Das Schwarze Auge
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Das Schwarze Auge

Die Abenteuer von Hakim, Lynia, Tela und Ghor
 
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 Tage des Leids – 2. Ingerimm, Teil 13: Die Helden der Bühne

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Tela Reisigritt
Erzmagus
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BeitragThema: Tage des Leids – 2. Ingerimm, Teil 13: Die Helden der Bühne   Tage des Leids – 2. Ingerimm, Teil 13: Die Helden der Bühne EmptySo Nov 09, 2014 1:32 am

Stirnrunzelnd las sie das Pergament, das Ghor an sie weitergereicht hatte, laut vor: „Der Fuchs flüstert, ihr habt ein Auge verloren. Werdet nach Sonnenuntergang Helden der Bühne.“ Ghor hatte noch halbherzig versucht, den dreckigen Burschen am Kragen zu packen, der ihnen den Zettel höflich überreicht und sich dann überstürzt davongemacht hatte, doch war ihm wohl genau wie Tela klar, dass er nur ein Laufbursche war.

Das gefiel ihr garnicht. Wer wusste von ihrer Suche nach dem Auge des Morgens? Ware die Tobrier bereits auf ihren Fersen? Und wie hatte man sie gefunden? Verstohlen blickte sie sich um, aber musste einsehen, dass es unmöglich sein würde, im allgemeinen Chaos einen Beschatter auszumachen. Ghor schien ähnlich gedacht zu haben und murmelte vor sich hin: „Wann bei den Niederhöllen haben sie uns besch…“ „Helden der Bühne, das können sie haben!“, rief Hakim aus, „und dann werden wir sehen, wer hier ein Auge verloren hat!“ Ghor und Tela schauten sich an. „Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Aber wir sollten uns den Ort vorher einmal ansehen, am besten mit Grauschnauz‘ Hilfe.“

In dunkle Umhänge gekleidet trafen sie sich zwei Stunden vor Sonnenuntergang in einem kleinen Waldstück in der Nähe des großen Freilichttheaters. Sie hatte sich zuvor getrennt, um eine Beschattung zu erschweren, und Grauschnauz hatte ihren Treffpunkt ausgekundschaftet und für sicher befunden. Die Argrimothsche Verwüstung hatte diesen Stadtteil weitegehend verschont, so dass sich die Gefährten allesamt ein wenig in die Vergangenheit versetzt fühlten, als Gareth noch eine blühende Metropole war. Lediglich die menschenleeren Straßen zeugten vom Unheil in der restlichen Stadt.

Ghor schien in seinem Element. In knappen Worten erklärte er, wie die Tobrier wahrscheinlich vorgehen würden, wenn sie nicht ganz auf den Kopf gefallen wären – was bei einer der etablierten Untergrundorganisationen Gareths nicht anzunehmen war. Als sie sich eine halbe Stunde später wieder trafen, hatten sie tatsächlich bereits fünf von ihnen ausgeschaltet, die sich in den Rängen und auf den Emporen verborgen gehalten hatten, um die Bühne mit Fernwaffen zu kontrollieren. Tela hatte zwei von ihnen in tiefen Schlaf fallen lassen, denn sie war sich nicht sicher, ob sie in einer körperlichen Auseinandersetzung nicht den Kürzeren gezogen und ihnen die Gelegenheit zum Alarm gegeben hätte.

„Sie haben es mit den ‚Helden von Gareth‘ zu tun, das hat sie wohl vorsichtig werden lassen. Aber sie werden ihre Leute nicht für soetwas sinnlos verheizen, denn die Geschäfte müssen weiterlaufen. Es würde mich wundern, wenn jetzt noch mehr als zehn übrig sind, die Anführer eingeschlossen. Aber sie werden alle schmutzigen Tricks anwenden, die sie kennen, insbesondere, wenns brenzlig wird. Bleibt zu hoffen, dass sie keinen Magier haben…“. Alles klang so plausibel, dass sich Tela wunderte, was genau Ghor in seiner Zeit in Al’Anfa gemacht hatte, dass er sich in diesen Dingen so gut auskannte. Mit einem Klaps verabschiedete sie Grauschnauz auf das Dach der Arena, bevor sie sich in Bewegung setzten. Die Sonnenstrahlen erreichten ein letztes Mal die Wipfel der Pappeln und den steinernen Rand der Theaterwälle, dann verlor die Welt ihre leuchtenden Farben.

