiederzugeben. Meist reicht ja auch:
"Nun brauchte ich mich auch nicht mehr hinlegen, wenn ich den Stand der Sterne richtig deutete. In geraumer Zeit würde meine Wachschicht beginnen. Aber, bei Travia und ihren Geschwistern, für das Gespräch, dass hinter mir lag hätte ich auch meine ganze Nacht geopfert und wenn ich gewusst hätte, dass es meine Gefährten, nein, dass es meine Freunde so aufnehmen würden, dann hätte ich mich nicht wochenlang damit rumgeplagt sondern mich ihnen gleich offenbart.
Wir hatten uns bestimmt über zwei oder gar drei Stunden hinweg unterhalten.
Gut, gesprochen hatten meist die anderen, aber ich war ihnen keine Antwort oder Aussage Schuldig geblieben und sie hatten es akzeptiert, sogar angenommen und sich Einzeln dazu bekannt, dass sich dadurch nichts ändern würde.
Einschließlich der Anzüglichen Kommentare der Männer.
Ich blickte nochmals in Ruhe zu jedem und beobachtete sie dabei, wie sie sich für die Nacht richteten.
Ein Dolch im Schlafsack? Ghor hatte immer einen Dolch im Schlafsack.
Hakim geht weg? Hakim ging jedes mal, bevor er in sein Lager schlüpfte nochmal hinter einen Baum.
Tela auf dem blanken Boden neben ihrem Lager bei irgendwas? Tela suchte jeden Abend nochmals den Kontakt zu Sumu und tat es immer auf ihre eigene Art und Weise.
Grauschnauz weg? Natürlich. Es war Nacht und er war ein Kater. Es würde mich nicht wundern, wenn er mir später noch ein paar Nüsse oder Beeren bringen würde. Die Beeren zwar gematscht, aber der Wille zählte und es war auf alle Fälle besser als eine noch zuckende Maus.
Nein, es hatte sich wirklich nichts gegenüber dem was vor wenigen Stunden noch war geändert.
Das erinnerte mich daran, dass ich vielleicht noch meine Umhängetasche mit meinem Buch holen sollte, bevor wirklich alle schliefen. Bei dem Pech, dass ich seit Gareth immer hatte trat ich sonst bestimmt wieder auf dem Weg diese zu holen auf einen Ast und dann wären wieder alle Wach. Das würde nur solange anhalten, bis ich ihnen erklärt hätte, dass ich, mal wieder, auf einen Ast getreten war, dann würde es wieder ein paar scherzhafte Kommentare geben und dann würden wieder alle schlafen.
Aber heute hatten sie es sich verdient, einfach durchschlafen zu dürfen."

Und selbst wenn man das ein oder andere Zitat verwendet und das dann falsch schreibt, dann kann man das ändern, aber meistens geht es ja eh eher um den Sinn der Aussage und nicht ihren Wortlaut,
also brauchen wir auch nicht Angst haben, als Charakter etwas zu sagen und später in der Geschichte kommt etwas völlig falsches dabei raus.

Daher: "Mut zur Lücke und Hand hoch, damit man weiß, jetzt versucht es wieder einer und auch wenn das, was da dabei raus kommt vielleicht nicht immer Rhetorische oder Geistige Höchstleistungen sind, Interessant und manchmal auch Lustig ist es allemal!"

Ich glaub jetzt nicht, dass wir uns ein Häubchen auf den Kopf ziehen müssen um Spaß am Rollenspiel zu haben. Ich denke sogar, es lässt sich auf recht wenig reduieren. Einfach den Mut zu haben in die Rolle zu schlüpfen und los zu babbeln. Wir haben es früher geschafft und wir werden es wieder tun. Wir sind zusammen um Spaß zu haben und manchmal gelingt es besser und manchmal schlechter den Heldne darzustellen. Und es muss uns auch immer bewusst sein... es ist ein Spiel und wir sind alle erwachsen genug um zu sagen "da hab ich jetzt aber ganz schönen Bockmist erzählt oder eigentlich wollte ich das ganz anders machen"... und man hat dann ja auch später im Forum noch mal die Möglichkeit, bzw. mir ist es lieber, wir spielen so und sagen das ein oder andere mal "oh moment... ich glaube ich hätte das doch ganz anders gesagt, können wir "die Szene noch mal drehen?", anstatt nur Statisten zu sein und uns berieseln zu lassen.

Freut mich! Ich halte fest:


Wir drei wollen mehr direkte Dialoge (und Olli/Hakim auf meine Nachfrage soeben auch) - also wir alle.

Der beste Weg dahin ist, sich ein Herz zu fassen und einen direkten Dialog zu starten.

Von meiner Seite wäre dann noch anzumerken, dass es dann wichtig ist, dass die drei anderen den Ball aufnehmen und mitspielen.


Von mir aus können wir das so stehen lassen bis zur nächsten Session. Aber wir könne auch gerne noch weitere Vorschläge zur Umsetzung sammeln.

CU Nils

Wie wäre es, wenn wir uns einfach mal vornehmen, beim nächsten mal nur als Helden zu sprechen? Natürlich nicht was man denkt oder diskutiert oder laut überlegt... aber sonst generell einfach alle Gespräch und Handlungen als Held von sich gibt?

Liest sich gut.
So, sollten wir es mal versuchen.
Ich bin dabei.