Ifirnia erwartete sie bereits. Breitbenig zeichnete sich ihre sehnige Gestalt vor dem Hintergrund des Bühnenbildes ab. Neben ihr standen zwei kräftige Kerle, die Hände an den Schwertknäufen. Tela schloss die Augen und ließ Mutter Sumus Kräfte fließen. Als sie sie wieder öffnete, sah sie deutlich, dass noch zwei weitere Schergen im Hintergrund lauerten.

„Ifirnia von Mundbach, wenn‘s beliebt. Ihr seid also die Schweine, die meine Stadt nach „dem Auge“ durchwühlen?“ Tela zuckte zurück, soviel Drohung und Häme lag in ihrem Tonfall. Sie verstand nun, warum diese Frau die Anführerin der Tobrier war – man fühlte sich unweigerlich klein ihr gegenüber. Doch der Moment verging, denn verglichen mit Hanni, der alten Heidruna oder selbst ihrer Lehrmeisterin hier in Gareth war Ifirnia nichts Besonderes. Sie straffte sich und blickte der glatzköpfigen Frau ins Gesicht. „Deine Stadt, Ifirnia“ – Tela benutzte absichtlich ihren Vornamen, als sie sich auf die Bühne hochwuchtete, „darüber müssen wir uns einmal näher unterhalten!“. „Später einmal, Liebchen, in einen andere Leben…“ spottete die Anführerin und trat zwischen ihren bedrohlich näherkommenden Schwergen in die dunkle Tiefe der Bühne zurück. Vier gegen zwei, das ist ja fast unfair, wenn die zwei Hakim und Ghor sind, dachte Tela, als sie der Frau nachsetzte.

Über ihr rasselte eine Rolle, und im selben Moment hob Ifirnia vor ihren Augen ab, die gut 20 Meter in den Bühnenboden in wenigen Sekunden zurücklegend. Es war eine simple Falle, nicht mehr – Tela war fast enttäuscht, dass es nur darum ging, sie auszuschalten. Sie seufzte – das würde noch schwierig werden! Sie benötigte nur einen kurzen Moment der Konzentration, dann setzte sie Ifirnia im Schutz der Bildrequisite auf den Bühnenboden nach. Mit gezogenem Dolch kam sie vor der verblüfften Anführerin auf einer der Traversen zu stehen. „Du!“ schlug es Tela mit heiserer Stimme entgegen, „wohl eine verkappte Akrobatin! Das wird mich auch nicht aufhalten! Verrecke!“ Sie gab der Traverse einen Tritt, den Tela allerdings mühelos ausbalancieren konnte.

„Ifirnia!“ Tela begann, Sumus Kraft in die Worte zu legen, „so sei doch nicht so! Nach all der Zeit…“

„Tsk. Schnauze. Es gibt keine ‚Zeit‘. Was soll das?“

Tela zog die Worte durch ihre Magie wie Fäden durch Honig „Mensch, Ifirnia, wir haben uns einmal so gut verstanden. Wie konnte es soweit kommen!“

„Was? Wir haben uns nie… Also, und wenn schon! Diese Zeiten sind rum! Andere Geschäfte, andere Partner“

„Es war mehr als eine Geschäftspartnerschaft, das weißt Du!“ Tela Stimme klang verletzt. „Es war vielleicht keine Freundschaft, dafür führen wir beide nicht das Leben, dass so etwas Bestand haben könnte, aber dass es so endet, das hat es auch nicht verdient.“ Sie merkte, wie ihr Gegenüber mit sich rang. „Lass den Rest kämpfen, Du hast ja eh gewonnen! Komm, lass uns vernünftig miteinander reden, der alten Zeiten wegen.“

„Dass wir uns ausgerechnet hier wiedersehen, in dieser beschissenen Situation…“ Ifirnias Stimme verklang in einem gepressten Murmeln.

„Das hast Du Dir selbst zuzuschreiben. Waren Dir die Raubzüge nicht mehr genug? Schau dich um, die Stadt steht Dir offen! Musstest Du trotzdem unbedingt den alten von Luring umbringen? Einen Mann von dem Kaliber, von der Wichtigkeit. Da bist Du zu weit gegangen!“

„Ich… Luring war ein Unfall! Zylva hat ihn kaltgemacht. Ich hätte fast gekotzt. Irgendeine Geschichte aus ihrer Vergangenheit, von der ich nichts wusste. Scheiße! Am liebsten hätte ich sie gleich hinterhergeschickt, aber gute Leute sind rar in diesen schlechten Zeiten…“

„Hoffentlich hat Euch der Stutzer nicht gesehen, dieser Almadaner Heini. Er war doch auch da, oder?“

„Ja, da war der, aber der war schnell weggetreten. So wollten wir es ursprünglich auch bei Luring machen. Eins auf die Nuss, und gut. Scheiße ja, Zylva hats vermasselt, und keiner ist stolz drauf.“

„Unserer alten Freundschaft zu liebe sage ich Dir was, Ifirnia. Auch wenn SIE jetzt wichtigeres zu tun haben: sobald hier wieder ein wenig Ordnung eingekehrt ist, wird man Dich jagen. Und wenn es zehnmal Zylva war, man wird dich gleich mithängen, bei allem was Du sonst auf dem Kerbholz hast. Die werden keine Gnade mit denen kennen, die an den offenen Wunden der gefallenen Stadt saugen. Im Rat herrscht ein anderer Ton, seit der dicke Karfenck weg ist. Und seine Speichellecker, allesamt korrupt oder erpressbar. Die Neuen machen kurzen Prozess mit Leuten wie Euch, damit ihr gar keine Zeit mehr habt, wieder nach oben zu kommen. Und mit dem Kopf fangen sie an.“ Tela machte eine Pause. „Vielleicht kann ich ein gutes Wort einlegen, um der alten Zeiten willen… Aber dann muss ich wissen, was hier gespielt wird.

Ifirnia schwieg. Sie schien mit sich zu ringen.

„Sei kein Dummkopf, Ifirnia. Ich kann dir nicht versprechen, dass man die Anklage fallen lässt, aber ich kann dir helfen, soviel Zeit zu gewinnen, dass sie dich erstmal in Ruhe lassen bis du dich wieder berappelt hast und genug der neuen Ratsherren an den Eiern. Aber das passiert nicht umsonst, alte Freundin, alles hat seinen Preis. Pass auf, hier ist das Geschäft: du erzählst mir in den nächsten zwei Minuten alles, was passiert ist, angefangen mit dem Namen deines Auftraggebers. Dir kann es egal sein, du hast dein Geld und deinen Spaß gehabt, und wenn Du es jetzt nicht vermasselst, wartet draußen eine Zukunft auf dich, wenn du das Theater hier verlässt.“

„Scheiße, um der alten Zeiten willen, und weil ich keinen Bock habe, dass man mir die Sache mit Luring anhängt. Der Auftrag kam von so einem Stutzer names Falkenhag, genau, Orsinio von Falkenhag. Der war scharf auf das Auge, und auf den Ring. Noch in der Nacht nach dem großen Unglück ist der zu mir gekommen und hat mit einem Sack voll Dukaten gewunken…“ Und Ifirnia plauderte...
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